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Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] sterscheiben. Alles rannte nach dem Platz um zu sehen was es gebe. Bald
hörte ich die Rufe: "Viva Garibaldi! Abasso la Francia! Viva Nizza
italiana!"
Ein Haufe von ungefähr 250 Individuen hatte nämlich vor der
französischen Caserne auf der Piazza S. Domenico Posto gefaßt, und unter
den berührten Rufen einige Fenster der Caserne zertrümmert. Bevor die
französische Wache einschreiten konnte, hatten sich die Tumultuanten nach dem
Corso vor das Cafe royal -- von den Italienern wegen seiner politischen
Färbung "Cafe d'Annexion" genannt -- begeben, und unter dem Geschrei
"Abbasso la Francia! Abbasso i traditori!" gleichfalls einige Fenster
eingeworfen, so daß die darin versammelten Gäste, größtentheils Franzosen
oder französisch gesinnte Nizzarden, wie Spreu durch die Hinterthür hinaus-
stoben. Dann gieng der lärmende Zug nach der "Via di Poncette," wo
auf der Höhe nahe dem Hafen ein Angriff auf den dortigen französischen
Wachtposten gemacht wurde. Man warf die Fenster der Wachtstube ein,
zertrümmerte ein Schilderhäuschen und nahm ein Gewehr weg. Dann
rannte der Haufe nach dem Hafen, und zerstreute sich dort unter den Rufen:
"Vendetta! Italiani! Viva Garibaldi!" u. s. w. Gegen Mitternacht
durchzogen zahlreiche französische Patrouillen die Stadt und das Hafenquar-
tier, aber die Ruhe wurde nicht weiter gestört. Auch nahmen die Franzosen
einige Verhaftungen vor, und, wie man mir sagt, sollen schon heute Mor-
gens zwei Italiener ausgewiesen worden seyn, obwohl sie durch Zeugen er-
härteten daß sie sich bei dem Tumult gar nicht betheiligt und ruhig in ihren Bet-
ten geschlafen hatten. Von heute ab sollen die französischen Wachtbereitschaften
in den Casernen verstärkt werden. -- Der ganze französische Verwaltungs-
troß ist bereits hier angekommen. Ein hiesiger jüdischer Oelhändler Na-
mens Septime Avigdor soll zum "Generaleinnehmer (Receveur generale)
mit 60,000 Fr. Gehalt ernannt werden. Dieser Herr gab sich früher für
einen großen "italienischen Patrioten" aus, als aber die famose Annexion
aufs Tapet kam, wurde er plötzlich wüthender Bonapartist. Er wollte un-
ter anderm seine Glaubensgenossen durch ein Placat das er in der hiesigen
Synagoge anschlagen ließ für Frankreich bearbeiten, aber die Schrift wurde
mit Entrüstung herabgerissen. Zur weitern Charakteristik dieses Menschen
führe ich noch an daß er seinem Namen bald "von" (de), bald "Ritter
von" (Chevalier) vorsetzt, obwohl er nicht das geringste Anrecht auf einen
Adelstitel besitzt. Vor etwa drei Jahren usurpirte er sogar unver-
schämter Weise eine griechische Decoration, und wurde deßhalb
auf Einschreiten des griechischen Gesandten in Turin von der Regierung ge-
maßregelt. Leider ist dieser Herr auch Consul zweier deutschen Staa
ten; wie sich diese Stellung mit seiner früher berührten politischen Richtung
und seinem zukünftigen französischen Staatsamte vertragen wird, vermögen
wir nicht zu entscheiden. -- Gestern ist hier die Großfürstin Helene auf dem
russischen Dampfer "Olaff" angekommen, und im Hotel Victoria abgestie-
gen. Sie wird sich hier bis Ende Juli aufhalten um die Seebäder zu
gebrauchen.

Dänemark.

Die Kopenhagener Blätter enthal-
ten weitläuftige Beschreibungen der Festlichkeiten und der außerordentlichen
Pracht womit die vorgestrige Ankunft des Schwedenkönigs in Helsingör und
dessen kurzer Aufenthalt auf dem Schloß Kronborg und in dem benachbarten
Badeort "Marienlust" gefeiert worden ist.

Türkei.

