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Allgemeine Zeitung, Nr. 16, 19. Januar 1929.

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Samstag, den 19., und Sonntag, den 20. Jan. "AZ am Abend" Nr. 16 Seite 15


[Spaltenumbruch]
Liebe "a.z."!

Mir liegt Ihre Nummer 13 vor Den Artikel
"Münchens Dornröschenschlaf" habe
ich mit großem Genuß zweimal gelesen und ich
hätte es wohl auch ein drittes Mal getan, wenn
meine Alte nicht das Licht ausgedreht hätte. Und
so habe ich die dritte Lesung heute zum Frühstück
vorgenommen und mich dann gleich aufgemacht,
um mir den bis jetzt vollkommen unbekannten
Turnierhof anzusehen. Wahrhaftig, das ließe sich
machen! Ich malte mir sogleich das ganze Bild
aus, wie es sich ja wohl bald ergeben wird ....
ich sehe die im Hofe sich tummelnden Gewapp-
neten, hoch oben auf luftigem Balkone den bun-
ten Kranz schöner Frauen, ausgefucht aus der
Creme der Gesellschaft, ich sehe Ludwig den Rei-
chen im glanzvollen Kranze seiner Hofhaltung,
die Räte und Kanzler, die Abgesandten fremder
Höfe, sogar regierende und nicht mehr regierende
Schahs von Persien und Afghanistan, die prunk-
volle Leibgarde, Patrizier und Patrizierinnen aus
Münchens großer Zeit.

Und dann die reichgeschmückten mittelalterliche
Tafel mit den glitzernden Geräten, die in den
Museen schlummern, gedeckt, Herolde, die die
Speisenfolge ausrufen, während Schaugerichte in
bunter Reihe an mir vorbeiziehen, eifrige Pagen
die Gläser füllen.

Ich höre die einschmeichelnden Töne mittelalter-
licher Musik, und ich höre, wie plötzlich ein leeres
Faß zu den anderen fliegt, die in diesem ver-
nachlässigten Hof gegenwärtig die einzige Zierde
sind.

Ich hatte mich aber doch so eingelebt in diese
Phantasie, daß ich begann, auch ernstlich die
Möglichkeit der Durchführung ins Auge zu fassen
und die praktische Abwicklung zu erwägen. Wie
geeignet wäre es z. B., wenn der Hof der "Alten
Burg" (in welcher zurzeit das jedem Menschen
sehr überflüssige Finanzamt sich befindet) bei der
Auffahrt der Gäste als Parkplatz herangezogen
würde. Ein paar kräftige Bogenlampen würden
den ganzen Hof taghell erleuchten und dies müßte
mit all' den vorschriftsmäßig auch am Parkplatz
brennenden Schlußlichtern der Autos ein gerade-
zu phantastisches Bild geben, wie man es nur in
München kennt. Selbstverständlich müßte hier die
Sipo, Schupo und Popo (Politische Polizei ...
oder heißt diese Polipo?) für die Aufrechterhal-
tung der Ordnung und die Einhaltung der bis
11 Uhr abends zu bemessenden Polizeistunde sor-
gen. Die anderen Sicherheitsmaßnahmen könnte
man getroft den hierzu berufenen Verbänden
überlassen.

Ich schlage vor, an Festabenden, aus der
Staatsoper-Walkürendekoration, die Weltesche
auf den Max Josephsplatz zu verpflanzen, unter
welcher der Allerweltsescherich seinen
Heerbann sammelt, den Heimatschutz, nach Gauen
geordnet, allen voran der in ganz Deutschland
gefürchtete Isengau mit dem Chlemgau. Deren
Obliegenheit ist es, dafür zu sorgen, daß kein
feindlicher Ausländer von jenseits der Donau sich
ungerufen in diese "bayrischen Belange" mischt.
Der Heerrufer aus "Lohengrin", ebenfalls vom
Bayer. Staatstheater zu entleihen, stößt dreimal
ins Horn: "Wer wagt zu streiten wider ....
usw.". Am Eingang zum Turnierhof selbst aber
müßten die Hitlerschen Heerscharen stehen und
ihres Amtes walten. Zu diesem Zwecke müßte,
was mit einem Kostenaufwand von einer knap-
pen halben Million ficher zu bewerkstelligen wäre,
ein chemisches Laboratorium für Blutuntersuchun-
gen im Vestibül eingerichtet werden. Nur wer
schwarz auf weiß rote Blutkörperchen in genü-
gender Anzahl vorweisen kann, darf auf Einlaß
rechnen und erhält die mit dem Hakenkreuz ver-
sehene, eigenhändig von Hitler unterschriebene
Eintrittskarte. Jedem wird außerdem, schon vom
Heimatschutzbund aus, die Parole abverlangt
werden. Dieses Paßwort wird dem "Götz von
Berlichingen" entnommen, oder es muß ein baju-
warisch-allemanisch auszusprechendes Wort sein,
wie etwa "Loabltoag" oder "mir war's gnua",
[Spaltenumbruch] an welchem jeder Versuch zu einem Mißbrauch
durch feindliche Ausländer scheitern müßte.

Also, verehrte Redaktion, ich bin begeistert von
dem Vorschlag, und, wenn er zur Ausführung
kommen kann, was nach Einsetzung von zwölf
Kommissionen, nach Anhörung aller Münchner
und Schwabinger Künstler und Künstlerinnen, der
städtischen und staatlichen berufenen Stellen für
[Spaltenumbruch] Denkmalspflege und des einschlägigen Polizei-
wachtmeisters sicher bald der Fall sein wird, dann
darf wohl um Ihre Protektion für seine Mithilfe
bitten
Ihr begeisterter Leser und Anhänger
durch dick und dünn



Münchener Opernbühne
Süddeutsche Wanderoper des Bayerischen Volksbildungsverbanbes
[Spaltenumbruch]

Auf eine äußerst erfolgreiche künstlerische Tätig-
keit vermag die "Münchener Opernbühne" in der
ersten Hälfte ihrer heurigen Winterspielzeit zu-
rückzublicken. Sehr groß ist die Anzahl der zum
größten Teil mit mehreren Vorstellungen bespiel-
ten Städte: Ansbach, Bamberg (Stadttheater),
Dresden, Eichstätt, Erlangen, Feldkirch (Vorarl-
berg), Freising, Füssen, Garmisch, Günzburg,
Herzogenaurach, Kaufbeuren, Kempten, Lands-
berg, Lindau, Mühldorf, Oberndorf (Württem-
berg), Passau, Schweinfurt, St. Gallen (Schweiz),
Traunstein, Trostberg, Weißenburg i. B., Wer-
tingen, Weiden (Oberpfalz) u. a.

