Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 9. Mai 1920.9. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Aus Vorträgen und Vereinen China und die deutsche Industrie. Am Mittwoch, den 21. April sprach in der technischen Hoch- Vortragender führte aus, daß Eifersucht Englands, nicht Für Deutschland bedeutet die Industriealisierung Chinas Die wirtschastliche Orientierung Deutschlands nach Osten Herr Professor Mattschos wies auf die neuen und weiten Herr Geh. Regierungsrat Prof. Romberg, der Vorsitzende Der Volksbund für Kunst und Theater. Dem Niedergange unserer geistig-sittlichen Kultur muß die Die Notwendigkeit, des Einflusses der geistigen Werke sich zu Angesichts dieser Gefahr war schnelles Vorbeugen not- Der Zweck des "Volksbundes" ist, alle Kunst, vorab die Möchte es dem "Volksbunde", dessen Gründung nur begrüßt Von unseren Hochschulen Am 5. Mai feierte Geh. Hofrat Dr. Ludwig Bur- Am 30. April vollendete der ordentliche Professor für In Münster i. W. starb der langjährige Vertreter der *) Alles Nähere erfährt man durch die Geschäftsstelle des
Volksbundes für Kunst und Theater, München, Marienplatz 17. 9. Mai 1920 Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Aus Vorträgen und Vereinen China und die deutſche Induſtrie. Am Mittwoch, den 21. April ſprach in der techniſchen Hoch- Vortragender führte aus, daß Eiferſucht Englands, nicht Für Deutſchland bedeutet die Induſtriealiſierung Chinas Die wirtſchaſtliche Orientierung Deutſchlands nach Oſten Herr Profeſſor Mattſchos wies auf die neuen und weiten Herr Geh. Regierungsrat Prof. Romberg, der Vorſitzende Der Volksbund für Kunſt und Theater. Dem Niedergange unſerer geiſtig-ſittlichen Kultur muß die Die Notwendigkeit, des Einfluſſes der geiſtigen Werke ſich zu Angeſichts dieſer Gefahr war ſchnelles Vorbeugen not- Der Zweck des „Volksbundes“ iſt, alle Kunſt, vorab die Möchte es dem „Volksbunde“, deſſen Gründung nur begrüßt Von unſeren Hochſchulen Am 5. Mai feierte Geh. Hofrat Dr. Ludwig Bur- Am 30. April vollendete der ordentliche Profeſſor für In Münſter i. W. ſtarb der langjährige Vertreter der *) Alles Nähere erfährt man durch die Geſchäftsſtelle des
Volksbundes für Kunſt und Theater, München, Marienplatz 17. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <pb facs="#f0009" n="179"/> <fw place="top" type="header">9. Mai 1920 <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus Vorträgen und Vereinen</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>China und die deutſche Induſtrie.</head><lb/> <p>Am Mittwoch, den 21. April ſprach in der techniſchen Hoch-<lb/> ſchule im Berliner Bezirksverein des Vereins deutſcher Inge-<lb/> nieure Herr M. Th. <hi rendition="#g">Strewe</hi> über die Induſtrialiſierung Thinas<lb/> und ihre Bedeutung für den wirtſchaftlichen Wiederaufban<lb/> Deutſchlands.</p><lb/> <p>Vortragender führte aus, daß Eiferſucht Englands, nicht<lb/> Chinas Wille die deutſche Handelsorganiſation in China zerſtöri<lb/> habe. Trotzdem wird bei der jetzt mit Macht einſetzenden In-<lb/> duſtrialiſierung Thinas deutſche techniſche Intelligenz und tätige<lb/> Mitarbeit deutſcher Induſtrie ihren gebührenden Platz ſinden.