Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. [Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen undTelegramme ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) München, 22. März. Bayerische Bodencredit-Anstalt. # Die neue Verwaltung des Würzburger Instituts legt Von besonderem Interesse sind die Ausführungen des Auf- [Tabelle] Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück- Was nun das Geschäft im Jahre 1907 anlangt, so wird Die Bilanz weist aus an Kasse, Bankenguthaben, Wech- Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß Die Börsenwoche. w. Die Börse vermag ihres Daseins nicht froh zu werden. Die Börsengesetznovelle soll auch erst der kommende Soweit positive Momente in Betracht kamen, waren sie vor- Nachstehend unsere vergleichende Wochenübersicht: [Tabelle] Geldmarkt und Banken. # Einführung des Scheckgesetzes. Nachdem das Scheck- [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. [Spaltenumbruch]
Handels-Zeitung. (Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen undTelegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.) München, 22. März. Bayeriſche Bodencredit-Anſtalt. # Die neue Verwaltung des Würzburger Inſtituts legt Von beſonderem Intereſſe ſind die Ausführungen des Auf- [Tabelle] Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück- Was nun das Geſchäft im Jahre 1907 anlangt, ſo wird Die Bilanz weiſt aus an Kaſſe, Bankenguthaben, Wech- Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß Die Börſenwoche. w. Die Börſe vermag ihres Daſeins nicht froh zu werden. Die Börſengeſetznovelle ſoll auch erſt der kommende Soweit poſitive Momente in Betracht kamen, waren ſie vor- Nachſtehend unſere vergleichende Wochenüberſicht: [Tabelle] Geldmarkt und Banken. # Einführung des Scheckgeſetzes. Nachdem das Scheck- [irrelevantes Material] [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jAn" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header">Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.</fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels-Zeitung.</hi> </head><lb/> <note> <hi rendition="#c">(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und<lb/> Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)</hi> </note><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 22. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bayeriſche Bodencredit-Anſtalt.</hi> </hi> </head><lb/> <p># Die neue Verwaltung des Würzburger Inſtituts legt<lb/> mit ihrem ſoeben erſchienenen umfangreichen Geſchäftsbericht<lb/> eine neue Bilanz per 31. Dezember 1906 und die reguläre Bilanz<lb/> per 31. Dezember 1907 vor. Wir haben in der nachſtehenden<lb/> Tabelle die Ziffern der zweiten Bilanz für 1906, die der außer-<lb/> ordentlichen Generalverſammlung vom 23. Dezember 1907 vor-<lb/> gelegt, von dieſer aber zurückgeſtellt worden war, neben die<lb/> Poſitionen der beiden neuen Abſchlüſſe geſtellt und die Aende-<lb/> rungen durch Fettdruck kenntlich gemacht.</p><lb/> <p>Von beſonderem Intereſſe ſind die Ausführungen des <hi rendition="#g">Auf-<lb/> ſichtsrats</hi> über die Notwendigkeit <hi rendition="#g">erhöhter Rückſtel-<lb/> lungen.</hi> Er betont, daß er nur „Rückſtellungen“, nicht „Ab-<lb/> ſchreibungen“ befürworten könne, denn jede Abſchreibung ſetze<lb/> einen deklarierten Verluſt voraus, die Rückſtellung aber beruhe<lb/> auf der begründeten Erwägung eines möglicherweiſe drohenden<lb/> Verluſtes. Die <hi rendition="#g">Rückſtellung</hi> von insgeſamt 900,000 M re-<lb/> präſentiere in ihrer Geſamtſumme den Betrag einer für die Bank<lb/> erforderlichen <hi rendition="#g">Hypothekenreſerve.</hi> Der Aufſichtsrat hat<lb/> bei ſeiner nochmaligen eingehenden Prüfung des Hypotheken-<lb/> beſtandes feſtgeſtellt, daß auf die geſamten Beleihungen in<lb/> Würzburg eine Rückſtellung von 25,000 M, auf die Beleihungen<lb/> in <hi rendition="#g">München</hi> (249 Hypotheken mit einer Geſamtdarlehens-<lb/> ſumme von 25 Mill.) eine ſolche von 300,000 M notwendig ſei.