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Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] buch in der Sprache der Majorität jeder Gemeinde, und also dort wo der größte
Theil ungarisch ist, auch in ungarischer Sprache geführt werden solle. Gegenwärtig
sind die Verbandlungen wegen des Grundbuches in dem Marmaroser Comitat im
Zug. Es sind dort etwa 12,000 Ungarn, 100,000 Ruthenen und etwa 40,000
Rumänen. Von dorther kam die Mittheilung daß einige Gemeinden den Wunsch
ausgesprochen haben, die Grundbücher möchten in ungarischer Sprache geführt wer-
den. Entschieden ist diese Frage noch nicht, weil ich bezüglich derselben erst erheben
ließ ob die betreffenden Gemeinden in ihrer Majorität ungarisch seyen. Ist die
Bevölkerung daselbst der Majorität nach ungarisch, so wird die Erfüllung des ge-
stellten Begehrens keinem Anstand unterliegen; ist die Bevölkerung aber eine vor-
zugsweise ruthenische, dann wird das Grundbuch in ruthenischer Sprache geführt
werden. Ich glaube im Sinne der Einheit der Monarchie und nach der Absicht
Sr. Majestät, wonach allen Nationalitäten gleiche Rechnung getragen werden,
wonach ihnen gleiche Rechte und gleiche Pflichten zustehen sollen, die Frage
dahin entscheiden zu müssen: daß die Grundbücher einer jeden Gemeinde
nach dem Vorwiegen ihrer Nationalität geführt werden müssen. Doch ist dieß
noch eine offene Frage, und sie wird seiner Zeit ferner in Angriff genom-
men werden. Uebrigens habe ich die Berfügung getroffen daß dort wo deutsche Grund-
bücher beftehen, es jedermann verlangen kann daß dem Ruthenen eine ruthenische,
dem Slovaken eine flovakische, dem Ungarn eine ungarische, und dem Rumänen eine
rumämsche Uebersetzung gegeben werde, und mit dieser Vorkehrung ich genügt zu haben.
Ich muß ferner um Entschuldigung bitten wenn ich in anderer Beziehung bemerke: es
war nie die Meinung des Justizministeriums ein Grundbuch einzuführen um Beamten
einen Unterhalt zu verschaffen, um selbe zu ernähren, sondern weil es die Mehrheit gewünscht
hat. Und ich glaube, meine Herren, Sie werden mit mir wohl einverstanden seyn, wenn
ich behaupte daß dieses Institut des Grundbuchs seit dem Jahr 1844 als eine drin-
gend nothwendige Institntion anerkannt, und die Einführung desselben gewünscht
wurde, wobei ich zu meinem Bedauern nicht unerwähnt lassen kann daß wohl in
Folge einer gewissen Indolenz seit dem Jahr 1847 nichts geschah. Was nun fer-
ner die Frage der Commassation betrifft, so bin ich mit dem Herrn Grafen Bar-
koczy insofern einverstanden, als auch ich, meine Herren, im Anfang zu jenen ge-
hört habe welche glaubten es sey doch Schade in jenen Gemeinden, wo die Com-
massation im Zug ist, Grundbücher einzuführen. Ich selbst habe viel dagegen ge-
schrieben und gesprochen. Nachdem nun aber die Commassation und Segregation
sich so lange verzögerten, konnten im Interesse der Bevölkerung jene Gemeinden
nicht unberücksichtigt und ohne Grundbuch gelassen werden, wo die Commassation
noch in Angriff zu nehmen ist, und ich konnte z. B. in einem Comitat nicht sagen,
diese Gemeinde werde rubricirt, sie erhalte ein Grundbuch, jene dagegen nicht. Ich
bin vollkommen einverstanden mit dem geehrten Herrn Vorredner daß es eine sehr
unangeuehme Manipulation ist welche bevorsteht, da in den Gemeinden welche com-
massirt und segregirt haben, das eine Blatt des Grundbuchs wird geändert werden
müssen. Allein diese Aenderung ist nicht so bedeutend. Auf das Lastenblatt nimmt
sie gar keinen Einfluß, denn in der Commassation und Segregation muß jeder ein-
zelne Theil denselben Werth wieder bekommen, ob der Befitzer seinen Acker und
seine Wiese in der untern oder obern Ried habe, ob das betreffende Object im
Süden oder im Norden gelegen sey. Wenn auch der einzelne Acker kleiner wäre,
so muß doch das Ganze zusammen den gleichen Werth haben. Es ist also für den
Gläubiger vollkommen gleichgültig ob er auf das Ganze oder auf jeden einzelnen
Theil intabulirt habe, ob er aus der unteru oder obern Ried seine Entschädigung
nehmen müsse. Es wird diese Umänderung, Rectificirung und Parcellirung aller-
dings eine unangenehme zeitraubende Arbeit seyn, und dazu wohl eine eigene Com-
mission abgeordnet werden müssen. Ich weiß nicht ob ich damals, als diese Sache
eingeführt wurde, auch den Muth gehabt hätte dazu zu rathen, denn ich hätte mich
vielleicht ebenso wie der geehrte Herr Graf Barkoczy durch die Größe und Kost-
spieligkeit davon abschrecken lassen. Gegenwärtig aber, wo ich die Sache von ihrer
praktischen Seite sehe, und sie gründlich kennen gelernt habe, kann ich aufrichtig
versichern daß ich jetzt einer ganz anderen Ansicht bin. Im Temeser Banat, wo
die Gemeinde St. Peter bereits commassirt und regulirt war, ist diese Grundbuchs-
ordnung ohne allen Anstand eingeführt worden. Allerdings ist es wahr daß ich
Anstand genommen habe darüber eine Verordnung zu erlassen, wie die commassir-
ten und segregirten Gemeinden in das Grundbuch aufgenommen werden sollen. Denn
ich hatte vorerst abzuwarten daß Se. Majestät die Grundbuchsordnung sanctionire,
und ich mich dadurch in den Stand gesetzt sehe auf richtiger Basis weiter zu bauen.
Ich werde in die Lage kommen hierüber die Befehle unseres allergnädigsten Herrn
und Kaisers einzuholen, um sodann mit Allerhöchstdessen Genehmigung die betreffende
Verordnung hinauszugeben, wobei ich die Hoffnung hege Mittel und Wege zu fin-
den um ohne bedeutende Unkosten und Schwierigkeiten die Sache in Ordnung zu
bringen. Insofern also, als diese Frage hente ohnehin nicht im Detail behandelt
werden kann, sondern in dieser Beziehung in den Geschäftskreis des Comite's ge-
hört, glaube ich zur Aufklärung deffen was uns für jetzt angeht in genügender
Weise beigetragen zu haben."