Unter den dargestellten Werken fällt der weit-
aus größte Prozentsatz auf Schöpfungen Mo-
zarts,
der zurzeit mit seiner "Entführung aus
dem Serail", "Cosi fan tutte" und "Figaros
Hochzeit", sowie mit dem Singspiel "Bastien und
Bastienne" auf dem Spielplan vertreten ist. Von
Lortzing, dem liebenswürdigen Kleinmeister
der komischen Oper, dessen Schöpfungen in der
Provinz besonders millkommen sind, finden wir
"Waffenschmied" und "Wildfchütz", wozu sich in
den nächsten Wochen in neuer Einstudierung
"Zar und Zimmermann" gesellen wird. Als
Spezialität wurde das von Dr. Ernst Leo-
pold Stahl
und Franz Hallasch neu
bearbeitete schwäbische Singspiel von Bischof
Sailer "Die schwäbische Schöpfung" dem Re-
pertoir eingefügt. Das moderne Musikdrama war
mit d'Alberts "Tiefland" vertreten; Hum-
perdincks
Märchenoper "Hänsel und Gretel"
war vielen Städten eine freudig begrüßte Weih-
nachtsgabe. Die Aufzählung wäre unvollständig,
wollte man nicht auch noch von kleineren Opern
die Einakter "La serva patrona" von Pergo-
lesi
und Leo Falls "Paroli" erwähnen, mit
welchen auch die Bayer. Heil- und Pflege-
anstalten bespielt wurden. Zur Einführung in
die darzustellenden Werke dienen dem Publikum
die Almanache der Münchner Opernbühne, von
denen unter der Schriftleitung von Dr. Wilhelm
Zentner ein Mozart- und ein Lortzingheft er-
[Spaltenumbruch] schienen sind, die mit dem Autor und seinen
Schöpfungen in allgemein verständlicher Weise
bekannt machen. Die Programmhefte, welche in
zwangloser Folge weiter erscheinen, enthalten
außer den Bildnissen der Vorsitzenden des Bayer.
Bolksbildungsverbandes Geheimrat Professor Dr.
Kerschensteiner, Generalintendant Frei-
herr Clemens v. Franckenstein, Oberlandes-
gerichtsrat M. Hahn (Nürnberg) auch die der
mitwirkenden Künstler und des Oberspielleiters
Kammersängers Julius Gleß sowie des musika-
lischen Leiters Musikdirektors Anton Schlosser.
Als Gäfte durfte die Münchner Opernbühne vor
allem Kammersängerin Martha Schellenberg,
Kammersänger Bertold Sterneck, Kammer-
sänger Erik Wildhagen von der Münchner
Staatsoper sowie den lyrischen Tenor des Mann-
heimer Nationaltheaters Valentin Haller und
den Augsburger Bariton Kremer zu den ihren
zählen.

Das rege Interesse, das bayerische und außer-
bayerische Städte, vor allem die Mitglieder des
kommunalen Theater- und Konzertausschusses des
Bayer. Volksbildungsverbandes dem in zähem
Arbeitswillen vorwärtsschreitenden Unternehmen
entgegenbringen, ist die schönste Gewähr für die
Anerkennung, die sich die Münchner Opernbühne
im Laufe der letzten Jahre zu erringen wußte.
Dieser Erfolg, der sich auch zahlenmäßig belegen
läßt, ist um so höher einzuwerten, als dem Unter-
nehmen nur bescheidenste Mittel zur Verfügung
standen, allerdings auch so hingebende künstlerische
Führer wie Musikdirektor Schlosser und Kammer-
sänger Julius Gleß. Einen gebührenden Anteil
an den Erfolgen darf auch die unermüdliche,
ehrenamtliche Geschäftsführung von Hauptlehrer
X. Wahl für sich in Anspruch nehmen. Die
stetig wachsende Zahl der Mitgliedstädte und der
Freunde der Münchner Opernbühne, bei denen
diese ein periodisch wiederkehrender Gast gewor-
den ist, zeigt an, wie hoch echte Kulturarbeit auf
dem Gebiete "Volk und Musik" auch heute noch
eingeschätzt zu werden pflegt.



Schneetreiben
[Spaltenumbruch]

Ganz klein und häßlich war Straßenfeger
Klabbe geworden, seit die Reinigungs-
maschinen, die wie Tanks aussehn, allmäh-
lich auch ihn zu einem noch eben Gedulde-
ten degradiert hatten. Sein rauhes Wesen
hatte sich sehr gewandelt; er wurde fast
höflich gegen die Anwohner der Straßen,
die er verschönern half. Wenn er den Kon-
trollbeamten von weitem sah, entfaltete er
einen aufgeregten Eifer -- alles natürlich
nur, um seinen Posten nicht doch noch zu
verlieren.

Eines Tages fing das große Schneetreiben
an. Der liebe Gott meinte es ja wohl wieder
einmal gut mit den Arbeitslosen, daß sie da
zum Fest etwas zu verdienen bekamen.

Man hörte sie in den noch finsteren Stra-
ßen rumoren, und wenn es dann heller war,
sah man ihre verfrorenen Gestalten, unter
denen sich manche befand, die noch nie eine
[Spaltenumbruch] Schippe in der Hand gehabt hatte. Einige
trugen wahrhaftig noch ihre alten ver-
schlunzten feldgrauen Kittel -- was kann
man da machen!

Na also, sie schanzten, daß die Schollen
krachten, und gegen Abend bekamen sie
dann ihre Anweisung auf die paar Mark.
Da war ja wohl wieder eine Pfeife Tabak
oder ein Schnaps gefällig.

Aber nicht nur mit ihnen, auch mit dem
Straßenfeger Klabbe meinte es Gott offen-
bar zum Feste gut. Er wurde in Anbetracht
der Plötzlichkeit des Schneetreibens eingesetzt
über die Straßenreinigungs-Dilettanten zu
wachen.

