Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929.Freitag. den 16. Januar "AZ am Abend" Nr. 15 Seite 3 [Spaltenumbruch] Auch König Inajatullah dankt ab Der Rebellenführer wird König [Abbildung]
So sehen die Aufständischen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen Völliger Sieg der Ausständischen * Amanullah in Kandahar Einer Funkmeldung Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter- London, 18. Januar. Wie Reuter aus zuver- Ferngasleitungen werden zur Gefahr Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundsätzliche Besprechungen Gestern abend trat Unter Leitung des Duisburger Polizeipräsiden- Undicht gewordene Straßen- Essen, 18. Januar.rohrleitung Neue Gasvergiftung in Neviges In die Wohnung einer Gefährlicher Brand Bottrop, 18. Januar.an einem Gasometer Die Stadt Bottropp in großer Explosionsgefahr Gestern nachmittag ent- Die vorsichtshalber alarmierten Feuerwehren Ein sozialistisches Mißtrauensvotum gegen die Regierung Poincare. Die sozialistischen Abgeordneten Lasaye und 187 000 Mark Schaden Amberg. 18. Januar.Das Urteil im Sulzbacher Sparkassen- prozeß Im Sulzbacher Spar- Der Bürgermeister von Sulzbach, Rauber, Ostpommerns Küste blockiert. Seit gestern ist die bisher noch zum größten Neue Flugtechnik in Amerika [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerschen Tropsenautos gebaut Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden erfolgreich Besatzung des gestrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten Wie aus Hoek van Von der aus acht Personen bestehenden Be- Der Untergang der "Hsinwah" Panik an Bord Die Suche nach Kinder Berlin, 18. Januar.und Kriegsbeschädigte können wieder billiger reisen Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat Noch weitreichender ist die Ermäßigung Geringes Defizit Berlin, 18. Januar.in Preußen Der Staatshaushaltsplan für 1929 fertiggestellt Die preußische Regierung hat den Staats- Hindenburg stiftete ein Chorfenster [Abbildung]
für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400- [irrelevantes Material] Nun kommt auch Berlin, 18. Januar.Mecklenburg-Schwerin Neuester Kläger gegen das Reich Während man sich in Mecklenburg- Freitag. den 16. Januar „AZ am Abend“ Nr. 15 Seite 3 [Spaltenumbruch] Auch König Inajatullah dankt ab Der Rebellenführer wird König [Abbildung]
So ſehen die Aufſtändiſchen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen Völliger Sieg der Auſſtändiſchen * Amanullah in Kandahar Einer Funkmeldung Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter- London, 18. Januar. Wie Reuter aus zuver- Ferngasleitungen werden zur Gefahr Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundſätzliche Beſprechungen Geſtern abend trat Unter Leitung des Duisburger Polizeipräſiden- Undicht gewordene Straßen- Eſſen, 18. Januar.rohrleitung Neue Gasvergiftung in Neviges In die Wohnung einer Gefährlicher Brand Bottrop, 18. Januar.an einem Gaſometer Die Stadt Bottropp in großer Exploſionsgefahr Geſtern nachmittag ent- Die vorſichtshalber alarmierten Feuerwehren Ein ſozialiſtiſches Mißtrauensvotum gegen die Regierung Poincaré. Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten Laſaye und 187 000 Mark Schaden Amberg. 18. Januar.Das Urteil im Sulzbacher Sparkaſſen- prozeß Im Sulzbacher Spar- Der Bürgermeiſter von Sulzbach, Rauber, Oſtpommerns Küſte blockiert. Seit geſtern iſt die bisher noch zum größten Neue Flugtechnik in Amerika [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerſchen Tropſenautos gebaut Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden erfolgreich Beſatzung des geſtrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten Wie aus Hoek van Von der aus acht Perſonen beſtehenden Be- Der Untergang der „Hſinwah“ Panik an Bord Die Suche nach Kinder Berlin, 18. Januar.und Kriegsbeſchädigte können wieder billiger reiſen Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat Noch weitreichender iſt die Ermäßigung Geringes Defizit Berlin, 18. Januar.in Preußen Der Staatshaushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt Die preußiſche Regierung hat den Staats- Hindenburg ſtiftete ein Chorfenſter [Abbildung]
