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Allgemeine Zeitung, Nr. 170, 18. Juni 1860.

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Als ich Ihnen die erste Mittheilung machte
über den beabsichtigten Widerstand der Lords gegen die Aufhebung der Papier-
steuer, äußerte ich die Vermuthung man werde u. a. die bevorstehende Ausgabe
von 10 bis 11 Millionen für Festungswerke geltend machen. Die Vermuthung
ist nicht eingetroffen. Die Opposition bedurfte dieses Arguments nicht,
weil die Regierung unter der Hand mit ihr einverstanden war, und die Re-
gierung wünschte den Gegenstand damals noch nicht zur Sprache gebracht zu
sehen. Gestern ist der Bericht der betreffenden Commission veröffentlicht
worden -- ein hochwichtiges Actenstück für die europäische Politik. Die
Instruction, datirt vom 20 Aug. 1859, lautet: Die im Bau begriffenen
Werke von Portsmouth (mit Einschluß der Insel Wight und der Landzunge
Spithead), in Plymouth, Portland, Pembroke, Dover, Chatham und am
Metway zu besichtigen, zu prüfen wie diese Plätze in der kürzesten Zeit
(within as short a period as possible) gegen jede plötzlich eintretende
Eventualität haltbar, und wie sie durch permanente Befestigungen in einen
vollständigen Vertheidigungszustand gesetzt werden können, dabei die kleine
Truppenzahl in England, namentlich den geringen Bestand von Artillerie zu
berücksichtigen der für die festen Plätze disponibel seyn würde; mit Ports-
mouth den Anfang zu machen, auch zu erwägen wie Woolwich an der Land-
seite zu befestigen, und damit zugleich ein wichtiges Element für die Verthei-
digung der Hauptstadt zu gewinnen. Unterm 25 Nov. wurden die Commissäre
ferner benachrichtigt daß die Regierung beschlossen habe die Geschütze und das
andere Kriegsmaterial nicht länger an einem Orte (Woolwich) aufzubewahren,
und ersucht festzustellen ob das zum Depot gewählte Weedon die Möglichkeit
darbiete hinreichende Verschatzungen, extrenchments, anzulegen. Der
Bericht, datirt vom 7 Febr. d. J., füllt 57 Folioseiten, ohne die Zeugen-
vernehmungen, Karten und andere Beilagen. Der Gedankengang ist fol-
gender. Die Flotte ist heutzutage ungenügend für die Vertheidigung des
Landes. Es ist schwer, wo nicht unmöglich, die Landung eines Feindes zu
verhindern. Das stehende Heer ist unbedeutend; die Freiwilligen würden dem
ersten Zusammentreffen mit einem disciplinirten Feinde nicht gewachsen seyn.
Es muß also eines von zwei Dingen geschehen: entweder eine große Vermehrung
des stehenden Heeres, oder Befestigung der "vitalen" (oder letalen) Punkte, d. h.
der Arsenale. Die weitere Ausführung geht in militärisches Detail, aus dem je-
doch ein Punkt von dem Laien zu verstehen und zu würdigen ist. "Die Plane
sollten so angelegt werden daß der Hauptwall und die Gräben zuerstgin An-
griff genommen und ausgeführt werden, ohne daß man dabei auf die Vollen-
dung der Bekleidungsmauern und der bombenfesten Casernen wartet. Auf
diese Weise würde eine vorläufige Schutzwehr, die auch mit Kanonen besetzt
werden könnte, in Zeit von drei bis vier Monaten herzustellen seyn." Ange-
hängt ist ein Gutachten von Lord Overstone (Banquier Lloyd) über die Wir-
kungen einer Invasion und Occupirung Londons auf die Geldverhältnisse
und auf die Stimmung der Bevölkerung. Die Commission fragt diesen
Finanzmann, der, ungleich seinen Waffenbrüdern in der Freihandelscam-
pagne, zugleich Staatsmann ist, ob er glaube daß ein Theil des englischen
Volks geneigt seyn würde die Regierung zu zwingen um jeden Preis Frieden
und damit den Störungen von Verkehr und Erwerb ein Ende zu machen?
Overstone antwortet unbedenklich ja! ob dieser Theil, diese Stimmung über-
wiegen würde, könne er nicht sagen; aber der Widerstand eines durch den Ver-
lust der Hauptstadt gedemüthigten, gelähmten und in seinen Meinungen und
Interessen getheilten Volks werde, bei dem Verhältniß welches in England
zwischen Hauptstadt und Land bestehe, wenig werth seyn und zu wenig führen.

Frankreich.

