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Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] stattgefunden habe -- daß die Besetzung des Eilands durch die Slavinen nur
temporär und gleichsam militärisch gewesen sey, und folglich ihre Dorier im
Taygetus und ihre antediluvianischen Pelasger in Arkadien durch Auflagen
und Plünderung von Seiten der im Lande sitzenden Barbaren zwar belästigt,
aber in ihrem Bodenbesitz nicht gestört worden seyen, wenn, sagen wir, die
Verfasserin diese drei Punkte beweisen kann, hat der Streit ein Ende, und
bleibt der edlen Gräsin der Ruhm eine historische Controverse die seit dreißig
Jahren Unfrieden, Zwiespalt und Hader gestiftet hat, durch ihr mächtiges Ta-
lent und ihr tiefes Wissen zum Vortheil der Idealisten endgültig entschieden
zu haben. Noch ist dieser Beweis nicht geliefert, denn ein vages und argu-
mentloses Dictum, ein Sie hat-es-gesagt wird in der Wissenschaft für nichts
gerechnet. Schon der Sinn den die Verfasserin in die oben berührte pelo-
ponnesische Slavenstelle der Kaiserin Irene hineindeutet, gibt, wie wir besor-
gen, ein ungünstiges Vorurtheil über den Erfolg den die hochgeborne Gräfin
in dem ihr zugeschobenen großen historischen Beweis erwarten läßt. Um die
Gewissensbisse zu stillen und die mörderische Unthat vergessen zu machen, warf
sich Irene -- diese Katharina II von Byzanz -- dem Schlachtengott in die
Arme, und überzog nach einem schimpflichen Frieden mit dem Chalifen von
Bagdad durch ihren Feldherrn Stauracius die vom Bischof Wilibald schon
um das Jahr 723 "Slavinien" genannte, ganz von Slaven bewohnte, mit
slavischen Ortsnamen übersäete, in mehrere von einander unabhängige Tschu-
panien getheilte und von Byzanz völlig losgerissene Halbinsel Peloponnes mit
Heeresmacht. Es war aber nur ein erster Versuch, ein flüchtiger Plünde-
rungszug ohne weitere Folgen als daß Stauracius eine Anzahl Kriegsgefan-
gener Slavinen, worunter einige Kaziken, im Triumph nach Konstantinopel
brachte.

In diesen kriegsgefangenen Peloponnestern des Feldherrn Stauracius
sieht die patriotische Gräfin die Unterjochung des ganzen Eilands, und die
völlige Ausleerung der dichtgedrängten, ackerbauenden und kühemelkenden
Slavinenbevölkerung aus ihrer damals schon mehr als 150 Jahre occupirten
Heimath. Das Eiland blieb aber slavinisch wie zuvor, und es brauchte noch
zweihundert volle Jahre Kampf und Noth bis sich die besiegten Tschupane des
heidnischen "Morea" -- so benannten die neuen Besitzer zuerst den fettesten
Theil des Landes, und am Ende die ganze Halbinsel -- nach wiederholten
Ausständen endlich in ihr Schicksal fügten, das Christenthum annahmen, und
als tributpflichtige Unterthanen dem Autokraten von Byzanz gehorchten.

Diese Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten
byzantinischen Stelle konnte man der hochgebornen Gräfin bei aller Artigkeit
nicht erlassen. Wir bleiben aber streng bei der Sache, und folgen in unserer
Argumentation den Thesen der patriotischen Vorkämpferin für den idealen
Hellenismus Schritt für Schritt.

Bis die s[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]avinischen Moraiten ihre Muttersprache ganz vergaßen und
das Vulgärgriechische ihrer Besieger annahmen, dauerte es gegen 800
Jahre. Und um die Mitte des 15. Jahrhunderts wundert sich der gelehrte
und vielgereiste Athener Chalkokondylas über den sonderbaren und ganz un-
erwarteten Befund daß die Bewohner des Maina-Gebirges in Kleidung und
Sprache ganz und vollkommen den Leuten gleichen die er in "Moskovien"
und "Sarmatien" gesehen habe. Dieses Citat ist ein gefährliches Argument
gegen die Verfasserin, die in patriotischer Gluth dem slavimschen Unwesen in
Hellas und auf Morea noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts ein gründ-
liches Ende machen läßt. Zum Unglück für die hochgeborne Enthustastin
scheint Chalkokondylas' Zeitgenosse, der byzantinische Statistiker Mazari, das
Daseyn einer slavischredenden Bevölkerung auf Morea noch in der zweiten
Hälste des 15. Jahrhunderts nicht bloß zu bestätigen, er scheint die Sache
noch zu verschlimmern. Denn von den sieben Kategorien in welche Mazari
die Peloponnesier seiner Zeit eintheilt, werden neben Slavinen, Italienern
und den frisch eingewanderten Albanesen zwei ganze Kategorien den Juden
und den Zigeunern (#) zugewiesen, die in großer Anzahl auf Morea
lebten, und sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischten. Jüdische
Bastarden (#), sagt Mazari, seyen nicht wenige auf dem Ei-
lande.

