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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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München.
Allgemeine Zeitung
Nummer 17.
München, Samstag, 24. April 1915.
118. Jahrgang.
Erscheint einmal wöchentlich.
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Die Allgemeine Zeitung kostet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeschäfte monatlich Mk. 1.--, durch alle deutschen Post-
anstalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutschland und
Oesterreich-Ungarn Mk. 2.--, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerstr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Postanstalten nehmen Bestellungen entgegen.
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Inserate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller-
straße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.
Redaktion und Expedition: München, Müllerstraße 27/29.




Inhalt:
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Seite
Kriegs-Chronik.
Zum 50 jährigen Dienstjubiläum
des Staatssekretärs von Tirpitz
-- Der Feind im Westen -- Der
Feind im Osten -- England --
Türkei -- Ostafrika -- Japan
und Mexiko ........ 249
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Seite
Politik und Wirtschaft
Frankreich und die deutsche Welt-
politik. Von Wolfgang Eisen-
hart ........... 256
Feuilleton
Nochmals die Emden. Eine eng-
lische Schilderung ihres letzten
Kampfes ......... 257
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Seite
Kriegs-Literatur 259
Handel und Industrie
München Dachauer Aktiengesellschaft
für Maschinenpapierfabrikation
München -- Norddeutsche Woll-
kämmerei u. Kammgarnspinnerei
Bremen -- Union-Bank ... 260


Kriegs-Chronik.
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Zum 50jährigen Dienstjubiläum des Staatssekretärs von Tirpitz.

Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Großadmiral von
Tirpitz, begeht heute sein 50jähriges Dienstjubiläum und damit eine
Feier, an der ganz Deutschland innig teilnimmt. Der Krieg, den
wir unter andern mit England, der größten Seemacht der Welt,
führen, zwingt geradezu, die Aufmerksamkeit auf den Mann zu
lenken, der seit dem Jahre 1897 die Marineverwaltung leitet.
Staatssekretär von Tirpitz (geadelt 1900) entstammt einer alten Be-
amtenfamilie. Sein Vater lebte als Appellationsgerichtsrat in
Küstrin, wo Alfred Tirpitz am 19. März 1849 geboren wurde. Im
Frühjahr 1865 trat er als Kadett in die damalige preußische Marine
ein und wurde 1869 zum Unterleutnant zur See, 1872 zum Leutnant
zu See, 1875 zum Kapitänleutnant, 1881 zum Korvettenkapitän, 1888
zum Kapitän zur See, 1895 zum Konteradmiral, 1899 zum Vize-
admiral, 1903 zum Admiral und am 27. Januar 1911 zum Groß-
admiral befördert. Nachdem er an Bord mehrerer Kriegsschiffe und
bei den verschiedenen Marineteilen an Land tätig gewesen war, be-
suchte Tirpitz in den Jahren 1874 bis 1876 die Marineakademie. Von
1877 bis 1879 gehörte er der Torpedoversuchs- und Prüfungs-
kommission an. Hier tat er sich durch besondre Leistungen hervor, so
daß er zu einem Informationskommando zur Admiralität ein-
berufen und dann, nach seiner Beförderung zum Stabsoffizier mit
der Ausgestaltung des Torpedowesens betraut wurde. Zu diesem
Zwecke erhielt er das Kommando des Torpedoversuchsschiffes
Blücher und leitete von 1884 ab drei Jahre die damals neugebildete
Torpedobootsdivision und -flottille in den Sommermonaten, während
er im übrigen vom April 1886 ab Inspekteur des Torpedowesens
war. Die erste Flottille bestand aus den 12 ältesten Booten der
Schichau- und Vulkanwerft.

Tirpitz erwies sich schon damals als vortrefflicher Organisator
und hervorragender Führer. Seine Torpedotaktik ist grundlegend und
vorbildlich geworden. Nachdem er das Torpedowesen auf eigene
Füße gestellt hatte, fand er 1889 bis 1890 Verwendung als Kom-
mandant der Linienschiffe Preußen und Württemberg, dann als
Chef des Stabes bei dem Kommando der Ostseestation und erhielt
1892 seine Ernennung zum Chef des Stabes beim Oberkommando
der Marine. Auf der Tätigkeit in diesen Stellungen beruht der ent-
scheidende Einfluß, den Tirpitz auf die Schaffung der deutschen
Flottentaktik ausgeübt hat. Von hier aus wurde er 1896 als Chef
des ostasiatischen Kreuzergeschwaders berufen und übernahm dann
nach seiner Rückkehr in die Heimat am 15. Juni 1897 das Reichs-
marineamt.