für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400- [irrelevantes Material] Nun kommt auch Berlin, 18. Januar.Mecklenburg-Schwerin Neueſter Kläger gegen das Reich Während man ſich in Mecklenburg- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw type="header" place="top">Freitag. den 16. Januar „AZ am Abend“ Nr. 15 Seite 3</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Auch König Inajatullah dankt ab</hi><lb/> <hi rendition="#b">Der Rebellenführer wird König</hi> </head><lb/> <figure> <p>So ſehen die Aufſtändiſchen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen<lb/> Preis auf den Kopf des flüchligen Königs ſetzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi,<lb/> deren Stämme befonders fanatiſch den Kampf gegen Amanullah führten.</p> </figure><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Völliger Sieg der Auſſtändiſchen * Amanullah in Kandahar</hi> </p> </argument><lb/> <cb/> <dateline><hi rendition="#g">Moskau</hi>, 18. Januar.</dateline><lb/> <p>Einer Funkmeldung<lb/> aus Kabul zufolge hat König Inajatullah geſtern<lb/> morgen abgedankt und ſich bei ſeiner Abdankung<lb/> ſeine eigene Unantaſtbarkeit und die Sicherheit<lb/> aller Perſonen, die ſich in der königlichen Reſidenz<lb/> befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf-<lb/> ſtändiſchen teilte mit, daß der Führer der Auf-<lb/> ſtändiſchen <hi rendition="#g">Batſchkjakao</hi> mit dem Titel König<lb/> Chabib Allah Ghaſi die Regierung antrete. 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Januar.</dateline><lb/> <p>Geſtern abend trat<lb/> in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions<lb/> eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt,<lb/> daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr<lb/> 50 Meter von den ſtädliſchen Baracken entfernt<lb/> entſtrömte. Die ſchadhafte Stelle lag in freiem Ge-<lb/> lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet<lb/> werden. Gaserkrankungen ſind nicht zu verzeich-<lb/> nen.</p><lb/> <p>Unter Leitung des Duisburger Polizeipräſiden-<lb/> ten fand heute im Polizeipräſidium eine Beſpre-<lb/> chung über die Gasunglücke in Duisburg ſtatt.<lb/> Vom Vertreter der Thyſſenſchen Gas- und Waſſer-<lb/> werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits<lb/> vorgenommenen und noch in Ausſicht geſtellten<lb/> Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer<lb/> Unglücke vorgetragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Undicht gewordene Straßen-<lb/> rohrleitung<lb/> Neue Gasvergiftung in Neviges</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Eſſen</hi>, 18. Januar.</dateline><lb/> <p>In die Wohnung einer<lb/> dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas<lb/> ein. Das Städtiſche Gaswerk ſtellte feſt, daß das<lb/> Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr-<lb/> leitung in den Keller gedrungen war. Es beſteht<lb/> Hoffnung, daß die Betroffenen von ernſten Folgen<lb/> verſchont bleiben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gefährlicher Brand<lb/> an einem Gaſometer<lb/> Die Stadt Bottropp in großer<lb/> Exploſionsgefahr</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Bottrop,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/> <p>Geſtern nachmittag ent-<lb/> ſtand aus bisher unbekannter Urſache am Gaſo-<lb/> meter der Zentralkokerei der Rheiniſchen Stahl-<lb/> werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur-<lb/> den an der Gaſometerwand einige Nieten undicht,<lb/> ſo daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be-<lb/> mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt-<lb/> halten der Gaſometerwandungen und Auftragen<lb/> von Chamotte auf die undichten Stellen das<lb/> Feuer zu erſticken und die Gefahr zu beſeitigen.</p><lb/> <p>Die vorſichtshalber alarmierten Feuerwehren<lb/> der Stadt Bottrop, der Stadt Eſſen und der<lb/> Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit<lb/> zu treten. Der Gaſometer iſt gebrauchsfähig ge-<lb/> blieben. Der Schaden iſt nicht allzu groß.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein ſozialiſtiſches Mißtrauensvotum gegen die<lb/> Regierung Poincar<hi rendition="#aq">é</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten Laſaye und<lb/> Genoſſen haben in der Kammer eine Tagesord-<lb/> nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie-<lb/> rung wegen ihrer Zuſammenſetzung und der Bil-<lb/> dung der Regierungsmehrheit für außer Stande<lb/> erklärt wird, der Arbeiterklaſſe die notwendigen<lb/> Garantien für eine ernſthafte Verwirklichung der<lb/> erforderlichen Reformen auf wirtſchaftlichem und<lb/> ſozialem Gebiete zu geben.