<lb/> China, wie alle Völker Aſiens, iſt nach wie vor von dem Hoch-<lb/> ſtand deutſcher Technik und der wiederkehrenden Leiſtungsfähig-<lb/> keit deutſcher Induſtrie und deutſcher Arbeit überzeugt. China<lb/> erkennt ferner, daß ſeine eigenen Intereſſen die Mitarbeit der<lb/> Deutſchen fordern. Alle Vorbedingungen für eine ſchnelle Indu-<lb/> ſtrialiſierung in großem Stil ſind in China gegeben. Das Land<lb/> bietet eine Fülle wichtiger Rohſtoffe, hat ein unbegrenztes<lb/> Arbeitermaterial und einen ſtets aufnahmebereiten, unbeſchränk-<lb/> ten Abſatzmarkt. Chinas Kapitalkraft hat ſich infolge des hohen<lb/> Silberkurſes bedeutend erhöht. Der Reichtum der Auslands-<lb/> chineſen und die Eiferſucht des internationalen Kapitals ſind<lb/> weitere wichtige Faktoren für die Löſung der Kapitaliſierungs-<lb/> frage in China.</p><lb/> <p>Für Deutſchland bedeutet die Induſtriealiſierung Chinas<lb/> eine heute bei begrenztem Weltmarkt höchſt wichtige Abſatzmög-<lb/> lichkeit ſeiner Fabrikate, Apparate und Maſchinen. Der deut-<lb/> ſchen techniſchen Intelligenz wird ein neuer Weg ins Ausland<lb/> geöffnet. Die Zufuhr an Nahrungsmitteln und der wichtigſten<lb/> Rohſtoffe für Deutſchland erleichtert. 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Der chineſiſche Verband, der auch die erſte<lb/> deutſche techniſch-wirtſchaftliche Zeitſchrift von China heraus-<lb/> gegeben hat, habe ſich den Dank der deutſchen Technik und In-<lb/> duſtrie für ſeine, auch während des Krieges durchgeführte ener-<lb/> giſche Propagandatätigkeit im fernen Oſten verdient.</p><lb/> <p>Herr Geh. Regierungsrat Prof. Romberg, der Vorſitzende<lb/> des Berliner Bezirksvereins deutſcher Ingenieure, dankte Herrn<lb/> Strewe für die intereſſanten Ausführungen und erklärte, daß die<lb/> wichtigen Anregungen in den techniſchen und induſtriellen Ver-<lb/> bänden ernſte Beachtung finden würden.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Volksbund für Kunſt und Theater.</hi> </head><lb/> <p>Dem Niedergange unſerer geiſtig-ſittlichen Kultur muß die<lb/> Wiedererhebung folgen; Verflachung, Materialismus dürfen<lb/> nicht die Herrſchaft behalten. Sie dürfen es nicht und werden<lb/> es auch nicht. Denn allen traurigen Erſcheinungen der gegen-<lb/> wärtigen Verwirrung zum Trotze: unſere Ideale, die Ideale<lb/> guter, alter, deutſcher, chriſtlicher Lebensauffaſſung ſind<lb/> nicht tot, ſondern nur verſchüttet, ſie laſſen ſich wieder<lb/> ausgraben und das iſt nicht einmal ſchwer, weil jene<lb/> Verirrung zum erklecklichen Teile nur künſtlich gemacht<lb/> worden iſt, und die Trümmer bisher nur eine dünne<lb/> Schicht bilden. Aber dennoch läßt ſich dieſe nicht ohne Auf-<lb/> wand an Kraft beſeitigen. Der gute Wille allein, ſelbſt wenn<lb/> er ſich in eifrigen Worten Luft macht, hilſt nichts, ſo wenig als<lb/> die äußere Geberde. Die Kraft muß da ſein, von innen heraus<lb/> muß ſie kommen und in zweckbewußter, aufopfernder Tat ſich<lb/> bewähren. Nur ſo laſſen die chriſtlich deutſchen Ideale ſich<lb/> retten und mit ihnen und durch ſie die Zukunft unſexes deutſchen<lb/> Volkes. Und zwar ſamt der idealen auch die materielle.</p><lb/> <p>Die Notwendigkeit, des Einfluſſes der geiſtigen Werke ſich zu<lb/> verſichern, durch ſie die Macht der Zukunft zu gewinnen, iſt<lb/> auch jenen wohl bekannt, die der chriſtlichen wie der deutſchen<lb/> Lebensauffaſſung fremd gegenüberſtehen. So hat ſich vor einiger<lb/> Zeit in München eine von ſozialiſtiſcher Seite gegründete Unter-<lb/> nehmung gebildet, genannt „Volksbühne“. Ihr Programm<lb/> ſchien ſo einleuchtend, ſo kultuxförderlich, daß ſie in kurzer Zeit<lb/> an die 20,000 Mitglieder erwarb, darunter ſehr viele, die mit<lb/> der Sozialdemokratie, ihren Ideen und Zielen durchaus nichts<lb/> zu tun haben, wohl aber in dringende Gefahr geraten, in der<lb/> Feſtigkeit ihrer chriſtlichen und deutſchen Anſchauungen wan-<lb/> kend zu werden.