Das "Journal de Constantinople" hatte gemel-
det: die fremden Consuln in den rumelischen Provinzen würden den Be-
rathungen des Großwessiers, welche dieser auf seiner jetzigen Rund- und Un-
tersuchungsreise mit den Provincialräthen über die Lage der Nichttürken
halten soll, beiwohnen können. Diese Meldung wird von demselben Blatt
jetzt als völlig unrichtig bezeichnet, und hinzugefügt daß die Specialmission
des Großwessiers sich nur auf innere Angelegenheiten des Reichs beziehe,
und die Consuln daher nur in jene Beziehungen zu ihm treten könnten welche
zwischen einem so hohen Würdenträger des Reichs und den Agenten befreun-
deter und verbündeter Mächte statthaben müssen. Der großherrliche Hat wel-
cher die Rundreise des Großwessiers anordnet, lautet folgendermaßen:

"Mein erlauchter Wessier! Du keunst Meine ganze Sorgfalt für die Wohlfahrt
und Sicherheit aller Classen Meiner Unterthanen nach allen Richtungen hin. Es
ist Mein Wille daß dieser Zweck vollständigst erreicht, und daß jeder Act der in
gewissen Ortschaften von Beamten oder Nichtbeamten gegen Unsere Anordnungen
verübt werden sollte, verhütet oder strenge bestraft werde. In Anbetracht der Fä-
higkeit und Erfahrung durch welche du dich auszeichnest, befehle Ich daß du dich
nach Rumelien in der wichtigen Specialmission begebest, die Lage Meiner Un-
terthauen zu untersuchen. Der Präsident des Tanzimatraths ist bis zur Vollen-
dung deiner Mission, und bis zu deiner Rückkehr mit der interimistischen Leitung
des Großwessieriats beauftragt. Das hier gesagte hat veröffentlicht zu werden.
Geschrieben am 8 Zilkade 1276."


Neueste Posten.

Der kurze an der Spitze der "Politischen
Nachrichten" des heutigen Abendblattes der R. Münch. Ztg. stehende Ar-
[Spaltenumbruch] tikel in Betreff der Zusammenkunft unserer deutschen Fürsten unter sich, und
mit dem Kaiser der Franzosen zu Baden-Baden, schon durch seine bemessene
Fassung und Sprache hinreicheud seinen Ursprung bekundend, welcher ihm
eine mehr als gewöhnliche Bedeutung verleiht, hat im Verein mit den gleich-
zeitig aus Wien eingetroffenen Nachrichten in Betreff der officiellen Erklä-
rungen welche der preußische Gesandte daselbst über die Zusammenkunft in
Baden-Baden gemacht hat, unter allen Classen unserer Bevölkerung die,
wie wohl überall in ganz Deutschland, mit der lebhaftesten Spannung den er-
sten Nachrichten aus Baden-Baden entgegensah, die freudigste Stimmung
hervorgerufen, ja man kann sagen eine wahrhaft elektrische Wirkung geäußert.
Schon die Darstellung der Genesis dieses Zusammentreffens von zehn der an-
gesehensten deutschen Fürsten unter sich und mit dem Kaiser der Franzosen,
daß, ganz unabhängig von der erst in den letzten Tagen verabredeten Unter-
redung zwischen dem Prinz-Regenten von Preußen und dem Kaiser Napoleon,
schon lange zuvor für die gleiche Zeit und den nämlichen Ort eine Begeg-
nung der Könige von Bayern und Württemberg mit dem Prinz-Regenten von
Preußen in Aussicht gestellt, "das Zusammentreffen der beiden Könige mit
dem Kaiser der Franzosen demgemäß ein zufälliges und im voraus nicht
vermuthetes war," und daß diese Thatsachen ausdrücklich in der
Neuen Münchner Zeitung constatirt werden, mußte den besten Ein-
druck machen. Mit freudigem Stolz dürfen wir es sagen: Se. Maj. König
Max von Bayern war es der die erste Auregung zu diesem Zusammentreffen
deutscher Fürsten unter sich gab, auf welche hin dann die Einladung des
Prinz-Regenten von Preußen auch an die andern deutschen zu Baden-Baden
erschienenen Fürsten ergieng, die ihr so bereitwillig Folge gaben. Die capi-
tale Thatsache aber liegt darin daß, indem zehn der ersten deutschen Fürsten
(der Prinz Regent von Preußen, die Könige von Bayern, Sachsen, Hannover
und Württemberg, die Großherzoge von Baden, Hessen und Sachsen-Weimar,
und die Herzoge von Nassau und Sachsen-Koburg) sich zu Baden-Baden
die Bruderhand reichten, so die unerschütterliche Einigkeit unter den Fürsten
wie unter den Völkern Deutschlands dem Ausland gegenüber offen kund-
gegeben wurde. Louis Napoleon wird zu Baden-Baden jedenfalls die
Ueberzeugung gewinnen, wenn er sie nicht schon hatte, daß Deutschland nicht
in eine Linie zu setzen ist mit Italien. -- König Max wird bis gegen Ende
Juni zu Baden-Baden, Königin Marie aber bis dahin hier verweilen, dann
aber beide Majestäten zusammen zu den Jubiläumsfeiern der Städte Bayreuth
und Erlangen aus Anlaß ihrer fünfzigjährigen Einverleibung in die Krone
Bayern sich begeben. Von dort wird Se. Maj. der König noch zum Gebrauch
der Seebäder nach Ostende oder Scheveningen gehen, und bei dieser Gelegen-
heit auch Besuche an den Höfen zu Brüssel und im Haag abstatten. Ihre
Maj. die Königin aber wird sich zu gleicher Zeit nach Berlin zu einem Besuch
ihrer hohen Verwandten am dortigen Hof, und von dort auf einige Wochen
nach dem durch seine reizende Lage im Riesengebirge bekannten Schloß Fisch-
bach in Schlesien begeben, welches bekanntlich seit dem 1851 erfolgten Ab-
leben des Vaters Ihrer Majestät, des Prinzen Wilhelm von Preußen
(Oheim des jetzigen Königs) an dessen Kinder als gemeinschaftliches Eigenthum
übergegangen ist.