[Spaltenumbruch]

Was der jetzige Großadmiral von Tirpitz in dieser Stellung für
die Marine und für das deutsche Vaterland getan hat, das hat der
gegenwärtige Krieg glänzend erwiesen. Wenn Deutschland sich eine
achtunggebietende Flotte geschaffen hat, ohne die es den Krieg mit
England nicht führen könnte, so gebührt hierfür dem Staatssekretär
von Tirpitz neben dem Kaiser der Dank des Volkes. Seiner Ge-
wandtheit und zielbewußten Tatkraft sind in erster Linie seine
großen Erfolge im Parlament zu verdanken. Während der Reichs-
tag Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts um einen
winzigen Kreuzer tagelang feilschte und schacherte, bewilligte man
dem Staatssekretär von Tirpitz für seine großzügig angelegte Ge-
staltung der deutschen Flotte die gesetzliche Festlegung des Soll-
bestandes und des Alters der Schiffe. Durch die hieraus sich er-
gebende Ersatzpflicht veralteter Schiffe wurde dafür gesorgt, daß die
Flotte von selbst und dauernd auf der Sollstärke erhalten bleibt.
Konteradmiral Tirpitz brachte, als er das Reichsmarineamt über-
nahm, einen fertigen Flottenplan mit, und es gelang ihm, schon im
Winter 1897/98 das erste, das kleine Flottengesetz zur Annahme zu
bringen. Dem Auftakt des ersten folgte zwei Jahre später das
zweite, große Flottengesetz. Es bedeutete die Verdoppelung des
ersten. 1906 und 1908 bewilligte der Reichstag noch zwei Vorlagen,
die zur Ergänzung und zur Anpassung des Gesetzes an veränderte
Verhältnisse dienten. Im Jahre 1912 wurde bei geringer Ver-
mehrung des Sollbestandes der Schiffe eine Erweiterung der In-
diensthaltungen (drei aktive und zwei Reservegeschwader) bewilligt
und damit der Boden geschaffen, auf dem unsre Flotte heute steht.

So ist Großadmiral von Tirpitz der eigentliche Organisator
unsrer Flotte geworden; er verkörpert im gewissen Sinne die Marine,
unbeschadet der Verdienste andrer hervorragenden Seeoffiziere, die
über ihm, neben ihm oder unter ihm gearbeitet haben und es noch
heute tun. Es spricht für den weitschauenden Blick seines Schöpfers,
daß der Flottenplan des Großadmirals von Tirpitz in diesem Kriege
die Feuerprobe bestanden hat. Sein Risikogedanke -- Deutschlands
Flotte muß so stark sein, daß auch der Mächtigste keinen Angriff ohne
Gefährdung seiner eigenen Machtstellung wagen darf -- hat die Eng-
länder veranlaßt, ihre Kriegsschiffe in den Häfen zurückzubehalten.
Infolgedessen sind unsre Küsten von feindlichen Angriffen verschont
geblieben, während wir wiederholt erfolgreiche Vorstöße auf die Ge-
stade Englands unternommen haben, und insbesondre unsre Unter-
seeboote zu einem Schrecken der feindlichen Handelsschiffe geworden
sind.

Möge der hochverdiente Jubilar sich noch lange an den Erfolgen
seines Lebenswerkes in voller Gesundheit und Frische erfreuen!

München.
Allgemeine Zeitung
Nummer 17.
München, Samstag, 24. April 1915.
118. Jahrgang.
Erſcheint einmal wöchentlich.
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Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und
Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt-
anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und
Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25.
Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs-
expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen.
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ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen.
Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821.
Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29.




