Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929.Donnerstag, den 17. Januar "AZ am Abend" Nr. 14 Gewaltige Schneemassen nieder gegangen Stürme in der Nordsee stören Dampferverkehr In der Nordsee herrscht Sturm. Der In Thüringen hat der Schneesturm, der In Dänemark sind Schneemassen nieder- In Mecklenburg fiel gleichfalls Schnee in Briefbogen genügen Falscher Abgeordneter verhaftet In über 100 Fällen Schwindeleien geglückt In einer Pension in Charlottenburg Dem Schwindler war es, wie das "Ber- Auf diese Weise ist es dem Betrüger ge- 2568 Ausbrüche des Krakatog in 24 Stunden. Telegraphischen Meldungen aus Batavia zu- General Booth des Heilsarmeeoberkommandos Der Oberste Rat der Heilsarmee hat mit 55 Internationale Verbrechergesellschaft vor dem Münchener Gericht Kreditbriefschwindler Alessi aus Hongkong und Genossen * Die geschädigte Deutsche Bank-Filiale * Das Urteil Eine großzügig organisierte Fahndungsopera- Gestern vormittag begann Bei der Kriminalbehörde herrscht große Be- Sie hatte allerdings auch guten Grund dazu. Am nächsten Tag machte Alessi in Nürn- Dem Bankbeamten schien das verdächtig. Nun begann der Fahndungsdienst in München Die Verhandlung vor der Münchner Straf- Das Gericht verurteilt den schlanken, elegant Thronwechsel in Afghanistan [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
König Aman Allah (links) hat seine Reformbestrebungen gegen das Widerstreben der über- Chinesischer Dampfer gesunken 26 Gerettete * 350 Ertrunkene Schiff auf einen Felsen aufgelaufen * Schwere See Der Dampfer "Hsinwah" ist zwischen Eine neuere Meldung besagt: Mit dem Ueber den Untergang des chinesischen Dampfer "Majestic" durch Sturzwelle beschädigt Ein Toter und Verletzte * Wasser in das Schiff gedrungen Wie der Kapitän des hier eingetroffenen brechende Wasser wurde ein Koch ge- Frauenmord in Krefeld Die mutmaßliche Täterin verhaftet Unter dem dringenden Verdacht, ihre Das Opfer, dem 14 bis 16 Messerstiche [irrelevantes Material] Verführer der Jugend Augsburg, 17. Januar.1 Jahr Gefängnis Die sittlichen Gefahren der Großstadt wur- Das Urteil lautete für den noch nicht ein- Donnerstag, den 17. Januar „AZ am Abend“ Nr. 14 Gewaltige Schneemaſſen nieder gegangen Stürme in der Nordſee ſtören Dampferverkehr In der Nordſee herrſcht Sturm. Der In Thüringen hat der Schneeſturm, der In Dänemark ſind Schneemaſſen nieder- In Mecklenburg fiel gleichfalls Schnee in Briefbogen genügen Falſcher Abgeordneter verhaftet In über 100 Fällen Schwindeleien geglückt In einer Penſion in Charlottenburg Dem Schwindler war es, wie das „Ber- Auf dieſe Weiſe iſt es dem Betrüger ge- 2568 Ausbrüche des Krakatog in 24 Stunden. Telegraphiſchen Meldungen aus Batavia zu- General Booth des Heilsarmeeoberkommandos Der Oberſte Rat der Heilsarmee hat mit 55 Internationale Verbrechergeſellſchaft vor dem Münchener Gericht Kreditbriefſchwindler Aleſſi aus Hongkong und Genoſſen * Die geſchädigte Deutſche Bank-Filiale * Das Urteil Eine großzügig organiſierte Fahndungsopera- Geſtern vormittag begann Bei der Kriminalbehörde herrſcht große Be- Sie hatte allerdings auch guten Grund dazu. Am nächſten Tag machte Aleſſi in Nürn- Dem Bankbeamten ſchien das verdächtig. Nun begann der Fahndungsdienſt in München Die Verhandlung vor der Münchner Straf- Das Gericht verurteilt den ſchlanken, elegant Thronwechſel in Afghaniſtan [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
