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Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1872.

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Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 13. Sounabend, 13 Januar 1872.

Correspondenzep sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen.

Uebersicht.
Ein Noman zur kirchlichen Bewegung. -- Pomper und seine Wandinschristen.
(II.) -- Literarisch-Kartographisches.
Neueste Posten. München: Nückkehr Sr. Maj. des Königs. Frhr. v. Per-
fall. Königliches Handschreiben an den Fürsten Pleß. Sitzung der Kammer
der Abgeordneten. Fürst v. Taxis. Die Nichtigkeitsbeschwerde des Bischofs
von Regensburg. Gedenktafel. Berlin: Aus dem Abgeordnetenhaus. Ein
Trost für die Conservativen. Dresden: Landtag.



Telegraphische Curs- und Handelsberichte.

Eröffnungscurse. Oesterr. Creditactien 3501/4,
Staatsbahn 4111/4, 1860er L. --, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 2181/2, Silber-
rente --, Galizier --, Spanier --. Tendenz: Staatsbahn stigend.


Schlußcurse. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
1001/2, bayer. 41/2proc. Anl. 100 1/8 , 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 41/2proc. bayer.
Ostbahn 149, neue Emission 1291/2, mit 40 Proc. Einz. 1273/4, Alsenzbahn 1281/2, bad.
Prämien-Anl. 1141/2, 1882er Amerikaner 96, Köln-Mindener-L. 983/4, österr. Silber-
rente 64 1/8 , Papierrente 551/2, 1860er L. 92 1/8 , 1864er L. 147, Bankactien 861, Credit-
actien 3503/4, Lombarden 2191/2, Staatsbahn 4141/2 nene 2531/2, Elisabeth 249, Franz-
Joseph Prior, 893/4, Rudolfsb. Prior. 83, Ungar. Ostbahn Prior. 77, span. 3proc. ausl.
Schuld 31 7/8 , Napoleons 9.181/2, Darmstädter Bank 448, böhm. Westbahn 2703/4,
Nordwestbahn Prior. --, Oregon --. Wechsel: London 117 5/8 , Paris 913/4, Wien
101 3/8 . Tendenz: Staatsbahn Hausse.


Nachbörse. Oesterr. Creditactien 3501/2, Staats-
bahn 4133/4, 1860er L. 92 1/8 , 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silberrente 641/4,
Galizier 2641/2, 3proc. Bankactien 862, span. ausl. Schuld --, Brüsseler Bahn 1081/2,
ital.-dentsche B. 931/2, South-Eastern 81-82. Tendenz: fest.


Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepesche.) Staats-
bahu-Prior. 60, Lombarden-Prior. 50 1/8 , Central-Pacific 903/4, 7procent. Chicago 853/4,
5proc. Italiener 67.


Abend-Effectensocietät. 1882er Amerikaner Bonds
961/4, österr. Silberrente 64, öst. 1860er L. 921/4, Creditactien 350 3/8 , Lombarden 2193/4,
Staatsbahnactien 4133/4, Galizische 2633/4, Elisabeth-Westbahn 249, 3proc. span. ausl.
Schuld 31 7/8 , Ital-deutsche 931/2, Brüsseler 1081/2, Böhmen --, junge Staatsbahn --,
Wechslerbank 1071/4.


Anfangsbericht. Oesterr. Creditactien 2011/4
1860er L. 92, österr.-franz. Staatsbahu 2361/2, Lombarden 1251/2, Italiener 67, 1882er
Amerikaner 96 7/8 , Türken 49, Rumänier 451/4, Köln-Mindener Präm.-Anl. 981/2
Disconto-Commandit 226, Galizier --. Stimmung: sehr fest.


Schlußcurse: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 1001/4, bayer.
41/2proc. Anl. 1001/4, 4proc. Präm.-Anl. 114 5/8 , bad Präm.-Anl. 1131/2, 41/2proc. preuß.
Anl. 1013/4, preuß. Ceutral-Boden-Creditactien 126 7/8 , Disconto-Commandit 245, Köln-
Mindener L. 983/4;, 1882er Amerikaner 96 7/8 , österr. Silberrente 641/2, Papierrente
55 1/8 , öflerr. L. v. 1860 92, v. 1864 833/4, Creditactien 200 1/8 , Lombarden 126, österr.-
franz. Staatsbahn 236 1/8 , neue Staatsbahn 226, Prioritäten 2991/2, Galizier 113,
Türken 491/2, Rumänier 451/2, ital 5proc. Rente 67 1/8 , Südd. Bodencreditbank --,
Nordwestbahn 1301/2, Darmst. Zettelbank 121, Oberschl. E.-B.-A. Lit. A. 215, Berliner
Wechslerbank 112 7/8 , Unionbank 1191/2, Rhein. Eisenbahn 1621/2, sächs. Hypotheken-Pfobrf.
331/2, Preuß. Bank 1991/2, schweiz. Westbahn 491/2, Darmstädter 179. Wechsel: Wien
86 3/8 . Tendenz: sest.


Produetenmarkt. (Schlußbericht.) Roggen per Jan. 56 5/8 ,
per Jennar-Februar 561/2, per April-Mai 56 5/8 , per Mai-Juni 57. -- Weizen per
Jan. 79, per April-Mai 81. -- Rüböl per Jan. 27 7/8 , per April-Mai 28. --
Spiritus per Jan. 23 15, per April-Mai 24.2. Tendenz: malt. Wetter: Prachtwetter.


Preductenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen matter, hiefiger loco 9,
fremder loco 8.5, per März 851/2, per Mai 8.71/2, per Juli 8.10. Roggen niedriger.
loco 6.71/2, per März 5.22, per Mai 5.261/2, per Juli 5.28. Wetter: regnerisch.


Producteumarkt. (Schlußbericht.) Weizen loco feine
Qualitäten 1 Mark höher, auf Termine still, per Januar 160, per Jan.-Febr. 163,
per Mai-Juli 1651/2. Roggen loco unverändert, auf Termine still, per Januar 1121/2,
per Januar-Februar 113, Mai-Juli 115. Hafer unverändert. Gerste still.


Der Lloyddampfer "Benus" ist heute Vormittags mit der
ostindisch-chinesischen Ueberlandpost hier eingetroffen.

Weitere telegraphische Curs- und Handelsberichte s. fünfte Seite.


Gin Roman zur kirchlichen Bewegnug*).

