Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 18. Januar 1929."AZ am Abend" Nr. 15 Freitag, den 18. Januar Dreifaches Gaunerspiel EIN BANKNOTENROMAN (19. Fortsetzung) [Spaltenumbruch]Es entstand eine Pause, in der die Män- Morris ging im Atelier gleichmäßig hin "Ich glaube," äußerte er, "wir brauchen "Der Ansicht sind auch andere Leute," "Was haben Sie denn da wieder?" fragte "Ja," freute sich der Assessor, "etwas, "Nun, geben Sie uns keine Rätsel auf!" Lund entschloß sich. "Wie Ihnen bekannt "Ach," machte Morris gleichgültig, "und "Im allgemeinen: nein," bekannte der "Fabelhaft!" rief Steinmann. Er war Morris sprang an die Seite Lunds. Der Assessor las: "Gegen diesen wendet Der Maler rannte auf Lund los. "Was Der Assessor fuhr fort zu lesen: "Ich kann Lund faltete den Brief zusammen. Stein- "Ja, wollen Sie denn wirklich --" staunte "Vorwärts!" schüttelte Morris den er- Der Maler erholte sich endlich. "Das ist Morris revidierte den Schreibitsch. Lund Plötzlich stieß der Maler einen Schrei aus, In einem untersten Fache lagen zwischen Morris packte ihn bei den Händen. "Lang- Während alle drei stumm blieben vor Lund nickte, er war immer noch sprachlos. Dann setzten sich die drei wie auf Verab- "Heute morgen erst -- Maschinenschrift --" "Ich glaube, Herr Assessor, Sie haben den "Aber, Morris, Sie sagten vorhin doch "Ja, lieber Lund, bevor ich den Inhalt "Ja, ich -- es ist unglaublich -- wie er- Morris kam ihm zu Hilfe: "Das ist schon Der Assessor ermannte sich. "Sie meinen, "Gewiß," fiel Morris ein, "um Verwir- "Wie meinen Sie?" fragte Lund ver- "Ich meine die Taktik des Sichdumm- "Aber selbstverständlich," pflichtete Lund (Fortsetzung folgt) [irrelevantes Material] „AZ am Abend“ Nr. 15 Freitag, den 18. Januar Dreifaches Gaunerspiel EIN BANKNOTENROMAN (19. Fortſetzung) [Spaltenumbruch]Es entſtand eine Pauſe, in der die Män- Morris ging im Atelier gleichmäßig hin „Ich glaube,“ äußerte er, „wir brauchen „Der Anſicht ſind auch andere Leute,“ „Was haben Sie denn da wieder?“ fragte „Ja,“ freute ſich der Aſſeſſor, „etwas, „Nun, geben Sie uns keine Rätſel auf!“ Lund entſchloß ſich. „Wie Ihnen bekannt „Ach,“ machte Morris gleichgültig, „und „Im allgemeinen: nein,“ bekannte der „Fabelhaft!“ rief Steinmann. Er war Morris ſprang an die Seite Lunds. Der Aſſeſſor las: „Gegen dieſen wendet Der Maler rannte auf Lund los. „Was Der Aſſeſſor fuhr fort zu leſen: „Ich kann Lund faltete den Brief zuſammen. Stein- „Ja, wollen Sie denn wirklich —“ ſtaunte „Vorwärts!“ ſchüttelte Morris den er- Der Maler erholte ſich endlich. „Das iſt Morris revidierte den Schreibitſch. Lund Plötzlich ſtieß der Maler einen Schrei aus, In einem unterſten Fache lagen zwiſchen Morris packte ihn bei den Händen. „Lang- Während alle drei ſtumm blieben vor Lund nickte, er war immer noch ſprachlos. Dann ſetzten ſich die drei wie auf Verab- „Heute morgen erſt — Maſchinenſchrift —“ „Ich glaube, Herr Aſſeſſor, Sie haben den „Aber, Morris, Sie ſagten vorhin doch „Ja, lieber Lund, bevor ich den Inhalt „Ja, ich — es iſt unglaublich — wie er- Morris kam ihm zu Hilfe: „Das iſt ſchon Der Aſſeſſor ermannte ſich. „Sie meinen, „Gewiß,“ fiel Morris ein, „um Verwir- „Wie meinen Sie?