Teufel auch. Wie das Klabbe in die Kno-
chen fuhr. Ueber Nacht war er Beamter ge-
worden.

Na, die Jungens wollte er sich mal genau
[Spaltenumbruch] besehen! Die sollten merken, was eine Harbe
ist!

Er war wieder ganz der Alle. Sein rauhes
Wesen war mit dem Bewußtsein der Macht-
stellung womöglich noch rauher geworden
als früher. Er rollte die Augen und seine
Stimme hatte einen diktatorischen Klang:
"Sie da vorn -- nicht so viel quatschenl
Vorwärts, vorwärts, Leute!"

Das "Leute" kam nicht ganz so scharf
heraus wie damals beim Hauptmann in der
Kompagnie -- aber auch schon ganz schön.

So ging Klabbe los und gab der Welt
wieder einmal ein Beispiel, wie rasch der
Mensch mit seinen höheren Zwecken wächst.

Dachten die Hungerleider vielleicht, sie
könnten die Kommune auch nur um eine
halbe Arbeitsstunde prellen? Da hatten sie
sich im Beamten Klabbe schwer getäuscht.

Nrr--brr!

Der bloße Gedanke ließ ihn mit den Zäh-
nen knirschen, daß seine Untergebenen vor
Schreck schlotterten.

Schon am ersten Abend gelang es ihm,
ein Element festzustellen, das sich in auf-
rührerischen Betrachtungen erging, wieso der
Staat bei starkem Schneetreiben das Geld
für Wegräumung und Beschäftigung Arbeits-
loser plötzlich aufbringen könne. Worauf ein
anderer erwiderte, es sei wie mit dem Krieg
für den man auch Milliarden zum Hinaus-
schmeißen hätte, die für Notleidende auf kei-
nen Fall da wären.

Hei, wie da der Beamte Klabbe unter sie
fuhr und ihnen die Köpfe zurechtrückte!

"Maul halten!" war noch das wenigste,
was er ihnen in gut gelungenem Haupt-
mannston hinwarf.

"Noch einmal hör ich so was -- und ihr
fliegt!"

Ja, wenn man Vorgesetzter ist.

Na, sie kuschten dann doch, und daran
war ja wohl auch noch mehr Klabbes dikta-
torisches Auftreten als ihre Angst um das
bißchen Geld schuld.

Der Kontrolleur konnte mit so einem Auf-
seher zufrieden sein, und er war es auch,
denn der einschmeichelnd ergebene Ton, mit
dem Klabbe Meldung machte, behagte ihm.

So kamen alle auf ihre Kosten -- die
Arbeitslosen, denen schließlich mal wieder
ein bißchen Dißiplin ganz gut tat, der er-
höhte Klabbe und der Staat, der unser aller
fürsorglicher Vater ist.

Wenn nur um Gotes willen der Schnee
nicht zu rasch wegschmilztl Mir ist weniger
um den Staat -- der ja wohl auch dann
sehen wird, wo er bleibt -- als um die
Arbeitslosen zu tun .... aber vor allem
natürlich um Klabbe.

Denn was aus einem Menschen werden
soll, der tagelang die Wonne geschmeckt hat,
Vorgesetzter zu sein und der dann über
Nacht wieder -- -- --

Kein Wort weiter, es ist nicht auszu-
denken!



Im Sportverein "Immertreu" heißt eine lustige
Verbrecherzeichnung Th. Th. Heines im neuesten
Simplicissimus. Wie Poincare in den
Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückkehrt,
zeigt das Titelbild von Wilhelm Schulz, und was
Herr Gilbert in Deutschland nicht sieht, drückt eine
Zeichnung von Schilling überzeugend aus.

[irrelevantes Material]
Samstag, den 19., und Sonntag, den 20. Jan. „AZ am Abend“ Nr. 16 Seite 15


[Spaltenumbruch]
Liebe „a.z.“!

Mir liegt Ihre Nummer 13 vor Den Artikel
Münchens Dornröschenſchlaf“ habe
ich mit großem Genuß zweimal geleſen und ich
hätte es wohl auch ein drittes Mal getan, wenn
meine Alte nicht das Licht ausgedreht hätte. Und
ſo habe ich die dritte Leſung heute zum Frühſtück
vorgenommen und mich dann gleich aufgemacht,
um mir den bis jetzt vollkommen unbekannten
Turnierhof anzuſehen. Wahrhaftig, das ließe ſich
machen! Ich malte mir ſogleich das ganze Bild
aus, wie es ſich ja wohl bald ergeben wird ....
ich ſehe die im Hofe ſich tummelnden Gewapp-
neten, hoch oben auf luftigem Balkone den bun-
ten Kranz ſchöner Frauen, ausgefucht aus der
Creme der Geſellſchaft, ich ſehe Ludwig den Rei-
chen im glanzvollen Kranze ſeiner Hofhaltung,
die Räte und Kanzler, die Abgeſandten fremder
Höfe, ſogar regierende und nicht mehr regierende
Schahs von Perſien und Afghaniſtan, die prunk-
volle Leibgarde, Patrizier und Patrizierinnen aus
Münchens großer Zeit.

Und dann die reichgeſchmückten mittelalterliche
Tafel mit den glitzernden Geräten, die in den
Muſeen ſchlummern, gedeckt, Herolde, die die
Speiſenfolge ausrufen, während Schaugerichte in
bunter Reihe an mir vorbeiziehen, eifrige Pagen
die Gläſer füllen.

Ich höre die einſchmeichelnden Töne mittelalter-
licher Muſik, und ich höre, wie plötzlich ein leeres
Faß zu den anderen fliegt, die in dieſem ver-
nachläſſigten Hof gegenwärtig die einzige Zierde
ſind.

