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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1872.

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Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 14. Sonntag, 14 Januar 1872.

Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen.

[Spaltenumbruch]

Uebersicht.
Ein Roman von Julius Grosse. -- Pompei und seine Wandinschriften. (III.
Schlußartikel,)
Neueste Posten. München: Condolenzschreiben. Ordensverleihung. Vom
Landtag. Landtagsglossen. Sitzung der Kammer der Reichsräthe. Darm-
stadt:
Heinrich v. Gagern. Berlin: Der deutsche Botschafter in St. Peters-
burg. Dresden: Landtag. Athen: Das neue Ministerium. Verleihung des
goldenen Vließes. New-York: Wiederwahl Shermans. Calcutta: Der
Luschaikrieg. Der Vicekönig.

Telegraphische Berichte.

Entsprechend dem Wunsche der deutschen Regierung
traf der schweizerische Bundesrath Anordnung daß der schweizerisch-deutsche Handels-,
Zoll- und Literatur-Vertrag von 1869 auf Elsaß-Lothringen Anwendung finde.


Wie es heißt, ist die Zahlung der ersten fälligen Rate
von 80 Millionen auf die vierte halbe Milliarde der Kriegsentschädigung für näch-
sten Montag vollständig angewiesen.

Eröfsnungscurse. Oesterr. Creditactien 351,
Staatsbahn 4143/4, 1860er L. --, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silber-
rente --, Galizier --, Spanier --. Tendenz: Fest.

Schlußcurse. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
1001/2, bayer. 41/2proc. Anl. 1001/4, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 41/2proc. bayer.
Ostbahn 149 7/8 , neue Emission 1281/4, mit 40 Proc. Einz. 127 7/8 , Alsenzbahn 1291/2, bad.
Prämien-Ant. 1141/4, 1882er Amerikaner 961/4, Köln-Mindener-L. 983/4, österr. Silber-
rente 64, Papierrente 551/4, 1860er L. 92 1/8 , 1864er L. 1461/2, Bankactien 879, Credit-
actien 3511/2, Lombarden 2181/2, Staatsbahn 414, neue 257, Elisabeth 2493/4, Franz-
Joseph Prior. 893/4, Rudolfsb. Prior. 84, Ungar. Ostbahn Prior. 77, span. 3proc. ausl.
Schuld 32, Napoleons 9.171/2, Darmstädter Bank 450, böhm. Westbahn 269,
Nordwestbahn 90, Oberhessen 833/4, Oregon --. Wechsel: London 1171/2. Paris 913/4,
Wien 101 3/8 .

Nachbörse. Oesterr. Creditactien 3511/2, Staats-
bahn 413, 1860er L. 92, 1882er Amerikaner 961/4, Lombardeu 2183/4, Silberrente 64,
Galizier 2641/2, Bankactien 889 Hausse, ital.-deutsche 931/2. Wechslerbank 1071/2, South-
Eastern 811/4, Handelsbank 122.

Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepesche.) Staats-
bahn-Prior. 59 7/8 , Lombarden-Prior. 50, Central-Pacific 903/4. 7procent. Chicago 85 5/8 .

Abend-Effectensocietät. 1882er Amerikaner Bonds
96, Silberrente 63, 1860er L. 913/4, Creditactien 351, Lombarden 217, Staatsbahn
413, Galizier 2641/4, Elisabeth 2491/2, 3proc. span. ausl. Schuld 32, Bankactien 889,
Ital-deutsche 94, Brüsseler 1081/2, Darmstädter 4551/2.


Anfangsbericht. Oesterr. Creditactien 201,
1860er L. 92, österr.-franz. Staatsbahn 2361/2, Lombardeu 1253/4, Italiener 67 1/8 1882er
Amerikaner 96 7/8 , Türken 50, Rmnänier 451/2. Köln-Mindener Präm.-Anl 98 5/8 ,
Disconto-Commandit 245, Galizier 113. Stimmung: bewegt, Bahnen sehr belebt.

Schlußcurse: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 1001/2, bayer.
41/2proc. Anl. --, 4proc. Präm.-Anl. 115 1/8 , bad. Präm.-Anl. 1133/4, 41/2proc. preuß.
Anl. 1013/4, preuß. Central-Boden-Creditactien 126 7/8 , Disconto-Commandit --, Köln-
Mindener L. 981/2, 1882er Amerikaner 97, österr. Silberrente 64, Papierrente
55, österr. L. v. 1860 911/4, v. 1864 83/4, Creditactien 1993/4, Lombarden 1243/4, österr.-
franz. Staatsbahn 2351/2, neue Staatsbahn 226, Prioritäten 298, Galizier 112,
Türken 493/4, Rumänier 453/4, ital 5proc. Rente 671/4, Südd. Bodencreditbank --,
Nordwestbahn 1301/4, Darmst Zettelbank 1211/4, Oberschl. E.-B.-A. Lit. A. --, Berliner
Wechslerbank 1123/4, Unionbank 120, Rhein. Eifenbahn 164, sächs. Hypotheken-Pfdbrf.
311/2, Preuß. Bank 1991/2, schweiz. Westbahn --, Darmstädter 182. Wechsel: Augsburg
56.20, Frankfurt 56.22, London 6.20 5/8 , Paris 79 1/6 , Wien 86 1/8 .

Schlußcurse: Silberrente 73.40, Papierrente 63, 1860er L.
105.30, 1864er L. 144.50, Bankactien 863, Creditactien 346.60, Lombarden --, Staats-
bahn 409, Anglo-Austrian 343.50, Franco-Austrian 140.50, Unionsbank 300.75, Galizier
260.50, Franz-Joseph 208 75, Prioritäten 102.70, Rudolfsbahn 168 50, Prior. 94.80,
Elifabeth 246.25, Napoleons 9.11, Alföldbahn 184, Nordwestbahn 223.50, Prior. 102.80.
Wechsel: Augsburg 97.20, Frankfurt 97.30, London 114 80, Paris 44.65. Tendenz|: fest.