Die Kinder Israel hatten im byzantinischen Reiche Grundbesitz, und
trieben Ackerbau und Milchwirthschaft eben so gründlich wie sich andere den
Handelsgeschäften und dem Geldwechsel ergaben. Ein Decret aus dem
siebenten Jahre Basilius'I, Gründers der slavischen Kaiserdynastie von By-
zanz (867 -- 886), nöthigte alle Israeliten des Reichs durch den Reiz hoher
Ehrenstellen und reicher Geschenke sich taufen zu lassen. Wie später unter
Isabel von Castilien bekannten sich alle grundbesitzenden, vornehmen und
reichen Juden des Kaiserthums unter Basilius I, wenigstens dem Schein nach,
zum Christenthum.

Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, besonders aber
Morea und den slavinisirtesten aller Districte der Halbinsel, das "pelasgische"
Arkadien, bereisten: ob sie beim Anblick gewisser Physiognomien und Ge-
stalten nicht unwillkürlich an die zwei Kategorien des Mazari dachten? Zur
nämlichen Zeit schreibt Phranzes, Finanzminister des letzten Morea-Fürsten
aus dem Hanse der Paläologen: der Peloponnes sey zur Hälfte von Albanesen
und zur Hälfte von Griechen, d. h. von jenem Mischlingsvolke bewohnt ge-
wesen das sich im Laufe der Zeit aus den sieben Elementen des Mazari
gebildet hatte.

Demnach ist es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen
Griechen des Königreichs noch heute nicht ganz als ihresgleichen angesehen
und behandelt werden. Bei einem lebhaften Wortwechsel den wir einst in
Aetolien mit den griechischen Pferdeführern hatten, sagte einer ganz trocken:
"Wenn ihr Schimpfworte liebet, geht hinüber nach Morea, dort könnet ihr
zu den Leuten sagen was ihr wollt, bei uns geht das nicht."



Deutschland.

Wenn die Leipziger "Neue Zeitschrift
für Musik" auf München fortwährend nicht eben sonderlich gut zu sprechen ist,
so begreift man bei der Tendenz dieses Blattes überaus leicht das inde irae,
da alle seine enkomiastischen und bombastischen Artikel über das unerhörte
Genie des Hauptes der neudeutschen "Schule" nach wie vor hier nicht im
mindesten verfangen wollen. Wenn jedoch das Blatt in seiner neuesten
Nummer gelegentlich der Erwähnung der jüngst aufgeführten Gluck'schen Oper
München als eine Art Böotien hinstellt, wenn es die "gesangliche Ausführung
und Inscenirung" der Oper als "weniger denn mittelmäßig" bezeichnet, ja
wenn es sich sogar nicht entblödet durch eine geschickte Wendung die enthusia-
stische Aufnahme des Werks mit unsern alles goutirenden obscuren Zuständen
in Verbindung zu bringen, so kommen diese plumpen Entstellungen der Wahr-
heit nur der Keckheit eines Artikels derselben Nummer (vom 8 Jun.) gleich,
in welchem man die "Lieder" von Franz Lißt, über deren complete Ungenieß-
barkeit und lächerliche Ungeheuerlichkeit in der That Freund und Feind einig
sind, zu bewundernswerthen Großthaten eines epochemachenden Geistes zu
stempeln sucht.

Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verstärkten
Reichsraths vom 8 d. Mts. entnehmen wir weiter folgendes:

Reichsrath Fürst zu Salm: "diese Angelegenheit könne nicht vor dem Ple-
num unmittelbar verhandelt werden, ohne von einem Comite vorbereitet, gesichtet
und vorgelegt zu werden. Und nicht bloß deßhalb weil der Gegenstand von sehr
bedeutendem Umfang und ein aus vielen für sich bestehenden, speciell zu erörternden
Einzelnheiten zusammengesetzter ist, sondern haupsächlich darum weil die Frage er-
wogen werden muß: in welcher Richtung und inwieweit der verstärkte Reichsrath
von seinem Standpunkt aus in der Lage seyn kann diese Angelegenheit erfolgreich
und dem sich zeigenden Bedürfnisse gemäß zu erledigen. Erst dann würde zu er-
örtern seyn, ob der Reichsrath sich nicht zu dem unterthänigsten Antrag veranlaßt
sehen könnte und wollte, daß diese Angelegenheit ganz oder theilweise den in Aus-
sicht gestellten Landesvertretungen übertragen werden möge. Allerdings könnte dieß
nur auf den Vorschlag des Comite's geschehen. Es wäre aber auch Aufgabe des
letzteren zu erklären ob seiner Ansicht nach auf Annahme des oberwähnten Vor-
schlags einzurathen sey, oder nicht. Ich stelle daher den Antrag daß in Erwägung
und Würdigung dieser Gründe die Erueunung eines Comite's beliebt und sofort
zur Wahl desselben geschritten werden möge, worin natürlich auch nach Thunlich-
keit die verschiedenen Provinzen vertreten seyn müssen. Ich glaube aber daß der
Zweck dieses letzteren eben der ist die verschiedenen Seiten der Frage aufzufinden,
zu erörtern und zu erwägen, so wie den Antrag an das Plenum zu stellen, in
welchem es dann allerdings, wie der Hr. Justizminister richtig bemerkte, der Mi-
norität des Comite's und nicht minder den übrigen Mitgliedern des Reichsraths
welche im Comite nicht vertreten sind, gleichfalls freistehen wird ihre Ansicht gel-
tend zu machen. Es handelt sich nur darum der Plenarversammlung eine wohl
vorbereitete, geordnete und gesicherte Vorlage zu verschaffen, über welche dieselbe
dann weiter zu entscheiden haben wird."