Ich hatte mich aber doch ſo eingelebt in dieſe
Phantaſie, daß ich begann, auch ernſtlich die
Möglichkeit der Durchführung ins Auge zu faſſen
und die praktiſche Abwicklung zu erwägen. Wie
geeignet wäre es z. B., wenn der Hof der „Alten
Burg“ (in welcher zurzeit das jedem Menſchen
ſehr überflüſſige Finanzamt ſich befindet) bei der
Auffahrt der Gäſte als Parkplatz herangezogen
würde. Ein paar kräftige Bogenlampen würden
den ganzen Hof taghell erleuchten und dies müßte
mit all’ den vorſchriftsmäßig auch am Parkplatz
brennenden Schlußlichtern der Autos ein gerade-
zu phantaſtiſches Bild geben, wie man es nur in
München kennt. Selbſtverſtändlich müßte hier die
Sipo, Schupo und Popo (Politiſche Polizei ...
oder heißt dieſe Polipo?) für die Aufrechterhal-
tung der Ordnung und die Einhaltung der bis
11 Uhr abends zu bemeſſenden Polizeiſtunde ſor-
gen. Die anderen Sicherheitsmaßnahmen könnte
man getroft den hierzu berufenen Verbänden
überlaſſen.

Ich ſchlage vor, an Feſtabenden, aus der
Staatsoper-Walkürendekoration, die Welteſche
auf den Max Joſephsplatz zu verpflanzen, unter
welcher der Allerweltseſcherich ſeinen
Heerbann ſammelt, den Heimatſchutz, nach Gauen
geordnet, allen voran der in ganz Deutſchland
gefürchtete Iſengau mit dem Chlemgau. Deren
Obliegenheit iſt es, dafür zu ſorgen, daß kein
feindlicher Ausländer von jenſeits der Donau ſich
ungerufen in dieſe „bayriſchen Belange“ miſcht.
Der Heerrufer aus „Lohengrin“, ebenfalls vom
Bayer. Staatstheater zu entleihen, ſtößt dreimal
ins Horn: „Wer wagt zu ſtreiten wider ....
uſw.“. Am Eingang zum Turnierhof ſelbſt aber
müßten die Hitlerſchen Heerſcharen ſtehen und
ihres Amtes walten. Zu dieſem Zwecke müßte,
was mit einem Koſtenaufwand von einer knap-
pen halben Million ficher zu bewerkſtelligen wäre,
ein chemiſches Laboratorium für Blutunterſuchun-
gen im Veſtibül eingerichtet werden. Nur wer
ſchwarz auf weiß rote Blutkörperchen in genü-
gender Anzahl vorweiſen kann, darf auf Einlaß
rechnen und erhält die mit dem Hakenkreuz ver-
ſehene, eigenhändig von Hitler unterſchriebene
Eintrittskarte. Jedem wird außerdem, ſchon vom
Heimatſchutzbund aus, die Parole abverlangt
werden. Dieſes Paßwort wird dem „Götz von
Berlichingen“ entnommen, oder es muß ein baju-
wariſch-allemaniſch auszuſprechendes Wort ſein,
wie etwa „Loabltoag“ oder „mir war’s gnua“,
[Spaltenumbruch] an welchem jeder Verſuch zu einem Mißbrauch
durch feindliche Ausländer ſcheitern müßte.

Alſo, verehrte Redaktion, ich bin begeiſtert von
dem Vorſchlag, und, wenn er zur Ausführung
kommen kann, was nach Einſetzung von zwölf
Kommiſſionen, nach Anhörung aller Münchner
und Schwabinger Künſtler und Künſtlerinnen, der
ſtädtiſchen und ſtaatlichen berufenen Stellen für
[Spaltenumbruch] Denkmalspflege und des einſchlägigen Polizei-
wachtmeiſters ſicher bald der Fall ſein wird, dann
darf wohl um Ihre Protektion für ſeine Mithilfe
bitten
Ihr begeiſterter Leſer und Anhänger
durch dick und dünn



Münchener Opernbühne
Süddeutſche Wanderoper des Bayeriſchen Volksbildungsverbanbes
[Spaltenumbruch]

Auf eine äußerſt erfolgreiche künſtleriſche Tätig-
keit vermag die „Münchener Opernbühne“ in der
erſten Hälfte ihrer heurigen Winterſpielzeit zu-
rückzublicken. Sehr groß iſt die Anzahl der zum
größten Teil mit mehreren Vorſtellungen beſpiel-
ten Städte: Ansbach, Bamberg (Stadttheater),
Dresden, Eichſtätt, Erlangen, Feldkirch (Vorarl-
berg), Freiſing, Füſſen, Garmiſch, Günzburg,
Herzogenaurach, Kaufbeuren, Kempten, Lands-
berg, Lindau, Mühldorf, Oberndorf (Württem-
berg), Paſſau, Schweinfurt, St. Gallen (Schweiz),
Traunſtein, Troſtberg, Weißenburg i. B., Wer-
tingen, Weiden (Oberpfalz) u. a.

Unter den dargeſtellten Werken fällt der weit-
aus größte Prozentſatz auf Schöpfungen Mo-
zarts,
der zurzeit mit ſeiner „Entführung aus
dem Serail“, „Coſi fan tutte“ und „Figaros
Hochzeit“, ſowie mit dem Singſpiel „Baſtien und
Baſtienne“ auf dem Spielplan vertreten iſt. Von
Lortzing, dem liebenswürdigen Kleinmeiſter
der komiſchen Oper, deſſen Schöpfungen in der
Provinz beſonders millkommen ſind, finden wir
„Waffenſchmied“ und „Wildfchütz“, wozu ſich in
den nächſten Wochen in neuer Einſtudierung
„Zar und Zimmermann“ geſellen wird. Als
Spezialität wurde das von Dr. Ernſt Leo-
pold Stahl
und Franz Hallaſch neu
bearbeitete ſchwäbiſche Singſpiel von Biſchof
Sailer „Die ſchwäbiſche Schöpfung“ dem Re-
pertoir eingefügt. Das moderne Muſikdrama war
mit d’Alberts „Tiefland“ vertreten; Hum-
perdincks
Märchenoper „Hänſel und Gretel“
war vielen Städten eine freudig begrüßte Weih-
nachtsgabe. Die Aufzählung wäre unvollſtändig,
wollte man nicht auch noch von kleineren Opern
die Einakter „La ſerva patrona“ von Pergo-
leſi
und Leo Falls „Paroli“ erwähnen, mit
welchen auch die Bayer. Heil- und Pflege-
anſtalten beſpielt wurden. Zur Einführung in
die darzuſtellenden Werke dienen dem Publikum
die Almanache der Münchner Opernbühne, von
denen unter der Schriftleitung von Dr. Wilhelm
Zentner ein Mozart- und ein Lortzingheft er-
[Spaltenumbruch] ſchienen ſind, die mit dem Autor und ſeinen
Schöpfungen in allgemein verſtändlicher Weiſe
bekannt machen. Die Programmhefte, welche in
zwangloſer Folge weiter erſcheinen, enthalten
außer den Bildniſſen der Vorſitzenden des Bayer.
Bolksbildungsverbandes Geheimrat Profeſſor Dr.
Kerſchenſteiner, Generalintendant Frei-
herr Clemens v. Franckenſtein, Oberlandes-
gerichtsrat M. Hahn (Nürnberg) auch die der
mitwirkenden Künſtler und des Oberſpielleiters
Kammerſängers Julius Gleß ſowie des muſika-
liſchen Leiters Muſikdirektors Anton Schloſſer.
Als Gäfte durfte die Münchner Opernbühne vor
allem Kammerſängerin Martha Schellenberg,
Kammerſänger Bertold Sterneck, Kammer-
ſänger Erik Wildhagen von der Münchner
Staatsoper ſowie den lyriſchen Tenor des Mann-
heimer Nationaltheaters Valentin Haller und
den Augsburger Bariton Kremer zu den ihren
zählen.

