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Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860.

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AUGSBURG. Das Abonnement,
weiches je vierteljährlich und halb-
jährlich angenommen wird, beträgt in
Bayern vierteljährlich 4 fl. 15 kr.
Vereinsmünze.

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Allgemeine Zeitung.
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Inserate werden von der Expedition
aufgenommen und der Raum einer
dreispaltigen Colonelzeile berechnet:
im Hauptblatt mit 12 kr., in der
Beilage mit 9 kr.

Dienstag Nr. 164. 12 Junius 1860.


Correspondenzen find an die Redaction, Inserate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adresstren.
Man abonntrt bei allen Postämtern Deutschlands. Oesterreichs und der Schweiz; für Frankreich, Sardinien, Spanien und Portugal bei G. A. Alexandre in Strasburg, Paris bei demselben,
2 Cour du Commerce St. Andre des Arts, und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate,
14 Henriette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei dem königl. preussischen Postamt Cöln oder Westermann & Comp. in New-York; für Italien bei den k. k. Postämtern zu
innsbruck, Verona, Venedig, Triest und Mailand; im Kirchenstaat und den Herzogthumern Lucca, Modena, Parma und Toscana bei Buchhändler H. F. Münster in Verona. für Neapel und
Sicilien bei Buchhändler Albert Detken in Neapel: für Griecheniand, Türkei und die Levante etc. beim k. k. Postamt in Triest.

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Uebersicht.
Eine Warnung.
Die Einnahme Palermo's. (Schluß.)
Deutschland. München (Proben zu Glucks "Iphigenie in Tauris."
Die Direction der Ostbahnen); Aus dem bayerischen Schwaben (der
Fahrtenplan der Dampfschiffe auf dem Bodensee und die Interessen der
bayerischen Post- und Bahnverwaltung); Heidelberg (Besuch Sr. M. des
Königs Ludwig von Bayern); Darmstadt (Tischrede des Ministerpräsiden-
ten Frhrn. v. Dalwigk); Koburg (zur Erläuterung über frere et tres
humble serviteur
); Hannover (vom Landtag. Ausschreiben); Berlin
(zur Politik. Ein Seufzer nach dem Auferstehen der deutschen Flotte. Truppen-
inspectionen durch den Prinz-Regenten. Dementi. Zur holsteinischen Frage.
Neuer Proceß gegen Stieber. Selbstmord); Wien (vom Reichsrath. Budget-
entwurf. Verordnung).
Schweiz. Bern (die definitive Besitzergreifung von Savoyen. Ein
eidgenössischer Commissär nach Genf. Das neueste Complott gegen Louis
Napoleon. Das Obercommando in Genf); Genf (die Annexion. Jesuiten
in Myans. Ein politisches Drama).
Großbritannien. Der Hof in Ascot. Die Reformbill in der Com-
mittee des Unterhauses. Orlichs Beerdigung. Humphrey Brown +. Die iri-
schen Werbungen.
Frankreich. Der Umsturz in Europa. Ein abgeschaffter Journalist.
Lyoner Zustände.
Italien. Rom (großer Umzug. Annexionsfieber. Neu-Italien fran-
zösisch. Scheue Demonstranten. Thätigkeit in der Militäradministration.
Auszeichnungen); Turin (Feststellung der Civilliste. Der Bericht des Sena-
tors Cav. Cibrario über den Abtretungsvertrag).
Neueste Posten. Wien (aus dem Reichsrath).


Eine Warnung.