Ueber die Fürstenzusammenkunft sagt die N.
Münchn. Z.: Die Unterredung zwischen dem Prinz-Regenten von Preußen
und dem Kaiser Napoleon war bekanntlich schon vor längerem angeregt wor-
den, erst in den letzten Tagen fand indessen die Verabredung über deren Ver-
wirklichung, so wie über Zeit und Ort derselben statt; ganz unabhängig
hievon, und lange ehevor, war aber bereits für die gleiche Zeit und
den nämlichen Ort eine Begegnung der Könige von Bayern und Würt-
temberg mit dem Prinz-Regenten von Preußen in Aussicht gestellt. Das
Zusammentreffen der beiden Könige mit dem Kaiser der Franzosen ist
demgemäß ein zufälliges, und im voraus nicht vermuthetes, doch wird
dasselbe hoffentlich kein erfolgloses seyn; denn die Anwesenheit dieser bei-
den, so wie noch anderer deutschen Fürsten, welche sich ohne Zweifel auf
Einladung des Prinz-Regenten gleichfalls in Baden-Baden eingefunden haben,
gibt offen kund daß unter den Fürsten wie unter den Völkern Deutschlands dem
Ausland gegenüber unerschütterliche Einigkeit herrscht, und wenn aus dem
Munde dieser Fürsten einstimmig der feste Entschluß für die Integrität des
deutschen Bodens vereint mit aller Kraft einzustehen wird vernommen werden,
so kann dieß des Eindrucks nicht verfehlen, und nach außen wie nach innen
nur beruhigend wirken. Das Ereigniß des Tages berechtigt deßhalb zu Hoff-
nungen, welchen wir, obgleich von Ueberschätzung derselben fern, doch Worte
leihen wollen.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] ſterſcheiben. Alles rannte nach dem Platz um zu ſehen was es gebe. Bald
hörte ich die Rufe: „Viva Garibaldi! Abasso la Francia! Viva Nizza
italiana!“
Ein Haufe von ungefähr 250 Individuen hatte nämlich vor der
franzöſiſchen Caſerne auf der Piazza S. Domenico Poſto gefaßt, und unter
den berührten Rufen einige Fenſter der Caſerne zertrümmert. Bevor die
franzöſiſche Wache einſchreiten konnte, hatten ſich die Tumultuanten nach dem
Corſo vor das Café royal — von den Italienern wegen ſeiner politiſchen
Färbung „Café d’Annexion“ genannt — begeben, und unter dem Geſchrei
„Abbasso la Francia! Abbasso i traditori!“ gleichfalls einige Fenſter
eingeworfen, ſo daß die darin verſammelten Gäſte, größtentheils Franzoſen
oder franzöſiſch geſinnte Nizzarden, wie Spreu durch die Hinterthür hinaus-
ſtoben. Dann gieng der lärmende Zug nach der „Via di Poncette,“ wo
auf der Höhe nahe dem Hafen ein Angriff auf den dortigen franzöſiſchen
Wachtpoſten gemacht wurde. Man warf die Fenſter der Wachtſtube ein,
zertrümmerte ein Schilderhäuschen und nahm ein Gewehr weg. Dann
rannte der Haufe nach dem Hafen, und zerſtreute ſich dort unter den Rufen:
„Vendetta! Italiani! Viva Garibaldi!“ u. ſ. w. Gegen Mitternacht
durchzogen zahlreiche franzöſiſche Patrouillen die Stadt und das Hafenquar-
tier, aber die Ruhe wurde nicht weiter geſtört. Auch nahmen die Franzoſen
einige Verhaftungen vor, und, wie man mir ſagt, ſollen ſchon heute Mor-
gens zwei Italiener ausgewieſen worden ſeyn, obwohl ſie durch Zeugen er-
härteten daß ſie ſich bei dem Tumult gar nicht betheiligt und ruhig in ihren Bet-
ten geſchlafen hatten. Von heute ab ſollen die franzöſiſchen Wachtbereitſchaften
in den Caſernen verſtärkt werden. — Der ganze franzöſiſche Verwaltungs-
troß iſt bereits hier angekommen. Ein hieſiger jüdiſcher Oelhändler Na-
mens Septime Avigdor ſoll zum „Generaleinnehmer (Receveur générale)
mit 60,000 Fr. Gehalt ernannt werden. Dieſer Herr gab ſich früher für
einen großen „italieniſchen Patrioten“ aus, als aber die famoſe Annexion
aufs Tapet kam, wurde er plötzlich wüthender Bonapartiſt. Er wollte un-
ter anderm ſeine Glaubensgenoſſen durch ein Placat das er in der hieſigen
Synagoge anſchlagen ließ für Frankreich bearbeiten, aber die Schrift wurde
mit Entrüſtung herabgeriſſen. Zur weitern Charakteriſtik dieſes Menſchen
führe ich noch an daß er ſeinem Namen bald „von“ (de), bald „Ritter
von“ (Chevalier) vorſetzt, obwohl er nicht das geringſte Anrecht auf einen
Adelstitel beſitzt. Vor etwa drei Jahren uſurpirte er ſogar unver-
ſchämter Weiſe eine griechiſche Decoration, und wurde deßhalb
auf Einſchreiten des griechiſchen Geſandten in Turin von der Regierung ge-
maßregelt. Leider iſt dieſer Herr auch Conſul zweier deutſchen Staa
ten; wie ſich dieſe Stellung mit ſeiner früher berührten politiſchen Richtung
und ſeinem zukünftigen franzöſiſchen Staatsamte vertragen wird, vermögen
wir nicht zu entſcheiden. — Geſtern iſt hier die Großfürſtin Helene auf dem
ruſſiſchen Dampfer „Olaff“ angekommen, und im Hôtel Victoria abgeſtie-
gen. Sie wird ſich hier bis Ende Juli aufhalten um die Seebäder zu
gebrauchen.