</p><lb/> <cb/> <p>Angeſichts dieſer Gefahr war ſchnelles Vorbeugen not-<lb/> wendig, und ſo wurde im Januar in München unter Führung<lb/> von Dr. Johannes Eckardt eine Ortsgruppe des Bühnenwerk-<lb/> bundes Frankfurt a. M. gegründet unter dem Namen „Volks-<lb/> bund für Kunſt und Theater, München.“ Es war eine erlöſende<lb/> Tat, auf die weite Kreiſe nur gewartet hatten. Das zeigt der<lb/> Erfolg, der ſofort eintrat: der „Volksbund“ hat in den Wochen,<lb/> ſeines Beſtehens in München ſchon nicht weniger als 4500 ein-<lb/> zelne und 50,000 körperſchaftliche Mitglieder erworben!</p><lb/> <p>Der Zweck des „Volksbundes“ iſt, alle Kunſt, vorab die<lb/> des Theaters, in chriſtlich-deutſchem Sinne zu fördern, konfeſ-<lb/> ſionelle Schranken exiſtieren dabei nicht, der „Volksbund“ iſt<lb/> für Katholiken und Proteſtanten da. Er will die minderbemit-<lb/> telten Theaterbeſucher organiſieren, ihnen Schauſpiel und Oper<lb/> zu billigſten Preiſen zugänglich machen. Für den monatlichen<lb/> Beitrag von Z Mark hat jedes Mitglied den Anſpruch, monatlich<lb/> einmal auf beſtem Platze ein Schauſpiel oder eine Oper ge-<lb/> nießen zu können. Der Beitritt zum „Volksbunde“ koſtet<lb/> außerdem eine einmalige Aufnahmegebühr von 1 Mark. Außer<lb/> Theaterdarbietungen werden Konzerte, Rezitationsabende, Vor-<lb/> träge, Einführungen in die bildende Kunſt geliefert, einwand-<lb/> freie künſtleriſche Kinovorſtellungen zugänglich gemacht, den dem<lb/> „Volksbunde“ angeſchloſſenen Vereinen Künſtler und Redner<lb/> ſür Vorträge und andere Veranſtaltungen vermittelt. Nur beſte<lb/> Kräfte kommen in Betracht. Drei Ausſchüſſe ſorgen für die Ver-<lb/> waltung aller dieſer Dinge: einer für Literatur und Schauſpiel<lb/> unter Leitung von Dr. Eckardt, einer für Konzert und Oper<lb/> unter Dr. Ludwig Fiſcher, einer für bildende Kunſt unter Dr.<lb/> Georg Lill. Monatliche Mitteilungen erſcheinen koſtenlos; ſie<lb/> ſind zur grundſätzlichen Aufklärung der Mitglieder beſtimmt.<lb/> Der „Volksbund“ ſteht in enger Verbindung mit den für ſeine<lb/> Zwecke und Abſichten wichtigſten Stellen, den Miniſterien, der<lb/> Münchener Stadtverwaltung, der Intendanz des National-<lb/> theaters, er hat bei ſeinem Beſtreben, zur Sozialiſierung des<lb/> Theaterbeſuches die Teilnahme aller chriſtlich-deutſchen Volks-<lb/> teile zu erwecken, die geſamte bürgerliche Preſſe auf ſeiner Seite.</p><lb/> <p>Möchte es dem „Volksbunde“, deſſen Gründung nur begrüßt<lb/> werden kann, beſchieden ſein, bald einen ſolchen Umfang und<lb/> damit ſolche Bedeutung zu gewinnen, daß er entſcheidenden Ein-<lb/> fluß auf die Spielpläne der Theater, auf die Bekämpfung des<lb/> Cliquenweſens, wie der Schäden der Tagesmode auf allen Ge-<lb/> bieten der Kunſt ausüben und ſo zur Heilung und Hebung un-<lb/> ſerer chriſtlichen deutſchen Kultur Weſentlichſtes beitragen kann.<lb/> Darum iſt auch zu wünſchen, daß dieſe Gründung für andere<lb/> Städte in Deutſchland und Oeſterreich vorbildlich ſein und baldige<lb/> kräftige Nachfolge finden möge.<note place="foot" n="*)">Alles Nähere erfährt man durch die Geſchäftsſtelle des<lb/> Volksbundes für Kunſt und Theater, München, Marienplatz 17.</note></p><lb/> <byline>Dr. O. 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9. Mai 1920 Allgemeine Zeitung
Aus Vorträgen und Vereinen
China und die deutſche Induſtrie.
