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Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] mehr aber ist es die Pslicht des Staats einem Institut unter die Arme zu
greifen welches der Hauptträger der österreichischen und deutschen Interessen
in der Adria und im mittelländischen Meer ist! Ferner muß man berück-
sichtigen daß der Lloyd im Jahr 1854 während der günstigen Epoche des
orientalischen Kriegs liquidiren wollte, jedoch von der Regierung nicht die Be-
willigung dazu erhielt, und daß er vertragsmäßig verpflichtet ist so viele
passive Linien regelmäßig als Postanstalt zu befahren. Den Rutzen davon
hat der Staat und das Publicum, den Schaden trägt der Lloyd. -- Mit
dem heutigen Dampfer nach Ancona gehen wieder 150 Freiwillige nach
Ancona ab, darunter 91 Irländer, auch nach Molfetta werden mit dieser Ge-
legenheit 120 Freiwillige befördert.

Oesterreichische Monarchie.

Ein neues Hofer-Monument wurde zu Mautua kürzlich errichtet, und
zwar an jener Stelle wo Hofer vor 50 Jahren stand um erst von 13 Flinten-
kugeln getroffen zu sterben. Zwar war die Stelle auch früher schon durch die
Sorgfalt des Obersten Maretisch, der als Geniedirector zu Mantua starb, mit
einer am Boden liegenden Steintafel gekennzeichnet worden. Doch enthielt
diese nichts als die Anfangsbuchstaben des Namens und den Todestag. So
stand dieses bescheidene Denkmal viele Jahre, gepflegt und gehütet von mancher
biederen Soldatenhand; doch der Zahn der Zeit, besonders die letzten Kriegs-
ereignisse hatten es sehr beschädigt, in neuester Zeit (April l. J.) aber
ungeschickte Hände auch den Stein zertrümmert. Das Officiercorps eines
eben in Mantua garnisonirenden Bataillons des Tiroler Kaiserregiments, da-
von kaum in Kenntniß gesetzt, beschloß sogleich einstimmig die Renovirung die-
ses Denkmals, und zwar in einer Art die des alten theuern Landsmannes
würdig sey, aber auch der schnellen Zerstörung der Zeit und frevelnden Hän-
den Tretz biete. Die deßhalb gestellte Bitte wurde von dem gegenwärtigen
Festungscommandanten von Mantua, FML. v. Habermann, nicht bloß zu-
vorkommend gewährt, sondern derselbe betheiligte sich auch selbst an der Aus-
führung in hervorragender Weise. Und so erhebt sich nun seit dem 12 Mai,
an der Stelle wo Andreas Hofer während der Vollstreckung des Urtheils stand,
auf einem acht Zoll hohen Steinsockel eine abgestutzte, ungefähr vier Schuh
hohe Pyramide aus weißem venetianischen Marmor, deren Vorderseite capellen-
artig ausgearbeitet und geschliffen die wenigen Worte enthält: Andreas Hofer,
am 21 Februar 1810; darunter in Relief ein schlichtes Kreuz und 13 pyra-
midenförmig geordnete Gewehrkugeln. Ein Kranz von heransprossendem
immergrünen Bux umgibt die Pyramide, und einige junge Eschen werfen
darauf ihren Schatten. Akazien durchdusten die Luft, und üppiges Gras um-
grünt die stille Stätte.

Schweiz.