Y Wie mannichfach und berechtigt auch immer die Vorwürfe sein mögen
die man ästhetischerseits gegen die Tendenzpoesie geltend zu machen pflegt -- sie
wird sich niemals vollständig unterdrücken lassen, vielmehr stets aufs neue wieder
zu Tage treten und obenauf kommen, wenn sie sich für Erreichung irgendwelcher
Zwecke als ein angemessenes und wirksames Mittel erweist; und zieht man in Er-
wägung daß auch die übrigen Künste in ausgedehntestem Maße den allgemeinen
Lebenszwecken dienen müssen, und gleichwohl es nicht üblich ist in den Erzeugnissen
dieser Richtung, z. B. in den Arbeiten der Kunstindustrie, eine Herabwürdigung
der Entartung der Kunst zu erblicken, so wird man einräumen müssen daß auch
für die Poesie keine Entweihung darin liegt wenn man ihre Formen auch für andere
als rein poetische Tendenzen nutzbar zu machen sucht. Allerdings werden Producte
welche derartigen Motiven ihre Entstehung verdanken, den ästhetischen Forderungen
nur selten in ausreichendem Maße genügen; allein muß einmal die Berechtigung
der Gattung überhaupt zugegeben werden, dann wird es auch kaum ein der Billig-
keit entsprechendes Verfahren sein sie ausschließlich oder porzugsweise von diesem
Standpunkt aus zu beurtheilen. Statt auf die künstlerische Form und ästhetische
Wirkung, wird hier vielmehr das Hauptgewicht auf die Tendenz als solche, auf
deren Bedeutung für Wahrheit und Sittlichkeit, und auf den Grad der Förderung
welcher diesen Lebensmächten aus einer derartigen Tendenzdichtung erwachsen kann,
[Spaltenumbruch] zu legen sein; ja es wird sich von ethischen oder wissenschaftlichen Gesichtspunkten
aus rechtfertigen lassen wenn man es, dem Werk eines in diesem Betracht tüchtigen
Mannes gegenüber, nicht allzu scharf mit der Frage nimmt ob derselbe auch ein
ebenso tüchtiger Musikant ist.

In diesem Sinn möchten wir auch den vorliegenden Roman aufgenonunen
wissen, der ganz entschieden zur Kategorie der Tendenzromane gehört, indem er es
offenbar sich zur Aufgabe gemacht hat im Interesse der altkatholischen Bewegung
die mannichfachen Gebrechen und Krebsschäden der römischen Kirche, die staats,
cultur- und deutschfeindlichen Machinationen des Ultramontanismus und Jesuitis-
mus, die drohende Gefahr einer vollständigen Entsittlichung des Priesterthums
und insbesondere die Bodenlosigkeit, Widersinnigkeit und Verderblichkeit des Un-
fehlbarkeitsdogma's auch demjenigen Theil des Publicums zur Kenntniß zu brin-
gen das in und mit der Belehrung stets auch in der ihm bequemsten und zusagend-
sten Weise unterhalten sein will. Ohne Frage ist der Autor dieses Romans für
die gute Sache, der er durch diese Arbeit zu dienen bestrebt ist, von warmer und
echter Begeisterung erfüllt, und zugleich von den Zuständen die er in ihrer Ver-
werflichkeit zeichnet und bekämpft, sowie von den Wahrheiten die er versicht, gründ-
lich unterrichtet; ja, nicht unwahrscheinlich gehört er selbst dem Priesterstand an,
und hat seine Kenntniß desselben aus eigenster Anschauung geschöpft; vielleicht
nimmt er sogar, wie uns versichert ist, unter den Führern der altkatholischen Be-
wegung selbst eine hervorragende Stellung ein. Es unterliegt also keinem Zweifel
daß er in allen diesen Veziehungen sehr wohl für die Lösung der Aufgabe die er
sich gestellt berufen war. Aber gerade im Hinblick auf diese Eigenschaften erscheint
es nur allzu erklärlich wenn er sich mit den Gesetzen einer poetischen Composition,
mit den Bedingungen an welche das Zustandekommen einer befriedigenden Kunst-
form geknüpft ist, sowie mit der Handhabung der Mittel durch welche sich diese
Bedingungen erfüllen lassen, nicht in gleichem Grade vertraut erweist, und man
kann sich somit nicht darüber wundern wenn sein Roman in diesem Betracht gar
viel zu wünschen übrig läßt. Dieß ist nun freilich, auch im Interesse der Sache die
er zu fördern bestimmt ist, zu beklagen: denn natürlich würde er auch zum Besten
dieser eine ungleich größere Wirkung als in seiner gegewärtigen Gestalt erzielen,
wenn er mit jenen sachlichen auch diese formellen Qualitäten in sich vereinigte.
Gleichwohl würde es ungerecht sein bei der Beurtheilung desselben gerade diese
Unzulänglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, und seinen Werth lediglich oder
vorzugsweise nach den Ergebnissen einer ästhetischen Analyse zu bestimmen, und
wir ziehen es daher vor uns in dieser Beziehung auf die allgemeine Erklärung zu
beschränken: daß sich die Mangelhaftigkeit desselben hauptsächlich in drei Bezie-
hungen fühlbar macht. Erstens nämlich hat die in ihm erzählte Geschichte mit den
Ideen und Tendenzen welche durch sie verkörpert und der Erfassung näher gebracht
werden sollen, nicht eine wirklich einheitliche organische Ineinanderverarbeitung,
sondern nur eine äußerliche, zum Theil sehr lockere Verknüpfung erfahren, so daß
die Verbindung beider Elemente häufig nur in einem mehr oder minder regelmäßi-
gen Wechsel rein erzählender oder rein belehrender Partien besteht. Zweitens be-
wegt sich die Charakteristik der Persönlichkeiten allzu sehr in den schematischen Um-
rissen allgemeiner Typen, und entbehrt jener feineren Züge welche vorzugsweise
geeignet sind uns die Zeichnung als naturgetreu und lebenswahr erscheinen zu
lassen. Drittens endlich ist das erotische Verhältniß zwischen dem Helden und der
Heldin der Geschichte in seiner Entstehung und Entwicklung viel zu kühl und dürftig
behandelt, als daß man überhaupt an ein Bestehen desselben ernstlich zu glauben,
geschweige sich den Eintritt einer so extravaganten Katastrophe, wie die urplötzliche
Flucht beider, aus den vorangegangenen Zuständen oder aus dem Charakter beider
zu erklären vermöchte -- woraus natürlich folgt daß man diesem Verhältniß in
seinem ganzen Verlaufe nicht diejenige ernste Sympathie zu widmen vermag welche
dafür in Anspruch genommen wird, ja sich des Gedankens nicht erwehren kann:
daß der Verfasser besser gethan haben würde wenn er diese Gefühlsverirrung
eben nur als eine aus momentanen Verhältnissen hervorgegangene Thorheit be-
handelt, und sie demgemäß nicht bloß stellenweise, wie er wirklich gethan, sondern
bis zum Schluß in vorherrschend humoristischem Lichte dargestellt hätte, statt sie in
der Weise eines Trauerspiels verlaufen zu lassen.

