Allgemeine Zeitung, Nr. 135, 21. März 1908.Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908. geschlossen, daß Frhr. v. Aehrenthal sich zum Werkzeug Es fragt sich also nur noch, wer das Schriftstück an den Aus dem Ganzen geht die interessante Tatsache hervor, Frankreich und die Balkanpolitik. Man schreibt uns: In Paris ist man offenbar stark -- In militärischen Kreisen des 9. Armeekorps wird behaup- Politische Nachrichten. Eigener telegr. Dienst der "Allgemeinen Zeitung".Die Benützung unserer Originalnachrichten ist [nur mit der] Quellenangabe "Allg Ztg." gestattet. Ministerwechsel in Württemberg. w. Stuttgart, 19. März. 5.50 N. (Privattelegr.) Reichstagsersatzwahl. * Emden, 20. März. Amtliches Wahlresul- Ein verlustreiches Gefecht in Kamerun. n. Berlin, 19. März, 10.45 N. (Privattelegr.) Sl. Mit dem Hauptmann Hans Glauning, der dem Ein Attentat auf Pernerstorfer. a. Wien, 19. März. 7.40 N. (Privattele- Eine Reform der französischen Bewaffnung. u. Paris, 19. März. 2.10 N. (Privattele- Die Unruhen in Haiti. * Port au Prince, 19. März. Hier sind weiterhin v. A. St. Petersburg, 20. März, 10.05 V. (Privattele- [Spaltenumbruch] Deutscher Reichstag. * Berlin, 19. März.129. Plenarsitzung. Kolonialetat. Am Bundesratstisch: Staatssekretär Dernburg. Die Beratung des Etats für das Reichskolonialamt in Ver- Die Debatte über den ersten Ausgabetitel "Gehalt des
Abg. Dr. Müller-Meiningen (Freis. Vgg.): [Spaltenumbruch] Joseph Schmid selbst machte sich bei Marcellos Psalm am Flügel --tz. Deutsche Vereinigung für alte Musik. Die intimen --tz. Lamond und Dohnanyi. Im großen Musikwarenhaus Theater und Musik. n. Berlin, 20. März, 10.00 V. (Privattelegramm.) + Kgl. Residenztheater. Am Samstag, den 21. März, ge- + Theater am Gärtnerplatz. Infolge der Gastspiele und der + Münchener Volkstheater. Die Sonntag-Abendvorstellung Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908. geſchloſſen, daß Frhr. v. Aehrenthal ſich zum Werkzeug Es fragt ſich alſo nur noch, wer das Schriftſtück an den Aus dem Ganzen geht die intereſſante Tatſache hervor, Frankreich und die Balkanpolitik. Man ſchreibt uns: In Paris iſt man offenbar ſtark — In militäriſchen Kreiſen des 9. Armeekorps wird behaup- Politiſche Nachrichten. Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt [nur mit der] Quellenangabe „Allg Ztg.“ geſtattet. Miniſterwechſel in Württemberg. w. Stuttgart, 19. März. 5.50 N. (Privattelegr.) Reichstagserſatzwahl. * Emden, 20. März. Amtliches Wahlreſul- Ein verluſtreiches Gefecht in Kamerun. n. Berlin, 19. März, 10.45 N. (Privattelegr.) Sl. Mit dem Hauptmann Hans Glauning, der dem Ein Attentat auf Pernerſtorfer. a. Wien, 19. März. 7.40 N. (Privattele- Eine Reform der franzöſiſchen Bewaffnung. u. Paris, 19. März. 2.10 N. (Privattele- Die Unruhen in Haiti. * Port au Prince, 19. März. Hier ſind weiterhin v. A. St. Petersburg, 20. März, 10.05 V. (Privattele- [Spaltenumbruch] Deutſcher Reichstag. * Berlin, 19. März.129. Plenarſitzung. Kolonialetat. Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär Dernburg. Die Beratung des Etats für das Reichskolonialamt in Ver- Die Debatte über den erſten Ausgabetitel „Gehalt des