Daß Louis Napoleon heute nach Lyon geht um
dort die von Nizza zurückkehrende Kaiserin-Mutter von Rußland zu begrüßen,
hat uns gestern Abend ein Telegramm aus Paris bestätigt. In Paris,
wo man sich, nebenbei gesagt, seit einigen Tagen in der Verbreitung der aben-
teuerlichsten Gerüchte ganz besonders gefällt, was sicher nicht ohne Bedeutung
ist, behauptet man auch: Louis Napoleon werde die Wittwe des Kaisers
Nikolaus bis an die deutsche Gränze begleiten, wo dann die vielbesprochene
Zusammenkunft mit dem Prinz-Regenten von Preußen stattfinden würde.
"Nichts dürfte natürlicher scheinen," schreibt man dem "Journal de Geneve"
aus Paris, "als ein solch zufälliges Rencontre zwischen dem Kaiser der Fran-
zosen, dem höflichen Begleiter der Kaiserin-Mutter von Rußland, und dem
seiner erlauchten Schwester bis an die Gränzen seines Reichs entgegeneilenden
Prinz-Regenten von Preußen." (Bekanntlich blieben dieß nur Gerüchte.
Der Prinz-Regent gieng nach Berlin, vielleicht eben um jeder Möglichkeit
einer Zusammenkunst vorzubeugen, und wird erst am 9 wieder in Baden er-
wartet.) Auch das andere Pariser on dit, von seiner Zusammenkunft mit
dem Kaiser Franz Joseph und dem König der Belgier in Spaa, sey einstweilen
noch der Kategorie der höchst zweifelvollen Gerüchte eingereiht. Möchte doch
recht bald die Nachricht: "Preußen und Oesterreich sind einig und das ge-
sammte Deutschland mit ihnen" dieser Pariser Depeschenfabrik ein Ende
machen. -- John Perrier, der Anstister und Leiter des tollen Savoyer Put-
sches, ist jedenfalls ein curioser Bursche. Erst will er seine Zelle in Brand
stecken um das edle Gut der Freiheit zu erringen, und jetzt da man einem
Gesuch seiner Freunde, ihn gegen Caution provisorisch freizulassen, entsprechen
will, weigert er sich sein Gefängniß vor dem definitiven Urtheil der Richter
zu verlassen. Will er die Martyrerkrone erringen? oder denkt er vielleicht
daß, wenn er jetzt die Freiheit annimmt, die 25,000 Francs welche er, wie es
heißt, als Entschädigung beanspruchen will, bedeutend geschmälert werden wür-
den falls das Urtheil ihm günstig lauten sollte? -- Im Kanton Tessin ist der
Bersuch die Liberalen und Conservativen zu versöhnen leider gescheitert. Gleich
am Tage darauf hat der große Rath eine Amnestie für alle politischen Ver-
gehen älteren und neueren Datums ertheilt -- ein Beweis daß es den Libe-
ralen mit der Versöhnung ernst ist. -- Vor einigen Tagen war Graf Buol,
der ehemalige österreichische Minister, in Chur. Graf Buol, zu der Bündner
Familie Buol-Schauenstein gehörend, besuchte dem "Bündner Tagblatt" zu-
[Spaltenumbruch] folge die Punkte welche für ihn ein geschichtliches und Familieninteresse haben:
am Pfingstmontag Churwalden, an dessen Eingang die Ruine Straßberg sich
befindet; am Pfingstdienstag, in Begleitung des Hrn. Obersten Buol v. Realta,
Reichenau, wo sein Großvater wohnte, Rhäzüns und das Domleschg, wo
Rietberg, Ehrenfels und Schauenstein, noch wohnlich und bewohnt, stehen.
Obschon das Wetter nicht sehr günstig war, soll es ihm recht wohl in seiner
alten Heimath gefallen haben.

Großbritannien.

Die königl. Familie ist gestern Abend von der Insel Wight wohlbehalten
in der Hauptstadt eingetroffen.

Einer der ältesten Diplomaten des Landes ist gestern gestorben: William
Acourt Baron Heytesbury of Heytesbury, Peer des vereinigten Königreichs
seit dem Jahr 1828. Geboren am 11 Jul. 1779, erhielt er schon im Jahr
1801 unter Lord Hawkesbury, dem spätern Lord Liverpool, die Stelle als
Gesandtschaftssecretär in Neapel, war im Jahr 1807 Secretär bei der spe-
ciellen Mission nach Wien, 1812 erster Commissarius für die Angelegenheiten
Malta's, 1813 Gesandter in der Berberei, später Gesandter in Neapel und
in Madrid und Lissabon, endlich vom April 1828 bis Aug. 1832 Gesandter
in St. Petersburg. Damit war seine diplomatische Laufbahn geschlossen;
doch bekleidete er seitdem mehrere hohe Civilposten, war unter anderm von
1844 bis 1846 Vicekönig von Irland und bis 1857 Gouverneur der Insel
Wight. Außerdem hatte er als Belohnung für seine diplomatischen Dienste
das Großkreuz des Bath-Ordens und eine Pension von 1700 Pf. St. er-
halten. Der Erbe des Titels ist sein einziger Sohn, der gegenwärtig 51
Jahre alt ist.