Dänemark.

Die Kopenhagener Blätter enthal-
ten weitläuftige Beſchreibungen der Feſtlichkeiten und der außerordentlichen
Pracht womit die vorgeſtrige Ankunft des Schwedenkönigs in Helſingör und
deſſen kurzer Aufenthalt auf dem Schloß Kronborg und in dem benachbarten
Badeort „Marienluſt“ gefeiert worden iſt.

Türkei.

Das „Journal de Conſtantinople“ hatte gemel-
det: die fremden Conſuln in den rumeliſchen Provinzen würden den Be-
rathungen des Großweſſiers, welche dieſer auf ſeiner jetzigen Rund- und Un-
terſuchungsreiſe mit den Provincialräthen über die Lage der Nichttürken
halten ſoll, beiwohnen können. Dieſe Meldung wird von demſelben Blatt
jetzt als völlig unrichtig bezeichnet, und hinzugefügt daß die Specialmiſſion
des Großweſſiers ſich nur auf innere Angelegenheiten des Reichs beziehe,
und die Conſuln daher nur in jene Beziehungen zu ihm treten könnten welche
zwiſchen einem ſo hohen Würdenträger des Reichs und den Agenten befreun-
deter und verbündeter Mächte ſtatthaben müſſen. Der großherrliche Hat wel-
cher die Rundreiſe des Großweſſiers anordnet, lautet folgendermaßen:

„Mein erlauchter Weſſier! Du keunſt Meine ganze Sorgfalt für die Wohlfahrt
und Sicherheit aller Claſſen Meiner Unterthanen nach allen Richtungen hin. Es
iſt Mein Wille daß dieſer Zweck vollſtändigſt erreicht, und daß jeder Act der in
gewiſſen Ortſchaften von Beamten oder Nichtbeamten gegen Unſere Anordnungen
verübt werden ſollte, verhütet oder ſtrenge beſtraft werde. In Anbetracht der Fä-
higkeit und Erfahrung durch welche du dich auszeichneſt, befehle Ich daß du dich
nach Rumelien in der wichtigen Specialmiſſion begebeſt, die Lage Meiner Un-
terthauen zu unterſuchen. Der Präſident des Tanzimatraths iſt bis zur Vollen-
dung deiner Miſſion, und bis zu deiner Rückkehr mit der interimiſtiſchen Leitung
des Großweſſieriats beauftragt. Das hier geſagte hat veröffentlicht zu werden.
Geſchrieben am 8 Zilkade 1276.“


Neueſte Poſten.

Der kurze an der Spitze der „Politiſchen
Nachrichten“ des heutigen Abendblattes der R. Münch. Ztg. ſtehende Ar-
[Spaltenumbruch] tikel in Betreff der Zuſammenkunft unſerer deutſchen Fürſten unter ſich, und
mit dem Kaiſer der Franzoſen zu Baden-Baden, ſchon durch ſeine bemeſſene
Faſſung und Sprache hinreicheud ſeinen Urſprung bekundend, welcher ihm
eine mehr als gewöhnliche Bedeutung verleiht, hat im Verein mit den gleich-
zeitig aus Wien eingetroffenen Nachrichten in Betreff der officiellen Erklä-
rungen welche der preußiſche Geſandte daſelbſt über die Zuſammenkunft in
Baden-Baden gemacht hat, unter allen Claſſen unſerer Bevölkerung die,
wie wohl überall in ganz Deutſchland, mit der lebhafteſten Spannung den er-
ſten Nachrichten aus Baden-Baden entgegenſah, die freudigſte Stimmung
hervorgerufen, ja man kann ſagen eine wahrhaft elektriſche Wirkung geäußert.
Schon die Darſtellung der Geneſis dieſes Zuſammentreffens von zehn der an-
geſehenſten deutſchen Fürſten unter ſich und mit dem Kaiſer der Franzoſen,
daß, ganz unabhängig von der erſt in den letzten Tagen verabredeten Unter-
redung zwiſchen dem Prinz-Regenten von Preußen und dem Kaiſer Napoleon,
ſchon lange zuvor für die gleiche Zeit und den nämlichen Ort eine Begeg-
nung der Könige von Bayern und Württemberg mit dem Prinz-Regenten von
Preußen in Ausſicht geſtellt, „das Zuſammentreffen der beiden Könige mit
dem Kaiſer der Franzoſen demgemäß ein zufälliges und im voraus nicht
vermuthetes war,“ und daß dieſe Thatſachen ausdrücklich in der
Neuen Münchner Zeitung conſtatirt werden, mußte den beſten Ein-
druck machen. Mit freudigem Stolz dürfen wir es ſagen: Se. Maj. König
Max von Bayern war es der die erſte Auregung zu dieſem Zuſammentreffen
deutſcher Fürſten unter ſich gab, auf welche hin dann die Einladung des
Prinz-Regenten von Preußen auch an die andern deutſchen zu Baden-Baden
erſchienenen Fürſten ergieng, die ihr ſo bereitwillig Folge gaben. Die capi-
tale Thatſache aber liegt darin daß, indem zehn der erſten deutſchen Fürſten
(der Prinz Regent von Preußen, die Könige von Bayern, Sachſen, Hannover
und Württemberg, die Großherzoge von Baden, Heſſen und Sachſen-Weimar,
und die Herzoge von Naſſau und Sachſen-Koburg) ſich zu Baden-Baden
die Bruderhand reichten, ſo die unerſchütterliche Einigkeit unter den Fürſten
wie unter den Völkern Deutſchlands dem Ausland gegenüber offen kund-
gegeben wurde. Louis Napoleon wird zu Baden-Baden jedenfalls die
Ueberzeugung gewinnen, wenn er ſie nicht ſchon hatte, daß Deutſchland nicht
in eine Linie zu ſetzen iſt mit Italien. — König Max wird bis gegen Ende
Juni zu Baden-Baden, Königin Marie aber bis dahin hier verweilen, dann
aber beide Majeſtäten zuſammen zu den Jubiläumsfeiern der Städte Bayreuth
und Erlangen aus Anlaß ihrer fünfzigjährigen Einverleibung in die Krone
Bayern ſich begeben. Von dort wird Se. Maj. der König noch zum Gebrauch
der Seebäder nach Oſtende oder Scheveningen gehen, und bei dieſer Gelegen-
heit auch Beſuche an den Höfen zu Brüſſel und im Haag abſtatten. Ihre
Maj. die Königin aber wird ſich zu gleicher Zeit nach Berlin zu einem Beſuch
ihrer hohen Verwandten am dortigen Hof, und von dort auf einige Wochen
nach dem durch ſeine reizende Lage im Rieſengebirge bekannten Schloß Fiſch-
bach in Schleſien begeben, welches bekanntlich ſeit dem 1851 erfolgten Ab-
leben des Vaters Ihrer Majeſtät, des Prinzen Wilhelm von Preußen
(Oheim des jetzigen Königs) an deſſen Kinder als gemeinſchaftliches Eigenthum
übergegangen iſt.