Abg. Dr. Müller-Meiningen (Freiſ. Vgg.): [Spaltenumbruch] Joſeph Schmid ſelbſt machte ſich bei Marcellos Pſalm am Flügel —tz. Deutſche Vereinigung für alte Muſik. Die intimen —tz. Lamond und Dohnányi. Im großen Muſikwarenhaus Theater und Muſik. n. Berlin, 20. März, 10.00 V. (Privattelegramm.) † Kgl. Reſidenztheater. Am Samstag, den 21. März, ge- † Theater am Gärtnerplatz. Infolge der Gaſtſpiele und der † Münchener Volkstheater. Die Sonntag-Abendvorſtellung <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header">Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908.</fw><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jComment" n="3"> <p>geſchloſſen, daß Frhr. v. Aehrenthal ſich zum Werkzeug<lb/> dieſer nicht beſonders feinen Intrige hergegeben hat. Auch<lb/> Herr v. Schwanebach, der nun notgedrungen ſeine Autor-<lb/> ſchaft zugibt, obwohl er beſtreitet, dieſe Aufzeichnung zu<lb/> irgend einem politiſchen Zweck oder auch nur für die<lb/> Oeffentlichkeit gemacht zu haben, erklärt jetzt, daß er nie<lb/> ein Memorandum durch den Baron Aehrenthal oder eine<lb/> andere Perſon dem Kaiſer Wilhelm habe überreichen laſſen.</p><lb/> <p>Es fragt ſich alſo nur noch, wer das Schriftſtück an den<lb/> Kaiſer gelangen ließ. Der Exminiſter Goremykin ſchwimmt<lb/> in ſeiner Jacht auf dem Mittelländiſchen Meer und wird<lb/> wenig Neigung verſpüren, ſich zu dem intereſſanten Thema<lb/> zu äußern. Daß er ein Todfeind des Grafen Witte iſt, weiß<lb/> alle Welt. Ebenſo bekannt iſt die Feindſchaft zwiſchen<lb/> Witte und Schwanebach. Wenn Herr v. Schwanebach, der<lb/> Intimus der reaktionären Hochariſtokratie am ruſſiſchen<lb/> Hofe, heute nicht wiſſen will, wie das Memorandum in die<lb/> Revue, wie es ins deutſche Kaiſerſchloß gelangt iſt, ſo wird<lb/> anzunehmen ſein, daß Schwanebachs Buſenfreund Gore-<lb/> mykin darüber Aufklärung geben könnte.</p><lb/> <p>Aus dem Ganzen geht die intereſſante Tatſache hervor,<lb/> daß die ruſſiſche Hofpartei große Hoffnungen auf den per-<lb/> ſönlichen Einfluß Kaiſer Wilhelms dem Zaren gegenüber<lb/> ſetzte, während ſie naiv die Gebote des Taktes gar nicht in<lb/> den Kreis ihrer Berechnungen zog. Der Kaiſer wäre jeden-<lb/> falls nie in die Verſuchung geraten, dem Zaren von einer<lb/> nochmaligen Berufung Wittes an die leitende Stelle im<lb/> Miniſterium (was die Hofpartei fürchtete) abzuraten oder<lb/> dazu zu raten. Die Gegner des Grafen Witte haben ſich<lb/> mit der Memorandum-Affäre recht lächerlich gemacht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich und die Balkanpolitik.</hi> </head><lb/> <p>Man ſchreibt uns: In Paris iſt man offenbar ſtark<lb/><hi rendition="#g">enttäuſcht</hi> von dem Weg, den die Diplomatie <hi rendition="#g">Ruß-<lb/> lands</hi> und <hi rendition="#g">Italiens</hi> in Sachen der <hi rendition="#g">Sandſchak-<lb/> bahn</hi> zu gehen entſchloſſen iſt. Vermutlich war damit ge-<lb/> rechnet worden, daß der Lärm der panſlawiſtiſchen Preſſe<lb/> womöglich überboten durch das Geſchrei der Pariſer Zei-<lb/> tungen, praktiſchen Einfluß auf die Politik der Regierun-<lb/> gen in St. Petersburg und in Rom üben werde. Statt<lb/> deſſen erfolgte das ruhig-nüchterne Rundſchreiben der ruſſi-<lb/> ſchen Regierung und die Erklärung des Miniſters Tittoni.<lb/> Die beiden amtlichen Kundgebungen laufen darauf<lb/> hinaus, daß der öſterreichiſche Eiſenbahnplan ſowohl von<lb/> Rußland wie von Italien unterſtützt wird. Infolgedeſſen<lb/> bemüht ſich der Figaro, ganz unbekümmert um die klare<lb/> Beſtimmung des Artikels 25 des Berliner Vertrages, das<lb/> Vorgehen Oeſterreichs ſo ſchwarz wie möglich zu malen.