<lb/> In <hi rendition="#g">Berlin</hi> und Vororten hat die Bank 209 Darlehen im Ge-<lb/> ſamtbetrage von rund 45 Millionen. Hier ergab ſich die Zweck-<lb/> mäßigkeit einer weiteren Rückſtellung für 7 Objekte in Höhe von<lb/> 350,000 M. In Hannover, Frankfurt, Düſſeldorf, Elberfeld ſind<lb/> Rückſtellungen von 150,000 M erforderlich. Insgeſamt ergibt<lb/> ſich eine Summe von 825,000 M, die auf 900,000 M abgerundet<lb/> werden ſoll, in Rückſicht darauf, daß zerſtreut in einer Reihe von<lb/> Städten doch noch Beleihungsobjekte vorhanden ſeien, die einer<lb/> Beſichtigung nicht unterlegen haben. Der Aufſichtsrat iſt alſo<lb/> mit großer Sorgfalt vorgegangen, und wenn er verſichert, daß<lb/> ein <hi rendition="#g">Strohmännertum</hi> in irgendwelcher Form bei der Bank<lb/> nicht mehr beſteht, ſo darf man ihm unbedingt Glauben ſchenken.<lb/> Ebenſo erfreulich wird für die Pfandbriefbeſitzer und Aktionäre<lb/> die Konſtatierung ſein, daß <hi rendition="#b">nicht nur das Pfandbriefkapital,<lb/> ſondern auch das Aktienkapital vollſtändig intakt ſei.</hi></p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> <p>Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück-<lb/> ſtellungen zu entnehmen ſeien, äußert ſich der Aufſichtsrat wie<lb/> folgt: Unzweifelhaft wäre es empfehlenswert geweſen, ſchon in<lb/> früheren Jahren eine Hypothekenreſerve zu bilden. In der Tat<lb/> iſt hierzu einmal ein bemerkenswerter Anſatz gemacht worden.<lb/> Die ordentliche Generalverſammlung für das Jahr 1899 hat<lb/> einem Reſervefonds <hi rendition="#aq">II</hi> 250,000 M aus dem Gewinn des Jahres<lb/> 1899 überwieſen, aber ſchon die Generalverſammlung für das<lb/> Jahr 1900 hat dieſen Reſervefonds <hi rendition="#aq">II</hi> dem ordentlichen Reſerve-<lb/> fonds wieder übertragen, was man nur lebhaft bedauern kann.<lb/> Die damalige Bankpolitik war beſtrebt, lediglich einen einzigen<lb/> Reſervefonds aufrecht zu erhalten und dieſen tunlichſt raſch an-<lb/> wachſen zu laſſen. Tatſächlich enthält er ganz verſchiedenartige<lb/> Beſtandteile, einmal enthält er in dem Geſamtbetrage von<lb/> 2,300,000 M die geſetzlich erforderliche Dotierung des Kapital-<lb/> reſervefonds, er enthält aber erheblich größere Summen, die auf<lb/> Grund des § 7 R.-H.-G. zur Fundierung von Hypothekenpfand-<lb/> briefen dienen dürfen, und wie ſich aus unſerer eingehenden Unter-<lb/> ſuchung des Darlehensbeſtandes ergibt, ſind in dieſem einheit-<lb/> lich geſtalteten Reſervefonds auch Kapitalsteile enthalten, die<lb/> zur Dotierung einer Hypothekenreſerve füglich ihre Verwendung<lb/> hätten finden ſollen. Eine nachträgliche ziffermäßige Aus-<lb/> ſcheidung dieſer einzelnen Teile des Geſamtreſervefonds iſt un-<lb/> tunlich. Wir glauben aber, der Generalverſammlung eine Neu-<lb/> ordnung des Reſervefonds vorſchlagen zu ſollen und zwar in<lb/> folgender Weiſe: 1. Man bilde einen Kapitalreſervefonds voll-<lb/> dotiert mit 750,000 M: Reſervefonds <hi rendition="#aq">I.</hi> 2. Man verwende von<lb/> der überſchießenden Summe den Betrag von 1,250,000 M zur<lb/> Bildung eines Pfandbriefreſervefonds im Sinne des § 7 R.-H.-B.:<lb/> Reſervefonds <hi rendition="#aq">II.</hi> 3. Man verwende 300,000 M zur Bildung der<lb/> von uns beantragten Hypothekenreſerve. Es verbleibt dann noch,<lb/> wenn die <hi rendition="#g">geſamte Hypothekenreſerve</hi> 900,000 M be-<lb/> tragen ſoll, die Beſchaffung des Reſtbetrages von 600,000 M.<lb/> Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß viele Beleihungen,<lb/> für welche die Rückſtellungen uns erforderlich erſchienen ſind, be-<lb/> reits vor 1906 vollzogen waren. Es muß daher der für das Jahr<lb/><cb/> 1906 bilanzmäßig ermittelte Gewinn an dieſen Rückſtellungen<lb/> partizipieren und wir glauben, vorſchlagen zu ſollen, daß dem<lb/> Gewinn des Jahres 1906 für die Hypothekenreſerve 250,000 M<lb/> entnommen werden mögen. Damit iſt gleichſam die Vergangen-<lb/> heit mit dem Betrag von 550,000 M belaſtet (300,000 M plus<lb/> 250,000 M); auf den erheblich größeren Gewinn des Jahres<lb/> 1907 würde ſodann der Betrag von 350,000 Markt ent-<lb/> fallen. Es rechtfertigt ſich dies auch aus anderen Gründen.<lb/> Das Jahr 1907 war ein <hi rendition="#g">in hohem Grade kriti-<lb/> ſches Jahr.</hi> Der Hypothekenzinsfuß iſt außerordentlich ge-<lb/> ſtiegen, während die Mieten in einer rückgängigen Bewegung ſich<lb/> befunden haben, beides hat den Wert ſtädtiſcher Grundſtücke<lb/> weſentlich beeinflußt. Eine rückgängige Bewegung des Zins-<lb/> fußes der Hypotheken, ein Steigen der Immobiliarwerte iſt zum<lb/> mindeſten für das Jahr 1908 <hi rendition="#g">nicht</hi> zu erwarten. Man hat daher<lb/> bei der Prüfung der Engagements mit jener <hi rendition="#g">kritiſchen Vor-<lb/> ſicht</hi> arbeiten müſſen, die durch die Zeitverhältniſſe geboten<lb/> war, und unter dieſem Geſichtspunkte erſcheint eine größere Rück-<lb/> ſtellung aus dem Gewinn des Jahres 1907 geboten.