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Allgemeine Zeitung, Nr. 142, 26. März 1908.

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Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908.
[Spaltenumbruch] sonst fernbleiben müßten. Nun hat die Berechnung der Gesamt-
kosten ergeben, daß unser Stipendienfonds nicht ganz ausreicht.
Auf eine so starke Teilnahme hatten wir nicht rechnen zu dürfen
geglaubt. Etwa 12 Teilnehmer, die auf Unterstützung ange-
wiesen sind -- vorweg Arbeiter -- müssen ausgeschlossen
werden, wenn nicht noch weitere Beiträge erfolgen.
Wir appellieren an unsere Parteifreunde! Sollen 12 libe-
rale Arbeiter, die das Interesse und den Opfermut besitzen, sich
zu den Ausbildungskursen zu melden, nur deswegen fernbleiben,
weil es an Geld gefehlt hat? Da wir außer den Reisekosten
nur 20. M Wochenzuschuß gewähren, ist das Opfer, das unsere
Teilnehmer zu bringen haben, gewiß kein kleines. Darum sagen
wir: Hier muß jeder Liberale einstehen für den anderen und
damit für die gemeinsame Sache!
Wir bitten um Beiträge an die Bayerische Bank für Handel
und Industrie, München, Lenbachplatz 4. für das Konto: National-
verein-Stipendienfonds.
München, im März 1908.

* Liberaler Volksverein Seussen.

In Seussen (Oberfranken)
wurde nach einem Referat des jungliberalen Verbandssekretärs
Osterkorn ein "Liberaler Volksverein für Seussen und Um-
gebung" gegründet, der sich dem jungliberalen Landesverbande
anschloß.

* Kreisverband pfälzischer liberaler Arbeitervereine.

In
Pirmasens wurden am 22. März die liberalen Arbeiterver-
eine zu einem "Pfälzischen Verbande" zusammengeschlossen und
als Vorort Kaiserslautern gewählt. Im Anschluß daran
wurde eine öffentliche Volksversammlung in der
Volksgartenhalle abgehalten, in der die drei Landtagsabgeord-
neten Buttmann, Gerichten und Löweneck gesprochen
haben. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht und
spendete den Rednern reichen Beifall. Der Abg. Löweneck
sprach über die "Arbeiterfrage vom Standpunkte des Libe-
ralismus aus".

Sun Dorftestamente.

Da die Errichtung von Dorftestamenten
vielfach zu Beanstandungen Anlaß gegeben und zu unliebsamen
Haftungen der Bürgermeister geführt hat, haben die Ministerien
der Justiz und des Innern an die Gemeinden Formulare
für solche Testamente hinausgegeben, welche den Bürgermeistern
zur Benützung empfohlen werden. Die Gemeinden, in denen
sich nicht der Sitz eines Notariats befindet, sollen eine ange-
messene Anzahl solcher Formulare stets vorrätig halten.



Der Erzbischof von Bam-
berg
hat den Domkapitular Georg Wagner, früher
Kreisscholarch von Mittelfranken, Pfarrer von Neunkirchen
und Dechant von Schnaittach, zum Generalvikar ernannt.

Eine vom Magistrat einge-
setzte Kommission hat nach vergeblichen Verhandlungen
mit der Metzgerinnung auf Herabsetzung der hohen
Fleischpreise
beschlossen, falls die Innung sich nicht
auf fünf Jahre verpflichtet, die Preise nicht höher, als sie
in Nürnberg und Fürth sind, anzusetzen, die Freibank zu
einer städtischen Fleischbank zu erweitern, wo in
der Folge jeder Viehbesitzer sein Vieh schlachten und das
Fleisch durch von der Stadt aufgestellte Schlächter verkaufen
lassen oder selbst verkaufen kann.

Die Offiziere von Lindau,
Weingarten und Konstanz statteten gestern nachmittag dem Offi-
zierkorps des k. k. Infanterie-Regiments in Bregenz, das am
6. April nach Linz versetzt wird, einen Abschiedsbesuch ab. Die
Offiziere zogen mit Musik durch die Stadt Bregenz. Als die
Musik in die Anton Schneiderstraße einbog, begegnete ihr ein
Fuhrwerk der Weberbeckschen Brauerei. Durch einen unglück-
lichen Zufall geriet das sechsjährige Söhnchen des Schlossers
Klammer unter das Fuhrwerk, das mitten über den Körper
fuhr. Der Kleine war sofort tot.

Im hiesigen Postamte wurde
der wegen Betrugs vorbestrafte frühere Kaufmann Schmitt
aus Burkardroth wegen Wechselfälschung festgenommen.
Bei verschiedenen hiesigen Firmen präsentierte er gefälschte
Wechsel.

Die Strafkammer verurteilte den
verheirateten städtischen Bauamtsaktuar Joseph Pauli, der in
drei Fällen beim Bauamt von auswärtigen Firmen hinterlegte
Kautionsgelder im Gesamtbetrage von 8000 M unterschlug, zu
6 Monaten Gefängnis.

Wegen Verbrechens der Blut-
schande,
verübt an seiner eigenen 14jährigen Tochter, wurde
der in Grombühl wohnhafte Maurer Rockenmayer verhaftet.

Das Gemeindekollegium faßte
den einstimmigen Beschluß, es seien die Städte über 10,000
Einwohner aufzufordern, sich einer Petition an die
kgl. Staatsregierung und den Landtag anzuschließen, welche
die Aufhebung des § 14 des Schuldotations-
gesetzes
erstrebt. Der § 14 belastet bekanntlich die davon
betroffenen Städte in außerordentlicher Weise. Die Städte
müssen zu den Schullasten des ganzen Landes beitragen
und ihre eigenen Schullasten nahezu allein tragen. Da die
Umlagen in den meisten Fällen eine unheimlich rasche
Steigerung aufweisen, so steht doch zu hoffen, daß Staats-
regierung und Landtag durch Aufhebung des § 14 es den
betreffenden Gemeinden ermöglichen, einigermaßen ihre
Finanzverhältnisse erträglich zu gestalten.



Aus den Nachbarländern.

Die heute durchgeführten Ge-
meinderatswahlen
für den 3. Wahlkörper ergaben eine
Stichwahl zwischen dem Arbeiterkandidaten der vereinigten
deutschfortschrittlichen Parteien Hubert Feik und dem sozial-
demokratischen Kandidaten Redakteur Robert Preußler. Der
christlichsoziale Kandidat Redakteur Held und der alldeutsche
Wahlwerber, Advokaturskonzipient Dr. Joseph Reitlechner,
blieben in der Minorität. Die Stichwahl ist für 26. d. M. ange-
ordnet. Die endgültige Wahl Feiks gilt als gesichert.

[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.)

Die Rentabilität im Brauereigewerbe.

# Als Ende November und Anfang Dezember vorigen
Jahres die großen Berliner Brauereien ihre Dividende für das
im September 1907 abgeschlossene Geschäftsjahr bekannt gaben,
verallgemeinerte man alsbald die Berliner Ergebnisse in der
Weise, daß man gleich für das ganze deutsche Brauereigewerbe
eine Verschlechterung der Rentabilität behauptete.
Obwohl dieser Annahme sofort widersprochen wurde, setzte sie sich
doch allgemein fest und hat bisher die Auffassung über die Ge-
schäftslage im Brauereigewerbe beherrscht. Da nun inzwischen
die Zahl der Brauereien, die ihre Gewinnverteilung für 1907 be-
kannt gab, sich so vermehrt hat, daß man aus den Ergebnissen die
Rentabilität des Brauereigewerbes, soweit seine Betriebe die
Form von Aktiengesellschaften haben, feststellen kann, so ist es an
der Zeit, die Richtigkeit der Behauptung nachzuprüfen, daß die
Rentabilität im Brauereigewerbe auch außerhalb Berlins er-
heblich zurückgegangen sei. Unter Einbeziehung der Ber-
liner Brauereien
ist allerdings ein Rückgang der Divi-
dende zu konstatieren. Von 341 Brauereien, deren Geschäftsab-
schluß vorliegt, wurden auf ein Aktienkapital von insgesamt 435
Millionen Mark im Jahre 1906 35.30, im Jahre 1907 aber 33.19
Millionen Mark als Dividende verteilt. Das Nominalkapital
verzinste sich 1906 mit 8.10, 1907 mit 7.63 Proz. Der Rückgang
beträgt 0.47 Proz des Nominalkapitals. Betrachten wir nun die
Brauereien außerhalb Berlins gesondert, so verschiebt sich das
Bild ganz wesentlich. Es bleiben von den 341 Brauereien 319,
die zusammen über ein Aktienkapital von 365.37 Mill. M ver-
fügen. Auf dieses Kapital wurden 1906 als Dividende 27.13
Millionen Mark, 1907 aber 27.04 Mill. M verteilt. Sämtliche
Brauereien verteilten also auf 365.37 Mill. M im Jahre 1907
gerade 90,000 M weniger Dividende als 1906! Das
ist ein Ergebnis, das keineswegs für eine ungünstige Gestaltung
der Rentabilität im Brauereigewerbe ins Feld geführt werden
kann. Die Dividende stellte sich 1906 auf 7.42, 1907 auf 7.40
Prozent des Aktienkapitals.