<lb/> Was bisher in Mazedonien auf Grund des <hi rendition="#g">Mürz-<lb/> ſtegers Programms</hi> erreicht wurde, gilt dem Figaro<lb/> nur als ein fortwährender Mißerfolg, und als das unaus-<lb/> bleibliche Ende der ruſſiſch-öſterreichiſchen Abmachungen<lb/> wird der <hi rendition="#g">Mandatsmißbrauch</hi> bezeichnet, den Oeſter-<lb/> reich mit ſeinem Bahnprojekt angeblich beging. Halb mit-<lb/> leidig, halb höhniſch beurteilt der Figaro das St. Peters-<lb/> burger Rundſchreiben dahin, daß es gute Miene zum böſen<lb/> Spiel mache, während er zu eigenem Troſte aus ihm heraus<lb/> hört, wie „myſtifiziert“ das St. Petersburger Kabinett<lb/> durch die Mürzſteger Abmachungen ſich vorkomme. Aehn-<lb/> liche Deutungskünſte läßt der Figaro auch in bezug auf die<lb/> Rede <hi rendition="#g">Tittonis</hi> ſpielen, obwohl ſie wahrlich unzwei-<lb/> deutig genug zugunſten Oeſterreichs gehalten iſt. Der Groll<lb/> über die Haltung Tittonis verrät ſich aber im Figaro durch<lb/> die Wendung: Der Gedanke <hi rendition="#g">Sir Edward Greys</hi> über<lb/> das mazedoniſche Reformwerk ſei für Tittoni wohl „zu<lb/> umfaſſend und zu ehrgeizig“. In Wahrheit findet das bri-<lb/> tiſche Projekt deshalb den Beifall des Figaro, weil er ſich<lb/> eine <hi rendition="#g">Sprengung des europäiſchen Konzertes</hi><lb/> davon verſpricht. Je mehr dieſe Sprengung auf das Ver-<lb/> hältnis der Dreibundmächte zu einander zurückwirken<lb/> würde, um ſo willkommener wäre ſie in Paris. Und darum<lb/> wird man an der Seine noch manchen Artikel vom Schlage<lb/> deſſen, den eben der Figaro veröffentlicht hat, in die Welt<lb/> ſchicken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In militäriſchen Kreiſen des 9. Armeekorps wird behaup-<lb/> tet, zum beſſeren militäriſchen Schutz der Weſtküſte Schleswig-<lb/> Holſteins ſolle das <hi rendition="#g">ſchleswig-holſteiniſche Dragoner-<lb/> Regiment</hi> Nr. 19, das zurzeit in <hi rendition="#g">Metz</hi> garniſoniert, <hi rendition="#g">nach<lb/> Tondern und Apenrade verſetzt</hi> werden.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <note> <hi rendition="#b">Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.<lb/> Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt <supplied>nur mit der</supplied> Quellenangabe<lb/> „Allg Ztg.“ geſtattet.</hi> </note><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Miniſterwechſel in Württemberg.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">w.</hi><hi rendition="#b">Stuttgart,</hi> 19. März. 5.50 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/><hi rendition="#g">Finanzminiſter v. Zeyer</hi> iſt, wie ſicher verlautet,<lb/> um ſeinen <hi rendition="#g">Abſchied</hi> eingekommen und hat ihn erhalten.<lb/> Zum Nachfolger iſt der ſeitherige Hofkammerpräſident<lb/> v. <hi rendition="#g">Geßler</hi> ernannt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Reichstagserſatzwahl.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Emden,</hi> 20. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Amtliches Wahlreſul-<lb/> tat.</hi> Bei der geſtrigen <hi rendition="#g">Reichstagserſatzwahl</hi> im<lb/> erſten hannoverſchen Wahlkreiſe wurden 23,422 Stimmen<lb/> abgegeben. Es erhielten Fegter (Frſ. Vgg.) 8816 Stim-<lb/> men, Groeneveld (deutſch-ſoz.) 6579 Stimmen, Fürbringer<lb/> (nat.