Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.[Spaltenumbruch] gethan, als auch für das Versprechen, daß Sie Meine Negierung, so lange dieselbe In Dirschau hatte der Prinz-Regent am Sonnabend die Eisenbahnbrücke "Ich bin überzeugt daß Ihr Ausdruck der Ausfluß der Gesinnungen der Am Sonntag Vormittag setzte der Prinz-Regent nach abgehaltener Pa- -m- Posen, 2 Jun. In Bezug auf die Denunciation Dr. v. Niego- Oesterreich. Wien, 4 Jun. Aus Konstantinopel erhält die Oestr. Z. Wie der Wanderer vernimmt, wurde vom Proceß Richter die Unter- Der Fortschritt hat folgende zweite Verwarnung erhalten: "Das Journal "Der Fortschritt" bringt in Nr. 151 einen "Garibaldi in Das große conservative Organ von welchem schon mehrfach die Rede Aus Littau, 1 Jun., wird der N. Ztg. geschrieben: + Wien, 4 Jun. Im Amtsblatt der Wiener Zeitung stand vor- Oesterreichische Monarchie. Pesth, 28 Mai. "Caveant consules!" So schließt in der [Spaltenumbruch] gethan, als auch für das Verſprechen, daß Sie Meine Negierung, ſo lange dieſelbe In Dirſchau hatte der Prinz-Regent am Sonnabend die Eiſenbahnbrücke „Ich bin überzeugt daß Ihr Ausdruck der Ausfluß der Geſinnungen der Am Sonntag Vormittag ſetzte der Prinz-Regent nach abgehaltener Pa- -m- Poſen, 2 Jun. In Bezug auf die Denunciation Dr. v. Niego- Oeſterreich. Wien, 4 Jun. Aus Konſtantinopel erhält die Oeſtr. Z. Wie der Wanderer vernimmt, wurde vom Proceß Richter die Unter- Der Fortſchritt hat folgende zweite Verwarnung erhalten: „Das Journal „Der Fortſchritt“ bringt in Nr. 151 einen „Garibaldi in Das große conſervative Organ von welchem ſchon mehrfach die Rede Aus Littau, 1 Jun., wird der N. Ztg. geſchrieben: † Wien, 4 Jun. Im Amtsblatt der Wiener Zeitung ſtand vor- Oeſterreichiſche Monarchie. ⸫ Peſth, 28 Mai. „Caveant consules!“ So ſchließt in der <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <cit> <quote><pb facs="#f0004" n="2648"/><cb/> gethan, als auch für das Verſprechen, daß Sie Meine Negierung, ſo lange dieſelbe<lb/> in Meinen Händen iſt, in ihren Beſtrebungen nach Kräften naterſtützen werden.<lb/> Ich nehme Act von letzterem Verſprechen; Ich nehme Act auch von dem Ver-<lb/> ſprechen daß ihre Söhne, wenn etwa die Zeit kommen ſollte das ſchwarzweiße<lb/> Banner zu entſalten, ſich alle um das elbe ſchaaren werden. Das weiß Ich daß,<lb/> wenn der König oder Ich rufen ſollte, ſie kommen würden um mit Gut und Blut<lb/> für das Vaterland und Unſern Thron einzuſtehen. Ich hoffe aber, der Himmel<lb/> wird uns davor bewahren; Ich hoffe der Friede wird erhalten und alle Werke<lb/> des Friedens gefördert werden und gedeihen. Angeſichts dieſer Geſinnung der Stadt<lb/> und in der Hoffnung auf Erfüllung Ihrer Gelübde, ſowohl im Frieden Mich und<lb/> Meine Regierung zu unterſtützen, als auch im Kriege feſt zu unſerer Fahne zu<lb/> halten, bringe Ich das Wohl auf die Stadt Danzig aus. Es möge ihr ſtets<lb/> wohlergehn! Es lebe die Stadt Danzig, es lebe die Provinz, es lebe das Vater-<lb/> land.“</quote> </cit><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Dirſchau</hi> hatte der Prinz-Regent am Sonnabend die Eiſenbahnbrücke<lb/> beſichtigt. Auf die Ergebenheitsadreſſe des Danziger Regierungsbezirks er-<lb/> wiederte der Prinz-Regent:</p><lb/> <cit> <quote>„Ich bin überzeugt daß Ihr Ausdruck der Ausfluß der Geſinnungen der<lb/> ganzen Provinz iſt, und danke Ihnen dafür, indem Ich das feſte Vertrauen aus-<lb/> ſpreche daß die hier verſammelten Herren in guten und ſchlechten Tagen zu mir<lb/> halten werden. Es lebe die Provinz Preußen.