Diesem Ergebnisse gegenüber betrachte man die Dividenden-
bewegung der Berliner Brauereien.
Auf ein Aktien-
kapital von 69.69 Mill. M wurden für 1906 7.17 Mill. M als
Dividende verteilt, für 1907 aber nur 6.15 Mill. M. Hier beträgt
der Rückgang für 22 Brauereien 1.02 Mill. M. Die Dividende
sank von 10.29 auf 8.83 Proz. oder um 1.46 Proz. des Nominal-
kapitals. Trotz dieses Rückganges ist aber die Durchschnittsdivi-
dende für die Berliner Brauereien immer noch höher als der
Durchschnittssatz für sämtliche Brauereien. Aus welchen Gründen
die Dividende der großen Berliner Brauereien für 1907 so ein-
heitlich zurückgegangen ist, soll hier nicht untersucht werden.
Jedenfalls steht die Dividendenbemessung der Berliner Aktien-
brauerien für das Jahr 1907 in einem auffallenden Gegensatz zu
den Dividenden, die von den Provinzbrauereien verteilt wurden.
Zu einem für das Jahr 1907 noch befriedigenderen Ergebnisse ge-
langen wir, wenn wir die Dividende nicht auf den Nominalwert,
sondern auf den Kurswert des Aktienkapitals be-
rechnen. Auch das im Brauereigewerbe in Form von Aktien an-
gelegte Kapital war dem Entwertungsprozesse ausgesetzt, von dem
alles mobile Kapital in Deutschland während der letzten Jahre
betroffen wurde. Der Durchschnittskurs für die an der Ber-
liner Börse gehandelten Brauereiaktien
sank
z. B. von 177.36 Ultimo Juni 1906 auf 160.97 Ultimo Juni 1907.
Das heißt der Wert einer Aktie ist um 16.39 Proz. des Nominal-
kapitals zurückgegangen. Berücksichtigt man diese Wertverschie-
bung, so stellt sich die Dividende für das Jahr 1907 nicht etwa un-
günstiger, sondern sogar noch günstiger als für das Jahr 1906,
etwa auf 4.74 Proz. gegen 4.57 Proz. im Jahre zuvor. Daß aber
der Aktionär bei der Verzinsung seiner Kapitalien nicht den
Nominalwert, sondern den Börsenpreis zugrunde legen muß,
das dürfte wohl nicht bestritten werden.

Freilich dem Teil der Aktionäre, die ihre Papiere mit Ver-
lust haben verkaufen müssen, ist das bessere Rendement der
Brauereiaktien nicht zustatten gekommen, wohl aber den Käufern,
die zu dem niedrigeren Börsenpreise Aktien erworben haben.
Für die Beurteilung der Rentabilität von Aktiengesellschaften
müssen die jeweiligen Wertveränderungen berücksichtigt werden,
soll nicht ein irreführendes Bild entstehen. Im Hinblick auf
die allge meine Wertverminderung des mobilen
Kapitals
hat sich die Rentabilität im Brauereigewerbe wäh-
rend des Jahres 1907 keineswegs ungünstig verändert, wie es
unter dem Eindruck der Berichte von Berliner Brauereien be-
hauptet wurde. Würde man das Bild noch durch die Gewinn-
ergebnisse der größeren privaten Betriebe ergänzen können, so
würde es sich womöglich noch freundlicher gestalten als auf
Grund der Ergebnisse der Aktiengesellschaften. Denn wenn auch
in den Großstädten, vor allem in Berlin, eine Stagnation oder
teilweise sogar ein Rückgang des Bierkonsums während des
Jahres 1907 eingetreten ist, so war die Bewegung des Bierab-
satzes in kleinen Städten und auf dem platten Lande überwiegend
noch in der Zunahme begriffen.



Geldmarkt und Banken.
# Bayerische Landwirtschaftsbank, e. G. m. b. H.

Die 11.
ordentliche Generalversammlung der Bayerischen Landwirtschafts-
bank, e. G. m. b. H., ist am 24. März im Sitzungssaale des Baye-
rischen Landwirtschaftsrates abgehalten worden unter dem Vorsitz
Sr. Exz. des Herrn Reichsrats Frhrn. v. Soden-Fraun-
hofen,
wobei der kgl. Staatskommissar, Herr Regierungsrat
Frhr. von und zu Aufseß, sowie eine Anzahl Mitglieder der Ge-
nossenschaft zugegen waren. Der Vorsitzende gab den Geschäfts-
bericht des Vorstands und Aufsichtsrats für das abgelaufene Ge-
schäftsjahr 1907 nebst Bilanz bekannt und erwähnte u. a., daß
Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen haben, nunmehr auch
Pfandbriefdarlehen auf der Basis 4 proz. Pfand-
briefe
auszugeben. Die infolge dieser Maßnahme erforder-
lichen, sowie einige andere auf Grund der bisherigen Geschäfts-
tätigkeit als notwendig erachteten und beantragten Aenderungen
des Statuts, welche bereits die Genehmigung der kgl. Staats-
regierung erhalten haben, wurden von der Versammlung einstim-
mig genehmigt. Die Versammlung nahm alsdann vom Geschäfts-
[Spaltenumbruch] bericht Kenntnis, erteilte dem Vorstand und Aufsichtsrat die Ent-
lastung und genehmigte einstimmig die von demselben gestellten
Anträge über die Verteilung des Geschäftsgewinns. Hiernach
werden die Geschäftsanteile der Genossen wie bisher mit 4 Proz.
p. r. t. verzinst, wozu der Betrag von 111.881 M verwendet wird.
Der Reservefonds wird mit 22,653 M, der Spezialreservefonds
mit 80,000 M, der Grundstückreservefonds mit 6000, der Beamten-
pensionsfonds mit 5000 M dotiert und 2305 M auf neue Rechnung
vorgetragen. Die seitherigen ordentlichen und stellvertretenden
Mitglieder der Revisionskommission wurden einstimmg wieder-
gewählt.

# Vereinsbank in Nürnberg.

Die ordentliche General-
versammlung vom 5. März 1908 hat beschlossen, das Aktien-
kapital
um 3 Mill. M auf 18. Mill. M zu erhöhen und zu
diesem Behuf 2500 Aktien zu je 1200 M zum Mindestkurse
von 150 Prozent auszugeben und die neuen Aktien den bisheri-
gen Aktionären in der Art zum Bezug anzubieten, daß auf je
20 alte Aktien zu 300 M oder je 5 alte Aktien zu 1200 M eine
neue Aktie zu 1200 M entfällt. Auf Grund dieses Beschlusses
werden die Aktionäre, durch Bekanntmachung im Inseraten-
teil
dieser Nummer, zur Ausübung des Bezugsrechtes, in
München bei der Bankfirma Merck, Finck u. Co., in der
Zeit vom 1. bis 15. April ds. Js. einschließlich, aufgefordert.