Mit Ueberraschung wird in ganz Deutsch-
land, insbesondere auch in Süddeutschland, die Kunde von einer Zusammen-
kunft des Kaisers Napoleon mit dem Prinz-Regenten und den süddeutschen
Fürsten in Baden-Baden aufgenommen werden. Diese Ueberraschung wird
wohl nirgends eine angenehme seyn, am wenigsten, wie wir hoffen und glau-
ben, bei den Fürsten selbst welche der unerwarteten Ehre des franzöfischen
Besuchs theilhaftig werden. Die Vereinigung der Fürsten war nachgerade
auch für die Parteien ein Berührungspunkt, ein immer mehr sich verdich-
tender Strahl gemeinsamer patriotischer Hoffnung und Versöhnung geworden.
Die Worte des Prinz-Regenten hatten das Vertrauen und gegenseitige Zu-
trauen belebt, und die Fürstenzusammenkunft in Baden an der Gränze Frank-
reichs wäre als eine an sich deutlich redende Kundgebung allen Parteien sehr
erwünscht gewesen. Der französische Imperator will uns aber die Freude
nicht gönnen. Nachdem das Werk der Entzweiung der Fürsten durch geheime
Hetzereien nicht gelungen, soll nun die deutsche Berständigung auf andere
Weise gespalten und getrennt werden. An Schmeichelworten und an Ein-
schüchterung, an Bersprechungen und an leichtverständlichen Drohungen wird
man es nicht fehlen lassen um die Fürsten von einander zu ziehen. Der
Meister käme nicht selbst, wenn ihm nicht sehr viel daran läge zu entzweien,
[Spaltenumbruch] und durch Discreditirung einer deutschen Monarchenzusammenkunft beim dent-
schen Volk den revolutionären Geist auf der rechten Rheinseite zu nähren.
Für die deutschen Fürsten, einzeln und insgesammt, steht hier nicht wenig auf
dem Spiel. Der Einsatz ist das theuerste Capital das es für die deutsche Mon-
archie gibt, der patriotische Ruf. Eine Einbuße hieran ist jetzt, und fortan
immer mehr, der schwerste Verlust welchen eine deutsche Regierung erleiden
kann -- ein Verlust den ihr die Gunst eines Gewaltigen von vorübergehen-
der Größe nie ersetzen wird. Wenn nicht schon, wie wir überzeugt sind, das
Pflichtbewußtseyn die deutschen Fürsten abhalten würde mit dem französischen
Imperator sich einzulassen, die politische Klugheit allein müßte sie gegen alle
Verführung oder Einschüchterung sicher stellen. Dem jetzigen Frankreich muß
man sich, wie dem Gottseybeiuns, aufs Blut verschreiben, und was seine Ver-
sprechungen werth sind, selbst wenn sie in der bindendsten Form gegeben wer-
den, darüber hat die Geschichte eines Jahrzehnts zu allen Parteien und allen
Ländern geredet. Allein nicht bloß Täuschung und materielle Schädigung,
sondern auch Einbuße an sittlicher Kraft und sittlichem Ruf hat bis jetzt die
Berührung allen gebracht die in den unvorsichtigen Pact sich einließen, wie
dieß neulich in diesen Blättern eine vortreffliche Stimme vom Süden so über-
zeugend dargelegt hat.

Aber nicht bloß die Fürsten werden sich gegen jede Einschüchterung
wappnen müssen und dagegen gewappuet seyn, sondern weit mehr wird die
Warnung den Parteien und der öffentlichen Meinung zugerufen werden müssen.
Es ist kein Zweifel daß man von außen her an Verdächtigungen und Hetzereien es
nicht fehlen lassen wird, eine ganze Pandorabüchse entzweiender und aufreizender
Combinationen, Conjecturen, Anekdoten wird durch Deutschland hin sich er-
gießen wenn einmal die Zusammenkunft stattgefunden haben wird. Die Tages-
presse vorzugsweise wird daher die Pflicht haben mit Vorsicht und Kritik zu
Werke zu gehen, und Tendenzgerüchte besonders scharf unter die Loupe zu
nehmen. Die deutsche Presse hat sich durch ihre Haltung gegenüber der Ent-
zweiungsmaschine des Straßburger Correspondenten ein ehrendes Zeugniß
ausgestellt, wir möchten wünschen daß sie gegen minder plumpe Anläufe und
verdecktere Einstreuungen, die sich an die Badener Begegnung knüpfen möch-
ten, die Probe ebenso bestehe. Der Zweck dieser Zeilen war kein anderer als
die deutsche Presse aller Parteien hierauf noch besonders aufmerksam zu
machen.



Die Einnahme Palermo's.

(Schluß.)