Die Rede worin der französische Finanz-Achilles -- die Homeri-
schen Heldennamen finden heutzutage hin und wieder eine gar ironische
Anwendung -- zu Tarbes Vertrauen zur Friedenspolitik des Kaisers
Napoleon predigte, wird in England wenig berücksichtigt. Bloß zwei
Blätter machen einiges Aufheben davon. In der Palmerston'schen
M. Post wird die Rede pflichtschuldig, aber schwächlich secundirt, in der
Times gelinde persiflirt. "Sehr gütig vom Kaiser," beißt es in diesem
leitenden Blatt,"uns durch seinen Achilles versichern zu lassen daß nichts zu
fürchten sey. Wir sollten ihm lieber Bertrauen schenken. Seine Mäßigung
in der Vergangenheit ist eine Bürgschaft für die Zukunft. Warum sollte
Preußen nuruhig werden, und Belgien sich Sorgen machen? Warum will
England sich durchaus in der Stille, und, setzen wir nur hinzu mit Leidwesen,
zu einer furchtbaren Kraftanstrengung vorbereiten? Man höre nur was Hr.
Fould sagt, und beruhige sich. Wenn auch ein Habicht in den Lüften schwebt
-- er denkt an nichts böses. Nistet nur behaglich ihr fetten Rebhühnchen; er
ist noch nicht hungrig, er hat sein letztes Mahl noch nicht verdaut; wenn er in
weiten Kreisen schweift und dann und wann niederschießt, so will er sich nur
einige Bewegung machen und seine Schwingen üben. Und fordert den Ge-
waltigen nicht durch euern Unglauben heraus. Hr. Fould erinnert euch daß
der Kaiser schon mehrmals verkündet hat: er wünsche nur Frankreich "den
ihm gebührenden Rang zu sichern." Was sagt ihr dazu, Belgien und
Preußen? Noch nicht zufrieden? Vielleicht versteht ihr nicht die Tragweite
dieses "gebührenden Ranges," den rechten Umfang eines Napoleonischen Kaiser-
thums zu bemessen? Ja, hätte der Kaiser jemals eine Gier nach anderer
Leute Landen gezeigt; hätte er jemals seine Armee zu andern Gängen als
denen des Wohlwollens und der Liebe gebraucht, je einen großen Staat ge-
sprengt, oder einen kleinen eingeschüchtert, oder einem unterthänigen Freund
eine Provinz weggenommen, dann dürstet ihr von einigem Vorwand zu eurem
unsinnigen Argwohn sprechen. Jemand hat euch wohl die schändliche Ver-
leumdung ins Ohr geraunt "daß der Kaiser wie ein Verschwörer Krieg führe."
Und durch eine unlogische Methode des Denkens kommt ihr zu dem Schluß
daß euch dasselbe widerfahren könne was andern widerfahren ist. Die Deut-
schen neigen von Natur zur Pedanterie, und denken daher vielleicht, wenn
des Nachbars Haus brennt, gleich ins Zeug gehen zu müssen weil ein lateini-
scher Autor dieß von Aeneas fingt ... Ja die Verleumder des Kaisers sprengen
aus daß er in den Niederlanden jene präliminären Zetteleien anstifte die der
Losreißung der Lombardei und der Theilung Piemonts vorhergiengen; daß
es in Paris ein besonderes Regierungsbüreau gebe zur Fabricirung von
Zeitungsartikeln die dann in auswärtige Blätter geschmuggelt werden. Sie
thun diesem großen Potentaten das Unrecht an zu behaupten daß er ein
unseren kleinen Buchhändlern und "puffenden" Krämern bekanntes System
befolge, welches darin besteht unschuldige Zeitungsherausgeber mit angeblichen
Neuigkeiten zu mystisiciren, hinter denen sich immer ein geschäftlicher Zweck
verbirgt. Man hat uns von Zeit zu Zeit solche Sächelchen ausgeschnitten
und zugesandt, nebst einer Geschichte von der Verfasserschaft, dem Ursprung
und dem geheimen Mechanismus der Mausfalle. Wir hatten, natürlich,
stets ein zu festes Vertrauen zur Loyalität des Kaisers um ein Wort davon
zu glauben. Dieselben Leute behaupten daß seine Agenten jetzt die Fabrikstädte
Belgiens bereisen, um den Arbeitern und Herren zu erklären: wie viel besser sie

[Spaltenumbruch] mehr aber iſt es die Pſlicht des Staats einem Inſtitut unter die Arme zu
greifen welches der Hauptträger der öſterreichiſchen und deutſchen Intereſſen
in der Adria und im mittelländiſchen Meer iſt! Ferner muß man berück-
ſichtigen daß der Lloyd im Jahr 1854 während der günſtigen Epoche des
orientaliſchen Kriegs liquidiren wollte, jedoch von der Regierung nicht die Be-
willigung dazu erhielt, und daß er vertragsmäßig verpflichtet iſt ſo viele
paſſive Linien regelmäßig als Poſtanſtalt zu befahren. Den Rutzen davon
hat der Staat und das Publicum, den Schaden trägt der Lloyd. — Mit
dem heutigen Dampfer nach Ancona gehen wieder 150 Freiwillige nach
Ancona ab, darunter 91 Irländer, auch nach Molfetta werden mit dieſer Ge-
legenheit 120 Freiwillige befördert.

Oeſterreichiſche Monarchie.