-lib.) 4905 Stimmen und Hug (Soz.) 3115 Stimmen.<lb/> Zwiſchen Fegter und Groeneveld iſt alſo <hi rendition="#g">Stichwahl</hi> er-<lb/> forderlich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein verluſtreiches Gefecht in Kamerun.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">n.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. März, 10.45 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Nach einem aus Kamerun eingetroffenen Telegramm fiel<lb/> bei einer <hi rendition="#g">Expedition</hi> des Majors Puder gegen<lb/> Muntſchi am 5. d. M. <hi rendition="#g">Hauptmann Glauning</hi><lb/> nach einem <hi rendition="#g">ſiegreichen Gefecht.</hi> Er erhielt einen<lb/> Kopfſchuß.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Sl.</hi> Mit dem Hauptmann Hans <hi rendition="#g">Glauning,</hi> der dem<lb/> ſächſiſchen Ingenieurkorps entſtammte, verliert die Armee einen<lb/><hi rendition="#g">ihrer älteſten Kolonialoffiziere.</hi> Als Oberleutnant<lb/> kam Glauning im November 1894 zur Schutztruppe für Oſtafrika;<lb/> in Kamerun ſtand er ſeit 1900. Im nächſten Jahre wurde er<lb/> Hauptmann. Glauning hat 1895 an dem Gefechte bei Luawa,<lb/> 1896 an der Expedition gegen die Vurungi, Irangi, Ufiomi und<lb/> Tura teilgenommen; ferner machte er den Feldzug gegen<lb/> die Wahehe, 1897 die Wakumba-Expedition, 1901 die<lb/> gegen die Brafuts und Brandengs und 1902 das Gefecht bei<lb/> Deutſch-Bornu und die Verfolgung des Sultans Zuberu mit.<lb/> Neben dem Roten Adler-Orden 4. Klaſſe und dem Kronenorden<lb/> 4. Klaſſe ſchmückten ſeine Bruſt der württembergiſche Friedrichs-<lb/> orden und der ſächſiſche Albrechtsorden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein Attentat auf Pernerſtorfer.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#b">Wien,</hi> 19. März. 7.40 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattele-<lb/> gramm.</hi>) Als der ſozialdemokratiſche Reichsratsabgeord-<lb/> nete <hi rendition="#g">Pernerſtorfer</hi> ſich heute nachmittag in das<lb/> Bureau der Arbeiterzeitung begab, feuerte ein Mann auf<lb/> ihn <hi rendition="#g">zwei Revolverſchüſſe</hi> ab, die aber nicht trafen.<lb/> Der Attentäter verwundete ſich dann ſelbſt durch einen<lb/> Schuß in den Kopf; er iſt ein ehemaliger Edelſteinhändler<lb/> Ignaz Pollack, ein vollkommen unzurechnungsfähiger<lb/> Menſch, der in dem Wahn lebt, von den Sozialdemokraten<lb/> und der Polizei verfolgt zu werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine Reform der franzöſiſchen Bewaffnung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">u.</hi><hi rendition="#b">Paris,</hi> 19. März. 2.10 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattele-<lb/> gramm.</hi>) Aus der geſtrigen Senatsrede des Kriegsmini-<lb/> ſters Piquart verdient hervorgehoben zu werden, daß die<lb/> politiſche Lage Frankreichs jetzt geſtatte, an die <hi rendition="#g">Ver-<lb/> mehrung</hi> und <hi rendition="#g">Verbeſſerung</hi> ſeiner <hi rendition="#g">Bewaff-<lb/> nung</hi> zu ſchreiten. Eine gewiſſenhafte Prüfung aller<lb/> Modelle müſſe der <hi rendition="#g">Forderung</hi> von einer <hi rendition="#g">halben<lb/> Milliarde</hi> vorausgehen; die wichtigſten Ausgaben be-<lb/> treffen das <hi rendition="#g">Infanterie-Gewehr.