Graf Szecsen tritt dem Antrag des Fürsten Salm bei und fährt fort:
"Wenn ich den Vorredner Reichsrath Grafen Barkoczy früher richtig verstand,
so war es nicht seine Absicht der hoheu Regierung den Willen der Germanistrung
durch die Einführung der Grundbücher zuzuschreiben, sondern er wollte nur aus-
sprechen daß diese Meinung im Land existirt, und daß die Art wie die Sache
durchgeführt worden ist eine solche Meinung, ob mit Recht oder Unrecht, im Land
erzeugt hat. Nun glaube ich daß es unsere Aufgabe und Pflicht ist, und daß wir
deßhalb auch in diese hohe Versammlung berufen worden sind, demjenigen Ausdruck
zu geben was in den einzelnen Ländern als Meinung besteht, diese Meinung zu
beleuchten und eben dadurch Gelegenheit zu bieten dieselbe, wenn sie irrig ist, als
solche durch Aufklärung der näheren Umstände zu bezeichnen und zu beseitigen.
Würde diese Meinung nicht erwähnt und gewürdigt, sondern stillschweigend übergan-
gen, so müßte der etwaige Irrthum, statt beseitigt zu werden, sich immer tiefer
einwurzeln, immer weiter ausbreiten. Der Hr. Juftizminister hat in seinem Vor-
trag zu gleicher Zeit die Frage der Sprache erwähnt, welche in den verschiedenen Län-
dertheilen und namentlich in Ungarn in Betracht kommt. In Betreff dieser Frage
glaube ich hier die Ueberzeugung aussprechen zu können daß mehr oder weniger
alle unbefangenen Leute die Berechtiung der verschiedenen Stämme eines Landes,
in den Kreisen ihrer Wirksamkeit sich dieser Sprache zu bedienen, durchaus nicht in
Abrede stellen werden. Wenn aber vor den Ereignissen des Jahres 1848 hierüber
in verschiedenen Ländern, und namentlich in Ungarn, andere Ansichten herrschten, so
ist doch zu bedenken daß diese Ansichten nicht ausschließlich Ungarn angehören, daß
namentlich dazumal die Idee der ausschließlichen Herrschaft einer officiellen Sprache
eine mehr oder weniger in ganz Europa verbreitete war, und daß die Zurücksüh-

[Spaltenumbruch] ſtattgefunden habe — daß die Beſetzung des Eilands durch die Slavinen nur
temporär und gleichſam militäriſch geweſen ſey, und folglich ihre Dorier im
Taygetus und ihre antediluvianiſchen Pelasger in Arkadien durch Auflagen
und Plünderung von Seiten der im Lande ſitzenden Barbaren zwar beläſtigt,
aber in ihrem Bodenbeſitz nicht geſtört worden ſeyen, wenn, ſagen wir, die
Verfaſſerin dieſe drei Punkte beweiſen kann, hat der Streit ein Ende, und
bleibt der edlen Gräſin der Ruhm eine hiſtoriſche Controverſe die ſeit dreißig
Jahren Unfrieden, Zwieſpalt und Hader geſtiftet hat, durch ihr mächtiges Ta-
lent und ihr tiefes Wiſſen zum Vortheil der Idealiſten endgültig entſchieden
zu haben. Noch iſt dieſer Beweis nicht geliefert, denn ein vages und argu-
mentloſes Dictum, ein Sie hat-es-geſagt wird in der Wiſſenſchaft für nichts
gerechnet. Schon der Sinn den die Verfaſſerin in die oben berührte pelo-
ponneſiſche Slavenſtelle der Kaiſerin Irene hineindeutet, gibt, wie wir beſor-
gen, ein ungünſtiges Vorurtheil über den Erfolg den die hochgeborne Gräfin
in dem ihr zugeſchobenen großen hiſtoriſchen Beweis erwarten läßt. Um die
Gewiſſensbiſſe zu ſtillen und die mörderiſche Unthat vergeſſen zu machen, warf
ſich Irene — dieſe Katharina II von Byzanz — dem Schlachtengott in die
Arme, und überzog nach einem ſchimpflichen Frieden mit dem Chalifen von
Bagdad durch ihren Feldherrn Stauracius die vom Biſchof Wilibald ſchon
um das Jahr 723 „Slavinien“ genannte, ganz von Slaven bewohnte, mit
ſlaviſchen Ortsnamen überſäete, in mehrere von einander unabhängige Tſchu-
panien getheilte und von Byzanz völlig losgeriſſene Halbinſel Peloponnes mit
Heeresmacht. Es war aber nur ein erſter Verſuch, ein flüchtiger Plünde-
rungszug ohne weitere Folgen als daß Stauracius eine Anzahl Kriegsgefan-
gener Slavinen, worunter einige Kaziken, im Triumph nach Konſtantinopel
brachte.