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">187 000 Mark Schaden<lb/> Das Urteil im Sulzbacher Sparkaſſen-<lb/> prozeß</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Amberg</hi>. 18. Januar.</dateline><lb/> <p>Im Sulzbacher Spar-<lb/> kaſſenprozeß wurden verurteilt:</p><lb/> <p>Der Bürgermeiſter von Sulzbach, <hi rendition="#g">Rauber</hi>,<lb/> wegen fortgeſetzten Vergehens der Untreue zu<lb/><hi rendition="#g">ſechs Monaten Gefängnis</hi>, die beiden<lb/> Mitangeklagten, der Sparkaſſenverwalter <hi rendition="#g">Meiß-<lb/> ner</hi> und die Sparkaſſenbuchhalterin <hi rendition="#g">Fiſcher</hi>,<lb/> wegen desſelben Vergehens zu je vier Monaten<lb/> Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh-<lb/> rungsfriſt bis November 1933 zugebilligt. 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Januar.</dateline><lb/> <p>Wie aus Hoek van<lb/> Holland mitgeteilt wird, iſt heute vormittag die<lb/> aus 26 Mann beſtehende Beſatzung des geſtern<lb/> ſüdweſtlich von Hoek van Holland geſtrandeten<lb/> eſtniſchen Dampfers „Valka“ von dem Rettungs-<lb/> boot „Königin Wilhelmina“ aus Stellendam in<lb/> Sicherheit gebracht worden. Da die „Königin<lb/> Wilhelmina“ während des geſtrigen Rettungsver-<lb/> ſuches auf einer Sandbank ſtrandete und erſt<lb/> heute früh bei einbrechender Flut wieder flott<lb/> kam, hatte die Beſatzung <hi rendition="#g">17 Stunden un-<lb/> unterbrochen auf der ſtürmiſchen<lb/> See</hi> zugebracht, als ſie heute morgen auf er-<lb/> neute dringende SOS-Rufe der Beſatzung der<lb/> „Valka“ ſofort zu deren Rettung wieder auslief.</p><lb/> <p>Von der aus acht Perſonen beſtehenden Be-<lb/> ſatzung des Rettungsbootes „Prins der Neder-<lb/> lande“, das wie gemeldet, bei dem Verſuche, dem<lb/> geſtrandeten Dampfer „Valka“ Hilfe zu leiſten,<lb/> verunglückte, ſind weitere drei Leichen bei Rok-<lb/> kanje angeſpült worden, ſo daß nunmehr fünf Lei-<lb/> chen geborgen ſind. 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Das ſind diejenigen, die nachträglich<lb/> eine Anerkennung von Körperſchäden und<lb/> Krankheiten als mit dem Kriege zuſammen-<lb/> hängend beſtätigt erhalten haben.</p><lb/> <p>Noch weitreichender iſt die Ermäßigung<lb/> der Fahrpreiſe für zur Verſchickung gelan-<lb/> gende Kinder. Sie müſſen den vierten Teil<lb/> des Fahrpreiſes der dritten Klaſſe entrich-<lb/> ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu-<lb/> ſchlag. Die noch beſtehende Verteuerung<lb/> dieſer Kinderreiſen macht auf 300 Kilometer<lb/> nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver-<lb/> fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung<lb/> treten mit ſofortiger Wirkung in Kraft.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geringes Defizit<lb/> in Preußen<lb/> Der Staatshaushaltsplan für 1929<lb/> fertiggeſtellt</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 18. Januar.</dateline><lb/> <p>Die preußiſche Regierung hat den Staats-<lb/> haushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt, im<lb/> Kabinett bereits angenommen und beſchloſ-<lb/> ſen, ihn demnächſt dem Landtage zugehen zu<lb/> laſſen. Wie die „Deutſche Allgemeine Zei-<lb/> tung“ erfährt, ſoll der diesjährige Haus-<lb/> haltsplan mit einem <hi rendition="#g">Fehlbetrag von<lb/> etwa 18 bis 20 Millionen Mark</hi><lb/> abſchließen. Das bedeutet eine kleine Ver-<lb/> beſſerung gegenüber dem vorjährigen Etat,<lb/> in dem das Defizit rund ſieben Millionen<lb/> Mark mehr betrug.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <p> <hi rendition="#b">Hindenburg ſtiftete ein Chorfenſter</hi> </p><lb/> <figure/> <p>für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400-<lb/> jährigem Jubiläum. 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Der Finanzminiſter<lb/> in Mecklenburg ſoll entſchloſſen ſein, auch<lb/> die ſogenannte Eiſenbahnklage gegen das<lb/> Reich einzureichen. Es handelt ſich dabei<lb/> um eine Kapitalforderung an das Reich<lb/><hi rendition="#g">von über vier Millionen</hi>.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Freitag. den 16. Januar „AZ am Abend“ Nr. 15 Seite 3
Auch König Inajatullah dankt ab
Der Rebellenführer wird König
[Abbildung So ſehen die Aufſtändiſchen aus, die Amanullah zur Abdankung zwangen und einen
Preis auf den Kopf des flüchligen Königs ſetzten. Links ein Schinwari, rechts ein Afridi,
deren Stämme befonders fanatiſch den Kampf gegen Amanullah führten.]