Abend-Privatverkehr. Creditactien 348.50, 1860er Loose 105.30,
1864er L. 144.75, Staatsbahnactien 410 50, Lombarden 216.30, Napoleons 9.10, Papier-
rente 63.20, Franco-Austriau 140.75, Auglo-Austrian 344, Unionsbank 301. Credit Hausse.

Weitere telegraphische Curs- und Handelsberichte s. fünfte Seite.


Ein Roman von Julius Grosse.

** In unserer epischen Literatur hat sich Julius Grosse längst einen glänzenden
Namen errungen, vorzüglich durch seine erzählenden Dichtungen. Sein "Mädchen
von Capri" stellte sich gleich bei dessen Erscheinen weitaus unter das beste dieser
Art was seit Platens "Abbassiden" erschienen ist. Seine "Gundel vom Königssee"
wird stets wie die duftigste Blume aus der erhabenen Schönheit unserer Alpenwelt
herwinken. Und wer müßte nicht mit "Farek Musa" lachen und weinen zu
gleicher Zeit! Wir freuen uns daß Grosse diese zerstreuten erzählenden Dichtun-
gen mit noch unbekannten, deren Reihe "Tamarena" prächtig eröffnet, jetzt in
einem Werke gesammelt herausgibt.*) Was Grosse auszeichnet, das ist nicht
bloß die strömende poetische Fülle und Mannichfaltigkeit und die edle seelenvolle
Sprache, es sind auch die originellen Gedankenblitze, die reizenden und packenden
neuen Vilder, und jene tiefere Weihe die alles mit einem leisen Hauch von lächeln-
der Wehmuth über das Schicksal der Sterblichen umzieht.

Längst hatten wir gewünscht dieser Dichter möge seine reiche Kraft in einem
größeren Epos oder Roman sammeln und verdichten. Es liegt eine solche Leistung
vor uns**), in der Composition größtentheils gelungen, in der Zeichnung der
Charaktere meisterhaft, in der Durchführung des Grundgedankens anziehend und
spannend im höchsten Grade.

[Spaltenumbruch]

Rousseau sagt einmal: "Die Menschen sind schlecht, während der Mensch
von Natur gut ist. Man bewundere so viel man will die menschliche Gesellschaft,
wahr ist's doch daß sie unabweisbar die Menschen dazu bringt sich zu hassen, je
nachdem ihre Interessen sich kreuzen." Dieser Satz ist dem Buch als Inschrift
vorgesetzt, vielleicht nicht ganz mit Recht. Denn |der Roman enthüllt uns noch
tiefere Wahrheiten als jener Rousseau'sche Gemeinplatz ausspricht.

Wer wider herrschende Ansichten und Gewohnheiten verstößt, gleichviel ob
sie gar kein anderes Recht zu bestehen haben als daß sie einmal bestehen, der ver-
fällt unrettbar dem unwilligen Staunen, dem Gelächter, der Verachtung und Ohn-
macht. Die Meute hetzt ihn so lange bis er erliegt und sein Ideal ihn fratzenhaft
angrinst.

Allein auch anderen Menschen, die heftig nach einer kraftvollen Bethäti-
gung ihres Denkens und Wollens streben, begegnet es gar zu häufig daß ihr
Ideal zur Caricatur wird, gleichwie ein süßes Bild im reinen Wasserspiegel, so-
bald dieser getrübt und in Unruhe versetzt wird, zerrissen und verwirrt auseinander
fährt. Gleichwohl taucht die angeborne oder in der Jugend eingewurzelte Sehn-
sucht immer wieder hervor, um in dieser oder jener Weise nach Befriedigung
zu suchen.

Diese Grundgedanken sind an deutschen Verhältnissen, wie sie waren, bis
1871 erprobt, um ein breites satirisches Bild unserer Verkehrtheiten und Schwä-
chen im socialen wie im politischen Parteileben aufzurollen, eine Gallerie von bun-
ten und verwachsenen Charakteren, gemessen an dem Urbild eines einfachen ver-
nünftigen Menschen, der zu unabhängig und eigensinnig ist um sich in die Disciplin
der Parteien zu fügen.

Dieser ist der Graf Walram auf Günthersroda und Stauffenstein, der ob seiner
studentischen Ideale von Deutschlands Einheit und Freiheit flüchten mußte, die halbe
Welt durchzog, in verschiedenen Ländern die Freiheitsschlachten mitkämpfte und als
reicher Erbe ausgedehnter Familiengüter, sowie als Abgeordneter in die Residenz
kommt. Er erscheint in Joppe und hohen Juchtenstiefeln, auf dem Haupte nachlässig
einen grünen Filzhut; dabei trägt er einen mächtigen blonden Vollbart, im Mund
eine brennende Cigarre und in der Hand einen Stock, führt auch seinen löwen-
mäßigen Bernhardinerhund gern an der Leine. Sein geistiges Uebergewicht, die
Gewalt seiner Rede und sein offener redlicher Charakter stempeln ihn sofort zum
Haupte der liberalen Partei.