Inhalt:
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Kriegs-Chronik.
Zum 50 jährigen Dienſtjubiläum
des Staatsſekretärs von Tirpitz
— Der Feind im Weſten — Der
Feind im Oſten — England —
Türkei — Oſtafrika — Japan
und Mexiko ........ 249
[Spaltenumbruch]
Seite
Politik und Wirtſchaft
Frankreich und die deutſche Welt-
politik. Von Wolfgang Eiſen-
hart ........... 256
Feuilleton
Nochmals die Emden. Eine eng-
liſche Schilderung ihres letzten
Kampfes ......... 257
[Spaltenumbruch]
Seite
Kriegs-Literatur 259
Handel und Induſtrie
München Dachauer Aktiengeſellſchaft
für Maſchinenpapierfabrikation
München — Norddeutſche Woll-
kämmerei u. Kammgarnſpinnerei
Bremen — Union-Bank ... 260


Kriegs-Chronik.
[Spaltenumbruch]
Zum 50jährigen Dienſtjubiläum des Staatsſekretärs von Tirpitz.

Der Staatsſekretär des Reichsmarineamtes, Großadmiral von
Tirpitz, begeht heute ſein 50jähriges Dienſtjubiläum und damit eine
Feier, an der ganz Deutſchland innig teilnimmt. Der Krieg, den
wir unter andern mit England, der größten Seemacht der Welt,
führen, zwingt geradezu, die Aufmerkſamkeit auf den Mann zu
lenken, der ſeit dem Jahre 1897 die Marineverwaltung leitet.
Staatsſekretär von Tirpitz (geadelt 1900) entſtammt einer alten Be-
amtenfamilie. Sein Vater lebte als Appellationsgerichtsrat in
Küſtrin, wo Alfred Tirpitz am 19. März 1849 geboren wurde. Im
Frühjahr 1865 trat er als Kadett in die damalige preußiſche Marine
ein und wurde 1869 zum Unterleutnant zur See, 1872 zum Leutnant
zu See, 1875 zum Kapitänleutnant, 1881 zum Korvettenkapitän, 1888
zum Kapitän zur See, 1895 zum Konteradmiral, 1899 zum Vize-
admiral, 1903 zum Admiral und am 27. Januar 1911 zum Groß-
admiral befördert. Nachdem er an Bord mehrerer Kriegsſchiffe und
bei den verſchiedenen Marineteilen an Land tätig geweſen war, be-
ſuchte Tirpitz in den Jahren 1874 bis 1876 die Marineakademie. Von
1877 bis 1879 gehörte er der Torpedoverſuchs- und Prüfungs-
kommiſſion an. Hier tat er ſich durch beſondre Leiſtungen hervor, ſo
daß er zu einem Informationskommando zur Admiralität ein-
berufen und dann, nach ſeiner Beförderung zum Stabsoffizier mit
der Ausgeſtaltung des Torpedoweſens betraut wurde. Zu dieſem
Zwecke erhielt er das Kommando des Torpedoverſuchsſchiffes
Blücher und leitete von 1884 ab drei Jahre die damals neugebildete
Torpedobootsdiviſion und -flottille in den Sommermonaten, während
er im übrigen vom April 1886 ab Inſpekteur des Torpedoweſens
war. Die erſte Flottille beſtand aus den 12 älteſten Booten der
Schichau- und Vulkanwerft.

Tirpitz erwies ſich ſchon damals als vortrefflicher Organiſator
und hervorragender Führer. Seine Torpedotaktik iſt grundlegend und
vorbildlich geworden. Nachdem er das Torpedoweſen auf eigene
Füße geſtellt hatte, fand er 1889 bis 1890 Verwendung als Kom-
mandant der Linienſchiffe Preußen und Württemberg, dann als
Chef des Stabes bei dem Kommando der Oſtſeeſtation und erhielt
1892 ſeine Ernennung zum Chef des Stabes beim Oberkommando
der Marine. Auf der Tätigkeit in dieſen Stellungen beruht der ent-
ſcheidende Einfluß, den Tirpitz auf die Schaffung der deutſchen
Flottentaktik ausgeübt hat. Von hier aus wurde er 1896 als Chef
des oſtaſiatiſchen Kreuzergeſchwaders berufen und übernahm dann
nach ſeiner Rückkehr in die Heimat am 15. Juni 1897 das Reichs-
marineamt.