Wenn Louis Napoleon von Paris abwesend, wenn er der Hauptstadt
den Rücken kehrt, dann ist die gesammte Presse in Verlegenheit; denn wenn
auch alle Blätter genügend darüber instruirt werden was sie nicht sagen dür-
fen, so doch nicht immer darüber was sie sagen dürfen. Es ist charakteristisch
für das Regime des zweiten Decembers daß unter ihm die gesammte franzö-
fische Presse eine totale Wandelung erlitten hat, eine Wandelung welche für
die ganze Lage des Landes charakteristisch ist. Der Franzose kennt im allge-
meinen das Ausland wenig, er interessirt sich nicht dafür, er reist nicht, es
verlockt ihn nicht dasselbe zu sehen. Warum auch? Entweder findet sich
alles im Koran, und dann ist es unnöthig das Ausland durchzublättern, oder
es findet sich nicht darin, und dann ist es werthlos. Heute mehr als je über-
zeugt daß Frankreich eigentlich an der Spitze der Corruption marschire, was
ihm mit der Civilisation mehr oder weniger identisch zu seyn beginnt, con-
centrirt sich all sein Fühlen, Wissen, Lieben, Wünschen auf sein Vaterland.
An Exclusivität, an Selbstüberschätzung übertrafen von je die Franzosen alle
Völker der Welt. Bei diesen Vorbedingungen und bei der bis aufs äußerste
durch Lage, Neigung und Geschichte herbeigeführten Centralisation des Landes
war es natürlich daß die gesammte Presse, vornehmlich aber die Pariser, sich
lediglich den innern Angelegenheiten Frankreichs zuwandte. Unter den Bour-
bouen, Ludwig Philipp und der Republik hatte zudem jeder irgend bedeutende
Ort Frankreichs einen Vertreter in Paris der laut von der Tribune herab
[Spaltenumbruch] die Interessen seiner Mandanten vertrat und zur Geltung zu bringen suchte.
Der zweite December hat die Centralisation auf das äußerste getrieben;
wenn je, so sollte jetzt die Pariser Presse für ganz Frankreich reden. Gerade
das umgekehrte findet statt. Die unite du pouvoir duldet das nicht, ja mit
derselben ist selbstredend jede Rede- und Preßfreiheit unverträglich. Denn
wer redet, der wird allmählich auch überzeugen, und wer überzeugt ist, der
wird auch wünschen, und wer wünscht, auch wollen, und wer will, der sehnt
sich nach Kraft. Eine solche Kraft, einen eigenen Willen darf aber nach dem
System der unite du pouvoir in Frankreich niemand außer dem zweiten
December haben, also darf auch niemand reden, es sey denn er rede nach Vor-
schrift. Die Presse, welche früher sich fast nur mit innern Angelegenheiten
beschäftigte, muß gegenwärtig daher vollständig darüber schweigen. Der
zweite December denkt, handelt für ganz Frankreich. Wenn sich Frankreich
nicht mit seinem Innern beschäftigen kann, so bleibt freilich nichts anderes
übrig als daß es sich nach außen wendet. Weiter will aber auch der zweite
December nichts, denn nach außen wollen alle Franzosen genau dasselbe was
er selbst will -- herrschen. Ist das der Fall, weiß die Regierung die Ge-
danken des Volks in dieser Richtung zu erhalten, seiner Herrschsucht fort-
während Nahrung zuzuführen, so wird es allerdings auch nicht den Mangel
an Freiheit nach innen empfinden.

Der Calcul ist richtig, und die Politik L. Napoleons liefert die Probe
dazu. Hier ist nur eins zu bedenken. Es mag seyn, ja es ist vielleicht ge-
wiß, daß das Regime des zweiten Decembers, in kluger Weise die Schwächen
der Nation ausnutzend, von ihren Fehlern und Neigungen den möglichsten
Nutzen ziehend, den Franzosen und ihrer Natur besser entspricht als der
früher patriarchalische Despotismus, oder das parlamentarische Regime. Der
Imperialismus ist ihnen gut auf den Leib gepaßt, das Regime vom zweiten
December mag ihnen besser sitzen als irgend eins vor ihm. Aber -- und dieses
Aber möge man wohl bedenken -- wenn Frankreich das Regime duldet, sich in
dasselbe findet, vielleicht mit ihm zufrieden ist, so folgt noch durchaus nicht
daraus daß es die Träger dieses Regime duldet, sich mit ihnen ausgesöhnt
hat, mit ihnen zufrieden ist. -- Mehr oder weniger war das erste Kaiserreich
ein natürliches Product. Zustände die Napoleon nicht geschaffen, der natür-
liche Verlauf der Dinge, das Bedürfniß und sein unvergleichliches Genie
drückten auf das Haupt Napoleons die Kaiserkrone. In diesem Sinn war
das erste Kaiserreich ein Rechtsstaat; die Nation achtete und liebte, ja sie
vergötterte den damaligen Träger des Staats und seine Stützen, sie achteten
sich selbst in ihm. -- Nichts von dem allem besitzt das zweite Kaiserreich.