Am Mittwoch, den 21. April ſprach in der techniſchen Hoch-
ſchule im Berliner Bezirksverein des Vereins deutſcher Inge-
nieure Herr M. Th. Strewe über die Induſtrialiſierung Thinas
und ihre Bedeutung für den wirtſchaftlichen Wiederaufban
Deutſchlands.
Vortragender führte aus, daß Eiferſucht Englands, nicht
Chinas Wille die deutſche Handelsorganiſation in China zerſtöri
habe. Trotzdem wird bei der jetzt mit Macht einſetzenden In-
duſtrialiſierung Thinas deutſche techniſche Intelligenz und tätige
Mitarbeit deutſcher Induſtrie ihren gebührenden Platz ſinden.
China, wie alle Völker Aſiens, iſt nach wie vor von dem Hoch-
ſtand deutſcher Technik und der wiederkehrenden Leiſtungsfähig-
keit deutſcher Induſtrie und deutſcher Arbeit überzeugt. China
erkennt ferner, daß ſeine eigenen Intereſſen die Mitarbeit der
Deutſchen fordern. Alle Vorbedingungen für eine ſchnelle Indu-
ſtrialiſierung in großem Stil ſind in China gegeben. Das Land
bietet eine Fülle wichtiger Rohſtoffe, hat ein unbegrenztes
Arbeitermaterial und einen ſtets aufnahmebereiten, unbeſchränk-
ten Abſatzmarkt. Chinas Kapitalkraft hat ſich infolge des hohen
Silberkurſes bedeutend erhöht. Der Reichtum der Auslands-
chineſen und die Eiferſucht des internationalen Kapitals ſind
weitere wichtige Faktoren für die Löſung der Kapitaliſierungs-
frage in China.
Für Deutſchland bedeutet die Induſtriealiſierung Chinas
eine heute bei begrenztem Weltmarkt höchſt wichtige Abſatzmög-
lichkeit ſeiner Fabrikate, Apparate und Maſchinen. Der deut-
ſchen techniſchen Intelligenz wird ein neuer Weg ins Ausland
geöffnet. Die Zufuhr an Nahrungsmitteln und der wichtigſten
Rohſtoffe für Deutſchland erleichtert. Endlich öffnet ſich Neuland
für den deutſchen Unternehmungsgeiſt, der zurzeit durch den
Friedensvertrag ſtark beſchränkt wird.
Die wirtſchaſtliche Orientierung Deutſchlands nach Oſten
und Einſtellung ſeiner in Umformung begriffenen Induſtrie auf
den zukunftsreichen chineſiſchen Markt iſt unbedingt erforderlich.
Herr Profeſſor Mattſchos wies auf die neuen und weiten
Perſpektiven hin, die die Ausführungen des Vortragenden der
deutſchen Induſtrie und Technik im fernen Oſten öffneten. Er
begrüßte die anweſenden Mitglieder des chineſiſchen Verbandes
deutſcher Ingenieure, von denen mehrere erſt in dieſen Tagen
nach fünfjähriger Gefangenſchaft in Japan nach Veutſchland
zurückgekehrt ſind. Der chineſiſche Verband, der auch die erſte
deutſche techniſch-wirtſchaftliche Zeitſchrift von China heraus-
gegeben hat, habe ſich den Dank der deutſchen Technik und In-
duſtrie für ſeine, auch während des Krieges durchgeführte ener-
giſche Propagandatätigkeit im fernen Oſten verdient.
Herr Geh. Regierungsrat Prof. Romberg, der Vorſitzende
des Berliner Bezirksvereins deutſcher Ingenieure, dankte Herrn
Strewe für die intereſſanten Ausführungen und erklärte, daß die
wichtigen Anregungen in den techniſchen und induſtriellen Ver-
bänden ernſte Beachtung finden würden.
Der Volksbund für Kunſt und Theater.