Ein neues Hofer-Monument wurde zu Mautua kürzlich errichtet, und
zwar an jener Stelle wo Hofer vor 50 Jahren ſtand um erſt von 13 Flinten-
kugeln getroffen zu ſterben. Zwar war die Stelle auch früher ſchon durch die
Sorgfalt des Oberſten Maretiſch, der als Geniedirector zu Mantua ſtarb, mit
einer am Boden liegenden Steintafel gekennzeichnet worden. Doch enthielt
dieſe nichts als die Anfangsbuchſtaben des Namens und den Todestag. So
ſtand dieſes beſcheidene Denkmal viele Jahre, gepflegt und gehütet von mancher
biederen Soldatenhand; doch der Zahn der Zeit, beſonders die letzten Kriegs-
ereigniſſe hatten es ſehr beſchädigt, in neueſter Zeit (April l. J.) aber
ungeſchickte Hände auch den Stein zertrümmert. Das Officiercorps eines
eben in Mantua garniſonirenden Bataillons des Tiroler Kaiſerregiments, da-
von kaum in Kenntniß geſetzt, beſchloß ſogleich einſtimmig die Renovirung die-
ſes Denkmals, und zwar in einer Art die des alten theuern Landsmannes
würdig ſey, aber auch der ſchnellen Zerſtörung der Zeit und frevelnden Hän-
den Tretz biete. Die deßhalb geſtellte Bitte wurde von dem gegenwärtigen
Feſtungscommandanten von Mantua, FML. v. Habermann, nicht bloß zu-
vorkommend gewährt, ſondern derſelbe betheiligte ſich auch ſelbſt an der Aus-
führung in hervorragender Weiſe. Und ſo erhebt ſich nun ſeit dem 12 Mai,
an der Stelle wo Andreas Hofer während der Vollſtreckung des Urtheils ſtand,
auf einem acht Zoll hohen Steinſockel eine abgeſtutzte, ungefähr vier Schuh
hohe Pyramide aus weißem venetianiſchen Marmor, deren Vorderſeite capellen-
artig ausgearbeitet und geſchliffen die wenigen Worte enthält: Andreas Hofer,
am 21 Februar 1810; darunter in Relief ein ſchlichtes Kreuz und 13 pyra-
midenförmig geordnete Gewehrkugeln. Ein Kranz von heranſproſſendem
immergrünen Bux umgibt die Pyramide, und einige junge Eſchen werfen
darauf ihren Schatten. Akazien durchduſten die Luft, und üppiges Gras um-
grünt die ſtille Stätte.

Schweiz.

Daß Louis Napoleon heute nach Lyon geht um
dort die von Nizza zurückkehrende Kaiſerin-Mutter von Rußland zu begrüßen,
hat uns geſtern Abend ein Telegramm aus Paris beſtätigt. In Paris,
wo man ſich, nebenbei geſagt, ſeit einigen Tagen in der Verbreitung der aben-
teuerlichſten Gerüchte ganz beſonders gefällt, was ſicher nicht ohne Bedeutung
iſt, behauptet man auch: Louis Napoleon werde die Wittwe des Kaiſers
Nikolaus bis an die deutſche Gränze begleiten, wo dann die vielbeſprochene
Zuſammenkunft mit dem Prinz-Regenten von Preußen ſtattfinden würde.
„Nichts dürfte natürlicher ſcheinen,“ ſchreibt man dem „Journal de Genève“
aus Paris, „als ein ſolch zufälliges Rencontre zwiſchen dem Kaiſer der Fran-
zoſen, dem höflichen Begleiter der Kaiſerin-Mutter von Rußland, und dem
ſeiner erlauchten Schweſter bis an die Gränzen ſeines Reichs entgegeneilenden
Prinz-Regenten von Preußen.“ (Bekanntlich blieben dieß nur Gerüchte.
Der Prinz-Regent gieng nach Berlin, vielleicht eben um jeder Möglichkeit
einer Zuſammenkunſt vorzubeugen, und wird erſt am 9 wieder in Baden er-
wartet.) Auch das andere Pariſer on dit, von ſeiner Zuſammenkunft mit
dem Kaiſer Franz Joſeph und dem König der Belgier in Spaa, ſey einſtweilen
noch der Kategorie der höchſt zweifelvollen Gerüchte eingereiht. Möchte doch
recht bald die Nachricht: „Preußen und Oeſterreich ſind einig und das ge-
ſammte Deutſchland mit ihnen“ dieſer Pariſer Depeſchenfabrik ein Ende
machen. — John Perrier, der Anſtiſter und Leiter des tollen Savoyer Put-
ſches, iſt jedenfalls ein curioſer Burſche. Erſt will er ſeine Zelle in Brand
ſtecken um das edle Gut der Freiheit zu erringen, und jetzt da man einem
Geſuch ſeiner Freunde, ihn gegen Caution proviſoriſch freizulaſſen, entſprechen
will, weigert er ſich ſein Gefängniß vor dem definitiven Urtheil der Richter
zu verlaſſen. Will er die Martyrerkrone erringen? oder denkt er vielleicht
daß, wenn er jetzt die Freiheit annimmt, die 25,000 Francs welche er, wie es
heißt, als Entſchädigung beanſpruchen will, bedeutend geſchmälert werden wür-
den falls das Urtheil ihm günſtig lauten ſollte? — Im Kanton Teſſin iſt der
Berſuch die Liberalen und Conſervativen zu verſöhnen leider geſcheitert. Gleich
am Tage darauf hat der große Rath eine Amneſtie für alle politiſchen Ver-
gehen älteren und neueren Datums ertheilt — ein Beweis daß es den Libe-
ralen mit der Verſöhnung ernſt iſt. — Vor einigen Tagen war Graf Buol,
der ehemalige öſterreichiſche Miniſter, in Chur. Graf Buol, zu der Bündner
Familie Buol-Schauenſtein gehörend, beſuchte dem „Bündner Tagblatt“ zu-
[Spaltenumbruch] folge die Punkte welche für ihn ein geſchichtliches und Familienintereſſe haben:
am Pfingſtmontag Churwalden, an deſſen Eingang die Ruine Straßberg ſich
befindet; am Pfingſtdienſtag, in Begleitung des Hrn. Oberſten Buol v. Realta,
Reichenau, wo ſein Großvater wohnte, Rhäzüns und das Domleſchg, wo
Rietberg, Ehrenfels und Schauenſtein, noch wohnlich und bewohnt, ſtehen.
Obſchon das Wetter nicht ſehr günſtig war, ſoll es ihm recht wohl in ſeiner
alten Heimath gefallen haben.