In dieſen kriegsgefangenen Peloponneſtern des Feldherrn Stauracius
ſieht die patriotiſche Gräfin die Unterjochung des ganzen Eilands, und die
völlige Ausleerung der dichtgedrängten, ackerbauenden und kühemelkenden
Slavinenbevölkerung aus ihrer damals ſchon mehr als 150 Jahre occupirten
Heimath. Das Eiland blieb aber ſlaviniſch wie zuvor, und es brauchte noch
zweihundert volle Jahre Kampf und Noth bis ſich die beſiegten Tſchupane des
heidniſchen „Morea“ — ſo benannten die neuen Beſitzer zuerſt den fetteſten
Theil des Landes, und am Ende die ganze Halbinſel — nach wiederholten
Auſſtänden endlich in ihr Schickſal fügten, das Chriſtenthum annahmen, und
als tributpflichtige Unterthanen dem Autokraten von Byzanz gehorchten.

Dieſe Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten
byzantiniſchen Stelle konnte man der hochgebornen Gräfin bei aller Artigkeit
nicht erlaſſen. Wir bleiben aber ſtreng bei der Sache, und folgen in unſerer
Argumentation den Theſen der patriotiſchen Vorkämpferin für den idealen
Hellenismus Schritt für Schritt.

Bis die ſ[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]aviniſchen Moraiten ihre Mutterſprache ganz vergaßen und
das Vulgärgriechiſche ihrer Beſieger annahmen, dauerte es gegen 800
Jahre. Und um die Mitte des 15. Jahrhunderts wundert ſich der gelehrte
und vielgereiste Athener Chalkokondylas über den ſonderbaren und ganz un-
erwarteten Befund daß die Bewohner des Maina-Gebirges in Kleidung und
Sprache ganz und vollkommen den Leuten gleichen die er in „Moskovien“
und „Sarmatien“ geſehen habe. Dieſes Citat iſt ein gefährliches Argument
gegen die Verfaſſerin, die in patriotiſcher Gluth dem ſlavimſchen Unweſen in
Hellas und auf Morea noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts ein gründ-
liches Ende machen läßt. Zum Unglück für die hochgeborne Enthuſtaſtin
ſcheint Chalkokondylas’ Zeitgenoſſe, der byzantiniſche Statiſtiker Mazari, das
Daſeyn einer ſlaviſchredenden Bevölkerung auf Morea noch in der zweiten
Hälſte des 15. Jahrhunderts nicht bloß zu beſtätigen, er ſcheint die Sache
noch zu verſchlimmern. Denn von den ſieben Kategorien in welche Mazari
die Peloponneſier ſeiner Zeit eintheilt, werden neben Slavinen, Italienern
und den friſch eingewanderten Albaneſen zwei ganze Kategorien den Juden
und den Zigeunern (#) zugewieſen, die in großer Anzahl auf Morea
lebten, und ſich mit der einheimiſchen Bevölkerung vermiſchten. Jüdiſche
Baſtarden (#), ſagt Mazari, ſeyen nicht wenige auf dem Ei-
lande.

Die Kinder Iſrael hatten im byzantiniſchen Reiche Grundbeſitz, und
trieben Ackerbau und Milchwirthſchaft eben ſo gründlich wie ſich andere den
Handelsgeſchäften und dem Geldwechſel ergaben. Ein Decret aus dem
ſiebenten Jahre Baſilius’I, Gründers der ſlaviſchen Kaiſerdynaſtie von By-
zanz (867 — 886), nöthigte alle Iſraeliten des Reichs durch den Reiz hoher
Ehrenſtellen und reicher Geſchenke ſich taufen zu laſſen. Wie ſpäter unter
Iſabel von Caſtilien bekannten ſich alle grundbeſitzenden, vornehmen und
reichen Juden des Kaiſerthums unter Baſilius I, wenigſtens dem Schein nach,
zum Chriſtenthum.

Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, beſonders aber
Morea und den ſlaviniſirteſten aller Diſtricte der Halbinſel, das „pelasgiſche“
Arkadien, bereisten: ob ſie beim Anblick gewiſſer Phyſiognomien und Ge-
ſtalten nicht unwillkürlich an die zwei Kategorien des Mazari dachten? Zur
nämlichen Zeit ſchreibt Phranzes, Finanzminiſter des letzten Morea-Fürſten
aus dem Hanſe der Paläologen: der Peloponnes ſey zur Hälfte von Albaneſen
und zur Hälfte von Griechen, d. h. von jenem Miſchlingsvolke bewohnt ge-
weſen das ſich im Laufe der Zeit aus den ſieben Elementen des Mazari
gebildet hatte.