</p><lb/> <p>Was nun das <hi rendition="#g">Geſchäft</hi> im Jahre 1907 anlangt, ſo wird<lb/> darauf hingewieſen, daß das Inſtitut infolge der Streichung der<lb/> Kursnotiz und mangels genügender Betriebsmittel nicht in der<lb/> Lage war, das Pfandbriefgeſchäft im Laufe des Jahres wieder<lb/> aufzunehmen, um durch Verkauf ſich weitere Mittel für das Hypo-<lb/> thekengeſchäft zu verſchaffen. Andrerſeits kamen aber auch die<lb/> für den Vertrieb der Pfandbriefe notwendigen, recht beträcht-<lb/> lichen Anforderungen in Wegfall. Dieſem Umſtand ſei es zuzu-<lb/> ſchreiben, daß das Geſchäftsergebnis für 1907 als ein recht be-<lb/> friedigendes bezeichnet werden könne. Allerdings haben gegen-<lb/> über dem Geſchäftsjahr 1906 die <hi rendition="#g">Zwangsverſteigerun-<lb/> gen</hi> nicht unweſentlich zugenommen. Es ſei dies trotz der den<lb/> Schuldnern gewährten Nachſicht nicht zu vermeiden geweſen. Der<lb/> Bank erwuchs davon kein Nachteil: die ſubhaſtierten Grundſtücke<lb/> gelangten durchweg, unter Ausbietung der geſamten Anſprüche<lb/> der Bank, in gute Hände. Bei den <hi rendition="#g">freihändigen</hi> Verkäufen<lb/> von Objekten, die durch die Bank beliehen waren, ergab ſich eine<lb/> Durchſchnittsleiſtung von 60.7 Proz. Der <hi rendition="#g">Geſamthypo-<lb/> thekenbeſtand</hi> beträgt 148.93 Mill. (148.68 Mill.). Davon<lb/> ſind 2387 Poſten mit 141.87 Mill. zur Pfandbriefdeckung ver-<lb/> wendet. Die freien Hypotheken betragen 6.78 Mill. Davon ſind<lb/> 455,570 M zweitſtellig. Von den Deckungshypotheken haben<lb/> 31.36 Mill. <hi rendition="#g">Annuitätenform.</hi> Nach der Stückelung er-<lb/> geben ſich vier Millionenbeleihungen, und zwar eine mit 1.19<lb/> Millionen in „vornehmſter Wohn- und Geſchäftslage <hi rendition="#g">Berlins</hi>“,<lb/> eine mit 1.50 Mill. in <hi rendition="#g">Frankfurt,</hi> eine mit 1.80 Mill. unter<lb/> Garantie einer der erſten deutſchen Banken, und eine mit 1.85<lb/> Millionen in „vorzüglicher Geſchäftslage <hi rendition="#g">Berlins</hi>“. Auf<lb/><hi rendition="#g">Bayern</hi> treffen 63.36 Mill. (66.43 Mill.), auf Preußen 74.35<lb/> Millionen (74.10 Mill.). Die Bank war an 74 Subhaſtationen<lb/> (51) beteiligt, erlitt aber in <hi rendition="#g">keinem</hi> Fall einen Verluſt. Von<lb/> 74 verſteigerten Anweſen liegen 50 in Preußen, 21 in Bayern.<lb/> Die <hi rendition="#g">Zinſenrückſtände</hi> betragen 119,633 M gegen nur<lb/> 37,025 M im Jahre 1906. Davon treffen 6589 M auf 1906 und<lb/> 113,044 M auf 1907. Bis zur Drucklegung des Berichts verblieb<lb/> noch ein Reſt von 38,356 M gleich 0.58 Proz. des Zinſenſolls.<lb/> Am 31. Dezember 1906 waren 51.33 Mill. 3½ proz. und 89.96 Mill.<lb/> 4proz. <hi rendition="#g">Pfandbriefe</hi> im <hi rendition="#g">Umlauf;</hi> insgeſamt betrug die<lb/> Umlaufſumme am 21. Februar 1907 143.45 Mill. Von dieſem<lb/> Tage an wurden per Saldo zurückgekauft 5.80 Mill., ſo daß der<lb/> Betrag der per 31. Dezember 1907 begebenen Pfandbriefe ſich nur<lb/> auf 137.64 Mill. ſtellt. Auf <hi rendition="#g">Pfand brief agiokonto</hi><lb/> wurden am 31. Dezember 1906 46,116 M vorgetragen. Im Jahre<lb/> 1907 wurde auf 4proz. Pfandbriefe eine Agioeinnahme von 10,184<lb/> Mark erzielt. Hiervon gehen 23,668 M ab, ſo daß ein Vortrag<lb/> von 32,632 M verbleibt. Auf <hi rendition="#g">Disagiokonto</hi> verblieb, in-<lb/> folge Rücklaufs von Pfandbriefen unter Pari im Jahre 1907 ein<lb/> Gewinn von 67,689 M, der in der Gewinn- und Verluſtrechnung<lb/> ausgewieſen iſt.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Bilanz</hi> weiſt aus an Kaſſe, Bankenguthaben, Wech-<lb/> ſeln 0.36 Mill. gegen 2.45 Mill. am 31. Dezember 1906. Debitoren<lb/> machen 142,380 M (440,449 M), Kreditoren 297,758 M (i. V.<lb/> 216,749 M) aus. Die <hi rendition="#g">ſtarke Abnahme</hi> der <hi rendition="#g">liquiden</hi><lb/> Mittel hängt mit dem im verfloſſenen Jahre erforderlich ge-<lb/> weſenen Rückkauf von Pfandbriefen zuſammen.