[Spaltenumbruch]

Was der jetzige Großadmiral von Tirpitz in dieſer Stellung für
die Marine und für das deutſche Vaterland getan hat, das hat der
gegenwärtige Krieg glänzend erwieſen. Wenn Deutſchland ſich eine
achtunggebietende Flotte geſchaffen hat, ohne die es den Krieg mit
England nicht führen könnte, ſo gebührt hierfür dem Staatsſekretär
von Tirpitz neben dem Kaiſer der Dank des Volkes. Seiner Ge-
wandtheit und zielbewußten Tatkraft ſind in erſter Linie ſeine
großen Erfolge im Parlament zu verdanken. Während der Reichs-
tag Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts um einen
winzigen Kreuzer tagelang feilſchte und ſchacherte, bewilligte man
dem Staatsſekretär von Tirpitz für ſeine großzügig angelegte Ge-
ſtaltung der deutſchen Flotte die geſetzliche Feſtlegung des Soll-
beſtandes und des Alters der Schiffe. Durch die hieraus ſich er-
gebende Erſatzpflicht veralteter Schiffe wurde dafür geſorgt, daß die
Flotte von ſelbſt und dauernd auf der Sollſtärke erhalten bleibt.
Konteradmiral Tirpitz brachte, als er das Reichsmarineamt über-
nahm, einen fertigen Flottenplan mit, und es gelang ihm, ſchon im
Winter 1897/98 das erſte, das kleine Flottengeſetz zur Annahme zu
bringen. Dem Auftakt des erſten folgte zwei Jahre ſpäter das
zweite, große Flottengeſetz. Es bedeutete die Verdoppelung des
erſten. 1906 und 1908 bewilligte der Reichstag noch zwei Vorlagen,
die zur Ergänzung und zur Anpaſſung des Geſetzes an veränderte
Verhältniſſe dienten. Im Jahre 1912 wurde bei geringer Ver-
mehrung des Sollbeſtandes der Schiffe eine Erweiterung der In-
dienſthaltungen (drei aktive und zwei Reſervegeſchwader) bewilligt
und damit der Boden geſchaffen, auf dem unſre Flotte heute ſteht.

So iſt Großadmiral von Tirpitz der eigentliche Organiſator
unſrer Flotte geworden; er verkörpert im gewiſſen Sinne die Marine,
unbeſchadet der Verdienſte andrer hervorragenden Seeoffiziere, die
über ihm, neben ihm oder unter ihm gearbeitet haben und es noch
heute tun. Es ſpricht für den weitſchauenden Blick ſeines Schöpfers,
daß der Flottenplan des Großadmirals von Tirpitz in dieſem Kriege
die Feuerprobe beſtanden hat. Sein Riſikogedanke — Deutſchlands
Flotte muß ſo ſtark ſein, daß auch der Mächtigſte keinen Angriff ohne
Gefährdung ſeiner eigenen Machtſtellung wagen darf — hat die Eng-
länder veranlaßt, ihre Kriegsſchiffe in den Häfen zurückzubehalten.
Infolgedeſſen ſind unſre Küſten von feindlichen Angriffen verſchont
geblieben, während wir wiederholt erfolgreiche Vorſtöße auf die Ge-
ſtade Englands unternommen haben, und insbeſondre unſre Unter-
ſeeboote zu einem Schrecken der feindlichen Handelsſchiffe geworden
ſind.

Möge der hochverdiente Jubilar ſich noch lange an den Erfolgen
ſeines Lebenswerkes in voller Geſundheit und Friſche erfreuen!

