Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
Wochenbl." schreibt: (--) Berlin, 10 Jan. Die "Prov.-Corresp." spricht sich heut auffallend Oesterreichisch-ungarische Monarchie. * Aus Oesterreich, 11 Jan. Die Adreßdebatte in der Commission des Im Abgeordnetenhause wird in einer der nächsten Sitzungen eine Inter- ÷ Wien, 11 Jan. Es werden Ihnen in der letzten Zeit verschiedene Schweiz. @ Bern, 10 Jan. Nächsten Montag, den 15 Jan., treten die eidgenös- Großbritannien. London, 10 Jan. * Die gestrige Rede Lord Derby's in Liverpool wird von der "Times" kei- [Spaltenumbruch]
Wochenbl.“ ſchreibt: (—) Berlin, 10 Jan. Die „Prov.-Correſp.“ ſpricht ſich heut auffallend Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. * Aus Oeſterreich, 11 Jan. Die Adreßdebatte in der Commiſſion des Im Abgeordnetenhauſe wird in einer der nächſten Sitzungen eine Inter- ÷ Wien, 11 Jan. Es werden Ihnen in der letzten Zeit verſchiedene Schweiz.  Bern, 10 Jan. Nächſten Montag, den 15 Jan., treten die eidgenöſ- Großbritannien. London, 10 Jan. * Die geſtrige Rede Lord Derby’s in Liverpool wird von der „Times“ kei- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="181"/><cb/> Wochenbl.“ ſchreibt: <cit><quote>„Wie wir hören, ſind die ſo eben ausgegebenen Werke des<lb/> Majors Blume und des Oberſten Grafen Wartensleben — jenes über die Opera-<lb/> tionen von der Schlacht von Sedan bis zum Ende des Feldzuges, dieſes über die<lb/> Operationen der Südarmee gegen Bourbaki — nur der Anfang einer Reihe von<lb/> Werken welche ſämmtlich, beruhend auf den officiellen Actenſtücken und aus dem<lb/> Kreiſe des Generalſtabes hervorgehend, die Operationen jeder einzelnen deut-<lb/> ſchen Armee oder der ſelbſtändig operirenden Armee-Abtheilungen darſtellen werden.<lb/> Wir haben alſo noch eine Geſchichte der Operationen der erſten, zweiten, dritten<lb/> und der Maas-Armee, ſowie derer der Armee-Abtheilungen des Großherzogs<lb/> von Mecklenburg und der Corps des Generals v. Werder zu erwarten. Daran<lb/> wird ſich eine Darſtellung der Thätigkeit „der deutſchen techniſchen Truppen“<lb/> insbeſondere in der Cernirung von Metz und Paris, der Befeſtigungen im Feld-<lb/> kriege, der Küſtenvertheidigung und der Feldtelegraphie ꝛc. ſchließen. Wir hören<lb/> daß z. B. den Feldzug der 1. Armee im Nordweſten Frankreichs darzuſtellen, eben-<lb/> falls Oberſt Graf Wartensleben übernommen hat. Alle dieſe Werke, ſeit längerer<lb/> Zeit in Arbeit, werden nach einander und neben dem großen Werke der von der<lb/> kriegsgeſchichtlichen Abtheilung des großen Generalſtabes redigirten Geſchichte des<lb/> Feldzuges im Verlage der königl. Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn<lb/> erſcheinen. Der Plan für eine authentiſche Darſtellung des großen franzöſiſchen<lb/> Krieges, wie er jetzt zur Durchführung kommen wird, iſt alſo der: daß jene Einzel-<lb/> werke, deren erſte Theile in den Büchern des Majors Blume und des Oberſten Graf<lb/> Wartensleben ſchon vorliegen, die Operationen aller ſelbſtändigen Theile der deut-<lb/> ſchen Armeen in zuverläſſiger, objectiver Darſtellung geben, und das große Werk<lb/> des Generalſtabes das Zuſammenwirken aller dieſer Theile ſchildert und das taktiſche<lb/> Detail behandelt.“</quote></cit> — Unter den hohen Gäſten die zu den Hoffeſtlichkeiten nach<lb/> Berlin kommen, werden ſich auch der Prinz Alfred von Großbritannien und der<lb/> Prinz und die Prinzeſſin Ludwig von Heſſen befinden. — Prinz Ferdinand von<lb/> Solms-Braunfels iſt am 5 Jan. in Pau (Frankreich) am Gallenfieber geſtorben;<lb/> derſelbe war am 15 Mai 1832 geboren, Sohn des Prinzen Wilhelm und Enkel<lb/> des Prinzen Friedrich und der Prinzeſſin Friederike, geb. Prinzeſſin von Mecklen-<lb/> burg-Strelitz, Schweſter der Königin Louiſe von Preußen, und nachmaliger Königin<lb/> von Hannover. — Aus Schleſien wird berichtet daß neuerdings ein Caplan Otto<lb/> Haßler in Ziegenhals dem Fürſtbiſchof von Breslau ſchriftlich erklärt hat: ſich dem<lb/> Unfehlbarkeitsdogma nicht unterwerfen zu wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>(—) <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10 Jan.