Italien.

Mit unserer Kammer ist es ein eigenes Ding.
Vereits die Hälfte der Deputirten fehlte in den letzten Sitzungen. Ob daran
die freie Fahrt auf den Staatsbahnen oder die sehr gütige Nachsicht in Be-
urlaubung von Seite des Ministeriums Schuld ist, weiß ich nicht; wenigstens
ist es Cavour gelungen eine ultraministerielle Creation von Deputirten zu
erwirken, und mit Beziehung auf die 32 vacanten Sitze, die von Anbeginn dieß
waren, denkt Se. Eminenz nicht an eine Ergänzung durch Neuwahl. Merk-
würdigerweise sind im Parlament nicht nur Deputirte der "Völker Em-
manuels," sondern auch 7 Neapolitaner, und zwar 2 Sicilianer 4 aus dem
römischen Staat, 7 Venetianer: Avesani, Cav.; Francesco, Adv.; Pasini
Valent., Adv.; Tecchio, Adv.; Borello Giov., Adv.; Graf Giustani, I.
B.; Aleardi Aleardo; Sirtori Gius., Oberst, der nämliche der gegenwärtig
unter Garibaldi auf Sicilien kämpft, 1 aus Mantua, Dr. Finsi Jos.; 2 aus
Wälschtirol, der Dichter Gozzolletti und Canestrini Jos., alles Emigranten.
Die officielle Mailänder Zeitung ist mit den Neapolitanern nicht besonders
zufrieden, sie sagt: "Die Neapolitaner, die sich zu einem Ausstand dem königl.
[Spaltenumbruch] Heer gegenüber zu schwach fühlen, könnten ihre Sache doch durch Geldsen-
dungen unterstützen. Von dem Geld hat nicht ein jedes Stück ein eigenes Ge-
sicht, so daß die Polizei sagen könnte: dieß ist von diesem und jenes von jenem,
und dann könnte die Versendung auch ohne Wissen der Polizei geschehen.
Außerdem ist auch bekannt daß man mit Geld die ganze polizeiliche
Sippschaft erkauft, so daß .... aber genug über diesen Stoff. Uebrigens
genügt auch diese Sprache nicht mehr. Die Mailänder Zeitung und die
Unita Italiana führen die Namen auf die für die sicilische Expedition keine
Geldsteuer verabfolgen ließen. Sie wollen z. B. jene Männer die sich am
Bau der Votivkirche in Wien betheiligt, hingegen für den Garibaldischen
Zug sich nicht hergeben wollten, mit dem Pöbelhaß brandmarken, und daher
müssen ihre Namen gedruckt erscheinen unter der Kategorie von Vaterlands-
feinden, Oesterreichern u. s. w. In der Ueberzeugung daß diese Namen in
Deutschland ganz anders gewürdigt werden, hebe ich einige hervor. Auf die
Gesinnung vieler adeligen Italiener wirft es freilich ein wohlthätiges Licht.
Marq. Cusoni Visconti, F. L. Gräfin Nava d'Adda, Marq. Visconti
Ajmi, Ant. Ritter P. Brambilla, Graf Theod. Crivelli Visconti, der Edle
Jul. Padelli, Fürst Rosini, C. L. Ritter Brambilla, Joh. Graf P. Taverna,
Graf Lud. Taverna, Marq. Busea, Ant. Herzogin Scotti, Herzog Scotti,
Graf Verri Gabr. Die gräflichen Brüder Castelbarco, Marq. Alf. Palla-
vicino, Ritter De Negrelli Maldelbe, Villa, C., Marq. Aug. Zurla,
Graf Confalonieri, Lud. Graf, Greppi Ant., und Ritter Greppi Jos., Graf
Archinto Jos., Gori P., Marq. Paravicini Jos., C. C. Carcani, Graf
v. Castel Ponzone, Marq. Lud. Busea, Marq. Rocca Saporiti, Marq.
Barbo Jos. mit Schwestern, die Marq. Brüder Isimbardi, Marq. P. Res-
colli etc. etc. In der officiösen Berliner Correspondenz der ministeriellen Per-
severanza lesen wir wieder einmal folgendes: "Soll ich von Italien sprechen?
Ich wollte es lieber nicht; doch kann ich die große Aufmerksamkeit nicht un-
erwähnt lassen mit der man den Bericht über die Trennung Savoyens und
Nizza's verfolgte, und besonders den Passus über das allgemeine Stimmrecht,
das so gut auch außer Italien seine Anwendung fände. Würde dieses Princip
aber in ganz Europa zugelassen, so entstünde ein totaler Umsturz, und davon
sind wir keine Freunde. Ich beschränke mich auf diese Bemerkung; übrigens
lieben wir Sardinien, und wünschen es stark. Freilich können wir unsere
Sympathien nur durch Worte kundthun, im übrigen sind wir gezwungen es
seinen Weg gehen zu lassen. Es wird der Tag kommen an dem wir uns
die Hand reichen, und Sardinien uns und wir Sardinien nützen können. Zuerst
muß sich aber die drohende Gefahr lösen, sie muß vorüber seyn. Jetzt wird
Preußen kaum als europäische Großmacht geduldet, seine Politik ist noch nicht
der Art um ihr das Recht zu geben vom Grad des fünften Rades zu dem des
vierten am europäischen Wagen zu schreiten."