Dem Niedergange unſerer geiſtig-ſittlichen Kultur muß die
Wiedererhebung folgen; Verflachung, Materialismus dürfen
nicht die Herrſchaft behalten. Sie dürfen es nicht und werden
es auch nicht. Denn allen traurigen Erſcheinungen der gegen-
wärtigen Verwirrung zum Trotze: unſere Ideale, die Ideale
guter, alter, deutſcher, chriſtlicher Lebensauffaſſung ſind
nicht tot, ſondern nur verſchüttet, ſie laſſen ſich wieder
ausgraben und das iſt nicht einmal ſchwer, weil jene
Verirrung zum erklecklichen Teile nur künſtlich gemacht
worden iſt, und die Trümmer bisher nur eine dünne
Schicht bilden. Aber dennoch läßt ſich dieſe nicht ohne Auf-
wand an Kraft beſeitigen. Der gute Wille allein, ſelbſt wenn
er ſich in eifrigen Worten Luft macht, hilſt nichts, ſo wenig als
die äußere Geberde. Die Kraft muß da ſein, von innen heraus
muß ſie kommen und in zweckbewußter, aufopfernder Tat ſich
bewähren. Nur ſo laſſen die chriſtlich deutſchen Ideale ſich
retten und mit ihnen und durch ſie die Zukunft unſexes deutſchen
Volkes. Und zwar ſamt der idealen auch die materielle.
Die Notwendigkeit, des Einfluſſes der geiſtigen Werke ſich zu
verſichern, durch ſie die Macht der Zukunft zu gewinnen, iſt
auch jenen wohl bekannt, die der chriſtlichen wie der deutſchen
Lebensauffaſſung fremd gegenüberſtehen. So hat ſich vor einiger
Zeit in München eine von ſozialiſtiſcher Seite gegründete Unter-
nehmung gebildet, genannt „Volksbühne“. Ihr Programm
ſchien ſo einleuchtend, ſo kultuxförderlich, daß ſie in kurzer Zeit
an die 20,000 Mitglieder erwarb, darunter ſehr viele, die mit
der Sozialdemokratie, ihren Ideen und Zielen durchaus nichts
zu tun haben, wohl aber in dringende Gefahr geraten, in der
Feſtigkeit ihrer chriſtlichen und deutſchen Anſchauungen wan-
kend zu werden.
Angeſichts dieſer Gefahr war ſchnelles Vorbeugen not-
wendig, und ſo wurde im Januar in München unter Führung
von Dr. Johannes Eckardt eine Ortsgruppe des Bühnenwerk-
bundes Frankfurt a. M. gegründet unter dem Namen „Volks-
bund für Kunſt und Theater, München.“ Es war eine erlöſende
Tat, auf die weite Kreiſe nur gewartet hatten. Das zeigt der
Erfolg, der ſofort eintrat: der „Volksbund“ hat in den Wochen,
ſeines Beſtehens in München ſchon nicht weniger als 4500 ein-
zelne und 50,000 körperſchaftliche Mitglieder erworben!
Der Zweck des „Volksbundes“ iſt, alle Kunſt, vorab die
des Theaters, in chriſtlich-deutſchem Sinne zu fördern, konfeſ-
ſionelle Schranken exiſtieren dabei nicht, der „Volksbund“ iſt
für Katholiken und Proteſtanten da. Er will die minderbemit-
telten Theaterbeſucher organiſieren, ihnen Schauſpiel und Oper
zu billigſten Preiſen zugänglich machen. Für den monatlichen
Beitrag von Z Mark hat jedes Mitglied den Anſpruch, monatlich
einmal auf beſtem Platze ein Schauſpiel oder eine Oper ge-
nießen zu können. Der Beitritt zum „Volksbunde“ koſtet
außerdem eine einmalige Aufnahmegebühr von 1 Mark. Außer
Theaterdarbietungen werden Konzerte, Rezitationsabende, Vor-
träge, Einführungen in die bildende Kunſt geliefert, einwand-
freie künſtleriſche Kinovorſtellungen zugänglich gemacht, den dem
„Volksbunde“ angeſchloſſenen Vereinen Künſtler und Redner
ſür Vorträge und andere Veranſtaltungen vermittelt. Nur beſte
Kräfte kommen in Betracht. Drei Ausſchüſſe ſorgen für die Ver-
waltung aller dieſer Dinge: einer für Literatur und Schauſpiel
unter Leitung von Dr. Eckardt, einer für Konzert und Oper
unter Dr. Ludwig Fiſcher, einer für bildende Kunſt unter Dr.