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Unruhen in Haiti.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Port au Prince,</hi> 19. März.</dateline> <p>Hier ſind weiterhin<lb/> der <hi rendition="#g">britiſche Panzerkreuzer</hi> Creſſy und die Kreu-<lb/> zer des Moines und Paducah der <hi rendition="#g">Vereinigten<lb/> Staaten</hi> eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">v. A.</hi><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 20. März, 10.05 <hi rendition="#aq">V.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattele-<lb/> gramm.</hi>) Dieſer Tage wird das <hi rendition="#g">ruſſiſche Reformpro-<lb/> jekt</hi> bezüglich <hi rendition="#g">Mazedoniens</hi> im Regierungsanzeiger ver-<lb/> öffentlicht werden.</p><lb/> <note> <hi rendition="#b">(Weitere Nachrichten ſiehe Seite 7.)</hi> </note><lb/> <cb/> </div> </div> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſcher Reichstag.<lb/> 129. Plenarſitzung.</hi> </head><lb/> <byline>(Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung.)</byline><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Kolonialetat.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär <hi rendition="#g">Dernburg.</hi></p><lb/> <p>Die Beratung des Etats für das Reichskolonialamt in Ver-<lb/> bindung mit der erſten Leſung des <hi rendition="#g">Ergänzungsetats und<lb/> der Eiſenbahnvorlagen</hi> wird fortgeſetzt.</p><lb/> <p>Die Debatte über den erſten Ausgabetitel „Gehalt des<lb/> Staatsſekretärs, 44,000 M“ wird wieder aufgenommen.</p><lb/> <p><cit><quote>Abg. <hi rendition="#b">Erzberger</hi> (Zentr.): Wir ſtehen jetzt am <hi rendition="#g">Wende-<lb/> punkt</hi> der ganzen deutſchen Kolonialpolitik. Der neue Staats-<lb/> ſekretär hat ſich in allen weſentlichen Punkten mit ſeinem Pro-<lb/> gramm auf den Standpunkt geſtellt, den das <hi rendition="#g">Zentrum</hi> in der<lb/> Kolonialpolitik von jeher vertreten hat. Das bereitet uns gerade<lb/> in der Zeit, wo das Zentrum als ausgeſchaltete Partei gilt,<lb/> doppelte Genugtuung. Ohne unſere Haltung hätte das Syſtem<lb/> der Vertuſchung und Bemäntelung nicht ſobald ein Ende ge-<lb/> funden. Es iſt ein Umſchwung in der Rechtspflege angebahnt,<lb/> wie ihn Abg. Roeren wiederholt verlangt hat. Es war ein<lb/> Schauſpiel für Götter, in der Kommiſſion beobachten zu können,<lb/> wie der Staatsſekretär gerade von den Kreiſen am heſtigſten<lb/> angegriffen wurde, die ſich als die Nationalen <hi rendition="#aq">par excellence</hi><lb/> gebärden. Daß das Zentrum die einzig richtige Politik vertreten<lb/> hat, iſt jetzt vor aller Welt klargeſtellt. (Lebhafte Zuſtimmung<lb/> im Zentrum, große Unruhe rechts und links.) Ich, der ich <hi rendition="#g">auch</hi><lb/> die Abſicht habe, einmal nach den Kolonien zu gehen und dort<lb/> zu lernen (Heiterkeit), kann Lieberts Autorität nicht gelten<lb/> laſſen. Dazu hat ſich Abg. v. Liebert zu oft widerſprochen.</quote></cit> Der<lb/> Redner geht näher auf die geſamte bisherige Tätigkeit v. Lie-<lb/> berts ein und beſpricht dann in zuſtimmender Weiſe das neue<lb/> Kolonialprogramm. Im Verlauf ſeiner Ausführungen erklärt<lb/> er u. a.: <cit><quote>Der Eingeborene iſt ein Menſch, ausgeſtattet mit einer<lb/> unſterblichen Seele.</quote></cit> (<hi rendition="#g">Ohorufe auf der Tribüne.