König Aman Allah (links) hat ſeine Reformbeſtrebungen gegen das Widerſtreben der über- Chinesischer Dampfer gesunken 26 Gerettete * 350 Ertrunkene Schiff auf einen Felſen aufgelaufen * Schwere See Der Dampfer „Hſinwah“ iſt zwiſchen Eine neuere Meldung beſagt: Mit dem Ueber den Untergang des chineſiſchen Dampfer „Majeſtic“ durch Sturzwelle beſchädigt Ein Toter und Verletzte * Waſſer in das Schiff gedrungen Wie der Kapitän des hier eingetroffenen brechende Waſſer wurde ein Koch ge- Frauenmord in Krefeld Die mutmaßliche Täterin verhaftet Unter dem dringenden Verdacht, ihre Das Opfer, dem 14 bis 16 Meſſerſtiche [irrelevantes Material] Verführer der Jugend Augsburg, 17. Januar.1 Jahr Gefängnis Die ſittlichen Gefahren der Großſtadt wur- Das Urteil lautete für den noch nicht ein- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header">Donnerstag, den 17. Januar „AZ am Abend“ Nr. 14</fw><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewaltige Schneemaſſen nieder gegangen</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Stürme in der Nordſee ſtören Dampferverkehr</hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Hamburg,</hi> 17. Januar</dateline><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Nordſee</hi> herrſcht Sturm. Der<lb/> Dampferverkehr Oſtende—Dover iſt unterbrochen.<lb/> Von der Küſte werden Beſchädigungen gemeldet.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Thüringen</hi> hat der Schneeſturm, der<lb/> die ganze Nacht hindurch andauerte, Verkehrs-<lb/> ſtörungen auf der Eiſenbahn hervorgerufen. Auch<lb/> der regelmäßige Kraftpoſtverkehr wurde unter-<lb/> brochen.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Dänemark</hi> ſind Schneemaſſen nieder-<lb/> gegangen, wie man ſie ſeit Jahren nicht beob-<lb/><cb/> achtet hat. Eiſenbahn- und Dampfſchiffverkehr<lb/> erleiden ſtarke Verſpätungen. An Fiſcherfahr-<lb/> zeugen wurden Beſchädigungen verurſacht und<lb/> in den Hafenſtädten traten Ueberſchwemmungen<lb/> ein.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Mecklenburg</hi> fiel gleichfalls Schnee in<lb/> außergewöhnlich großer Menge, ebenſo in<lb/><hi rendition="#g">Pommern,</hi> ſo daß auch hier größere Ver-<lb/> kehrsſtörungen eintraten. Im <hi rendition="#g">Rieſengebirge</hi><lb/> fiel etwa ½ Meter Neuſchnee und nachts tobte<lb/> ein heftiger Sturm. 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Der Schwindler ſchrieb<lb/> auf den geſtohlenen Briefbogen an bekannte<lb/> Großkaufleute und Bankiers, daß der Etat<lb/> die Mittel für die Gefangenenfürſorge über-<lb/> ſchritten und man deshalb gezwungen ſei,<lb/> die Mildtätigkeit von Privatperſonen in<lb/> Anſpruch zu nehmen. Er unterzeichnete die<lb/><cb/> Briefe mit „Dr. Stolzenberg, M. d. R.,<lb/> ehrenamtlicher Vorſitzender der Deutſchen<lb/> Gefangenenfürſorge“.</p><lb/> <p>Auf dieſe Weiſe iſt es dem Betrüger ge-<lb/> lungen, in über 190 Fällen Beträge zwi-<lb/> ſchen 10 und 200 Mark zu erlangen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>2568 Ausbrüche des Krakatog in 24 Stunden.</p><lb/> <p>Telegraphiſchen Meldungen aus Batavia zu-<lb/> folge befindet ſich der Inſelvulkan <hi rendition="#g">Krakatog</hi><lb/> ſeit mehreren Tagen wieder in ſehr lebhafter<lb/> Tätigkeit. Während der letzten 24 Stunden wur-<lb/> den nicht weniger als 2568 Ausbrüche gezählt,<lb/> von denen der ſtärkſte eine Höhe von 420 Metern<lb/> erreichte. Ferner wurden 258 unterſeeiſche Aus-<lb/> brüche und 56 Waſſerfontänen regiſtriert.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#c">General Booth des Heilsarmeeoberkommandos<lb/> entſetzt.</hi> </p><lb/> <p>Der Oberſte Rat der Heilsarmee hat mit 55<lb/> gegen 8 Stimmen General Booth für unfähig er-<lb/> klärt, das Oberkommando der Heilsarmee fortzu-<lb/> führen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Internationale Verbrechergeſellſchaft<lb/> vor dem Münchener Gericht</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Kreditbriefſchwindler Aleſſi aus Hongkong und Genoſſen * Die geſchädigte Deutſche Bank-Filiale * Das Urteil</hi> </p> </argument><lb/> <p>Eine großzügig organiſierte Fahndungsopera-<lb/> tion, an der die Ermittlungsabteilung der um<lb/><hi rendition="#g">20 000 Mark</hi> geſchädigten <hi rendition="#g">Deutſchen<lb/> Bank,</hi> die Kriminalpolizei und der beſonders<lb/> tüchtige Berliner Detektiv Knopf in ausgezeich-<lb/> neter Zuſammenarbeit beteiligt waren, hat die<lb/> Fäden einer geriſſenen und glänzend funktionie-<lb/> renden internationalen Verbrechertätigkeit auf-<lb/> gedeckt und die Hauptbeteiligten ermittelt, ſo daß<lb/> ſie verhaftet werden konnten.