Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.Allgemeine Zeitung 24. April 1915. [Spaltenumbruch]
gen machten und dabei Verluste erlitten, die nach zuverlässigerSchätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und in der russischen Darstellung weit übertriebenen Opfer betragen. Jedermann weiß, daß die Besetzung Ungarns in den Plänen des russischen Generalstabs von jeher eine große Rolle spielte. Wenn daher jetzt die Ziele der russischen Heeresleitung plötzlich so viel enger gesteckt werden, und die Absicht eines weiteren Vorgehens abgeleugnet wird, so kann man darin bei unbefangener Würdigung nichts weiter als ein schlecht verschleiertes Geständnis der Ohnmacht und die Bestätigung des völligen Mißerfolges der russischen Karpathenoffensive sehen. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältnisse ist -- wie das 21. April: Die Lage im Osten ist unverändert. Als Antwort auf russi- Die Telegramme, die dem Wolffschen Bureau vom stellver- 16. April: In Polen wurde ein russischer Angriff bei Blogie, östlich In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver- 17. April: In Russisch-Polen und Westgalizien hat sich nichts An der Karpathenfront ist die Situation unverändert. 18. April: Die allgemeine Lage ist unverändert. In den Waldkar- Am südlichen Kriegsschauplatz keine Ereignisse. Serbisches 19. April: In Russisch-Polen und Westgalizien keine beson- An der Karpathenfront herrscht, abgesehen von unbe- In Südostgalizien und der Bukowina vereinzelt Der Sonderberichterstatter des Pester Lloyd meldet aus 20. April: Die allgemeine Situation ist vollkommen unver- 21. April: In den Karpathen hat der Gegner seine verlustreichen Abseits dieser Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwischen Nach Verlust von vielen tausend Toten und Verwundeten sowie Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun- 22. April: In Russisch-Polen und Westgalizien vereinzelte Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollsten Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen Das Infanterieregiment Nr. 12, die Brassoer und Maros- In den sonstigen Abschnitten der Karpathenfront, dann in Wie "Rjetsch" mitteilt, wurde der ungediente russische England. Aus England ist ein neuer wirksamer Angriff unserer 16. April: In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine- Die Reuter-Depeschen sprechen sich über die oben gemeldeten
Allgemeine Zeitung 24. April 1915. [Spaltenumbruch]
gen machten und dabei Verluſte erlitten, die nach zuverläſſigerSchätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und in der ruſſiſchen Darſtellung weit übertriebenen Opfer betragen. Jedermann weiß, daß die Beſetzung Ungarns in den Plänen des ruſſiſchen Generalſtabs von jeher eine große Rolle ſpielte. Wenn daher jetzt die Ziele der ruſſiſchen Heeresleitung plötzlich ſo viel enger geſteckt werden, und die Abſicht eines weiteren Vorgehens abgeleugnet wird, ſo kann man darin bei unbefangener Würdigung nichts weiter als ein ſchlecht verſchleiertes Geſtändnis der Ohnmacht und die Beſtätigung des völligen Mißerfolges der ruſſiſchen Karpathenoffenſive ſehen. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältniſſe iſt — wie das 21. April: Die Lage im Oſten iſt unverändert. Als Antwort auf ruſſi- Die Telegramme, die dem Wolffſchen Bureau vom ſtellver- 16. April: In Polen wurde ein ruſſiſcher Angriff bei Blogie, öſtlich In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver- 17. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien hat ſich nichts An der Karpathenfront iſt die Situation unverändert. 18. April: Die allgemeine Lage iſt unverändert. In den Waldkar- Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz keine Ereigniſſe. Serbiſches 19. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien keine beſon- An der Karpathenfront herrſcht, abgeſehen von unbe- In Südoſtgalizien und der Bukowina vereinzelt Der Sonderberichterſtatter des Peſter Lloyd meldet aus 20. April: Die allgemeine Situation iſt vollkommen unver- 21. April: In den Karpathen hat der Gegner ſeine verluſtreichen Abſeits dieſer Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwiſchen Nach Verluſt von vielen tauſend Toten und Verwundeten ſowie Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun- 22. April: In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien vereinzelte Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollſten Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen Das Infanterieregiment Nr. 12, die Braſſoer und Maros- In den ſonſtigen Abſchnitten der Karpathenfront, dann in Wie „Rjetſch“ mitteilt, wurde der ungediente ruſſiſche England. Aus England iſt ein neuer wirkſamer Angriff unſerer 16. April: In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine- Die Reuter-Depeſchen ſprechen ſich über die oben gemeldeten
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Allgemeine Zeitung 24. April 1915.
gen machten und dabei Verluſte erlitten, die nach zuverläſſiger
Schätzung das Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und
in der ruſſiſchen Darſtellung weit übertriebenen Opfer betragen.