Ueber die Erhöhung des Silberumlaufs von 15 auf 20
Mark äußert sich die Novelle zum Münzgesetz in Artikel 2
dahin, daß zwar durch das Gesetz vom 1. Juni 1900 der für den
Kopf der Bevölkerung auszuprägende Gesamtbetrag der
Reichssilbermünzen
bis auf weiteres von 10 auf 15 M
erhöht worden sei, und daß seit dem 1. Juni 1900 bis zum 31. Ja-
nuar 1908 in Reichssilbermünzen rund 4415 Mill. M zur Aus-
prägung gelangt seien, daß sich aber trotzdem am 31. Dezember
1907 der im Münzumlauf auf den Kopf der Bevölkerung von
1905 entfallende Betrag an Fünf-, Zwei- und Einmarkstücken nur
auf etwa 10.8 M, am 31. Januar 1908 auf etwa 10.4 M gestellt
habe. Deshalb sagt die Begründung:

Eine solche Vermehrung der Silbermünzen muß als unzu-
länglich
betrachtet werden. Der Bedarf des Verkehrs an Sil-
bermünzen ist seit 1900 weiter gewachsen. Eine wichtige Rolle
spielen in dieser Beziehung die Lohnzahlungen, welche der
Hauptsache nach mit Fünf- und Zweimarkstücken zu bewirken
sind. Die bei diesen Zahlungen umgesetzten Beträge sind be-
trächtlich gestiegen, sowohl weil die Zahl der Arbeiter, nament-
lich in den Industriebezirken gewachsen ist, wie zum Beispiel aus
der zunehmenden Zahl der der Kranken-, gewerblichen Unfall-
und Invalidenversicherung unterliegenden Personen hervorgeht,
als auch, weil die einzelnen Löhne im Durchschnitt eine erhebliche
Steigerung erfahren haben. Es sind deshalb die Klagen über
unzureichende Ausstattung des Verkehrs mit Silbermünzen vor-
nehmlich aus den Industriebezirken laut geworden. Ins-
besondere hat ein Mangel an Fünfmarkstücken sich geltend ge-
macht, die ihrer Zweckbestimmung nach vorzugsweise die Geld-
sorte für Lohnzahlungen bilden. Am 30. November 1907 z. B.
verfügte die Reichsbank an Fünfmarkstücken nur über einen Be-
stand von rund 14 Mill. M, die sich auf mehr als 450 mit Kassen-
einrichtung versehene Anstalten verteilten, so daß die einzelne
Anstalt ganz ungenügend ausgestattet war. Bis zum 31. Januar
1908 hat infolge der Rückflüsse aus dem Verkehr und durch die
Vereinnahmung des Ergebnisses der laufenden Prägungen der
Vorrat der Reichsbank an Fünfmarkstücken sich auf den Betrag
von 34.2 Mill. M wieder gehoben. Die allgemeine Stei-
gerung der Warenpreise
hat vermehrte Umsätze
auch im Kleinverkehr zur Folge gehabt. Es mag ferner darauf
hingewiesen werden, daß die zahlreichen Wechselstuben immer
steigende Beträge an Silbergeld in Anspruch nehmen und daß in
den Kassen der überseeischen Dampfer beträchtliche Mengen an
Silbermünzen als Wechselgeld bereitgehalten werden. Der
hauptsächliche Grund, weshalb trotz der seit 1900 stattgefundenen
umfassenden Prägungen die Menge der Silbermünzen keine
größere Steigerung erfahren hat, liegt darin, daß zu den Neu-
prägungen Talersilber zu verwenden war, so daß nur eine der
zehnprozentigen Unterwertigkeit der Reichssilbermünzen und der
Talerabnutzung entsprechende Vermehrung erreicht werden konnte.
Auf diese Weise erklärt es sich, daß der auf den Kopf der Bevöl-
kerung entfallende Betrag an Reichssilbermünzen vom 31. Oktober
1895 bis zum 31. Januar 1908 trotz der starken Volksvermehrung
zwar von 9.2 M auf 14.8 M gestiegen, dagegen der entsprechende
Betrag an Talern und Reichssilbermünzen während des gleichen
Zeitraums von 17.4 M bei der Volkszunahme auf 15.2 M ge-
sunken ist.



Industrie und Handel.

* Das Siegerländer Roheisensyndikat hat, wie die Rheinisch-
Westfälische Zeitung meldet, beschlossen, ab 1. April eine Be-
triebseinschränkung
von 50 Proz. eintreten zu lassen.
Es wurde erklärt, daß infolge des Festhaltens des
Kohlensyndikats
an den hohen Kolksr;preisen die
Aufträge an gemischte Werke und in das Ausland gingen. Die
Siegerländer Hütten werden Koksabschlüsse nur für drei
Monate betätigen.

Beim Kohlensyndikat aber besteht nicht nur nicht die
geringste Neigung, mit den Preisen hinunterzugehen, sondern es
wird sogar beabsichtigt, durch neue Produktionseinschränkungen



[irrelevantes Material]


[irrelevantes Material]

Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908.
[Spaltenumbruch] ſonſt fernbleiben müßten. Nun hat die Berechnung der Geſamt-
koſten ergeben, daß unſer Stipendienfonds nicht ganz ausreicht.
Auf eine ſo ſtarke Teilnahme hatten wir nicht rechnen zu dürfen
geglaubt. Etwa 12 Teilnehmer, die auf Unterſtützung ange-
wieſen ſind — vorweg Arbeiter — müſſen ausgeſchloſſen
werden, wenn nicht noch weitere Beiträge erfolgen.
Wir appellieren an unſere Parteifreunde! Sollen 12 libe-
rale Arbeiter, die das Intereſſe und den Opfermut beſitzen, ſich
zu den Ausbildungskurſen zu melden, nur deswegen fernbleiben,
weil es an Geld gefehlt hat? Da wir außer den Reiſekoſten
nur 20. M Wochenzuſchuß gewähren, iſt das Opfer, das unſere
Teilnehmer zu bringen haben, gewiß kein kleines. Darum ſagen
wir: Hier muß jeder Liberale einſtehen für den anderen und
damit für die gemeinſame Sache!
Wir bitten um Beiträge an die Bayeriſche Bank für Handel
und Induſtrie, München, Lenbachplatz 4. für das Konto: National-
verein-Stipendienfonds.
München, im März 1908.

* Liberaler Volksverein Seuſſen.

In Seuſſen (Oberfranken)
wurde nach einem Referat des jungliberalen Verbandsſekretärs
Oſterkorn ein „Liberaler Volksverein für Seuſſen und Um-
gebung“ gegründet, der ſich dem jungliberalen Landesverbande
anſchloß.

* Kreisverband pfälziſcher liberaler Arbeitervereine.

In
Pirmaſens wurden am 22. März die liberalen Arbeiterver-
eine zu einem „Pfälziſchen Verbande“ zuſammengeſchloſſen und
als Vorort Kaiſerslautern gewählt. Im Anſchluß daran
wurde eine öffentliche Volksverſammlung in der
Volksgartenhalle abgehalten, in der die drei Landtagsabgeord-
neten Buttmann, Gerichten und Löweneck geſprochen
haben. Die Verſammlung war ſehr zahlreich beſucht und
ſpendete den Rednern reichen Beifall. Der Abg. Löweneck
ſprach über die „Arbeiterfrage vom Standpunkte des Libe-
ralismus aus“.

Dorfteſtamente.

Da die Errichtung von Dorfteſtamenten
vielfach zu Beanſtandungen Anlaß gegeben und zu unliebſamen
Haftungen der Bürgermeiſter geführt hat, haben die Miniſterien
der Juſtiz und des Innern an die Gemeinden Formulare
für ſolche Teſtamente hinausgegeben, welche den Bürgermeiſtern
zur Benützung empfohlen werden. Die Gemeinden, in denen
ſich nicht der Sitz eines Notariats befindet, ſollen eine ange-
meſſene Anzahl ſolcher Formulare ſtets vorrätig halten.



Der Erzbiſchof von Bam-
berg
hat den Domkapitular Georg Wagner, früher
Kreisſcholarch von Mittelfranken, Pfarrer von Neunkirchen
und Dechant von Schnaittach, zum Generalvikar ernannt.