</p><lb/> <p>Geſtern vormittag begann<lb/><hi rendition="#c">vor dem hieſigen Gericht</hi><lb/> die Verhandlung gegen die gefährlichen Betrüger,<lb/> denen noch eine Reihe anderer ſchwerer Taten,<lb/> wie ein Raubüberfall auf den Warſchauer Tabak-<lb/> fabrikanten <hi rendition="#g">Nedel,</hi> ein zweiter Raubüberfall<lb/> auf einen Kaſſenboten in Prag, umfangreiche<lb/> Betrügereien bei einer amerikaniſchen Bank in<lb/> Amſterdam, bei der 50 000 Dollar erbeutet wur-<lb/> den, und andere Verbrechen zur Laſt gelegt<lb/> werden.</p><lb/> <p>Bei der Kriminalbehörde herrſcht große Be-<lb/> friedigung darüber, daß es gelungen iſt, eine ſo<lb/> gefährliche internationale Gauner- und Ver-<lb/> brecherbande, die mit den raffinierteſten, abge-<lb/> feimteſten Mitteln ſich gegenſeitig in die Hand<lb/> arbeitete, wenigſtens in ihren Hauptgliedern<lb/> dingfeſt zu machen: und auch die Deutſche Bank<lb/> hat dabei in vorzüglicher Weiſe mitgearbeitet.</p><lb/> <p>Sie hatte allerdings auch guten Grund dazu.<lb/> Denn<lb/><hi rendition="#c">ihre Münchner Filiale</hi><lb/> iſt dem Hauptſchwindler <hi rendition="#g">Aleſſi</hi> — oder Milani<lb/> — er hat verſchiedene Namen — ins Garn ge-<lb/> gangen und um tauſend Pfund — 20 000 Mark<lb/> — betrogen worden. Dieſer Aleſſi erſchien am<lb/> 26. Juli auf der hieſigen Deutſchen Bank und<lb/> wies einen Kreditbrief der Yokohama Spezial-<lb/> Bank über 5800 engliſche Pfund vor. 8000 Mk.<lb/> waren bereits <hi rendition="#aq">am</hi> 19. Juni auf der Hongkonger<lb/> Filiale der Yokohama Spezial-Bank erhoben<lb/> worden. Jetzt erhob er 20 000 Mark. Alles<lb/> war einwandfrei, Kreditbrief, Letter of indication<lb/> und Paß ſchienen in Ordnung, der Herr hatte<lb/> ſüdländiſches Ausſehen —<lb/><hi rendition="#c">die 20 000 Mark wurden ausbezahlt.</hi><lb/> In Wirklichkeit war der Kreditbrief alt und längſt<lb/> abgelaufen.</p><lb/> <p>Am nächſten Tag machte Aleſſi in <hi rendition="#g">Nürn-<lb/> berg</hi> bei der deutſchen Bankfiliale ebenfalls<lb/> einen Verſuch mit ſeinem Kreditbrief. Diesmal<lb/> wollte er 30 000 Mark abheben. Das Aus-<lb/> zahlungsdatum der Münchner Filiale war auf<lb/> den 6. Juli abgeändert, doch ſo, daß man die<lb/> Fälſchung nicht merkte. Nur fiel dem Nürn-<lb/> berger Kaſſenbeamten auf, daß die erſte Aus-<lb/> zahlung in Hongkong am 19. Juni, die zweite in<lb/> München bereits am 6. Juli, alſo nur 15 Tage<lb/> ſpäter erfolgt war. Der Mann hätte alſo in<lb/> 15 Tagen von Hongkong nach München gereiſt<lb/> ſein müſſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#c">Dem Bankbeamten ſchien das verdächtig.</hi><lb/> Er hieß Aleſſi warten — aber dieſer zog es vor,<lb/> zu <hi rendition="#g">verſchwinden,</hi> wobei er den Kreditbrief<lb/> und ſeinen Paß zurückließ.</p><lb/> <cb/> <p>Nun begann der Fahndungsdienſt in München<lb/> und Berlin, unterſtützt von der Ermittlungs-<lb/> abteilung der Bank, zu arbeiten, und in verhält-<lb/> nismäßig kurzer Zeit gelang es, Aleſſi in Berlin<lb/> in einem italieniſchen Reſtaurant der Anhalter-<lb/> ſtraße zu „ſichten“ und zu verhaften. Der Fahn-<lb/> dungsleiter der Deutſchen Bank hatte ſich mit<lb/> dem Inſtinkt eines Sherlock Holmes geſagt, daß<lb/> der Betrüger ohne Paß nicht Deutſchland ver-<lb/> laſſen könne, folglich ſich noch hier befinden<lb/> müſſe. Der Gedanke erwies ſich als richtig und<lb/> Aleſſi-Milani konnte in Berlin verhaftet werden.<lb/> Daß er ſeine großangelegten Betrügereien<lb/><hi rendition="#c">nicht allein ausgeführt</hi><lb/> haben konnte, war klar. Die Spuren zu zwei<lb/> Komplicen wieſen nach Frankfurt a. M. und nach<lb/> Marſeille. Mit Hilfe einer aus dem Gedächtnis<lb/> angefertigten Zeichnung des Inhabers des ita-<lb/> lieniſchen Reſtaurants konnte der eine, ein älte-<lb/> rer, vornehm ausſehender Italiener namens<lb/> Ugo <hi rendition="#g">Marcheſini,</hi> der Sohn eines Juweliers<lb/> in Fierenzi, gefunden und ebenfalls feſtgenom-<lb/> men werden. Mit ihm ſcheint man<lb/><hi rendition="#c">das geiſtige Oberhaupt der Bande,</hi><lb/><cb/> der noch der außerordentlich geſchickte Fälſcher<lb/> der Kreditbriefe und Päſſe, Eligio <hi rendition="#g">Caſini</hi> und<lb/> ein weibliches Mitglied, die „Mexikoreiſende“<lb/> Lina <hi rendition="#g">Giuſani</hi> angehörten, gefaßt zu haben.