Jedermann weiß, daß die Beſetzung Ungarns in den Plänen des
ruſſiſchen Generalſtabs von jeher eine große Rolle ſpielte. Wenn
daher jetzt die Ziele der ruſſiſchen Heeresleitung plötzlich ſo viel
enger geſteckt werden, und die Abſicht eines weiteren Vorgehens
abgeleugnet wird, ſo kann man darin bei unbefangener Würdigung
nichts weiter als ein ſchlecht verſchleiertes Geſtändnis der Ohnmacht
und die Beſtätigung des völligen Mißerfolges der ruſſiſchen
Karpathenoffenſive ſehen.
Im Hinblick auf die gegenwärtigen Verhältniſſe iſt — wie das
Wiener k. k. Korr.-Bureau erfährt, in Ausſicht genommen, die
Landſturmpflicht in beiden Staaten der öſterreichiſchen
Monarchie in Hinkunft ſchon mit dem Jahre, in dem das
18. Lebensjahr vollendet wird, zu beginnen und bis Ende des
Jahres der Vollſtreckung des 50. Lebensjahres währen zu laſſen.
Auch ſoll das 1. Aufgebot die Jahrgänge bis zur Vollſtreckung des
42. Lebensjahres umfaſſen und die Möglichkeit geboten werden,
in ganz beſonderen Ausnahmefällen auch die dem 2. Aufgebot
Angehörenden zum Zwecke der Ergänzung des Heeres und der
Landwehr heranzuziehen.
21. April:
Die Lage im Oſten iſt unverändert. Als Antwort auf ruſſi-
ſche Bombenabwürfe auf Inſterburg und Gumbinnen,
offene, außerhalb des Operationsgebietes liegende Städte, haben
wir geſtern den Eiſenbahnknotenpunkt Bialyſtok mit 150 Bom-
ben belegt.
Die Telegramme, die dem Wolffſchen Bureau vom ſtellver-
tretenden Chef des öſterreichiſchen Generalſtabes zugegangen ſind,
lauten:
16. April:
In Polen wurde ein ruſſiſcher Angriff bei Blogie, öſtlich
Petrikau, abgewieſen. An der unteren Nida ſchoß unſere Artillerie
ein ruſſiſches Munitionsdepot in Brand. Mehrere Schützengräben
der Ruſſen, die in unſerem wirkungsvollſten Geſchützfeuer lagen,
wurden vom Gegner unter großen Verluſten fluchtartig verlaſſen.
In den Karpathen kam es nur im Waldgebirge zu ver-
einzelten Kämpfen. Vorgehende ruſſiſche Angriffe wurden wie
immer unter bedeutenden Verluſten abgewieſen, 450 Gefangene;
partielle Kämpfe im Stryjtale brachten weitere 268 Gefangene.
17. April:
In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien hat ſich nichts
ereignet.
An der Karpathenfront iſt die Situation unverändert.
Im Waldgebirge, wo die Ruſſen ſtellenweiſe ihre heftigen Angriffe
wiederholen, wurden 1209 Mann gefangen. Bei dieſen Angriffen
und bei mehreren, während der Nacht verſuchten Vorſtößen erlitt
der Feind wieder ſchwere Verluſte. In Südoſtgalizien und
in der Bukowina Geſchützkampf.
18. April:
Die allgemeine Lage iſt unverändert. In den Waldkar-
pathen wurden bei Nagypolany, Zellö und Telepocz ruſſiſche
Angriffe blutig abgewieſen. An allen übrigen Fronten nur Ge-
ſchützkampf.
Am ſüdlichen Kriegsſchauplatz keine Ereigniſſe. Serbiſches
Artilleriefeuer aus der Gegend von Belgrad wurde wie ſchon
öfter erfolgreich erwidert.
19. April:
In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien keine beſon-
deren Ereigniſſe.
An der Karpathenfront herrſcht, abgeſehen von unbe-
deutenden Kämpfen im Waldgebirge, in deren Verlauf 197 Mann
gefangen genommen wurden, Ruhe.
In Südoſtgalizien und der Bukowina vereinzelt
Artilleriekämpfe.
Der Sonderberichterſtatter des Peſter Lloyd meldet aus
Eperjes: Auf der Saroſer Front fand geſtern in der
Duklaſenke ein Artilleriekampf zwiſchen Sborro und Kiskurina
ſtatt. Ein Vorſtoßverſuch der Ruſſen wurde von den
öſterreichiſch-ungariſchen Truppen unter ſchweren Verluſten für
den Gegner vereitelt.
20. April:
Die allgemeine Situation iſt vollkommen unver-
ändert. Entlang der ganzen Front vereinzelt Artilleriekämpfe.