Georg Lill. Monatliche Mitteilungen erſcheinen koſtenlos; ſie
ſind zur grundſätzlichen Aufklärung der Mitglieder beſtimmt.
Der „Volksbund“ ſteht in enger Verbindung mit den für ſeine
Zwecke und Abſichten wichtigſten Stellen, den Miniſterien, der
Münchener Stadtverwaltung, der Intendanz des National-
theaters, er hat bei ſeinem Beſtreben, zur Sozialiſierung des
Theaterbeſuches die Teilnahme aller chriſtlich-deutſchen Volks-
teile zu erwecken, die geſamte bürgerliche Preſſe auf ſeiner Seite.
Möchte es dem „Volksbunde“, deſſen Gründung nur begrüßt
werden kann, beſchieden ſein, bald einen ſolchen Umfang und
damit ſolche Bedeutung zu gewinnen, daß er entſcheidenden Ein-
fluß auf die Spielpläne der Theater, auf die Bekämpfung des
Cliquenweſens, wie der Schäden der Tagesmode auf allen Ge-
bieten der Kunſt ausüben und ſo zur Heilung und Hebung un-
ſerer chriſtlichen deutſchen Kultur Weſentlichſtes beitragen kann.
Darum iſt auch zu wünſchen, daß dieſe Gründung für andere
Städte in Deutſchland und Oeſterreich vorbildlich ſein und baldige
kräftige Nachfolge finden möge. *)
Dr. O. Doering.
Von unſeren Hochſchulen
Am 5. Mai feierte Geh. Hofrat Dr. Ludwig Bur-
meſter, langjähriger Profeſſor für darſtellende Geometrie und
Kinematik an der Techniſchen Hochſchule in München, ſeinen
80. Geburtstag. Er wurde zu Othmarſchen bei Hamburg ge-
boren, ſtudierte in Göttingen und Heidelberg, war dann Lehrer
für Mathematik und Phyſik am deutſchen Realgymnaſium in
Lodz, habilitierte ſich 1868 an der Techniſchen Hochſchule in Dres-
den und wurde 1871 Profeſſor für darſtellende und ſynthetiſche
Geometrie. 1887 wurde er nach München berufen. Seit 1905
iſt er auch Mitglied der Akademie der Wiſſenſchaften. Burmeſter
gilt als Autorität auf dem Gebiete der Raumtheorie und Pèr-
ſpektive. Von ſeinen Werken ſeien genannt: „Theorie und Dar-
ſtellung der Beleuchtung geſetzmäßig geſtalteter Flächen“ (1872);
„Grundzüge der Reliefperſpektive“ (1883): „Lehrbuch der Kine-
matik“ (1888).
Am 30. April vollendete der ordentliche Profeſſor für
Augenheilkunde an der Univerſität Erlangen, Hofrat Dr. Jo-
hann Oeller, Virektor der Augenklinik, das 70. Lebensjahr.
In Münſter i. W. ſtarb der langjährige Vertreter der
Kunſtgeſchichte an der dortigen Univerſität, Geh. Regierungsrat
Profeſſor Dr. Hermann Ehrenberg. Er wurde am
7. März 1858 zu Halle a. d. S. geboren. Seine wichtigſten Werke
ſind: „Der deutſche Reichstag von 1273 bis 1378“ (1883); „Ge-
ſchichte des Theaters in Poſen“ (1889); „Urkunden und Akten-
ſtücke zur Geſchichte der in der heutigen Provinz Poſen vereinig-
ten ehemaligen polniſchen Landesteile“ (1892); „Geſchichte der Kunſt
im Gebiet der Provinz Poſen“ (1893); „Italieniſche Beiträge zur
Geſchichte der Provinz Oſtpreußen“ (1895); „Das Wirtshausleben
in Italien“ (1898); „Kunſt am Hofe der Herzöge von Preußen“
(1899); „Italieniſche Volks- und Kirchenfeſte“ (1900); „Die
Schloßkirche zu Königsberg“ (1901); „Handbuch der Kunſt-
geſchichte“ (1906); „Moderne Denkmalpflege und die Burg
Altona“ (1907; 2. Aufl. 1908); „Grundriß der Kunſtgeſchichte“
(1909).
*) Alles Nähere erfährt man durch die Geſchäftsſtelle des
Volksbundes für Kunſt und Theater, München, Marienplatz 17.
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(2020-10-02T09:49:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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