Das war, wie gesagt, der Plan den Garibaldi seinen Officieren vorlegte,
ausdrücklich bemerkend daß es sonst nicht seine Gewohnheit sey Kriegsrath zu
halten, daß er aber dießmal ihre Meinung hören wolle, da von der heutigen
Entscheidung das Schicksal Siciliens, ja vielleicht Italiens, abhänge. Er bat
sie sich kurz zu fassen. Er seinerseits stimme für den Handstreich. Viele von
den Officieren waren von der Kühnheit des Plans überrascht, und erinnerten
daran daß es den Leuten an Schießbedarf fehle. Darauf wurde ihnen zum
hundertstenmal bemerklich gemacht daß den wohlbewaffneten Neapolitanern
nicht mit Schüssen aus großer Distanz, sondern nur durch einen entschlossenen
Ang iff Mann gegen Mann beizukommen sey. Damit waren alle Einwendun-
gen zum Schweigen gebracht. Der Handstreich wurde beschlossen. Den Füt-
rern wurde nur noch aufgetragen ihre Leute zu ermuthigen. So trennen
sie sich.

Anfangs dachte man daran die Stadt um Mitternacht anzugreisen, denn
der Neapolitaner geräth leicht in Verwirrung wenn's im Dunkeln zum Schla-
gen kommt, aber da sich ein gleiches auch von den Sicilianern besorgen ließ,
wurde die Angriffsstunde auf das erste Morgengrauen verschoben. Ferner
wurde auf den Rath mehrerer Sicilianer beschlossen den Paß von Mezzagna,

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AUGSBURG. Das Abonnement,
weiches je vierteljährlich und halb-
jährlich angenommen wird, beträgt in
Bayern vierteljährlich 4 fl. 15 kr.
Vereinsmünze.

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Allgemeine Zeitung.
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Inserate werden von der Expedition
aufgenommen und der Raum einer
dreispaltigen Colonelzeile berechnet:
im Hauptblatt mit 12 kr., in der
Beilage mit 9 kr.

Dienſtag Nr. 164. 12 Junius 1860.


Correſpondenzen find an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſtren.
Man abonntrt bei allen Postämtern Deutschlands. Oesterreichs und der Schweiz; für Frankreich, Sardinien, Spanien und Portugal bei G. A. Alexandre in Strasburg, Paris bei demselben,
2 Cour du Commerce St. André des Arts, und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate,
14 Henriette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei dem königl. preussischen Postamt Cöln oder Westermann & Comp. in New-York; für Italien bei den k. k. Postämtern zu
innsbruck, Verona, Venedig, Triest und Mailand; im Kirchenstaat und den Herzogthumern Lucca, Modena, Parma und Toscana bei Buchhändler H. F. Münster in Verona. für Neapel und
Sicilien bei Buchhändler Albert Detken in Neapel: für Griecheniand, Türkei und die Levante etc. beim k. k. Postamt in Triest.

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Ueberſicht.
Eine Warnung.
Die Einnahme Palermo’s. (Schluß.)
Deutſchland. München (Proben zu Glucks „Iphigenie in Tauris.“
Die Direction der Oſtbahnen); Aus dem bayeriſchen Schwaben (der
Fahrtenplan der Dampfſchiffe auf dem Bodenſee und die Intereſſen der
bayeriſchen Poſt- und Bahnverwaltung); Heidelberg (Beſuch Sr. M. des
Königs Ludwig von Bayern); Darmſtadt (Tiſchrede des Miniſterpräſiden-
ten Frhrn. v. Dalwigk); Koburg (zur Erläuterung über frère et très
humble serviteur
); Hannover (vom Landtag. Ausſchreiben); Berlin
(zur Politik. Ein Seufzer nach dem Auferſtehen der deutſchen Flotte. Truppen-
inſpectionen durch den Prinz-Regenten. Dementi. Zur holſteiniſchen Frage.
Neuer Proceß gegen Stieber. Selbſtmord); Wien (vom Reichsrath. Budget-
entwurf. Verordnung).
Schweiz. Bern (die definitive Beſitzergreifung von Savoyen. Ein
eidgenöſſiſcher Commiſſär nach Genf. Das neueſte Complott gegen Louis
Napoleon. Das Obercommando in Genf); Genf (die Annexion. Jeſuiten
in Myans. Ein politiſches Drama).
Großbritannien. Der Hof in Aſcot. Die Reformbill in der Com-
mittee des Unterhauſes. Orlichs Beerdigung. Humphrey Brown †. Die iri-
ſchen Werbungen.
Frankreich. Der Umſturz in Europa. Ein abgeſchaffter Journaliſt.
Lyoner Zuſtände.
Italien. Rom (großer Umzug. Annexionsfieber. Neu-Italien fran-
zöſiſch. Scheue Demonſtranten. Thätigkeit in der Militäradminiſtration.
Auszeichnungen); Turin (Feſtſtellung der Civilliſte. Der Bericht des Sena-
tors Cav. Cibrario über den Abtretungsvertrag).
Neueſte Poſten. Wien (aus dem Reichsrath).