Eine vom Magiſtrat einge-
ſetzte Kommiſſion hat nach vergeblichen Verhandlungen
mit der Metzgerinnung auf Herabſetzung der hohen
Fleiſchpreiſe
beſchloſſen, falls die Innung ſich nicht
auf fünf Jahre verpflichtet, die Preiſe nicht höher, als ſie
in Nürnberg und Fürth ſind, anzuſetzen, die Freibank zu
einer ſtädtiſchen Fleiſchbank zu erweitern, wo in
der Folge jeder Viehbeſitzer ſein Vieh ſchlachten und das
Fleiſch durch von der Stadt aufgeſtellte Schlächter verkaufen
laſſen oder ſelbſt verkaufen kann.

Die Offiziere von Lindau,
Weingarten und Konſtanz ſtatteten geſtern nachmittag dem Offi-
zierkorps des k. k. Infanterie-Regiments in Bregenz, das am
6. April nach Linz verſetzt wird, einen Abſchiedsbeſuch ab. Die
Offiziere zogen mit Muſik durch die Stadt Bregenz. Als die
Muſik in die Anton Schneiderſtraße einbog, begegnete ihr ein
Fuhrwerk der Weberbeckſchen Brauerei. Durch einen unglück-
lichen Zufall geriet das ſechsjährige Söhnchen des Schloſſers
Klammer unter das Fuhrwerk, das mitten über den Körper
fuhr. Der Kleine war ſofort tot.

Im hieſigen Poſtamte wurde
der wegen Betrugs vorbeſtrafte frühere Kaufmann Schmitt
aus Burkardroth wegen Wechſelfälſchung feſtgenommen.
Bei verſchiedenen hieſigen Firmen präſentierte er gefälſchte
Wechſel.

Die Strafkammer verurteilte den
verheirateten ſtädtiſchen Bauamtsaktuar Joſeph Pauli, der in
drei Fällen beim Bauamt von auswärtigen Firmen hinterlegte
Kautionsgelder im Geſamtbetrage von 8000 M unterſchlug, zu
6 Monaten Gefängnis.

Wegen Verbrechens der Blut-
ſchande,
verübt an ſeiner eigenen 14jährigen Tochter, wurde
der in Grombühl wohnhafte Maurer Rockenmayer verhaftet.

Das Gemeindekollegium faßte
den einſtimmigen Beſchluß, es ſeien die Städte über 10,000
Einwohner aufzufordern, ſich einer Petition an die
kgl. Staatsregierung und den Landtag anzuſchließen, welche
die Aufhebung des § 14 des Schuldotations-
geſetzes
erſtrebt. Der § 14 belaſtet bekanntlich die davon
betroffenen Städte in außerordentlicher Weiſe. Die Städte
müſſen zu den Schullaſten des ganzen Landes beitragen
und ihre eigenen Schullaſten nahezu allein tragen. Da die
Umlagen in den meiſten Fällen eine unheimlich raſche
Steigerung aufweiſen, ſo ſteht doch zu hoffen, daß Staats-
regierung und Landtag durch Aufhebung des § 14 es den
betreffenden Gemeinden ermöglichen, einigermaßen ihre
Finanzverhältniſſe erträglich zu geſtalten.



Aus den Nachbarländern.

Die heute durchgeführten Ge-
meinderatswahlen
für den 3. Wahlkörper ergaben eine
Stichwahl zwiſchen dem Arbeiterkandidaten der vereinigten
deutſchfortſchrittlichen Parteien Hubert Feik und dem ſozial-
demokratiſchen Kandidaten Redakteur Robert Preußler. Der
chriſtlichſoziale Kandidat Redakteur Held und der alldeutſche
Wahlwerber, Advokaturskonzipient Dr. Joſeph Reitlechner,
blieben in der Minorität. Die Stichwahl iſt für 26. d. M. ange-
ordnet. Die endgültige Wahl Feiks gilt als geſichert.

[Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)

Die Rentabilität im Brauereigewerbe.

# Als Ende November und Anfang Dezember vorigen
Jahres die großen Berliner Brauereien ihre Dividende für das
im September 1907 abgeſchloſſene Geſchäftsjahr bekannt gaben,
verallgemeinerte man alsbald die Berliner Ergebniſſe in der
Weiſe, daß man gleich für das ganze deutſche Brauereigewerbe
eine Verſchlechterung der Rentabilität behauptete.
Obwohl dieſer Annahme ſofort widerſprochen wurde, ſetzte ſie ſich
doch allgemein feſt und hat bisher die Auffaſſung über die Ge-
ſchäftslage im Brauereigewerbe beherrſcht. Da nun inzwiſchen
die Zahl der Brauereien, die ihre Gewinnverteilung für 1907 be-
kannt gab, ſich ſo vermehrt hat, daß man aus den Ergebniſſen die
Rentabilität des Brauereigewerbes, ſoweit ſeine Betriebe die
Form von Aktiengeſellſchaften haben, feſtſtellen kann, ſo iſt es an
der Zeit, die Richtigkeit der Behauptung nachzuprüfen, daß die
Rentabilität im Brauereigewerbe auch außerhalb Berlins er-
heblich zurückgegangen ſei. Unter Einbeziehung der Ber-
liner Brauereien
iſt allerdings ein Rückgang der Divi-
dende zu konſtatieren. Von 341 Brauereien, deren Geſchäftsab-
ſchluß vorliegt, wurden auf ein Aktienkapital von insgeſamt 435
Millionen Mark im Jahre 1906 35.30, im Jahre 1907 aber 33.19
Millionen Mark als Dividende verteilt. Das Nominalkapital
verzinſte ſich 1906 mit 8.10, 1907 mit 7.63 Proz. Der Rückgang
beträgt 0.47 Proz des Nominalkapitals. Betrachten wir nun die
Brauereien außerhalb Berlins geſondert, ſo verſchiebt ſich das
Bild ganz weſentlich. Es bleiben von den 341 Brauereien 319,
die zuſammen über ein Aktienkapital von 365.37 Mill. M ver-
fügen. Auf dieſes Kapital wurden 1906 als Dividende 27.13
Millionen Mark, 1907 aber 27.04 Mill. M verteilt. Sämtliche
Brauereien verteilten alſo auf 365.37 Mill. M im Jahre 1907
gerade 90,000 M weniger Dividende als 1906! Das
iſt ein Ergebnis, das keineswegs für eine ungünſtige Geſtaltung
der Rentabilität im Brauereigewerbe ins Feld geführt werden
kann. Die Dividende ſtellte ſich 1906 auf 7.42, 1907 auf 7.40
Prozent des Aktienkapitals.

Dieſem Ergebniſſe gegenüber betrachte man die Dividenden-
bewegung der Berliner Brauereien.
Auf ein Aktien-
kapital von 69.69 Mill. M wurden für 1906 7.17 Mill. M als
Dividende verteilt, für 1907 aber nur 6.15 Mill. M. Hier beträgt
der Rückgang für 22 Brauereien 1.02 Mill. M. Die Dividende
ſank von 10.29 auf 8.83 Proz. oder um 1.46 Proz. des Nominal-
kapitals. Trotz dieſes Rückganges iſt aber die Durchſchnittsdivi-
dende für die Berliner Brauereien immer noch höher als der
Durchſchnittsſatz für ſämtliche Brauereien. Aus welchen Gründen
die Dividende der großen Berliner Brauereien für 1907 ſo ein-
heitlich zurückgegangen iſt, ſoll hier nicht unterſucht werden.
Jedenfalls ſteht die Dividendenbemeſſung der Berliner Aktien-
brauerien für das Jahr 1907 in einem auffallenden Gegenſatz zu
den Dividenden, die von den Provinzbrauereien verteilt wurden.
Zu einem für das Jahr 1907 noch befriedigenderen Ergebniſſe ge-
langen wir, wenn wir die Dividende nicht auf den Nominalwert,
ſondern auf den Kurswert des Aktienkapitals be-
rechnen. Auch das im Brauereigewerbe in Form von Aktien an-
gelegte Kapital war dem Entwertungsprozeſſe ausgeſetzt, von dem
alles mobile Kapital in Deutſchland während der letzten Jahre
betroffen wurde. Der Durchſchnittskurs für die an der Ber-
liner Börſe gehandelten Brauereiaktien
ſank
z. B. von 177.36 Ultimo Juni 1906 auf 160.97 Ultimo Juni 1907.
Das heißt der Wert einer Aktie iſt um 16.39 Proz. des Nominal-
kapitals zurückgegangen. Berückſichtigt man dieſe Wertverſchie-
bung, ſo ſtellt ſich die Dividende für das Jahr 1907 nicht etwa un-
günſtiger, ſondern ſogar noch günſtiger als für das Jahr 1906,
etwa auf 4.74 Proz. gegen 4.57 Proz. im Jahre zuvor. Daß aber
der Aktionär bei der Verzinſung ſeiner Kapitalien nicht den
Nominalwert, ſondern den Börſenpreis zugrunde legen muß,
das dürfte wohl nicht beſtritten werden.