</dateline><lb/> <p>Die „Prov.-Correſp.“ ſpricht ſich heut auffallend<lb/> kühl über die Wiederherſtellung des regelrechten diplomatiſchen Verkehrs zwiſchen<lb/> Frankreich und Deutſchland aus. Es gilt ihr dieſe Thatſache nämlich nur als ein<lb/> Beweis dafür: „daß die beiderſeitigen Regierungen nicht bloß den Wunſch, ſondern<lb/> auch die Hoffnung hegen daß es mehr und mehr gelingen werde auch die Veziehun-<lb/> gen zwiſchen den beiden großen Nachbarſtaaten wieder zu befeſtigen.“ Damit iſt<lb/> nichts neues und wenig erfreuliches geſägt. Einen ſehr viel ſtärkern Ausdruck haben<lb/> jener Wunſch und jene Hoffnung von unſerer Seite bereits durch den Verzicht auf<lb/> die Territorial-Garantien gefunden. Wie wenig aber ein ſolches Entgegenkommen<lb/> von der franzöſiſchen Nation gewürdigt worden iſt, hat die vielerwähnte Inſtruc-<lb/> tionsdepeſche des Reichskanzlers vom 7 December feſtgeſtellt, welche zugleich klar<lb/> genug durchblicken läßt daß hier ſeit dem Abſchluſſe der Friedensverträge die Hoff-<lb/> nungen auf eine Wiederherſtellung der Veziehungen zu Frankreich nicht geſtiegen<lb/> ſind. Stellen doch ſelbſt officiöſe Correſpondenten es als eine unwiderlegbare That-<lb/> ſache dar daß nicht bloß von allen franzöſiſchen Dächern der Rachekrieg gepredigt,<lb/> ſondern auch für denſelben mit verſchwenderiſcher Freigebigkeit gerüſtet werde.<lb/> Dergleichen Symptome erklären denn auch wohl zur Genüge die kalte Betrachtung<lb/> der „Prov.-Correſp.“ über den wiederhergeſtellten diplomatiſchen Verkehr mit Frank-<lb/> reich. — Geſtern wurden im Abgeordnetenhauſe die ſittlichen Zuſtände Berlins zur<lb/> Sprache gebracht. Nach dem Anlauf welchen die liberale Preſſe in dieſer Richtung<lb/> ſeit Wochen und Monaten genommen hatte, mußte jedoch der Verlauf dieſer Er-<lb/> örterung allgemein enttäuſchen. Für die Abhülfe der erhobenen Beſchwerden wurde<lb/> gar nichts erwirkt. Wahrſcheinlich ſind auch die H.H. Abgeordneten ſelbſt nicht dar-<lb/> über im klaren mit welchen Mitteln hier zu helfen iſt. Die „Krzztg.“ meint heute<lb/> daß die Urſache unſerer ſocialen Gebrechen in dem kirchlichen Nothſtande Berlins<lb/> liege. Richtig iſt freilich daß die Zahl unſerer Kirchen und Geiſtlichen in keinem<lb/> Verhältniß zu der Größe Verlins ſteht. Aber daraus auf einen fühlbaren Mangel<lb/> an Geiſtlichen und Kirchen zu ſchließen, iſt doch mehr als gewagt, da die Leerheit<lb/> der vorhandenen Kirchen beweist daß dieſelben einſtweilen doch noch für das reli-<lb/> giöſe Bedürfniß ausreichen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Aus Oeſterreich,</hi> 11 Jan.</dateline><lb/> <p>Die Adreßdebatte in der Commiſſion des<lb/> Herrenhauſes iſt geſtern Abend zu Ende gegangen. Ueber den Verlauf derſelben<lb/> iſt die „N. Fr. Pr.“ in der Lage folgendes zu berichten: Die zweitägige Discuſ-<lb/> ſion ergab bei voller Einmüthigkeit der Commiſſionsmitglieder die beinahe unver-<lb/> änderte Annahme des Entwurfs in der vom Grafen Anton Auersperg vorgelegten<lb/> Ausarbeitung. Die Aenderungen beſchränkten ſich mit Zuſtimmung des Verfaſſers<lb/> auf die Erſetzung einiger, ſpeciell die Veſtrebungen der ſogenannten ſtaatsrecht-<lb/> lichen Oppoſition auf das ſchärfſte verurtheilenden und ſodann die Agitation gegen<lb/> die Schulgeſetze berührenden, Ausdrücke durch mildere Worte, die der Sache keinerlei<lb/> Abbruch thun. Die Adreſſe bringt dem Miniſterium Auersperg unter Hervor-<lb/> hebung des unheilvollen Wirkens der vorangegangenen Regierung ein rückhalts-<lb/> loſes Vertrauensvotum entgegen, und ſpricht ſich in ihrem Verlaufe mit beſonderer<lb/> Entſchiedenheit für die unverzügliche Inangriffnahme der Frage, betreffend die<lb/> Loslöſung