Es besteht durch einen schmählichen Gewaltact, der zweite December
hat das französische Volk gerade durch schnöden Mißbrauch seines
besten Gefühls zu Fall gebracht, an der Pietät, der dankbaren Er-
innerung gegen den Gründer des ersten Kaiserreichs. Weil sich auf
diesen Vertrauensmißbrauch, auf einen Rechtsbruch die Herrschaft des
zweiten Decembers gründet, war er gezwungen zu Stützen und Trägern
seiner Herrschaft Männer auszuwählen die sich über jeden Vertrauensmiß-
brauch, über jeden Rechtsbruch, über jede Täuschung und Betrug hinweg-
setzen, wenn nur der momentane Erfolg für sie ist. Hier steckt der Fehler
im Calcul, die Schwäche des zweiten Kaiserreichs. Frankreich kann sich in
das Regime desselben finden, es kann sich vielleicht mit dem Regime versöh-
nen; aber es wird und kann nie den zweiten December vergessen, es wird sich
nie mit Louis Napoleon, Magnan, St. Arnaud, Morny, Maupas, Pietri,
Hausmann u. s. w. versöhnen. Es ist unmöglich, sagen wir, und jedermann
muß zugeben daß es nicht anders seyn kann. Man muß hier offenbar das
System von den Personen trennen. Die Welt kann sich mit einem Ver-
brechen abfinden, niemals aber mit dem Verbrecher. Was man auch zu
Gunsten des Regime, des Systems des zweiten Kaiserreichs sagen mag, das
entschuldigt niemals den zweiten December, wird ihn nie in den Augen des
französischen Volkes entschuldigen. Ein Volk kann sich, eben weil es aus
Personen besteht, in jede Herrschaft finden wenn es mit den Personen der Haupt-
sache nach zufrieden ist, wenn es den Herrscher achtet. Aber wo der Bruch
mit den Personen ein vollständiger, da mag das Princip welches sie vertreten
noch so vollständig seyn, nie wird jener Bruch dadurch ausgeglichen.
Immerdar werden Volk und Regierung feindlich einander gegenüberstehen.
Darin liegt der Schlüssel warum Louis Napoleon des innern Druckes, der Sicher-
heitsgesetze, des Preßzwanges, warum er Lambessa und Cayenue, warum er der
Kriege mit dem Ausland nicht entrathen kann. Das System bedarf dieser Mit-
tel vielleicht nicht, aber die Personen bedürfen ihrer. Was also auch der
zweite December verspricht, er kann nichts halten als was dem Wesen seiner
Macht entspricht. Es ist das Sittengesetz selbst das ihm seine Bahn vor-
schreibt, und ihn vorwärts treibt. Nicht der Gegensatz zwischen seinem Regime
und Frankreich, sondern zwischen ihm und den Franzosen ist's der unausgleich-
bar, und der ihm Ruhe unmöglich macht. Er kann nicht Frieden halten, auch
wenn er es wollte, er würde darüber zu Grunde gehen und Louis Napoleon
kennt zu gut die Bedingungen seiner Macht um es auch nur zu versuchen.
Die Deutschen müssen die Nähe und Größe der Kriegsgefahr nicht noch den

[Spaltenumbruch]

Als ich Ihnen die erſte Mittheilung machte
über den beabſichtigten Widerſtand der Lords gegen die Aufhebung der Papier-
ſteuer, äußerte ich die Vermuthung man werde u. a. die bevorſtehende Ausgabe
von 10 bis 11 Millionen für Feſtungswerke geltend machen. Die Vermuthung
iſt nicht eingetroffen. Die Oppoſition bedurfte dieſes Arguments nicht,
weil die Regierung unter der Hand mit ihr einverſtanden war, und die Re-
gierung wünſchte den Gegenſtand damals noch nicht zur Sprache gebracht zu
ſehen. Geſtern iſt der Bericht der betreffenden Commiſſion veröffentlicht
worden — ein hochwichtiges Actenſtück für die europäiſche Politik. Die
Inſtruction, datirt vom 20 Aug. 1859, lautet: Die im Bau begriffenen
Werke von Portsmouth (mit Einſchluß der Inſel Wight und der Landzunge
Spithead), in Plymouth, Portland, Pembroke, Dover, Chatham und am
Metway zu beſichtigen, zu prüfen wie dieſe Plätze in der kürzeſten Zeit
(within as short a period as possible) gegen jede plötzlich eintretende
Eventualität haltbar, und wie ſie durch permanente Befeſtigungen in einen
vollſtändigen Vertheidigungszuſtand geſetzt werden können, dabei die kleine
Truppenzahl in England, namentlich den geringen Beſtand von Artillerie zu
berückſichtigen der für die feſten Plätze disponibel ſeyn würde; mit Ports-
mouth den Anfang zu machen, auch zu erwägen wie Woolwich an der Land-
ſeite zu befeſtigen, und damit zugleich ein wichtiges Element für die Verthei-
digung der Hauptſtadt zu gewinnen. Unterm 25 Nov. wurden die Commiſſäre
ferner benachrichtigt daß die Regierung beſchloſſen habe die Geſchütze und das
andere Kriegsmaterial nicht länger an einem Orte (Woolwich) aufzubewahren,
und erſucht feſtzuſtellen ob das zum Depot gewählte Weedon die Möglichkeit
darbiete hinreichende Verſchatzungen, extrenchments, anzulegen. Der
Bericht, datirt vom 7 Febr. d. J., füllt 57 Folioſeiten, ohne die Zeugen-
vernehmungen, Karten und andere Beilagen. Der Gedankengang iſt fol-
gender. Die Flotte iſt heutzutage ungenügend für die Vertheidigung des
Landes. Es iſt ſchwer, wo nicht unmöglich, die Landung eines Feindes zu
verhindern. Das ſtehende Heer iſt unbedeutend; die Freiwilligen würden dem
erſten Zuſammentreffen mit einem disciplinirten Feinde nicht gewachſen ſeyn.