Großbritannien.

Die königl. Familie iſt geſtern Abend von der Inſel Wight wohlbehalten
in der Hauptſtadt eingetroffen.

Einer der älteſten Diplomaten des Landes iſt geſtern geſtorben: William
Acourt Baron Heytesbury of Heytesbury, Peer des vereinigten Königreichs
ſeit dem Jahr 1828. Geboren am 11 Jul. 1779, erhielt er ſchon im Jahr
1801 unter Lord Hawkesbury, dem ſpätern Lord Liverpool, die Stelle als
Geſandtſchaftsſecretär in Neapel, war im Jahr 1807 Secretär bei der ſpe-
ciellen Miſſion nach Wien, 1812 erſter Commiſſarius für die Angelegenheiten
Malta’s, 1813 Geſandter in der Berberei, ſpäter Geſandter in Neapel und
in Madrid und Liſſabon, endlich vom April 1828 bis Aug. 1832 Geſandter
in St. Petersburg. Damit war ſeine diplomatiſche Laufbahn geſchloſſen;
doch bekleidete er ſeitdem mehrere hohe Civilpoſten, war unter anderm von
1844 bis 1846 Vicekönig von Irland und bis 1857 Gouverneur der Inſel
Wight. Außerdem hatte er als Belohnung für ſeine diplomatiſchen Dienſte
das Großkreuz des Bath-Ordens und eine Penſion von 1700 Pf. St. er-
halten. Der Erbe des Titels iſt ſein einziger Sohn, der gegenwärtig 51
Jahre alt iſt.

Die Rede worin der franzöſiſche Finanz-Achilles — die Homeri-
ſchen Heldennamen finden heutzutage hin und wieder eine gar ironiſche
Anwendung — zu Tarbes Vertrauen zur Friedenspolitik des Kaiſers
Napoleon predigte, wird in England wenig berückſichtigt. Bloß zwei
Blätter machen einiges Aufheben davon. In der Palmerſton’ſchen
M. Poſt wird die Rede pflichtſchuldig, aber ſchwächlich ſecundirt, in der
Times gelinde perſiflirt. „Sehr gütig vom Kaiſer,“ beißt es in dieſem
leitenden Blatt,„uns durch ſeinen Achilles verſichern zu laſſen daß nichts zu
fürchten ſey. Wir ſollten ihm lieber Bertrauen ſchenken. Seine Mäßigung
in der Vergangenheit iſt eine Bürgſchaft für die Zukunft. Warum ſollte
Preußen nuruhig werden, und Belgien ſich Sorgen machen? Warum will
England ſich durchaus in der Stille, und, ſetzen wir nur hinzu mit Leidweſen,
zu einer furchtbaren Kraftanſtrengung vorbereiten? Man höre nur was Hr.
Fould ſagt, und beruhige ſich. Wenn auch ein Habicht in den Lüften ſchwebt
— er denkt an nichts böſes. Niſtet nur behaglich ihr fetten Rebhühnchen; er
iſt noch nicht hungrig, er hat ſein letztes Mahl noch nicht verdaut; wenn er in
weiten Kreiſen ſchweift und dann und wann niederſchießt, ſo will er ſich nur
einige Bewegung machen und ſeine Schwingen üben. Und fordert den Ge-
waltigen nicht durch euern Unglauben heraus. Hr. Fould erinnert euch daß
der Kaiſer ſchon mehrmals verkündet hat: er wünſche nur Frankreich „den
ihm gebührenden Rang zu ſichern.“ Was ſagt ihr dazu, Belgien und
Preußen? Noch nicht zufrieden? Vielleicht verſteht ihr nicht die Tragweite
dieſes „gebührenden Ranges,“ den rechten Umfang eines Napoleoniſchen Kaiſer-
thums zu bemeſſen? Ja, hätte der Kaiſer jemals eine Gier nach anderer
Leute Landen gezeigt; hätte er jemals ſeine Armee zu andern Gängen als
denen des Wohlwollens und der Liebe gebraucht, je einen großen Staat ge-
ſprengt, oder einen kleinen eingeſchüchtert, oder einem unterthänigen Freund
eine Provinz weggenommen, dann dürſtet ihr von einigem Vorwand zu eurem
unſinnigen Argwohn ſprechen. Jemand hat euch wohl die ſchändliche Ver-
leumdung ins Ohr geraunt „daß der Kaiſer wie ein Verſchwörer Krieg führe.“
Und durch eine unlogiſche Methode des Denkens kommt ihr zu dem Schluß
daß euch dasſelbe widerfahren könne was andern widerfahren iſt. Die Deut-
ſchen neigen von Natur zur Pedanterie, und denken daher vielleicht, wenn
des Nachbars Haus brennt, gleich ins Zeug gehen zu müſſen weil ein lateini-
ſcher Autor dieß von Aeneas fingt ... Ja die Verleumder des Kaiſers ſprengen
aus daß er in den Niederlanden jene präliminären Zetteleien anſtifte die der
Losreißung der Lombardei und der Theilung Piemonts vorhergiengen; daß
es in Paris ein beſonderes Regierungsbüreau gebe zur Fabricirung von
Zeitungsartikeln die dann in auswärtige Blätter geſchmuggelt werden. Sie
thun dieſem großen Potentaten das Unrecht an zu behaupten daß er ein
unſeren kleinen Buchhändlern und „puffenden“ Krämern bekanntes Syſtem
befolge, welches darin beſteht unſchuldige Zeitungsherausgeber mit angeblichen
Neuigkeiten zu myſtiſiciren, hinter denen ſich immer ein geſchäftlicher Zweck
verbirgt. Man hat uns von Zeit zu Zeit ſolche Sächelchen ausgeſchnitten
und zugeſandt, nebſt einer Geſchichte von der Verfaſſerſchaft, dem Urſprung
und dem geheimen Mechanismus der Mausfalle. Wir hatten, natürlich,
ſtets ein zu feſtes Vertrauen zur Loyalität des Kaiſers um ein Wort davon
zu glauben. Dieſelben Leute behaupten daß ſeine Agenten jetzt die Fabrikſtädte
Belgiens bereiſen, um den Arbeitern und Herren zu erklären: wie viel beſſer ſie