des Reichsraths von den Landtagen, aus. Die Adreſſe erklärt ferner<lb/> die Geneigtheit des Herrenhauſes berechtigte Wünſche wegen landtäglicher Com-<lb/> petenzerweiterung prüfen zu wollen, ohne jedoch hiebei Galiziens Erwähnung zu<lb/> machen. Der Paſſus der Thronrede welcher von der Durchführung der Schul-<lb/> geſetze ſpricht, erhält eine entſprechende, jedoch dem Weſen nach concret auftretende<lb/> Erwiederung. Deßgleichen werden alle jene Vorlagen freudig begrüßt die den<lb/> Arbeiten auf legislativem Gebiete gelten. Wie Eingangs hervorgehoben, gieng die<lb/> Votirung der Adreſſe in ihren einzelnen Theilen ohne Widerſpruch von ſtatten.<lb/> Eine nennenswerthe abweichende Meinung gab ſich nur bezüglich des Abſatzes kund<lb/> der in kurzen prägnanten Worten Kritik über die jüngſte Vergangenheit übt.<lb/> Einige Commiſſionsmitglieder glaubten der letztverfloſſenen Aera in der Adreſſe<lb/> gar nicht gedenken zu ſollen, gaben aber ihre allzu weit gehenden Rückſichten ent-<lb/> ſprungene Anſchauung den vorgebrachten Einwänden gegenüber alsbald auf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Im Abgeordnetenhauſe wird in einer der nächſten Sitzungen eine Inter-<lb/> pellation eingebracht werden, den Fürſterzbiſchof Landgrafen Fürſtenberg in Ol-<lb/> mütz betreffend. Dieſer Kirchenfürſt hatte ſich kürzlich eine Verhöhnung der Staats-<lb/><cb/> gewalt erlaubt, indem er gelegentlich einer Kirchen-Viſitation bei einem Pfarrer<lb/> aus der Ehematrikel die Eintragung einer Civilehe mit einem Federzug durchſtrich,<lb/> und dazu im Kirchenlatein die Bemerkung machte: dieſe Eintragung gehöre nicht<lb/> in die Matrikel. Dieſer Erzbiſchof, welcher ſich den Anſchein gibt als verfüge er<lb/> über die öffentlichen Geburts-, Ehe- und Sterberegiſter, während ſie doch öffent-<lb/> liche ſtaatliche Urkunden ſind und vom Pfarrer kraft ſtaatlicher Autorität geführt<lb/> werden, hat ſich dadurch einer bewußten Mißachtung und Herabwürdigung öffent-<lb/> licher Behörden ſchuldig gemacht, und Zweck der Interpellation ſoll nun ſein: ob die<lb/> Regierung gegen eine ſo offenbare Geſetzesverhöhnung energiſch vorzugehen<lb/> beabſichtige.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>÷ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 11 Jan.</dateline><lb/> <p>Es werden Ihnen in der letzten Zeit verſchiedene<lb/> Notizen über den Grafen Beuſt in den Blättern aufgefallen ſein, wie z. B. die<lb/> daß er den Wink erhalten habe ſeinen Urlaub abzukürzen, und auf den Lon-<lb/> doner Botſchafterpoſten zurückzukehren, welche Notiz, da die auswärtige Politik die<lb/> ſchleunige Rückkehr des Grafen ſchwerlich erheiſcht, zwiſchen den Zeilen leſen laſſen<lb/> will daß man ſeine Anweſenheit in Wien nicht wünſche. Man könnte dieſe und<lb/> ähnliche Notizen, die ich, nebenbei bemerkt, hiemit als vollſtändig grundlos bezeich-<lb/> nen kann, einfach ignoriren, wenn ſie nicht Symptome wären daß man von gewiſſer<lb/> Seite noch immer die Abſicht nicht aufgegeben hat durch perſönliche Verhetzungen<lb/> und Verdächtigungen Mißſtimmungen zu erzeugen und Mißtrauen zu erwecken.<lb/> Kein erfahrener Zeitungsleſer wird darüber im Zweifel ſein daß z. B.<lb/> die erwähnte Notiz über den Grafen Beuſt nicht ſowohl gegen letztern<lb/> gerichtet iſt, als vielmehr den Zweck hat andern Perſonen noch nachträg-<lb/> liche Intriguen gegen den ehemaligen Reichskanzler zu inſinuiren. Man<lb/> möchte aber vor allem die publiciſtiſche Discuſſion ſo gern wieder auf das<lb/> perſönliche Gebiet hinüberlenken, welches beſonders zur Hohenwart’ſchen Zeit ſo<lb/> rührig gepflegt wurde. Dieſe Manöver ſind nicht ohne Berechnung, denn die<lb/> Gegner der gegenwärtigen Ordnung wiſſen recht gut daß ſie nur dann etwas aus-<lb/> richten können wenn ſie in der Lage ſind im Trüben zu ſiſchen. Deßhalb geht ihr<lb/> Begehren dahin, eben die Situation zu trüben, und nichts iſt hiefür geeigneter