</p><lb/> <p>Die Verhandlung vor der Münchner Straf-<lb/> kammer gegen die beiden, Milani (Aleſſi) und<lb/> Marcheſini, iſt ſchwierig und mühſam, da ſie faſt<lb/><hi rendition="#c">nur italieniſch</hi><lb/> ſprechen. Sie ſpielen die Harmloſen, Unſchuldi-<lb/> gen, die keinen Betrug gemeinſam verabredet<lb/> haben, keiner will vom anderen gewußt haben,<lb/> daß er etwas Unrechtes vorhatte. Die verſchie-<lb/> denen Namen, mit denen ſie ſich nannten, ſtellen<lb/> ſie als Spielerei hin, als Scherz. Marcheſini<lb/> gibt lediglich zu, daß er einmal für Milani, als<lb/> dieſer ſeine Papiere verloren hatte, neue, ge-<lb/> fälſchte Papiere aus Marſeille beſorgen wollte.</p><lb/> <p>Das Gericht verurteilt den ſchlanken, elegant<lb/> ausſehenden Milani-Aleſſi trotz ſeiner Unſchulds-<lb/> miene und trotz ſeiner höflichen Verbeugungen<lb/> wegen Urkundenfälſchung, Betrug und verſuchten<lb/> Betrugs zu<lb/><hi rendition="#c">vier Jahren Zuchthaus, Marcheſini wegen<lb/> Begünſtigung zu ſieben Monaten Gefängnis.</hi></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Thronwechſel in Afghaniſtan</hi> </head><lb/> <figure> <p>König Aman Allah (links) hat ſeine Reformbeſtrebungen gegen das Widerſtreben der über-<lb/> wiegend konſervativen Bevölkerung, namentlich der reaktionär-orthodoxen Geiſtlichkeit, nicht<lb/> durchſetzen können. Trotz der ſcheinbaren Ueberwindung des Aufſtandes wurde er durch<lb/> wachſenden Widerſtand zur Abdankung zugunſten ſeines älteren Bruders, des Prinzen<lb/> Juayat Allah (rechts), gezwungen.</p> </figure><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Chinesischer Dampfer gesunken</hi><lb/> <hi rendition="#b">26 Gerettete * 350 Ertrunkene</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Schiff auf einen Felſen aufgelaufen * Schwere See</hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Hongkong,</hi> 17. Januar.</dateline><lb/> <p>Der Dampfer „Hſinwah“ iſt zwiſchen<lb/> Hankau und Hongkong in der Nähe von<lb/> Waglan auf einen Felſen gelaufen und ge-<lb/> ſunken. 20 Paſſagiere konnten in einem<lb/> Rettungsboot die Küſte erreichen, ſechs wei-<lb/> tere Perſonen, darunter der zweite Offizier<lb/> des Schiffes wurden von einer Fiſcher-<lb/> dſchunke aufgenommen. Man befürchtet,<lb/> daß von den 400 Perſonen einſchließlich der<lb/> 103 Mann Beſatzung die ſich an Bord des<lb/> Schiffes befanden, nur wenige gerettet wer-<lb/> den konnten.</p><lb/> <p>Eine neuere Meldung beſagt: Mit dem<lb/> chineſiſchen Dampfer „Hſinwah“, unter<lb/> deſſen Paſſagieren ſich etwa 30 Frauen und<lb/> zahlreiche Kinder, jedoch keine Europäer be-<lb/> fanden, ſind wahrſcheinlich über 350 Per-<lb/><cb/> ſonen untergegangen. Unter den 26 Ge-<lb/> retteten befinden ſich vier Paſſagiere. Man<lb/> rechnet mit der Möglichkeit, daß einige<lb/> Ueberlebende ſich an der Küſte der benach-<lb/> barten Inſeln retten konnten. Die Nach-<lb/> forſchungen werden durch das ſtürmiſche<lb/> Meer erſchwert.</p><lb/> <p>Ueber den Untergang des chineſiſchen<lb/> Dampfers „Hſinwah“ berichtet Havas aus<lb/> Hongkong, die Dſchunke habe den däniſchen<lb/> Kapitän der „Hſinwah“, Jenſen und zwei<lb/> Chineſen in erſchöpftem Zuſtande aufge-<lb/> nommen. Die Paſſagiere haben ausgeſagt,<lb/> daß der Dampfer nach der Ausfahrt aus<lb/> Svatau mit ſchwerer See zu kämpfen hatte.<lb/> Es habe nur ein Rettungsboot ausgeſetzt<lb/> werden können. Der Dampfer iſt ſofort ge-<lb/> ſunken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dampfer „Majeſtic“ durch Sturzwelle<lb/> beſchädigt</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Ein Toter und Verletzte * Waſſer in das Schiff gedrungen</hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Neuyork,</hi> 17. Januar.