Diese Mängel thun ohne Frage der Gesammtwirkung des Nomans in be-
dauerlicher Weise Abbruch; gleichwohl sind sie nicht so störender Art daß sie dem-
selben seinen sachlichen Werth zu nehmen vermöchten. Auch so, wie er ist, kann
derselbe wesentlich dazu beitragen Ideen, von deren möglichst weiter Verbreitung
der Sieg der Wahrheit und Sittlichkeit über Lüge und Scheinheiligkeit abhängen
wird, in solche Kreise einzuführen denen dieselben auf anderem Weg schwerer zu-
gänglich zu machen sind, und dieß steht um so eher zu erwarten als der größte
Theil des romanlesenden Publicums dem weiblichen Geschlecht angehört, das seiner
großen Mehrzahl nach vorzugsweise auf diesem Weg seine über Schule und Kirche
hinausgehende Bildung empfängt, und es in der Negel mit dem künstlerischen
Werth seiner Lectüre nicht so genau nimmt, daß ihm rein ästhetische Mängel den
Eindruck des Inhalts als solchen wesentlich zu verkümmern vermöchten, zumal
wenn ihm derselbe, wie es hier der Fall ist, in leicht faßlicher, flüssiger Form ge-
boten und die Erörierung ernsterer Fragen in angemessener Weise von der Be-
sprechung anderer ihm interessanter Angelegenheiten, z. B. des Herzens, der Toi-
lette etc., abgelöst wird. Ein anderer Umstand der die Wirkung des im Roman
niedergelegten Gedankengehalts zu sichern und zu erhöhen verspricht, besteht darin
daß die meisten der hier verfochtenen Ideen einem alten würdigen Priester in den
Mund gelegt sind, der selhst von wärmster Begeisterung für das Heil der Kirche

*) Priesterthum und Cölibat. Roman von Ph. Isenlern. Braunschweig, Druck und
Berlag von George Westermann, 1872.
[Spaltenumbruch]

Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 13. Sounabend, 13 Januar 1872.

Correspondenzep sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen.

Ueberſicht.
Ein Noman zur kirchlichen Bewegung. — Pomper und ſeine Wandinſchriſten.
(II.) — Literariſch-Kartographiſches.
Neueſte Poſten. München: Nückkehr Sr. Maj. des Königs. Frhr. v. Per-
fall. Königliches Handſchreiben an den Fürſten Pleß. Sitzung der Kammer
der Abgeordneten. Fürſt v. Taxis. Die Nichtigkeitsbeſchwerde des Biſchofs
von Regensburg. Gedenktafel. Berlin: Aus dem Abgeordnetenhaus. Ein
Troſt für die Conſervativen. Dresden: Landtag.



Telegraphiſche Curs- und Handelsberichte.

Eröffnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 350¼,
Staatsbahn 411¼, 1860er L. —, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 218½, Silber-
rente —, Galizier —, Spanier —. Tendenz: Staatsbahn ſtigend.


Schlußcurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870
100½, bayer. 4½proc. Anl. 100⅛, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 4½proc. bayer.
Oſtbahn 149, neue Emiſſion 129½, mit 40 Proc. Einz. 127¾, Alſenzbahn 128½, bad.
Prämien-Anl. 114½, 1882er Amerikaner 96, Köln-Mindener-L. 98¾, öſterr. Silber-
rente 64⅛, Papierrente 55½, 1860er L. 92⅛, 1864er L. 147, Bankactien 861, Credit-
actien 350¾, Lombarden 219½, Staatsbahn 414½ nene 253½, Eliſabeth 249, Franz-
Joſeph Prior, 89¾, Rudolfsb. Prior. 83, Ungar. Oſtbahn Prior. 77, ſpan. 3proc. ausl.
Schuld 31⅞, Napoleons 9.18½, Darmſtädter Bank 448, böhm. Weſtbahn 270¾,
Nordweſtbahn Prior. —, Oregon —. Wechſel: London 117⅝, Paris 91¾, Wien
101⅜. Tendenz: Staatsbahn Hauſſe.


Nachbörſe. Oeſterr. Creditactien 350½, Staats-
bahn 413¾, 1860er L. 92⅛, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silberrente 64¼,
Galizier 264½, 3proc. Bankactien 862, ſpan. ausl. Schuld —, Brüſſeler Bahn 108½,
ital.-dentſche B. 93½, South-Eaſtern 81-82. Tendenz: feſt.


Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepeſche.) Staats-
bahu-Prior. 60, Lombarden-Prior. 50⅛, Central-Pacific 90¾, 7procent. Chicago 85¾,
5proc. Italiener 67.


Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds
96¼, öſterr. Silberrente 64, öſt. 1860er L. 92¼, Creditactien 350⅜, Lombarden 219¾,
Staatsbahnactien 413¾, Galiziſche 263¾, Eliſabeth-Weſtbahn 249, 3proc. ſpan. ausl.
Schuld 31⅞, Ital-deutſche 93½, Brüſſeler 108½, Böhmen —, junge Staatsbahn —,
Wechslerbank 107¼.


Anfangsbericht. Oeſterr. Creditactien 201¼
1860er L. 92, öſterr.-franz. Staatsbahu 236½, Lombarden 125½, Italiener 67, 1882er
Amerikaner 96⅞, Türken 49, Rumänier 45¼, Köln-Mindener Präm.-Anl. 98½
Disconto-Commandit 226, Galizier —. Stimmung: ſehr feſt.