als<lb/> die intrigante Verhetzung der Perſonen gegen einander. In die Kategorie dieſer<lb/> Manöver gehören auch die Ausſtreuungen über angebliche perſönliche Gegenſätze<lb/> und Zerklüfiungen im Kreiſe der Verfaſſungspartei, die man in Wirklichkeit erft<lb/> dadurch daß man ſie an die Wand malt zu ſchaffen ſucht. Nun, wir glauben,<lb/> die leitenden Perſonen wie die Vertreter der Verfaſſungspartei haben in den letzten<lb/> Jahren Erfahrungen genug geſammelt, als daß ſolche Manöver verfangen ſollten,<lb/> und man darf wohl hoffen daß jene nach allen Richtungen hin bemerkbare Mäßi-<lb/> gung und Selbſtbeherrſchung, in welcher wir eine Bürgſchaft für die Befeſtigung<lb/> der gegenwärtigen günſtigen Lage erblicken dürfen, von Dauer ſein werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schweiz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Bern,</hi> 10 Jan.</dateline><lb/> <p>Nächſten Montag, den 15 Jan., treten die eidgenöſ-<lb/> ſiſchen Räthe zur Fortſetzung der Bundesreviſionsberathung wieder zuſammen;<lb/> die Commiſſion des Ständeraths weilt ſchon ſeit vorgeſtern in der Bundesſtadt.<lb/> Laut Vernehmen zeigt ſich unter ihren Mitgliedern Neigung zu bedeutend weiter<lb/> gehenden Anträgen als dieß mit den ſeitherigen Reviſionsbeſchlüſſen des National-<lb/> raths der Fall iſt. Thatſache iſt daß ſie bereits, im Widerſpruche mit dem Natio-<lb/> nalrathe, die Auſhebung des Ohmgelds zu beantragen beſchloſſen hat; jedoch im-<lb/> merhin unter Feſtſtellung einer zwanzigjährigen Friſt. Allgemeiner Annahme<lb/> nach wird der Ständerath dieſem Antrag entſprechen, ſomit wäre eine zweite Be-<lb/> rathung dieſer Frage im Nationalrath unzweifelhaft. Ueberhaupt wird ſich der-<lb/> ſelbe in Folge ſtänderäthlicher Abänderungen genöthigt ſehen auf viele ſeiner Be-<lb/> ſchlüſſe nochmals zurückzukommen, ſo daß das Reviſionswerk kaum vor ſechs bis<lb/> acht Wochen als ein endgültiges Ganzes vorliegen dürfte. In Genf hat geſtern<lb/> im großen Rathe das Mitglied Duchoſal den Antrag geſtellt: daß der Stand Genfs<lb/> in den eidgenöſſiſchen Räthen die Vertagung der weiteren Discuſſion über die<lb/> Reviſion der Bundesverfaſſung, bis daß das Schweizervolk, über die Frage ob<lb/> eine Bundesverfaſſungsreviſion vorzunehmen ſei, abgeſtimmt haben werde, be-<lb/> antragen ſolle. Die conſtitutionelle Verechtigung des Standes Genfs zu einem<lb/> ſolchen Antrag erſcheint nun, nachdem die Reviſion von der Bundesverſammlung<lb/> einmal beſchloſſen worden, ſehr zweifelhaft; übrigens wird dieſer Antrag, falls er<lb/> wirklich geſtellt werden ſollte, keinen andern Beſchluß als den Uebergang zur Tages-<lb/> ordnung zur Folge haben. — Vor einigen Tagen gieng durch die Schweizer Blät-<lb/> ter das Gerücht: Bundesrath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Dubs beabſichtige ſein bundesräthliches Amt<lb/> niederzulegen, um die Redaction der „Neuen Züricher Zeitung“ zu übernehmen,<lb/> weil er ſich wegen des Fiasco’s ſeiner Reviſionsbroſchüre in Bern nicht mehr wohl<lb/> fühle. Dieſes Gerücht wird, wie erwartet, als vollſtändig grundlos bezeichnet.<lb/> Offenbar war dasſelbe eine böswillige Erfindung der Gegner des Hrn. Bundes-<lb/> raths Dubs, um Anlaß zu allerlei hämiſchen Bemerkungen zu haben ein in der<lb/> Schweizer Preſſe leider nur zu oft vorkommendes Strategem.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 10 Jan.