In der Residenz findet er seinen alten Dutzbruder Marquardstein, der auf
der Universität nur der republicanische "Hutten" hieß, als geadelten Hofrath wie-
der. In der Festungshaft kam dieser Demokrat auf den Gedanken man müsse mit
den Factoren des Lebens rechnen wie sie sind. Was sollte er dulden für Narren,
Schwärmer, Himmelsstürmer und Titanen? Er verrieth sie lieber, warf sich auf
historische Studien, und fand daß man das Alte und Vorhandene stützen und ent-
wickeln müsse. So wurde er der geheime und reich belohnte Agent der Regierung
und aller Reactionäre in Staat und Kirche. "Köder, Köder, Köder -- das ist
das ganze Geheimniß der Weltordnung, die Politik im großen wie im kleinen."
Der Graf sagt ihm die Wahrheit. Das Mittelalter lasse sich nicht wieder aus-
graben; lege man die Trümmer wieder bloß, so kämen auch die Krankheiten der
Vorzeit wieder herauf. "Es hilft euch nichts die eisernen Achsen der Zeit auszu-
polstern und die alten Tapeten mit neuer Tünche zu verdecken. Hier heißt es
Farbe bekennen! Geschwüre heilt man nicht mit Pflastern und Schlafpülverchen,
sie müssen ausgeschnitten werden, wenn nicht alles Blut vergiftet werden soll.
Die Geschwenkten und Nenegaten können der Freiheit keine Dienste leisten, so we-
nig die Jesuiten jemals die Wissenschaft förderten."

Der Neugeadelte hat selbstverständlich eine altadelige alte Jungfrau gehei-
rathet. "Auf den ersten Blick erschien diese Gestalt als ein kleines Magazin von
Falbeln und Fältchen, Krausen und Spitzen, welches die magere Gestalt wie eine
überirdische weiße Wolke umgab und nähere Prüfung des menschlichen Inhalts
verhinderte. Die Wolke von Weiß schien eine zweite Wolke von Staub und Moder
der Jahrhunderte zu umschweben." Frau v. Marquardstein steht im Bunde mit
allen Frommen, agitirt recht geschickt nach ihres Gemahls Anweisungen, denkt aber
im Grund ihres Herzens: "Mein Gott, man ist ja doch nicht bloß ein politischer
Diplomat, ein bloßer Parteigänger von Meinungen, man ist doch auch Mensch,
und gehört der (Adels-) Gesellschaft." Während sie nach dem Grafen für ihr Töch-
terchen angelt, einer holden kaum erschlossenen Mädchenblume, welche die Oberin
so eben aus dem Kloster zurückbringt, sucht seine Jugendgeliebte Constanze ihn für
sich selbst zu erobern. Diese, eine classische Schönheit von Stolz und Feuer, in
deren Vaterhaus einst durchreisende Herven der Kunst und Wissenschaft zärtliche
Beziehungen gefunden, wurde jetzt Fürstin des Volkes, die neue Roland, die neue
Göttin der Vernunft genannt. Sie hatte ihren jugendlichen Idealen von Freiheit
und Völkerglück Raum geschafft, indem sie einen alten Millionär Kayserling heira-
thete, welcher an der Spitze der Liberalen stand, und sie lenkte nun "diese etwas
verwitterte Bulldoggen-Physiognomie, die übrigens von höchster Energie und phy-
sischer Kraft zeugte," wie ein Schoßhündchen.

Um diese fünf Hauptpersonen, zwischen denen das Haupttreffen hin- und her
spielt, gruppiren sich nun die andern: der König, ein edler und freisinniger Re-
gent, welcher wiederholt den Ausschlag gibt -- der Sohn des Millionärs, ein fre-
cher Jüngling -- die Familie Sondermann, nämlich der alte eigensinnige Vater
ein früherer Bankdirector, welchen des Hofraths Ränke trotz seiner Unschuld ins
Zuchthaus gebracht, seine edle Tochter Sabina, die mit der Armuth ringt, und sein
blöder Sohn, Friedel, ein stilles tiefes Wasser -- eine Klosteroberin, die sich's treff-

*) Erzählende Dichtungen von Julius Grosse, mit des Dichters Bildniß nach einer
Handzeichnung von Kaulbach und Titelbildern von Marshall, Thumann und Watter.
Berlin, Lipperheide. 1872.
**) Gegen den Strom. Ideale und Caricaturen. Roman in neun Büchern von Inlins
Grosse. Braunschweig, Westermann. 1870.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 14. Sonntag, 14 Januar 1872.

Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.

[Spaltenumbruch]

Ueberſicht.
Ein Roman von Julius Groſſe. — Pompeï und ſeine Wandinſchriften. (III.
Schlußartikel,)
Neueſte Poſten. München: Condolenzſchreiben. Ordensverleihung. Vom
Landtag. Landtagsgloſſen. Sitzung der Kammer der Reichsräthe. Darm-
ſtadt:
Heinrich v. Gagern. Berlin: Der deutſche Botſchafter in St. Peters-
burg. Dresden: Landtag. Athen: Das neue Miniſterium. Verleihung des
goldenen Vließes. New-York: Wiederwahl Shermans. Calcutta: Der
Luſchaikrieg. Der Vicekönig.

Telegraphiſche Berichte.

Entſprechend dem Wunſche der deutſchen Regierung
traf der ſchweizeriſche Bundesrath Anordnung daß der ſchweizeriſch-deutſche Handels-,
Zoll- und Literatur-Vertrag von 1869 auf Elſaß-Lothringen Anwendung finde.


Wie es heißt, iſt die Zahlung der erſten fälligen Rate
von 80 Millionen auf die vierte halbe Milliarde der Kriegsentſchädigung für näch-
ſten Montag vollſtändig angewieſen.

Eröfſnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 351,
Staatsbahn 414¾, 1860er L. —, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silber-
rente —, Galizier —, Spanier —. Tendenz: Feſt.

Schlußcurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100½, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 4½proc. bayer.
Oſtbahn 149⅞, neue Emiſſion 128¼, mit 40 Proc. Einz. 127⅞, Alſenzbahn 129½, bad.
Prämien-Ant. 114¼, 1882er Amerikaner 96¼, Köln-Mindener-L. 98¾, öſterr. Silber-
rente 64, Papierrente 55¼, 1860er L. 92⅛, 1864er L. 146½, Bankactien 879, Credit-
actien 351½, Lombarden 218½, Staatsbahn 414, neue 257, Eliſabeth 249¾, Franz-
Joſeph Prior. 89¾, Rudolfsb. Prior. 84, Ungar. Oſtbahn Prior. 77, ſpan. 3proc. ausl.
Schuld 32, Napoleons 9.17½, Darmſtädter Bank 450, böhm. Weſtbahn 269,
Nordweſtbahn 90, Oberheſſen 83¾, Oregon —. Wechſel: London 117½. Paris 91¾,
Wien 101⅜.

Nachbörſe. Oeſterr. Creditactien 351½, Staats-
bahn 413, 1860er L. 92, 1882er Amerikaner 96¼, Lombardeu 218¾, Silberrente 64,
Galizier 264½, Bankactien 889 Hauſſe, ital.-deutſche 93½. Wechslerbank 107½, South-
Eaſtern 81¼, Handelsbank 122.

Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepeſche.) Staats-
bahn-Prior. 59⅞, Lombarden-Prior. 50, Central-Pacific 90¾. 7procent. Chicago 85⅝.

Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds
96, Silberrente 63, 1860er L. 91¾, Creditactien 351, Lombarden 217, Staatsbahn
413, Galizier 264¼, Eliſabeth 249½, 3proc. ſpan. ausl. Schuld 32, Bankactien 889,
Ital-deutſche 94, Brüſſeler 108½, Darmſtädter 455½.


Anfangsbericht. Oeſterr. Creditactien 201,
1860er L. 92, öſterr.-franz. Staatsbahn 236½, Lombardeu 125¾, Italiener 67⅛ 1882er
Amerikaner 96⅞, Türken 50, Rmnänier 45½. Köln-Mindener Präm.-Anl 98⅝,
Disconto-Commandit 245, Galizier 113. Stimmung: bewegt, Bahnen ſehr belebt.

Schlußcurſe: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100½, bayer.
4½proc. Anl. —, 4proc. Präm.-Anl. 115⅛, bad. Präm.-Anl. 113¾, 4½proc. preuß.
Anl. 101¾, preuß. Central-Boden-Creditactien 126⅞, Disconto-Commandit —, Köln-
Mindener L. 98½, 1882er Amerikaner 97, öſterr. Silberrente 64, Papierrente
55, öſterr. L. v. 1860 91¼, v. 1864 83/4, Creditactien 199¾, Lombarden 124¾, öſterr.-
franz. Staatsbahn 235½, neue Staatsbahn 226, Prioritäten 298, Galizier 112,
Türken 49¾, Rumänier 45¾, ital 5proc. Rente 67¼, Südd. Bodencreditbank —,
Nordweſtbahn 130¼, Darmſt Zettelbank 121¼, Oberſchl. E.-B.-A. Lit. A. —, Berliner
Wechslerbank 112¾, Unionbank 120, Rhein. Eifenbahn 164, ſächſ. Hypotheken-Pfdbrf.
31½, Preuß. Bank 199½, ſchweiz. Weſtbahn —, Darmſtädter 182. Wechſel: Augsburg
56.20, Frankfurt 56.22, London 6.20⅝, Paris 79⅙, Wien 86⅛.

Schlußcurſe: Silberrente 73.40, Papierrente 63, 1860er L.
105.30, 1864er L. 144.50, Bankactien 863, Creditactien 346.60, Lombarden —, Staats-
bahn 409, Anglo-Auſtrian 343.50, Franco-Auſtrian 140.50, Unionsbank 300.75, Galizier
260.50, Franz-Joſeph 208 75, Prioritäten 102.70, Rudolfsbahn 168 50, Prior. 94.80,
Elifabeth 246.25, Napoleons 9.11, Alföldbahn 184, Nordweſtbahn 223.50, Prior. 102.80.
Wechſel: Augsburg 97.20, Frankfurt 97.30, London 114 80, Paris 44.65. Tendenz|: feſt.

Abend-Privatverkehr. Creditactien 348.50, 1860er Looſe 105.30,
1864er L. 144.75, Staatsbahnactien 410 50, Lombarden 216.30, Napoleons 9.10, Papier-
rente 63.20, Franco-Auſtriau 140.75, Auglo-Auſtrian 344, Unionsbank 301. Credit Hauſſe.

Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. fünfte Seite.


Ein Roman von Julius Groſſe.

** In unſerer epiſchen Literatur hat ſich Julius Groſſe längſt einen glänzenden
Namen errungen, vorzüglich durch ſeine erzählenden Dichtungen. Sein „Mädchen
von Capri“ ſtellte ſich gleich bei deſſen Erſcheinen weitaus unter das beſte dieſer
Art was ſeit Platens „Abbaſſiden“ erſchienen iſt. Seine „Gundel vom Königsſee“
wird ſtets wie die duftigſte Blume aus der erhabenen Schönheit unſerer Alpenwelt
herwinken. Und wer müßte nicht mit „Farek Muſa“ lachen und weinen zu
gleicher Zeit! Wir freuen uns daß Groſſe dieſe zerſtreuten erzählenden Dichtun-
gen mit noch unbekannten, deren Reihe „Tamarena“ prächtig eröffnet, jetzt in
einem Werke geſammelt herausgibt.*) Was Groſſe auszeichnet, das iſt nicht
bloß die ſtrömende poetiſche Fülle und Mannichfaltigkeit und die edle ſeelenvolle
Sprache, es ſind auch die originellen Gedankenblitze, die reizenden und packenden
neuen Vilder, und jene tiefere Weihe die alles mit einem leiſen Hauch von lächeln-
der Wehmuth über das Schickſal der Sterblichen umzieht.