Schlußcurſe: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100¼, bayer.
4½proc. Anl. 100¼, 4proc. Präm.-Anl. 114⅝, bad Präm.-Anl. 113½, 4½proc. preuß.
Anl. 101¾, preuß. Ceutral-Boden-Creditactien 126⅞, Disconto-Commandit 245, Köln-
Mindener L. 98¾;, 1882er Amerikaner 96⅞, öſterr. Silberrente 64½, Papierrente
55⅛, öflerr. L. v. 1860 92, v. 1864 83¾, Creditactien 200⅛, Lombarden 126, öſterr.-
franz. Staatsbahn 236⅛, neue Staatsbahn 226, Prioritäten 299½, Galizier 113,
Türken 49½, Rumänier 45½, ital 5proc. Rente 67⅛, Südd. Bodencreditbank —,
Nordweſtbahn 130½, Darmſt. Zettelbank 121, Oberſchl. E.-B.-A. Lit. A. 215, Berliner
Wechslerbank 112⅞, Unionbank 119½, Rhein. Eiſenbahn 162½, ſächſ. Hypotheken-Pfobrf.
33½, Preuß. Bank 199½, ſchweiz. Weſtbahn 49½, Darmſtädter 179. Wechſel: Wien
86⅜. Tendenz: ſeſt.


Produetenmarkt. (Schlußbericht.) Roggen per Jan. 56⅝,
per Jennar-Februar 56½, per April-Mai 56⅝, per Mai-Juni 57. — Weizen per
Jan. 79, per April-Mai 81. — Rüböl per Jan. 27⅞, per April-Mai 28. —
Spiritus per Jan. 23 15, per April-Mai 24.2. Tendenz: malt. Wetter: Prachtwetter.


Preductenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen matter, hiefiger loco 9,
fremder loco 8.5, per März 85½, per Mai 8.7½, per Juli 8.10. Roggen niedriger.
loco 6.7½, per März 5.22, per Mai 5.26½, per Juli 5.28. Wetter: regneriſch.


Producteumarkt. (Schlußbericht.) Weizen loco feine
Qualitäten 1 Mark höher, auf Termine ſtill, per Januar 160, per Jan.-Febr. 163,
per Mai-Juli 165½. Roggen loco unverändert, auf Termine ſtill, per Januar 112½,
per Januar-Februar 113, Mai-Juli 115. Hafer unverändert. Gerſte ſtill.


Der Lloyddampfer „Benus“ iſt heute Vormittags mit der
oſtindiſch-chineſiſchen Ueberlandpoſt hier eingetroffen.

Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. fünfte Seite.


Gin Roman zur kirchlichen Bewegnug*).

ʏ Wie mannichfach und berechtigt auch immer die Vorwürfe ſein mögen
die man äſthetiſcherſeits gegen die Tendenzpoeſie geltend zu machen pflegt — ſie
wird ſich niemals vollſtändig unterdrücken laſſen, vielmehr ſtets aufs neue wieder
zu Tage treten und obenauf kommen, wenn ſie ſich für Erreichung irgendwelcher
Zwecke als ein angemeſſenes und wirkſames Mittel erweist; und zieht man in Er-
wägung daß auch die übrigen Künſte in ausgedehnteſtem Maße den allgemeinen
Lebenszwecken dienen müſſen, und gleichwohl es nicht üblich iſt in den Erzeugniſſen
dieſer Richtung, z. B. in den Arbeiten der Kunſtinduſtrie, eine Herabwürdigung
der Entartung der Kunſt zu erblicken, ſo wird man einräumen müſſen daß auch
für die Poeſie keine Entweihung darin liegt wenn man ihre Formen auch für andere
als rein poetiſche Tendenzen nutzbar zu machen ſucht. Allerdings werden Producte
welche derartigen Motiven ihre Entſtehung verdanken, den äſthetiſchen Forderungen
nur ſelten in ausreichendem Maße genügen; allein muß einmal die Berechtigung
der Gattung überhaupt zugegeben werden, dann wird es auch kaum ein der Billig-
keit entſprechendes Verfahren ſein ſie ausſchließlich oder porzugsweiſe von dieſem
Standpunkt aus zu beurtheilen. Statt auf die künſtleriſche Form und äſthetiſche
Wirkung, wird hier vielmehr das Hauptgewicht auf die Tendenz als ſolche, auf
deren Bedeutung für Wahrheit und Sittlichkeit, und auf den Grad der Förderung
welcher dieſen Lebensmächten aus einer derartigen Tendenzdichtung erwachſen kann,
[Spaltenumbruch] zu legen ſein; ja es wird ſich von ethiſchen oder wiſſenſchaftlichen Geſichtspunkten
aus rechtfertigen laſſen wenn man es, dem Werk eines in dieſem Betracht tüchtigen
Mannes gegenüber, nicht allzu ſcharf mit der Frage nimmt ob derſelbe auch ein
ebenſo tüchtiger Muſikant iſt.