</dateline><lb/> <p>* Die geſtrige Rede Lord Derby’s in Liverpool wird von der „Times“ kei-<lb/> neswegs günſtig beurtheilt. Er identificirt ſich, dem Blatte nach, mit der conſer-<lb/> vativen Partei in einem Grade, der die Leſer ſeiner Rede ebenſoſehr in Erſtaunen<lb/> ſetzen wie dem Gros ſeiner Hörer ſchmeicheln mußte. Er declamirte auf das<lb/> äußerſte gegen die Möglichkeit als könne ein conſervatives Miniſterium wiederkeh-<lb/> ren ohne den Rückhalt einer ſtützenden Mehrheit. Macht, Macht und immer wie-<lb/> der Macht brauchten die Conſervativen, und man müſſe zugeben daß gerade jetzt<lb/> die Partei nicht unerhebliche Ausſichten habe Macht zu erlangen. Die Conſerva-<lb/> tiven moderirten die Politik des Miniſteriums, und ſchützten die gemäßigten Libe-<lb/> ralen vor dem höhern Fluge der äußerſten Linken, und wenn er ſich auch darüber<lb/> freuen müſſe daß die Conſervativen die Macht der Regierung mehr leiten als contro-<lb/> liren, ſo würde er doch den Sitz in einer ſtarken und geſchloſſenen Oppoſition einem<lb/> Platz im Cabinet ohne geſicherte Mehrheit im Unterhauſe ganz entſchieden vor-<lb/> ziehen. Daran ſchloß ſich dann das Sündenregiſter der Gladſtone’ſchen Regie-<lb/> rung. Es iſt uns freilich und den Leſern dieſes Blattes bekannt genug, wir reca-<lb/> pituliren es indeß, da das Parlament vor der Thüre ſteht, noch einmal in kurzem.<lb/> Lord Derby faßt es in folgende Punkte zuſammen: Gladſtone habe ſeeuntüchtige<lb/> Schiffe ausgeſandt, er habe die königliche Prärogative in einer Weiſe gedehnt wie<lb/> es ſeit Generationen nicht vorgekommen ſei, er habe in den Parlamentsferien<lb/> durch offenkundige Umgehung eine noch nicht ſechs Monate alte Bill verletzt, um<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0005]
Wochenbl.“ ſchreibt: „Wie wir hören, ſind die ſo eben ausgegebenen Werke des
Majors Blume und des Oberſten Grafen Wartensleben — jenes über die Opera-
tionen von der Schlacht von Sedan bis zum Ende des Feldzuges, dieſes über die
Operationen der Südarmee gegen Bourbaki — nur der Anfang einer Reihe von
Werken welche ſämmtlich, beruhend auf den officiellen Actenſtücken und aus dem
Kreiſe des Generalſtabes hervorgehend, die Operationen jeder einzelnen deut-
ſchen Armee oder der ſelbſtändig operirenden Armee-Abtheilungen darſtellen werden.
Wir haben alſo noch eine Geſchichte der Operationen der erſten, zweiten, dritten
und der Maas-Armee, ſowie derer der Armee-Abtheilungen des Großherzogs
von Mecklenburg und der Corps des Generals v. Werder zu erwarten. Daran
wird ſich eine Darſtellung der Thätigkeit „der deutſchen techniſchen Truppen“
insbeſondere in der Cernirung von Metz und Paris, der Befeſtigungen im Feld-
kriege, der Küſtenvertheidigung und der Feldtelegraphie ꝛc. ſchließen. Wir hören
daß z. B. den Feldzug der 1. Armee im Nordweſten Frankreichs darzuſtellen, eben-
falls Oberſt Graf Wartensleben übernommen hat. Alle dieſe Werke, ſeit längerer
Zeit in Arbeit, werden nach einander und neben dem großen Werke der von der
kriegsgeſchichtlichen Abtheilung des großen Generalſtabes redigirten Geſchichte des
Feldzuges im Verlage der königl. Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn
erſcheinen. Der Plan für eine authentiſche Darſtellung des großen franzöſiſchen
Krieges, wie er jetzt zur Durchführung kommen wird, iſt alſo der: daß jene Einzel-
werke, deren erſte Theile in den Büchern des Majors Blume und des Oberſten Graf
Wartensleben ſchon vorliegen, die Operationen aller ſelbſtändigen Theile der deut-
ſchen Armeen in zuverläſſiger, objectiver Darſtellung geben, und das große Werk
des Generalſtabes das Zuſammenwirken aller dieſer Theile ſchildert und das taktiſche
Detail behandelt.“ — Unter den hohen Gäſten die zu den Hoffeſtlichkeiten nach
Berlin kommen, werden ſich auch der Prinz Alfred von Großbritannien und der
Prinz und die Prinzeſſin Ludwig von Heſſen befinden. — Prinz Ferdinand von
Solms-Braunfels iſt am 5 Jan. in Pau (Frankreich) am Gallenfieber geſtorben;
derſelbe war am 15 Mai 1832 geboren, Sohn des Prinzen Wilhelm und Enkel
des Prinzen Friedrich und der Prinzeſſin Friederike, geb. Prinzeſſin von Mecklen-
burg-Strelitz, Schweſter der Königin Louiſe von Preußen, und nachmaliger Königin
von Hannover. — Aus Schleſien wird berichtet daß neuerdings ein Caplan Otto
Haßler in Ziegenhals dem Fürſtbiſchof von Breslau ſchriftlich erklärt hat: ſich dem
Unfehlbarkeitsdogma nicht unterwerfen zu wollen.
(—) Berlin, 10 Jan.
