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Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860.

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ist ein schönes Werk unsers Meisters Brugger. -- In Ansbach starb dieser
Tage in dem hohen Alter von 80 Jahren eine ältere Schwester des Dich-
ters Platen, die k. preußische Oberforstmeisterstochter Gräfin Fr. Sebastiana
v. Platen-Hallermunde am Gehirnschlag. -- Der König hat die Bildung eines
Comite's in Nürnberg zur Unterstützung der Nachforschungen über das
Schicksal des Reisenden Dr. Eduard Vogel in Afrika und die Veranstal-
tung von Sammlungen an Beiträgen zu diesem edlen Zweck bewilligt. --
Die Vorstandschaft des deutschen Museums in Nürnberg macht darauf auf-
merksam daß größere materielle Hülfe für dieß vaterländische Institut sehr
noth thue.

Ich habe heute Nachmittag um 3 Uhr das
Vergnügen gehabt die Venus -- welche jetzt in ihrem größten Glanz am
Himmel prangt, und den ganzen Tag in einiger Entfernung von der Sonne
mit bloßem Auge gesehen werden kann -- zwölfmal mit dem Regulus, einem
schwachen Stern erster Größe, durch mein Photometer zu vergleichen. Aus
diesen Vergleichungen ergibt sich daß dieselbe jetzt 6 Sterngrößen heller
ist als der genannte Fixstern, oder sich zu letzterem verhält wie ein Stern
erster Größe zu einem Stern siebenter Größe, den das beste Auge ohne Be-
waffnung in dunkler Nacht nicht mehr zu erkennen im Stand ist. Dieses Re-
sultat ist eine der schönsten Leistungen meines neuen Instruments. Schwerd.

Württemberg.

Ueber die Zusammenkunft
in Baden bemerkt der Württ. St.-A.: "Sicherem Vernehmen nach war ein
persönliches Zusammentreffen mit dem Prinz-Regenten von dem Kaiser Na-
poleon in Anregung gebracht, und dabei der Wunsch ausgedrückt worden hie-
durch zu Beseitigung des in Deutschland gegen Frankreich herrschenden Miß-
trauens beizutragen. Bei den anerkannt ebenso rechtlichen als patriotischen
Gesinnungen des Prinz-Regenten dürfen wir uns der zuversichtlichen Erwar-
tung hingeben daß derselbe von der Absicht geleitet und fest entschlossen ist
bei dieser Zusammenkunft im Verein mit seinen Bundesgenossen nur die Ehre
und die Interessen des Gesammtvaterlandes zu wahren." Wir reihen daran
eine Bemerkung welche der Nürnb. Korr. zu einem Berliner Bericht der
Südd. Ztg. über das muthmaßliche Motiv des Besuchs in Baden-Baden
machte: "In Dentschland, namentlich im Süden, soll die Meinung von
neuem erweckt werden als stehe Preußen doch auf einem besseren Fuße mit
Frankreich als vielfache Acte und Aeußerungen der letzten Monate kundgethan
haben; der Gefahr, die weit vorgeschrittene Verständigung unter den deutschen
Staaten durch persönliches Zusammenseyn der Fürsten bestegelt zu sehen, soll
dadurch begegnet werden daß ein Meister der Intrigue dazwischen tritt." Ist
dieß wirklich, fagt der Korr., die Absicht des kaiserlichen Besuches, so wird
Louis Napoleon seine Reisespesen umsonst aufgewendet haben. Das Ver-
trauen in die deutsche Gesinnung des Prinz-Regenten ist auch im Süden ein
vollkommenes und unbedingtes, und kein kaiserlicher Besuch, von dem man
ja recht wohl weiß daß er nicht vermieden werden konnte, wird es zu trüben
im Stande seyn.

In wenig Tagen wird also die eben so mannich-
faltige als durch einzelne ausgezeichnete Gegenstände hervorragende Antiken-
sammlung des verstorbenen Geh. Raths v. Thiersch von München nach Karls-
ruhe übergeführt werden. Unser Großherzog, dieser eben so eifrige Förderer
von Wissenschaft und Kunst als in edler Offenheit und Wohlwollen wahrhaft
volkthümliche Fürst, hatte kaum nähere Kenntniß von dem Inhalt und den
Verkaufsbedingungen dieser Sammlung erhalten, als er in der Person des
Professors Stark aus Heidelberg einen Commissär mit dem Auftrag genauer
Einsichtsnahme und der Vollmacht eines raschen definitiven Kaufsabschlusses
nach München sandte, und so ist der Ankauf für Baden auf eine beide Theile
befriedigende Weise gelungen.

Kurhessen.