</dateline><lb/> <p>Wie der Kapitän des hier eingetroffenen<lb/> White-Star-Dampfers „Majeſtic“, des frühe-<lb/> ren Dampfers „Bismarck“ berichtet, ergoß<lb/> ſich am Montag nachmittag, als ſich das<lb/> Schiff etwa 1500 Kilometer weſtlich der<lb/> amerikaniſchen Küſte befand<lb/><hi rendition="#c">eine gewaltige Sturzwelle über den Bug<lb/> des Dampfers. Durch das herein-</hi></p><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#c">brechende Waſſer wurde ein Koch ge-<lb/> tötet, während mehrere Mitglieder der<lb/> Mannſchaft Verletzungen erlitten</hi><lb/> Eine Anzahl von Stahlſchotten wurden ein-<lb/> gedrückt, ſo daß das Waſſer verſchiedene<lb/> Räume des Schiffes überflutete. Ein Teil<lb/> der Ladung wurde ſchwer beſchädigt, die<lb/> Poſt vollſtändig durchnäßt. 289 Paſſagiere<lb/> der dritten Klaſſe mußten in anderen<lb/> Räumen untergebracht werden. Als der<lb/> Dampfer geſtern eintraf, war die Mann-<lb/> ſchaft immer noch damit beſchäftigt, das<lb/> Waſſer tonnenweiſe aus dem Innern des<lb/> Dampfers auszupumpen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frauenmord in Krefeld</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Die mutmaßliche Täterin verhaftet</hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Krefeld,</hi> 17. Januar.</dateline><lb/> <p>Unter dem dringenden Verdacht, ihre<lb/> Tante, die 29jährige Stenotypiſtin Wilhel-<lb/> mine Leppers, die am Sonntag in ihrer<lb/> Wohnung tot aufgefunden wurde, ermordet<lb/> zu haben, wurde heute die 19jährige Tochter<lb/> Elſe des hieſigen Bäckermeiſters Max Lep-<lb/> pers in Haft genommen. Es hat ſich eine<lb/> Reihe ſchwerwiegender Verdachtsgründe ge-<lb/> gen die Feſtgenommene ergeben. Auch ha-<lb/> ben ſich fünf Zeugen gemeldet, die bekunden,<lb/> die Beſchuldigte, entgegen ihrer Angabe, ſie<lb/> habe am Sonntag nachmittag das elterliche<lb/> Haus nicht verlaſſen, auf der Straße geſehen<lb/> und mit ihr geſprochen zu haben.</p><lb/> <p>Das Opfer, dem 14 bis 16 Meſſerſtiche<lb/> beigebracht worden waren, iſt erdroſſelt<lb/> worden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verführer der Jugend<lb/> 1 Jahr Gefängnis</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 17. Januar.</dateline><lb/> <p>Die ſittlichen Gefahren der Großſtadt wur-<lb/> den durch eine Verhandlung am hieſigen<lb/> Schöffengericht in ein trauriges Licht ge-<lb/> rückt. Der 29 Jahre alte, verheiratete<lb/> Hilfsarbeiter Franz <hi rendition="#g">Robl</hi> aus München,<lb/> hatte Mädchen unter 14 Jahren in den<lb/> Keller einer hieſigen Gaſtwirtſchaft gelockt.<lb/> In der Reinöhlſtraße und im Stadtbach-<lb/> quartier benahm er ſich gegenüber Kindern<lb/> in ganz ſchamloſer Weiſe. Leider ergab ſich<lb/> aber auch die traurige Tatſache, daß die<lb/> weibliche Jugend ſich in ſexuellen Dingen<lb/> ſchon recht erfahren zeigte, ſo daß ſelbſt Er-<lb/> wachſene darüber erſtaunt waren.</p><lb/> <p>Das Urteil lautete für den noch nicht ein-<lb/> ſchlägig vorbeſtraften Angeklagten, der ſich<lb/> förmlich als der Verführte (!) hinzuſtellen<lb/> verſuchte, auf eine Gefängnisſtrafe von<lb/> einem Jahr ab acht Wochen Unterſuchungs-<lb/> haft.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [Seite 3[3]/0003]
Donnerstag, den 17. Januar „AZ am Abend“ Nr. 14
Gewaltige Schneemaſſen nieder gegangen
Stürme in der Nordſee ſtören Dampferverkehr
Hamburg, 17. Januar
In der Nordſee herrſcht Sturm. Der
Dampferverkehr Oſtende—Dover iſt unterbrochen.
Von der Küſte werden Beſchädigungen gemeldet.
In Thüringen hat der Schneeſturm, der
die ganze Nacht hindurch andauerte, Verkehrs-
ſtörungen auf der Eiſenbahn hervorgerufen. Auch
der regelmäßige Kraftpoſtverkehr wurde unter-
brochen.
In Dänemark ſind Schneemaſſen nieder-
gegangen, wie man ſie ſeit Jahren nicht beob-
achtet hat. Eiſenbahn- und Dampfſchiffverkehr
erleiden ſtarke Verſpätungen. An Fiſcherfahr-
zeugen wurden Beſchädigungen verurſacht und
in den Hafenſtädten traten Ueberſchwemmungen
ein.