Das rege Intereſſe, das bayeriſche und außer-
bayeriſche Städte, vor allem die Mitglieder des
kommunalen Theater- und Konzertausſchuſſes des
Bayer. Volksbildungsverbandes dem in zähem
Arbeitswillen vorwärtsſchreitenden Unternehmen
entgegenbringen, iſt die ſchönſte Gewähr für die
Anerkennung, die ſich die Münchner Opernbühne
im Laufe der letzten Jahre zu erringen wußte.
Dieſer Erfolg, der ſich auch zahlenmäßig belegen
läßt, iſt um ſo höher einzuwerten, als dem Unter-
nehmen nur beſcheidenſte Mittel zur Verfügung
ſtanden, allerdings auch ſo hingebende künſtleriſche
Führer wie Muſikdirektor Schloſſer und Kammer-
ſänger Julius Gleß. Einen gebührenden Anteil
an den Erfolgen darf auch die unermüdliche,
ehrenamtliche Geſchäftsführung von Hauptlehrer
X. Wahl für ſich in Anſpruch nehmen. Die
ſtetig wachſende Zahl der Mitgliedſtädte und der
Freunde der Münchner Opernbühne, bei denen
dieſe ein periodiſch wiederkehrender Gaſt gewor-
den iſt, zeigt an, wie hoch echte Kulturarbeit auf
dem Gebiete „Volk und Muſik“ auch heute noch
eingeſchätzt zu werden pflegt.



Schneetreiben
[Spaltenumbruch]

Ganz klein und häßlich war Straßenfeger
Klabbe geworden, ſeit die Reinigungs-
maſchinen, die wie Tanks ausſehn, allmäh-
lich auch ihn zu einem noch eben Gedulde-
ten degradiert hatten. Sein rauhes Weſen
hatte ſich ſehr gewandelt; er wurde faſt
höflich gegen die Anwohner der Straßen,
die er verſchönern half. Wenn er den Kon-
trollbeamten von weitem ſah, entfaltete er
einen aufgeregten Eifer — alles natürlich
nur, um ſeinen Poſten nicht doch noch zu
verlieren.

Eines Tages fing das große Schneetreiben
an. Der liebe Gott meinte es ja wohl wieder
einmal gut mit den Arbeitsloſen, daß ſie da
zum Feſt etwas zu verdienen bekamen.

Man hörte ſie in den noch finſteren Stra-
ßen rumoren, und wenn es dann heller war,
ſah man ihre verfrorenen Geſtalten, unter
denen ſich manche befand, die noch nie eine
[Spaltenumbruch] Schippe in der Hand gehabt hatte. Einige
trugen wahrhaftig noch ihre alten ver-
ſchlunzten feldgrauen Kittel — was kann
man da machen!

Na alſo, ſie ſchanzten, daß die Schollen
krachten, und gegen Abend bekamen ſie
dann ihre Anweiſung auf die paar Mark.
Da war ja wohl wieder eine Pfeife Tabak
oder ein Schnaps gefällig.

Aber nicht nur mit ihnen, auch mit dem
Straßenfeger Klabbe meinte es Gott offen-
bar zum Feſte gut. Er wurde in Anbetracht
der Plötzlichkeit des Schneetreibens eingeſetzt
über die Straßenreinigungs-Dilettanten zu
wachen.

Teufel auch. Wie das Klabbe in die Kno-
chen fuhr. Ueber Nacht war er Beamter ge-
worden.

Na, die Jungens wollte er ſich mal genau
[Spaltenumbruch] beſehen! Die ſollten merken, was eine Harbe
iſt!

Er war wieder ganz der Alle. Sein rauhes
Weſen war mit dem Bewußtſein der Macht-
ſtellung womöglich noch rauher geworden
als früher. Er rollte die Augen und ſeine
Stimme hatte einen diktatoriſchen Klang:
„Sie da vorn — nicht ſo viel quatſchenl
Vorwärts, vorwärts, Leute!“

Das „Leute“ kam nicht ganz ſo ſcharf
heraus wie damals beim Hauptmann in der
Kompagnie — aber auch ſchon ganz ſchön.

So ging Klabbe los und gab der Welt
wieder einmal ein Beiſpiel, wie raſch der
Menſch mit ſeinen höheren Zwecken wächſt.

Dachten die Hungerleider vielleicht, ſie
könnten die Kommune auch nur um eine
halbe Arbeitsſtunde prellen? Da hatten ſie
ſich im Beamten Klabbe ſchwer getäuſcht.

Nrr—brr!

Der bloße Gedanke ließ ihn mit den Zäh-
nen knirſchen, daß ſeine Untergebenen vor
Schreck ſchlotterten.