Demnach iſt es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen
Griechen des Königreichs noch heute nicht ganz als ihresgleichen angeſehen
und behandelt werden. Bei einem lebhaften Wortwechſel den wir einſt in
Aetolien mit den griechiſchen Pferdeführern hatten, ſagte einer ganz trocken:
„Wenn ihr Schimpfworte liebet, geht hinüber nach Morea, dort könnet ihr
zu den Leuten ſagen was ihr wollt, bei uns geht das nicht.“



Deutſchland.

Wenn die Leipziger „Neue Zeitſchrift
für Muſik“ auf München fortwährend nicht eben ſonderlich gut zu ſprechen iſt,
ſo begreift man bei der Tendenz dieſes Blattes überaus leicht das inde irae,
da alle ſeine enkomiaſtiſchen und bombaſtiſchen Artikel über das unerhörte
Genie des Hauptes der neudeutſchen „Schule“ nach wie vor hier nicht im
mindeſten verfangen wollen. Wenn jedoch das Blatt in ſeiner neueſten
Nummer gelegentlich der Erwähnung der jüngſt aufgeführten Gluck’ſchen Oper
München als eine Art Böotien hinſtellt, wenn es die „geſangliche Ausführung
und Inſcenirung“ der Oper als „weniger denn mittelmäßig“ bezeichnet, ja
wenn es ſich ſogar nicht entblödet durch eine geſchickte Wendung die enthuſia-
ſtiſche Aufnahme des Werks mit unſern alles goutirenden obſcuren Zuſtänden
in Verbindung zu bringen, ſo kommen dieſe plumpen Entſtellungen der Wahr-
heit nur der Keckheit eines Artikels derſelben Nummer (vom 8 Jun.) gleich,
in welchem man die „Lieder“ von Franz Liſzt, über deren complete Ungenieß-
barkeit und lächerliche Ungeheuerlichkeit in der That Freund und Feind einig
ſind, zu bewundernswerthen Großthaten eines epochemachenden Geiſtes zu
ſtempeln ſucht.

Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verſtärkten
Reichsraths vom 8 d. Mts. entnehmen wir weiter folgendes:

Reichsrath Fürſt zu Salm: „dieſe Angelegenheit könne nicht vor dem Ple-
num unmittelbar verhandelt werden, ohne von einem Comité vorbereitet, geſichtet
und vorgelegt zu werden. Und nicht bloß deßhalb weil der Gegenſtand von ſehr
bedeutendem Umfang und ein aus vielen für ſich beſtehenden, ſpeciell zu erörternden
Einzelnheiten zuſammengeſetzter iſt, ſondern haupſächlich darum weil die Frage er-
wogen werden muß: in welcher Richtung und inwieweit der verſtärkte Reichsrath
von ſeinem Standpunkt aus in der Lage ſeyn kann dieſe Angelegenheit erfolgreich
und dem ſich zeigenden Bedürfniſſe gemäß zu erledigen. Erſt dann würde zu er-
örtern ſeyn, ob der Reichsrath ſich nicht zu dem unterthänigſten Antrag veranlaßt
ſehen könnte und wollte, daß dieſe Angelegenheit ganz oder theilweiſe den in Aus-
ſicht geſtellten Landesvertretungen übertragen werden möge. Allerdings könnte dieß
nur auf den Vorſchlag des Comité’s geſchehen. Es wäre aber auch Aufgabe des
letzteren zu erklären ob ſeiner Anſicht nach auf Annahme des oberwähnten Vor-
ſchlags einzurathen ſey, oder nicht. Ich ſtelle daher den Antrag daß in Erwägung
und Würdigung dieſer Gründe die Erueunung eines Comité’s beliebt und ſofort
zur Wahl desſelben geſchritten werden möge, worin natürlich auch nach Thunlich-
keit die verſchiedenen Provinzen vertreten ſeyn müſſen. Ich glaube aber daß der
Zweck dieſes letzteren eben der iſt die verſchiedenen Seiten der Frage aufzufinden,
zu erörtern und zu erwägen, ſo wie den Antrag an das Plenum zu ſtellen, in
welchem es dann allerdings, wie der Hr. Juſtizminiſter richtig bemerkte, der Mi-
norität des Comité’s und nicht minder den übrigen Mitgliedern des Reichsraths
welche im Comité nicht vertreten ſind, gleichfalls freiſtehen wird ihre Anſicht gel-
tend zu machen. Es handelt ſich nur darum der Plenarverſammlung eine wohl
vorbereitete, geordnete und geſicherte Vorlage zu verſchaffen, über welche dieſelbe
dann weiter zu entſcheiden haben wird.“