Die Kasseler Ztg. begleitet heute
auch die Erlassung des neuen Wahlgesetzes mit einem officiösen Artikel, worin
sie zuerst hervorhebt daß im Verhältniß zu dem Wahlgesetz von 1852 einige
wesentliche Verbesserungen angebracht seyen, und dann fortfährt: "Die Re-
gierung wird nun die Garantie der Verfassung bei der Bundesversammlung
nachsuchen sobald jene in Kraft und Wirksamkeit getreten seyn wird, also mit
dem 1 k. M. Wenn sie schon dieser Garantie an und für sich nicht bedarf, so
gehört doch die Ertheilung derselben, da solche in den Bundesverhandlungen
zur Sprache gekommen, auch bereits eventuell zugesichert ist, zum vollständigen
Abschluß der Sache. Die Regierung wird daher, unbeirrt durch die oppo-
sitionelle Presse, durch Verwahrungen und ähnliche Kundgebungen, ihren Weg
ruhig weiter gehen."

K. Sachsen.

Neulich bemerkte die Neue
Frankfurter Zeitung:

"Die Leipziger Deutsche Allgemeine Zeitung erklärt, was niemanden in
Deutschland ein Geheimniß ist: auch andere deutsche Minister theilten die Mei-
nungen des Hrn. v. Borries. Allein sie geht weiter und behauptet zuversichtlich
daß der dirigirende Minister "eines unserer größern Kleinstaaten" einem russischen
Diplomatenwörtlich gesagt habe: ""Lieber einen neuen Rheinbund als eine preußtsche
Hegemonte!"" d. h. also lieber Knecht des Fremden seyn, als sich einem andern
Dentschen in gesetzlicher Form unterordnen. Nach allen Audeutungen scheint es
[Spaltenumbruch] nicht zu bezweifeln daß hier der Talleyrand oder Metternich oder Mazarin Sach-
sens, der Herr v. Beust, gemeint ist. Aber die HH. Diplomaten irren sich, wenn
sie glauben daß es von ihnen abhängt ob ihre Länder französisch oder deutsch
seyn sollen; ja wir halten es sogar für denkbar daß der Ministerkopf der einen
neuen Rheinbund aushecken würde, nicht einmal so lange bis die ersten franzö-
sichen Hülfstruppen ins Land rückten, auf seinen Schultern fest sitzen bliebe."

Hierauf erwiedert heute das Dresdener Journal in einem halbamt-
lichen Artikel:

Die neue Frankfurter Zeitung und verwandte Blätter, welche aus derselben
Quelle schöpfen, dürften irren, wenn sie voraussetzen daß die Minister der deut-
schen Mittelstaaten so leicht den Kopf verlieren werden, und es ist wahrscheinlich
daß die kommende Zeit mehr verlängerte Nasen als verkürzte Köpfe in ihrem Ge-
folge haben wird. Beilänfig ist zu erwähnen daß der genaunte Staatsminister
die citirte oder eine ähnliche Aeußerung weder gegen eineu ruffischen Diplomaten,
noch gegen sonst jemand gethan hat.

Vorgestern überreichte eine Deputation der hiesigen Handelsältesten den
Ministern der Justiz und des Innern, Dr. v. Behr und Frhrn. v. Beust,
eine Denkschrift, welche auf Beibehaltung der Bestimmungen des Nürnberger
Entwurfs eines Handelsgesetzbuchs für Deutschland und gegen die von den
vereinigten Eisenbahnen dagegen erhobenen Einwände gerichtet ist. (Dresd. J.)

Preußen.