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[2601/0005] mehr aber iſt es die Pſlicht des Staats einem Inſtitut unter die Arme zu greifen welches der Hauptträger der öſterreichiſchen und deutſchen Intereſſen in der Adria und im mittelländiſchen Meer iſt! Ferner muß man berück- ſichtigen daß der Lloyd im Jahr 1854 während der günſtigen Epoche des orientaliſchen Kriegs liquidiren wollte, jedoch von der Regierung nicht die Be- willigung dazu erhielt, und daß er vertragsmäßig verpflichtet iſt ſo viele paſſive Linien regelmäßig als Poſtanſtalt zu befahren. Den Rutzen davon hat der Staat und das Publicum, den Schaden trägt der Lloyd. — Mit dem heutigen Dampfer nach Ancona gehen wieder 150 Freiwillige nach Ancona ab, darunter 91 Irländer, auch nach Molfetta werden mit dieſer Ge- legenheit 120 Freiwillige befördert. Oeſterreichiſche Monarchie. Ein neues Hofer-Monument wurde zu Mautua kürzlich errichtet, und zwar an jener Stelle wo Hofer vor 50 Jahren ſtand um erſt von 13 Flinten- kugeln getroffen zu ſterben. Zwar war die Stelle auch früher ſchon durch die Sorgfalt des Oberſten Maretiſch, der als Geniedirector zu Mantua ſtarb, mit einer am Boden liegenden Steintafel gekennzeichnet worden. Doch enthielt dieſe nichts als die Anfangsbuchſtaben des Namens und den Todestag. So ſtand dieſes beſcheidene Denkmal viele Jahre, gepflegt und gehütet von mancher biederen Soldatenhand; doch der Zahn der Zeit, beſonders die letzten Kriegs- ereigniſſe hatten es ſehr beſchädigt, in neueſter Zeit (April l. J.) aber ungeſchickte Hände auch den Stein zertrümmert. Das Officiercorps eines eben in Mantua garniſonirenden Bataillons des Tiroler Kaiſerregiments, da- von kaum in Kenntniß geſetzt, beſchloß ſogleich einſtimmig die Renovirung die- ſes Denkmals, und zwar in einer Art die des alten theuern Landsmannes würdig ſey, aber auch der ſchnellen Zerſtörung der Zeit und frevelnden Hän- den Tretz biete. Die deßhalb geſtellte Bitte wurde von dem gegenwärtigen Feſtungscommandanten von Mantua, FML. v. Habermann, nicht bloß zu- vorkommend gewährt, ſondern derſelbe betheiligte ſich auch ſelbſt an der Aus- führung in hervorragender Weiſe. Und ſo erhebt ſich nun ſeit dem 12 Mai, an der Stelle wo Andreas Hofer während der Vollſtreckung des Urtheils ſtand, auf einem acht Zoll hohen Steinſockel eine abgeſtutzte, ungefähr vier Schuh hohe Pyramide aus weißem venetianiſchen Marmor, deren Vorderſeite capellen- artig ausgearbeitet und geſchliffen die wenigen Worte enthält: Andreas Hofer, am 21 Februar 1810; darunter in Relief ein ſchlichtes Kreuz und 13 pyra- midenförmig geordnete Gewehrkugeln. Ein Kranz von heranſproſſendem immergrünen Bux umgibt die Pyramide, und einige junge Eſchen werfen darauf ihren Schatten. Akazien durchduſten die Luft, und üppiges Gras um- grünt die ſtille Stätte. Schweiz.  Bern, 1 Juni. Daß Louis Napoleon heute nach Lyon geht um dort die von Nizza zurückkehrende Kaiſerin-Mutter von Rußland zu begrüßen, hat uns geſtern Abend ein Telegramm aus Paris beſtätigt. In Paris, wo man ſich, nebenbei geſagt, ſeit einigen Tagen in der Verbreitung der aben- teuerlichſten Gerüchte ganz beſonders gefällt, was ſicher nicht ohne Bedeutung iſt, behauptet man auch: Louis Napoleon werde die Wittwe des Kaiſers Nikolaus bis an die deutſche Gränze begleiten, wo dann die vielbeſprochene Zuſammenkunft mit dem Prinz-Regenten von Preußen ſtattfinden würde. „Nichts dürfte natürlicher ſcheinen,“ ſchreibt man dem „Journal de Genève“ aus Paris, „als ein ſolch zufälliges Rencontre zwiſchen dem Kaiſer der Fran- zoſen, dem höflichen Begleiter der Kaiſerin-Mutter von Rußland, und dem ſeiner erlauchten Schweſter bis an die Gränzen ſeines Reichs entgegeneilenden Prinz-Regenten von Preußen.