Graf Szécſen tritt dem Antrag des Fürſten Salm bei und fährt fort:
„Wenn ich den Vorredner Reichsrath Grafen Bárkoczy früher richtig verſtand,
ſo war es nicht ſeine Abſicht der hoheu Regierung den Willen der Germaniſtrung
durch die Einführung der Grundbücher zuzuſchreiben, ſondern er wollte nur aus-
ſprechen daß dieſe Meinung im Land exiſtirt, und daß die Art wie die Sache
durchgeführt worden iſt eine ſolche Meinung, ob mit Recht oder Unrecht, im Land
erzeugt hat. Nun glaube ich daß es unſere Aufgabe und Pflicht iſt, und daß wir
deßhalb auch in dieſe hohe Verſammlung berufen worden ſind, demjenigen Ausdruck
zu geben was in den einzelnen Ländern als Meinung beſteht, dieſe Meinung zu
beleuchten und eben dadurch Gelegenheit zu bieten dieſelbe, wenn ſie irrig iſt, als
ſolche durch Aufklärung der näheren Umſtände zu bezeichnen und zu beſeitigen.
Würde dieſe Meinung nicht erwähnt und gewürdigt, ſondern ſtillſchweigend übergan-
gen, ſo müßte der etwaige Irrthum, ſtatt beſeitigt zu werden, ſich immer tiefer
einwurzeln, immer weiter ausbreiten. Der Hr. Juftizminiſter hat in ſeinem Vor-
trag zu gleicher Zeit die Frage der Sprache erwähnt, welche in den verſchiedenen Län-
dertheilen und namentlich in Ungarn in Betracht kommt. In Betreff dieſer Frage
glaube ich hier die Ueberzeugung ausſprechen zu können daß mehr oder weniger
alle unbefangenen Leute die Berechtiung der verſchiedenen Stämme eines Landes,
in den Kreiſen ihrer Wirkſamkeit ſich dieſer Sprache zu bedienen, durchaus nicht in
Abrede ſtellen werden. Wenn aber vor den Ereigniſſen des Jahres 1848 hierüber
in verſchiedenen Ländern, und namentlich in Ungarn, andere Anſichten herrſchten, ſo
iſt doch zu bedenken daß dieſe Anſichten nicht ausſchließlich Ungarn angehören, daß
namentlich dazumal die Idee der ausſchließlichen Herrſchaft einer officiellen Sprache
eine mehr oder weniger in ganz Europa verbreitete war, und daß die Zurückſüh-