In dieſem Sinn möchten wir auch den vorliegenden Roman aufgenonunen
wiſſen, der ganz entſchieden zur Kategorie der Tendenzromane gehört, indem er es
offenbar ſich zur Aufgabe gemacht hat im Intereſſe der altkatholiſchen Bewegung
die mannichfachen Gebrechen und Krebsſchäden der römiſchen Kirche, die ſtaats,
cultur- und deutſchfeindlichen Machinationen des Ultramontanismus und Jeſuitis-
mus, die drohende Gefahr einer vollſtändigen Entſittlichung des Prieſterthums
und insbeſondere die Bodenloſigkeit, Widerſinnigkeit und Verderblichkeit des Un-
fehlbarkeitsdogma’s auch demjenigen Theil des Publicums zur Kenntniß zu brin-
gen das in und mit der Belehrung ſtets auch in der ihm bequemſten und zuſagend-
ſten Weiſe unterhalten ſein will. Ohne Frage iſt der Autor dieſes Romans für
die gute Sache, der er durch dieſe Arbeit zu dienen beſtrebt iſt, von warmer und
echter Begeiſterung erfüllt, und zugleich von den Zuſtänden die er in ihrer Ver-
werflichkeit zeichnet und bekämpft, ſowie von den Wahrheiten die er verſicht, gründ-
lich unterrichtet; ja, nicht unwahrſcheinlich gehört er ſelbſt dem Prieſterſtand an,
und hat ſeine Kenntniß desſelben aus eigenſter Anſchauung geſchöpft; vielleicht
nimmt er ſogar, wie uns verſichert iſt, unter den Führern der altkatholiſchen Be-
wegung ſelbſt eine hervorragende Stellung ein. Es unterliegt alſo keinem Zweifel
daß er in allen dieſen Veziehungen ſehr wohl für die Löſung der Aufgabe die er
ſich geſtellt berufen war. Aber gerade im Hinblick auf dieſe Eigenſchaften erſcheint
es nur allzu erklärlich wenn er ſich mit den Geſetzen einer poetiſchen Compoſition,
mit den Bedingungen an welche das Zuſtandekommen einer befriedigenden Kunſt-
form geknüpft iſt, ſowie mit der Handhabung der Mittel durch welche ſich dieſe
Bedingungen erfüllen laſſen, nicht in gleichem Grade vertraut erweist, und man
kann ſich ſomit nicht darüber wundern wenn ſein Roman in dieſem Betracht gar
viel zu wünſchen übrig läßt. Dieß iſt nun freilich, auch im Intereſſe der Sache die
er zu fördern beſtimmt iſt, zu beklagen: denn natürlich würde er auch zum Beſten
dieſer eine ungleich größere Wirkung als in ſeiner gegewärtigen Geſtalt erzielen,
wenn er mit jenen ſachlichen auch dieſe formellen Qualitäten in ſich vereinigte.
Gleichwohl würde es ungerecht ſein bei der Beurtheilung desſelben gerade dieſe
Unzulänglichkeiten in den Vordergrund zu ſtellen, und ſeinen Werth lediglich oder
vorzugsweiſe nach den Ergebniſſen einer äſthetiſchen Analyſe zu beſtimmen, und
wir ziehen es daher vor uns in dieſer Beziehung auf die allgemeine Erklärung zu
beſchränken: daß ſich die Mangelhaftigkeit desſelben hauptſächlich in drei Bezie-
hungen fühlbar macht. Erſtens nämlich hat die in ihm erzählte Geſchichte mit den
Ideen und Tendenzen welche durch ſie verkörpert und der Erfaſſung näher gebracht
werden ſollen, nicht eine wirklich einheitliche organiſche Ineinanderverarbeitung,
ſondern nur eine äußerliche, zum Theil ſehr lockere Verknüpfung erfahren, ſo daß
die Verbindung beider Elemente häufig nur in einem mehr oder minder regelmäßi-
gen Wechſel rein erzählender oder rein belehrender Partien beſteht. Zweitens be-
wegt ſich die Charakteriſtik der Perſönlichkeiten allzu ſehr in den ſchematiſchen Um-
riſſen allgemeiner Typen, und entbehrt jener feineren Züge welche vorzugsweiſe
geeignet ſind uns die Zeichnung als naturgetreu und lebenswahr erſcheinen zu
laſſen. Drittens endlich iſt das erotiſche Verhältniß zwiſchen dem Helden und der
Heldin der Geſchichte in ſeiner Entſtehung und Entwicklung viel zu kühl und dürftig
behandelt, als daß man überhaupt an ein Beſtehen desſelben ernſtlich zu glauben,
geſchweige ſich den Eintritt einer ſo extravaganten Kataſtrophe, wie die urplötzliche
Flucht beider, aus den vorangegangenen Zuſtänden oder aus dem Charakter beider
zu erklären vermöchte — woraus natürlich folgt daß man dieſem Verhältniß in
ſeinem ganzen Verlaufe nicht diejenige ernſte Sympathie zu widmen vermag welche
dafür in Anſpruch genommen wird, ja ſich des Gedankens nicht erwehren kann:
daß der Verfaſſer beſſer gethan haben würde wenn er dieſe Gefühlsverirrung
eben nur als eine aus momentanen Verhältniſſen hervorgegangene Thorheit be-
handelt, und ſie demgemäß nicht bloß ſtellenweiſe, wie er wirklich gethan, ſondern
bis zum Schluß in vorherrſchend humoriſtiſchem Lichte dargeſtellt hätte, ſtatt ſie in
der Weiſe eines Trauerſpiels verlaufen zu laſſen.

Dieſe Mängel thun ohne Frage der Geſammtwirkung des Nomans in be-
dauerlicher Weiſe Abbruch; gleichwohl ſind ſie nicht ſo ſtörender Art daß ſie dem-
ſelben ſeinen ſachlichen Werth zu nehmen vermöchten. Auch ſo, wie er iſt, kann
derſelbe weſentlich dazu beitragen Ideen, von deren möglichſt weiter Verbreitung
der Sieg der Wahrheit und Sittlichkeit über Lüge und Scheinheiligkeit abhängen
wird, in ſolche Kreiſe einzuführen denen dieſelben auf anderem Weg ſchwerer zu-
gänglich zu machen ſind, und dieß ſteht um ſo eher zu erwarten als der größte
Theil des romanleſenden Publicums dem weiblichen Geſchlecht angehört, das ſeiner
großen Mehrzahl nach vorzugsweiſe auf dieſem Weg ſeine über Schule und Kirche
hinausgehende Bildung empfängt, und es in der Negel mit dem künſtleriſchen
Werth ſeiner Lectüre nicht ſo genau nimmt, daß ihm rein äſthetiſche Mängel den
Eindruck des Inhalts als ſolchen weſentlich zu verkümmern vermöchten, zumal
wenn ihm derſelbe, wie es hier der Fall iſt, in leicht faßlicher, flüſſiger Form ge-
boten und die Erörierung ernſterer Fragen in angemeſſener Weiſe von der Be-
ſprechung anderer ihm intereſſanter Angelegenheiten, z. B. des Herzens, der Toi-
lette ꝛc., abgelöst wird. Ein anderer Umſtand der die Wirkung des im Roman
niedergelegten Gedankengehalts zu ſichern und zu erhöhen verſpricht, beſteht darin
daß die meiſten der hier verfochtenen Ideen einem alten würdigen Prieſter in den
Mund gelegt ſind, der ſelhſt von wärmſter Begeiſterung für das Heil der Kirche