In Mecklenburg fiel gleichfalls Schnee in
außergewöhnlich großer Menge, ebenſo in
Pommern, ſo daß auch hier größere Ver-
kehrsſtörungen eintraten. Im Rieſengebirge
fiel etwa ½ Meter Neuſchnee und nachts tobte
ein heftiger Sturm. Starkes Schneegeſtöber
ſetzte ſchließlich auch mittags in Berlin ein.
Briefbogen genügen
Falſcher Abgeordneter verhaftet
In über 100 Fällen Schwindeleien geglückt
In einer Penſion in Charlottenburg
wurde der 35jährige Schneider Wilhelm
Mätzig verhaftet, der ſeit längerer Zeit
in Groß-Berlin unter der Maske eines
Reichstagsabgeordneten zahlreiche Geſchäfts-
leute und Bankiers um namhafte Beträge
geſchädigt hat.
Dem Schwindler war es, wie das „Ber-
liner Tageblatt“ berichtet, gelungen, im
Reichstag größere Mengen von Briefbogen
und Umſchlägen zu ſtehlen, die nur für den
Gebrauch der Reichstagsabgeordneten be-
ſtimmt waren und den Aufdruck „Deutſcher
Reichstag“ trugen. Der Schwindler ſchrieb
auf den geſtohlenen Briefbogen an bekannte
Großkaufleute und Bankiers, daß der Etat
die Mittel für die Gefangenenfürſorge über-
ſchritten und man deshalb gezwungen ſei,
die Mildtätigkeit von Privatperſonen in
Anſpruch zu nehmen. Er unterzeichnete die
Briefe mit „Dr. Stolzenberg, M. d. R.,
ehrenamtlicher Vorſitzender der Deutſchen
Gefangenenfürſorge“.
Auf dieſe Weiſe iſt es dem Betrüger ge-
lungen, in über 190 Fällen Beträge zwi-
ſchen 10 und 200 Mark zu erlangen.
2568 Ausbrüche des Krakatog in 24 Stunden.
Telegraphiſchen Meldungen aus Batavia zu-
folge befindet ſich der Inſelvulkan Krakatog
ſeit mehreren Tagen wieder in ſehr lebhafter
Tätigkeit. Während der letzten 24 Stunden wur-
den nicht weniger als 2568 Ausbrüche gezählt,
von denen der ſtärkſte eine Höhe von 420 Metern
erreichte. Ferner wurden 258 unterſeeiſche Aus-
brüche und 56 Waſſerfontänen regiſtriert.
General Booth des Heilsarmeeoberkommandos
entſetzt.
Der Oberſte Rat der Heilsarmee hat mit 55
gegen 8 Stimmen General Booth für unfähig er-
klärt, das Oberkommando der Heilsarmee fortzu-
führen.
Internationale Verbrechergeſellſchaft
vor dem Münchener Gericht
Kreditbriefſchwindler Aleſſi aus Hongkong und Genoſſen * Die geſchädigte Deutſche Bank-Filiale * Das Urteil
Eine großzügig organiſierte Fahndungsopera-
tion, an der die Ermittlungsabteilung der um
20 000 Mark geſchädigten Deutſchen
Bank, die Kriminalpolizei und der beſonders
tüchtige Berliner Detektiv Knopf in ausgezeich-
neter Zuſammenarbeit beteiligt waren, hat die
Fäden einer geriſſenen und glänzend funktionie-
renden internationalen Verbrechertätigkeit auf-
gedeckt und die Hauptbeteiligten ermittelt, ſo daß
ſie verhaftet werden konnten.
Geſtern vormittag begann
vor dem hieſigen Gericht
die Verhandlung gegen die gefährlichen Betrüger,
denen noch eine Reihe anderer ſchwerer Taten,
wie ein Raubüberfall auf den Warſchauer Tabak-
fabrikanten Nedel, ein zweiter Raubüberfall
auf einen Kaſſenboten in Prag, umfangreiche
Betrügereien bei einer amerikaniſchen Bank in
Amſterdam, bei der 50 000 Dollar erbeutet wur-
den, und andere Verbrechen zur Laſt gelegt
werden.
Bei der Kriminalbehörde herrſcht große Be-
friedigung darüber, daß es gelungen iſt, eine ſo
gefährliche internationale Gauner- und Ver-
brecherbande, die mit den raffinierteſten, abge-
feimteſten Mitteln ſich gegenſeitig in die Hand
arbeitete, wenigſtens in ihren Hauptgliedern
dingfeſt zu machen: und auch die Deutſche Bank
hat dabei in vorzüglicher Weiſe mitgearbeitet.
Sie hatte allerdings auch guten Grund dazu.
Denn
ihre Münchner Filiale
iſt dem Hauptſchwindler Aleſſi — oder Milani
— er hat verſchiedene Namen — ins Garn ge-
gangen und um tauſend Pfund — 20 000 Mark
— betrogen worden. Dieſer Aleſſi erſchien am
26. Juli auf der hieſigen Deutſchen Bank und
wies einen Kreditbrief der Yokohama Spezial-
Bank über 5800 engliſche Pfund vor. 8000 Mk.
waren bereits am 19. Juni auf der Hongkonger
Filiale der Yokohama Spezial-Bank erhoben
worden. Jetzt erhob er 20 000 Mark. Alles
war einwandfrei, Kreditbrief, Letter of indication
und Paß ſchienen in Ordnung, der Herr hatte
ſüdländiſches Ausſehen —
die 20 000 Mark wurden ausbezahlt.