Völliger Sieg der Auſſtändiſchen * Amanullah in Kandahar
Moskau, 18. Januar.
Einer Funkmeldung
aus Kabul zufolge hat König Inajatullah geſtern
morgen abgedankt und ſich bei ſeiner Abdankung
ſeine eigene Unantaſtbarkeit und die Sicherheit
aller Perſonen, die ſich in der königlichen Reſidenz
befinden, ausbedungen. Das Kommando der Auf-
ſtändiſchen teilte mit, daß der Führer der Auf-
ſtändiſchen Batſchkjakao mit dem Titel König
Chabib Allah Ghaſi die Regierung antrete. In Ka-
bul herrſcht völlige Ruhe, die Bazare ſind geöffnet,
die Gebäude der ausländiſchen Gefandtſchaften
werden von Truppen der Aufſtändiſchen bewacht.
Die Haltung der Rebellen gegenüber den Auslän-
dern iſt durchaus freundlich.
Während der Kämpfe in und um Kabul hat kein
Ausländer irgendwelchen Schaden erlitten.
Moskau, 18. Januar. Nach dreitägiger Unter-
brechung iſt geſtern die Funkverbindung Moskau-
Kabul wieder aufgenommen worden. Den aus
Kabul übermittelten Gerüchten zufolge haben die
Aufſtändiſchen nach der Abdankung Amanullahs
ihren Vorſtoß gegen Kabul fortgeſetzt, und es ge-
lang ihnen, die Reſidenz des Königs, in der ſich
zum Schutz des neuen Herrſchers Inajalullah und
der Regierungsmitglieder nur ein kleiner Truppen-
teil befand, zu umſtellen. Die Aufſtändiſchen for-
derten die bedingungsloſe Unterwerfung Inajat-
ullahs und der Regierung und drohten, im Falle
einer Weigerung die Reſidenz zu ſlürmen.
London, 18. Januar.
Wie Reuter aus zuver-
läſſiger Quelle erfährt, befindet ſich Amanullah,
über deſſen Aufenthaltsort Ungewißheit herrſchte,
tatſächlich augenblicklich in Kandahar, wo ſich auch
die Königin und die Königinmutter ſeit einiger
Zeit aufhalten.
Ferngasleitungen werden zur Gefahr
Neue Undichtigkeit in der Duisburger Leitung * Grundſätzliche Beſprechungen
Duisburg, 18. Januar.
Geſtern abend trat
in der Ferngasleitung in der Nähe des Stadions
eine neue Undichtigkeit auf. Es wurde ermittelt,
daß das Gas einer Lücke des Rohrs ungefähr
50 Meter von den ſtädliſchen Baracken entfernt
entſtrömte. Die ſchadhafte Stelle lag in freiem Ge-
lände und konnte im Laufe der Nacht abgedichtet
werden. Gaserkrankungen ſind nicht zu verzeich-
nen.
Unter Leitung des Duisburger Polizeipräſiden-
ten fand heute im Polizeipräſidium eine Beſpre-
chung über die Gasunglücke in Duisburg ſtatt.
Vom Vertreter der Thyſſenſchen Gas- und Waſſer-
werke und der Ruhrgas-AG. wurden die bereits
vorgenommenen und noch in Ausſicht geſtellten
Sicherungsmaßnahmen zur Verhütung weiterer
Unglücke vorgetragen.
Undicht gewordene Straßen-
rohrleitung
Neue Gasvergiftung in Neviges
Eſſen, 18. Januar.
In die Wohnung einer
dreiköpfigen Familie in Neviges drang das Gas
ein. Das Städtiſche Gaswerk ſtellte feſt, daß das
Gas von einer undicht gewordenen Straßenrohr-
leitung in den Keller gedrungen war. Es beſteht
Hoffnung, daß die Betroffenen von ernſten Folgen
verſchont bleiben.
Gefährlicher Brand
an einem Gaſometer
Die Stadt Bottropp in großer
Exploſionsgefahr
Bottrop, 18. Januar.