Es muß alſo eines von zwei Dingen geſchehen: entweder eine große Vermehrung
des ſtehenden Heeres, oder Befeſtigung der „vitalen“ (oder letalen) Punkte, d. h.
der Arſenale. Die weitere Ausführung geht in militäriſches Detail, aus dem je-
doch ein Punkt von dem Laien zu verſtehen und zu würdigen iſt. „Die Plane
ſollten ſo angelegt werden daß der Hauptwall und die Gräben zuerſtgin An-
griff genommen und ausgeführt werden, ohne daß man dabei auf die Vollen-
dung der Bekleidungsmauern und der bombenfeſten Caſernen wartet. Auf
dieſe Weiſe würde eine vorläufige Schutzwehr, die auch mit Kanonen beſetzt
werden könnte, in Zeit von drei bis vier Monaten herzuſtellen ſeyn.“ Ange-
hängt iſt ein Gutachten von Lord Overſtone (Banquier Lloyd) über die Wir-
kungen einer Invaſion und Occupirung Londons auf die Geldverhältniſſe
und auf die Stimmung der Bevölkerung. Die Commiſſion fragt dieſen
Finanzmann, der, ungleich ſeinen Waffenbrüdern in der Freihandelscam-
pagne, zugleich Staatsmann iſt, ob er glaube daß ein Theil des engliſchen
Volks geneigt ſeyn würde die Regierung zu zwingen um jeden Preis Frieden
und damit den Störungen von Verkehr und Erwerb ein Ende zu machen?
Overſtone antwortet unbedenklich ja! ob dieſer Theil, dieſe Stimmung über-
wiegen würde, könne er nicht ſagen; aber der Widerſtand eines durch den Ver-
luſt der Hauptſtadt gedemüthigten, gelähmten und in ſeinen Meinungen und
Intereſſen getheilten Volks werde, bei dem Verhältniß welches in England
zwiſchen Hauptſtadt und Land beſtehe, wenig werth ſeyn und zu wenig führen.

Frankreich.

Wenn Louis Napoleon von Paris abweſend, wenn er der Hauptſtadt
den Rücken kehrt, dann iſt die geſammte Preſſe in Verlegenheit; denn wenn
auch alle Blätter genügend darüber inſtruirt werden was ſie nicht ſagen dür-
fen, ſo doch nicht immer darüber was ſie ſagen dürfen. Es iſt charakteriſtiſch
für das Régime des zweiten Decembers daß unter ihm die geſammte franzö-
fiſche Preſſe eine totale Wandelung erlitten hat, eine Wandelung welche für
die ganze Lage des Landes charakteriſtiſch iſt. Der Franzoſe kennt im allge-
meinen das Ausland wenig, er intereſſirt ſich nicht dafür, er reist nicht, es
verlockt ihn nicht dasſelbe zu ſehen. Warum auch? Entweder findet ſich
alles im Koran, und dann iſt es unnöthig das Ausland durchzublättern, oder
es findet ſich nicht darin, und dann iſt es werthlos. Heute mehr als je über-
zeugt daß Frankreich eigentlich an der Spitze der Corruption marſchire, was
ihm mit der Civiliſation mehr oder weniger identiſch zu ſeyn beginnt, con-
centrirt ſich all ſein Fühlen, Wiſſen, Lieben, Wünſchen auf ſein Vaterland.
An Excluſivität, an Selbſtüberſchätzung übertrafen von je die Franzoſen alle
Völker der Welt. Bei dieſen Vorbedingungen und bei der bis aufs äußerſte
durch Lage, Neigung und Geſchichte herbeigeführten Centraliſation des Landes
war es natürlich daß die geſammte Preſſe, vornehmlich aber die Pariſer, ſich
lediglich den innern Angelegenheiten Frankreichs zuwandte. Unter den Bour-
bouen, Ludwig Philipp und der Republik hatte zudem jeder irgend bedeutende
Ort Frankreichs einen Vertreter in Paris der laut von der Tribune herab
[Spaltenumbruch] die Intereſſen ſeiner Mandanten vertrat und zur Geltung zu bringen ſuchte.