Michel Chevalier, als er nulängst die
Societe de Statistique de Paris eröffnete, machte außer der englischen, spa-
nischen und belgischen Statistik auch der preußischen ein Compliment. Unver-
kennbar ist für statistische Zwecke seit einer Reihe von Jahren bei uns viel
ausgegeben und in demselben Verhältniß gedruckt worden; über die Zuver-
lässigkeit und den wissenschaftlichen Werth dieser Arbeiten sind die Ansichten
getheilt, die schlechtere Meinung wird aber wohl die richtigere seyn. Statisti-
sche Zahlenreihen haben einen wirklichen Werth nur wenn die Thatsachen auf
denen sie fußen begründet sind, zur Ermittlung begründeter Thatsachen aber
gehört Unterscheidungsgabe, und damit sind nicht alle die Wissenschaft treiben,
darum auch nicht alle Statistiker, gesegnet. So hat unlängst ein Mitglied
unsers statistischen Burean's eine Abhandlung veröffentlicht "Ueber die Ver-
schlechterung der physischen Beschaffenheit der Berliner Bevölkerung in neuerer
Zeit," worin Berlins Bedeutung als Fabrikstadt aus der Statistik von 1847
bewiesen wird, ein allerdings überraschender Einfall, den der "Deutsche
Beobachter" mit Recht geißelt. Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold --
daran glaubt zu allerletzt ein preußischer Bureankrat. -- Den Badener Con-
ferenzen müssen lange diplomatische Unter- und Verhandlungen vorausgegan-
gen seyn. Es heißt auch: jener Artikel des Württemb. Staatsanzeigers, der
den Worten des Prinz-Regenten beim Schluß der Kammern den Sinn unter-
stellte: der Prinz habe seinen eigenen Ministern damit ein "bis hieher und nicht
weiter!" zugerufen, sey zur Sprache gekommen. Unsere Regierung wollte sich
nach keiner Seite hin die Hände binden; trotzdem haben die zum Theil durch
eigenhändige Schreiben der Monarchen eingeleiteten Verabredungen wenig-
stens die Folge gehabt daß die Conferenzen nicht mehr ganz fruchtlos ausfallen
können. Die Aufmerksamkeiten welche Louis Napoleon in Lyon der Kaiserin-
Mutter von Rußland erwies, galten zum Theil der preußischen Prinzessin. --
Aufgefallen ist es wie der Prinz-Regent unlängst drei unserer Diplomaten
empsieng, die sich alle in ausnahmsweisen Stellungen befinden: Hrn. v. Per-
poncher, der von St. Petersburg kommt und die Gesandtschaft in Neapel über-
nehmen soll, Hrn. v. Sydow, der eigentlich in Kassel seyn sollte, und Hrn.
v. Reumont, dessen Posten in Florenz ganz eingegangen ist. -- Der Her-
zog v. Osunda, der reichste Grande Spaniens, und, obschon in vor-
gerückteren Jahren, noch immer unvermählt, soll mit der ältesten Prin-
zessin Radziwill verlobt seyn. Vorläusig hält er sich mit der Familie
in Teplitz auf. Als Graf Morny die schöne Russin heimführte, hieß
es eine Zeit lang: auch Osunda, der damals als spanischer Gesandter nach
St. Petersburg gegangen war, beabsichtige sich mit einer Hofdame der
Kaiserin zu vermählen. -- Im ganzen kann man nicht anders sagen als daß
Preußens Beziehungen zum Ausland immer erfreulicher sich gestalten; man
fängt wieder an sich um unsere Freundschaft zu bewerben, und kommt uns
entweder mit Achtung oder mit Haß entgegen. Letzteres ist je nach Umstän-
den ebenso wünschenswerth als ersteres. Sodann kann man in ganz Deutsch-
land mit Sicherheit darauf rechnen daß, wenn es je zum Schlagen kommen
sollte, zumal die mittlern und untern Classen des Preußenvolks mit seltener
Opferwilligkeit um das Banner Hohenzollerns sich schaaren werden. Der
Adel, dessen Söhne in der Armee stehen, könnte dann auch nicht länger in sei-
ner grollenden Stellung verharren. Das beste: es ist Bewegung, Leben
Hoffnung in unserm Staatskörper, und wenn Hr. v. Vincke nur einigermaßen
seine einflußreiche Stellung in der zweiten Kammer dazu benutzen wollte um
den Berathungen mehr Haltung und Würde zu verleihen, so würden wir noch
um vieles besser daran seyn. -- Wie man aus Odessa schreibt, richten die Hen-
schrecken in Südrußland schreckliche Verwüstungen an, was um so mehr zu be-
klagen ist als die Saaten daselbst außerordentlich schön standen. Hier im
Norden hat dieses Jahr das Ungeziefer sich so gut als gar nicht gezeigt, wäh-
rend es seit einer Reihe von Jahren großen Schaden verursachte.

Der Staats-Anzeiger enthält einen Erlaß des

iſt ein ſchönes Werk unſers Meiſters Brugger. — In Ansbach ſtarb dieſer
Tage in dem hohen Alter von 80 Jahren eine ältere Schweſter des Dich-
ters Platen, die k. preußiſche Oberforſtmeiſterstochter Gräfin Fr. Sebaſtiana
v. Platen-Hallermunde am Gehirnſchlag. — Der König hat die Bildung eines
Comité’s in Nürnberg zur Unterſtützung der Nachforſchungen über das
Schickſal des Reiſenden Dr. Eduard Vogel in Afrika und die Veranſtal-
tung von Sammlungen an Beiträgen zu dieſem edlen Zweck bewilligt. —
Die Vorſtandſchaft des deutſchen Muſeums in Nürnberg macht darauf auf-
merkſam daß größere materielle Hülfe für dieß vaterländiſche Inſtitut ſehr
noth thue.

Ich habe heute Nachmittag um 3 Uhr das
Vergnügen gehabt die Venus — welche jetzt in ihrem größten Glanz am
Himmel prangt, und den ganzen Tag in einiger Entfernung von der Sonne
mit bloßem Auge geſehen werden kann — zwölfmal mit dem Regulus, einem
ſchwachen Stern erſter Größe, durch mein Photometer zu vergleichen. Aus
dieſen Vergleichungen ergibt ſich daß dieſelbe jetzt 6 Sterngrößen heller
iſt als der genannte Fixſtern, oder ſich zu letzterem verhält wie ein Stern
erſter Größe zu einem Stern ſiebenter Größe, den das beſte Auge ohne Be-
waffnung in dunkler Nacht nicht mehr zu erkennen im Stand iſt. Dieſes Re-
ſultat iſt eine der ſchönſten Leiſtungen meines neuen Inſtruments. Schwerd.

Württemberg.