Geſtern nachmittag ent-
ſtand aus bisher unbekannter Urſache am Gaſo-
meter der Zentralkokerei der Rheiniſchen Stahl-
werke in Bottrop ein Brand. Durch die Hitze wur-
den an der Gaſometerwand einige Nieten undicht,
ſo daß Gas austrat und in Brand geriet. Den Be-
mühungen der Feuerwehr gelang es, durch Kalt-
halten der Gaſometerwandungen und Auftragen
von Chamotte auf die undichten Stellen das
Feuer zu erſticken und die Gefahr zu beſeitigen.
Die vorſichtshalber alarmierten Feuerwehren
der Stadt Bottrop, der Stadt Eſſen und der
Firma Krupp brauchten nicht mehr in Tätigkeit
zu treten. Der Gaſometer iſt gebrauchsfähig ge-
blieben. Der Schaden iſt nicht allzu groß.
Ein ſozialiſtiſches Mißtrauensvotum gegen die
Regierung Poincaré.
Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten Laſaye und
Genoſſen haben in der Kammer eine Tagesord-
nung eingebracht, in der die gegenwärtige Regie-
rung wegen ihrer Zuſammenſetzung und der Bil-
dung der Regierungsmehrheit für außer Stande
erklärt wird, der Arbeiterklaſſe die notwendigen
Garantien für eine ernſthafte Verwirklichung der
erforderlichen Reformen auf wirtſchaftlichem und
ſozialem Gebiete zu geben.
187 000 Mark Schaden
Das Urteil im Sulzbacher Sparkaſſen-
prozeß
Amberg. 18. Januar.
Im Sulzbacher Spar-
kaſſenprozeß wurden verurteilt:
Der Bürgermeiſter von Sulzbach, Rauber,
wegen fortgeſetzten Vergehens der Untreue zu
ſechs Monaten Gefängnis, die beiden
Mitangeklagten, der Sparkaſſenverwalter Meiß-
ner und die Sparkaſſenbuchhalterin Fiſcher,
wegen desſelben Vergehens zu je vier Monaten
Gefängnis. Den beiden letzteren wurde Bewäh-
rungsfriſt bis November 1933 zugebilligt. Durch
verfehlte Spekulation der Angeklagten iſt der
Stadt Sulzbach (Oberpfalz) ein Schaden in Höhe
von 187 000 RM. entflanden.
Oſtpommerns Küſte blockiert.
Seit geſtern iſt die bisher noch zum größten
Teil eisfreie oſtpommerſche Küſte in ihrer geſam-
ten Ausdehnung von Eis blockiert, das eine Breite
von 10 Seemeilen einnimmt. In Kolberg und in
Stolpmünde liegen mehrere Dampfer feſt. Von
Schweden und Dänemark aviſierte Dampfer kön-
nen die Eisblockade nicht paſſieren und müſſen den
die Eismaſſen abtreibenden Wind abwarten.
Neue Flugtechnik in Amerika
[Abbildung Ein Stromlinien-Flugzeug, das nach dem Prinzip des Rumplerſchen Tropſenautos gebaut
wurde und dank der Verminderung des Luftwiderſtandes eine weſentlich geſteigerte Ge-
ſchwindigkeit erreichen ſoll.]
Zweites Rettungsboot nach 17 Stunden
erfolgreich
Beſatzung des geſtrandeten Dampfers gerettet * 5 Leichen des verunglückten
Bootes geborgen
Amſterdam, 17. Januar.
Wie aus Hoek van
Holland mitgeteilt wird, iſt heute vormittag die
aus 26 Mann beſtehende Beſatzung des geſtern
ſüdweſtlich von Hoek van Holland geſtrandeten
eſtniſchen Dampfers „Valka“ von dem Rettungs-
boot „Königin Wilhelmina“ aus Stellendam in
Sicherheit gebracht worden. Da die „Königin
Wilhelmina“ während des geſtrigen Rettungsver-
ſuches auf einer Sandbank ſtrandete und erſt
heute früh bei einbrechender Flut wieder flott
kam, hatte die Beſatzung 17 Stunden un-
unterbrochen auf der ſtürmiſchen
See zugebracht, als ſie heute morgen auf er-
neute dringende SOS-Rufe der Beſatzung der
„Valka“ ſofort zu deren Rettung wieder auslief.