Telegraphische Berichte.

In der heutigen Sitzung der
zweiten Kammer ist der Antrag: zu erklären daß der Bundestag in
der kurhessischen Frage seine Competenz überschritten habe, und die
Regierung zu ersuchen möglichst dahin zu wirken daß der Verfassung
vom 30 Mai die Bundesgarantie versagt, und die Verfassung von
1831 wiederhergestellt werde, mit 13 gegen 11 Stimmen angenom-
men worden.

Oesterr. 5proc. National-Anleihe 58 5/8 ;
5proc. Metall. 511/4; Bankactien 762; Lotterie-Anlehensloose von 1854 73;
von 1858 95; von 1860 72 7/8 ; Ludwigshafen-Bexbacher E.-V.-A. --; bayer.
Ostbahn-Actien 101 P.; voll eingezahlt 1011/2 P.; öfterr. Credit-Mobilier-Actien
1671/2. Wechselcurse: Paris 93; London 1163/4; Wien 89 bezahlt.

Oesterr. 5proc. National-Anleihe 79.50; 5proc. Metall.
69.50; Lotterie-Anlehensloose von 1854 99.50; von 1858 106; von 1860
95.50; Bankactien 861; öflerr. Credit-Mobilieractien 186.40; Donandampffchiff-
fahrtsactien 439; Staatsbahuactien 267.25; Nordbahnactien 186.80. Wechsel-
curse:
Augsburg 3 Monat 111.60; London 130.25.

3proc. Consols 953/4.



Neueste Posten.

Se. Maj. der König wird nach den gestern
noch aus Speyer unmittelbar vor der Abreise von dort hieher telegraphirten
Nachrichten gestern Abends zu Baden-Baden eingetroffen seyn. Ueber die
Dauer des Aufenthalts daselbst ist durchaus noch nichts bestimmt. Von der
Angabe der Pfälzer Ztg., daß auch J. Maj. die Königin ihrem Gemahl nach
Baden-Baden folgen werde, erwähnen unsere directen Nachrichten nichts,
künden vielmehr ihre alsbaldige, vielleicht schon diesen Abend erfolgende Rück-
kehr hieher an. Nach allem was verlautet ist keiner der dahin kommenden
deutschen Fürsten von einem seiner Minister begleitet, so daß dieser Zusammen-
kunft ausschließlich der Charakter einer reinen Fürstenbesprechung bleiben

*) Diese Depesche aus dem gestrigen Hauptblatt hier wiederholt.