Ueber die Fürſtenzuſammenkunft ſagt die N.
Münchn. Z.: Die Unterredung zwiſchen dem Prinz-Regenten von Preußen
und dem Kaiſer Napoleon war bekanntlich ſchon vor längerem angeregt wor-
den, erſt in den letzten Tagen fand indeſſen die Verabredung über deren Ver-
wirklichung, ſo wie über Zeit und Ort derſelben ſtatt; ganz unabhängig
hievon, und lange ehevor, war aber bereits für die gleiche Zeit und
den nämlichen Ort eine Begegnung der Könige von Bayern und Würt-
temberg mit dem Prinz-Regenten von Preußen in Ausſicht geſtellt. Das
Zuſammentreffen der beiden Könige mit dem Kaiſer der Franzoſen iſt
demgemäß ein zufälliges, und im voraus nicht vermuthetes, doch wird
dasſelbe hoffentlich kein erfolgloſes ſeyn; denn die Anweſenheit dieſer bei-
den, ſo wie noch anderer deutſchen Fürſten, welche ſich ohne Zweifel auf
Einladung des Prinz-Regenten gleichfalls in Baden-Baden eingefunden haben,
gibt offen kund daß unter den Fürſten wie unter den Völkern Deutſchlands dem
Ausland gegenüber unerſchütterliche Einigkeit herrſcht, und wenn aus dem
Munde dieſer Fürſten einſtimmig der feſte Entſchluß für die Integrität des
deutſchen Bodens vereint mit aller Kraft einzuſtehen wird vernommen werden,
ſo kann dieß des Eindrucks nicht verfehlen, und nach außen wie nach innen
nur beruhigend wirken. Das Ereigniß des Tages berechtigt deßhalb zu Hoff-
nungen, welchen wir, obgleich von Ueberſchätzung derſelben fern, doch Worte
leihen wollen.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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[2820/0008] ſterſcheiben. Alles rannte nach dem Platz um zu ſehen was es gebe. Bald hörte ich die Rufe: „Viva Garibaldi! Abasso la Francia! Viva Nizza italiana!“ Ein Haufe von ungefähr 250 Individuen hatte nämlich vor der franzöſiſchen Caſerne auf der Piazza S. Domenico Poſto gefaßt, und unter den berührten Rufen einige Fenſter der Caſerne zertrümmert. Bevor die franzöſiſche Wache einſchreiten konnte, hatten ſich die Tumultuanten nach dem Corſo vor das Café royal — von den Italienern wegen ſeiner politiſchen Färbung „Café d’Annexion“ genannt — begeben, und unter dem Geſchrei „Abbasso la Francia! Abbasso i traditori!“ gleichfalls einige Fenſter eingeworfen, ſo daß die darin verſammelten Gäſte, größtentheils Franzoſen oder franzöſiſch geſinnte Nizzarden, wie Spreu durch die Hinterthür hinaus- ſtoben. Dann gieng der lärmende Zug nach der „Via di Poncette,“ wo auf der Höhe nahe dem Hafen ein Angriff auf den dortigen franzöſiſchen Wachtpoſten gemacht wurde. Man warf die Fenſter der Wachtſtube ein, zertrümmerte ein Schilderhäuschen und nahm ein Gewehr weg. Dann rannte der Haufe nach dem Hafen, und zerſtreute ſich dort unter den Rufen: „Vendetta! Italiani! Viva Garibaldi!“ u. ſ. w. Gegen Mitternacht durchzogen zahlreiche franzöſiſche Patrouillen die Stadt und das Hafenquar- tier, aber die Ruhe wurde nicht weiter geſtört. Auch nahmen die Franzoſen einige Verhaftungen vor, und, wie man mir ſagt, ſollen ſchon heute Mor- gens zwei Italiener ausgewieſen worden ſeyn, obwohl ſie durch Zeugen er- härteten daß ſie ſich bei dem Tumult gar nicht betheiligt und ruhig in ihren Bet- ten geſchlafen hatten. Von heute ab ſollen die franzöſiſchen Wachtbereitſchaften in den Caſernen