Die „Prov.-Correſp.“ ſpricht ſich heut auffallend
kühl über die Wiederherſtellung des regelrechten diplomatiſchen Verkehrs zwiſchen
Frankreich und Deutſchland aus. Es gilt ihr dieſe Thatſache nämlich nur als ein
Beweis dafür: „daß die beiderſeitigen Regierungen nicht bloß den Wunſch, ſondern
auch die Hoffnung hegen daß es mehr und mehr gelingen werde auch die Veziehun-
gen zwiſchen den beiden großen Nachbarſtaaten wieder zu befeſtigen.“ Damit iſt
nichts neues und wenig erfreuliches geſägt. Einen ſehr viel ſtärkern Ausdruck haben
jener Wunſch und jene Hoffnung von unſerer Seite bereits durch den Verzicht auf
die Territorial-Garantien gefunden. Wie wenig aber ein ſolches Entgegenkommen
von der franzöſiſchen Nation gewürdigt worden iſt, hat die vielerwähnte Inſtruc-
tionsdepeſche des Reichskanzlers vom 7 December feſtgeſtellt, welche zugleich klar
genug durchblicken läßt daß hier ſeit dem Abſchluſſe der Friedensverträge die Hoff-
nungen auf eine Wiederherſtellung der Veziehungen zu Frankreich nicht geſtiegen
ſind. Stellen doch ſelbſt officiöſe Correſpondenten es als eine unwiderlegbare That-
ſache dar daß nicht bloß von allen franzöſiſchen Dächern der Rachekrieg gepredigt,
ſondern auch für denſelben mit verſchwenderiſcher Freigebigkeit gerüſtet werde.
Dergleichen Symptome erklären denn auch wohl zur Genüge die kalte Betrachtung
der „Prov.-Correſp.“ über den wiederhergeſtellten diplomatiſchen Verkehr mit Frank-
reich. — Geſtern wurden im Abgeordnetenhauſe die ſittlichen Zuſtände Berlins zur
Sprache gebracht. Nach dem Anlauf welchen die liberale Preſſe in dieſer Richtung
ſeit Wochen und Monaten genommen hatte, mußte jedoch der Verlauf dieſer Er-
örterung allgemein enttäuſchen. Für die Abhülfe der erhobenen Beſchwerden wurde
gar nichts erwirkt. Wahrſcheinlich ſind auch die H.H. Abgeordneten ſelbſt nicht dar-
über im klaren mit welchen Mitteln hier zu helfen iſt. Die „Krzztg.“ meint heute
daß die Urſache unſerer ſocialen Gebrechen in dem kirchlichen Nothſtande Berlins
liege. Richtig iſt freilich daß die Zahl unſerer Kirchen und Geiſtlichen in keinem
Verhältniß zu der Größe Verlins ſteht. Aber daraus auf einen fühlbaren Mangel
an Geiſtlichen und Kirchen zu ſchließen, iſt doch mehr als gewagt, da die Leerheit
der vorhandenen Kirchen beweist daß dieſelben einſtweilen doch noch für das reli-
giöſe Bedürfniß ausreichen.
Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.
* Aus Oeſterreich, 11 Jan.
Die Adreßdebatte in der Commiſſion des
Herrenhauſes iſt geſtern Abend zu Ende gegangen. Ueber den Verlauf derſelben
iſt die „N. Fr. Pr.“ in der Lage folgendes zu berichten: Die zweitägige Discuſ-
ſion ergab bei voller Einmüthigkeit der Commiſſionsmitglieder die beinahe unver-
änderte Annahme des Entwurfs in der vom Grafen Anton Auersperg vorgelegten
Ausarbeitung. Die Aenderungen beſchränkten ſich mit Zuſtimmung des Verfaſſers
auf die Erſetzung einiger, ſpeciell die Veſtrebungen der ſogenannten ſtaatsrecht-
lichen Oppoſition auf das ſchärfſte verurtheilenden und ſodann die Agitation gegen
die Schulgeſetze berührenden, Ausdrücke durch mildere Worte, die der Sache keinerlei
Abbruch thun. Die Adreſſe bringt dem Miniſterium Auersperg unter Hervor-
hebung des unheilvollen Wirkens der vorangegangenen Regierung ein rückhalts-
loſes Vertrauensvotum entgegen, und ſpricht ſich in ihrem Verlaufe mit beſonderer
Entſchiedenheit für die unverzügliche Inangriffnahme der Frage, betreffend die
Loslöſung des Reichsraths von den Landtagen, aus. Die Adreſſe erklärt ferner
die Geneigtheit des Herrenhauſes berechtigte Wünſche wegen landtäglicher Com-
petenzerweiterung prüfen zu wollen, ohne jedoch hiebei Galiziens Erwähnung zu
machen. Der Paſſus der Thronrede welcher von der Durchführung der Schul-
geſetze ſpricht, erhält eine entſprechende, jedoch dem Weſen nach concret auftretende
Erwiederung. Deßgleichen werden alle jene Vorlagen freudig begrüßt die den
Arbeiten auf legislativem Gebiete gelten. Wie Eingangs hervorgehoben, gieng die
Votirung der Adreſſe in ihren einzelnen Theilen ohne Widerſpruch von ſtatten.