“</quote> </cit><lb/> <p>Am Sonntag Vormittag ſetzte der Prinz-Regent nach abgehaltener Pa-<lb/> rade die Reiſe nach „Königsberg“ fort, wo der Feſtzug um 9½ Uhr eintraf,<lb/> Nach der Vorſtellung der auf dem Perron verſammelten Herrſchaften, und<lb/> nachdem der Prinz-Regent die Begrüßung der ſeitens der ruſſiſchen Regie-<lb/> rung geſandten Deputation, beſtehend aus den Herren: Generalgouverneur<lb/> von Wilna, Generaladjutant Naſimoff, Gouverneur von Kowno, Chanimski,<lb/> Gouverneur von Suwalken, Baron v. Ferſen, u. ſ. w. entgegengenommen<lb/> hatte, ſetzte ſich der Zug nach dem Schloß in Bewegung, worauf ein Diner<lb/> ſtattfand, dann das ſtädtiſche Feſt, ſchließlich allgemeine Illumination.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>-<hi rendition="#aq">m</hi>- <hi rendition="#b">Poſen,</hi> 2 Jun.</dateline><lb/> <p>In Bezug auf die Denunciation <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. 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Indeſſen verlautet heute auch daß der in<lb/> der Niegolewski’ſchen Denunciation der Mitwiſſenſchaft beſchuldigte hieſige<lb/> Regierungspräſident Frhr. v. Mirbach — der jedoch die Beſchuldigung als<lb/> unwahr zurückgewieſen — als Director in die Oberrechenkammer zu Potsdam<lb/> verſetzt werden würde. Ob der Polizeipräſident v. Bärenſprung bleiben kann,<lb/> wird wohl von dem Reſultat der Unterſuchung abhängen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Oeſterreich</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 4 Jun.</dateline><lb/> <p>Aus Konſtantinopel erhält die <hi rendition="#g">Oeſtr</hi>. Z.<lb/> auf außerordentlichem Wege folgende Mittheilung über die günſtige Wendung<lb/> der von Rußland aufs Tapet gebrachten orientaliſchen Frage: <cit><quote>„In Folge der<lb/> von der Pforte getroffenen Anordnung daß der neuernannte Großweſir Kiprisli<lb/> Mehemed Paſcha ſich perſönlich zur Vornahme der Enqu<hi rendition="#aq">ê</hi>te über die Lage der<lb/> chriſtlichen Unterthanen an Ort und Stelle begeben ſolle, haben die Repräſen-<lb/> tanten Rußlands, Frankreichs und Englands in Konſtantinopel Namens ihrer<lb/> Regierungen ihre Befriedigung mit dieſer Maßregel ausgeſprochen, welcher<lb/> Erklärung ſich auch ſofort der k. k. öſterreichiſche Internuntius, ſo wie der<lb/> Vertreter Preußens angeſchloſſen haben. Zugleich wird uns gemeldet daß<lb/> Kiprisli Mehemed Paſcha zu dieſem Behuf mehrere höhere Beamte chriſt-<lb/> licher Religion mit ſich genommen hat um die betreffenden Erhebungen vor-<lb/> zunehmen. Wie wir bereits in unſerm letzten Blatt gemeldet haben, hat<lb/> Kiprisli Mehemed Paſcha ſofort ſeine Reiſe nach Rumelien angetreten, und<lb/> war bereits am 31 Mai in Varna angekommen um in der Provinz Bulgarien<lb/> die ihm gewordene Aufgabe zu beginnen.“</quote></cit></p><lb/> <p>Wie der <hi rendition="#g">Wanderer</hi> vernimmt, wurde vom Proceß Richter die Unter-<lb/> ſuchung wider die übrigen im Unterſchleifsproceß verwickelten Trieſter Kauf-<lb/> leute getrennt, und die Führung der letztern dem Landesgerichtsrath Höfler<lb/> übertragen. 