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[0003] München.Allgemeine Zeitung Nummer 17. München, Samstag, 24. April 1915. 118. Jahrgang. Erſcheint einmal wöchentlich. Die Allgemeine Zeitung koſtet für München durch Trägerin und Zeitungsgeſchäfte monatlich Mk. 1.—, durch alle deutſchen Poſt- anſtalten monatlich Mk. 1.50, unter Streifband in Deutſchland und Oeſterreich-Ungarn Mk. 2.—, ins Ausland M. 2.25. Die Hauptexpedition, Müllerſtr. 27, alle Buchhandlungen, Zeitungs- expeditionen und Poſtanſtalten nehmen Beſtellungen entgegen. [Abbildung] Inſeratenpreiſe: die viergeſpaltene Ronpareillezeile 50 Pfg., Reklamezeile 1 Mk. 50 Pfg.; bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Münchener Lokalanzeigen nach aufliegendem Tarif. Inſerate nehmen entgegen die Hauptexpedition München, Müller- ſtraße 27/29, und alle Annoncen-Expeditionen. Telephon: Redaktion, Expedition und Verlag Amt München 23821. Redaktion und Expedition: München, Müllerſtraße 27/29. Inhalt: Seite Kriegs-Chronik. Zum 50 jährigen Dienſtjubiläum des Staatsſekretärs von Tirpitz — Der Feind im Weſten — Der Feind im Oſten — England — Türkei — Oſtafrika — Japan und Mexiko ........ 249 Seite Politik und Wirtſchaft Frankreich und die deutſche Welt- politik. Von Wolfgang Eiſen- hart ........... 256 Feuilleton Nochmals die Emden. Eine eng- liſche Schilderung ihres letzten Kampfes ......... 257 Seite Kriegs-Literatur 259 Handel und Induſtrie München Dachauer Aktiengeſellſchaft für Maſchinenpapierfabrikation München — Norddeutſche Woll- kämmerei u. Kammgarnſpinnerei Bremen — Union-Bank ... 260 Kriegs-Chronik. Zum 50jährigen Dienſtjubiläum des Staatsſekretärs von Tirpitz. 24. April. Der Staatsſekretär des Reichsmarineamtes, Großadmiral von Tirpitz, begeht heute ſein 50jähriges Dienſtjubiläum und damit eine Feier, an der ganz Deutſchland innig teilnimmt. Der Krieg, den wir unter andern mit England, der größten Seemacht der Welt, führen, zwingt geradezu, die Aufmerkſamkeit auf den Mann zu lenken, der ſeit dem Jahre 1897 die Marineverwaltung leitet. Staatsſekretär von Tirpitz (geadelt 1900) entſtammt einer alten Be- amtenfamilie. Sein Vater lebte als Appellationsgerichtsrat in Küſtrin, wo Alfred Tirpitz am 19. März 1849 geboren wurde. Im Frühjahr 1865 trat er als Kadett in die damalige preußiſche Marine ein und wurde 1869 zum Unterleutnant zur See, 1872 zum Leutnant zu See, 1875 zum Kapitänleutnant, 1881 zum Korvettenkapitän, 1888 zum Kapitän zur See, 1895 zum Konteradmiral, 1899 zum Vize- admiral, 1903 zum Admiral und am 27. Januar 1911 zum Groß- admiral befördert. Nachdem er an Bord mehrerer Kriegsſchiffe und bei den verſchiedenen Marineteilen an Land tätig geweſen war, be- ſuchte Tirpitz in den Jahren 1874 bis 1876 die Marineakademie. Von 1877 bis 1879 gehörte er der Torpedoverſuchs- und Prüfungs- kommiſſion an. Hier tat er ſich durch beſondre Leiſtungen hervor, ſo daß er zu einem Informationskommando zur Admiralität ein- berufen und dann, nach ſeiner Beförderung zum Stabsoffizier mit der Ausgeſtaltung des Torpedoweſens betraut wurde. Zu dieſem Zwecke erhielt er das Kommando des Torpedoverſuchsſchiffes Blücher und leitete von 1884 ab drei Jahre die damals neugebildete Torpedobootsdiviſion und -flottille in den Sommermonaten, während er im übrigen vom April 1886 ab Inſpekteur des Torpedoweſens war. Die erſte Flottille beſtand aus den 12 älteſten Booten der Schichau- und Vulkanwerft. Tirpitz erwies ſich ſchon damals als vortrefflicher Organiſator und hervorragender Führer. Seine