“ fragte Lund ver- „Ich meine die Taktik des Sichdumm- „Aber ſelbſtverſtändlich,“ pflichtete Lund (Fortſetzung folgt) [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0012" n="12"/> <fw type="header" place="top">„AZ am Abend“ Nr. 15 Freitag, den 18. 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Morris hatte ſeine Ruhe wieder.<lb/> Indes er die Handſchuhe überſtreifte, ſagte<lb/> er: „Siehſt du, Rupert, daß deine Bemer-<lb/> kung von neulich ſo bald praktiſch verwertet<lb/> würde, hätteſt du auch nicht geglaubt.“ Dann<lb/><cb/> holte er vorſichtig, indem er ſie möglichſt<lb/> wenig berührte, die Gegenſtände aus der<lb/> Kommode, legte ſie auf das große Papier<lb/> am Boden und hüllte ſie behutſam ein. Er<lb/> wandte ſich an Lund: „Sie werden das<lb/> Material genau ſo daktyloſkopiſch unter-<lb/> ſuchen laſſen wie neulich den Revolver.“</p><lb/> <p>Lund nickte, er war immer noch ſprachlos.</p><lb/> <p>Dann ſetzten ſich die drei wie auf Verab-<lb/> redung nieder, und jeder war froh um ſeinen<lb/> Stuhl. Morris ergriff als erſter das Wort:<lb/> „Wann haben Sie den Brief erhalten? 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„AZ am Abend“ Nr. 15 Freitag, den 18. Januar
Dreifaches Gaunerspiel
EIN BANKNOTENROMAN
von A. M. FREY
(19. Fortſetzung)
Es entſtand eine Pauſe, in der die Män-
ner vor ſich hinſannen. Dann meinte Lund:
„Er wird heute nachmittag beerdigt. Der
Unglückliche gibt uns noch über ſein Grab
hinaus eine harte Nuß zu knacken. War er
mitſchuldig oder unſchuldig, und wer iſt ſein
Mörder? Hierin ſehen wir nicht klarer als
in der Mordnacht, Verhör und alles andere
haben ja nichts ergeben.“
Morris ging im Atelier gleichmäßig hin
und her, was er immer tat, wenn ein Ge-
danke ihn ſtark beſchäftigte.
„Ich glaube,“ äußerte er, „wir brauchen
nur Ihren Laurids energiſch zu behandeln,
dann würden wir wohl einige Klarheit be-
kommen. Einige — nicht die ganze, deshalb
müſſen wir uns dieſen Weg noch verſagen.
So viel wiſſen wir doch immerhin, daß
Blooms Tod im Zuſammenhang ſteht mit
den Fälſchern. Die Fingerabdrücke auf der
Waffe und auf manchen der falſchen Scheine
ergaben ja einwandfrei die gleiche Perſon.“
Er blieb ſtehen und wandte ſich an den
Freund: „Du haſt recht, Rupert, es iſt ſo:
das Netz zieht ſich unmerklich, aber unauf-
haltſam zuſammen. Ich bin eigentlich über-
zeugt, nur um mich greifen zu brauchen —
und ſchon hätte ich den Hauptkerl gepackt!“
„Der Anſicht ſind auch andere Leute,“
lächelte Lund und zog plötzlich einen Brief
hervor.
„Was haben Sie denn da wieder?“ fragte
der unentwegt neugierige Maler.