</p><lb/> <p>Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß<lb/> die neue Verwaltung das aufrichtige Beſtreben zeigt, über die<lb/> Verhältniſſe keinerlei Zweifel mehr aufkommen zu laſſen und die<lb/> Geſchäfte auf Grund ſorgfältiger Prüfung aller einſchlägigen<lb/> Faktoren weiterzuführen, es nunmehr auch gelingen wird, der<lb/> jahrelang durch allerhand Widriges heimgeſuchten Bank eine<lb/> ruhige und gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Börſenwoche.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">w.</hi> Die Börſe vermag ihres Daſeins nicht froh zu werden.<lb/> Depreſſion und Mutloſigkeit beherrſchen weiter das Feld, und<lb/> zwar in einem derartigen Maße, daß die Geſchäftsunluſt vielfach<lb/> zu einer völligen Stagnation des Verkehrs ausartete. Die Strich-<lb/> notizen bildeten die Signatur des Kurszettels der Ultimopapiere,<lb/> und kamen wirklich Kurſe zuſtande, ſo wichen ſie von den letzten<lb/> Notizen nur um Bruchteile ab. Das Geſchäft ſchleppte ſich träge<lb/> dahin und auch nicht ein einziger Tag war zu regiſtrieren, der<lb/> ein etwas regſameres Börſentreiben bieten konnte. Anregungen<lb/> fehlten faſt gänzlich und ſoweit ſolche vorhanden waren, waren<lb/> ſie nicht fähig, das Geſchäft in Fluß zu bringen. Im großen und<lb/> ganzen wird für den kommenden Monat mit einer Erleichterung<lb/> am Geldmarkte und damit zuſammenhängend mit einer wenn<lb/> auch langſam einſetzenden Belebung des Verkehrs gerechnet, zur-<lb/> zeit will jedoch niemand aus der Reſerve heraustreten. Unver-<lb/> kennbar haben ſich die Verhältniſſe des internationalen Geld-<lb/> marktes gebeſſert, insbeſondere London hat eine ſtetig zunehmende<lb/> Erleichterung gezeigt, ſo daß der Privatdiskont bis auf 2¾ Proz.<lb/> zurückging und die Bank von England zu einer weiteren Er-<lb/> mäßigung der offiziellen Rate auf 3 Proz. ſchreiten konnte. Bei<lb/> uns liegen die <hi rendition="#g">Geldverhältniſſe</hi> noch immer nicht günſtig,<lb/> wenn auch der letzte Reichsbankausweis nicht unbefriedigend<lb/> ausgefallen iſt. Immerhin war hier von einer Beſſerung noch<lb/> nicht viel zu verſpüren, eine Erſcheinung, die mit dem bevor-<lb/> ſtehenden Ultimo im Zuſammenhang ſteht. Zu einer Initiative<lb/> wurde alſo von dieſer Seite aus der Spekulation nicht die Hand<lb/> gereicht, aber auch ſonſt bot die Woche wenig Anregung.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Börſengeſetznovelle</hi> ſoll auch erſt der kommende<lb/> Monat bringen, ob er es tun wird und, falls wirklich, in welcher<lb/><cb/> Faſſung, das wiſſen die Götter ſelbſt noch nicht. Zwar hat ſich<lb/> die Stimmung etwas gehoben, nachdem eine Einigung über den<lb/> Sprachenparagraphen des Vereinsgeſetzes zuſtande gekommen iſt,<lb/> da man nunmehr auch eine Verſtändigung über das Börſengeſetz<lb/> erwartet. Aber auch dies ſind Zukunftsbilder, die ebenſowenig<lb/> wie die Geldverhältniſſe geeignet waren, das Geſchäft zu be-<lb/> leben, vielmehr durch die Ungewißheit zu einer weiteren Ein-<lb/> ſchränkung des Verkehrs beitrugen.</p><lb/> <p>Soweit poſitive Momente in Betracht kamen, waren ſie vor-<lb/> wiegend unfreundlicher Natur. Insbeſondere verſtimmte die<lb/> Nachricht, daß das <hi rendition="#g">Kohlenſyndikat</hi> eine weitere Erhöhung<lb/> der Fördereinſchränkung in Ausſicht ſtellte. Unverkennbar haben<lb/> ſich in den letzten Monaten bei den Hüttenwerken bedeutende<lb/> Kohlenvorräte angeſammelt. Bei dem immer noch ruhigen Gang<lb/> des <hi rendition="#g">Eiſengeſchäftes</hi> iſt der derzeitige Kohlenverbrauch hier<lb/> gering und das Kohlenſyndikat hat wenig Ausſicht auf flotteren<lb/> Abſatz. Daß aber eine weitere Fördereinſchränkung weit weniger<lb/> am Platze iſt als eine Kohlenpreisermäßigung, will den Herren<lb/> vom Syndikat noch immer nicht in den Sinn kommen; mit der<lb/> Zeit dürfte ſich aber dieſe kurzſichtige Politik bitter rächen, denn<lb/> daß die Konjunktur weiter auch auf dem Eiſenmarkte zurückgeht,<lb/> leugnet niemand mehr. Wie aber ſollen die Eiſenwerke, die<lb/> Hauptverbraucher der Kohle, die unerſchwinglichen Preiſe zahlen<lb/> können, wenn ſie ſelbſt keinen hinreichenden Verdienſt finden,<lb/> und noch dazu, wo abſolut kein Mangel an Kohle beſteht, ſondern<lb/> dieſer erſt künſtlich geſchaffen werden ſoll. Wenn aber die Kohlen-<lb/> magnaten ſich noch immer nicht von der rückläufigen Konjunktur<lb/> haben überzeugen können, dann mögen ſie einen Blick auf die<lb/><hi