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J. auf Grund des §. 22 der Preßordnung die<lb/> zweite Verwarnung ertheilt.“</p> </div> </body> </floatingText><lb/> <p>Das große conſervative Organ von welchem ſchon mehrfach die Rede<lb/> war, wird, wie die <hi rendition="#g">Neueſten Nachr</hi>. vernehmen, vom 1 Jul. an hier er-<lb/><cb/> ſcheinen. Als Redacteur wird ein Hr. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Brühl aus Weſtfalen genannt.<lb/> Demſelben wird ein Comit<hi rendition="#aq">é</hi>, gebildet aus einigen Herren der Adelspartei,<lb/> zur Seite ſtehen.</p><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Littau,</hi> 1 Jun., wird der N. Ztg. geſchrieben: <cit><quote>„Der zuletzt in<lb/> unſerer Mitte weilende katholiſche Prieſter und ehemalige zweite Seelſorger<lb/> im Invalidenhauſe zu Wien, Johann Hirſchberger, der bekannte Sprecher im<lb/> Wiener Odeonſaal 1848, der in dem darauf folgenden Jahr 1849 excom-<lb/> municirt, ſpäter jedoch wieder in die Kirche aufgenommen wurde — hat ſich<lb/> heute früh in einem Anfall von Wahnſinn erhenkt.“</quote></cit></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>† <hi rendition="#b">Wien,</hi> 4 Jun.</dateline><lb/> <p>Im Amtsblatt der Wiener Zeitung ſtand vor-<lb/> geſtern ein von dem hieſigen Handelsgericht erlaſſenes Edict, durch welches Hr.<lb/> Moriz v. Haber, der Vicepräſident des Verwaltungsraths der Theißeiſen-<lb/> bahngeſellſchaſt, über eine von der Creditanſtalt gegen ihn gerichtete Klage<lb/> auf Zahlung einer Contocorrent-Forderung von 55,860 fl. 12 kr. vorgela-<lb/> den, und ihm, da er unbekannten Auſenthaltes ſey, ein Curator in der Per-<lb/> ſon des Advocaten <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Schönpflug beſtellt wird. Dieſe Edictalvorladung<lb/> hat hier ungeheures Aufſehen gemacht, einerſeits weil man Hrn. v. Haber<lb/> allgemein für einen reichen Mann hält, andrerſeits weil aller Welt ſein<lb/> jetziger Aufenthalt St. Petersburg, und nicht weniger die Veranlaſſung be-<lb/> kannt iſt aus welcher er ſich in die ruſſiſche Hauptſtadt begeben hat. Das<lb/> Räthſel wird nun heute in ſehr einfacher Weiſe gelöst. Hr. v. Haber ſtellt<lb/> der Contocorrent-Forderung der Creditanſtalt einen Compenſationsanſpruch<lb/> in gleicher Höhe entgegen, welchen letztere nicht anerkennt. Da die Parteien<lb/> ſich über den Streitfall nicht zu vergleichen vermochten, ſo wurde die Sache<lb/> der richterlichen Entſcheidung anheimgeſtellt. So weit wäre alles ganz na-<lb/> türlich, bis auf die Edictalvorladung. Dieſe iſt damit nicht begreiflich ge-<lb/> macht, denn heute läßt die Creditanſtalt öffentlich erklären daß weder ſie<lb/> noch ihr Vertreter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Joh. N. Berger in der Klage behauptet hätten daß<lb/> der Aufenthalt des Geklagten unbekannt ſey, und daß daher weder ſie noch<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Berger bei dem Gericht ein auf Edictalvorladung des Geklagten gerich-<lb/> tetes Begehren geſtellt hätten.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſche Monarchie.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>⸫ <hi rendition="#b">Peſth,</hi> 28 Mai.