Ueber die Zuſammenkunft
in Baden bemerkt der Württ. St.-A.: „Sicherem Vernehmen nach war ein
perſönliches Zuſammentreffen mit dem Prinz-Regenten von dem Kaiſer Na-
poleon in Anregung gebracht, und dabei der Wunſch ausgedrückt worden hie-
durch zu Beſeitigung des in Deutſchland gegen Frankreich herrſchenden Miß-
trauens beizutragen. Bei den anerkannt ebenſo rechtlichen als patriotiſchen
Geſinnungen des Prinz-Regenten dürfen wir uns der zuverſichtlichen Erwar-
tung hingeben daß derſelbe von der Abſicht geleitet und feſt entſchloſſen iſt
bei dieſer Zuſammenkunft im Verein mit ſeinen Bundesgenoſſen nur die Ehre
und die Intereſſen des Geſammtvaterlandes zu wahren.“ Wir reihen daran
eine Bemerkung welche der Nürnb. Korr. zu einem Berliner Bericht der
Südd. Ztg. über das muthmaßliche Motiv des Beſuchs in Baden-Baden
machte: „In Dentſchland, namentlich im Süden, ſoll die Meinung von
neuem erweckt werden als ſtehe Preußen doch auf einem beſſeren Fuße mit
Frankreich als vielfache Acte und Aeußerungen der letzten Monate kundgethan
haben; der Gefahr, die weit vorgeſchrittene Verſtändigung unter den deutſchen
Staaten durch perſönliches Zuſammenſeyn der Fürſten beſtegelt zu ſehen, ſoll
dadurch begegnet werden daß ein Meiſter der Intrigue dazwiſchen tritt.“ Iſt
dieß wirklich, fagt der Korr., die Abſicht des kaiſerlichen Beſuches, ſo wird
Louis Napoleon ſeine Reiſeſpeſen umſonſt aufgewendet haben. Das Ver-
trauen in die deutſche Geſinnung des Prinz-Regenten iſt auch im Süden ein
vollkommenes und unbedingtes, und kein kaiſerlicher Beſuch, von dem man
ja recht wohl weiß daß er nicht vermieden werden konnte, wird es zu trüben
im Stande ſeyn.

In wenig Tagen wird alſo die eben ſo mannich-
faltige als durch einzelne ausgezeichnete Gegenſtände hervorragende Antiken-
ſammlung des verſtorbenen Geh. Raths v. Thierſch von München nach Karls-
ruhe übergeführt werden. Unſer Großherzog, dieſer eben ſo eifrige Förderer
von Wiſſenſchaft und Kunſt als in edler Offenheit und Wohlwollen wahrhaft
volkthümliche Fürſt, hatte kaum nähere Kenntniß von dem Inhalt und den
Verkaufsbedingungen dieſer Sammlung erhalten, als er in der Perſon des
Profeſſors Stark aus Heidelberg einen Commiſſär mit dem Auftrag genauer
Einſichtsnahme und der Vollmacht eines raſchen definitiven Kaufsabſchluſſes
nach München ſandte, und ſo iſt der Ankauf für Baden auf eine beide Theile
befriedigende Weiſe gelungen.

Kurheſſen.

Die Kaſſeler Ztg. begleitet heute
auch die Erlaſſung des neuen Wahlgeſetzes mit einem officiöſen Artikel, worin
ſie zuerſt hervorhebt daß im Verhältniß zu dem Wahlgeſetz von 1852 einige
weſentliche Verbeſſerungen angebracht ſeyen, und dann fortfährt: „Die Re-
gierung wird nun die Garantie der Verfaſſung bei der Bundesverſammlung
nachſuchen ſobald jene in Kraft und Wirkſamkeit getreten ſeyn wird, alſo mit
dem 1 k. M. Wenn ſie ſchon dieſer Garantie an und für ſich nicht bedarf, ſo
gehört doch die Ertheilung derſelben, da ſolche in den Bundesverhandlungen
zur Sprache gekommen, auch bereits eventuell zugeſichert iſt, zum vollſtändigen
Abſchluß der Sache. Die Regierung wird daher, unbeirrt durch die oppo-
ſitionelle Preſſe, durch Verwahrungen und ähnliche Kundgebungen, ihren Weg
ruhig weiter gehen.“

K. Sachſen.

Neulich bemerkte die Neue
Frankfurter Zeitung:

„Die Leipziger Deutſche Allgemeine Zeitung erklärt, was niemanden in
Deutſchland ein Geheimniß iſt: auch andere deutſche Miniſter theilten die Mei-
nungen des Hrn. v. Borries. Allein ſie geht weiter und behauptet zuverſichtlich
daß der dirigirende Miniſter „eines unſerer größern Kleinſtaaten“ einem ruſſiſchen
Diplomatenwörtlich geſagt habe: „„Lieber einen neuen Rheinbund als eine preußtſche
Hegemonte!““ d. h. alſo lieber Knecht des Fremden ſeyn, als ſich einem andern
Dentſchen in geſetzlicher Form unterordnen. Nach allen Audeutungen ſcheint es
[Spaltenumbruch] nicht zu bezweifeln daß hier der Talleyrand oder Metternich oder Mazarin Sach-
ſens, der Herr v. Beuſt, gemeint iſt. Aber die HH. Diplomaten irren ſich, wenn
ſie glauben daß es von ihnen abhängt ob ihre Länder franzöſiſch oder deutſch
ſeyn ſollen; ja wir halten es ſogar für denkbar daß der Miniſterkopf der einen
neuen Rheinbund aushecken würde, nicht einmal ſo lange bis die erſten franzö-
ſichen Hülfstruppen ins Land rückten, auf ſeinen Schultern feſt ſitzen bliebe.“