rendition="#g">Abſchlußziffern des Lloyd</hi> werfen, die werden ſie be-<lb/> lehren, daß wir uns wirtſchaftlich in einer argen Depreſſion<lb/> befinden. Die Börſe hat den Niedergang richtig erkannt und in<lb/> ihrem Verhalten den Beweis dafür erbracht. Wenn ſie jetzt ſo<lb/> ſchwer aus ihrer Reſerveſtellung herauszubringen iſt, ſo doku-<lb/> mentiert ſie damit, daß ſie auch für die nächſte Zeit noch nicht<lb/> an eine weſentliche Beſſerung unſerer Wirtſchaftsverhältniſſe<lb/> glaubt. Die Preispolitik des Kohlenſyndikats dürfte ſie jeden-<lb/> falls in ihrer Anſicht nur noch beſtärken. Selbſt die neue<lb/> Sekundärbahn-Vorlage dürfte mit ihren gewaltigen Forderungen<lb/> den Eiſenwerken nicht derartige Gewinne in Ausſicht ſtellen,<lb/> die irgendwie die Kohlenpreiſe rechtfertigen könnten.</p><lb/> <p>Nachſtehend unſere vergleichende Wochenüberſicht:</p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geldmarkt und Banken.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"># <hi rendition="#b">Einführung des Scheckgeſetzes.</hi></hi> </head> <p>Nachdem das <hi rendition="#g">Scheck-<lb/> geſetz</hi> nunmehr veröffentlicht iſt, hat der Bundesrat, wie<lb/> die „Neue politiſche Correſpondenz“ mitteilt, gemäß § 11<lb/> Abſatz 2 die <hi rendition="#g">Friſten</hi> feſtgeſtellt, binnen deren im Ausland<lb/> ausgeſtellte, im Inlande zahlbare Schecks den <hi rendition="#g">Bezoge-<lb/> nen zur Zahlung vorzulegen</hi> ſind. Zu dieſem<lb/> Zweck ſind 4 Zonen geſchaffen, für welche die Friſten auf<lb/> drei Wochen, ein, zwei und drei Monate bemeſſen ſind. Die<lb/> Abgrenzung der einzelnen Zonen ſchließt ſich ſo nahe als<lb/> tunlich an die Vorſchriften der Artikel 78 und 79 der Wech-<lb/> ſelordnung an. Angeſichts der durch die Entwicklung des<lb/> Seeverkehrs ermöglichten ſchnellen Verbindung zwiſchen<lb/> Deutſchland und Amerika erſchien es indeſſen zweckmäßig,</p> <floatingText> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </floatingText><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
Handels-Zeitung.
(Der Nachdruck der nicht mit einem * gezeichneten Originalartikel, Notizen und
Telegramme iſt nur mit genauer Quellenangabe geſtattet.)
München, 22. März.
Bayeriſche Bodencredit-Anſtalt.
# Die neue Verwaltung des Würzburger Inſtituts legt
mit ihrem ſoeben erſchienenen umfangreichen Geſchäftsbericht
eine neue Bilanz per 31. Dezember 1906 und die reguläre Bilanz
per 31. Dezember 1907 vor. Wir haben in der nachſtehenden
Tabelle die Ziffern der zweiten Bilanz für 1906, die der außer-
ordentlichen Generalverſammlung vom 23. Dezember 1907 vor-
gelegt, von dieſer aber zurückgeſtellt worden war, neben die
Poſitionen der beiden neuen Abſchlüſſe geſtellt und die Aende-
rungen durch Fettdruck kenntlich gemacht.
Von beſonderem Intereſſe ſind die Ausführungen des Auf-
ſichtsrats über die Notwendigkeit erhöhter Rückſtel-
lungen. Er betont, daß er nur „Rückſtellungen“, nicht „Ab-
ſchreibungen“ befürworten könne, denn jede Abſchreibung ſetze
einen deklarierten Verluſt voraus, die Rückſtellung aber beruhe
auf der begründeten Erwägung eines möglicherweiſe drohenden
Verluſtes. Die Rückſtellung von insgeſamt 900,000 M re-
präſentiere in ihrer Geſamtſumme den Betrag einer für die Bank
erforderlichen Hypothekenreſerve. Der Aufſichtsrat hat
bei ſeiner nochmaligen eingehenden Prüfung des Hypotheken-
beſtandes feſtgeſtellt, daß auf die geſamten Beleihungen in
Würzburg eine Rückſtellung von 25,000 M, auf die Beleihungen
in München (249 Hypotheken mit einer Geſamtdarlehens-
ſumme von 25 Mill.) eine ſolche von 300,000 M notwendig ſei.
In Berlin und Vororten hat die Bank 209 Darlehen im Ge-
ſamtbetrage von rund 45 Millionen. Hier ergab ſich die Zweck-
mäßigkeit einer weiteren Rückſtellung für 7 Objekte in Höhe von
350,000 M. In Hannover, Frankfurt, Düſſeldorf, Elberfeld ſind
Rückſtellungen von 150,000 M erforderlich. Insgeſamt ergibt
ſich eine Summe von 825,000 M, die auf 900,000 M abgerundet
werden ſoll, in Rückſicht darauf, daß zerſtreut in einer Reihe von
Städten doch noch Beleihungsobjekte vorhanden ſeien, die einer
Beſichtigung nicht unterlegen haben. Der Aufſichtsrat iſt alſo
mit großer Sorgfalt vorgegangen, und wenn er verſichert, daß
ein Strohmännertum in irgendwelcher Form bei der Bank
nicht mehr beſteht, ſo darf man ihm unbedingt Glauben ſchenken.