</dateline><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Caveant consules!</hi>“ So ſchließt in der<lb/> außerordentlichen Beilage zu Nr. 145 der „Allg. 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Die Modification<lb/> des Proteſtantenpatents hat allerdings die Gemüther beruhigt, aber nicht<lb/> darum weil der Monarch damit den Beweis geliefert daß er die „confeſſio-<lb/> nelle Ueberzeugung“ achte und den vorgeblichen „Gewiſſensbedenklichkeiten<lb/> keinerlei Zwang angethan“ ſehen wolle, ſondern darum weil dieſer neuer-<lb/> liche Act der „landesväterlichen Huld“ ſeiner Zeit als ein wohlzugerichteter<lb/> Präcedenzfall ausgenutzt und, wie man ohne Scheu öffentlich ſich ausſpricht,<lb/> zur Baſis weitergehender Forderungen gemacht werden wird. Wie ſehn-<lb/> ſuchtsvoll ſind nicht jetzt die Blicke der Ultras nach Serbien, wo der alte<lb/> Miloſch mit dem Tode ringt, und nach der Moldau und Walachei gekehrt,<lb/> in deren Nähe ein koſakiſcher Lanzenwald ſtarren ſoll! Selbſt die kleinen<lb/> Jungen plaudern davon daß in nicht gar langer Zeit von dort unten die<lb/> Unabhängigkeit Ungarns im Gefolge eines neuen Königs heraufziehen, und<lb/> alle „Schwaben“ zum mindeſten fortjagen werde. Weil man aber, wenn<lb/> dieſe Hoffnungen in Erfüllung gehen ſollen, die Walachen in der türkiſchen<lb/> Donauniederung ſchon jetzt für ſich gewinnen muß, ſo bedient man ſich hiezu<lb/> der „magyariſchen“ <hi rendition="#g">Kunſt,</hi> und läßt demnächſt — <hi rendition="#aq">relata refero</hi> — einige<lb/> Koryphäen des hieſigen Nationaltheaters nach Buchareſt abgehen und auf den<lb/> Brettern, die auch dort die Welt bedeuten ſollen, Propaganda machen.<lb/> Daß Schauſpieler anderer Art in jenen Gegenden bereits ſeit längerer Zeit<lb/> gaſtiren, darüber liegen uns Nachrichten vor die allen Glauben verdienen.<lb/> Kürzlich erſt erhielt das öſterreichiſche Generalconſulat in Buchareſt aus<lb/> Fokſchani die Meldung daß in dem letztgenannten Orte eine Anzahl ma-<lb/> gyariſcher Flüchtlinge — etwa vierzig — ſich herumtreibe, um den ihrer<lb/> Meinung nach ſehr nahe bevorſtehenden Umſchwung der Dinge, bei dem<lb/> auch ihnen eine Rolle zugedacht ſey, abzuwarten, und zugleich dafür zu ſor-<lb/> gen daß ihre nach Ungarn reichenden Agitationsfäden weiter und weiter über<lb/> das Land geſponnen werden. Der Magyare der Ihnen über die Sz<hi rendition="#aq">é</hi>che-<lb/> nyi Apotheoſe ſo treffende Bemerkungen geſchrieben, hat Recht wenn er auf<lb/> die eiſerne Regierung eines Matthias Corvinus hindeutet; nur ein ſolches<lb/> Regiment, verbunden mit einer das <hi rendition="#g">ganze</hi> Reich umfaſſenden Verwaltungs-<lb/> ſorgfalt, iſt im Stande den Stürmen zu begegnen die vom Oſten und Weſten<lb/> in Verbindung mit unſern innern Feinden über Oeſterreich heraufbeſchworen<lb/> werden. Ihr hieſiger ** Correſpondent faßt daher die Verhältniſſe viel zu<lb/> naiv auf, wenn er, wie dieß in ſeinem Bericht <hi rendition="#aq">d. d.</hi> 19 Mai geſchieht, der<lb/> Magyariſirung der hieſigen Univerſität das Wort redet. Weiß er nicht<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2648/0004]
gethan, als auch für das Verſprechen, daß Sie Meine Negierung, ſo lange dieſelbe
in Meinen Händen iſt, in ihren Beſtrebungen nach Kräften naterſtützen werden.