*) Prieſterthum und Cölibat. Roman von Ph. Iſenlern. Braunſchweig, Druck und
Berlag von George Weſtermann, 1872.
<TEI>
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                <p>Verlag der J. G. <hi rendition="#g">Cotta</hi>&#x2019;&#x017F;chen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. v. <hi rendition="#g">Go&#x017F;en.</hi></p>
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wird &#x017F;ich niemals voll&#x017F;tändig unterdrücken la&#x017F;&#x017F;en, vielmehr &#x017F;tets aufs neue wieder<lb/>
zu Tage treten und obenauf kommen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich für Erreichung irgendwelcher<lb/>
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wägung daß auch die übrigen Kün&#x017F;te in ausgedehnte&#x017F;tem Maße den allgemeinen<lb/>
Lebenszwecken dienen mü&#x017F;&#x017F;en, und gleichwohl es nicht üblich i&#x017F;t in den Erzeugni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
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für die Poe&#x017F;ie keine Entweihung darin liegt wenn man ihre Formen auch für andere<lb/>
als rein poeti&#x017F;che Tendenzen nutzbar zu machen &#x017F;ucht. Allerdings werden Producte<lb/>
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der Gattung überhaupt zugegeben werden, dann wird es auch kaum ein der Billig-<lb/>
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Standpunkt aus zu beurtheilen. Statt auf die kün&#x017F;tleri&#x017F;che Form und ä&#x017F;theti&#x017F;che<lb/>
Wirkung, wird hier vielmehr das Hauptgewicht auf die Tendenz als &#x017F;olche, auf<lb/>
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zu legen &#x017F;ein; ja es wird &#x017F;ich von ethi&#x017F;chen oder wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Ge&#x017F;ichtspunkten<lb/>
aus rechtfertigen la&#x017F;&#x017F;en wenn man es, dem Werk eines in die&#x017F;em Betracht tüchtigen<lb/>
Mannes gegenüber, nicht allzu &#x017F;charf mit der Frage nimmt ob der&#x017F;elbe auch ein<lb/>
eben&#x017F;o tüchtiger Mu&#x017F;ikant i&#x017F;t.</p><lb/>
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offenbar &#x017F;ich zur Aufgabe gemacht hat im Intere&#x017F;&#x017F;e der altkatholi&#x017F;chen Bewegung<lb/>
die mannichfachen Gebrechen und Krebs&#x017F;chäden der römi&#x017F;chen Kirche, die &#x017F;taats,<lb/>
cultur- und deut&#x017F;chfeindlichen Machinationen des Ultramontanismus und Je&#x017F;uitis-<lb/>
mus, die drohende Gefahr einer voll&#x017F;tändigen Ent&#x017F;ittlichung des Prie&#x017F;terthums<lb/>
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fehlbarkeitsdogma&#x2019;s auch demjenigen Theil des Publicums zur Kenntniß zu brin-<lb/>
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&#x017F;ten Wei&#x017F;e unterhalten &#x017F;ein will. Ohne Frage i&#x017F;t der Autor die&#x017F;es Romans für<lb/>
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wegung &#x017F;elb&#x017F;t eine hervorragende Stellung ein. Es unterliegt al&#x017F;o keinem Zweifel<lb/>
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&#x017F;ich ge&#x017F;tellt berufen war. Aber gerade im Hinblick auf die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaften er&#x017F;cheint<lb/>
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Gleichwohl würde es ungerecht &#x017F;ein bei der Beurtheilung des&#x017F;elben gerade die&#x017F;e<lb/>
Unzulänglichkeiten in den Vordergrund zu &#x017F;tellen, und &#x017F;einen Werth lediglich oder<lb/>
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[0009] Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 13. Sounabend, 13 Januar 1872. Correspondenzep sind an die Redaction, Inserate an die Expedition der Allgemeinen Zeitung franco zu richten. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Goſen. Ueberſicht. Ein Noman zur kirchlichen Bewegung. — Pomper und ſeine Wandinſchriſten. (II.) — Literariſch-Kartographiſches. Neueſte Poſten. München: Nückkehr Sr. Maj. des Königs. Frhr. v. Per- fall. Königliches Handſchreiben an den Fürſten Pleß. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Fürſt v. Taxis. Die Nichtigkeitsbeſchwerde des Biſchofs von Regensburg. Gedenktafel. Berlin: Aus dem Abgeordnetenhaus. Ein Troſt für die Conſervativen. Dresden: Landtag. Telegraphiſche Curs- und Handelsberichte. * Frankfurt a. M., 12 Jan. Eröffnungscurſe. Oeſterr. Creditactien 350¼, Staatsbahn 411¼, 1860er L. —, 1882er Amerikaner 96[FORMEL], Lombarden 218½, Silber- rente —, Galizier —, Spanier —. Tendenz: Staatsbahn ſtigend. (*) Frankfurt a. M., 12 Jan. Schlußcurſe. Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100½, bayer. 4½proc. Anl. 100⅛, 4proc. bayer. Präm.-Anl. 116, 4½proc. bayer. Oſtbahn 149, neue Emiſſion 129½, mit 40 Proc. Einz. 127¾, Alſenzbahn 128½, bad. Prämien-Anl. 114½, 1882er Amerikaner 96, Köln-Mindener-L. 98¾, öſterr. Silber- rente 64⅛, Papierrente 55½, 1860er L. 92⅛, 1864er L. 147, Bankactien 861, Credit- actien 350¾, Lombarden 219½, Staatsbahn 414½ nene 253½, Eliſabeth 249, Franz- Joſeph Prior, 89¾, Rudolfsb. Prior. 83, Ungar. Oſtbahn Prior. 77, ſpan. 3proc. ausl. Schuld 31⅞, Napoleons 9.18½, Darmſtädter Bank 448, böhm. Weſtbahn 270¾, Nordweſtbahn Prior. —, Oregon —. Wechſel: London 117⅝, Paris 91¾, Wien 101⅜. Tendenz: Staatsbahn Hauſſe. (*) Frankfurt a. M., 12 Jan. Nachbörſe. Oeſterr. Creditactien 350½, Staats- bahn 413¾, 1860er L. 92⅛, 1882er Amerikaner 96, Lombarden 219, Silberrente 64¼, Galizier 264½, 3proc. Bankactien 862, ſpan. ausl. Schuld —, Brüſſeler Bahn 108½, ital.