21. April:
In den Karpathen hat der Gegner ſeine verluſtreichen
Angriffe gegen die wichtigſten Abſchnitte der Front ſeit ge-
raumer Zeit eingeſtellt. Dies gilt insbeſondere von jenen Ab-
ſchnitten unſerer Stellungen, die die beſten Einbruchswege nach
Ungarn, das Ondava-, Laborcza- und Ungtal, decken.
Abſeits dieſer Hauptvorrückungslinie im Waldgebirge, zwiſchen
dem Laborcza- und Ungtale, verſucht der Feind auch jetzt noch mit
ſtarken Kräften durchzudringen. Ein Durchbruch in dieſer Richtung
ſollte den trotz ſchwerſter Opfer frontal nicht zu bezwingenden
Widerſtand unſerer Tal- und anſchließenden Höhenſtellungen durch
eine Umgehung brechen. So entwickelten ſich im oberen Czirokatal
bei Nagypolany ſowie im Quellgebiet dieſes Fluſſes neuerdings
heftige Kämpfe, die mehrere Tage und Nächte hindurch andauerten.
Auch hier erlitten die heftigen ruſſiſchen Vorſtöße ſchließlich das
allen früheren Angriffen zuteil gewordene Schickſal.
Nach Verluſt von vielen tauſend Toten und Verwundeten ſowie
über 3000 unverwundeten Gefangenen wurde der Vorſtoß vom
Feinde aufgegeben.
Den vielen im Ausland verbreiteten, auch offiziellen Meldun-
gen der ruſſiſchen Heeresleitung über Erfolge in den langwierigen
Karpathenkämpfen kann kurz gegenübergehalten werden, daß trotz
aller Anſtrengungen und großen Opfer der vom Gegner ſtets als
Hauptangriffsziel und als beſonders wichtig bezeichnete Uſzoker-
paß nach wie vor feſt in unſerem Beſitz iſt. An den
ſonſtigen Fronten fanden Geſchützkämpfe ſtatt. Die Situation iſt
überall unverändert.
22. April:
In Ruſſiſch-Polen und Weſtgalizien vereinzelte
Geſchützkämpfe. An der Karpathenfront wurde ein er-
neuter Anſturm gegen unſere Stellungen an und beiderſeits des
Uſzoker Paſſes blutig abgewieſen.
Bei den heftigen Angriffen, die teils im wirkungsvollſten
Feuer unſerer Artillerie zuſammenbrachen, teils durch Gegen-
angriffe der Infanterie zurückgeſchlagen wurden, erlitt der Gegner
abermals ſehr ſchwere Verluſte.
Vor den Stellungen einer vom Feind wiederholt angegriffenen
Kuppe liegen allein über 400 ruſſiſche Leichen.
Das Infanterieregiment Nr. 12, die Braſſoer und Maros-
Vaſarhelyer Honved-Infanterieregimenter Nr. 24 und 22 ſowie die
geſamte an den Kämpfen beteiligt geweſene Artillerie zeichneten
ſich beſonders aus. 1200 Ruſſen wurden gefangen.
In den ſonſtigen Abſchnitten der Karpathenfront, dann in
Südoſtgalizien und in der Bukowina nur ſtellenweiſe Geſchütz-
kampf und Geplänkel.
Wie „Rjetſch“ mitteilt, wurde der ungediente ruſſiſche
Landſturm der Jahrgänge 1900—1915 unter die Fahnen be-
rufen.
England.
Aus England iſt ein neuer wirkſamer Angriff unſerer
Zeppeline auf die engliſche Oſtküſte, ſowie der wirkſame Fort-
gang unſeres Unterſeebootkrieges zu vermelden. Ferner
werden den Engländern die immer gefährlicher werdenden
Streiks unbequem, die zum Teil der Munitionsbereitung hin-
derlich werden. Die letzten Telegramme lauten:
16. April:
In der Nacht vom 15. zum 16. April bewarfen Marine-
luftſchiffe mehrere verteidigte Plätze an der ſüdlichen engliſchen
Oſtküſte erfolgreich mit Bomben. Die Luftſchiffe wurden vor
und bei den Angriffen heftig beſchoſſen, kehrten jedoch unbe-
ſchädigt zurück.
Die Reuter-Depeſchen ſprechen ſich über die oben gemeldeten
erfolgreichen Angriffe, wie folgt aus:
Heute früh 12 Uhr 10 Minuten erſchienen zwei deutſche
Luftſchiffe über Maldon (Eſſex) und warfen vier Bomben ab,
die keinen Sachſchaden verurſachten. Die Luftſchiffe warfen eben-
falls Bomben auf das Heybridge-Becken ab. Drei Kilometer weiter
wurden einige Häuſer in Brand geſteckt. Die Luftſchiffe folgten
dem Laufe des Fluſſes Blackwater. — Gegen 1 Uhr 15 Minuten
morgens erſchien ein deutſches Luftſchiff von der See her, überflog
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(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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