Freilich dem Teil der Aktionäre, die ihre Papiere mit Ver-
luſt haben verkaufen müſſen, iſt das beſſere Rendement der
Brauereiaktien nicht zuſtatten gekommen, wohl aber den Käufern,
die zu dem niedrigeren Börſenpreiſe Aktien erworben haben.
Für die Beurteilung der Rentabilität von Aktiengeſellſchaften
müſſen die jeweiligen Wertveränderungen berückſichtigt werden,
ſoll nicht ein irreführendes Bild entſtehen. Im Hinblick auf
die allge meine Wertverminderung des mobilen
Kapitals
hat ſich die Rentabilität im Brauereigewerbe wäh-
rend des Jahres 1907 keineswegs ungünſtig verändert, wie es
unter dem Eindruck der Berichte von Berliner Brauereien be-
hauptet wurde. Würde man das Bild noch durch die Gewinn-
ergebniſſe der größeren privaten Betriebe ergänzen können, ſo
würde es ſich womöglich noch freundlicher geſtalten als auf
Grund der Ergebniſſe der Aktiengeſellſchaften. Denn wenn auch
in den Großſtädten, vor allem in Berlin, eine Stagnation oder
teilweiſe ſogar ein Rückgang des Bierkonſums während des
Jahres 1907 eingetreten iſt, ſo war die Bewegung des Bierab-
ſatzes in kleinen Städten und auf dem platten Lande überwiegend
noch in der Zunahme begriffen.



Geldmarkt und Banken.
Bayeriſche Landwirtſchaftsbank, e. G. m. b. H.

Die 11.
ordentliche Generalverſammlung der Bayeriſchen Landwirtſchafts-
bank, e. G. m. b. H., iſt am 24. März im Sitzungsſaale des Baye-
riſchen Landwirtſchaftsrates abgehalten worden unter dem Vorſitz
Sr. Exz. des Herrn Reichsrats Frhrn. v. Soden-Fraun-
hofen,
wobei der kgl. Staatskommiſſar, Herr Regierungsrat
Frhr. von und zu Aufſeß, ſowie eine Anzahl Mitglieder der Ge-
noſſenſchaft zugegen waren. Der Vorſitzende gab den Geſchäfts-
bericht des Vorſtands und Aufſichtsrats für das abgelaufene Ge-
ſchäftsjahr 1907 nebſt Bilanz bekannt und erwähnte u. a., daß
Vorſtand und Aufſichtsrat beſchloſſen haben, nunmehr auch
Pfandbriefdarlehen auf der Baſis 4 proz. Pfand-
briefe
auszugeben. Die infolge dieſer Maßnahme erforder-
lichen, ſowie einige andere auf Grund der bisherigen Geſchäfts-
tätigkeit als notwendig erachteten und beantragten Aenderungen
des Statuts, welche bereits die Genehmigung der kgl. Staats-
regierung erhalten haben, wurden von der Verſammlung einſtim-
mig genehmigt. Die Verſammlung nahm alsdann vom Geſchäfts-
[Spaltenumbruch] bericht Kenntnis, erteilte dem Vorſtand und Aufſichtsrat die Ent-
laſtung und genehmigte einſtimmig die von demſelben geſtellten
Anträge über die Verteilung des Geſchäftsgewinns. Hiernach
werden die Geſchäftsanteile der Genoſſen wie bisher mit 4 Proz.
p. r. t. verzinſt, wozu der Betrag von 111.881 M verwendet wird.
Der Reſervefonds wird mit 22,653 M, der Spezialreſervefonds
mit 80,000 M, der Grundſtückreſervefonds mit 6000, der Beamten-
penſionsfonds mit 5000 M dotiert und 2305 M auf neue Rechnung
vorgetragen. Die ſeitherigen ordentlichen und ſtellvertretenden
Mitglieder der Reviſionskommiſſion wurden einſtimmg wieder-
gewählt.

# Vereinsbank in Nürnberg.

Die ordentliche General-
verſammlung vom 5. März 1908 hat beſchloſſen, das Aktien-
kapital
um 3 Mill. M auf 18. Mill. M zu erhöhen und zu
dieſem Behuf 2500 Aktien zu je 1200 M zum Mindeſtkurſe
von 150 Prozent auszugeben und die neuen Aktien den bisheri-
gen Aktionären in der Art zum Bezug anzubieten, daß auf je
20 alte Aktien zu 300 M oder je 5 alte Aktien zu 1200 M eine
neue Aktie zu 1200 M entfällt. Auf Grund dieſes Beſchluſſes
werden die Aktionäre, durch Bekanntmachung im Inſeraten-
teil
dieſer Nummer, zur Ausübung des Bezugsrechtes, in
München bei der Bankfirma Merck, Finck u. Co., in der
Zeit vom 1. bis 15. April ds. Js. einſchließlich, aufgefordert.

Ueber die Erhöhung des Silberumlaufs von 15 auf 20
Mark äußert ſich die Novelle zum Münzgeſetz in Artikel 2
dahin, daß zwar durch das Geſetz vom 1. Juni 1900 der für den
Kopf der Bevölkerung auszuprägende Geſamtbetrag der
Reichsſilbermünzen
bis auf weiteres von 10 auf 15 M
erhöht worden ſei, und daß ſeit dem 1. Juni 1900 bis zum 31. Ja-
nuar 1908 in Reichsſilbermünzen rund 4415 Mill. M zur Aus-
prägung gelangt ſeien, daß ſich aber trotzdem am 31. Dezember
1907 der im Münzumlauf auf den Kopf der Bevölkerung von
1905 entfallende Betrag an Fünf-, Zwei- und Einmarkſtücken nur
auf etwa 10.8 M, am 31. Januar 1908 auf etwa 10.4 M geſtellt
habe. Deshalb ſagt die Begründung:

Eine ſolche Vermehrung der Silbermünzen muß als unzu-
länglich
betrachtet werden. Der Bedarf des Verkehrs an Sil-
bermünzen iſt ſeit 1900 weiter gewachſen. Eine wichtige Rolle
ſpielen in dieſer Beziehung die Lohnzahlungen, welche der
Hauptſache nach mit Fünf- und Zweimarkſtücken zu bewirken
ſind. Die bei dieſen Zahlungen umgeſetzten Beträge ſind be-
trächtlich geſtiegen, ſowohl weil die Zahl der Arbeiter, nament-
lich in den Induſtriebezirken gewachſen iſt, wie zum Beiſpiel aus
der zunehmenden Zahl der der Kranken-, gewerblichen Unfall-
und Invalidenverſicherung unterliegenden Perſonen hervorgeht,
als auch, weil die einzelnen Löhne im Durchſchnitt eine erhebliche
Steigerung erfahren haben. Es ſind deshalb die Klagen über
unzureichende Ausſtattung des Verkehrs mit Silbermünzen vor-
nehmlich aus den Induſtriebezirken laut geworden. Ins-
beſondere hat ein Mangel an Fünfmarkſtücken ſich geltend ge-
macht, die ihrer Zweckbeſtimmung nach vorzugsweiſe die Geld-
ſorte für Lohnzahlungen bilden. Am 30. November 1907 z. B.
verfügte die Reichsbank an Fünfmarkſtücken nur über einen Be-
ſtand von rund 14 Mill. M, die ſich auf mehr als 450 mit Kaſſen-
einrichtung verſehene Anſtalten verteilten, ſo daß die einzelne
Anſtalt ganz ungenügend ausgeſtattet war. Bis zum 31. Januar
1908 hat infolge der Rückflüſſe aus dem Verkehr und durch die
Vereinnahmung des Ergebniſſes der laufenden Prägungen der
Vorrat der Reichsbank an Fünfmarkſtücken ſich auf den Betrag
von 34.2 Mill. M wieder gehoben. Die allgemeine Stei-
gerung der Warenpreiſe
hat vermehrte Umſätze
auch im Kleinverkehr zur Folge gehabt. Es mag ferner darauf
hingewieſen werden, daß die zahlreichen Wechſelſtuben immer
ſteigende Beträge an Silbergeld in Anſpruch nehmen und daß in
den Kaſſen der überſeeiſchen Dampfer beträchtliche Mengen an
Silbermünzen als Wechſelgeld bereitgehalten werden. Der
hauptſächliche Grund, weshalb trotz der ſeit 1900 ſtattgefundenen
umfaſſenden Prägungen die Menge der Silbermünzen keine
größere Steigerung erfahren hat, liegt darin, daß zu den Neu-
prägungen Talerſilber zu verwenden war, ſo daß nur eine der
zehnprozentigen Unterwertigkeit der Reichsſilbermünzen und der
Talerabnutzung entſprechende Vermehrung erreicht werden konnte.
Auf dieſe Weiſe erklärt es ſich, daß der auf den Kopf der Bevöl-
kerung entfallende Betrag an Reichsſilbermünzen vom 31. Oktober
1895 bis zum 31. Januar 1908 trotz der ſtarken Volksvermehrung
zwar von 9.2 M auf 14.8 M geſtiegen, dagegen der entſprechende
Betrag an Talern und Reichsſilbermünzen während des gleichen
Zeitraums von 17.4 M bei der Volkszunahme auf 15.2 M ge-
ſunken iſt.