„Ja,“ freute ſich der Aſſeſſor, „etwas,
das Sie zu allermeiſt angeht. Ein Schrei-
ben, das ſich eingehend mit Ihnen beſchäf-
tigt, Steinmann.“
„Nun, geben Sie uns keine Rätſel auf!“
rief der Ungeduldige. „Damit ſind wir ſchon
reichlich verſehen.“
Lund entſchloß ſich. „Wie Ihnen bekannt
iſt, laufen bei der Polizei das ganze Jahr
hindurch anonyme Zuſchriften ein, und nun
gar anläßlich eines ſolchen Falles wie den,
der uns jetzt beſchäftigt.“
„Ach,“ machte Morris gleichgültig, „und
ſo einen Wiſch haben Sie da in der Hand?
Auf ſolche Schreibereien werden Sie doch
nicht den geringſten Wert legen?“
„Im allgemeinen: nein,“ bekannte der
Aſſeſſor. „Dieſer Brief iſt aber zum minde-
ſten originell. Ich will ihn vorleſen. Hören
Sie: An die verehrliche Polizeidirektion,
Kopenhagen, zu Händen von Herrn Aſſeſſor
Doktor Lund. — Sehr geehrter Herr! Ge-
ſtatten Sie mir, Ihnen in der viel genann-
ten Fälſcheraffäre einen Wink zu geben, der
für Sie — man darf ſagen: von höchſter
Wichtigkeit iſt. Vorerſt, um Ihnen zu zei-
gen, daß ich in manches eingeweiht bin, will
ich verraten, daß mir bekannt iſt, mit weſſen
Beiſtand Sie die ſchwierigen Unterſuchungen
führen. Sie werden unterſtützt von dem
neunmalweiſen Ausländer Frank Morris,
deſſen rechte Hand der Kunſtmaler Rupert
Steinmann iſt. Gegen dieſen wendet ſich
mein Brief.“
„Fabelhaft!“ rief Steinmann. Er war
erblaßt. „Woher weiß der Schreiber, der
Schmierer —!“
Morris ſprang an die Seite Lunds.
„Weiter, weiter,“ ſtieß er hervor.
Der Aſſeſſor las: „Gegen dieſen wendet
ſich mein Brief. Glauben Sie mir, Sie
werden ungeheuerlich hintergangen. Der
Kunſtmaler iſt einer der Fälſcher, die Sie
ſuchen.“
Der Maler rannte auf Lund los. „Was
— was iſt —“ ſtammelte er. Er blieb keu-
chend ſtehen und konnte nicht weiter ſprechen.
Der Aſſeſſor fuhr fort zu leſen: „Ich kann
Ihnen noch mehr verraten. Durchſtöbern Sie
die Werkſtatt dieſes Herrn Steinmann, die
angeblich nur zum Bildermalen dient. Sie
werden ſicherlich Ueberraſchendes ans Licht
ziehen. — Sie können ſich nicht dazu ent-
ſchließen? Sie nehmen dies alles für eine
Myſtifikation? Ich meine, der Nachweis,
den ich Ihnen am Anfang des Briefes über
meine Vertrautheit mit der Sache geliefert
habe, ſollte Sie ſtutzig machen. Noch ein-
mal: ſuchen Sie ein bißchen. Welchen Wert
hätte es für mich, Sie zu narren? Ich
könnte mich, weil ich ja nicht weiß, ob Sie
meinen Rat befolgen, nicht einmal über den
gelungenen Streich ergötzen. — Einer der
Sie aufrichtig fördern will.“
Lund faltete den Brief zuſammen. Stein-
mann — dauernd erblaßt — vermochte noch
immer nicht zu reden. Aber Morris rief
ſofort: „Rupert, deine Schlüſſel! Die zum
Schreibtiſch, zu den Kommoden und Schrän-
ken!“
„Ja, wollen Sie denn wirklich —“ ſtaunte
der Aſſeſſor.
„Vorwärts!“ ſchüttelte Morris den er-
ſtarrten Steinmann. „Aufſperren!“
Der Maler erholte ſich endlich. „Das iſt
unglaublich — unglaublich —“ murmelte er
ein über das andere Mal, während er die
Schlüſſel hervorſuchte und an die verſchie-
denen Möbel verteilte.