</hi> Prä-<lb/> ſident <hi rendition="#g">Graf Stolberg:</hi> <cit><quote>Ich bitte, alle Beifalls- oder Miß-<lb/> fallensbezeigungen auf der Zuſchauertribüne zu unterlaſſen; ich<lb/> müßte ſonſt zu meinem Bedauern die Tribünen räumen laſſen!)</quote></cit><lb/> Ueber die Kolonialanleihe äußert ſich der Redner ſchließlich:<lb/><cit><quote>Nachdem hier der Weg einer Kolonialanleihe mit 150 Millionen<lb/> beſchritten werden ſoll, befürchte ich, daß das Reich in zehn<lb/> Jahren 6 ſtatt 4 Milliarden Schulden haben wird. Eine ganz<lb/> gefährliche Beſtimmung in der Vorlage des Staatsſekretärs iſt<lb/> die, daß die Kolonien als Geſamtſchuldner betrachtet werden.<lb/> Man will damit der Anleihe einen beſſeren Abſatz ſichern. Togo<lb/> aber braucht doch keinen Reichszuſchuß, es erzielt vielmehr einen<lb/> Ueberſchuß.</quote></cit></p><lb/> <cit> <quote>Abg. <hi rendition="#b">Dr. Müller</hi>-Meiningen (Freiſ. Vgg.): <p>Ich muß zu-<lb/> nächſt auf einen kleinen <hi rendition="#g">Zwiſchenfall mit der Tribüne</hi><lb/> zurückkommen. Es läßt ſich nicht leugnen, daß im Hauſe eine<lb/> gewiſſe Nervoſität über das wiederholte Eingreifen der <hi rendition="#g">Jour-<lb/> naliſtentribüne</hi> herrſcht. Auf der anderen Seite aber iſt<lb/> zuzugeben, daß die Herren auf der Journaliſtentribüne etwas<lb/> nervöſer geworden ſind, da in der letzten Zeit Anforderungen<lb/> an ſie geſtellt wurden, wie ſie nie geſtellt worden ſind. Selbſt-<lb/> verſtändlich berechtigt die Preſſe das nicht, hier gewiſſermaßen<lb/> mitzuſpielen und ihr Urteil durch Zwiſchenrufe und ſonſtige<lb/> Zeichen abzugeben. Allein ich bin ausdrücklich gebeten worden,<lb/> hier feſtzuſtellen, daß es ſich nur um die <hi rendition="#g">Taktloſigkeit<lb/> eines einzelnen Herrn</hi> handelt, daß aber die Geſamtheit<lb/> der Preßvertreter dagegen proteſtiert, daß mit einer gewiſſen<lb/> Verallgemeinerung gegen die Preſſe hier Front gemacht wird.<lb/> Dieſem Wunſche eines Teiles der Preſſe glaubte ich nachkommen<lb/> zu ſollen.</p><lb/><p>Was nun den Kolonialetat anbelangt, ſo iſt unzweifelhaft<lb/> eine Stimmung der <hi rendition="#g">Verſöhnung zwiſchen dem Ver-<lb/> treter des Kolonialamtes und dem Zentrum</hi><lb/> eingetreten. Ebenſogut wie Abg. Erzberger könnten wir aber<lb/> auch beweiſen, daß ſich der Staatsſekretär in den Bahnen der<lb/> Freiſinnigen bewegt. (Sehr richtig! links.) Was die Rechts-<lb/> pflege in den Kolonien betrifft, ſo knüpfe ich an das Wort des<lb/> Staatsſekretärs an, daß bei den Schwarzen die Unterſcheidung<lb/> von Recht und Unrecht vielleicht die einzige ausgebildete mora-<lb/> liſche Empfindung ſei. Der Ausgeſtaltung dieſer Rechtsempfin-<lb/> dung ſoll unſere Reſolution dienen. Unſer Antrag will ferner<lb/> zur Vorbereitung der Kodifizierung des Eingeborenenſtrafrechts<lb/> unter tunlichſter Berückſichtigung der Rechtsgebräuche der Ein-<lb/> geborenen eine allgemeine Anweiſung über die Anwendung des<lb/> deutſchen Strafrechtes erlaſſen. Die Schaffung von Eingeborenen-<lb/> Kommiſſaren iſt eine ſehr begrüßenswerte Maßregel. Die Tren-<lb/> nung zwiſchen der Juſtiz und der Verwaltung kann natürlich<lb/> nicht plötzlich, ſondern nur allmählich erfolgen. Wir hoffen, daß<lb/> der Staatsſekretär nur die Vorteile der europäiſchen Kultur nach<lb/> den Kolonien inſpiriert, nicht auch gewiſſe Nachteile und