Eine Warnung.

Mit Ueberraſchung wird in ganz Deutſch-
land, insbeſondere auch in Süddeutſchland, die Kunde von einer Zuſammen-
kunft des Kaiſers Napoleon mit dem Prinz-Regenten und den ſüddeutſchen
Fürſten in Baden-Baden aufgenommen werden. Dieſe Ueberraſchung wird
wohl nirgends eine angenehme ſeyn, am wenigſten, wie wir hoffen und glau-
ben, bei den Fürſten ſelbſt welche der unerwarteten Ehre des franzöfiſchen
Beſuchs theilhaftig werden. Die Vereinigung der Fürſten war nachgerade
auch für die Parteien ein Berührungspunkt, ein immer mehr ſich verdich-
tender Strahl gemeinſamer patriotiſcher Hoffnung und Verſöhnung geworden.
Die Worte des Prinz-Regenten hatten das Vertrauen und gegenſeitige Zu-
trauen belebt, und die Fürſtenzuſammenkunft in Baden an der Gränze Frank-
reichs wäre als eine an ſich deutlich redende Kundgebung allen Parteien ſehr
erwünſcht geweſen. Der franzöſiſche Imperator will uns aber die Freude
nicht gönnen. Nachdem das Werk der Entzweiung der Fürſten durch geheime
Hetzereien nicht gelungen, ſoll nun die deutſche Berſtändigung auf andere
Weiſe geſpalten und getrennt werden. An Schmeichelworten und an Ein-
ſchüchterung, an Berſprechungen und an leichtverſtändlichen Drohungen wird
man es nicht fehlen laſſen um die Fürſten von einander zu ziehen. Der
Meiſter käme nicht ſelbſt, wenn ihm nicht ſehr viel daran läge zu entzweien,
[Spaltenumbruch] und durch Discreditirung einer deutſchen Monarchenzuſammenkunft beim dent-
ſchen Volk den revolutionären Geiſt auf der rechten Rheinſeite zu nähren.
Für die deutſchen Fürſten, einzeln und insgeſammt, ſteht hier nicht wenig auf
dem Spiel. Der Einſatz iſt das theuerſte Capital das es für die deutſche Mon-
archie gibt, der patriotiſche Ruf. Eine Einbuße hieran iſt jetzt, und fortan
immer mehr, der ſchwerſte Verluſt welchen eine deutſche Regierung erleiden
kann — ein Verluſt den ihr die Gunſt eines Gewaltigen von vorübergehen-
der Größe nie erſetzen wird. Wenn nicht ſchon, wie wir überzeugt ſind, das
Pflichtbewußtſeyn die deutſchen Fürſten abhalten würde mit dem franzöſiſchen
Imperator ſich einzulaſſen, die politiſche Klugheit allein müßte ſie gegen alle
Verführung oder Einſchüchterung ſicher ſtellen. Dem jetzigen Frankreich muß
man ſich, wie dem Gottſeybeiuns, aufs Blut verſchreiben, und was ſeine Ver-
ſprechungen werth ſind, ſelbſt wenn ſie in der bindendſten Form gegeben wer-
den, darüber hat die Geſchichte eines Jahrzehnts zu allen Parteien und allen
Ländern geredet. Allein nicht bloß Täuſchung und materielle Schädigung,
ſondern auch Einbuße an ſittlicher Kraft und ſittlichem Ruf hat bis jetzt die
Berührung allen gebracht die in den unvorſichtigen Pact ſich einließen, wie
dieß neulich in dieſen Blättern eine vortreffliche Stimme vom Süden ſo über-
zeugend dargelegt hat.