Hierauf erwiedert heute das Dresdener Journal in einem halbamt-
lichen Artikel:

Die neue Frankfurter Zeitung und verwandte Blätter, welche aus derſelben
Quelle ſchöpfen, dürften irren, wenn ſie vorausſetzen daß die Miniſter der deut-
ſchen Mittelſtaaten ſo leicht den Kopf verlieren werden, und es iſt wahrſcheinlich
daß die kommende Zeit mehr verlängerte Naſen als verkürzte Köpfe in ihrem Ge-
folge haben wird. Beilänfig iſt zu erwähnen daß der genaunte Staatsminiſter
die citirte oder eine ähnliche Aeußerung weder gegen eineu ruffiſchen Diplomaten,
noch gegen ſonſt jemand gethan hat.

Vorgeſtern überreichte eine Deputation der hieſigen Handelsälteſten den
Miniſtern der Juſtiz und des Innern, Dr. v. Behr und Frhrn. v. Beuſt,
eine Denkſchrift, welche auf Beibehaltung der Beſtimmungen des Nürnberger
Entwurfs eines Handelsgeſetzbuchs für Deutſchland und gegen die von den
vereinigten Eiſenbahnen dagegen erhobenen Einwände gerichtet iſt. (Dresd. J.)

Preußen.

Michel Chevalier, als er nulängſt die
Société de Statistique de Paris eröffnete, machte außer der engliſchen, ſpa-
niſchen und belgiſchen Statiſtik auch der preußiſchen ein Compliment. Unver-
kennbar iſt für ſtatiſtiſche Zwecke ſeit einer Reihe von Jahren bei uns viel
ausgegeben und in demſelben Verhältniß gedruckt worden; über die Zuver-
läſſigkeit und den wiſſenſchaftlichen Werth dieſer Arbeiten ſind die Anſichten
getheilt, die ſchlechtere Meinung wird aber wohl die richtigere ſeyn. Statiſti-
ſche Zahlenreihen haben einen wirklichen Werth nur wenn die Thatſachen auf
denen ſie fußen begründet ſind, zur Ermittlung begründeter Thatſachen aber
gehört Unterſcheidungsgabe, und damit ſind nicht alle die Wiſſenſchaft treiben,
darum auch nicht alle Statiſtiker, geſegnet. So hat unlängſt ein Mitglied
unſers ſtatiſtiſchen Burean’s eine Abhandlung veröffentlicht „Ueber die Ver-
ſchlechterung der phyſiſchen Beſchaffenheit der Berliner Bevölkerung in neuerer
Zeit,“ worin Berlins Bedeutung als Fabrikſtadt aus der Statiſtik von 1847
bewieſen wird, ein allerdings überraſchender Einfall, den der „Deutſche
Beobachter“ mit Recht geißelt. Reden iſt Silber, aber Schweigen iſt Gold —
daran glaubt zu allerletzt ein preußiſcher Bureankrat. — Den Badener Con-
ferenzen müſſen lange diplomatiſche Unter- und Verhandlungen vorausgegan-
gen ſeyn. Es heißt auch: jener Artikel des Württemb. Staatsanzeigers, der
den Worten des Prinz-Regenten beim Schluß der Kammern den Sinn unter-
ſtellte: der Prinz habe ſeinen eigenen Miniſtern damit ein „bis hieher und nicht
weiter!“ zugerufen, ſey zur Sprache gekommen. Unſere Regierung wollte ſich
nach keiner Seite hin die Hände binden; trotzdem haben die zum Theil durch
eigenhändige Schreiben der Monarchen eingeleiteten Verabredungen wenig-
ſtens die Folge gehabt daß die Conferenzen nicht mehr ganz fruchtlos ausfallen
können. Die Aufmerkſamkeiten welche Louis Napoleon in Lyon der Kaiſerin-
Mutter von Rußland erwies, galten zum Theil der preußiſchen Prinzeſſin. —
Aufgefallen iſt es wie der Prinz-Regent unlängſt drei unſerer Diplomaten
empſieng, die ſich alle in ausnahmsweiſen Stellungen befinden: Hrn. v. Per-
poncher, der von St. Petersburg kommt und die Geſandtſchaft in Neapel über-
nehmen ſoll, Hrn. v. Sydow, der eigentlich in Kaſſel ſeyn ſollte, und Hrn.
v. Reumont, deſſen Poſten in Florenz ganz eingegangen iſt. — Der Her-
zog v. Oſuña, der reichſte Grande Spaniens, und, obſchon in vor-
gerückteren Jahren, noch immer unvermählt, ſoll mit der älteſten Prin-
zeſſin Radziwill verlobt ſeyn. Vorläuſig hält er ſich mit der Familie
in Teplitz auf. Als Graf Morny die ſchöne Ruſſin heimführte, hieß
es eine Zeit lang: auch Oſuña, der damals als ſpaniſcher Geſandter nach
St. Petersburg gegangen war, beabſichtige ſich mit einer Hofdame der
Kaiſerin zu vermählen. — Im ganzen kann man nicht anders ſagen als daß
Preußens Beziehungen zum Ausland immer erfreulicher ſich geſtalten; man
fängt wieder an ſich um unſere Freundſchaft zu bewerben, und kommt uns
entweder mit Achtung oder mit Haß entgegen. Letzteres iſt je nach Umſtän-
den ebenſo wünſchenswerth als erſteres. Sodann kann man in ganz Deutſch-
land mit Sicherheit darauf rechnen daß, wenn es je zum Schlagen kommen
ſollte, zumal die mittlern und untern Claſſen des Preußenvolks mit ſeltener
Opferwilligkeit um das Banner Hohenzollerns ſich ſchaaren werden. Der
Adel, deſſen Söhne in der Armee ſtehen, könnte dann auch nicht länger in ſei-
ner grollenden Stellung verharren. Das beſte: es iſt Bewegung, Leben
Hoffnung in unſerm Staatskörper, und wenn Hr. v. Vincke nur einigermaßen
ſeine einflußreiche Stellung in der zweiten Kammer dazu benutzen wollte um
den Berathungen mehr Haltung und Würde zu verleihen, ſo würden wir noch
um vieles beſſer daran ſeyn. — Wie man aus Odeſſa ſchreibt, richten die Hen-
ſchrecken in Südrußland ſchreckliche Verwüſtungen an, was um ſo mehr zu be-
klagen iſt als die Saaten daſelbſt außerordentlich ſchön ſtanden. Hier im
Norden hat dieſes Jahr das Ungeziefer ſich ſo gut als gar nicht gezeigt, wäh-
rend es ſeit einer Reihe von Jahren großen Schaden verurſachte.