Längſt hatten wir gewünſcht dieſer Dichter möge ſeine reiche Kraft in einem
größeren Epos oder Roman ſammeln und verdichten. Es liegt eine ſolche Leiſtung
vor uns**), in der Compoſition größtentheils gelungen, in der Zeichnung der
Charaktere meiſterhaft, in der Durchführung des Grundgedankens anziehend und
ſpannend im höchſten Grade.

[Spaltenumbruch]

Rouſſeau ſagt einmal: „Die Menſchen ſind ſchlecht, während der Menſch
von Natur gut iſt. Man bewundere ſo viel man will die menſchliche Geſellſchaft,
wahr iſt’s doch daß ſie unabweisbar die Menſchen dazu bringt ſich zu haſſen, je
nachdem ihre Intereſſen ſich kreuzen.“ Dieſer Satz iſt dem Buch als Inſchrift
vorgeſetzt, vielleicht nicht ganz mit Recht. Denn |der Roman enthüllt uns noch
tiefere Wahrheiten als jener Rouſſeau’ſche Gemeinplatz ausſpricht.

Wer wider herrſchende Anſichten und Gewohnheiten verſtößt, gleichviel ob
ſie gar kein anderes Recht zu beſtehen haben als daß ſie einmal beſtehen, der ver-
fällt unrettbar dem unwilligen Staunen, dem Gelächter, der Verachtung und Ohn-
macht. Die Meute hetzt ihn ſo lange bis er erliegt und ſein Ideal ihn fratzenhaft
angrinst.

Allein auch anderen Menſchen, die heftig nach einer kraftvollen Bethäti-
gung ihres Denkens und Wollens ſtreben, begegnet es gar zu häufig daß ihr
Ideal zur Caricatur wird, gleichwie ein ſüßes Bild im reinen Waſſerſpiegel, ſo-
bald dieſer getrübt und in Unruhe verſetzt wird, zerriſſen und verwirrt auseinander
fährt. Gleichwohl taucht die angeborne oder in der Jugend eingewurzelte Sehn-
ſucht immer wieder hervor, um in dieſer oder jener Weiſe nach Befriedigung
zu ſuchen.

Dieſe Grundgedanken ſind an deutſchen Verhältniſſen, wie ſie waren, bis
1871 erprobt, um ein breites ſatiriſches Bild unſerer Verkehrtheiten und Schwä-
chen im ſocialen wie im politiſchen Parteileben aufzurollen, eine Gallerie von bun-
ten und verwachſenen Charakteren, gemeſſen an dem Urbild eines einfachen ver-
nünftigen Menſchen, der zu unabhängig und eigenſinnig iſt um ſich in die Diſciplin
der Parteien zu fügen.

Dieſer iſt der Graf Walram auf Günthersroda und Stauffenſtein, der ob ſeiner
ſtudentiſchen Ideale von Deutſchlands Einheit und Freiheit flüchten mußte, die halbe
Welt durchzog, in verſchiedenen Ländern die Freiheitsſchlachten mitkämpfte und als
reicher Erbe ausgedehnter Familiengüter, ſowie als Abgeordneter in die Reſidenz
kommt. Er erſcheint in Joppe und hohen Juchtenſtiefeln, auf dem Haupte nachläſſig
einen grünen Filzhut; dabei trägt er einen mächtigen blonden Vollbart, im Mund
eine brennende Cigarre und in der Hand einen Stock, führt auch ſeinen löwen-
mäßigen Bernhardinerhund gern an der Leine. Sein geiſtiges Uebergewicht, die
Gewalt ſeiner Rede und ſein offener redlicher Charakter ſtempeln ihn ſofort zum
Haupte der liberalen Partei.

In der Reſidenz findet er ſeinen alten Dutzbruder Marquardſtein, der auf
der Univerſität nur der republicaniſche „Hutten“ hieß, als geadelten Hofrath wie-
der. In der Feſtungshaft kam dieſer Demokrat auf den Gedanken man müſſe mit
den Factoren des Lebens rechnen wie ſie ſind. Was ſollte er dulden für Narren,
Schwärmer, Himmelsſtürmer und Titanen? Er verrieth ſie lieber, warf ſich auf
hiſtoriſche Studien, und fand daß man das Alte und Vorhandene ſtützen und ent-
wickeln müſſe. So wurde er der geheime und reich belohnte Agent der Regierung
und aller Reactionäre in Staat und Kirche. „Köder, Köder, Köder — das iſt
das ganze Geheimniß der Weltordnung, die Politik im großen wie im kleinen.“
Der Graf ſagt ihm die Wahrheit. Das Mittelalter laſſe ſich nicht wieder aus-
graben; lege man die Trümmer wieder bloß, ſo kämen auch die Krankheiten der
Vorzeit wieder herauf. „Es hilft euch nichts die eiſernen Achſen der Zeit auszu-
polſtern und die alten Tapeten mit neuer Tünche zu verdecken. Hier heißt es
Farbe bekennen! Geſchwüre heilt man nicht mit Pflaſtern und Schlafpülverchen,
ſie müſſen ausgeſchnitten werden, wenn nicht alles Blut vergiftet werden ſoll.
Die Geſchwenkten und Nenegaten können der Freiheit keine Dienſte leiſten, ſo we-
nig die Jeſuiten jemals die Wiſſenſchaft förderten.“