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[2806/0010] ſtattgefunden habe — daß die Beſetzung des Eilands durch die Slavinen nur temporär und gleichſam militäriſch geweſen ſey, und folglich ihre Dorier im Taygetus und ihre antediluvianiſchen Pelasger in Arkadien durch Auflagen und Plünderung von Seiten der im Lande ſitzenden Barbaren zwar beläſtigt, aber in ihrem Bodenbeſitz nicht geſtört worden ſeyen, wenn, ſagen wir, die Verfaſſerin dieſe drei Punkte beweiſen kann, hat der Streit ein Ende, und bleibt der edlen Gräſin der Ruhm eine hiſtoriſche Controverſe die ſeit dreißig Jahren Unfrieden, Zwieſpalt und Hader geſtiftet hat, durch ihr mächtiges Ta- lent und ihr tiefes Wiſſen zum Vortheil der Idealiſten endgültig entſchieden zu haben. Noch iſt dieſer Beweis nicht geliefert, denn ein vages und argu- mentloſes Dictum, ein Sie hat-es-geſagt wird in der Wiſſenſchaft für nichts gerechnet. Schon der Sinn den die Verfaſſerin in die oben berührte pelo- ponneſiſche Slavenſtelle der Kaiſerin Irene hineindeutet, gibt, wie wir beſor- gen, ein ungünſtiges Vorurtheil über den Erfolg den die hochgeborne Gräfin in dem ihr zugeſchobenen großen hiſtoriſchen Beweis erwarten läßt. Um die Gewiſſensbiſſe zu ſtillen und die mörderiſche Unthat vergeſſen zu machen, warf ſich Irene — dieſe Katharina II von Byzanz — dem Schlachtengott in die Arme, und überzog nach einem ſchimpflichen Frieden mit dem Chalifen von Bagdad durch ihren Feldherrn Stauracius die vom Biſchof Wilibald ſchon um das Jahr 723 „Slavinien“ genannte, ganz von Slaven bewohnte, mit ſlaviſchen Ortsnamen überſäete, in mehrere von einander unabhängige Tſchu- panien getheilte und von Byzanz völlig losgeriſſene Halbinſel Peloponnes mit Heeresmacht. Es war aber nur ein erſter Verſuch, ein flüchtiger Plünde- rungszug ohne weitere Folgen als daß Stauracius eine Anzahl Kriegsgefan- gener Slavinen, worunter einige Kaziken, im Triumph nach Konſtantinopel brachte. In dieſen kriegsgefangenen Peloponneſtern des Feldherrn Stauracius ſieht die patriotiſche Gräfin die Unterjochung des ganzen Eilands, und die völlige Ausleerung der dichtgedrängten, ackerbauenden und kühemelkenden Slavinenbevölkerung aus ihrer damals ſchon mehr als 150 Jahre occupirten Heimath. Das Eiland blieb aber ſlaviniſch wie zuvor, und es brauchte noch zweihundert volle Jahre Kampf und Noth bis ſich die beſiegten Tſchupane des heidniſchen „Morea“ — ſo benannten die neuen Beſitzer zuerſt den fetteſten Theil des Landes, und am Ende die ganze Halbinſel — nach wiederholten Auſſtänden endlich in ihr Schickſal fügten, das Chriſtenthum annahmen, und als tributpflichtige Unterthanen dem Autokraten von Byzanz gehorchten. Dieſe Berichtigung einer irrthümlichen Auslegung der obenbenannten byzantiniſchen Stelle konnte man der hochgebornen Gräfin bei aller Artigkeit nicht erlaſſen. Wir bleiben aber ſtreng bei der Sache, und folgen in unſerer Argumentation den Theſen der patriotiſchen Vorkämpferin für den idealen Hellenismus Schritt für Schritt. Bis die ſ_aviniſchen Moraiten ihre Mutterſprache ganz vergaßen und das Vulgärgriechiſche ihrer Beſieger annahmen, dauerte es gegen 800 Jahre. Und um die Mitte des 15. Jahrhunderts wundert ſich der gelehrte und vielgereiste Athener Chalkokondylas über den ſonderbaren und ganz un- erwarteten Befund daß die Bewohner des Maina-Gebirges in Kleidung und Sprache ganz und vollkommen den Leuten gleichen die er in „Moskovien“ und „Sarmatien“ geſehen habe. Dieſes Citat iſt ein gefährliches Argument gegen die Verfaſſerin, die in patriotiſcher Gluth dem ſlavimſchen Unweſen in Hellas und auf Morea noch vor Ablauf des achten Jahrhunderts ein gründ- liches Ende machen läßt. Zum Unglück für die hochgeborne Enthuſtaſtin ſcheint Chalkokondylas’ Zeitgenoſſe, der byzantiniſche Statiſtiker Mazari, das Daſeyn einer ſlaviſchredenden Bevölkerung auf Morea noch in der zweiten Hälſte des 15. Jahrhunderts nicht bloß zu beſtätigen, er ſcheint die Sache noch zu verſchlimmern. Denn von den ſieben Kategorien in welche Mazari die Peloponneſier ſeiner Zeit eintheilt, werden neben Slavinen, Italienern und den friſch eingewanderten Albaneſen zwei ganze Kategorien den Juden und den Zigeunern (#) zugewieſen, die in großer Anzahl auf Morea lebten, und ſich mit der einheimiſchen Bevölkerung vermiſchten. Jüdiſche Baſtarden (#), ſagt Mazari, ſeyen nicht wenige auf dem Ei- lande. Die Kinder Iſrael hatten im byzantiniſchen Reiche Grundbeſitz, und trieben Ackerbau und Milchwirthſchaft eben ſo gründlich wie ſich andere den Handelsgeſchäften und dem Geldwechſel ergaben. Ein Decret aus dem ſiebenten Jahre Baſilius’I, Gründers der ſlaviſchen Kaiſerdynaſtie von By- zanz (867 — 886), nöthigte alle Iſraeliten des Reichs durch den Reiz hoher Ehrenſtellen und reicher Geſchenke ſich taufen zu laſſen. Wie ſpäter unter Iſabel von Caſtilien bekannten ſich alle grundbeſitzenden, vornehmen und reichen Juden des Kaiſerthums unter Baſilius I, wenigſtens dem Schein nach, zum Chriſtenthum. Wir fragen alle jene welche Griechenland überhaupt, beſonders aber Morea und den ſlaviniſirteſten aller Diſtricte der Halbinſel, das „pelasgiſche“ Arkadien, bereisten: ob ſie beim Anblick gewiſſer Phyſiognomien und Ge- ſtalten nicht unwillkürlich an die zwei Kategorien des Mazari dachten? Zur nämlichen Zeit ſchreibt Phranzes, Finanzminiſter des letzten Morea-Fürſten aus dem Hanſe der Paläologen: der Peloponnes ſey zur Hälfte von Albaneſen und zur Hälfte von Griechen, d. h. von jenem Miſchlingsvolke bewohnt ge- weſen das ſich im Laufe der Zeit aus den ſieben Elementen des Mazari gebildet hatte. Demnach iſt es auch kein Wunder wenn die Moraiten bei den übrigen Griechen des Königreichs noch heute nicht ganz als ihresgleichen angeſehen und behandelt werden. Bei einem lebhaften Wortwechſel den wir einſt in Aetolien mit den griechiſchen Pferdeführern hatten, ſagte einer ganz trocken: „Wenn ihr Schimpfworte liebet, geht hinüber nach Morea, dort könnet ihr zu den Leuten ſagen was ihr wollt, bei uns geht das nicht.