Der Staats-Anzeiger enthält einen Erlaß des

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[2799/0003] iſt ein ſchönes Werk unſers Meiſters Brugger. — In Ansbach ſtarb dieſer Tage in dem hohen Alter von 80 Jahren eine ältere Schweſter des Dich- ters Platen, die k. preußiſche Oberforſtmeiſterstochter Gräfin Fr. Sebaſtiana v. Platen-Hallermunde am Gehirnſchlag. — Der König hat die Bildung eines Comité’s in Nürnberg zur Unterſtützung der Nachforſchungen über das Schickſal des Reiſenden Dr. Eduard Vogel in Afrika und die Veranſtal- tung von Sammlungen an Beiträgen zu dieſem edlen Zweck bewilligt. — Die Vorſtandſchaft des deutſchen Muſeums in Nürnberg macht darauf auf- merkſam daß größere materielle Hülfe für dieß vaterländiſche Inſtitut ſehr noth thue. * Speyer, 12 Jun. Ich habe heute Nachmittag um 3 Uhr das Vergnügen gehabt die Venus — welche jetzt in ihrem größten Glanz am Himmel prangt, und den ganzen Tag in einiger Entfernung von der Sonne mit bloßem Auge geſehen werden kann — zwölfmal mit dem Regulus, einem ſchwachen Stern erſter Größe, durch mein Photometer zu vergleichen. Aus dieſen Vergleichungen ergibt ſich daß dieſelbe jetzt 6[FORMEL] Sterngrößen heller iſt als der genannte Fixſtern, oder ſich zu letzterem verhält wie ein Stern erſter Größe zu einem Stern ſiebenter Größe, den das beſte Auge ohne Be- waffnung in dunkler Nacht nicht mehr zu erkennen im Stand iſt. Dieſes Re- ſultat iſt eine der ſchönſten Leiſtungen meines neuen Inſtruments. Schwerd. Württemberg. Stuttgart, 18 Jun. Ueber die Zuſammenkunft in Baden bemerkt der Württ. St.-A.: „Sicherem Vernehmen nach war ein perſönliches Zuſammentreffen mit dem Prinz-Regenten von dem Kaiſer Na- poleon in Anregung gebracht, und dabei der Wunſch ausgedrückt worden hie- durch zu Beſeitigung des in Deutſchland gegen Frankreich herrſchenden Miß- trauens beizutragen. Bei den anerkannt ebenſo rechtlichen als patriotiſchen Geſinnungen des Prinz-Regenten dürfen wir uns der zuverſichtlichen Erwar- tung hingeben daß derſelbe von der Abſicht geleitet und feſt entſchloſſen iſt bei dieſer Zuſammenkunft im Verein mit ſeinen Bundesgenoſſen nur die Ehre und die Intereſſen des Geſammtvaterlandes zu wahren.“ Wir reihen daran eine Bemerkung welche der Nürnb. Korr. zu einem Berliner Bericht der Südd. 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In wenig Tagen wird alſo die eben ſo mannich- faltige als durch einzelne ausgezeichnete Gegenſtände hervorragende Antiken- ſammlung des verſtorbenen Geh. Raths v. Thierſch von München nach Karls- ruhe übergeführt werden. Unſer Großherzog, dieſer eben ſo eifrige Förderer von Wiſſenſchaft und Kunſt als in edler Offenheit und Wohlwollen wahrhaft volkthümliche Fürſt, hatte kaum nähere Kenntniß von dem Inhalt und den Verkaufsbedingungen dieſer Sammlung erhalten, als er in der Perſon des Profeſſors Stark aus Heidelberg einen Commiſſär mit dem Auftrag genauer Einſichtsnahme und der Vollmacht eines raſchen definitiven Kaufsabſchluſſes nach München ſandte, und ſo iſt der Ankauf für Baden auf eine beide Theile befriedigende Weiſe gelungen. Kurheſſen. Kaſſel, 13 Jun. Die Kaſſeler Ztg. begleitet heute auch die Erlaſſung des neuen Wahlgeſetzes mit einem officiöſen Artikel, worin ſie zuerſt hervorhebt daß im Verhältniß zu dem Wahlgeſetz von 1852 einige weſentliche Verbeſſerungen angebracht ſeyen, und dann fortfährt: „Die Re- gierung wird nun die Garantie der Verfaſſung bei der Bundesverſammlung nachſuchen ſobald jene in Kraft und Wirkſamkeit getreten ſeyn wird, alſo mit dem 1 k. M. Wenn ſie ſchon dieſer Garantie an und für ſich nicht bedarf, ſo gehört doch die Ertheilung derſelben, da ſolche in den Bundesverhandlungen zur Sprache gekommen, auch bereits eventuell zugeſichert iſt, zum vollſtändigen Abſchluß der Sache. Die Regierung wird daher, unbeirrt durch die oppo- ſitionelle Preſſe, durch Verwahrungen und ähnliche Kundgebungen, ihren Weg ruhig weiter gehen.