Der zweite December hat die Centraliſation auf das äußerſte getrieben;
wenn je, ſo ſollte jetzt die Pariſer Preſſe für ganz Frankreich reden. Gerade
das umgekehrte findet ſtatt. Die unité du pouvoir duldet das nicht, ja mit
derſelben iſt ſelbſtredend jede Rede- und Preßfreiheit unverträglich. Denn
wer redet, der wird allmählich auch überzeugen, und wer überzeugt iſt, der
wird auch wünſchen, und wer wünſcht, auch wollen, und wer will, der ſehnt
ſich nach Kraft. Eine ſolche Kraft, einen eigenen Willen darf aber nach dem
Syſtem der unité du pouvoir in Frankreich niemand außer dem zweiten
December haben, alſo darf auch niemand reden, es ſey denn er rede nach Vor-
ſchrift. Die Preſſe, welche früher ſich faſt nur mit innern Angelegenheiten
beſchäftigte, muß gegenwärtig daher vollſtändig darüber ſchweigen. Der
zweite December denkt, handelt für ganz Frankreich. Wenn ſich Frankreich
nicht mit ſeinem Innern beſchäftigen kann, ſo bleibt freilich nichts anderes
übrig als daß es ſich nach außen wendet. Weiter will aber auch der zweite
December nichts, denn nach außen wollen alle Franzoſen genau dasſelbe was
er ſelbſt will — herrſchen. Iſt das der Fall, weiß die Regierung die Ge-
danken des Volks in dieſer Richtung zu erhalten, ſeiner Herrſchſucht fort-
während Nahrung zuzuführen, ſo wird es allerdings auch nicht den Mangel
an Freiheit nach innen empfinden.

Der Calcul iſt richtig, und die Politik L. Napoleons liefert die Probe
dazu. Hier iſt nur eins zu bedenken. Es mag ſeyn, ja es iſt vielleicht ge-
wiß, daß das Régime des zweiten Decembers, in kluger Weiſe die Schwächen
der Nation ausnutzend, von ihren Fehlern und Neigungen den möglichſten
Nutzen ziehend, den Franzoſen und ihrer Natur beſſer entſpricht als der
früher patriarchaliſche Deſpotismus, oder das parlamentariſche Régime. Der
Imperialismus iſt ihnen gut auf den Leib gepaßt, das Régime vom zweiten
December mag ihnen beſſer ſitzen als irgend eins vor ihm. Aber — und dieſes
Aber möge man wohl bedenken — wenn Frankreich das Régime duldet, ſich in
dasſelbe findet, vielleicht mit ihm zufrieden iſt, ſo folgt noch durchaus nicht
daraus daß es die Träger dieſes Régime duldet, ſich mit ihnen ausgeſöhnt
hat, mit ihnen zufrieden iſt. — Mehr oder weniger war das erſte Kaiſerreich
ein natürliches Product. Zuſtände die Napoleon nicht geſchaffen, der natür-
liche Verlauf der Dinge, das Bedürfniß und ſein unvergleichliches Genie
drückten auf das Haupt Napoleons die Kaiſerkrone. In dieſem Sinn war
das erſte Kaiſerreich ein Rechtsſtaat; die Nation achtete und liebte, ja ſie
vergötterte den damaligen Träger des Staats und ſeine Stützen, ſie achteten
ſich ſelbſt in ihm. — Nichts von dem allem beſitzt das zweite Kaiſerreich.
Es beſteht durch einen ſchmählichen Gewaltact, der zweite December
hat das franzöſiſche Volk gerade durch ſchnöden Mißbrauch ſeines
beſten Gefühls zu Fall gebracht, an der Pietät, der dankbaren Er-
innerung gegen den Gründer des erſten Kaiſerreichs. Weil ſich auf
dieſen Vertrauensmißbrauch, auf einen Rechtsbruch die Herrſchaft des
zweiten Decembers gründet, war er gezwungen zu Stützen und Trägern
ſeiner Herrſchaft Männer auszuwählen die ſich über jeden Vertrauensmiß-
brauch, über jeden Rechtsbruch, über jede Täuſchung und Betrug hinweg-
ſetzen, wenn nur der momentane Erfolg für ſie iſt. Hier ſteckt der Fehler
im Calcul, die Schwäche des zweiten Kaiſerreichs. Frankreich kann ſich in
das Régime desſelben finden, es kann ſich vielleicht mit dem Régime verſöh-
nen; aber es wird und kann nie den zweiten December vergeſſen, es wird ſich
nie mit Louis Napoleon, Magnan, St. Arnaud, Morny, Maupas, Pietri,
Hausmann u. ſ. w. verſöhnen. Es iſt unmöglich, ſagen wir, und jedermann
muß zugeben daß es nicht anders ſeyn kann. Man muß hier offenbar das
Syſtem von den Perſonen trennen. Die Welt kann ſich mit einem Ver-
brechen abfinden, niemals aber mit dem Verbrecher. Was man auch zu
Gunſten des Régime, des Syſtems des zweiten Kaiſerreichs ſagen mag, das
entſchuldigt niemals den zweiten December, wird ihn nie in den Augen des
franzöſiſchen Volkes entſchuldigen. Ein Volk kann ſich, eben weil es aus
Perſonen beſteht, in jede Herrſchaft finden wenn es mit den Perſonen der Haupt-
ſache nach zufrieden iſt, wenn es den Herrſcher achtet. Aber wo der Bruch
mit den Perſonen ein vollſtändiger, da mag das Princip welches ſie vertreten
noch ſo vollſtändig ſeyn, nie wird jener Bruch dadurch ausgeglichen.