Torpedotaktik iſt grundlegend und vorbildlich geworden. Nachdem er das Torpedoweſen auf eigene Füße geſtellt hatte, fand er 1889 bis 1890 Verwendung als Kom- mandant der Linienſchiffe Preußen und Württemberg, dann als Chef des Stabes bei dem Kommando der Oſtſeeſtation und erhielt 1892 ſeine Ernennung zum Chef des Stabes beim Oberkommando der Marine. Auf der Tätigkeit in dieſen Stellungen beruht der ent- ſcheidende Einfluß, den Tirpitz auf die Schaffung der deutſchen Flottentaktik ausgeübt hat. Von hier aus wurde er 1896 als Chef des oſtaſiatiſchen Kreuzergeſchwaders berufen und übernahm dann nach ſeiner Rückkehr in die Heimat am 15. Juni 1897 das Reichs- marineamt. Was der jetzige Großadmiral von Tirpitz in dieſer Stellung für die Marine und für das deutſche Vaterland getan hat, das hat der gegenwärtige Krieg glänzend erwieſen. Wenn Deutſchland ſich eine achtunggebietende Flotte geſchaffen hat, ohne die es den Krieg mit England nicht führen könnte, ſo gebührt hierfür dem Staatsſekretär von Tirpitz neben dem Kaiſer der Dank des Volkes. Seiner Ge- wandtheit und zielbewußten Tatkraft ſind in erſter Linie ſeine großen Erfolge im Parlament zu verdanken. Während der Reichs- tag Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts um einen winzigen Kreuzer tagelang feilſchte und ſchacherte, bewilligte man dem Staatsſekretär von Tirpitz für ſeine großzügig angelegte Ge- ſtaltung der deutſchen Flotte die geſetzliche Feſtlegung des Soll- beſtandes und des Alters der Schiffe. Durch die hieraus ſich er- gebende Erſatzpflicht veralteter Schiffe wurde dafür geſorgt, daß die Flotte von ſelbſt und dauernd auf der Sollſtärke erhalten bleibt. Konteradmiral Tirpitz brachte, als er das Reichsmarineamt über- nahm, einen fertigen Flottenplan mit, und es gelang ihm, ſchon im Winter 1897/98 das erſte, das kleine Flottengeſetz zur Annahme zu bringen. Dem Auftakt des erſten folgte zwei Jahre ſpäter das zweite, große Flottengeſetz. Es bedeutete die Verdoppelung des erſten. 1906 und 1908 bewilligte der Reichstag noch zwei Vorlagen, die zur Ergänzung und zur Anpaſſung des Geſetzes an veränderte Verhältniſſe dienten. Im Jahre 1912 wurde bei geringer Ver- mehrung des Sollbeſtandes der Schiffe eine Erweiterung der In- dienſthaltungen (drei aktive und zwei Reſervegeſchwader) bewilligt und damit der Boden geſchaffen, auf dem unſre Flotte heute ſteht. So iſt Großadmiral von Tirpitz der eigentliche Organiſator unſrer Flotte geworden; er verkörpert im gewiſſen Sinne die Marine, unbeſchadet der Verdienſte andrer hervorragenden Seeoffiziere, die über ihm, neben ihm oder unter ihm gearbeitet haben und es noch heute tun. Es ſpricht für den weitſchauenden Blick ſeines Schöpfers, daß der Flottenplan des Großadmirals von Tirpitz in dieſem Kriege die Feuerprobe beſtanden hat. Sein Riſikogedanke — Deutſchlands Flotte muß ſo ſtark ſein, daß auch der Mächtigſte keinen Angriff ohne Gefährdung ſeiner eigenen Machtſtellung wagen darf — hat die Eng- länder veranlaßt, ihre Kriegsſchiffe in den Häfen zurückzubehalten. Infolgedeſſen ſind unſre Küſten von feindlichen Angriffen verſchont geblieben, während wir wiederholt erfolgreiche Vorſtöße auf die Ge- ſtade Englands unternommen haben, und insbeſondre unſre Unter- ſeeboote zu einem Schrecken der feindlichen Handelsſchiffe geworden ſind. Möge der hochverdiente Jubilar ſich noch lange an den Erfolgen ſeines Lebenswerkes in voller Geſundheit und Friſche erfreuen!

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/3>, abgerufen am 21.11.2024.