“ K. Sachſen. Dresden, 13 Jun. Neulich bemerkte die Neue Frankfurter Zeitung: „Die Leipziger Deutſche Allgemeine Zeitung erklärt, was niemanden in Deutſchland ein Geheimniß iſt: auch andere deutſche Miniſter theilten die Mei- nungen des Hrn. v. Borries. Allein ſie geht weiter und behauptet zuverſichtlich daß der dirigirende Miniſter „eines unſerer größern Kleinſtaaten“ einem ruſſiſchen Diplomatenwörtlich geſagt habe: „„Lieber einen neuen Rheinbund als eine preußtſche Hegemonte!““ d. h. alſo lieber Knecht des Fremden ſeyn, als ſich einem andern Dentſchen in geſetzlicher Form unterordnen. Nach allen Audeutungen ſcheint es nicht zu bezweifeln daß hier der Talleyrand oder Metternich oder Mazarin Sach- ſens, der Herr v. Beuſt, gemeint iſt. Aber die HH. Diplomaten irren ſich, wenn ſie glauben daß es von ihnen abhängt ob ihre Länder franzöſiſch oder deutſch ſeyn ſollen; ja wir halten es ſogar für denkbar daß der Miniſterkopf der einen neuen Rheinbund aushecken würde, nicht einmal ſo lange bis die erſten franzö- ſichen Hülfstruppen ins Land rückten, auf ſeinen Schultern feſt ſitzen bliebe.“ Hierauf erwiedert heute das Dresdener Journal in einem halbamt- lichen Artikel: Die neue Frankfurter Zeitung und verwandte Blätter, welche aus derſelben Quelle ſchöpfen, dürften irren, wenn ſie vorausſetzen daß die Miniſter der deut- ſchen Mittelſtaaten ſo leicht den Kopf verlieren werden, und es iſt wahrſcheinlich daß die kommende Zeit mehr verlängerte Naſen als verkürzte Köpfe in ihrem Ge- folge haben wird. Beilänfig iſt zu erwähnen daß der genaunte Staatsminiſter die citirte oder eine ähnliche Aeußerung weder gegen eineu ruffiſchen Diplomaten, noch gegen ſonſt jemand gethan hat. Vorgeſtern überreichte eine Deputation der hieſigen Handelsälteſten den Miniſtern der Juſtiz und des Innern, Dr. v. Behr und Frhrn. v. Beuſt, eine Denkſchrift, welche auf Beibehaltung der Beſtimmungen des Nürnberger Entwurfs eines Handelsgeſetzbuchs für Deutſchland und gegen die von den vereinigten Eiſenbahnen dagegen erhobenen Einwände gerichtet iſt. (Dresd. J.) Preußen. ⊥ Berlin, 13 Jun. Michel Chevalier, als er nulängſt die Société de Statistique de Paris eröffnete, machte außer der engliſchen, ſpa- niſchen und belgiſchen Statiſtik auch der preußiſchen ein Compliment. Unver- kennbar iſt für ſtatiſtiſche Zwecke ſeit einer Reihe von Jahren bei uns viel ausgegeben und in demſelben Verhältniß gedruckt worden; über die Zuver- läſſigkeit und den wiſſenſchaftlichen Werth dieſer Arbeiten ſind die Anſichten getheilt, die ſchlechtere Meinung wird aber wohl die richtigere ſeyn. Statiſti- ſche Zahlenreihen haben einen wirklichen Werth nur wenn die Thatſachen auf denen ſie fußen begründet ſind, zur Ermittlung begründeter Thatſachen aber gehört Unterſcheidungsgabe, und damit ſind nicht alle die Wiſſenſchaft treiben, darum auch nicht alle Statiſtiker, geſegnet. So hat unlängſt ein Mitglied unſers ſtatiſtiſchen Burean’s eine Abhandlung veröffentlicht „Ueber die