verſtärkt werden. — Der ganze franzöſiſche Verwaltungs- troß iſt bereits hier angekommen. Ein hieſiger jüdiſcher Oelhändler Na- mens Septime Avigdor ſoll zum „Generaleinnehmer (Receveur générale) mit 60,000 Fr. Gehalt ernannt werden. Dieſer Herr gab ſich früher für einen großen „italieniſchen Patrioten“ aus, als aber die famoſe Annexion aufs Tapet kam, wurde er plötzlich wüthender Bonapartiſt. Er wollte un- ter anderm ſeine Glaubensgenoſſen durch ein Placat das er in der hieſigen Synagoge anſchlagen ließ für Frankreich bearbeiten, aber die Schrift wurde mit Entrüſtung herabgeriſſen. Zur weitern Charakteriſtik dieſes Menſchen führe ich noch an daß er ſeinem Namen bald „von“ (de), bald „Ritter von“ (Chevalier) vorſetzt, obwohl er nicht das geringſte Anrecht auf einen Adelstitel beſitzt. Vor etwa drei Jahren uſurpirte er ſogar unver- ſchämter Weiſe eine griechiſche Decoration, und wurde deßhalb auf Einſchreiten des griechiſchen Geſandten in Turin von der Regierung ge- maßregelt. Leider iſt dieſer Herr auch Conſul zweier deutſchen Staa ten; wie ſich dieſe Stellung mit ſeiner früher berührten politiſchen Richtung und ſeinem zukünftigen franzöſiſchen Staatsamte vertragen wird, vermögen wir nicht zu entſcheiden. — Geſtern iſt hier die Großfürſtin Helene auf dem ruſſiſchen Dampfer „Olaff“ angekommen, und im Hôtel Victoria abgeſtie- gen. Sie wird ſich hier bis Ende Juli aufhalten um die Seebäder zu gebrauchen. Dänemark. ✕ Aus Dänemark, 12 Jun. Die Kopenhagener Blätter enthal- ten weitläuftige Beſchreibungen der Feſtlichkeiten und der außerordentlichen Pracht womit die vorgeſtrige Ankunft des Schwedenkönigs in Helſingör und deſſen kurzer Aufenthalt auf dem Schloß Kronborg und in dem benachbarten Badeort „Marienluſt“ gefeiert worden iſt. Türkei. Konſtantinopel. Das „Journal de Conſtantinople“ hatte gemel- det: die fremden Conſuln in den rumeliſchen Provinzen würden den Be- rathungen des Großweſſiers, welche dieſer auf ſeiner jetzigen Rund- und Un- terſuchungsreiſe mit den Provincialräthen über die Lage der Nichttürken halten ſoll, beiwohnen können. Dieſe Meldung wird von demſelben Blatt jetzt als völlig unrichtig bezeichnet, und hinzugefügt daß die Specialmiſſion des Großweſſiers ſich nur auf innere Angelegenheiten des Reichs beziehe, und die Conſuln daher nur in jene Beziehungen zu ihm treten könnten welche zwiſchen einem ſo hohen Würdenträger des Reichs und den Agenten befreun- deter und verbündeter Mächte ſtatthaben müſſen. Der großherrliche Hat wel- cher die Rundreiſe des Großweſſiers anordnet, lautet folgendermaßen: „Mein erlauchter Weſſier! Du keunſt Meine ganze Sorgfalt für die Wohlfahrt und Sicherheit aller Claſſen Meiner Unterthanen nach allen Richtungen hin. Es iſt Mein Wille daß dieſer Zweck vollſtändigſt erreicht, und daß jeder Act der in gewiſſen Ortſchaften von Beamten oder Nichtbeamten gegen Unſere Anordnungen verübt werden ſollte, verhütet oder ſtrenge beſtraft werde. In Anbetracht der Fä- higkeit und Erfahrung durch welche du dich auszeichneſt, befehle Ich daß du dich nach Rumelien in der wichtigen Specialmiſſion begebeſt, die Lage Meiner Un- terthauen zu unterſuchen. Der Präſident des Tanzimatraths iſt bis zur Vollen- dung deiner Miſſion, und bis zu deiner Rückkehr mit der interimiſtiſchen Leitung des Großweſſieriats beauftragt. Das hier geſagte hat veröffentlicht zu werden. Geſchrieben am 8 Zilkade 1276.