[Spaltenumbruch] buch in der Sprache der Majorität jeder Gemeinde, und alſo dort wo der größte
Theil ungariſch iſt, auch in ungariſcher Sprache geführt werden ſolle. Gegenwärtig
ſind die Verbandlungen wegen des Grundbuches in dem Marmaroſer Comitat im
Zug. Es ſind dort etwa 12,000 Ungarn, 100,000 Ruthenen und etwa 40,000
Rumänen. Von dorther kam die Mittheilung daß einige Gemeinden den Wunſch
ausgeſprochen haben, die Grundbücher möchten in ungariſcher Sprache geführt wer-
den. Entſchieden iſt dieſe Frage noch nicht, weil ich bezüglich derſelben erſt erheben
ließ ob die betreffenden Gemeinden in ihrer Majorität ungariſch ſeyen. Iſt die
Bevölkerung daſelbſt der Majorität nach ungariſch, ſo wird die Erfüllung des ge-
ſtellten Begehrens keinem Anſtand unterliegen; iſt die Bevölkerung aber eine vor-
zugsweiſe rutheniſche, dann wird das Grundbuch in rutheniſcher Sprache geführt
werden. Ich glaube im Sinne der Einheit der Monarchie und nach der Abſicht
Sr. Majeſtät, wonach allen Nationalitäten gleiche Rechnung getragen werden,
wonach ihnen gleiche Rechte und gleiche Pflichten zuſtehen ſollen, die Frage
dahin entſcheiden zu müſſen: daß die Grundbücher einer jeden Gemeinde
nach dem Vorwiegen ihrer Nationalität geführt werden müſſen. Doch iſt dieß
noch eine offene Frage, und ſie wird ſeiner Zeit ferner in Angriff genom-
men werden. Uebrigens habe ich die Berfügung getroffen daß dort wo deutſche Grund-
bücher beftehen, es jedermann verlangen kann daß dem Ruthenen eine rutheniſche,
dem Slovaken eine flovakiſche, dem Ungarn eine ungariſche, und dem Rumänen eine
rumämſche Ueberſetzung gegeben werde, und mit dieſer Vorkehrung ich genügt zu haben.
Ich muß ferner um Entſchuldigung bitten wenn ich in anderer Beziehung bemerke: es
war nie die Meinung des Juſtizminiſteriums ein Grundbuch einzuführen um Beamten
einen Unterhalt zu verſchaffen, um ſelbe zu ernähren, ſondern weil es die Mehrheit gewünſcht
hat. Und ich glaube, meine Herren, Sie werden mit mir wohl einverſtanden ſeyn, wenn
ich behaupte daß dieſes Inſtitut des Grundbuchs ſeit dem Jahr 1844 als eine drin-
gend nothwendige Inſtitntion anerkannt, und die Einführung desſelben gewünſcht
wurde, wobei ich zu meinem Bedauern nicht unerwähnt laſſen kann daß wohl in
Folge einer gewiſſen Indolenz ſeit dem Jahr 1847 nichts geſchah. Was nun fer-
ner die Frage der Commaſſation betrifft, ſo bin ich mit dem Herrn Grafen Bár-
koczy inſofern einverſtanden, als auch ich, meine Herren, im Anfang zu jenen ge-
hört habe welche glaubten es ſey doch Schade in jenen Gemeinden, wo die Com-
maſſation im Zug iſt, Grundbücher einzuführen. Ich ſelbſt habe viel dagegen ge-
ſchrieben und geſprochen. Nachdem nun aber die Commaſſation und Segregation
ſich ſo lange verzögerten, konnten im Intereſſe der Bevölkerung jene Gemeinden
nicht unberückſichtigt und ohne Grundbuch gelaſſen werden, wo die Commaſſation
noch in Angriff zu nehmen iſt, und ich konnte z. B. in einem Comitat nicht ſagen,
dieſe Gemeinde werde rubricirt, ſie erhalte ein Grundbuch, jene dagegen nicht. Ich
bin vollkommen einverſtanden mit dem geehrten Herrn Vorredner daß es eine ſehr
unangeuehme Manipulation iſt welche bevorſteht, da in den Gemeinden welche com-
maſſirt und ſegregirt haben, das eine Blatt des Grundbuchs wird geändert werden
müſſen. Allein dieſe Aenderung iſt nicht ſo bedeutend. Auf das Laſtenblatt nimmt
ſie gar keinen Einfluß, denn in der Commaſſation und Segregation muß jeder ein-
zelne Theil denſelben Werth wieder bekommen, ob der Befitzer ſeinen Acker und
ſeine Wieſe in der untern oder obern Ried habe, ob das betreffende Object im
Süden oder im Norden gelegen ſey. Wenn auch der einzelne Acker kleiner wäre,
ſo muß doch das Ganze zuſammen den gleichen Werth haben. Es iſt alſo für den
Gläubiger vollkommen gleichgültig ob er auf das Ganze oder auf jeden einzelnen
Theil intabulirt habe, ob er aus der unteru oder obern Ried ſeine Entſchädigung
nehmen müſſe. Es wird dieſe Umänderung, Rectificirung und Parcellirung aller-
dings eine unangenehme zeitraubende Arbeit ſeyn, und dazu wohl eine eigene Com-
miſſion abgeordnet werden müſſen. Ich weiß nicht ob ich damals, als dieſe Sache
eingeführt wurde, auch den Muth gehabt hätte dazu zu rathen, denn ich hätte mich
vielleicht ebenſo wie der geehrte Herr Graf Bárkoczy durch die Größe und Koſt-
ſpieligkeit davon abſchrecken laſſen. Gegenwärtig aber, wo ich die Sache von ihrer
praktiſchen Seite ſehe, und ſie gründlich kennen gelernt habe, kann ich aufrichtig
verſichern daß ich jetzt einer ganz anderen Anſicht bin. Im Temeſer Banat, wo
die Gemeinde St. Peter bereits commaſſirt und regulirt war, iſt dieſe Grundbuchs-
ordnung ohne allen Anſtand eingeführt worden. Allerdings iſt es wahr daß ich
Anſtand genommen habe darüber eine Verordnung zu erlaſſen, wie die commaſſir-
ten und ſegregirten Gemeinden in das Grundbuch aufgenommen werden ſollen. Denn
ich hatte vorerſt abzuwarten daß Se. Majeſtät die Grundbuchsordnung ſanctionire,
und ich mich dadurch in den Stand geſetzt ſehe auf richtiger Baſis weiter zu bauen.
Ich werde in die Lage kommen hierüber die Befehle unſeres allergnädigſten Herrn
und Kaiſers einzuholen, um ſodann mit Allerhöchſtdeſſen Genehmigung die betreffende
Verordnung hinauszugeben, wobei ich die Hoffnung hege Mittel und Wege zu fin-
den um ohne bedeutende Unkoſten und Schwierigkeiten die Sache in Ordnung zu
bringen. Inſofern alſo, als dieſe Frage hente ohnehin nicht im Detail behandelt
werden kann, ſondern in dieſer Beziehung in den Geſchäftskreis des Comité's ge-
hört, glaube ich zur Aufklärung deffen was uns für jetzt angeht in genügender
Weiſe beigetragen zu haben.“



Italien.