Schatten-</p></quote> </cit><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="3"> <p>Joſeph Schmid ſelbſt machte ſich bei Marcellos Pſalm am Flügel<lb/> verdient und begleitete auch die beiden Damen bei ihren Solo-<lb/> nummern, mit deren ausgezeichnetem Vortrag ſie (Frln. Widen<lb/> hatte eine Arie aus Händels „Saul“, Frau Erler-Schnaudt drei<lb/> Lieder von Brahms gewählt) reichſten Beifall ernteten, ebenſo<lb/> wie der Chor und ſein hochverdienter Leiter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>—<hi rendition="#aq">tz.</hi> <hi rendition="#b">Deutſche Vereinigung für alte Muſik.</hi></head> <p>Die intimen<lb/> Reize der alten Tonkunſt verbürgen nach wie vor eine eigen-<lb/> artige Wirkung, deſſen wurde man ſich auch bei dem letzten Auf-<lb/> treten unſerer „Vereinigung“ wieder bewußt. Die kulturelle Be-<lb/> deutung dieſer Veranſtaltungen hat an dieſer Stelle ſchon oft ihre<lb/> Würdigung gefunden, die künſtleriſche Ausführung der Idee er-<lb/> freut ſich geſteigerter Vervollkommnung. Das Programm war,<lb/> ſoweit die Inſtrumentalmuſik in Frage kam, ebenſo geſchickt wie<lb/> intereſſant zuſammengeſtellt. Höchſtens die Kammermuſikbeſetzung<lb/> des den Abend abſchließenden Klavierkonzertes von Chriſtian<lb/> Bach konnie etwas ſtiliſtiſches Bedenken erregen, denn eigentlich<lb/> iſt das Werk mit Streich <hi rendition="#g">orcheſter</hi> und <hi rendition="#g">zwei</hi> Cembalis zu be-<lb/> ſetzen (außer dem Soloinſtrument noch ein Continuo-Cembalo).<lb/> Allein um ſo rückhaltloſer konnte man ſich dafür an den beiden<lb/> Soloſonaten erfreuen, an der von Herrn <hi rendition="#g">Meiſter</hi> trefflich ge-<lb/> ſpielten Viola d’Amour-Sonate von Arioſti und der Gamben-<lb/> Sonate von Kühnel, mit der Herr <hi rendition="#g">Döbereiner</hi> ſich rauſchen-<lb/> den Beifall erwarb. Kompoſitoriſch ſteht das Werk von Kühnel,<lb/> dem letzten Klaſſiker des deutſchen Gambenſpiels, das man un-<lb/> längſt ſchon einmal in einem Konzert des Chorſchulvereins hörte,<lb/> weit höher als die äußerlich vielleicht wirkungsvollere Sonate<lb/> von Arioſti, dem dereinſtigen Londoner „Rivalen“ Händels. Der<lb/> prächtige Variationenſatz Kühnels erſcheint auch heute noch als<lb/> erſtklaſſige künſtleriſche Offenbarung. Mit unſerer bekannten<lb/> und geſchätzten jungen Geigerin, Fräulein Herma <hi rendition="#g">Studeny,</hi><lb/> brachten die beiden Künſtler auch eine Trioſonate von G. Ph.<lb/> Telemann, in der beſonders das ſpieleriſche und leicht gefällige<lb/> Element der alten Kunſt zu ſeinem Rechte kommt, zu anſprechen-<lb/> der Wirkung. Die bald mehr, bald weniger exponierte Partie<lb/> des Cembalo war den ganzen Abend in den bewährten Händen<lb/> von Fräulein Elfriede <hi rendition="#g">Schunck.</hi> Von den vokalen Darbie-<lb/> rungen mußte ich leider die von Frau <hi rendition="#g">Bodenſtein</hi> gebotenen<lb/> deutſchen Geſänge von Gluck und Telemann, wegen anderweitiger<lb/> Referentenpflicht verſäumen. Doch wird mir berichtet, daß die<lb/> liebenswürdige Künſtlerin auch diesmal wie ſonſt durch ihren<lb/> feinpointierten reizvollen Vortrag entzückte. Weniger einver-<lb/> ſtanden konnte man mit der Wahl zweier Händelſchen Opern-<lb/> duette ſein. Wenn ſchon eine Kompoſition dieſer Art vertreten<lb/> ſein ſollte, ſo hätte es doch näher gelegen, die ſchönen Kammer-<lb/> duette des Meiſters zu