-dentſche B. 93½, South-Eaſtern 81-82. Tendenz: feſt. * Frankfurt a. M., 12 Jan. Schlußnotirungen. (Ergänzungsdepeſche.) Staats- bahu-Prior. 60, Lombarden-Prior. 50⅛, Central-Pacific 90¾, 7procent. Chicago 85¾, 5proc. Italiener 67. * Frankfurt a. M., 12 Jan. Abend-Effectenſocietät. 1882er Amerikaner Bonds 96¼, öſterr. Silberrente 64[FORMEL], öſt. 1860er L. 92¼, Creditactien 350⅜, Lombarden 219¾, Staatsbahnactien 413¾, Galiziſche 263¾, Eliſabeth-Weſtbahn 249, 3proc. ſpan. ausl. Schuld 31⅞, Ital-deutſche 93½, Brüſſeler 108½, Böhmen —, junge Staatsbahn —, Wechslerbank 107¼. * Berlin, 12 Jan., 12 Uhr 10 M. Anfangsbericht. Oeſterr. Creditactien 201¼ 1860er L. 92, öſterr.-franz. Staatsbahu 236½, Lombarden 125½, Italiener 67, 1882er Amerikaner 96⅞, Türken 49, Rumänier 45¼, Köln-Mindener Präm.-Anl. 98½ Disconto-Commandit 226, Galizier —. Stimmung: ſehr feſt. (*) Berlin, 12 Jan. Schlußcurſe: Bayer. 5proc. Anl. v. 1870 100¼, bayer. 4½proc. Anl. 100¼, 4proc. Präm.-Anl. 114⅝, bad Präm.-Anl. 113½, 4½proc. preuß. Anl. 101¾, preuß. Ceutral-Boden-Creditactien 126⅞, Disconto-Commandit 245, Köln- Mindener L. 98¾;, 1882er Amerikaner 96⅞, öſterr. Silberrente 64½, Papierrente 55⅛, öflerr. L. v. 1860 92, v. 1864 83¾, Creditactien 200⅛, Lombarden 126, öſterr.- franz. Staatsbahn 236⅛, neue Staatsbahn 226, Prioritäten 299½, Galizier 113, Türken 49½, Rumänier 45½, ital 5proc. Rente 67⅛, Südd. Bodencreditbank —, Nordweſtbahn 130½, Darmſt. Zettelbank 121, Oberſchl. E.-B.-A. Lit. A. 215, Berliner Wechslerbank 112⅞, Unionbank 119½, Rhein. Eiſenbahn 162½, ſächſ. Hypotheken-Pfobrf. 33½, Preuß. Bank 199½, ſchweiz. Weſtbahn 49½, Darmſtädter 179. Wechſel: Wien 86⅜. Tendenz: ſeſt. (*) Berlin, 12 Jan. Produetenmarkt. (Schlußbericht.) Roggen per Jan. 56⅝, per Jennar-Februar 56½, per April-Mai 56⅝, per Mai-Juni 57. — Weizen per Jan. 79, per April-Mai 81. — Rüböl per Jan. 27⅞, per April-Mai 28[FORMEL]. — Spiritus per Jan. 23 15, per April-Mai 24.2. Tendenz: malt. Wetter: Prachtwetter. (*) Kölu, 12 Jan. Preductenmarkt. (Schlußbericht.) Weizen matter, hiefiger loco 9, fremder loco 8.5, per März 85½, per Mai 8.7½, per Juli 8.10. Roggen niedriger. loco 6.7½, per März 5.22, per Mai 5.26½, per Juli 5.28. Wetter: regneriſch. (*) Hamburg, 12 Jan. Producteumarkt. (Schlußbericht.) Weizen loco feine Qualitäten 1 Mark höher, auf Termine ſtill, per Januar 160, per Jan.-Febr. 163, per Mai-Juli 165½. Roggen loco unverändert, auf Termine ſtill, per Januar 112½, per Januar-Februar 113, Mai-Juli 115. Hafer unverändert. Gerſte ſtill. (*) Trieſt, 12 Jan. Der Lloyddampfer „Benus“ iſt heute Vormittags mit der oſtindiſch-chineſiſchen Ueberlandpoſt hier eingetroffen. Weitere telegraphiſche Curs- und Handelsberichte ſ. fünfte Seite. Gin Roman zur kirchlichen Bewegnug *). ʏ Wie mannichfach und berechtigt auch immer die Vorwürfe ſein mögen die man äſthetiſcherſeits gegen die Tendenzpoeſie geltend zu machen pflegt — ſie wird ſich niemals vollſtändig unterdrücken laſſen, vielmehr ſtets aufs neue wieder zu Tage treten und obenauf kommen, wenn ſie ſich für Erreichung irgendwelcher Zwecke als ein angemeſſenes und wirkſames Mittel erweist; und zieht man in Er- wägung daß auch die übrigen Künſte in ausgedehnteſtem Maße den allgemeinen Lebenszwecken dienen müſſen, und gleichwohl es nicht üblich iſt in den Erzeugniſſen dieſer Richtung, z. B. in den Arbeiten der Kunſtinduſtrie, eine Herabwürdigung der Entartung der Kunſt zu erblicken, ſo wird man einräumen müſſen daß auch für die Poeſie keine Entweihung darin liegt wenn man ihre Formen auch für andere als rein poetiſche Tendenzen nutzbar zu machen ſucht. Allerdings werden Producte welche derartigen Motiven ihre Entſtehung verdanken, den äſthetiſchen Forderungen nur ſelten in ausreichendem Maße genügen; allein muß einmal die Berechtigung der Gattung überhaupt zugegeben werden, dann wird es auch kaum ein der Billig- keit entſprechendes Verfahren ſein ſie ausſchließlich oder porzugsweiſe von dieſem Standpunkt aus zu beurtheilen. Statt auf die künſtleriſche Form und äſthetiſche Wirkung, wird hier vielmehr das Hauptgewicht auf die Tendenz als ſolche, auf deren Bedeutung für Wahrheit und Sittlichkeit, und auf den Grad der Förderung welcher dieſen Lebensmächten aus einer derartigen Tendenzdichtung erwachſen kann, zu legen ſein; ja es wird ſich von ethiſchen oder wiſſenſchaftlichen Geſichtspunkten aus rechtfertigen laſſen wenn man es, dem Werk eines in dieſem Betracht tüchtigen Mannes gegenüber, nicht allzu ſcharf mit der Frage nimmt ob derſelbe auch ein ebenſo tüchtiger Muſikant iſt. In dieſem Sinn möchten wir auch den vorliegenden Roman aufgenonunen wiſſen, der ganz entſchieden zur Kategorie der Tendenzromane gehört, indem er es offenbar ſich zur Aufgabe gemacht hat im Intereſſe der altkatholiſchen Bewegung die mannichfachen Gebrechen und Krebsſchäden der römiſchen Kirche, die ſtaats, cultur- und deutſchfeindlichen Machinationen des Ultramontanismus und Jeſuitis- mus, die drohende Gefahr einer vollſtändigen Entſittlichung des Prieſterthums und insbeſondere die Bodenloſigkeit, Widerſinnigkeit und Verderblichkeit des Un- fehlbarkeitsdogma’s auch demjenigen Theil des Publicums zur Kenntniß zu brin- gen das in und mit der Belehrung ſtets auch in der ihm bequemſten und zuſagend- ſten Weiſe unterhalten ſein will. Ohne Frage