Mit unſerer Kammer iſt es ein eigenes Ding.
Vereits die Hälfte der Deputirten fehlte in den letzten Sitzungen. Ob daran
die freie Fahrt auf den Staatsbahnen oder die ſehr gütige Nachſicht in Be-
urlaubung von Seite des Miniſteriums Schuld iſt, weiß ich nicht; wenigſtens
iſt es Cavour gelungen eine ultraminiſterielle Creation von Deputirten zu
erwirken, und mit Beziehung auf die 32 vacanten Sitze, die von Anbeginn dieß
waren, denkt Se. Eminenz nicht an eine Ergänzung durch Neuwahl. Merk-
würdigerweiſe ſind im Parlament nicht nur Deputirte der „Völker Em-
manuels,“ ſondern auch 7 Neapolitaner, und zwar 2 Sicilianer 4 aus dem
römiſchen Staat, 7 Venetianer: Aveſani, Cav.; Francesco, Adv.; Paſini
Valent., Adv.; Tecchio, Adv.; Borello Giov., Adv.; Graf Giuſtani, I.
B.; Aleardi Aleardo; Sirtori Giuſ., Oberſt, der nämliche der gegenwärtig
unter Garibaldi auf Sicilien kämpft, 1 aus Mantua, Dr. Finſi Joſ.; 2 aus
Wälſchtirol, der Dichter Gozzolletti und Caneſtrini Joſ., alles Emigranten.
Die officielle Mailänder Zeitung iſt mit den Neapolitanern nicht beſonders
zufrieden, ſie ſagt: „Die Neapolitaner, die ſich zu einem Auſſtand dem königl.
[Spaltenumbruch] Heer gegenüber zu ſchwach fühlen, könnten ihre Sache doch durch Geldſen-
dungen unterſtützen. Von dem Geld hat nicht ein jedes Stück ein eigenes Ge-
ſicht, ſo daß die Polizei ſagen könnte: dieß iſt von dieſem und jenes von jenem,
und dann könnte die Verſendung auch ohne Wiſſen der Polizei geſchehen.
Außerdem iſt auch bekannt daß man mit Geld die ganze polizeiliche
Sippſchaft erkauft, ſo daß .... aber genug über dieſen Stoff. Uebrigens
genügt auch dieſe Sprache nicht mehr. Die Mailänder Zeitung und die
Unità Italiana führen die Namen auf die für die ſiciliſche Expedition keine
Geldſteuer verabfolgen ließen. Sie wollen z. B. jene Männer die ſich am
Bau der Votivkirche in Wien betheiligt, hingegen für den Garibaldiſchen
Zug ſich nicht hergeben wollten, mit dem Pöbelhaß brandmarken, und daher
müſſen ihre Namen gedruckt erſcheinen unter der Kategorie von Vaterlands-
feinden, Oeſterreichern u. ſ. w. In der Ueberzeugung daß dieſe Namen in
Deutſchland ganz anders gewürdigt werden, hebe ich einige hervor. Auf die
Geſinnung vieler adeligen Italiener wirft es freilich ein wohlthätiges Licht.
Marq. Cuſoni Visconti, F. L. Gräfin Nava d'Adda, Marq. Visconti
Ajmi, Ant. Ritter P. Brambilla, Graf Theod. Crivelli Visconti, der Edle
Jul. Padelli, Fürſt Roſini, C. L. Ritter Brambilla, Joh. Graf P. Taverna,
Graf Lud. Taverna, Marq. Buſea, Ant. Herzogin Scotti, Herzog Scotti,
Graf Verri Gabr. Die gräflichen Brüder Caſtelbarco, Marq. Alf. Palla-
vicino, Ritter De Negrelli Maldelbe, Villa, C., Marq. Aug. Zurla,
Graf Confalonieri, Lud. Graf, Greppi Ant., und Ritter Greppi Joſ., Graf
Archinto Joſ., Gori P., Marq. Paravicini Joſ., C. C. Carcani, Graf
v. Caſtel Ponzone, Marq. Lud. Buſea, Marq. Rocca Saporiti, Marq.
Barbó Joſ. mit Schweſtern, die Marq. Brüder Iſimbardi, Marq. P. Res-
colli ꝛc. ꝛc. In der officiöſen Berliner Correſpondenz der miniſteriellen Per-
ſeveranza leſen wir wieder einmal folgendes: „Soll ich von Italien ſprechen?
Ich wollte es lieber nicht; doch kann ich die große Aufmerkſamkeit nicht un-
erwähnt laſſen mit der man den Bericht über die Trennung Savoyens und
Nizza's verfolgte, und beſonders den Paſſus über das allgemeine Stimmrecht,
das ſo gut auch außer Italien ſeine Anwendung fände. Würde dieſes Princip
aber in ganz Europa zugelaſſen, ſo entſtünde ein totaler Umſturz, und davon
ſind wir keine Freunde. Ich beſchränke mich auf dieſe Bemerkung; übrigens
lieben wir Sardinien, und wünſchen es ſtark. Freilich können wir unſere
Sympathien nur durch Worte kundthun, im übrigen ſind wir gezwungen es
ſeinen Weg gehen zu laſſen. Es wird der Tag kommen an dem wir uns
die Hand reichen, und Sardinien uns und wir Sardinien nützen können. Zuerſt
muß ſich aber die drohende Gefahr löſen, ſie muß vorüber ſeyn. Jetzt wird
Preußen kaum als europäiſche Großmacht geduldet, ſeine Politik iſt noch nicht
der Art um ihr das Recht zu geben vom Grad des fünften Rades zu dem des
vierten am europäiſchen Wagen zu ſchreiten.“



Telegraphiſche Berichte.

In der heutigen Sitzung der
zweiten Kammer iſt der Antrag: zu erklären daß der Bundestag in
der kurheſſiſchen Frage ſeine Competenz überſchritten habe, und die
Regierung zu erſuchen möglichſt dahin zu wirken daß der Verfaſſung
vom 30 Mai die Bundesgarantie verſagt, und die Verfaſſung von
1831 wiederhergeſtellt werde, mit 13 gegen 11 Stimmen angenom-
men worden.

Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 58⅝;
5proc. Metall. 51¼; Bankactien 762; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 73;
von 1858 95; von 1860 72⅞; Ludwigshafen-Bexbacher E.-V.-A. —; bayer.
Oſtbahn-Actien 101 P.; voll eingezahlt 101½ P.; öfterr. Credit-Mobilier-Actien
167½. Wechſelcurſe: Paris 93; London 116¾; Wien 89 bezahlt.

Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 79.50; 5proc. Metall.
69.50; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 99.50; von 1858 106; von 1860
95.50; Bankactien 861; öflerr. Credit-Mobilieractien 186.40; Donandampffchiff-
fahrtsactien 439; Staatsbahuactien 267.25; Nordbahnactien 186.80. Wechſel-
curſe:
Augsburg 3 Monat 111.60; London 130.25.

3proc. Conſols 95¾.



Neueſte Poſten.

Se. Maj. der König wird nach den geſtern
noch aus Speyer unmittelbar vor der Abreiſe von dort hieher telegraphirten
Nachrichten geſtern Abends zu Baden-Baden eingetroffen ſeyn. Ueber die
Dauer des Aufenthalts daſelbſt iſt durchaus noch nichts beſtimmt. Von der
Angabe der Pfälzer Ztg., daß auch J. Maj. die Königin ihrem Gemahl nach
Baden-Baden folgen werde, erwähnen unſere directen Nachrichten nichts,
künden vielmehr ihre alsbaldige, vielleicht ſchon dieſen Abend erfolgende Rück-
kehr hieher an. Nach allem was verlautet iſt keiner der dahin kommenden
deutſchen Fürſten von einem ſeiner Miniſter begleitet, ſo daß dieſer Zuſammen-
kunft ausſchließlich der Charakter einer reinen Fürſtenbeſprechung bleiben