Immerdar werden Volk und Regierung feindlich einander gegenüberſtehen.
Darin liegt der Schlüſſel warum Louis Napoleon des innern Druckes, der Sicher-
heitsgeſetze, des Preßzwanges, warum er Lambeſſa und Cayenue, warum er der
Kriege mit dem Ausland nicht entrathen kann. Das Syſtem bedarf dieſer Mit-
tel vielleicht nicht, aber die Perſonen bedürfen ihrer. Was alſo auch der
zweite December verſpricht, er kann nichts halten als was dem Weſen ſeiner
Macht entſpricht. Es iſt das Sittengeſetz ſelbſt das ihm ſeine Bahn vor-
ſchreibt, und ihn vorwärts treibt. Nicht der Gegenſatz zwiſchen ſeinem Régime
und Frankreich, ſondern zwiſchen ihm und den Franzoſen iſt’s der unausgleich-
bar, und der ihm Ruhe unmöglich macht. Er kann nicht Frieden halten, auch
wenn er es wollte, er würde darüber zu Grunde gehen und Louis Napoleon
kennt zu gut die Bedingungen ſeiner Macht um es auch nur zu verſuchen.
Die Deutſchen müſſen die Nähe und Größe der Kriegsgefahr nicht noch den

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[2834/0006] भ London, 14 Jun. Als ich Ihnen die erſte Mittheilung machte über den beabſichtigten Widerſtand der Lords gegen die Aufhebung der Papier- ſteuer, äußerte ich die Vermuthung man werde u. a. die bevorſtehende Ausgabe von 10 bis 11 Millionen für Feſtungswerke geltend machen. Die Vermuthung iſt nicht eingetroffen. Die Oppoſition bedurfte dieſes Arguments nicht, weil die Regierung unter der Hand mit ihr einverſtanden war, und die Re- gierung wünſchte den Gegenſtand damals noch nicht zur Sprache gebracht zu ſehen. Geſtern iſt der Bericht der betreffenden Commiſſion veröffentlicht worden — ein hochwichtiges Actenſtück für die europäiſche Politik. Die Inſtruction, datirt vom 20 Aug. 1859, lautet: Die im Bau begriffenen Werke von Portsmouth (mit Einſchluß der Inſel Wight und der Landzunge Spithead), in Plymouth, Portland, Pembroke, Dover, Chatham und am Metway zu beſichtigen, zu prüfen wie dieſe Plätze in der kürzeſten Zeit (within as short a period as possible) gegen jede plötzlich eintretende Eventualität haltbar, und wie ſie durch permanente Befeſtigungen in einen vollſtändigen Vertheidigungszuſtand geſetzt werden können, dabei die kleine Truppenzahl in England, namentlich den geringen Beſtand von Artillerie zu berückſichtigen der für die feſten Plätze disponibel ſeyn würde; mit Ports- mouth den Anfang zu machen, auch zu erwägen wie Woolwich an der Land- ſeite zu befeſtigen, und damit zugleich ein wichtiges Element für die Verthei- digung der Hauptſtadt zu gewinnen. Unterm 25 Nov. wurden die Commiſſäre ferner benachrichtigt daß die Regierung beſchloſſen habe die Geſchütze und das andere Kriegsmaterial nicht länger an einem Orte (Woolwich) aufzubewahren, und erſucht feſtzuſtellen ob das zum Depot gewählte Weedon die Möglichkeit darbiete hinreichende Verſchatzungen, extrenchments, anzulegen. Der Bericht, datirt vom 7 Febr. d. J., füllt 57 Folioſeiten, ohne die Zeugen- vernehmungen, Karten und andere Beilagen. Der Gedankengang iſt fol- gender. Die Flotte iſt heutzutage ungenügend für die Vertheidigung des Landes. Es iſt ſchwer, wo nicht unmöglich, die Landung eines Feindes zu verhindern. Das ſtehende Heer iſt unbedeutend; die Freiwilligen würden dem erſten Zuſammentreffen mit einem disciplinirten Feinde nicht gewachſen ſeyn. Es muß alſo eines von zwei Dingen geſchehen: entweder eine große Vermehrung des ſtehenden Heeres, oder Befeſtigung der „vitalen“ (oder letalen) Punkte, d. h. der Arſenale. Die weitere Ausführung geht in militäriſches Detail, aus dem je- doch ein Punkt von dem Laien zu verſtehen und zu würdigen iſt. „Die Plane ſollten ſo angelegt werden daß der Hauptwall und die Gräben zuerſtgin An- griff genommen und ausgeführt werden, ohne daß man dabei auf die Vollen- dung der Bekleidungsmauern und der bombenfeſten Caſernen wartet. Auf dieſe Weiſe würde eine vorläufige Schutzwehr, die auch mit Kanonen beſetzt werden könnte, in Zeit von drei bis vier Monaten herzuſtellen ſeyn.