Ich nehme Act von letzterem Verſprechen; Ich nehme Act auch von dem Ver-
ſprechen daß ihre Söhne, wenn etwa die Zeit kommen ſollte das ſchwarzweiße
Banner zu entſalten, ſich alle um das elbe ſchaaren werden. Das weiß Ich daß,
wenn der König oder Ich rufen ſollte, ſie kommen würden um mit Gut und Blut
für das Vaterland und Unſern Thron einzuſtehen. Ich hoffe aber, der Himmel
wird uns davor bewahren; Ich hoffe der Friede wird erhalten und alle Werke
des Friedens gefördert werden und gedeihen. Angeſichts dieſer Geſinnung der Stadt
und in der Hoffnung auf Erfüllung Ihrer Gelübde, ſowohl im Frieden Mich und
Meine Regierung zu unterſtützen, als auch im Kriege feſt zu unſerer Fahne zu
halten, bringe Ich das Wohl auf die Stadt Danzig aus. Es möge ihr ſtets
wohlergehn! Es lebe die Stadt Danzig, es lebe die Provinz, es lebe das Vater-
land.“
In Dirſchau hatte der Prinz-Regent am Sonnabend die Eiſenbahnbrücke
beſichtigt. Auf die Ergebenheitsadreſſe des Danziger Regierungsbezirks er-
wiederte der Prinz-Regent:
„Ich bin überzeugt daß Ihr Ausdruck der Ausfluß der Geſinnungen der
ganzen Provinz iſt, und danke Ihnen dafür, indem Ich das feſte Vertrauen aus-
ſpreche daß die hier verſammelten Herren in guten und ſchlechten Tagen zu mir
halten werden. Es lebe die Provinz Preußen.“
Am Sonntag Vormittag ſetzte der Prinz-Regent nach abgehaltener Pa-
rade die Reiſe nach „Königsberg“ fort, wo der Feſtzug um 9½ Uhr eintraf,
Nach der Vorſtellung der auf dem Perron verſammelten Herrſchaften, und
nachdem der Prinz-Regent die Begrüßung der ſeitens der ruſſiſchen Regie-
rung geſandten Deputation, beſtehend aus den Herren: Generalgouverneur
von Wilna, Generaladjutant Naſimoff, Gouverneur von Kowno, Chanimski,
Gouverneur von Suwalken, Baron v. Ferſen, u. ſ. w. entgegengenommen
hatte, ſetzte ſich der Zug nach dem Schloß in Bewegung, worauf ein Diner
ſtattfand, dann das ſtädtiſche Feſt, ſchließlich allgemeine Illumination.
-m- Poſen, 2 Jun.
In Bezug auf die Denunciation Dr. v. Niego-
lewsk’s gegen die hieſige Polizei und mehrere hohe Civilbeamte, die hier noch
immer alles in zwei Lager ſpaltet und zu fortgeſetzten gegenſeitigen Anklagen
in den Zeitungen Anlaß gibt, verlautet heute daß die Staatsanwaltſchaft —
wie es heißt in Folge höherer Aufforderung — eine gerichtliche Unterſuchung
eingeleitet hat, die auch um ſo nothwendiger iſt als die öffentliche Meinung
rectiſicirt werden, und das Publicum erfahren muß ob die Polizei ſich ver-
werflicher Mittel bedient hat um hinter die vorausgeſetzten politiſchen Ver-
bindungen unſerer tonangebenden Polen zu kommen, in Folge deren ein aus
London herübergekommener Emiſſär hier verhaftet und zu zwei Jahren Zucht-
haus verurtheilt worden iſt. Man iſt hier geneigt alle dießfällige Schuld auf
den bereits von hier entfernten Polizeirath Niederſtetter zu ſchieben, der ſeine
Vorgeſetzten getäuſcht haben ſoll. Indeſſen verlautet heute auch daß der in
der Niegolewski’ſchen Denunciation der Mitwiſſenſchaft beſchuldigte hieſige
Regierungspräſident Frhr. v. Mirbach — der jedoch die Beſchuldigung als
unwahr zurückgewieſen — als Director in die Oberrechenkammer zu Potsdam
verſetzt werden würde. Ob der Polizeipräſident v. Bärenſprung bleiben kann,
wird wohl von dem Reſultat der Unterſuchung abhängen.
Oeſterreich.
Wien, 4 Jun.
Aus Konſtantinopel erhält die Oeſtr. Z.
auf außerordentlichem Wege folgende Mittheilung über die günſtige Wendung
der von Rußland aufs Tapet gebrachten orientaliſchen Frage: „In Folge der
von der Pforte getroffenen Anordnung daß der neuernannte Großweſir Kiprisli
Mehemed Paſcha ſich perſönlich zur Vornahme der Enquête über die Lage der
chriſtlichen Unterthanen an Ort und Stelle begeben ſolle, haben die Repräſen-
tanten Rußlands, Frankreichs und Englands in Konſtantinopel Namens ihrer
Regierungen ihre Befriedigung mit dieſer Maßregel ausgeſprochen, welcher
Erklärung ſich auch ſofort der k. k. öſterreichiſche Internuntius, ſo wie der
Vertreter Preußens angeſchloſſen haben. Zugleich wird uns gemeldet daß
Kiprisli Mehemed Paſcha zu dieſem Behuf mehrere höhere Beamte chriſt-
licher Religion mit ſich genommen hat um die betreffenden Erhebungen vor-
zunehmen. Wie wir bereits in unſerm letzten Blatt gemeldet haben, hat
Kiprisli Mehemed Paſcha ſofort ſeine Reiſe nach Rumelien angetreten, und
war bereits am 31 Mai in Varna angekommen um in der Provinz Bulgarien
die ihm gewordene Aufgabe zu beginnen.“
Wie der Wanderer vernimmt, wurde vom Proceß Richter die Unter-
ſuchung wider die übrigen im Unterſchleifsproceß verwickelten Trieſter Kauf-
leute getrennt, und die Führung der letztern dem Landesgerichtsrath Höfler
übertragen. Die Verfolgung Jungs und Baſevi’s blieb reſultatlos.