*) Dieſe Depeſche aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt.
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[2772/0012] buch in der Sprache der Majorität jeder Gemeinde, und alſo dort wo der größte Theil ungariſch iſt, auch in ungariſcher Sprache geführt werden ſolle. Gegenwärtig ſind die Verbandlungen wegen des Grundbuches in dem Marmaroſer Comitat im Zug. Es ſind dort etwa 12,000 Ungarn, 100,000 Ruthenen und etwa 40,000 Rumänen. Von dorther kam die Mittheilung daß einige Gemeinden den Wunſch ausgeſprochen haben, die Grundbücher möchten in ungariſcher Sprache geführt wer- den. Entſchieden iſt dieſe Frage noch nicht, weil ich bezüglich derſelben erſt erheben ließ ob die betreffenden Gemeinden in ihrer Majorität ungariſch ſeyen. Iſt die Bevölkerung daſelbſt der Majorität nach ungariſch, ſo wird die Erfüllung des ge- ſtellten Begehrens keinem Anſtand unterliegen; iſt die Bevölkerung aber eine vor- zugsweiſe rutheniſche, dann wird das Grundbuch in rutheniſcher Sprache geführt werden. Ich glaube im Sinne der Einheit der Monarchie und nach der Abſicht Sr. Majeſtät, wonach allen Nationalitäten gleiche Rechnung getragen werden, wonach ihnen gleiche Rechte und gleiche Pflichten zuſtehen ſollen, die Frage dahin entſcheiden zu müſſen: daß die Grundbücher einer jeden Gemeinde nach dem Vorwiegen ihrer Nationalität geführt werden müſſen. Doch iſt dieß noch eine offene Frage, und ſie wird ſeiner Zeit ferner in Angriff genom- men werden. Uebrigens habe ich die Berfügung getroffen daß dort wo deutſche Grund- bücher beftehen, es jedermann verlangen kann daß dem Ruthenen eine rutheniſche, dem Slovaken eine flovakiſche, dem Ungarn eine ungariſche, und dem Rumänen eine rumämſche Ueberſetzung gegeben werde, und mit dieſer Vorkehrung ich genügt zu haben. Ich muß ferner um Entſchuldigung bitten wenn ich in anderer Beziehung bemerke: es war nie die Meinung des Juſtizminiſteriums ein Grundbuch einzuführen um Beamten einen Unterhalt zu verſchaffen, um ſelbe zu ernähren, ſondern weil es die Mehrheit gewünſcht hat. Und ich glaube, meine Herren, Sie werden mit mir wohl einverſtanden ſeyn, wenn ich behaupte daß dieſes Inſtitut des Grundbuchs ſeit dem Jahr 1844 als eine drin- gend nothwendige Inſtitntion anerkannt, und die Einführung desſelben gewünſcht wurde, wobei ich zu meinem Bedauern nicht unerwähnt laſſen kann daß wohl in Folge einer gewiſſen Indolenz ſeit dem Jahr 1847 nichts geſchah. Was nun fer- ner die Frage der Commaſſation betrifft, ſo bin ich mit dem Herrn Grafen Bár- koczy inſofern einverſtanden, als auch ich, meine Herren, im Anfang zu jenen ge- hört habe welche glaubten es ſey doch Schade in jenen Gemeinden, wo die Com- maſſation im Zug iſt, Grundbücher einzuführen. Ich ſelbſt habe viel dagegen ge- ſchrieben und geſprochen. Nachdem nun aber die Commaſſation und Segregation ſich ſo lange verzögerten, konnten im Intereſſe der Bevölkerung jene Gemeinden nicht unberückſichtigt und ohne Grundbuch gelaſſen werden, wo die Commaſſation noch in Angriff zu nehmen iſt, und ich konnte z. B. in einem Comitat nicht ſagen, dieſe Gemeinde werde rubricirt, ſie erhalte ein Grundbuch, jene dagegen nicht. Ich bin vollkommen einverſtanden mit dem geehrten Herrn Vorredner daß es eine ſehr unangeuehme Manipulation iſt welche bevorſteht, da in den Gemeinden welche com- maſſirt und ſegregirt haben, das eine Blatt des Grundbuchs wird geändert werden müſſen. Allein dieſe Aenderung iſt nicht ſo bedeutend. Auf das Laſtenblatt nimmt ſie gar keinen Einfluß, denn in der Commaſſation und Segregation muß jeder ein- zelne Theil denſelben Werth wieder bekommen, ob der Befitzer ſeinen Acker und ſeine Wieſe in der untern oder obern Ried habe, ob das betreffende Object im Süden oder im Norden gelegen ſey. Wenn auch der einzelne Acker kleiner wäre, ſo muß doch das Ganze zuſammen den gleichen Werth haben. Es iſt alſo für den Gläubiger vollkommen gleichgültig ob er auf das Ganze oder auf jeden einzelnen Theil intabulirt habe, ob er aus der unteru oder obern Ried ſeine Entſchädigung nehmen müſſe. Es wird dieſe Umänderung, Rectificirung und Parcellirung aller- dings eine unangenehme zeitraubende Arbeit ſeyn, und dazu wohl eine eigene Com- miſſion abgeordnet werden müſſen. Ich weiß nicht ob ich damals, als dieſe Sache eingeführt wurde, auch den Muth gehabt hätte dazu zu rathen, denn ich hätte mich vielleicht ebenſo wie der geehrte Herr Graf Bárkoczy durch die Größe und Koſt- ſpieligkeit davon abſchrecken laſſen. Gegenwärtig aber, wo ich die Sache von ihrer praktiſchen Seite ſehe, und ſie gründlich kennen gelernt habe, kann ich aufrichtig verſichern daß ich jetzt einer ganz anderen Anſicht bin. Im Temeſer Banat, wo die Gemeinde St. Peter bereits commaſſirt und regulirt war, iſt dieſe Grundbuchs- ordnung ohne allen Anſtand eingeführt worden. Allerdings iſt es wahr daß ich Anſtand genommen habe darüber eine Verordnung zu erlaſſen, wie die commaſſir- ten und ſegregirten Gemeinden in das Grundbuch aufgenommen werden ſollen. Denn ich hatte vorerſt abzuwarten daß Se. Majeſtät die Grundbuchsordnung ſanctionire, und ich mich dadurch in den Stand geſetzt ſehe auf richtiger Baſis weiter zu bauen. Ich werde in die Lage kommen hierüber die Befehle unſeres allergnädigſten Herrn und Kaiſers einzuholen, um ſodann mit Allerhöchſtdeſſen Genehmigung die betreffende Verordnung hinauszugeben, wobei ich die Hoffnung hege Mittel und Wege zu fin- den um ohne bedeutende Unkoſten und Schwierigkeiten die Sache in Ordnung zu bringen. Inſofern alſo, als dieſe Frage hente ohnehin nicht im Detail behandelt werden kann, ſondern in dieſer Beziehung in den Geſchäftskreis des Comité's ge- hört, glaube ich zur Aufklärung deffen was uns für jetzt angeht in genügender Weiſe beigetragen zu haben.