Ebenſo erfreulich wird für die Pfandbriefbeſitzer und Aktionäre
die Konſtatierung ſein, daß nicht nur das Pfandbriefkapital,
ſondern auch das Aktienkapital vollſtändig intakt ſei.
Zu der Frage, aus welchen Mitteln die erforderlichen Rück-
ſtellungen zu entnehmen ſeien, äußert ſich der Aufſichtsrat wie
folgt: Unzweifelhaft wäre es empfehlenswert geweſen, ſchon in
früheren Jahren eine Hypothekenreſerve zu bilden. In der Tat
iſt hierzu einmal ein bemerkenswerter Anſatz gemacht worden.
Die ordentliche Generalverſammlung für das Jahr 1899 hat
einem Reſervefonds II 250,000 M aus dem Gewinn des Jahres
1899 überwieſen, aber ſchon die Generalverſammlung für das
Jahr 1900 hat dieſen Reſervefonds II dem ordentlichen Reſerve-
fonds wieder übertragen, was man nur lebhaft bedauern kann.
Die damalige Bankpolitik war beſtrebt, lediglich einen einzigen
Reſervefonds aufrecht zu erhalten und dieſen tunlichſt raſch an-
wachſen zu laſſen. Tatſächlich enthält er ganz verſchiedenartige
Beſtandteile, einmal enthält er in dem Geſamtbetrage von
2,300,000 M die geſetzlich erforderliche Dotierung des Kapital-
reſervefonds, er enthält aber erheblich größere Summen, die auf
Grund des § 7 R.-H.-G. zur Fundierung von Hypothekenpfand-
briefen dienen dürfen, und wie ſich aus unſerer eingehenden Unter-
ſuchung des Darlehensbeſtandes ergibt, ſind in dieſem einheit-
lich geſtalteten Reſervefonds auch Kapitalsteile enthalten, die
zur Dotierung einer Hypothekenreſerve füglich ihre Verwendung
hätten finden ſollen. Eine nachträgliche ziffermäßige Aus-
ſcheidung dieſer einzelnen Teile des Geſamtreſervefonds iſt un-
tunlich. Wir glauben aber, der Generalverſammlung eine Neu-
ordnung des Reſervefonds vorſchlagen zu ſollen und zwar in
folgender Weiſe: 1. Man bilde einen Kapitalreſervefonds voll-
dotiert mit 750,000 M: Reſervefonds I. 2. Man verwende von
der überſchießenden Summe den Betrag von 1,250,000 M zur
Bildung eines Pfandbriefreſervefonds im Sinne des § 7 R.-H.-B.:
Reſervefonds II. 3. Man verwende 300,000 M zur Bildung der
von uns beantragten Hypothekenreſerve. Es verbleibt dann noch,
wenn die geſamte Hypothekenreſerve 900,000 M be-
tragen ſoll, die Beſchaffung des Reſtbetrages von 600,000 M.
Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß viele Beleihungen,
für welche die Rückſtellungen uns erforderlich erſchienen ſind, be-
reits vor 1906 vollzogen waren. Es muß daher der für das Jahr
1906 bilanzmäßig ermittelte Gewinn an dieſen Rückſtellungen
partizipieren und wir glauben, vorſchlagen zu ſollen, daß dem
Gewinn des Jahres 1906 für die Hypothekenreſerve 250,000 M
entnommen werden mögen. Damit iſt gleichſam die Vergangen-
heit mit dem Betrag von 550,000 M belaſtet (300,000 M plus
250,000 M); auf den erheblich größeren Gewinn des Jahres
1907 würde ſodann der Betrag von 350,000 Markt ent-
fallen. Es rechtfertigt ſich dies auch aus anderen Gründen.
Das Jahr 1907 war ein in hohem Grade kriti-
ſches Jahr. Der Hypothekenzinsfuß iſt außerordentlich ge-
ſtiegen, während die Mieten in einer rückgängigen Bewegung ſich
befunden haben, beides hat den Wert ſtädtiſcher Grundſtücke
weſentlich beeinflußt. Eine rückgängige Bewegung des Zins-
fußes der Hypotheken, ein Steigen der Immobiliarwerte iſt zum
mindeſten für das Jahr 1908 nicht zu erwarten. Man hat daher
bei der Prüfung der Engagements mit jener kritiſchen Vor-
ſicht arbeiten müſſen, die durch die Zeitverhältniſſe geboten
war, und unter dieſem Geſichtspunkte erſcheint eine größere Rück-
ſtellung aus dem Gewinn des Jahres 1907 geboten.