Aber nicht bloß die Fürſten werden ſich gegen jede Einſchüchterung
wappnen müſſen und dagegen gewappuet ſeyn, ſondern weit mehr wird die
Warnung den Parteien und der öffentlichen Meinung zugerufen werden müſſen.
Es iſt kein Zweifel daß man von außen her an Verdächtigungen und Hetzereien es
nicht fehlen laſſen wird, eine ganze Pandorabüchſe entzweiender und aufreizender
Combinationen, Conjecturen, Anekdoten wird durch Deutſchland hin ſich er-
gießen wenn einmal die Zuſammenkunft ſtattgefunden haben wird. Die Tages-
preſſe vorzugsweiſe wird daher die Pflicht haben mit Vorſicht und Kritik zu
Werke zu gehen, und Tendenzgerüchte beſonders ſcharf unter die Loupe zu
nehmen. Die deutſche Preſſe hat ſich durch ihre Haltung gegenüber der Ent-
zweiungsmaſchine des Straßburger Correſpondenten ein ehrendes Zeugniß
ausgeſtellt, wir möchten wünſchen daß ſie gegen minder plumpe Anläufe und
verdecktere Einſtreuungen, die ſich an die Badener Begegnung knüpfen möch-
ten, die Probe ebenſo beſtehe. Der Zweck dieſer Zeilen war kein anderer als
die deutſche Preſſe aller Parteien hierauf noch beſonders aufmerkſam zu
machen.



Die Einnahme Palermo’s.

(Schluß.)

Das war, wie geſagt, der Plan den Garibaldi ſeinen Officieren vorlegte,
ausdrücklich bemerkend daß es ſonſt nicht ſeine Gewohnheit ſey Kriegsrath zu
halten, daß er aber dießmal ihre Meinung hören wolle, da von der heutigen
Entſcheidung das Schickſal Siciliens, ja vielleicht Italiens, abhänge. Er bat
ſie ſich kurz zu faſſen. Er ſeinerſeits ſtimme für den Handſtreich. Viele von
den Officieren waren von der Kühnheit des Plans überraſcht, und erinnerten
daran daß es den Leuten an Schießbedarf fehle. Darauf wurde ihnen zum
hundertſtenmal bemerklich gemacht daß den wohlbewaffneten Neapolitanern
nicht mit Schüſſen aus großer Diſtanz, ſondern nur durch einen entſchloſſenen
Ang iff Mann gegen Mann beizukommen ſey. Damit waren alle Einwendun-
gen zum Schweigen gebracht. Der Handſtreich wurde beſchloſſen. Den Füt-
rern wurde nur noch aufgetragen ihre Leute zu ermuthigen. So trennen
ſie ſich.

Anfangs dachte man daran die Stadt um Mitternacht anzugreiſen, denn
der Neapolitaner geräth leicht in Verwirrung wenn’s im Dunkeln zum Schla-
gen kommt, aber da ſich ein gleiches auch von den Sicilianern beſorgen ließ,
wurde die Angriffsſtunde auf das erſte Morgengrauen verſchoben. Ferner
wurde auf den Rath mehrerer Sicilianer beſchloſſen den Paß von Mezzagna,