In Wirklichkeit war der Kreditbrief alt und längſt
abgelaufen.
Am nächſten Tag machte Aleſſi in Nürn-
berg bei der deutſchen Bankfiliale ebenfalls
einen Verſuch mit ſeinem Kreditbrief. Diesmal
wollte er 30 000 Mark abheben. Das Aus-
zahlungsdatum der Münchner Filiale war auf
den 6. Juli abgeändert, doch ſo, daß man die
Fälſchung nicht merkte. Nur fiel dem Nürn-
berger Kaſſenbeamten auf, daß die erſte Aus-
zahlung in Hongkong am 19. Juni, die zweite in
München bereits am 6. Juli, alſo nur 15 Tage
ſpäter erfolgt war. Der Mann hätte alſo in
15 Tagen von Hongkong nach München gereiſt
ſein müſſen.
Dem Bankbeamten ſchien das verdächtig.
Er hieß Aleſſi warten — aber dieſer zog es vor,
zu verſchwinden, wobei er den Kreditbrief
und ſeinen Paß zurückließ.
Nun begann der Fahndungsdienſt in München
und Berlin, unterſtützt von der Ermittlungs-
abteilung der Bank, zu arbeiten, und in verhält-
nismäßig kurzer Zeit gelang es, Aleſſi in Berlin
in einem italieniſchen Reſtaurant der Anhalter-
ſtraße zu „ſichten“ und zu verhaften. Der Fahn-
dungsleiter der Deutſchen Bank hatte ſich mit
dem Inſtinkt eines Sherlock Holmes geſagt, daß
der Betrüger ohne Paß nicht Deutſchland ver-
laſſen könne, folglich ſich noch hier befinden
müſſe. Der Gedanke erwies ſich als richtig und
Aleſſi-Milani konnte in Berlin verhaftet werden.
Daß er ſeine großangelegten Betrügereien
nicht allein ausgeführt
haben konnte, war klar. Die Spuren zu zwei
Komplicen wieſen nach Frankfurt a. M. und nach
Marſeille. Mit Hilfe einer aus dem Gedächtnis
angefertigten Zeichnung des Inhabers des ita-
lieniſchen Reſtaurants konnte der eine, ein älte-
rer, vornehm ausſehender Italiener namens
Ugo Marcheſini, der Sohn eines Juweliers
in Fierenzi, gefunden und ebenfalls feſtgenom-
men werden. Mit ihm ſcheint man
das geiſtige Oberhaupt der Bande,
der noch der außerordentlich geſchickte Fälſcher
der Kreditbriefe und Päſſe, Eligio Caſini und
ein weibliches Mitglied, die „Mexikoreiſende“
Lina Giuſani angehörten, gefaßt zu haben.
Die Verhandlung vor der Münchner Straf-
kammer gegen die beiden, Milani (Aleſſi) und
Marcheſini, iſt ſchwierig und mühſam, da ſie faſt
nur italieniſch
ſprechen. Sie ſpielen die Harmloſen, Unſchuldi-
gen, die keinen Betrug gemeinſam verabredet
haben, keiner will vom anderen gewußt haben,
daß er etwas Unrechtes vorhatte. Die verſchie-
denen Namen, mit denen ſie ſich nannten, ſtellen
ſie als Spielerei hin, als Scherz. Marcheſini
gibt lediglich zu, daß er einmal für Milani, als
dieſer ſeine Papiere verloren hatte, neue, ge-
fälſchte Papiere aus Marſeille beſorgen wollte.
Das Gericht verurteilt den ſchlanken, elegant
ausſehenden Milani-Aleſſi trotz ſeiner Unſchulds-
miene und trotz ſeiner höflichen Verbeugungen
wegen Urkundenfälſchung, Betrug und verſuchten
Betrugs zu
vier Jahren Zuchthaus, Marcheſini wegen
Begünſtigung zu ſieben Monaten Gefängnis.
Thronwechſel in Afghaniſtan
[Abbildung König Aman Allah (links) hat ſeine Reformbeſtrebungen gegen das Widerſtreben der über-
wiegend konſervativen Bevölkerung, namentlich der reaktionär-orthodoxen Geiſtlichkeit, nicht
durchſetzen können. Trotz der ſcheinbaren Ueberwindung des Aufſtandes wurde er durch
wachſenden Widerſtand zur Abdankung zugunſten ſeines älteren Bruders, des Prinzen
Juayat Allah (rechts), gezwungen.]
Chinesischer Dampfer gesunken
26 Gerettete * 350 Ertrunkene
Schiff auf einen Felſen aufgelaufen * Schwere See
Hongkong, 17. Januar.