Was nun das Geſchäft im Jahre 1907 anlangt, ſo wird
darauf hingewieſen, daß das Inſtitut infolge der Streichung der
Kursnotiz und mangels genügender Betriebsmittel nicht in der
Lage war, das Pfandbriefgeſchäft im Laufe des Jahres wieder
aufzunehmen, um durch Verkauf ſich weitere Mittel für das Hypo-
thekengeſchäft zu verſchaffen. Andrerſeits kamen aber auch die
für den Vertrieb der Pfandbriefe notwendigen, recht beträcht-
lichen Anforderungen in Wegfall. Dieſem Umſtand ſei es zuzu-
ſchreiben, daß das Geſchäftsergebnis für 1907 als ein recht be-
friedigendes bezeichnet werden könne. Allerdings haben gegen-
über dem Geſchäftsjahr 1906 die Zwangsverſteigerun-
gen nicht unweſentlich zugenommen. Es ſei dies trotz der den
Schuldnern gewährten Nachſicht nicht zu vermeiden geweſen. Der
Bank erwuchs davon kein Nachteil: die ſubhaſtierten Grundſtücke
gelangten durchweg, unter Ausbietung der geſamten Anſprüche
der Bank, in gute Hände. Bei den freihändigen Verkäufen
von Objekten, die durch die Bank beliehen waren, ergab ſich eine
Durchſchnittsleiſtung von 60.7 Proz. Der Geſamthypo-
thekenbeſtand beträgt 148.93 Mill. (148.68 Mill.). Davon
ſind 2387 Poſten mit 141.87 Mill. zur Pfandbriefdeckung ver-
wendet. Die freien Hypotheken betragen 6.78 Mill. Davon ſind
455,570 M zweitſtellig. Von den Deckungshypotheken haben
31.36 Mill. Annuitätenform. Nach der Stückelung er-
geben ſich vier Millionenbeleihungen, und zwar eine mit 1.19
Millionen in „vornehmſter Wohn- und Geſchäftslage Berlins“,
eine mit 1.50 Mill. in Frankfurt, eine mit 1.80 Mill. unter
Garantie einer der erſten deutſchen Banken, und eine mit 1.85
Millionen in „vorzüglicher Geſchäftslage Berlins“. Auf
Bayern treffen 63.36 Mill. (66.43 Mill.), auf Preußen 74.35
Millionen (74.10 Mill.). Die Bank war an 74 Subhaſtationen
(51) beteiligt, erlitt aber in keinem Fall einen Verluſt. Von
74 verſteigerten Anweſen liegen 50 in Preußen, 21 in Bayern.
Die Zinſenrückſtände betragen 119,633 M gegen nur
37,025 M im Jahre 1906. Davon treffen 6589 M auf 1906 und
113,044 M auf 1907. Bis zur Drucklegung des Berichts verblieb
noch ein Reſt von 38,356 M gleich 0.58 Proz. des Zinſenſolls.
Am 31. Dezember 1906 waren 51.33 Mill. 3½ proz. und 89.96 Mill.
4proz. Pfandbriefe im Umlauf; insgeſamt betrug die
Umlaufſumme am 21. Februar 1907 143.45 Mill. Von dieſem
Tage an wurden per Saldo zurückgekauft 5.80 Mill., ſo daß der
Betrag der per 31. Dezember 1907 begebenen Pfandbriefe ſich nur
auf 137.64 Mill. ſtellt. Auf Pfand brief agiokonto
wurden am 31. Dezember 1906 46,116 M vorgetragen. Im Jahre
1907 wurde auf 4proz. Pfandbriefe eine Agioeinnahme von 10,184
Mark erzielt. Hiervon gehen 23,668 M ab, ſo daß ein Vortrag
von 32,632 M verbleibt. Auf Disagiokonto verblieb, in-
folge Rücklaufs von Pfandbriefen unter Pari im Jahre 1907 ein
Gewinn von 67,689 M, der in der Gewinn- und Verluſtrechnung
ausgewieſen iſt.
Die Bilanz weiſt aus an Kaſſe, Bankenguthaben, Wech-
ſeln 0.36 Mill. gegen 2.45 Mill. am 31. Dezember 1906. Debitoren
machen 142,380 M (440,449 M), Kreditoren 297,758 M (i. V.
216,749 M) aus. Die ſtarke Abnahme der liquiden
Mittel hängt mit dem im verfloſſenen Jahre erforderlich ge-
weſenen Rückkauf von Pfandbriefen zuſammen.
Man darf nun wohl der Hoffnung Ausdruck geben, daß
die neue Verwaltung das aufrichtige Beſtreben zeigt, über die
Verhältniſſe keinerlei Zweifel mehr aufkommen zu laſſen und die
Geſchäfte auf Grund ſorgfältiger Prüfung aller einſchlägigen
Faktoren weiterzuführen, es nunmehr auch gelingen wird, der
jahrelang durch allerhand Widriges heimgeſuchten Bank eine
ruhige und gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen.
Die Börſenwoche.
w. Die Börſe vermag ihres Daſeins nicht froh zu werden.
Depreſſion und Mutloſigkeit beherrſchen weiter das Feld, und
zwar in einem derartigen Maße, daß die Geſchäftsunluſt vielfach
zu einer völligen Stagnation des Verkehrs ausartete. Die Strich-
notizen bildeten die Signatur des Kurszettels der Ultimopapiere,
und kamen wirklich Kurſe zuſtande, ſo wichen ſie von den letzten
Notizen nur um Bruchteile ab. Das Geſchäft ſchleppte ſich träge
dahin und auch nicht ein einziger Tag war zu regiſtrieren, der
ein etwas regſameres Börſentreiben bieten konnte. Anregungen
fehlten faſt gänzlich und ſoweit ſolche vorhanden waren, waren
ſie nicht fähig, das Geſchäft in Fluß zu bringen. Im großen und
ganzen wird für den kommenden Monat mit einer Erleichterung
am Geldmarkte und damit zuſammenhängend mit einer wenn
auch langſam einſetzenden Belebung des Verkehrs gerechnet, zur-
zeit will jedoch niemand aus der Reſerve heraustreten. Unver-
kennbar haben ſich die Verhältniſſe des internationalen Geld-
marktes gebeſſert, insbeſondere London hat eine ſtetig zunehmende
Erleichterung gezeigt, ſo daß der Privatdiskont bis auf 2¾ Proz.