Schon am erſten Abend gelang es ihm,
ein Element feſtzuſtellen, das ſich in auf-
rühreriſchen Betrachtungen erging, wieſo der
Staat bei ſtarkem Schneetreiben das Geld
für Wegräumung und Beſchäftigung Arbeits-
loſer plötzlich aufbringen könne. Worauf ein
anderer erwiderte, es ſei wie mit dem Krieg
für den man auch Milliarden zum Hinaus-
ſchmeißen hätte, die für Notleidende auf kei-
nen Fall da wären.

Hei, wie da der Beamte Klabbe unter ſie
fuhr und ihnen die Köpfe zurechtrückte!

„Maul halten!“ war noch das wenigſte,
was er ihnen in gut gelungenem Haupt-
mannston hinwarf.

„Noch einmal hör ich ſo was — und ihr
fliegt!“

Ja, wenn man Vorgeſetzter iſt.

Na, ſie kuſchten dann doch, und daran
war ja wohl auch noch mehr Klabbes dikta-
toriſches Auftreten als ihre Angſt um das
bißchen Geld ſchuld.

Der Kontrolleur konnte mit ſo einem Auf-
ſeher zufrieden ſein, und er war es auch,
denn der einſchmeichelnd ergebene Ton, mit
dem Klabbe Meldung machte, behagte ihm.

So kamen alle auf ihre Koſten — die
Arbeitsloſen, denen ſchließlich mal wieder
ein bißchen Diſziplin ganz gut tat, der er-
höhte Klabbe und der Staat, der unſer aller
fürſorglicher Vater iſt.

Wenn nur um Gotes willen der Schnee
nicht zu raſch wegſchmilztl Mir iſt weniger
um den Staat — der ja wohl auch dann
ſehen wird, wo er bleibt — als um die
Arbeitsloſen zu tun .... aber vor allem
natürlich um Klabbe.

Denn was aus einem Menſchen werden
ſoll, der tagelang die Wonne geſchmeckt hat,
Vorgeſetzter zu ſein und der dann über
Nacht wieder — — —

Kein Wort weiter, es iſt nicht auszu-
denken!



Im Sportverein „Immertreu“ heißt eine luſtige
Verbrecherzeichnung Th. Th. Heines im neueſten
Simpliciſſimus. Wie Poincaré in den
Schoß der alleinſeligmachenden Kirche zurückkehrt,
zeigt das Titelbild von Wilhelm Schulz, und was
Herr Gilbert in Deutſchland nicht ſieht, drückt eine
Zeichnung von Schilling überzeugend aus.