iſt der Autor dieſes Romans für die gute Sache, der er durch dieſe Arbeit zu dienen beſtrebt iſt, von warmer und echter Begeiſterung erfüllt, und zugleich von den Zuſtänden die er in ihrer Ver- werflichkeit zeichnet und bekämpft, ſowie von den Wahrheiten die er verſicht, gründ- lich unterrichtet; ja, nicht unwahrſcheinlich gehört er ſelbſt dem Prieſterſtand an, und hat ſeine Kenntniß desſelben aus eigenſter Anſchauung geſchöpft; vielleicht nimmt er ſogar, wie uns verſichert iſt, unter den Führern der altkatholiſchen Be- wegung ſelbſt eine hervorragende Stellung ein. Es unterliegt alſo keinem Zweifel daß er in allen dieſen Veziehungen ſehr wohl für die Löſung der Aufgabe die er ſich geſtellt berufen war. Aber gerade im Hinblick auf dieſe Eigenſchaften erſcheint es nur allzu erklärlich wenn er ſich mit den Geſetzen einer poetiſchen Compoſition, mit den Bedingungen an welche das Zuſtandekommen einer befriedigenden Kunſt- form geknüpft iſt, ſowie mit der Handhabung der Mittel durch welche ſich dieſe Bedingungen erfüllen laſſen, nicht in gleichem Grade vertraut erweist, und man kann ſich ſomit nicht darüber wundern wenn ſein Roman in dieſem Betracht gar viel zu wünſchen übrig läßt. Dieß iſt nun freilich, auch im Intereſſe der Sache die er zu fördern beſtimmt iſt, zu beklagen: denn natürlich würde er auch zum Beſten dieſer eine ungleich größere Wirkung als in ſeiner gegewärtigen Geſtalt erzielen, wenn er mit jenen ſachlichen auch dieſe formellen Qualitäten in ſich vereinigte. Gleichwohl würde es ungerecht ſein bei der Beurtheilung desſelben gerade dieſe Unzulänglichkeiten in den Vordergrund zu ſtellen, und ſeinen Werth lediglich oder vorzugsweiſe nach den Ergebniſſen einer äſthetiſchen Analyſe zu beſtimmen, und wir ziehen es daher vor uns in dieſer Beziehung auf die allgemeine Erklärung zu beſchränken: daß ſich die Mangelhaftigkeit desſelben hauptſächlich in drei Bezie- hungen fühlbar macht. Erſtens nämlich hat die in ihm erzählte Geſchichte mit den Ideen und Tendenzen welche durch ſie verkörpert und der Erfaſſung näher gebracht werden ſollen, nicht eine wirklich einheitliche organiſche Ineinanderverarbeitung, ſondern nur eine äußerliche, zum Theil ſehr lockere Verknüpfung erfahren, ſo daß die Verbindung beider Elemente häufig nur in einem mehr oder minder regelmäßi- gen Wechſel rein erzählender oder rein belehrender Partien beſteht. Zweitens be- wegt ſich die Charakteriſtik der Perſönlichkeiten allzu ſehr in den ſchematiſchen Um- riſſen allgemeiner Typen, und entbehrt jener feineren Züge welche vorzugsweiſe geeignet ſind uns die Zeichnung als naturgetreu und lebenswahr erſcheinen zu laſſen. Drittens endlich iſt das erotiſche Verhältniß zwiſchen dem Helden und der Heldin der Geſchichte in ſeiner Entſtehung und Entwicklung viel zu kühl und dürftig behandelt, als daß man überhaupt an ein Beſtehen desſelben ernſtlich zu glauben, geſchweige ſich den Eintritt einer ſo extravaganten Kataſtrophe, wie die urplötzliche Flucht beider, aus den vorangegangenen Zuſtänden oder aus dem Charakter beider zu erklären vermöchte — woraus natürlich folgt daß man dieſem Verhältniß in ſeinem ganzen Verlaufe nicht diejenige ernſte Sympathie zu widmen vermag welche dafür in Anſpruch genommen wird, ja ſich des Gedankens nicht erwehren kann: daß der Verfaſſer beſſer gethan haben würde wenn er dieſe Gefühlsverirrung eben nur als eine aus momentanen Verhältniſſen hervorgegangene Thorheit be- handelt, und ſie demgemäß nicht bloß ſtellenweiſe, wie er wirklich gethan, ſondern bis zum Schluß in vorherrſchend humoriſtiſchem Lichte dargeſtellt hätte, ſtatt ſie in der Weiſe eines Trauerſpiels verlaufen zu laſſen. Dieſe Mängel thun ohne Frage der Geſammtwirkung des Nomans in be- dauerlicher Weiſe Abbruch; gleichwohl ſind ſie nicht ſo ſtörender Art daß ſie dem- ſelben ſeinen ſachlichen Werth zu nehmen vermöchten. Auch ſo, wie er iſt, kann derſelbe weſentlich dazu beitragen Ideen, von deren möglichſt weiter Verbreitung der Sieg der Wahrheit und Sittlichkeit über Lüge und Scheinheiligkeit abhängen wird, in ſolche Kreiſe einzuführen denen dieſelben auf anderem Weg ſchwerer zu- gänglich zu machen ſind, und dieß ſteht um ſo eher zu erwarten als der größte Theil des romanleſenden Publicums dem weiblichen Geſchlecht angehört, das ſeiner großen Mehrzahl nach vorzugsweiſe auf dieſem Weg ſeine über Schule und Kirche hinausgehende Bildung empfängt, und es in der Negel mit dem künſtleriſchen Werth ſeiner Lectüre nicht ſo genau nimmt, daß ihm rein äſthetiſche Mängel den Eindruck des Inhalts als ſolchen weſentlich zu verkümmern vermöchten, zumal wenn ihm derſelbe, wie es hier der Fall iſt, in leicht faßlicher, flüſſiger Form ge- boten und die Erörierung ernſterer Fragen in angemeſſener Weiſe von der Be- ſprechung anderer ihm intereſſanter Angelegenheiten, z. B. des Herzens, der Toi- lette ꝛc., abgelöst wird. Ein anderer Umſtand der die Wirkung des im Roman niedergelegten Gedankengehalts zu ſichern und zu erhöhen verſpricht, beſteht darin daß die meiſten der hier verfochtenen Ideen einem alten würdigen Prieſter in den Mund gelegt ſind, der ſelhſt von wärmſter Begeiſterung für das Heil der Kirche *) Prieſterthum und Cölibat. Roman von Ph. Iſenlern. Braunſchweig, Druck und Berlag von George Weſtermann, 1872.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1872, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine13_1872/9>, abgerufen am 22.11.2024.