“ Ange- hängt iſt ein Gutachten von Lord Overſtone (Banquier Lloyd) über die Wir- kungen einer Invaſion und Occupirung Londons auf die Geldverhältniſſe und auf die Stimmung der Bevölkerung. Die Commiſſion fragt dieſen Finanzmann, der, ungleich ſeinen Waffenbrüdern in der Freihandelscam- pagne, zugleich Staatsmann iſt, ob er glaube daß ein Theil des engliſchen Volks geneigt ſeyn würde die Regierung zu zwingen um jeden Preis Frieden und damit den Störungen von Verkehr und Erwerb ein Ende zu machen? Overſtone antwortet unbedenklich ja! ob dieſer Theil, dieſe Stimmung über- wiegen würde, könne er nicht ſagen; aber der Widerſtand eines durch den Ver- luſt der Hauptſtadt gedemüthigten, gelähmten und in ſeinen Meinungen und Intereſſen getheilten Volks werde, bei dem Verhältniß welches in England zwiſchen Hauptſtadt und Land beſtehe, wenig werth ſeyn und zu wenig führen. Frankreich. Paris, 16 Jun. Wenn Louis Napoleon von Paris abweſend, wenn er der Hauptſtadt den Rücken kehrt, dann iſt die geſammte Preſſe in Verlegenheit; denn wenn auch alle Blätter genügend darüber inſtruirt werden was ſie nicht ſagen dür- fen, ſo doch nicht immer darüber was ſie ſagen dürfen. Es iſt charakteriſtiſch für das Régime des zweiten Decembers daß unter ihm die geſammte franzö- fiſche Preſſe eine totale Wandelung erlitten hat, eine Wandelung welche für die ganze Lage des Landes charakteriſtiſch iſt. Der Franzoſe kennt im allge- meinen das Ausland wenig, er intereſſirt ſich nicht dafür, er reist nicht, es verlockt ihn nicht dasſelbe zu ſehen. Warum auch? Entweder findet ſich alles im Koran, und dann iſt es unnöthig das Ausland durchzublättern, oder es findet ſich nicht darin, und dann iſt es werthlos. Heute mehr als je über- zeugt daß Frankreich eigentlich an der Spitze der Corruption marſchire, was ihm mit der Civiliſation mehr oder weniger identiſch zu ſeyn beginnt, con- centrirt ſich all ſein Fühlen, Wiſſen, Lieben, Wünſchen auf ſein Vaterland. An Excluſivität, an Selbſtüberſchätzung übertrafen von je die Franzoſen alle Völker der Welt. Bei dieſen Vorbedingungen und bei der bis aufs äußerſte durch Lage, Neigung und Geſchichte herbeigeführten Centraliſation des Landes war es natürlich daß die geſammte Preſſe, vornehmlich aber die Pariſer, ſich lediglich den innern Angelegenheiten Frankreichs zuwandte. Unter den Bour- bouen, Ludwig Philipp und der Republik hatte zudem jeder irgend bedeutende Ort Frankreichs einen Vertreter in Paris der laut von der Tribune herab die Intereſſen ſeiner Mandanten vertrat und zur Geltung zu bringen ſuchte. Der zweite December hat die Centraliſation auf das äußerſte getrieben; wenn je, ſo ſollte jetzt die Pariſer Preſſe für ganz Frankreich reden. Gerade das umgekehrte findet ſtatt. Die unité du pouvoir duldet das nicht, ja mit derſelben iſt ſelbſtredend jede Rede- und Preßfreiheit unverträglich. Denn wer redet, der wird allmählich auch überzeugen, und wer überzeugt iſt, der wird auch wünſchen, und wer wünſcht, auch wollen, und wer will, der ſehnt ſich nach Kraft. Eine ſolche Kraft, einen eigenen Willen darf aber nach dem Syſtem der unité du pouvoir in Frankreich niemand außer dem zweiten December haben, alſo darf auch niemand reden, es ſey denn er rede nach Vor- ſchrift. Die Preſſe, welche früher ſich faſt nur mit innern Angelegenheiten beſchäftigte, muß gegenwärtig daher vollſtändig darüber ſchweigen. Der zweite December denkt, handelt für ganz Frankreich. Wenn ſich Frankreich nicht mit ſeinem Innern beſchäftigen kann, ſo bleibt freilich nichts anderes übrig als daß es ſich nach außen wendet. Weiter will aber auch der zweite December nichts, denn nach außen wollen alle Franzoſen genau dasſelbe was er ſelbſt will — herrſchen. Iſt das der Fall, weiß die Regierung die Ge- danken des Volks in dieſer Richtung zu erhalten, ſeiner Herrſchſucht fort- während Nahrung zuzuführen, ſo wird es allerdings auch nicht den Mangel an Freiheit nach innen empfinden. Der Calcul iſt richtig, und die Politik L. Napoleons liefert die Probe dazu. Hier iſt nur eins zu bedenken. Es mag ſeyn, ja es iſt vielleicht ge- wiß, daß das