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[15/0015] Samstag, den 19., und Sonntag, den 20. Jan. „AZ am Abend“ Nr. 16 Seite 15 Liebe „a.z.“! Mir liegt Ihre Nummer 13 vor Den Artikel „Münchens Dornröschenſchlaf“ habe ich mit großem Genuß zweimal geleſen und ich hätte es wohl auch ein drittes Mal getan, wenn meine Alte nicht das Licht ausgedreht hätte. Und ſo habe ich die dritte Leſung heute zum Frühſtück vorgenommen und mich dann gleich aufgemacht, um mir den bis jetzt vollkommen unbekannten Turnierhof anzuſehen. Wahrhaftig, das ließe ſich machen! Ich malte mir ſogleich das ganze Bild aus, wie es ſich ja wohl bald ergeben wird .... ich ſehe die im Hofe ſich tummelnden Gewapp- neten, hoch oben auf luftigem Balkone den bun- ten Kranz ſchöner Frauen, ausgefucht aus der Creme der Geſellſchaft, ich ſehe Ludwig den Rei- chen im glanzvollen Kranze ſeiner Hofhaltung, die Räte und Kanzler, die Abgeſandten fremder Höfe, ſogar regierende und nicht mehr regierende Schahs von Perſien und Afghaniſtan, die prunk- volle Leibgarde, Patrizier und Patrizierinnen aus Münchens großer Zeit. Und dann die reichgeſchmückten mittelalterliche Tafel mit den glitzernden Geräten, die in den Muſeen ſchlummern, gedeckt, Herolde, die die Speiſenfolge ausrufen, während Schaugerichte in bunter Reihe an mir vorbeiziehen, eifrige Pagen die Gläſer füllen. Ich höre die einſchmeichelnden Töne mittelalter- licher Muſik, und ich höre, wie plötzlich ein leeres Faß zu den anderen fliegt, die in dieſem ver- nachläſſigten Hof gegenwärtig die einzige Zierde ſind. Ich hatte mich aber doch ſo eingelebt in dieſe Phantaſie, daß ich begann, auch ernſtlich die Möglichkeit der Durchführung ins Auge zu faſſen und die praktiſche Abwicklung zu erwägen. Wie geeignet wäre es z. B., wenn der Hof der „Alten Burg“ (in welcher zurzeit das jedem Menſchen ſehr überflüſſige Finanzamt ſich befindet) bei der Auffahrt der Gäſte als Parkplatz herangezogen würde. Ein paar kräftige Bogenlampen würden den ganzen Hof taghell erleuchten und dies müßte mit all’ den vorſchriftsmäßig auch am Parkplatz brennenden Schlußlichtern der Autos ein gerade- zu phantaſtiſches Bild geben, wie man es nur in München kennt. Selbſtverſtändlich müßte hier die Sipo, Schupo und Popo (Politiſche Polizei ... oder heißt dieſe Polipo?) für die Aufrechterhal- tung der Ordnung und die Einhaltung der bis 11 Uhr abends zu bemeſſenden Polizeiſtunde ſor- gen. Die anderen Sicherheitsmaßnahmen könnte man getroft den hierzu berufenen Verbänden überlaſſen. Ich ſchlage vor, an Feſtabenden, aus der Staatsoper-Walkürendekoration, die Welteſche auf den Max Joſephsplatz zu verpflanzen, unter welcher der Allerweltseſcherich ſeinen Heerbann ſammelt, den Heimatſchutz, nach Gauen geordnet, allen voran der in ganz Deutſchland gefürchtete Iſengau mit dem Chlemgau. Deren Obliegenheit iſt es, dafür zu ſorgen, daß kein feindlicher Ausländer von jenſeits der Donau ſich ungerufen in dieſe „bayriſchen Belange“ miſcht. Der Heerrufer aus „Lohengrin“, ebenfalls vom Bayer. Staatstheater zu entleihen, ſtößt dreimal ins Horn: „Wer wagt zu ſtreiten wider .... uſw.“. Am Eingang zum Turnierhof ſelbſt aber müßten die Hitlerſchen Heerſcharen ſtehen und ihres Amtes walten. Zu dieſem Zwecke müßte, was mit einem Koſtenaufwand von einer knap- pen halben Million ficher zu bewerkſtelligen wäre, ein chemiſches Laboratorium für Blutunterſuchun- gen im Veſtibül eingerichtet werden. Nur wer ſchwarz auf weiß rote Blutkörperchen in genü- gender Anzahl vorweiſen kann, darf auf Einlaß rechnen und erhält die mit dem Hakenkreuz ver- ſehene, eigenhändig von Hitler unterſchriebene Eintrittskarte. Jedem wird außerdem, ſchon vom Heimatſchutzbund aus, die Parole abverlangt werden. Dieſes Paßwort wird dem „Götz von Berlichingen“ entnommen, oder es muß ein baju- wariſch-allemaniſch auszuſprechendes Wort ſein, wie etwa „Loabltoag“ oder „mir war’s gnua“, an welchem jeder Verſuch zu einem Mißbrauch durch feindliche Ausländer ſcheitern müßte. Alſo, verehrte Redaktion, ich bin begeiſtert von dem Vorſchlag, und, wenn er zur Ausführung kommen kann, was nach Einſetzung von zwölf Kommiſſionen, nach Anhörung aller Münchner und Schwabinger Künſtler und Künſtlerinnen, der ſtädtiſchen und ſtaatlichen berufenen Stellen für Denkmalspflege und des einſchlägigen Polizei- wachtmeiſters ſicher bald der Fall ſein wird, dann darf wohl um Ihre Protektion für ſeine Mithilfe bitten Ihr begeiſterter Leſer und Anhänger durch dick und dünn Waſtl Bierfilz. Münchener Opernbühne Süddeutſche Wanderoper des Bayeriſchen Volksbildungsverbanbes Auf eine äußerſt erfolgreiche künſtleriſche Tätig- keit vermag die „Münchener Opernbühne“ in der erſten Hälfte ihrer heurigen Winterſpielzeit zu- rückzublicken. Sehr groß iſt die Anzahl der zum größten Teil mit mehreren Vorſtellungen beſpiel- ten Städte: Ansbach, Bamberg (Stadttheater), Dresden, Eichſtätt, Erlangen, Feldkirch (Vorarl- berg), Freiſing, Füſſen, Garmiſch, Günzburg, Herzogenaurach, Kaufbeuren, Kempten, Lands- berg, Lindau, Mühldorf, Oberndorf (Württem- berg), Paſſau, Schweinfurt, St. Gallen (Schweiz), Traunſtein, Troſtberg, Weißenburg i. B., Wer- tingen, Weiden (Oberpfalz) u. a. Unter den dargeſtellten Werken fällt der weit- aus größte Prozentſatz auf Schöpfungen Mo- zarts, der zurzeit mit ſeiner „Entführung aus dem Serail“, „Coſi fan tutte“ und „Figaros Hochzeit“, ſowie mit dem Singſpiel „Baſtien und Baſtienne“ auf dem Spielplan vertreten iſt. Von Lortzing, dem liebenswürdigen Kleinmeiſter der komiſchen Oper, deſſen Schöpfungen in der Provinz beſonders millkommen ſind, finden wir „Waffenſchmied“ und „Wildfchütz“, wozu ſich in den nächſten Wochen in neuer Einſtudierung „Zar und Zimmermann“ geſellen wird. Als Spezialität wurde das von Dr. Ernſt Leo- pold Stahl und Franz Hallaſch neu bearbeitete ſchwäbiſche Singſpiel von Biſchof Sailer „Die ſchwäbiſche Schöpfung“ dem Re- pertoir eingefügt. Das moderne Muſikdrama war mit d’Alberts „Tiefland“ vertreten; Hum- perdincks Märchenoper „Hänſel und Gretel“ war vielen Städten eine freudig begrüßte Weih- nachtsgabe. Die Aufzählung wäre unvollſtändig, wollte man nicht auch noch von kleineren Opern die Einakter „La ſerva patrona“ von Pergo- leſi und Leo Falls „Paroli“ erwähnen, mit welchen auch die Bayer. Heil- und Pflege- anſtalten beſpielt wurden. Zur Einführung in die darzuſtellenden Werke dienen dem Publikum die Almanache der Münchner Opernbühne, von denen