Der Neugeadelte hat ſelbſtverſtändlich eine altadelige alte Jungfrau gehei-
rathet. „Auf den erſten Blick erſchien dieſe Geſtalt als ein kleines Magazin von
Falbeln und Fältchen, Krauſen und Spitzen, welches die magere Geſtalt wie eine
überirdiſche weiße Wolke umgab und nähere Prüfung des menſchlichen Inhalts
verhinderte. Die Wolke von Weiß ſchien eine zweite Wolke von Staub und Moder
der Jahrhunderte zu umſchweben.“ Frau v. Marquardſtein ſteht im Bunde mit
allen Frommen, agitirt recht geſchickt nach ihres Gemahls Anweiſungen, denkt aber
im Grund ihres Herzens: „Mein Gott, man iſt ja doch nicht bloß ein politiſcher
Diplomat, ein bloßer Parteigänger von Meinungen, man iſt doch auch Menſch,
und gehört der (Adels-) Geſellſchaft.“ Während ſie nach dem Grafen für ihr Töch-
terchen angelt, einer holden kaum erſchloſſenen Mädchenblume, welche die Oberin
ſo eben aus dem Kloſter zurückbringt, ſucht ſeine Jugendgeliebte Conſtanze ihn für
ſich ſelbſt zu erobern. Dieſe, eine claſſiſche Schönheit von Stolz und Feuer, in
deren Vaterhaus einſt durchreiſende Herven der Kunſt und Wiſſenſchaft zärtliche
Beziehungen gefunden, wurde jetzt Fürſtin des Volkes, die neue Roland, die neue
Göttin der Vernunft genannt. Sie hatte ihren jugendlichen Idealen von Freiheit
und Völkerglück Raum geſchafft, indem ſie einen alten Millionär Kayſerling heira-
thete, welcher an der Spitze der Liberalen ſtand, und ſie lenkte nun „dieſe etwas
verwitterte Bulldoggen-Phyſiognomie, die übrigens von höchſter Energie und phy-
ſiſcher Kraft zeugte,“ wie ein Schoßhündchen.

Um dieſe fünf Hauptperſonen, zwiſchen denen das Haupttreffen hin- und her
ſpielt, gruppiren ſich nun die andern: der König, ein edler und freiſinniger Re-
gent, welcher wiederholt den Ausſchlag gibt — der Sohn des Millionärs, ein fre-
cher Jüngling — die Familie Sondermann, nämlich der alte eigenſinnige Vater
ein früherer Bankdirector, welchen des Hofraths Ränke trotz ſeiner Unſchuld ins
Zuchthaus gebracht, ſeine edle Tochter Sabina, die mit der Armuth ringt, und ſein
blöder Sohn, Friedel, ein ſtilles tiefes Waſſer — eine Kloſteroberin, die ſich’s treff-