“ Italien. × Turin, 9 Jun. Mit unſerer Kammer iſt es ein eigenes Ding. Vereits die Hälfte der Deputirten fehlte in den letzten Sitzungen. Ob daran die freie Fahrt auf den Staatsbahnen oder die ſehr gütige Nachſicht in Be- urlaubung von Seite des Miniſteriums Schuld iſt, weiß ich nicht; wenigſtens iſt es Cavour gelungen eine ultraminiſterielle Creation von Deputirten zu erwirken, und mit Beziehung auf die 32 vacanten Sitze, die von Anbeginn dieß waren, denkt Se. Eminenz nicht an eine Ergänzung durch Neuwahl. Merk- würdigerweiſe ſind im Parlament nicht nur Deputirte der „Völker Em- manuels,“ ſondern auch 7 Neapolitaner, und zwar 2 Sicilianer 4 aus dem römiſchen Staat, 7 Venetianer: Aveſani, Cav.; Francesco, Adv.; Paſini Valent., Adv.; Tecchio, Adv.; Borello Giov., Adv.; Graf Giuſtani, I. B.; Aleardi Aleardo; Sirtori Giuſ., Oberſt, der nämliche der gegenwärtig unter Garibaldi auf Sicilien kämpft, 1 aus Mantua, Dr. Finſi Joſ.; 2 aus Wälſchtirol, der Dichter Gozzolletti und Caneſtrini Joſ., alles Emigranten. Die officielle Mailänder Zeitung iſt mit den Neapolitanern nicht beſonders zufrieden, ſie ſagt: „Die Neapolitaner, die ſich zu einem Auſſtand dem königl. Heer gegenüber zu ſchwach fühlen, könnten ihre Sache doch durch Geldſen- dungen unterſtützen. Von dem Geld hat nicht ein jedes Stück ein eigenes Ge- ſicht, ſo daß die Polizei ſagen könnte: dieß iſt von dieſem und jenes von jenem, und dann könnte die Verſendung auch ohne Wiſſen der Polizei geſchehen. Außerdem iſt auch bekannt daß man mit Geld die ganze polizeiliche Sippſchaft erkauft, ſo daß .... aber genug über dieſen Stoff. Uebrigens genügt auch dieſe Sprache nicht mehr. Die Mailänder Zeitung und die Unità Italiana führen die Namen auf die für die ſiciliſche Expedition keine Geldſteuer verabfolgen ließen. Sie wollen z. B. jene Männer die ſich am Bau der Votivkirche in Wien betheiligt, hingegen für den Garibaldiſchen Zug ſich nicht hergeben wollten, mit dem Pöbelhaß brandmarken, und daher müſſen ihre Namen gedruckt erſcheinen unter der Kategorie von Vaterlands- feinden, Oeſterreichern u. ſ. w. In der Ueberzeugung daß dieſe Namen in Deutſchland ganz anders gewürdigt werden, hebe ich einige hervor. Auf die Geſinnung vieler adeligen Italiener wirft es freilich ein wohlthätiges Licht. Marq. Cuſoni Visconti, F. L. Gräfin Nava d'Adda, Marq. Visconti Ajmi, Ant. Ritter P. Brambilla, Graf Theod. Crivelli Visconti, der Edle Jul. Padelli, Fürſt Roſini, C. L. Ritter Brambilla, Joh. Graf P. Taverna, Graf Lud. Taverna, Marq. Buſea, Ant. Herzogin Scotti, Herzog Scotti, Graf Verri Gabr. Die gräflichen Brüder Caſtelbarco, Marq. Alf. Palla- vicino, Ritter De Negrelli Maldelbe, Villa, C., Marq. Aug. Zurla, Graf Confalonieri, Lud. Graf, Greppi Ant., und Ritter Greppi Joſ., Graf Archinto Joſ., Gori P., Marq. Paravicini Joſ., C. C. Carcani, Graf v. Caſtel Ponzone, Marq. Lud. Buſea, Marq. Rocca Saporiti, Marq. Barbó Joſ. mit Schweſtern, die Marq. Brüder Iſimbardi, Marq. P. Res- colli ꝛc. ꝛc. In der officiöſen Berliner Correſpondenz der miniſteriellen Per- ſeveranza leſen wir wieder einmal folgendes: „Soll ich von Italien ſprechen? Ich wollte es lieber nicht; doch kann ich die große Aufmerkſamkeit nicht un- erwähnt laſſen mit der man den Bericht über die Trennung Savoyens und Nizza's verfolgte, und beſonders den Paſſus über das allgemeine Stimmrecht, das ſo gut auch außer Italien ſeine Anwendung fände. Würde dieſes Princip aber in ganz Europa zugelaſſen, ſo entſtünde ein totaler Umſturz, und davon ſind wir keine Freunde. Ich beſchränke mich auf dieſe Bemerkung; übrigens lieben wir Sardinien, und wünſchen es ſtark. Freilich können wir unſere Sympathien nur durch Worte kundthun, im übrigen ſind wir gezwungen es ſeinen Weg gehen zu laſſen. Es wird der Tag kommen an dem wir uns die Hand reichen, und Sardinien uns und wir Sardinien nützen können. Zuerſt muß ſich aber die drohende Gefahr löſen, ſie muß vorüber ſeyn. Jetzt wird Preußen kaum als europäiſche Großmacht geduldet, ſeine Politik iſt noch nicht der Art um ihr das Recht zu geben vom Grad des fünften Rades zu dem des vierten am europäiſchen Wagen zu ſchreiten.“ Telegraphiſche Berichte. ⸫ Wiesbaden, 12 Jun. *) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer iſt der Antrag: zu erklären daß der Bundestag in der kurheſſiſchen Frage ſeine Competenz überſchritten habe, und die Regierung zu erſuchen möglichſt dahin zu wirken daß der Verfaſſung vom 30 Mai die Bundesgarantie verſagt, und die Verfaſſung von 1831 wiederhergeſtellt werde, mit 13 gegen 11 Stimmen angenom- men worden. * Frankfurt a. M., 13 Jun. Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 58⅝; 5proc. Metall. 51¼; Bankactien 762; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 73; von 1858 95; von 1860 72⅞; Ludwigshafen-Bexbacher E.-V.-A. —; bayer. Oſtbahn-Actien 101[FORMEL] P.; voll eingezahlt 101½ P.; öfterr. Credit-Mobilier-Actien 167½. Wechſelcurſe: Paris 93; London 116¾; Wien 89 bezahlt. * Wien, 13 Jun. Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 79.50; 5proc. Metall. 69.50; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 99.50; von 1858 106; von 1860 95.50; Bankactien 861; öflerr. Credit-Mobilieractien 186.40; Donandampffchiff- fahrtsactien 439; Staatsbahuactien 267.25; Nordbahnactien 186.80. Wechſel- curſe: Augsburg 3 Monat 111.60; London 130.25. * London, 12 Jun. 3proc. Conſols 95¾. Neueſte Poſten. ☉ München, 13 Jun. Se. Maj. der König wird nach den geſtern noch aus Speyer unmittelbar vor der Abreiſe von dort hieher telegraphirten Nachrichten geſtern Abends zu Baden-Baden eingetroffen ſeyn. Ueber die Dauer des Aufenthalts daſelbſt iſt durchaus noch nichts beſtimmt. Von der Angabe der Pfälzer Ztg., daß auch J. Maj. die Königin ihrem Gemahl nach Baden-Baden folgen werde, erwähnen unſere directen Nachrichten nichts, künden vielmehr ihre alsbaldige, vielleicht ſchon dieſen Abend erfolgende Rück- kehr hieher an. Nach allem was verlautet iſt keiner der dahin kommenden deutſchen Fürſten von einem ſeiner Miniſter begleitet, ſo daß dieſer Zuſammen- kunft ausſchließlich der Charakter einer reinen Fürſtenbeſprechung bleiben *) Dieſe Depeſche aus dem geſtrigen Hauptblatt hier wiederholt.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860, S. 2772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine166_1860/12>, abgerufen am 22.11.2024.