Induſtrie und Handel.

* Das Siegerländer Roheiſenſyndikat hat, wie die Rheiniſch-
Weſtfäliſche Zeitung meldet, beſchloſſen, ab 1. April eine Be-
triebseinſchränkung
von 50 Proz. eintreten zu laſſen.
Es wurde erklärt, daß infolge des Feſthaltens des
Kohlenſyndikats
an den hohen Kolkſr;preiſen die
Aufträge an gemiſchte Werke und in das Ausland gingen. Die
Siegerländer Hütten werden Koksabſchlüſſe nur für drei
Monate betätigen.

Beim Kohlenſyndikat aber beſteht nicht nur nicht die
geringſte Neigung, mit den Preiſen hinunterzugehen, ſondern es
wird ſogar beabſichtigt, durch neue Produktionseinſchränkungen



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[5/0005] Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908. ſonſt fernbleiben müßten. Nun hat die Berechnung der Geſamt- koſten ergeben, daß unſer Stipendienfonds nicht ganz ausreicht. Auf eine ſo ſtarke Teilnahme hatten wir nicht rechnen zu dürfen geglaubt. Etwa 12 Teilnehmer, die auf Unterſtützung ange- wieſen ſind — vorweg Arbeiter — müſſen ausgeſchloſſen werden, wenn nicht noch weitere Beiträge erfolgen. Wir appellieren an unſere Parteifreunde! Sollen 12 libe- rale Arbeiter, die das Intereſſe und den Opfermut beſitzen, ſich zu den Ausbildungskurſen zu melden, nur deswegen fernbleiben, weil es an Geld gefehlt hat? Da wir außer den Reiſekoſten nur 20. M Wochenzuſchuß gewähren, iſt das Opfer, das unſere Teilnehmer zu bringen haben, gewiß kein kleines. Darum ſagen wir: Hier muß jeder Liberale einſtehen für den anderen und damit für die gemeinſame Sache! Wir bitten um Beiträge an die Bayeriſche Bank für Handel und Induſtrie, München, Lenbachplatz 4. für das Konto: National- verein-Stipendienfonds. München, im März 1908. Prof. Dr. Sig. Günther, Landtagsabgeordneter, Vorſitzender des Nationalvereins. * Liberaler Volksverein Seuſſen. In Seuſſen (Oberfranken) wurde nach einem Referat des jungliberalen Verbandsſekretärs Oſterkorn ein „Liberaler Volksverein für Seuſſen und Um- gebung“ gegründet, der ſich dem jungliberalen Landesverbande anſchloß. * Kreisverband pfälziſcher liberaler Arbeitervereine. In Pirmaſens wurden am 22. März die liberalen Arbeiterver- eine zu einem „Pfälziſchen Verbande“ zuſammengeſchloſſen und als Vorort Kaiſerslautern gewählt. Im Anſchluß daran wurde eine öffentliche Volksverſammlung in der Volksgartenhalle abgehalten, in der die drei Landtagsabgeord- neten Buttmann, Gerichten und Löweneck geſprochen haben. Die Verſammlung war ſehr zahlreich beſucht und ſpendete den Rednern reichen Beifall. Der Abg. Löweneck ſprach über die „Arbeiterfrage vom Standpunkte des Libe- ralismus aus“. ☉ Dorfteſtamente. Da die Errichtung von Dorfteſtamenten vielfach zu Beanſtandungen Anlaß gegeben und zu unliebſamen Haftungen der Bürgermeiſter geführt hat, haben die Miniſterien der Juſtiz und des Innern an die Gemeinden Formulare für ſolche Teſtamente hinausgegeben, welche den Bürgermeiſtern zur Benützung empfohlen werden. Die Gemeinden, in denen ſich nicht der Sitz eines Notariats befindet, ſollen eine ange- meſſene Anzahl ſolcher Formulare ſtets vorrätig halten. * Bamberg, 25. März. Der Erzbiſchof von Bam- berg hat den Domkapitular Georg Wagner, früher Kreisſcholarch von Mittelfranken, Pfarrer von Neunkirchen und Dechant von Schnaittach, zum Generalvikar ernannt. * Erlangen, 25. März. Eine vom Magiſtrat einge- ſetzte Kommiſſion hat nach vergeblichen Verhandlungen mit der Metzgerinnung auf Herabſetzung der hohen Fleiſchpreiſe beſchloſſen, falls die Innung ſich nicht auf fünf Jahre verpflichtet, die Preiſe nicht höher, als ſie in Nürnberg und Fürth ſind, anzuſetzen, die Freibank zu einer ſtädtiſchen Fleiſchbank zu erweitern, wo in der Folge jeder Viehbeſitzer ſein Vieh ſchlachten und das Fleiſch durch von der Stadt aufgeſtellte Schlächter verkaufen laſſen oder ſelbſt verkaufen kann. * Lindau, 25. März. Die Offiziere von Lindau, Weingarten und Konſtanz ſtatteten geſtern nachmittag dem Offi- zierkorps des k. k. Infanterie-Regiments in Bregenz, das am 6. April nach Linz verſetzt wird, einen Abſchiedsbeſuch ab. Die Offiziere zogen mit Muſik durch die Stadt Bregenz. Als die Muſik in die Anton Schneiderſtraße einbog, begegnete ihr ein Fuhrwerk der Weberbeckſchen Brauerei. Durch einen unglück- lichen Zufall geriet das ſechsjährige Söhnchen des Schloſſers Klammer unter das Fuhrwerk, das mitten über den Körper fuhr. Der Kleine war ſofort tot. ○. Bad Kiſſingen, 23. März. Im hieſigen Poſtamte wurde der wegen Betrugs vorbeſtrafte frühere Kaufmann Schmitt aus Burkardroth wegen Wechſelfälſchung feſtgenommen. Bei verſchiedenen hieſigen Firmen präſentierte er gefälſchte Wechſel. □ Würzburg, 22. März. Die Strafkammer verurteilte den verheirateten ſtädtiſchen Bauamtsaktuar Joſeph Pauli, der in drei Fällen beim Bauamt von auswärtigen Firmen hinterlegte Kautionsgelder im Geſamtbetrage von 8000 M unterſchlug, zu 6 Monaten Gefängnis. □ Würzburg, 22. März. Wegen Verbrechens der Blut- ſchande, verübt an ſeiner eigenen 14jährigen Tochter, wurde der in Grombühl wohnhafte Maurer Rockenmayer verhaftet. _ Schwabach, 23. März. Das Gemeindekollegium faßte den einſtimmigen Beſchluß, es ſeien die Städte über 10,000 Einwohner aufzufordern, ſich einer Petition an die kgl. Staatsregierung und den Landtag anzuſchließen, welche die Aufhebung des § 14 des Schuldotations- geſetzes erſtrebt. Der § 14 belaſtet bekanntlich die davon betroffenen Städte in außerordentlicher Weiſe. Die Städte müſſen zu den Schullaſten des ganzen Landes beitragen und ihre eigenen Schullaſten nahezu allein tragen. Da die Umlagen in den meiſten Fällen eine unheimlich raſche Steigerung aufweiſen, ſo ſteht doch zu hoffen, daß Staats- regierung und Landtag durch Aufhebung des § 14 es den betreffenden Gemeinden ermöglichen, einigermaßen ihre Finanzverhältniſſe erträglich zu geſtalten. Aus den Nachbarländern. * Salzburg, 23. März. Die heute durchgeführten Ge- meinderatswahlen für den 3. Wahlkörper ergaben eine Stichwahl zwiſchen dem Arbeiterkandidaten der vereinigten deutſchfortſchrittlichen Parteien Hubert Feik und dem ſozial- demokratiſchen Kandidaten Redakteur Robert Preußler. Der chriſtlichſoziale Kandidat Redakteur Held und der alldeutſche Wahlwerber, Advokaturskonzipient Dr. Joſeph Reitlechner, blieben in der Minorität. Die Stichwahl iſt für 26. d. M. ange- ordnet. Die endgültige Wahl Feiks gilt als geſichert. Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.) * München, 25. März. Die Rentabilität im Brauereigewerbe. # Als Ende November und Anfang Dezember vorigen Jahres die großen Berliner Brauereien ihre Dividende für das im September 1907 abgeſchloſſene Geſchäftsjahr bekannt gaben, verallgemeinerte man alsbald die Berliner Ergebniſſe in der Weiſe, daß man gleich für das ganze deutſche Brauereigewerbe eine Verſchlechterung der Rentabilität behauptete. Obwohl dieſer Annahme ſofort widerſprochen wurde, ſetzte ſie ſich doch allgemein feſt und hat bisher die Auffaſſung über die Ge- ſchäftslage im Brauereigewerbe beherrſcht. Da nun inzwiſchen die Zahl der Brauereien, die ihre Gewinnverteilung für 1907 be- kannt gab, ſich ſo vermehrt hat, daß man aus den Ergebniſſen die Rentabilität des Brauereigewerbes, ſoweit ſeine Betriebe die Form von Aktiengeſellſchaften haben, feſtſtellen kann, ſo iſt es an der Zeit, die Richtigkeit der Behauptung nachzuprüfen, daß die Rentabilität im Brauereigewerbe auch außerhalb Berlins er- heblich zurückgegangen ſei. Unter Einbeziehung der Ber- liner Brauereien iſt allerdings ein Rückgang der Divi- dende zu konſtatieren. Von 341 Brauereien, deren Geſchäftsab- ſchluß vorliegt, wurden auf ein Aktienkapital von insgeſamt 435 Millionen Mark im Jahre 1906 35.30, im Jahre 1907 aber 33.19 Millionen Mark als Dividende verteilt. Das Nominalkapital verzinſte ſich 1906 mit 8.10, 1907 mit 7.63 Proz. Der Rückgang beträgt 0.47 Proz des Nominalkapitals. Betrachten wir nun die Brauereien außerhalb Berlins geſondert, ſo verſchiebt ſich das Bild ganz weſentlich. Es bleiben von den 341 Brauereien 319, die zuſammen über ein Aktienkapital von 365.37 Mill. M ver- fügen. Auf dieſes Kapital wurden 1906 als Dividende 27.13 Millionen Mark, 1907 aber 27.04 Mill. M verteilt. Sämtliche Brauereien verteilten alſo auf 365.37 Mill. M im Jahre 1907 gerade 90,000 M weniger Dividende als 1906! Das iſt ein Ergebnis, das keineswegs für eine ungünſtige Geſtaltung der Rentabilität im Brauereigewerbe ins Feld geführt werden kann. Die Dividende ſtellte ſich 1906 auf 7.42, 1907 auf 7.40 Prozent des Aktienkapitals. Dieſem Ergebniſſe gegenüber betrachte man die Dividenden- bewegung der Berliner Brauereien. Auf ein Aktien- kapital von 69.69 Mill. M wurden für 1906 7.17 Mill. M als Dividende verteilt, für 1907 aber nur 6.15 Mill. M. Hier beträgt der Rückgang für 22 Brauereien 1.02 Mill. M. Die Dividende ſank von 10.29 auf 8.83 Proz. oder um 1.46 Proz. des Nominal- kapitals. Trotz dieſes Rückganges iſt aber die Durchſchnittsdivi- dende für die Berliner Brauereien immer noch höher als der Durchſchnittsſatz für ſämtliche Brauereien. Aus welchen Gründen die Dividende der großen Berliner Brauereien für 1907 ſo ein- heitlich zurückgegangen iſt, ſoll hier nicht unterſucht werden. Jedenfalls ſteht die Dividendenbemeſſung der Berliner Aktien- brauerien für das Jahr 1907 in einem auffallenden Gegenſatz zu den Dividenden, die von den Provinzbrauereien verteilt wurden. Zu einem für das Jahr 1907 noch befriedigenderen Ergebniſſe ge- langen wir, wenn wir die Dividende nicht auf den Nominalwert, ſondern auf den Kurswert des Aktienkapitals be- rechnen. Auch das im Brauereigewerbe in Form von Aktien an- gelegte Kapital war dem Entwertungsprozeſſe ausgeſetzt, von dem alles mobile Kapital in Deutſchland während der letzten Jahre betroffen wurde. Der Durchſchnittskurs für die an der Ber- liner Börſe gehandelten Brauereiaktien ſank z. B. von 177.36 Ultimo Juni 1906 auf 160.97 Ultimo Juni 1907. Das heißt der Wert einer Aktie iſt um 16.39 Proz. des Nominal- kapitals zurückgegangen. Berückſichtigt man dieſe Wertverſchie- bung, ſo ſtellt ſich die Dividende für das Jahr 1907 nicht etwa un- günſtiger, ſondern ſogar noch günſtiger als für das Jahr 1906, etwa auf 4.74 Proz. gegen 4.57 Proz. im Jahre zuvor. Daß aber der Aktionär bei der Verzinſung ſeiner Kapitalien nicht den Nominalwert, ſondern den Börſenpreis zugrunde legen muß, das dürfte wohl nicht beſtritten werden. Freilich dem Teil der Aktionäre, die ihre Papiere mit Ver- luſt haben verkaufen müſſen, iſt das beſſere Rendement der Brauereiaktien nicht zuſtatten gekommen, wohl aber den Käufern, die zu dem niedrigeren Börſenpreiſe Aktien erworben haben. Für die Beurteilung der Rentabilität von Aktiengeſellſchaften müſſen die jeweiligen Wertveränderungen berückſichtigt werden, ſoll nicht ein irreführendes Bild entſtehen. Im Hinblick auf die allge meine Wertverminderung des mobilen Kapitals hat ſich die Rentabilität im Brauereigewerbe wäh- rend des Jahres 1907 keineswegs ungünſtig verändert, wie es unter dem Eindruck der Berichte von Berliner Brauereien be- hauptet wurde. Würde man das Bild noch durch die Gewinn- ergebniſſe der größeren privaten Betriebe ergänzen können, ſo würde es ſich womöglich noch freundlicher geſtalten als auf Grund der Ergebniſſe der Aktiengeſellſchaften. Denn wenn auch in den Großſtädten, vor allem in Berlin, eine Stagnation oder teilweiſe ſogar ein Rückgang des Bierkonſums während des Jahres 1907 eingetreten iſt, ſo war die Bewegung des Bierab- ſatzes in kleinen Städten und auf dem platten Lande überwiegend noch in der Zunahme begriffen. Geldmarkt und Banken. # Bayeriſche Landwirtſchaftsbank, e. G. m. b. H. Die 11. ordentliche Generalverſammlung der Bayeriſchen Landwirtſchafts- bank, e. G. m. b. H., iſt am 24. März im Sitzungsſaale des Baye- riſchen Landwirtſchaftsrates abgehalten worden unter dem Vorſitz Sr. Exz. des Herrn Reichsrats Frhrn. v. Soden-Fraun- hofen, wobei der kgl. Staatskommiſſar, Herr Regierungsrat Frhr. von und zu Aufſeß, ſowie eine Anzahl Mitglieder der Ge- noſſenſchaft zugegen waren. Der Vorſitzende gab den