Eine nennenswerthe abweichende Meinung gab ſich nur bezüglich des Abſatzes kund
der in kurzen prägnanten Worten Kritik über die jüngſte Vergangenheit übt.
Einige Commiſſionsmitglieder glaubten der letztverfloſſenen Aera in der Adreſſe
gar nicht gedenken zu ſollen, gaben aber ihre allzu weit gehenden Rückſichten ent-
ſprungene Anſchauung den vorgebrachten Einwänden gegenüber alsbald auf.
Im Abgeordnetenhauſe wird in einer der nächſten Sitzungen eine Inter-
pellation eingebracht werden, den Fürſterzbiſchof Landgrafen Fürſtenberg in Ol-
mütz betreffend. Dieſer Kirchenfürſt hatte ſich kürzlich eine Verhöhnung der Staats-
gewalt erlaubt, indem er gelegentlich einer Kirchen-Viſitation bei einem Pfarrer
aus der Ehematrikel die Eintragung einer Civilehe mit einem Federzug durchſtrich,
und dazu im Kirchenlatein die Bemerkung machte: dieſe Eintragung gehöre nicht
in die Matrikel. Dieſer Erzbiſchof, welcher ſich den Anſchein gibt als verfüge er
über die öffentlichen Geburts-, Ehe- und Sterberegiſter, während ſie doch öffent-
liche ſtaatliche Urkunden ſind und vom Pfarrer kraft ſtaatlicher Autorität geführt
werden, hat ſich dadurch einer bewußten Mißachtung und Herabwürdigung öffent-
licher Behörden ſchuldig gemacht, und Zweck der Interpellation ſoll nun ſein: ob die
Regierung gegen eine ſo offenbare Geſetzesverhöhnung energiſch vorzugehen
beabſichtige.
÷ Wien, 11 Jan.
Es werden Ihnen in der letzten Zeit verſchiedene
Notizen über den Grafen Beuſt in den Blättern aufgefallen ſein, wie z. B. die
daß er den Wink erhalten habe ſeinen Urlaub abzukürzen, und auf den Lon-
doner Botſchafterpoſten zurückzukehren, welche Notiz, da die auswärtige Politik die
ſchleunige Rückkehr des Grafen ſchwerlich erheiſcht, zwiſchen den Zeilen leſen laſſen
will daß man ſeine Anweſenheit in Wien nicht wünſche. Man könnte dieſe und
ähnliche Notizen, die ich, nebenbei bemerkt, hiemit als vollſtändig grundlos bezeich-
nen kann, einfach ignoriren, wenn ſie nicht Symptome wären daß man von gewiſſer
Seite noch immer die Abſicht nicht aufgegeben hat durch perſönliche Verhetzungen
und Verdächtigungen Mißſtimmungen zu erzeugen und Mißtrauen zu erwecken.
Kein erfahrener Zeitungsleſer wird darüber im Zweifel ſein daß z. B.
die erwähnte Notiz über den Grafen Beuſt nicht ſowohl gegen letztern
gerichtet iſt, als vielmehr den Zweck hat andern Perſonen noch nachträg-
liche Intriguen gegen den ehemaligen Reichskanzler zu inſinuiren. Man
möchte aber vor allem die publiciſtiſche Discuſſion ſo gern wieder auf das
perſönliche Gebiet hinüberlenken, welches beſonders zur Hohenwart’ſchen Zeit ſo
rührig gepflegt wurde. Dieſe Manöver ſind nicht ohne Berechnung, denn die
Gegner der gegenwärtigen Ordnung wiſſen recht gut daß ſie nur dann etwas aus-
richten können wenn ſie in der Lage ſind im Trüben zu ſiſchen. Deßhalb geht ihr
Begehren dahin, eben die Situation zu trüben, und nichts iſt hiefür geeigneter als
die intrigante Verhetzung der Perſonen gegen einander. In die Kategorie dieſer
Manöver gehören auch die Ausſtreuungen über angebliche perſönliche Gegenſätze
und Zerklüfiungen im Kreiſe der Verfaſſungspartei, die man in Wirklichkeit erft
dadurch daß man ſie an die Wand malt zu ſchaffen ſucht. Nun, wir glauben,
die leitenden Perſonen wie die Vertreter der Verfaſſungspartei haben in den letzten
Jahren Erfahrungen genug geſammelt, als daß ſolche Manöver verfangen ſollten,
und man darf wohl hoffen daß jene nach allen Richtungen hin bemerkbare Mäßi-
gung und Selbſtbeherrſchung, in welcher wir eine Bürgſchaft für die Befeſtigung
der gegenwärtigen günſtigen Lage erblicken dürfen, von Dauer ſein werden.
Schweiz.
 Bern, 10 Jan.