*) Erzählende Dichtungen von Julius Groſſe, mit des Dichters Bildniß nach einer
Handzeichnung von Kaulbach und Titelbildern von Marſhall, Thumann und Watter.
Berlin, Lipperheide. 1872.
**) Gegen den Strom. Ideale und Caricaturen. Roman in neun Büchern von Inlins
Groſſe. Braunſchweig, Weſtermann. 1870.
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[0009] Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 14. Sonntag, 14 Januar 1872. Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Ueberſicht. Ein Roman von Julius Groſſe. — Pompeï und ſeine Wandinſchriften. (III. Schlußartikel,) Neueſte Poſten. München: Condolenzſchreiben. Ordensverleihung. Vom Landtag. Landtagsgloſſen. Sitzung der Kammer der Reichsräthe. Darm- ſtadt: Heinrich v. Gagern. Berlin: Der deutſche Botſchafter in St. Peters- burg. Dresden: Landtag. Athen: Das neue Miniſterium. Verleihung des goldenen Vließes. New-York: Wiederwahl Shermans. Calcutta: Der Luſchaikrieg. Der Vicekönig. Telegraphiſche Berichte. * Bern, 13 Jan. Entſprechend dem Wunſche der deutſchen Regierung traf der ſchweizeriſche Bundesrath Anordnung daß der ſchweizeriſch-deutſche Handels-, Zoll- und Literatur-Vertrag von 1869 auf Elſaß-Lothringen Anwendung finde. * Paris, 13 Jan. Wie es heißt, iſt die Zahlung der erſten fälligen Rate von 80 Millionen auf die vierte halbe Milliarde der Kriegsentſchädigung für näch- ſten Montag vollſtändig angewieſen. * Frankfurt a. M., 13 Jan. Eröfſnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 351, Staatsbahn 414¾, 1860er L. —, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silber- rente —, Galizier —, Spanier —. Tendenz: Feſt. (*) Frankfurt a. M., 13 Jan. Schlußcurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100½, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 4½proc. bayer. Oſtbahn 149⅞, neue Emiſſion 128¼, mit 40 Proc. Einz. 127⅞, Alſenzbahn 129½, bad. Prämien-Ant. 114¼, 1882er Amerikaner 96¼, Köln-Mindener-L. 98¾, öſterr. 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Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds 96[FORMEL], Silberrente 63[FORMEL], 1860er L. 91¾, Creditactien 351, Lombarden 217, Staatsbahn 413, Galizier 264¼, Eliſabeth 249½, 3proc. ſpan. ausl. Schuld 32, Bankactien 889, Ital-deutſche 94, Brüſſeler 108½, Darmſtädter 455½. * Berlin, 13 Jan., 12 Uhr 10 M. Anfangsbericht. Oeſterr. Creditactien 201, 1860er L. 92, öſterr.-franz. Staatsbahn 236½, Lombardeu 125¾, Italiener 67⅛ 1882er Amerikaner 96⅞, Türken 50, Rmnänier 45½. Köln-Mindener Präm.-Anl 98⅝, Disconto-Commandit 245, Galizier 113. Stimmung: bewegt, Bahnen ſehr belebt. (*) Berlin, 13 Jan. Schlußcurſe: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100½, bayer. 4½proc. Anl. —, 4proc. Präm.-Anl. 115⅛, bad. Präm.-Anl. 113¾, 4½proc. preuß. Anl. 101¾, preuß. Central-Boden-Creditactien 126⅞, Disconto-Commandit —, Köln- Mindener L. 98½, 1882er Amerikaner 97, öſterr. Silberrente 64, Papierrente 55, öſterr. L. v. 1860 91¼, v. 1864 83/4, Creditactien 199¾, Lombarden 124¾, öſterr.- franz. Staatsbahn 235½, neue Staatsbahn 226, Prioritäten 298, Galizier 112, Türken 49¾, Rumänier 45¾, ital 5proc. Rente 67¼, Südd. Bodencreditbank —, Nordweſtbahn 130¼, Darmſt Zettelbank 121¼, Oberſchl. E.-B.-A. Lit. A. —, Berliner Wechslerbank 112¾, Unionbank 120, Rhein. Eifenbahn 164, ſächſ. Hypotheken-Pfdbrf. 31½, Preuß. Bank 199½, ſchweiz. Weſtbahn —, Darmſtädter 182. Wechſel: Augsburg 56.20, Frankfurt 56.22, London 6.20⅝, Paris 79⅙, Wien 86⅛. * Wien, 13 Jan. Schlußcurſe: Silberrente 73.40, Papierrente 63, 1860er L. 105.30, 1864er L. 144.50, Bankactien 863, Creditactien 346.60, Lombarden —, Staats- bahn 409, Anglo-Auſtrian 343.50, Franco-Auſtrian 140.50, Unionsbank 300.75, Galizier 260.50, Franz-Joſeph 208 75, Prioritäten 102.70, Rudolfsbahn 168 50, Prior. 94.80, Elifabeth 246.25, Napoleons 9.11, Alföldbahn 184, Nordweſtbahn 223.50, Prior. 102.80. Wechſel: Augsburg 97.20, Frankfurt 97.30, London 114 80, Paris 44.65. Tendenz|: feſt. * Wien, 13 Jan. Abend-Privatverkehr. Creditactien 348.50, 1860er Looſe 105.30, 1864er L. 144.75, Staatsbahnactien 410 50, Lombarden 216.30, Napoleons 9.10, Papier- rente 63.20, Franco-Auſtriau 140.75, Auglo-Auſtrian 344, Unionsbank 301. Credit Hauſſe. Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. fünfte Seite. Ein Roman von Julius Groſſe. ** In unſerer epiſchen Literatur hat ſich Julius Groſſe längſt einen glänzenden Namen errungen, vorzüglich durch ſeine erzählenden Dichtungen. Sein „Mädchen von Capri“ ſtellte ſich gleich bei deſſen Erſcheinen weitaus unter das beſte dieſer Art was ſeit Platens „Abbaſſiden“ erſchienen iſt. Seine „Gundel vom Königsſee“ wird ſtets wie die duftigſte Blume aus der erhabenen Schönheit unſerer Alpenwelt herwinken. Und wer müßte nicht mit „Farek Muſa“ lachen und weinen zu gleicher Zeit! Wir freuen uns daß Groſſe dieſe zerſtreuten erzählenden Dichtun- gen mit noch unbekannten, deren Reihe „Tamarena“ prächtig eröffnet, jetzt in einem Werke geſammelt herausgibt. *) Was Groſſe auszeichnet, das iſt nicht bloß die ſtrömende poetiſche Fülle und Mannichfaltigkeit und die edle ſeelenvolle Sprache, es ſind auch die originellen Gedankenblitze, die reizenden und packenden neuen Vilder, und jene tiefere Weihe die alles mit einem leiſen Hauch von lächeln- der Wehmuth über das Schickſal der Sterblichen umzieht. Längſt hatten wir gewünſcht dieſer Dichter möge ſeine reiche Kraft in einem größeren Epos oder Roman ſammeln und verdichten. Es liegt eine ſolche Leiſtung vor uns **), in der Compoſition größtentheils gelungen, in der Zeichnung der Charaktere meiſterhaft, in der Durchführung des Grundgedankens anziehend und ſpannend im höchſten Grade. Rouſſeau ſagt einmal: „Die Menſchen ſind ſchlecht, während der Menſch von Natur gut iſt. Man bewundere ſo viel man will die menſchliche Geſellſchaft, wahr iſt’s doch daß ſie unabweisbar die Menſchen dazu bringt ſich zu haſſen, je nachdem ihre Intereſſen ſich kreuzen.