Der Dampfer „Hſinwah“ iſt zwiſchen
Hankau und Hongkong in der Nähe von
Waglan auf einen Felſen gelaufen und ge-
ſunken. 20 Paſſagiere konnten in einem
Rettungsboot die Küſte erreichen, ſechs wei-
tere Perſonen, darunter der zweite Offizier
des Schiffes wurden von einer Fiſcher-
dſchunke aufgenommen. Man befürchtet,
daß von den 400 Perſonen einſchließlich der
103 Mann Beſatzung die ſich an Bord des
Schiffes befanden, nur wenige gerettet wer-
den konnten.
Eine neuere Meldung beſagt: Mit dem
chineſiſchen Dampfer „Hſinwah“, unter
deſſen Paſſagieren ſich etwa 30 Frauen und
zahlreiche Kinder, jedoch keine Europäer be-
fanden, ſind wahrſcheinlich über 350 Per-
ſonen untergegangen. Unter den 26 Ge-
retteten befinden ſich vier Paſſagiere. Man
rechnet mit der Möglichkeit, daß einige
Ueberlebende ſich an der Küſte der benach-
barten Inſeln retten konnten. Die Nach-
forſchungen werden durch das ſtürmiſche
Meer erſchwert.
Ueber den Untergang des chineſiſchen
Dampfers „Hſinwah“ berichtet Havas aus
Hongkong, die Dſchunke habe den däniſchen
Kapitän der „Hſinwah“, Jenſen und zwei
Chineſen in erſchöpftem Zuſtande aufge-
nommen. Die Paſſagiere haben ausgeſagt,
daß der Dampfer nach der Ausfahrt aus
Svatau mit ſchwerer See zu kämpfen hatte.
Es habe nur ein Rettungsboot ausgeſetzt
werden können. Der Dampfer iſt ſofort ge-
ſunken.
Dampfer „Majeſtic“ durch Sturzwelle
beſchädigt
Ein Toter und Verletzte * Waſſer in das Schiff gedrungen
Neuyork, 17. Januar.
Wie der Kapitän des hier eingetroffenen
White-Star-Dampfers „Majeſtic“, des frühe-
ren Dampfers „Bismarck“ berichtet, ergoß
ſich am Montag nachmittag, als ſich das
Schiff etwa 1500 Kilometer weſtlich der
amerikaniſchen Küſte befand
eine gewaltige Sturzwelle über den Bug
des Dampfers. Durch das herein-
brechende Waſſer wurde ein Koch ge-
tötet, während mehrere Mitglieder der
Mannſchaft Verletzungen erlitten
Eine Anzahl von Stahlſchotten wurden ein-
gedrückt, ſo daß das Waſſer verſchiedene
Räume des Schiffes überflutete. Ein Teil
der Ladung wurde ſchwer beſchädigt, die
Poſt vollſtändig durchnäßt. 289 Paſſagiere
der dritten Klaſſe mußten in anderen
Räumen untergebracht werden. Als der
Dampfer geſtern eintraf, war die Mann-
ſchaft immer noch damit beſchäftigt, das
Waſſer tonnenweiſe aus dem Innern des
Dampfers auszupumpen.
Frauenmord in Krefeld
Die mutmaßliche Täterin verhaftet
Krefeld, 17. Januar.
Unter dem dringenden Verdacht, ihre
Tante, die 29jährige Stenotypiſtin Wilhel-
mine Leppers, die am Sonntag in ihrer
Wohnung tot aufgefunden wurde, ermordet
zu haben, wurde heute die 19jährige Tochter
Elſe des hieſigen Bäckermeiſters Max Lep-
pers in Haft genommen. Es hat ſich eine
Reihe ſchwerwiegender Verdachtsgründe ge-
gen die Feſtgenommene ergeben. Auch ha-
ben ſich fünf Zeugen gemeldet, die bekunden,
die Beſchuldigte, entgegen ihrer Angabe, ſie
habe am Sonntag nachmittag das elterliche
Haus nicht verlaſſen, auf der Straße geſehen
und mit ihr geſprochen zu haben.
Das Opfer, dem 14 bis 16 Meſſerſtiche
beigebracht worden waren, iſt erdroſſelt
worden.
_
Verführer der Jugend
1 Jahr Gefängnis
Augsburg, 17. Januar.
Die ſittlichen Gefahren der Großſtadt wur-
den durch eine Verhandlung am hieſigen
Schöffengericht in ein trauriges Licht ge-
rückt. Der 29 Jahre alte, verheiratete
Hilfsarbeiter Franz Robl aus München,
hatte Mädchen unter 14 Jahren in den
Keller einer hieſigen Gaſtwirtſchaft gelockt.
In der Reinöhlſtraße und im Stadtbach-
quartier benahm er ſich gegenüber Kindern
in ganz ſchamloſer Weiſe. Leider ergab ſich
aber auch die traurige Tatſache, daß die
weibliche Jugend ſich in ſexuellen Dingen
ſchon recht erfahren zeigte, ſo daß ſelbſt Er-
wachſene darüber erſtaunt waren.
Das Urteil lautete für den noch nicht ein-
ſchlägig vorbeſtraften Angeklagten, der ſich
förmlich als der Verführte (!) hinzuſtellen
verſuchte, auf eine Gefängnisſtrafe von
einem Jahr ab acht Wochen Unterſuchungs-
haft.
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(2022-02-11T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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