Morris revidierte den Schreibitſch. Lund
ging kopfſchüttelnd zum Schrank im Schlaf-
zimmer, Steinmann ſelbſt machte ſich an
einer Kommode im Atelier zu ſchaffen. Eine
Weile ſuchten und kramten die drei Männer
ſchweigend.
Plötzlich ſtieß der Maler einen Schrei aus,
der mehr erſchrocken als erſtaunt klang —
hielt inne und ſtand wie angedonnert vor
ſeiner Schublade. Die beiden anderen eilten
hinzu.
In einem unterſten Fache lagen zwiſchen
buntem Tand und zwiſchen Tüchern — halb
von ihnen überdeckt — merkwürdige Gerät-
ſchaften, Handwerkszeug und Platten.
Steinmann wollte alles herausreißen.
Morris packte ihn bei den Händen. „Lang-
ſam!“ ſchrie er, und befahl dem ſich Auf-
richtenden: „Ein paar Lederhandſchuhe!
Einen Bogen Packpapier!“
Während alle drei ſtumm blieben vor
Erregung, brachte der Maler das Ge-
wünſchte. Morris hatte ſeine Ruhe wieder.
Indes er die Handſchuhe überſtreifte, ſagte
er: „Siehſt du, Rupert, daß deine Bemer-
kung von neulich ſo bald praktiſch verwertet
würde, hätteſt du auch nicht geglaubt.“ Dann
holte er vorſichtig, indem er ſie möglichſt
wenig berührte, die Gegenſtände aus der
Kommode, legte ſie auf das große Papier
am Boden und hüllte ſie behutſam ein. Er
wandte ſich an Lund: „Sie werden das
Material genau ſo daktyloſkopiſch unter-
ſuchen laſſen wie neulich den Revolver.“
Lund nickte, er war immer noch ſprachlos.
Dann ſetzten ſich die drei wie auf Verab-
redung nieder, und jeder war froh um ſeinen
Stuhl. Morris ergriff als erſter das Wort:
„Wann haben Sie den Brief erhalten? Iſt
er handgeſchrieben?“
„Heute morgen erſt — Maſchinenſchrift —“
„Ich glaube, Herr Aſſeſſor, Sie haben den
Brief ein wenig leicht genommen.“
„Aber, Morris, Sie ſagten vorhin doch
ſelbſt, daß anonyme Schreibereien —“
„Ja, lieber Lund, bevor ich den Inhalt
kennengelernt hatte! Der aber hätte Ihnen
doch gleich verdächtig in die Naſe ſteigen
müſſen.“
„Ja, ich — es iſt unglaublich — wie er-
klären Sie —“ ſtotterte Lund. Er wußte
nicht, was er von der eben gemachten Ent-
deckung halten ſollte.
Morris kam ihm zu Hilfe: „Das iſt ſchon
das Frechſte, was die Burſchen ſich bisher
geleiſtet haben. — Rupert, du Schwerver-
brecher, ſitz’ nicht ſo entgeiſtert da!“
Der Aſſeſſor ermannte ſich. „Sie meinen,
das Ganze iſt eine Tat, um — um —“
„Gewiß,“ fiel Morris ein, „um Verwir-
rung anzurichten und unſere Nachforſchun-
gen auf tote Geleiſe zu lenken. Die Verwir-
rung zum mindeſten wäre ihnen geglückt,
ahnten wir nicht ſchon, daß die Gauner
ebenſo geſchickte Einbrecher ſind, wie ſie
geſchickte Fälſcher ſind. — Es iſt wirklich ein
fabelhafter Beweis für den Glauben an
ihre abſolute Ueberlegenheit. Jetzt iſt die
Hauptſache: bewahren wir ihnen dieſen
Glauben.“
„Wie meinen Sie?“ fragte Lund ver-
ſtändnislos.
„Ich meine die Taktik des Sichdumm-
ſtellens —“
„Aber ſelbſtverſtändlich,“ pflichtete Lund
plötzlich erleuchtet bei. „Sie wird ja nicht
ſchwer fallen.“
(Fortſetzung folgt)
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(2022-03-29T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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