Nächſten Montag, den 15 Jan., treten die eidgenöſ-
ſiſchen Räthe zur Fortſetzung der Bundesreviſionsberathung wieder zuſammen;
die Commiſſion des Ständeraths weilt ſchon ſeit vorgeſtern in der Bundesſtadt.
Laut Vernehmen zeigt ſich unter ihren Mitgliedern Neigung zu bedeutend weiter
gehenden Anträgen als dieß mit den ſeitherigen Reviſionsbeſchlüſſen des National-
raths der Fall iſt. Thatſache iſt daß ſie bereits, im Widerſpruche mit dem Natio-
nalrathe, die Auſhebung des Ohmgelds zu beantragen beſchloſſen hat; jedoch im-
merhin unter Feſtſtellung einer zwanzigjährigen Friſt. Allgemeiner Annahme
nach wird der Ständerath dieſem Antrag entſprechen, ſomit wäre eine zweite Be-
rathung dieſer Frage im Nationalrath unzweifelhaft. Ueberhaupt wird ſich der-
ſelbe in Folge ſtänderäthlicher Abänderungen genöthigt ſehen auf viele ſeiner Be-
ſchlüſſe nochmals zurückzukommen, ſo daß das Reviſionswerk kaum vor ſechs bis
acht Wochen als ein endgültiges Ganzes vorliegen dürfte. In Genf hat geſtern
im großen Rathe das Mitglied Duchoſal den Antrag geſtellt: daß der Stand Genfs
in den eidgenöſſiſchen Räthen die Vertagung der weiteren Discuſſion über die
Reviſion der Bundesverfaſſung, bis daß das Schweizervolk, über die Frage ob
eine Bundesverfaſſungsreviſion vorzunehmen ſei, abgeſtimmt haben werde, be-
antragen ſolle. Die conſtitutionelle Verechtigung des Standes Genfs zu einem
ſolchen Antrag erſcheint nun, nachdem die Reviſion von der Bundesverſammlung
einmal beſchloſſen worden, ſehr zweifelhaft; übrigens wird dieſer Antrag, falls er
wirklich geſtellt werden ſollte, keinen andern Beſchluß als den Uebergang zur Tages-
ordnung zur Folge haben. — Vor einigen Tagen gieng durch die Schweizer Blät-
ter das Gerücht: Bundesrath Dr. Dubs beabſichtige ſein bundesräthliches Amt
niederzulegen, um die Redaction der „Neuen Züricher Zeitung“ zu übernehmen,
weil er ſich wegen des Fiasco’s ſeiner Reviſionsbroſchüre in Bern nicht mehr wohl
fühle. Dieſes Gerücht wird, wie erwartet, als vollſtändig grundlos bezeichnet.
Offenbar war dasſelbe eine böswillige Erfindung der Gegner des Hrn. Bundes-
raths Dubs, um Anlaß zu allerlei hämiſchen Bemerkungen zu haben ein in der
Schweizer Preſſe leider nur zu oft vorkommendes Strategem.
Großbritannien.
London, 10 Jan.
* Die geſtrige Rede Lord Derby’s in Liverpool wird von der „Times“ kei-
neswegs günſtig beurtheilt. Er identificirt ſich, dem Blatte nach, mit der conſer-
vativen Partei in einem Grade, der die Leſer ſeiner Rede ebenſoſehr in Erſtaunen
ſetzen wie dem Gros ſeiner Hörer ſchmeicheln mußte. Er declamirte auf das
äußerſte gegen die Möglichkeit als könne ein conſervatives Miniſterium wiederkeh-
ren ohne den Rückhalt einer ſtützenden Mehrheit. Macht, Macht und immer wie-
der Macht brauchten die Conſervativen, und man müſſe zugeben daß gerade jetzt
die Partei nicht unerhebliche Ausſichten habe Macht zu erlangen. Die Conſerva-
tiven moderirten die Politik des Miniſteriums, und ſchützten die gemäßigten Libe-
ralen vor dem höhern Fluge der äußerſten Linken, und wenn er ſich auch darüber
freuen müſſe daß die Conſervativen die Macht der Regierung mehr leiten als contro-
liren, ſo würde er doch den Sitz in einer ſtarken und geſchloſſenen Oppoſition einem
Platz im Cabinet ohne geſicherte Mehrheit im Unterhauſe ganz entſchieden vor-
ziehen. Daran ſchloß ſich dann das Sündenregiſter der Gladſtone’ſchen Regie-
rung. Es iſt uns freilich und den Leſern dieſes Blattes bekannt genug, wir reca-
pituliren es indeß, da das Parlament vor der Thüre ſteht, noch einmal in kurzem.
Lord Derby faßt es in folgende Punkte zuſammen: Gladſtone habe ſeeuntüchtige
Schiffe ausgeſandt, er habe die königliche Prärogative in einer Weiſe gedehnt wie
es ſeit Generationen nicht vorgekommen ſei, er habe in den Parlamentsferien
durch offenkundige Umgehung eine noch nicht ſechs Monate alte Bill verletzt, um
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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