Von der aus acht Perſonen beſtehenden Be-
ſatzung des Rettungsbootes „Prins der Neder-
lande“, das wie gemeldet, bei dem Verſuche, dem
geſtrandeten Dampfer „Valka“ Hilfe zu leiſten,
verunglückte, ſind weitere drei Leichen bei Rok-
kanje angeſpült worden, ſo daß nunmehr fünf Lei-
chen geborgen ſind. Die umgekommenen Seeleute
waren alle verheiratet.
Der Untergang
der „Hſinwah“
Panik an Bord
London, 18. Januar.
Die Suche nach
Ueberlebenden des untergegangenen chineſiſchen
Dampfers „Hſinwah“ war bisher ergebnislos.
Eine große Anzahl von Leichen iſt geborgen
worden. Der Kapitän des Schiffes, Jenſen, blieb
bis zum letzten Augenblick auf der Kommando-
brücke und ſandte Notſignale aus. Unmittelbar
nach der Havarie des Schiffes brach an Bord
eine Panik aus. Es begann an Deck eine wilde
Jagd. Hunderte von Perſonen ſchlugen ſich im
Verlaufe des Streites um die Rettungsboote, die
überladen waren und daher nicht freigemacht
werden konnten. Viele Paſſagiere ſprangen über
Bord und ertranken.
Kinder
und Kriegsbeſchädigte
können wieder billiger reiſen
Berlin, 18. Januar.
Die Hauptverwaltung der Reichsbahn hat
ſoeben zwei Verfügungen herausgegeben,
durch die im weſentlichen die letzte Tarif-
erhöhung, wenigſtens für Kriegsbeſchädigte
und erholungsbedürftige Kinder, wieder ein-
geführt wird. Die Reichsbahn dehnt die
Preisermäßigungen auch auf die Kriegsbe-
ſchädigten aus, die auf Grund des ſogenann-
ten Härteparagraphen verſorgungsberechtigt
ſind. Das ſind diejenigen, die nachträglich
eine Anerkennung von Körperſchäden und
Krankheiten als mit dem Kriege zuſammen-
hängend beſtätigt erhalten haben.
Noch weitreichender iſt die Ermäßigung
der Fahrpreiſe für zur Verſchickung gelan-
gende Kinder. Sie müſſen den vierten Teil
des Fahrpreiſes der dritten Klaſſe entrich-
ten, zahlen aber fortan nur den alten Zu-
ſchlag. Die noch beſtehende Verteuerung
dieſer Kinderreiſen macht auf 300 Kilometer
nicht ganz 30 Pfennig aus. Beide Ver-
fügungen der Reichsbahnhauptverwaltung
treten mit ſofortiger Wirkung in Kraft.
Geringes Defizit
in Preußen
Der Staatshaushaltsplan für 1929
fertiggeſtellt
Berlin, 18. Januar.
Die preußiſche Regierung hat den Staats-
haushaltsplan für 1929 fertiggeſtellt, im
Kabinett bereits angenommen und beſchloſ-
ſen, ihn demnächſt dem Landtage zugehen zu
laſſen. Wie die „Deutſche Allgemeine Zei-
tung“ erfährt, ſoll der diesjährige Haus-
haltsplan mit einem Fehlbetrag von
etwa 18 bis 20 Millionen Mark
abſchließen. Das bedeutet eine kleine Ver-
beſſerung gegenüber dem vorjährigen Etat,
in dem das Defizit rund ſieben Millionen
Mark mehr betrug.
Hindenburg ſtiftete ein Chorfenſter
[Abbildung]
für die Stiftskirche in St. Goar zu deren 400-
jährigem Jubiläum. Der Entwurf zu dem
Fenſter ſtammt von dem Berliner Maler Prof.
Cäſar Klein.
_
Nun kommt auch
Mecklenburg-Schwerin
Neueſter Kläger gegen das Reich
Berlin, 18. Januar.
Während man ſich in Mecklenburg-
Schwerin inmitten der Sorgen um die Ba-
lancierung des Haushaltsplanes befindet,
bringen mecklenburgiſche Blätter die über-
raſchende Mitteilung, daß auch Mecklenburg-
Schwerin gleich wie Sachſen Millionenforde-
rungen an das Reich geltend machen ſoll,
die ſich aus dem Staatsvertrag über die
Verreichlichung der mecklenburgiſchen Lan-
deseiſenbahn ergeben. Der Finanzminiſter
in Mecklenburg ſoll entſchloſſen ſein, auch
die ſogenannte Eiſenbahnklage gegen das
Reich einzureichen. Es handelt ſich dabei
um eine Kapitalforderung an das Reich
von über vier Millionen.
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(2022-03-29T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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