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[0001] AUGSBURG. Das Abonnement, weiches je vierteljährlich und halb- jährlich angenommen wird, beträgt in Bayern vierteljährlich 4 fl. 15 kr. Vereinsmünze. Allgemeine Zeitung. Inserate werden von der Expedition aufgenommen und der Raum einer dreispaltigen Colonelzeile berechnet: im Hauptblatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Dienſtag Nr. 164. 12 Junius 1860. Correſpondenzen find an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſtren. Man abonntrt bei allen Postämtern Deutschlands. Oesterreichs und der Schweiz; für Frankreich, Sardinien, Spanien und Portugal bei G. A. Alexandre in Strasburg, Paris bei demselben, 2 Cour du Commerce St. André des Arts, und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henriette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei dem königl. preussischen Postamt Cöln oder Westermann & Comp. in New-York; für Italien bei den k. k. Postämtern zu innsbruck, Verona, Venedig, Triest und Mailand; im Kirchenstaat und den Herzogthumern Lucca, Modena, Parma und Toscana bei Buchhändler H. F. Münster in Verona. für Neapel und Sicilien bei Buchhändler Albert Detken in Neapel: für Griecheniand, Türkei und die Levante etc. beim k. k. Postamt in Triest. Ueberſicht. Eine Warnung. Die Einnahme Palermo’s. (Schluß.) Deutſchland. München (Proben zu Glucks „Iphigenie in Tauris.“ Die Direction der Oſtbahnen); Aus dem bayeriſchen Schwaben (der Fahrtenplan der Dampfſchiffe auf dem Bodenſee und die Intereſſen der bayeriſchen Poſt- und Bahnverwaltung); Heidelberg (Beſuch Sr. M. des Königs Ludwig von Bayern); Darmſtadt (Tiſchrede des Miniſterpräſiden- ten Frhrn. v. Dalwigk); Koburg (zur Erläuterung über frère et très humble serviteur); Hannover (vom Landtag. Ausſchreiben); Berlin (zur Politik. Ein Seufzer nach dem Auferſtehen der deutſchen Flotte. Truppen- inſpectionen durch den Prinz-Regenten. Dementi. Zur holſteiniſchen Frage. Neuer Proceß gegen Stieber. Selbſtmord); Wien (vom Reichsrath. Budget- entwurf. Verordnung). Schweiz. Bern (die definitive Beſitzergreifung von Savoyen. Ein eidgenöſſiſcher Commiſſär nach Genf. Das neueſte Complott gegen Louis Napoleon. Das Obercommando in Genf); Genf (die Annexion. Jeſuiten in Myans. Ein politiſches Drama). Großbritannien. Der Hof in Aſcot. Die Reformbill in der Com- mittee des Unterhauſes. Orlichs Beerdigung. Humphrey Brown †. Die iri- ſchen Werbungen. Frankreich. Der Umſturz in Europa. Ein abgeſchaffter Journaliſt. Lyoner Zuſtände. Italien. Rom (großer Umzug. Annexionsfieber. Neu-Italien fran- zöſiſch. Scheue Demonſtranten. Thätigkeit in der Militäradminiſtration. Auszeichnungen); Turin (Feſtſtellung der Civilliſte. Der Bericht des Sena- tors Cav. Cibrario über den Abtretungsvertrag). Neueſte Poſten. Wien (aus dem Reichsrath). Eine Warnung. ╀ München, 11 Jun. Mit Ueberraſchung wird in ganz Deutſch- land, insbeſondere auch in Süddeutſchland, die Kunde von einer Zuſammen- kunft des Kaiſers Napoleon mit dem Prinz-Regenten und den ſüddeutſchen Fürſten in Baden-Baden aufgenommen werden. Dieſe Ueberraſchung wird wohl nirgends eine angenehme ſeyn, am wenigſten, wie wir hoffen und glau- ben, bei den Fürſten ſelbſt welche der unerwarteten Ehre des franzöfiſchen Beſuchs theilhaftig werden. Die Vereinigung der Fürſten war nachgerade auch für die Parteien ein Berührungspunkt, ein immer mehr ſich verdich- tender Strahl gemeinſamer patriotiſcher Hoffnung und Verſöhnung geworden. Die Worte des Prinz-Regenten hatten das Vertrauen und gegenſeitige Zu- trauen belebt, und die Fürſtenzuſammenkunft in Baden an der Gränze Frank- reichs wäre als eine an ſich deutlich redende Kundgebung allen Parteien ſehr erwünſcht geweſen. Der franzöſiſche Imperator will uns aber die Freude nicht gönnen. Nachdem das Werk der Entzweiung der Fürſten durch geheime Hetzereien nicht gelungen, ſoll nun die deutſche Berſtändigung auf andere Weiſe geſpalten und getrennt werden. An Schmeichelworten und an Ein- ſchüchterung, an Berſprechungen und an leichtverſtändlichen Drohungen wird