unter der Schriftleitung von Dr. Wilhelm Zentner ein Mozart- und ein Lortzingheft er- ſchienen ſind, die mit dem Autor und ſeinen Schöpfungen in allgemein verſtändlicher Weiſe bekannt machen. Die Programmhefte, welche in zwangloſer Folge weiter erſcheinen, enthalten außer den Bildniſſen der Vorſitzenden des Bayer. Bolksbildungsverbandes Geheimrat Profeſſor Dr. Kerſchenſteiner, Generalintendant Frei- herr Clemens v. Franckenſtein, Oberlandes- gerichtsrat M. Hahn (Nürnberg) auch die der mitwirkenden Künſtler und des Oberſpielleiters Kammerſängers Julius Gleß ſowie des muſika- liſchen Leiters Muſikdirektors Anton Schloſſer. Als Gäfte durfte die Münchner Opernbühne vor allem Kammerſängerin Martha Schellenberg, Kammerſänger Bertold Sterneck, Kammer- ſänger Erik Wildhagen von der Münchner Staatsoper ſowie den lyriſchen Tenor des Mann- heimer Nationaltheaters Valentin Haller und den Augsburger Bariton Kremer zu den ihren zählen. Das rege Intereſſe, das bayeriſche und außer- bayeriſche Städte, vor allem die Mitglieder des kommunalen Theater- und Konzertausſchuſſes des Bayer. Volksbildungsverbandes dem in zähem Arbeitswillen vorwärtsſchreitenden Unternehmen entgegenbringen, iſt die ſchönſte Gewähr für die Anerkennung, die ſich die Münchner Opernbühne im Laufe der letzten Jahre zu erringen wußte. Dieſer Erfolg, der ſich auch zahlenmäßig belegen läßt, iſt um ſo höher einzuwerten, als dem Unter- nehmen nur beſcheidenſte Mittel zur Verfügung ſtanden, allerdings auch ſo hingebende künſtleriſche Führer wie Muſikdirektor Schloſſer und Kammer- ſänger Julius Gleß. Einen gebührenden Anteil an den Erfolgen darf auch die unermüdliche, ehrenamtliche Geſchäftsführung von Hauptlehrer X. Wahl für ſich in Anſpruch nehmen. Die ſtetig wachſende Zahl der Mitgliedſtädte und der Freunde der Münchner Opernbühne, bei denen dieſe ein periodiſch wiederkehrender Gaſt gewor- den iſt, zeigt an, wie hoch echte Kulturarbeit auf dem Gebiete „Volk und Muſik“ auch heute noch eingeſchätzt zu werden pflegt. Dr. wz. Schneetreiben Von Peter Scher Ganz klein und häßlich war Straßenfeger Klabbe geworden, ſeit die Reinigungs- maſchinen, die wie Tanks ausſehn, allmäh- lich auch ihn zu einem noch eben Gedulde- ten degradiert hatten. Sein rauhes Weſen hatte ſich ſehr gewandelt; er wurde faſt höflich gegen die Anwohner der Straßen, die er verſchönern half. Wenn er den Kon- trollbeamten von weitem ſah, entfaltete er einen aufgeregten Eifer — alles natürlich nur, um ſeinen Poſten nicht doch noch zu verlieren. Eines Tages fing das große Schneetreiben an. Der liebe Gott meinte es ja wohl wieder einmal gut mit den Arbeitsloſen, daß ſie da zum Feſt etwas zu verdienen bekamen. Man hörte ſie in den noch finſteren Stra- ßen rumoren, und wenn es dann heller war, ſah man ihre verfrorenen Geſtalten, unter denen ſich manche befand, die noch nie eine Schippe in der Hand gehabt hatte. Einige trugen wahrhaftig noch ihre alten ver- ſchlunzten feldgrauen Kittel — was kann man da machen! Na alſo, ſie ſchanzten, daß die Schollen krachten, und gegen Abend bekamen ſie dann ihre Anweiſung auf die paar Mark. Da war ja wohl wieder eine Pfeife Tabak oder ein Schnaps gefällig. Aber nicht nur mit ihnen, auch mit dem Straßenfeger Klabbe meinte es Gott offen- bar zum Feſte gut. Er wurde in Anbetracht der Plötzlichkeit des Schneetreibens eingeſetzt über die Straßenreinigungs-Dilettanten zu wachen. Teufel auch. Wie das Klabbe in die Kno- chen fuhr. Ueber Nacht war er Beamter ge- worden. Na, die Jungens wollte er ſich mal genau beſehen! Die ſollten merken, was eine Harbe iſt! Er war wieder ganz der Alle. Sein rauhes Weſen war mit dem Bewußtſein der Macht- ſtellung womöglich noch rauher geworden als früher. Er rollte die Augen und ſeine Stimme hatte einen diktatoriſchen Klang: „Sie da vorn — nicht ſo viel quatſchenl Vorwärts, vorwärts, Leute!“ Das „Leute“ kam nicht ganz ſo ſcharf heraus wie damals beim Hauptmann in der Kompagnie — aber auch ſchon ganz ſchön. So ging Klabbe los und gab der Welt wieder einmal ein Beiſpiel, wie raſch der Menſch mit ſeinen höheren Zwecken wächſt. Dachten die Hungerleider vielleicht, ſie könnten die Kommune auch nur um eine halbe Arbeitsſtunde prellen? Da hatten ſie ſich im Beamten Klabbe ſchwer getäuſcht. Nrr—brr! Der bloße Gedanke ließ ihn mit den Zäh- nen knirſchen, daß ſeine Untergebenen vor Schreck ſchlotterten. Schon am erſten Abend gelang es ihm, ein Element feſtzuſtellen, das ſich in auf- rühreriſchen Betrachtungen erging, wieſo der Staat bei ſtarkem Schneetreiben das Geld für Wegräumung und Beſchäftigung Arbeits- loſer plötzlich aufbringen könne. Worauf ein anderer erwiderte, es ſei wie mit dem Krieg für den man auch Milliarden zum Hinaus- ſchmeißen hätte, die für Notleidende auf kei- nen Fall da wären. Hei, wie da der Beamte Klabbe unter ſie fuhr und ihnen die Köpfe zurechtrückte! „Maul halten!“ war noch das wenigſte, was er ihnen in gut gelungenem Haupt- mannston hinwarf. „Noch einmal hör ich ſo was — und ihr fliegt!“ Ja, wenn man Vorgeſetzter iſt. Na, ſie kuſchten dann doch, und daran war ja wohl auch noch mehr Klabbes dikta- toriſches Auftreten als ihre Angſt um das bißchen Geld ſchuld. Der Kontrolleur konnte mit ſo einem Auf- ſeher zufrieden ſein, und er war es auch, denn der einſchmeichelnd ergebene Ton, mit dem Klabbe Meldung machte, behagte ihm. So kamen alle auf ihre Koſten — die Arbeitsloſen, denen ſchließlich mal wieder ein bißchen Diſziplin ganz gut tat, der er- höhte Klabbe und der Staat, der unſer aller fürſorglicher Vater iſt. Wenn nur um Gotes willen der Schnee nicht zu raſch wegſchmilztl Mir iſt weniger um den Staat — der ja wohl auch dann ſehen wird, wo er bleibt — als um die Arbeitsloſen zu tun .... aber vor allem natürlich um Klabbe. Denn was aus einem Menſchen werden ſoll, der tagelang die Wonne geſchmeckt hat, Vorgeſetzter zu ſein und der dann über Nacht wieder — — — Kein Wort weiter, es iſt nicht auszu- denken! Im Sportverein „Immertreu“ heißt eine luſtige Verbrecherzeichnung Th. Th. Heines im neueſten Simpliciſſimus. Wie Poincaré in den Schoß der alleinſeligmachenden Kirche zurückkehrt, zeigt das Titelbild von Wilhelm Schulz, und was Herr Gilbert in Deutſchland nicht ſieht, drückt eine Zeichnung von Schilling überzeugend aus. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 16, 19. Januar 1929, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine16_1929/15>, abgerufen am 27.07.2024.