Geſchäfts- bericht des Vorſtands und Aufſichtsrats für das abgelaufene Ge- ſchäftsjahr 1907 nebſt Bilanz bekannt und erwähnte u. a., daß Vorſtand und Aufſichtsrat beſchloſſen haben, nunmehr auch Pfandbriefdarlehen auf der Baſis 4 proz. Pfand- briefe auszugeben. Die infolge dieſer Maßnahme erforder- lichen, ſowie einige andere auf Grund der bisherigen Geſchäfts- tätigkeit als notwendig erachteten und beantragten Aenderungen des Statuts, welche bereits die Genehmigung der kgl. Staats- regierung erhalten haben, wurden von der Verſammlung einſtim- mig genehmigt. Die Verſammlung nahm alsdann vom Geſchäfts- bericht Kenntnis, erteilte dem Vorſtand und Aufſichtsrat die Ent- laſtung und genehmigte einſtimmig die von demſelben geſtellten Anträge über die Verteilung des Geſchäftsgewinns. Hiernach werden die Geſchäftsanteile der Genoſſen wie bisher mit 4 Proz. p. r. t. verzinſt, wozu der Betrag von 111.881 M verwendet wird. Der Reſervefonds wird mit 22,653 M, der Spezialreſervefonds mit 80,000 M, der Grundſtückreſervefonds mit 6000, der Beamten- penſionsfonds mit 5000 M dotiert und 2305 M auf neue Rechnung vorgetragen. Die ſeitherigen ordentlichen und ſtellvertretenden Mitglieder der Reviſionskommiſſion wurden einſtimmg wieder- gewählt. # Vereinsbank in Nürnberg. Die ordentliche General- verſammlung vom 5. März 1908 hat beſchloſſen, das Aktien- kapital um 3 Mill. M auf 18. Mill. M zu erhöhen und zu dieſem Behuf 2500 Aktien zu je 1200 M zum Mindeſtkurſe von 150 Prozent auszugeben und die neuen Aktien den bisheri- gen Aktionären in der Art zum Bezug anzubieten, daß auf je 20 alte Aktien zu 300 M oder je 5 alte Aktien zu 1200 M eine neue Aktie zu 1200 M entfällt. Auf Grund dieſes Beſchluſſes werden die Aktionäre, durch Bekanntmachung im Inſeraten- teil dieſer Nummer, zur Ausübung des Bezugsrechtes, in München bei der Bankfirma Merck, Finck u. Co., in der Zeit vom 1. bis 15. April ds. Js. einſchließlich, aufgefordert. ⊙Ueber die Erhöhung des Silberumlaufs von 15 auf 20 Mark äußert ſich die Novelle zum Münzgeſetz in Artikel 2 dahin, daß zwar durch das Geſetz vom 1. Juni 1900 der für den Kopf der Bevölkerung auszuprägende Geſamtbetrag der Reichsſilbermünzen bis auf weiteres von 10 auf 15 M erhöht worden ſei, und daß ſeit dem 1. Juni 1900 bis zum 31. Ja- nuar 1908 in Reichsſilbermünzen rund 4415 Mill. M zur Aus- prägung gelangt ſeien, daß ſich aber trotzdem am 31. Dezember 1907 der im Münzumlauf auf den Kopf der Bevölkerung von 1905 entfallende Betrag an Fünf-, Zwei- und Einmarkſtücken nur auf etwa 10.8 M, am 31. Januar 1908 auf etwa 10.4 M geſtellt habe. Deshalb ſagt die Begründung: Eine ſolche Vermehrung der Silbermünzen muß als unzu- länglich betrachtet werden. Der Bedarf des Verkehrs an Sil- bermünzen iſt ſeit 1900 weiter gewachſen. Eine wichtige Rolle ſpielen in dieſer Beziehung die Lohnzahlungen, welche der Hauptſache nach mit Fünf- und Zweimarkſtücken zu bewirken ſind. Die bei dieſen Zahlungen umgeſetzten Beträge ſind be- trächtlich geſtiegen, ſowohl weil die Zahl der Arbeiter, nament- lich in den Induſtriebezirken gewachſen iſt, wie zum Beiſpiel aus der zunehmenden Zahl der der Kranken-, gewerblichen Unfall- und Invalidenverſicherung unterliegenden Perſonen hervorgeht, als auch, weil die einzelnen Löhne im Durchſchnitt eine erhebliche Steigerung erfahren haben. Es ſind deshalb die Klagen über unzureichende Ausſtattung des Verkehrs mit Silbermünzen vor- nehmlich aus den Induſtriebezirken laut geworden. Ins- beſondere hat ein Mangel an Fünfmarkſtücken ſich geltend ge- macht, die ihrer Zweckbeſtimmung nach vorzugsweiſe die Geld- ſorte für Lohnzahlungen bilden. Am 30. November 1907 z. B. verfügte die Reichsbank an Fünfmarkſtücken nur über einen Be- ſtand von rund 14 Mill. M, die ſich auf mehr als 450 mit Kaſſen- einrichtung verſehene Anſtalten verteilten, ſo daß die einzelne Anſtalt ganz ungenügend ausgeſtattet war. Bis zum 31. Januar 1908 hat infolge der Rückflüſſe aus dem Verkehr und durch die Vereinnahmung des Ergebniſſes der laufenden Prägungen der Vorrat der Reichsbank an Fünfmarkſtücken ſich auf den Betrag von 34.2 Mill. M wieder gehoben. Die allgemeine Stei- gerung der Warenpreiſe hat vermehrte Umſätze auch im Kleinverkehr zur Folge gehabt. Es mag ferner darauf hingewieſen werden, daß die zahlreichen Wechſelſtuben immer ſteigende Beträge an Silbergeld in Anſpruch nehmen und daß in den Kaſſen der überſeeiſchen Dampfer beträchtliche Mengen an Silbermünzen als Wechſelgeld bereitgehalten werden. Der hauptſächliche Grund, weshalb trotz der ſeit 1900 ſtattgefundenen umfaſſenden Prägungen die Menge der Silbermünzen keine größere Steigerung erfahren hat, liegt darin, daß zu den Neu- prägungen Talerſilber zu verwenden war, ſo daß nur eine der zehnprozentigen Unterwertigkeit der Reichsſilbermünzen und der Talerabnutzung entſprechende Vermehrung erreicht werden konnte. Auf dieſe Weiſe erklärt es ſich, daß der auf den Kopf der Bevöl- kerung entfallende Betrag an Reichsſilbermünzen vom 31. Oktober 1895 bis zum 31. Januar 1908 trotz der ſtarken Volksvermehrung zwar von 9.2 M auf 14.8 M geſtiegen, dagegen der entſprechende Betrag an Talern und Reichsſilbermünzen während des gleichen Zeitraums von 17.4 M bei der Volkszunahme auf 15.2 M ge- ſunken iſt. Induſtrie und Handel. * Das Siegerländer Roheiſenſyndikat hat, wie die Rheiniſch- Weſtfäliſche Zeitung meldet, beſchloſſen, ab 1. April eine Be- triebseinſchränkung von 50 Proz. eintreten zu laſſen. Es wurde erklärt, daß infolge des Feſthaltens des Kohlenſyndikats an den hohen Kolkſr;preiſen die Aufträge an gemiſchte Werke und in das Ausland gingen. Die Siegerländer Hütten werden Koksabſchlüſſe nur für drei Monate betätigen. Beim Kohlenſyndikat aber beſteht nicht nur nicht die geringſte Neigung, mit den Preiſen hinunterzugehen, ſondern es wird ſogar beabſichtigt, durch neue Produktionseinſchränkungen _ _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 142, 26. März 1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine142_1908/5>, abgerufen am 21.11.2024.