“ Deutſchland. †* München, 11 Jun. Wenn die Leipziger „Neue Zeitſchrift für Muſik“ auf München fortwährend nicht eben ſonderlich gut zu ſprechen iſt, ſo begreift man bei der Tendenz dieſes Blattes überaus leicht das inde irae, da alle ſeine enkomiaſtiſchen und bombaſtiſchen Artikel über das unerhörte Genie des Hauptes der neudeutſchen „Schule“ nach wie vor hier nicht im mindeſten verfangen wollen. Wenn jedoch das Blatt in ſeiner neueſten Nummer gelegentlich der Erwähnung der jüngſt aufgeführten Gluck’ſchen Oper München als eine Art Böotien hinſtellt, wenn es die „geſangliche Ausführung und Inſcenirung“ der Oper als „weniger denn mittelmäßig“ bezeichnet, ja wenn es ſich ſogar nicht entblödet durch eine geſchickte Wendung die enthuſia- ſtiſche Aufnahme des Werks mit unſern alles goutirenden obſcuren Zuſtänden in Verbindung zu bringen, ſo kommen dieſe plumpen Entſtellungen der Wahr- heit nur der Keckheit eines Artikels derſelben Nummer (vom 8 Jun.) gleich, in welchem man die „Lieder“ von Franz Liſzt, über deren complete Ungenieß- barkeit und lächerliche Ungeheuerlichkeit in der That Freund und Feind einig ſind, zu bewundernswerthen Großthaten eines epochemachenden Geiſtes zu ſtempeln ſucht. Wien. Dem officiellen Bericht über die Sitzung des verſtärkten Reichsraths vom 8 d. Mts. entnehmen wir weiter folgendes: Reichsrath Fürſt zu Salm: „dieſe Angelegenheit könne nicht vor dem Ple- num unmittelbar verhandelt werden, ohne von einem Comité vorbereitet, geſichtet und vorgelegt zu werden. Und nicht bloß deßhalb weil der Gegenſtand von ſehr bedeutendem Umfang und ein aus vielen für ſich beſtehenden, ſpeciell zu erörternden Einzelnheiten zuſammengeſetzter iſt, ſondern haupſächlich darum weil die Frage er- wogen werden muß: in welcher Richtung und inwieweit der verſtärkte Reichsrath von ſeinem Standpunkt aus in der Lage ſeyn kann dieſe Angelegenheit erfolgreich und dem ſich zeigenden Bedürfniſſe gemäß zu erledigen. Erſt dann würde zu er- örtern ſeyn, ob der Reichsrath ſich nicht zu dem unterthänigſten Antrag veranlaßt ſehen könnte und wollte, daß dieſe Angelegenheit ganz oder theilweiſe den in Aus- ſicht geſtellten Landesvertretungen übertragen werden möge. Allerdings könnte dieß nur auf den Vorſchlag des Comité’s geſchehen. Es wäre aber auch Aufgabe des letzteren zu erklären ob ſeiner Anſicht nach auf Annahme des oberwähnten Vor- ſchlags einzurathen ſey, oder nicht. Ich ſtelle daher den Antrag daß in Erwägung und Würdigung dieſer Gründe die Erueunung eines Comité’s beliebt und ſofort zur Wahl desſelben geſchritten werden möge, worin natürlich auch nach Thunlich- keit die verſchiedenen Provinzen vertreten ſeyn müſſen. Ich glaube aber daß der Zweck dieſes letzteren eben der iſt die verſchiedenen Seiten der Frage aufzufinden, zu erörtern und zu erwägen, ſo wie den Antrag an das Plenum zu ſtellen, in welchem es dann allerdings, wie der Hr. Juſtizminiſter richtig bemerkte, der Mi- norität des Comité’s und nicht minder den übrigen Mitgliedern des Reichsraths welche im Comité nicht vertreten ſind, gleichfalls freiſtehen wird ihre Anſicht gel- tend zu machen. Es handelt ſich nur darum der Plenarverſammlung eine wohl vorbereitete, geordnete und geſicherte Vorlage zu verſchaffen, über welche dieſelbe dann weiter zu entſcheiden haben wird.“ Graf Szécſen tritt dem Antrag des Fürſten Salm bei und fährt fort: „Wenn ich den Vorredner Reichsrath Grafen Bárkoczy früher richtig verſtand, ſo war es nicht ſeine Abſicht der hoheu Regierung den Willen der Germaniſtrung durch die Einführung der Grundbücher zuzuſchreiben, ſondern er wollte nur aus- ſprechen daß dieſe Meinung im Land exiſtirt, und daß die Art wie die Sache durchgeführt worden iſt eine ſolche Meinung, ob mit Recht oder Unrecht, im Land erzeugt hat. Nun glaube ich daß es unſere Aufgabe und Pflicht iſt, und daß wir deßhalb auch in dieſe hohe Verſammlung berufen worden ſind, demjenigen Ausdruck zu geben was in den einzelnen Ländern als Meinung beſteht, dieſe Meinung zu beleuchten und eben dadurch Gelegenheit zu bieten dieſelbe, wenn ſie irrig iſt, als ſolche durch Aufklärung der näheren Umſtände zu bezeichnen und zu beſeitigen. Würde dieſe Meinung nicht erwähnt und gewürdigt, ſondern ſtillſchweigend übergan- gen, ſo müßte der etwaige Irrthum, ſtatt beſeitigt zu werden, ſich immer tiefer einwurzeln, immer weiter ausbreiten. Der Hr. Juftizminiſter hat in ſeinem Vor- trag zu gleicher Zeit die Frage der Sprache erwähnt, welche in den verſchiedenen Län- dertheilen und namentlich in Ungarn in Betracht kommt. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860, S. 2806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine168_1860/10>, abgerufen am 22.11.2024.