Der Fortſchritt hat folgende zweite Verwarnung erhalten:
„Das Journal „Der Fortſchritt“ bringt in Nr. 151 einen „Garibaldi in
Palermo“ überſchriebenen Artikel, in welchem der gewaltſamen Umwälzung welche
dermalen im Königreich beider Sicilien ſtattfindet mit Wärme das Wort geführt
und der Auffland der Sicilianer als gerechtfertigt erklärt wird.“ „Da eine ſolche —
die Sympathien mit der Revolution offen zur Schau tragende, den Grundlagen
der Staatsgeſellſchaſt ſeindſelige Haltung eines Journals nicht geduldet werden kann,
ſo wird der Redaction des „Fortſchritt“ in Folge hohen Erlaſſes des Statthalters
in Niederöſterreich vom 1 Jun. 1. J. auf Grund des §. 22 der Preßordnung die
zweite Verwarnung ertheilt.“
Das große conſervative Organ von welchem ſchon mehrfach die Rede
war, wird, wie die Neueſten Nachr. vernehmen, vom 1 Jul. an hier er-
ſcheinen. Als Redacteur wird ein Hr. Dr. Brühl aus Weſtfalen genannt.
Demſelben wird ein Comité, gebildet aus einigen Herren der Adelspartei,
zur Seite ſtehen.
Aus Littau, 1 Jun., wird der N. Ztg. geſchrieben: „Der zuletzt in
unſerer Mitte weilende katholiſche Prieſter und ehemalige zweite Seelſorger
im Invalidenhauſe zu Wien, Johann Hirſchberger, der bekannte Sprecher im
Wiener Odeonſaal 1848, der in dem darauf folgenden Jahr 1849 excom-
municirt, ſpäter jedoch wieder in die Kirche aufgenommen wurde — hat ſich
heute früh in einem Anfall von Wahnſinn erhenkt.“
† Wien, 4 Jun.
Im Amtsblatt der Wiener Zeitung ſtand vor-
geſtern ein von dem hieſigen Handelsgericht erlaſſenes Edict, durch welches Hr.
Moriz v. Haber, der Vicepräſident des Verwaltungsraths der Theißeiſen-
bahngeſellſchaſt, über eine von der Creditanſtalt gegen ihn gerichtete Klage
auf Zahlung einer Contocorrent-Forderung von 55,860 fl. 12 kr. vorgela-
den, und ihm, da er unbekannten Auſenthaltes ſey, ein Curator in der Per-
ſon des Advocaten Dr. Schönpflug beſtellt wird. Dieſe Edictalvorladung
hat hier ungeheures Aufſehen gemacht, einerſeits weil man Hrn. v. Haber
allgemein für einen reichen Mann hält, andrerſeits weil aller Welt ſein
jetziger Aufenthalt St. Petersburg, und nicht weniger die Veranlaſſung be-
kannt iſt aus welcher er ſich in die ruſſiſche Hauptſtadt begeben hat. Das
Räthſel wird nun heute in ſehr einfacher Weiſe gelöst. Hr. v. Haber ſtellt
der Contocorrent-Forderung der Creditanſtalt einen Compenſationsanſpruch
in gleicher Höhe entgegen, welchen letztere nicht anerkennt. Da die Parteien
ſich über den Streitfall nicht zu vergleichen vermochten, ſo wurde die Sache
der richterlichen Entſcheidung anheimgeſtellt. So weit wäre alles ganz na-
türlich, bis auf die Edictalvorladung. Dieſe iſt damit nicht begreiflich ge-
macht, denn heute läßt die Creditanſtalt öffentlich erklären daß weder ſie
noch ihr Vertreter Dr. Joh. N. Berger in der Klage behauptet hätten daß
der Aufenthalt des Geklagten unbekannt ſey, und daß daher weder ſie noch
Dr. Berger bei dem Gericht ein auf Edictalvorladung des Geklagten gerich-
tetes Begehren geſtellt hätten.