Ver- ſchlechterung der phyſiſchen Beſchaffenheit der Berliner Bevölkerung in neuerer Zeit,“ worin Berlins Bedeutung als Fabrikſtadt aus der Statiſtik von 1847 bewieſen wird, ein allerdings überraſchender Einfall, den der „Deutſche Beobachter“ mit Recht geißelt. Reden iſt Silber, aber Schweigen iſt Gold — daran glaubt zu allerletzt ein preußiſcher Bureankrat. — Den Badener Con- ferenzen müſſen lange diplomatiſche Unter- und Verhandlungen vorausgegan- gen ſeyn. Es heißt auch: jener Artikel des Württemb. Staatsanzeigers, der den Worten des Prinz-Regenten beim Schluß der Kammern den Sinn unter- ſtellte: der Prinz habe ſeinen eigenen Miniſtern damit ein „bis hieher und nicht weiter!“ zugerufen, ſey zur Sprache gekommen. Unſere Regierung wollte ſich nach keiner Seite hin die Hände binden; trotzdem haben die zum Theil durch eigenhändige Schreiben der Monarchen eingeleiteten Verabredungen wenig- ſtens die Folge gehabt daß die Conferenzen nicht mehr ganz fruchtlos ausfallen können. Die Aufmerkſamkeiten welche Louis Napoleon in Lyon der Kaiſerin- Mutter von Rußland erwies, galten zum Theil der preußiſchen Prinzeſſin. — Aufgefallen iſt es wie der Prinz-Regent unlängſt drei unſerer Diplomaten empſieng, die ſich alle in ausnahmsweiſen Stellungen befinden: Hrn. v. Per- poncher, der von St. Petersburg kommt und die Geſandtſchaft in Neapel über- nehmen ſoll, Hrn. v. Sydow, der eigentlich in Kaſſel ſeyn ſollte, und Hrn. v. Reumont, deſſen Poſten in Florenz ganz eingegangen iſt. — Der Her- zog v. Oſuña, der reichſte Grande Spaniens, und, obſchon in vor- gerückteren Jahren, noch immer unvermählt, ſoll mit der älteſten Prin- zeſſin Radziwill verlobt ſeyn. Vorläuſig hält er ſich mit der Familie in Teplitz auf. Als Graf Morny die ſchöne Ruſſin heimführte, hieß es eine Zeit lang: auch Oſuña, der damals als ſpaniſcher Geſandter nach St. Petersburg gegangen war, beabſichtige ſich mit einer Hofdame der Kaiſerin zu vermählen. — Im ganzen kann man nicht anders ſagen als daß Preußens Beziehungen zum Ausland immer erfreulicher ſich geſtalten; man fängt wieder an ſich um unſere Freundſchaft zu bewerben, und kommt uns entweder mit Achtung oder mit Haß entgegen. Letzteres iſt je nach Umſtän- den ebenſo wünſchenswerth als erſteres. Sodann kann man in ganz Deutſch- land mit Sicherheit darauf rechnen daß, wenn es je zum Schlagen kommen ſollte, zumal die mittlern und untern Claſſen des Preußenvolks mit ſeltener Opferwilligkeit um das Banner Hohenzollerns ſich ſchaaren werden. Der Adel, deſſen Söhne in der Armee ſtehen, könnte dann auch nicht länger in ſei- ner grollenden Stellung verharren. Das beſte: es iſt Bewegung, Leben Hoffnung in unſerm Staatskörper, und wenn Hr. v. Vincke nur einigermaßen ſeine einflußreiche Stellung in der zweiten Kammer dazu benutzen wollte um den Berathungen mehr Haltung und Würde zu verleihen, ſo würden wir noch um vieles beſſer daran ſeyn. — Wie man aus Odeſſa ſchreibt, richten die Hen- ſchrecken in Südrußland ſchreckliche Verwüſtungen an, was um ſo mehr zu be- klagen iſt als die Saaten daſelbſt außerordentlich ſchön ſtanden. Hier im Norden hat dieſes Jahr das Ungeziefer ſich ſo gut als gar nicht gezeigt, wäh- rend es ſeit einer Reihe von Jahren großen Schaden verurſachte. Berlin, 14 Jun. Der Staats-Anzeiger enthält einen Erlaß des

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860, S. 2799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine168_1860/3>, abgerufen am 28.11.2024.