“ Neueſte Poſten. = München, 16 Jun. Der kurze an der Spitze der „Politiſchen Nachrichten“ des heutigen Abendblattes der R. Münch. Ztg. ſtehende Ar- tikel in Betreff der Zuſammenkunft unſerer deutſchen Fürſten unter ſich, und mit dem Kaiſer der Franzoſen zu Baden-Baden, ſchon durch ſeine bemeſſene Faſſung und Sprache hinreicheud ſeinen Urſprung bekundend, welcher ihm eine mehr als gewöhnliche Bedeutung verleiht, hat im Verein mit den gleich- zeitig aus Wien eingetroffenen Nachrichten in Betreff der officiellen Erklä- rungen welche der preußiſche Geſandte daſelbſt über die Zuſammenkunft in Baden-Baden gemacht hat, unter allen Claſſen unſerer Bevölkerung die, wie wohl überall in ganz Deutſchland, mit der lebhafteſten Spannung den er- ſten Nachrichten aus Baden-Baden entgegenſah, die freudigſte Stimmung hervorgerufen, ja man kann ſagen eine wahrhaft elektriſche Wirkung geäußert. 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König Max von Bayern war es der die erſte Auregung zu dieſem Zuſammentreffen deutſcher Fürſten unter ſich gab, auf welche hin dann die Einladung des Prinz-Regenten von Preußen auch an die andern deutſchen zu Baden-Baden erſchienenen Fürſten ergieng, die ihr ſo bereitwillig Folge gaben. Die capi- tale Thatſache aber liegt darin daß, indem zehn der erſten deutſchen Fürſten (der Prinz Regent von Preußen, die Könige von Bayern, Sachſen, Hannover und Württemberg, die Großherzoge von Baden, Heſſen und Sachſen-Weimar, und die Herzoge von Naſſau und Sachſen-Koburg) ſich zu Baden-Baden die Bruderhand reichten, ſo die unerſchütterliche Einigkeit unter den Fürſten wie unter den Völkern Deutſchlands dem Ausland gegenüber offen kund- gegeben wurde. Louis Napoleon wird zu Baden-Baden jedenfalls die Ueberzeugung gewinnen, wenn er ſie nicht ſchon hatte, daß Deutſchland nicht in eine Linie zu ſetzen iſt mit Italien. — König Max wird bis gegen Ende Juni zu Baden-Baden, Königin Marie aber bis dahin hier verweilen, dann aber beide Majeſtäten zuſammen zu den Jubiläumsfeiern der Städte Bayreuth und Erlangen aus Anlaß ihrer fünfzigjährigen Einverleibung in die Krone Bayern ſich begeben. Von dort wird Se. Maj. der König noch zum Gebrauch der Seebäder nach Oſtende oder Scheveningen gehen, und bei dieſer Gelegen- heit auch Beſuche an den Höfen zu Brüſſel und im Haag abſtatten. Ihre Maj. die Königin aber wird ſich zu gleicher Zeit nach Berlin zu einem Beſuch ihrer hohen Verwandten am dortigen Hof, und von dort auf einige Wochen nach dem durch ſeine reizende Lage im Rieſengebirge bekannten Schloß Fiſch- bach in Schleſien begeben, welches bekanntlich ſeit dem 1851 erfolgten Ab- leben des Vaters Ihrer Majeſtät, des Prinzen Wilhelm von Preußen (Oheim des jetzigen Königs) an deſſen Kinder als gemeinſchaftliches Eigenthum übergegangen iſt. München, 16 Jun. Ueber die Fürſtenzuſammenkunft ſagt die N. Münchn. 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Cotta’ſchen Buchhandlung.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860, S. 2820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine169_1860/8>, abgerufen am 21.11.2024.