Oeſterreichiſche Monarchie.
⸫ Peſth, 28 Mai.
„Caveant consules!“ So ſchließt in der
außerordentlichen Beilage zu Nr. 145 der „Allg. Ztg.“ ein von magyari-
ſcher Hand geſchriebener Aufſatz über den „Széchenyi-Cultus in Ungarn.“
Caveant consules, rufen auch wir, und mit uns alle die es ehrlich mit der
Einheit Oeſterreichs und dem Wohl Ungarns meinen. Man ſchelte uns
deßhalb nicht Schwarzſeher, und laſſe ſich nicht von der ſcheinbar ruhigen
Oberfläche täuſchen, welche die Lage der Dinge hierzuland ſeit kurzem ange-
nommen: in der Tiefe gährt es ja doch fort und fort. Die Modification
des Proteſtantenpatents hat allerdings die Gemüther beruhigt, aber nicht
darum weil der Monarch damit den Beweis geliefert daß er die „confeſſio-
nelle Ueberzeugung“ achte und den vorgeblichen „Gewiſſensbedenklichkeiten
keinerlei Zwang angethan“ ſehen wolle, ſondern darum weil dieſer neuer-
liche Act der „landesväterlichen Huld“ ſeiner Zeit als ein wohlzugerichteter
Präcedenzfall ausgenutzt und, wie man ohne Scheu öffentlich ſich ausſpricht,
zur Baſis weitergehender Forderungen gemacht werden wird. Wie ſehn-
ſuchtsvoll ſind nicht jetzt die Blicke der Ultras nach Serbien, wo der alte
Miloſch mit dem Tode ringt, und nach der Moldau und Walachei gekehrt,
in deren Nähe ein koſakiſcher Lanzenwald ſtarren ſoll! Selbſt die kleinen
Jungen plaudern davon daß in nicht gar langer Zeit von dort unten die
Unabhängigkeit Ungarns im Gefolge eines neuen Königs heraufziehen, und
alle „Schwaben“ zum mindeſten fortjagen werde. Weil man aber, wenn
dieſe Hoffnungen in Erfüllung gehen ſollen, die Walachen in der türkiſchen
Donauniederung ſchon jetzt für ſich gewinnen muß, ſo bedient man ſich hiezu
der „magyariſchen“ Kunſt, und läßt demnächſt — relata refero — einige
Koryphäen des hieſigen Nationaltheaters nach Buchareſt abgehen und auf den
Brettern, die auch dort die Welt bedeuten ſollen, Propaganda machen.
Daß Schauſpieler anderer Art in jenen Gegenden bereits ſeit längerer Zeit
gaſtiren, darüber liegen uns Nachrichten vor die allen Glauben verdienen.
Kürzlich erſt erhielt das öſterreichiſche Generalconſulat in Buchareſt aus
Fokſchani die Meldung daß in dem letztgenannten Orte eine Anzahl ma-
gyariſcher Flüchtlinge — etwa vierzig — ſich herumtreibe, um den ihrer
Meinung nach ſehr nahe bevorſtehenden Umſchwung der Dinge, bei dem
auch ihnen eine Rolle zugedacht ſey, abzuwarten, und zugleich dafür zu ſor-
gen daß ihre nach Ungarn reichenden Agitationsfäden weiter und weiter über
das Land geſponnen werden. Der Magyare der Ihnen über die Széche-
nyi Apotheoſe ſo treffende Bemerkungen geſchrieben, hat Recht wenn er auf
die eiſerne Regierung eines Matthias Corvinus hindeutet; nur ein ſolches
Regiment, verbunden mit einer das ganze Reich umfaſſenden Verwaltungs-
ſorgfalt, iſt im Stande den Stürmen zu begegnen die vom Oſten und Weſten
in Verbindung mit unſern innern Feinden über Oeſterreich heraufbeſchworen
werden. Ihr hieſiger ** Correſpondent faßt daher die Verhältniſſe viel zu
naiv auf, wenn er, wie dieß in ſeinem Bericht d. d. 19 Mai geſchieht, der
Magyariſirung der hieſigen Univerſität das Wort redet. Weiß er nicht
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(2021-01-12T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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