Régime des zweiten Decembers, in kluger Weiſe die Schwächen der Nation ausnutzend, von ihren Fehlern und Neigungen den möglichſten Nutzen ziehend, den Franzoſen und ihrer Natur beſſer entſpricht als der früher patriarchaliſche Deſpotismus, oder das parlamentariſche Régime. Der Imperialismus iſt ihnen gut auf den Leib gepaßt, das Régime vom zweiten December mag ihnen beſſer ſitzen als irgend eins vor ihm. Aber — und dieſes Aber möge man wohl bedenken — wenn Frankreich das Régime duldet, ſich in dasſelbe findet, vielleicht mit ihm zufrieden iſt, ſo folgt noch durchaus nicht daraus daß es die Träger dieſes Régime duldet, ſich mit ihnen ausgeſöhnt hat, mit ihnen zufrieden iſt. — Mehr oder weniger war das erſte Kaiſerreich ein natürliches Product. Zuſtände die Napoleon nicht geſchaffen, der natür- liche Verlauf der Dinge, das Bedürfniß und ſein unvergleichliches Genie drückten auf das Haupt Napoleons die Kaiſerkrone. In dieſem Sinn war das erſte Kaiſerreich ein Rechtsſtaat; die Nation achtete und liebte, ja ſie vergötterte den damaligen Träger des Staats und ſeine Stützen, ſie achteten ſich ſelbſt in ihm. — Nichts von dem allem beſitzt das zweite Kaiſerreich. Es beſteht durch einen ſchmählichen Gewaltact, der zweite December hat das franzöſiſche Volk gerade durch ſchnöden Mißbrauch ſeines beſten Gefühls zu Fall gebracht, an der Pietät, der dankbaren Er- innerung gegen den Gründer des erſten Kaiſerreichs. Weil ſich auf dieſen Vertrauensmißbrauch, auf einen Rechtsbruch die Herrſchaft des zweiten Decembers gründet, war er gezwungen zu Stützen und Trägern ſeiner Herrſchaft Männer auszuwählen die ſich über jeden Vertrauensmiß- brauch, über jeden Rechtsbruch, über jede Täuſchung und Betrug hinweg- ſetzen, wenn nur der momentane Erfolg für ſie iſt. Hier ſteckt der Fehler im Calcul, die Schwäche des zweiten Kaiſerreichs. Frankreich kann ſich in das Régime desſelben finden, es kann ſich vielleicht mit dem Régime verſöh- nen; aber es wird und kann nie den zweiten December vergeſſen, es wird ſich nie mit Louis Napoleon, Magnan, St. Arnaud, Morny, Maupas, Pietri, Hausmann u. ſ. w. verſöhnen. Es iſt unmöglich, ſagen wir, und jedermann muß zugeben daß es nicht anders ſeyn kann. Man muß hier offenbar das Syſtem von den Perſonen trennen. Die Welt kann ſich mit einem Ver- brechen abfinden, niemals aber mit dem Verbrecher. Was man auch zu Gunſten des Régime, des Syſtems des zweiten Kaiſerreichs ſagen mag, das entſchuldigt niemals den zweiten December, wird ihn nie in den Augen des franzöſiſchen Volkes entſchuldigen. Ein Volk kann ſich, eben weil es aus Perſonen beſteht, in jede Herrſchaft finden wenn es mit den Perſonen der Haupt- ſache nach zufrieden iſt, wenn es den Herrſcher achtet. Aber wo der Bruch mit den Perſonen ein vollſtändiger, da mag das Princip welches ſie vertreten noch ſo vollſtändig ſeyn, nie wird jener Bruch dadurch ausgeglichen. Immerdar werden Volk und Regierung feindlich einander gegenüberſtehen. Darin liegt der Schlüſſel warum Louis Napoleon des innern Druckes, der Sicher- heitsgeſetze, des Preßzwanges, warum er Lambeſſa und Cayenue, warum er der Kriege mit dem Ausland nicht entrathen kann. Das Syſtem bedarf dieſer Mit- tel vielleicht nicht, aber die Perſonen bedürfen ihrer. Was alſo auch der zweite December verſpricht, er kann nichts halten als was dem Weſen ſeiner Macht entſpricht. Es iſt das Sittengeſetz ſelbſt das ihm ſeine Bahn vor- ſchreibt, und ihn vorwärts treibt. Nicht der Gegenſatz zwiſchen ſeinem Régime und Frankreich, ſondern zwiſchen ihm und den Franzoſen iſt’s der unausgleich- bar, und der ihm Ruhe unmöglich macht. Er kann nicht Frieden halten, auch wenn er es wollte, er würde darüber zu Grunde gehen und Louis Napoleon kennt zu gut die Bedingungen ſeiner Macht um es auch nur zu verſuchen. Die Deutſchen müſſen die Nähe und Größe der Kriegsgefahr nicht noch den

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 170, 18. Juni 1860, S. 2834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine170_1860/6>, abgerufen am 22.11.2024.