zurückging und die Bank von England zu einer weiteren Er-
mäßigung der offiziellen Rate auf 3 Proz. ſchreiten konnte. Bei
uns liegen die Geldverhältniſſe noch immer nicht günſtig,
wenn auch der letzte Reichsbankausweis nicht unbefriedigend
ausgefallen iſt. Immerhin war hier von einer Beſſerung noch
nicht viel zu verſpüren, eine Erſcheinung, die mit dem bevor-
ſtehenden Ultimo im Zuſammenhang ſteht. Zu einer Initiative
wurde alſo von dieſer Seite aus der Spekulation nicht die Hand
gereicht, aber auch ſonſt bot die Woche wenig Anregung.
Die Börſengeſetznovelle ſoll auch erſt der kommende
Monat bringen, ob er es tun wird und, falls wirklich, in welcher
Faſſung, das wiſſen die Götter ſelbſt noch nicht. Zwar hat ſich
die Stimmung etwas gehoben, nachdem eine Einigung über den
Sprachenparagraphen des Vereinsgeſetzes zuſtande gekommen iſt,
da man nunmehr auch eine Verſtändigung über das Börſengeſetz
erwartet. Aber auch dies ſind Zukunftsbilder, die ebenſowenig
wie die Geldverhältniſſe geeignet waren, das Geſchäft zu be-
leben, vielmehr durch die Ungewißheit zu einer weiteren Ein-
ſchränkung des Verkehrs beitrugen.
Soweit poſitive Momente in Betracht kamen, waren ſie vor-
wiegend unfreundlicher Natur. Insbeſondere verſtimmte die
Nachricht, daß das Kohlenſyndikat eine weitere Erhöhung
der Fördereinſchränkung in Ausſicht ſtellte. Unverkennbar haben
ſich in den letzten Monaten bei den Hüttenwerken bedeutende
Kohlenvorräte angeſammelt. Bei dem immer noch ruhigen Gang
des Eiſengeſchäftes iſt der derzeitige Kohlenverbrauch hier
gering und das Kohlenſyndikat hat wenig Ausſicht auf flotteren
Abſatz. Daß aber eine weitere Fördereinſchränkung weit weniger
am Platze iſt als eine Kohlenpreisermäßigung, will den Herren
vom Syndikat noch immer nicht in den Sinn kommen; mit der
Zeit dürfte ſich aber dieſe kurzſichtige Politik bitter rächen, denn
daß die Konjunktur weiter auch auf dem Eiſenmarkte zurückgeht,
leugnet niemand mehr. Wie aber ſollen die Eiſenwerke, die
Hauptverbraucher der Kohle, die unerſchwinglichen Preiſe zahlen
können, wenn ſie ſelbſt keinen hinreichenden Verdienſt finden,
und noch dazu, wo abſolut kein Mangel an Kohle beſteht, ſondern
dieſer erſt künſtlich geſchaffen werden ſoll. Wenn aber die Kohlen-
magnaten ſich noch immer nicht von der rückläufigen Konjunktur
haben überzeugen können, dann mögen ſie einen Blick auf die
Abſchlußziffern des Lloyd werfen, die werden ſie be-
lehren, daß wir uns wirtſchaftlich in einer argen Depreſſion
befinden. Die Börſe hat den Niedergang richtig erkannt und in
ihrem Verhalten den Beweis dafür erbracht. Wenn ſie jetzt ſo
ſchwer aus ihrer Reſerveſtellung herauszubringen iſt, ſo doku-
mentiert ſie damit, daß ſie auch für die nächſte Zeit noch nicht
an eine weſentliche Beſſerung unſerer Wirtſchaftsverhältniſſe
glaubt. Die Preispolitik des Kohlenſyndikats dürfte ſie jeden-
falls in ihrer Anſicht nur noch beſtärken. Selbſt die neue
Sekundärbahn-Vorlage dürfte mit ihren gewaltigen Forderungen
den Eiſenwerken nicht derartige Gewinne in Ausſicht ſtellen,
die irgendwie die Kohlenpreiſe rechtfertigen könnten.
Nachſtehend unſere vergleichende Wochenüberſicht:
Geldmarkt und Banken.
# Einführung des Scheckgeſetzes. Nachdem das Scheck-
geſetz nunmehr veröffentlicht iſt, hat der Bundesrat, wie
die „Neue politiſche Correſpondenz“ mitteilt, gemäß § 11
Abſatz 2 die Friſten feſtgeſtellt, binnen deren im Ausland
ausgeſtellte, im Inlande zahlbare Schecks den Bezoge-
nen zur Zahlung vorzulegen ſind. Zu dieſem
Zweck ſind 4 Zonen geſchaffen, für welche die Friſten auf
drei Wochen, ein, zwei und drei Monate bemeſſen ſind. Die
Abgrenzung der einzelnen Zonen ſchließt ſich ſo nahe als
tunlich an die Vorſchriften der Artikel 78 und 79 der Wech-
ſelordnung an. Angeſichts der durch die Entwicklung des
Seeverkehrs ermöglichten ſchnellen Verbindung zwiſchen
Deutſchland und Amerika erſchien es indeſſen zweckmäßig,
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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