“ (Bekanntlich blieben dieß nur Gerüchte. Der Prinz-Regent gieng nach Berlin, vielleicht eben um jeder Möglichkeit einer Zuſammenkunſt vorzubeugen, und wird erſt am 9 wieder in Baden er- wartet.) Auch das andere Pariſer on dit, von ſeiner Zuſammenkunft mit dem Kaiſer Franz Joſeph und dem König der Belgier in Spaa, ſey einſtweilen noch der Kategorie der höchſt zweifelvollen Gerüchte eingereiht. Möchte doch recht bald die Nachricht: „Preußen und Oeſterreich ſind einig und das ge- ſammte Deutſchland mit ihnen“ dieſer Pariſer Depeſchenfabrik ein Ende machen. — John Perrier, der Anſtiſter und Leiter des tollen Savoyer Put- ſches, iſt jedenfalls ein curioſer Burſche. Erſt will er ſeine Zelle in Brand ſtecken um das edle Gut der Freiheit zu erringen, und jetzt da man einem Geſuch ſeiner Freunde, ihn gegen Caution proviſoriſch freizulaſſen, entſprechen will, weigert er ſich ſein Gefängniß vor dem definitiven Urtheil der Richter zu verlaſſen. Will er die Martyrerkrone erringen? oder denkt er vielleicht daß, wenn er jetzt die Freiheit annimmt, die 25,000 Francs welche er, wie es heißt, als Entſchädigung beanſpruchen will, bedeutend geſchmälert werden wür- den falls das Urtheil ihm günſtig lauten ſollte? — Im Kanton Teſſin iſt der Berſuch die Liberalen und Conſervativen zu verſöhnen leider geſcheitert. Gleich am Tage darauf hat der große Rath eine Amneſtie für alle politiſchen Ver- gehen älteren und neueren Datums ertheilt — ein Beweis daß es den Libe- ralen mit der Verſöhnung ernſt iſt. — Vor einigen Tagen war Graf Buol, der ehemalige öſterreichiſche Miniſter, in Chur. Graf Buol, zu der Bündner Familie Buol-Schauenſtein gehörend, beſuchte dem „Bündner Tagblatt“ zu- folge die Punkte welche für ihn ein geſchichtliches und Familienintereſſe haben: am Pfingſtmontag Churwalden, an deſſen Eingang die Ruine Straßberg ſich befindet; am Pfingſtdienſtag, in Begleitung des Hrn. Oberſten Buol v. Realta, Reichenau, wo ſein Großvater wohnte, Rhäzüns und das Domleſchg, wo Rietberg, Ehrenfels und Schauenſtein, noch wohnlich und bewohnt, ſtehen. Obſchon das Wetter nicht ſehr günſtig war, ſoll es ihm recht wohl in ſeiner alten Heimath gefallen haben. Großbritannien. London, 1 Jun. Die königl. Familie iſt geſtern Abend von der Inſel Wight wohlbehalten in der Hauptſtadt eingetroffen. Einer der älteſten Diplomaten des Landes iſt geſtern geſtorben: William Acourt Baron Heytesbury of Heytesbury, Peer des vereinigten Königreichs ſeit dem Jahr 1828. Geboren am 11 Jul. 1779, erhielt er ſchon im Jahr 1801 unter Lord Hawkesbury, dem ſpätern Lord Liverpool, die Stelle als Geſandtſchaftsſecretär in Neapel, war im Jahr 1807 Secretär bei der ſpe- ciellen Miſſion nach Wien, 1812 erſter Commiſſarius für die Angelegenheiten Malta’s, 1813 Geſandter in der Berberei, ſpäter Geſandter in Neapel und in Madrid und Liſſabon, endlich vom April 1828 bis Aug. 1832 Geſandter in St. Petersburg. Damit war ſeine diplomatiſche Laufbahn geſchloſſen; doch bekleidete er ſeitdem mehrere hohe Civilpoſten, war unter anderm von 1844 bis 1846 Vicekönig von Irland und bis 1857 Gouverneur der Inſel Wight. Außerdem hatte er als Belohnung für ſeine diplomatiſchen Dienſte das Großkreuz des Bath-Ordens und eine Penſion von 1700 Pf. St. er- halten. Der Erbe des Titels iſt ſein einziger Sohn, der gegenwärtig 51 Jahre alt iſt. Die Rede worin der franzöſiſche Finanz-Achilles — die Homeri- ſchen Heldennamen finden