man es nicht fehlen laſſen um die Fürſten von einander zu ziehen. Der Meiſter käme nicht ſelbſt, wenn ihm nicht ſehr viel daran läge zu entzweien, und durch Discreditirung einer deutſchen Monarchenzuſammenkunft beim dent- ſchen Volk den revolutionären Geiſt auf der rechten Rheinſeite zu nähren. Für die deutſchen Fürſten, einzeln und insgeſammt, ſteht hier nicht wenig auf dem Spiel. Der Einſatz iſt das theuerſte Capital das es für die deutſche Mon- archie gibt, der patriotiſche Ruf. Eine Einbuße hieran iſt jetzt, und fortan immer mehr, der ſchwerſte Verluſt welchen eine deutſche Regierung erleiden kann — ein Verluſt den ihr die Gunſt eines Gewaltigen von vorübergehen- der Größe nie erſetzen wird. Wenn nicht ſchon, wie wir überzeugt ſind, das Pflichtbewußtſeyn die deutſchen Fürſten abhalten würde mit dem franzöſiſchen Imperator ſich einzulaſſen, die politiſche Klugheit allein müßte ſie gegen alle Verführung oder Einſchüchterung ſicher ſtellen. Dem jetzigen Frankreich muß man ſich, wie dem Gottſeybeiuns, aufs Blut verſchreiben, und was ſeine Ver- ſprechungen werth ſind, ſelbſt wenn ſie in der bindendſten Form gegeben wer- den, darüber hat die Geſchichte eines Jahrzehnts zu allen Parteien und allen Ländern geredet. Allein nicht bloß Täuſchung und materielle Schädigung, ſondern auch Einbuße an ſittlicher Kraft und ſittlichem Ruf hat bis jetzt die Berührung allen gebracht die in den unvorſichtigen Pact ſich einließen, wie dieß neulich in dieſen Blättern eine vortreffliche Stimme vom Süden ſo über- zeugend dargelegt hat. Aber nicht bloß die Fürſten werden ſich gegen jede Einſchüchterung wappnen müſſen und dagegen gewappuet ſeyn, ſondern weit mehr wird die Warnung den Parteien und der öffentlichen Meinung zugerufen werden müſſen. Es iſt kein Zweifel daß man von außen her an Verdächtigungen und Hetzereien es nicht fehlen laſſen wird, eine ganze Pandorabüchſe entzweiender und aufreizender Combinationen, Conjecturen, Anekdoten wird durch Deutſchland hin ſich er- gießen wenn einmal die Zuſammenkunft ſtattgefunden haben wird. Die Tages- preſſe vorzugsweiſe wird daher die Pflicht haben mit Vorſicht und Kritik zu Werke zu gehen, und Tendenzgerüchte beſonders ſcharf unter die Loupe zu nehmen. Die deutſche Preſſe hat ſich durch ihre Haltung gegenüber der Ent- zweiungsmaſchine des Straßburger Correſpondenten ein ehrendes Zeugniß ausgeſtellt, wir möchten wünſchen daß ſie gegen minder plumpe Anläufe und verdecktere Einſtreuungen, die ſich an die Badener Begegnung knüpfen möch- ten, die Probe ebenſo beſtehe. Der Zweck dieſer Zeilen war kein anderer als die deutſche Preſſe aller Parteien hierauf noch beſonders aufmerkſam zu machen. Die Einnahme Palermo’s. (Schluß.) Das war, wie geſagt, der Plan den Garibaldi ſeinen Officieren vorlegte, ausdrücklich bemerkend daß es ſonſt nicht ſeine Gewohnheit ſey Kriegsrath zu halten, daß er aber dießmal ihre Meinung hören wolle, da von der heutigen Entſcheidung das Schickſal Siciliens, ja vielleicht Italiens, abhänge. Er bat ſie ſich kurz zu faſſen. Er ſeinerſeits ſtimme für den Handſtreich. Viele von den Officieren waren von der Kühnheit des Plans überraſcht, und erinnerten daran daß es den Leuten an Schießbedarf fehle. Darauf wurde ihnen zum hundertſtenmal bemerklich gemacht daß den wohlbewaffneten Neapolitanern nicht mit Schüſſen aus großer Diſtanz, ſondern nur durch einen entſchloſſenen Ang iff Mann gegen Mann beizukommen ſey. Damit waren alle Einwendun- gen zum Schweigen gebracht. Der Handſtreich wurde beſchloſſen. Den Füt- rern wurde nur noch aufgetragen ihre Leute zu ermuthigen. So trennen ſie ſich. Anfangs dachte man daran die Stadt um Mitternacht anzugreiſen, denn der Neapolitaner geräth leicht in Verwirrung wenn’s im Dunkeln zum Schla- gen kommt, aber da ſich ein gleiches auch von den Sicilianern beſorgen ließ, wurde die Angriffsſtunde auf das erſte Morgengrauen verſchoben. Ferner wurde auf den Rath mehrerer Sicilianer beſchloſſen den Paß von Mezzagna,

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine164_1860/1>, abgerufen am 21.11.2024.