“ Dieſer Satz iſt dem Buch als Inſchrift vorgeſetzt, vielleicht nicht ganz mit Recht. Denn |der Roman enthüllt uns noch tiefere Wahrheiten als jener Rouſſeau’ſche Gemeinplatz ausſpricht. Wer wider herrſchende Anſichten und Gewohnheiten verſtößt, gleichviel ob ſie gar kein anderes Recht zu beſtehen haben als daß ſie einmal beſtehen, der ver- fällt unrettbar dem unwilligen Staunen, dem Gelächter, der Verachtung und Ohn- macht. Die Meute hetzt ihn ſo lange bis er erliegt und ſein Ideal ihn fratzenhaft angrinst. Allein auch anderen Menſchen, die heftig nach einer kraftvollen Bethäti- gung ihres Denkens und Wollens ſtreben, begegnet es gar zu häufig daß ihr Ideal zur Caricatur wird, gleichwie ein ſüßes Bild im reinen Waſſerſpiegel, ſo- bald dieſer getrübt und in Unruhe verſetzt wird, zerriſſen und verwirrt auseinander fährt. Gleichwohl taucht die angeborne oder in der Jugend eingewurzelte Sehn- ſucht immer wieder hervor, um in dieſer oder jener Weiſe nach Befriedigung zu ſuchen. Dieſe Grundgedanken ſind an deutſchen Verhältniſſen, wie ſie waren, bis 1871 erprobt, um ein breites ſatiriſches Bild unſerer Verkehrtheiten und Schwä- chen im ſocialen wie im politiſchen Parteileben aufzurollen, eine Gallerie von bun- ten und verwachſenen Charakteren, gemeſſen an dem Urbild eines einfachen ver- nünftigen Menſchen, der zu unabhängig und eigenſinnig iſt um ſich in die Diſciplin der Parteien zu fügen. Dieſer iſt der Graf Walram auf Günthersroda und Stauffenſtein, der ob ſeiner ſtudentiſchen Ideale von Deutſchlands Einheit und Freiheit flüchten mußte, die halbe Welt durchzog, in verſchiedenen Ländern die Freiheitsſchlachten mitkämpfte und als reicher Erbe ausgedehnter Familiengüter, ſowie als Abgeordneter in die Reſidenz kommt. Er erſcheint in Joppe und hohen Juchtenſtiefeln, auf dem Haupte nachläſſig einen grünen Filzhut; dabei trägt er einen mächtigen blonden Vollbart, im Mund eine brennende Cigarre und in der Hand einen Stock, führt auch ſeinen löwen- mäßigen Bernhardinerhund gern an der Leine. Sein geiſtiges Uebergewicht, die Gewalt ſeiner Rede und ſein offener redlicher Charakter ſtempeln ihn ſofort zum Haupte der liberalen Partei. In der Reſidenz findet er ſeinen alten Dutzbruder Marquardſtein, der auf der Univerſität nur der republicaniſche „Hutten“ hieß, als geadelten Hofrath wie- der. In der Feſtungshaft kam dieſer Demokrat auf den Gedanken man müſſe mit den Factoren des Lebens rechnen wie ſie ſind. Was ſollte er dulden für Narren, Schwärmer, Himmelsſtürmer und Titanen? Er verrieth ſie lieber, warf ſich auf hiſtoriſche Studien, und fand daß man das Alte und Vorhandene ſtützen und ent- wickeln müſſe. So wurde er der geheime und reich belohnte Agent der Regierung und aller Reactionäre in Staat und Kirche. „Köder, Köder, Köder — das iſt das ganze Geheimniß der Weltordnung, die Politik im großen wie im kleinen.“ Der Graf ſagt ihm die Wahrheit. Das Mittelalter laſſe ſich nicht wieder aus- graben; lege man die Trümmer wieder bloß, ſo kämen auch die Krankheiten der Vorzeit wieder herauf. „Es hilft euch nichts die eiſernen Achſen der Zeit auszu- polſtern und die alten Tapeten mit neuer Tünche zu verdecken. Hier heißt es Farbe bekennen! Geſchwüre heilt man nicht mit Pflaſtern und Schlafpülverchen, ſie müſſen ausgeſchnitten werden, wenn nicht alles Blut vergiftet werden ſoll. Die Geſchwenkten und Nenegaten können der Freiheit keine Dienſte leiſten, ſo we- nig die Jeſuiten jemals die Wiſſenſchaft förderten.“ Der Neugeadelte hat ſelbſtverſtändlich eine altadelige alte Jungfrau gehei- rathet. „Auf den erſten Blick erſchien dieſe Geſtalt als ein kleines Magazin von Falbeln und Fältchen, Krauſen und Spitzen, welches die magere Geſtalt wie eine überirdiſche weiße Wolke umgab und nähere Prüfung des menſchlichen Inhalts verhinderte. Die Wolke von Weiß ſchien eine zweite Wolke von Staub und Moder der Jahrhunderte zu umſchweben.“ Frau v. Marquardſtein ſteht im Bunde mit allen Frommen, agitirt recht geſchickt nach ihres Gemahls Anweiſungen, denkt aber im Grund ihres Herzens: „Mein Gott, man iſt ja doch nicht bloß ein politiſcher Diplomat, ein bloßer Parteigänger von Meinungen, man iſt doch auch Menſch, und gehört der (Adels-) Geſellſchaft.“ Während ſie nach dem Grafen für ihr Töch- terchen angelt, einer holden kaum erſchloſſenen Mädchenblume, welche die Oberin ſo eben aus dem Kloſter zurückbringt, ſucht ſeine Jugendgeliebte Conſtanze ihn für ſich ſelbſt zu erobern. Dieſe, eine claſſiſche Schönheit von Stolz und Feuer, in deren Vaterhaus einſt durchreiſende Herven der Kunſt und Wiſſenſchaft zärtliche Beziehungen gefunden, wurde jetzt Fürſtin des Volkes, die neue Roland, die neue Göttin der Vernunft genannt. Sie hatte ihren jugendlichen Idealen von Freiheit und Völkerglück Raum geſchafft, indem ſie einen alten Millionär Kayſerling heira- thete, welcher an der Spitze der Liberalen ſtand, und ſie lenkte nun „dieſe etwas verwitterte Bulldoggen-Phyſiognomie, die übrigens von höchſter Energie und phy- ſiſcher Kraft zeugte,“ wie ein Schoßhündchen. Um dieſe fünf Hauptperſonen, zwiſchen denen das Haupttreffen hin- und her ſpielt, gruppiren ſich nun die andern: der König, ein edler und freiſinniger Re- gent, welcher wiederholt den Ausſchlag gibt — der Sohn des Millionärs, ein fre- cher Jüngling — die Familie Sondermann, nämlich der alte eigenſinnige Vater ein früherer Bankdirector, welchen des Hofraths Ränke trotz ſeiner Unſchuld ins Zuchthaus gebracht, ſeine edle Tochter Sabina, die mit der Armuth ringt, und ſein blöder Sohn, Friedel, ein ſtilles tiefes Waſſer — eine Kloſteroberin, die ſich’s treff- *) Erzählende Dichtungen von Julius Groſſe, mit des Dichters Bildniß nach einer Handzeichnung von Kaulbach und Titelbildern von Marſhall, Thumann und Watter. Berlin, Lipperheide. 1872. **) Gegen den Strom. Ideale und Caricaturen. Roman in neun Büchern von Inlins Groſſe. Braunſchweig, Weſtermann. 1870.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1872, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1872/9>, abgerufen am 27.07.2024.