heutzutage hin und wieder eine gar ironiſche Anwendung — zu Tarbes Vertrauen zur Friedenspolitik des Kaiſers Napoleon predigte, wird in England wenig berückſichtigt. Bloß zwei Blätter machen einiges Aufheben davon. In der Palmerſton’ſchen M. Poſt wird die Rede pflichtſchuldig, aber ſchwächlich ſecundirt, in der Times gelinde perſiflirt. „Sehr gütig vom Kaiſer,“ beißt es in dieſem leitenden Blatt,„uns durch ſeinen Achilles verſichern zu laſſen daß nichts zu fürchten ſey. Wir ſollten ihm lieber Bertrauen ſchenken. Seine Mäßigung in der Vergangenheit iſt eine Bürgſchaft für die Zukunft. Warum ſollte Preußen nuruhig werden, und Belgien ſich Sorgen machen? Warum will England ſich durchaus in der Stille, und, ſetzen wir nur hinzu mit Leidweſen, zu einer furchtbaren Kraftanſtrengung vorbereiten? Man höre nur was Hr. Fould ſagt, und beruhige ſich. Wenn auch ein Habicht in den Lüften ſchwebt — er denkt an nichts böſes. Niſtet nur behaglich ihr fetten Rebhühnchen; er iſt noch nicht hungrig, er hat ſein letztes Mahl noch nicht verdaut; wenn er in weiten Kreiſen ſchweift und dann und wann niederſchießt, ſo will er ſich nur einige Bewegung machen und ſeine Schwingen üben. Und fordert den Ge- waltigen nicht durch euern Unglauben heraus. Hr. Fould erinnert euch daß der Kaiſer ſchon mehrmals verkündet hat: er wünſche nur Frankreich „den ihm gebührenden Rang zu ſichern.“ Was ſagt ihr dazu, Belgien und Preußen? Noch nicht zufrieden? Vielleicht verſteht ihr nicht die Tragweite dieſes „gebührenden Ranges,“ den rechten Umfang eines Napoleoniſchen Kaiſer- thums zu bemeſſen? Ja, hätte der Kaiſer jemals eine Gier nach anderer Leute Landen gezeigt; hätte er jemals ſeine Armee zu andern Gängen als denen des Wohlwollens und der Liebe gebraucht, je einen großen Staat ge- ſprengt, oder einen kleinen eingeſchüchtert, oder einem unterthänigen Freund eine Provinz weggenommen, dann dürſtet ihr von einigem Vorwand zu eurem unſinnigen Argwohn ſprechen. Jemand hat euch wohl die ſchändliche Ver- leumdung ins Ohr geraunt „daß der Kaiſer wie ein Verſchwörer Krieg führe.“ Und durch eine unlogiſche Methode des Denkens kommt ihr zu dem Schluß daß euch dasſelbe widerfahren könne was andern widerfahren iſt. Die Deut- ſchen neigen von Natur zur Pedanterie, und denken daher vielleicht, wenn des Nachbars Haus brennt, gleich ins Zeug gehen zu müſſen weil ein lateini- ſcher Autor dieß von Aeneas fingt ... Ja die Verleumder des Kaiſers ſprengen aus daß er in den Niederlanden jene präliminären Zetteleien anſtifte die der Losreißung der Lombardei und der Theilung Piemonts vorhergiengen; daß es in Paris ein beſonderes Regierungsbüreau gebe zur Fabricirung von Zeitungsartikeln die dann in auswärtige Blätter geſchmuggelt werden. Sie thun dieſem großen Potentaten das Unrecht an zu behaupten daß er ein unſeren kleinen Buchhändlern und „puffenden“ Krämern bekanntes Syſtem befolge, welches darin beſteht unſchuldige Zeitungsherausgeber mit angeblichen Neuigkeiten zu myſtiſiciren, hinter denen ſich immer ein geſchäftlicher Zweck verbirgt. Man hat uns von Zeit zu Zeit ſolche Sächelchen ausgeſchnitten und zugeſandt, nebſt einer Geſchichte von der Verfaſſerſchaft, dem Urſprung und dem geheimen Mechanismus der Mausfalle. Wir hatten, natürlich, ſtets ein zu feſtes Vertrauen zur Loyalität des Kaiſers um ein Wort davon zu glauben. 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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 156, 4. Juni 1860, S. 2601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine156_1860/5>, abgerufen am 24.11.2024.