berückſichtigen. Dem herzlich ſchwachen<lb/><cb/> Stück „<hi rendition="#aq">Deh, perdona</hi>“ aus Händels „<hi rendition="#aq">Flavio</hi>“ läßt ſich beim beſten<lb/> Willen nicht viel abgewinnen, und auch das von Chryſander als<lb/> „wunderſchön“ bezeichnete Schlußduett des „<hi rendition="#aq">Giulio Cesare</hi>“ wollte<lb/> nicht wirken: das iſt ein Stück, dem nur Vertreter des italieni-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">Bel canto</hi> ganz gerecht zu werden vermögen, was bei aller<lb/> Anerkennung der in der künſtleriſchen Auffaſſung gewiß ſehr<lb/> ſympathiſchen Wiedergabe durch Frau Vodenſtein und die mit<lb/> ganz reſpektablen Stimmitteln begabte Altiſtin Anna <hi rendition="#g">Stein-<lb/> warz</hi> konſtatiert werden muß. Der zahlreiche Beſuch des Kon-<lb/> zerts und der lebhafte Beifall waren ein erfreuliches Zeugnis,<lb/> daß die ideale kulturelle Bedeutung unſerer „Vereinigung“ auch<lb/> vom großen Publikum mehr und mehr gewürdigt und anerkannt<lb/> wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>—<hi rendition="#aq">tz.</hi> <hi rendition="#b">Lamond und Dohnányi.</hi></head> <p>Im großen Muſikwarenhaus<lb/> unſerer Konzertſaiſon findet gegenwärtig eine „Klavierabend-<lb/> woche“ ſtatt; nicht weniger als ſechs derartige Veranſtaltungen<lb/> ſind für die nächſten acht Tage in Ausſicht geſtellt. Mit dem<lb/> Anfang konnte man wohl zufrieden ſein. Vermittelte er auch<lb/> lediglich Eindrücke bekannter Art, ſo waren es doch ſolche, denen<lb/> man immer wieder gerne begegnet, denn was Fr. <hi rendition="#g">Lamond</hi><lb/> und E. v. <hi rendition="#g">Dohnányi</hi> an ihren letzten Klavierabenden boten,<lb/> das gehörte zum Beſten, was die wechſelvolle Saiſon ſeither be-<lb/> ſchert hat. Welch feinfühliger Tondichter namentlich Dohnányi<lb/> iſt, daran wurde man an ſeinem Abend wieder durch die ganz<lb/> entzückend reiz- und poeſievolle Interpretation der Schubertſchen<lb/> Phantaſie-Sonate gemahnt, die an idealer weicher Klangſchönheit<lb/> des Anſchlags und edel empfindſamer Linienführung auch den<lb/> höchſt geſteigerten künſtleriſchen Anſprüchen gerecht wurde. Dieſem<lb/> Kabinettſtück der Vortragskunſt gegenüber mußte die im allge-<lb/> meinen ſicherlich ebenfalls auf ſehr achtenswerter künſtleriſcher<lb/> Höhe ſtehende Wiedergabe der Beethovenſchen <hi rendition="#aq">D-moll</hi>-Sonate<lb/><hi rendition="#aq">op.</hi> 31 etwas abfallen. Außer Stücken von Chopin und Grieg<lb/> enthielt das Programm auch eine neue Kompoſition des Konzert-<lb/> gebers, eine im „hiſtoriſchen“ Stil gehaltene Klavierſuite. Auch<lb/><hi rendition="#g">Lamond</hi> hatte, ſoweit ich ſeine Darbietungen hörte, einen<lb/> „guten“ Abend: außer einigen ſeiner bekannten Beethoven-<lb/> Interpretationen bot er Bachs Chromatiſche Phantaſie und<lb/> Brahms’ Paganini-Variationen. Das Bachſche Werk kam bei<lb/> aller techniſchen Bravour doch etwas trocken heraus, von den<lb/> Paganini-Variationen wirkte aber namentlich der zweite Teil,<lb/> auch kompoſitoriſch das Wertvollſte des Werkes, faszinierend.<lb/> Die feine Pikanterie, mit der da die vom Geiſt des Wiener<lb/> Walzers beſchatteten Epiſoden belebt erſchienen, ſollte man dem<lb/> herben, ſtrengen Beethoven-Interpreten kaum zutrauen.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div xml:id="f1a" next="#f2a" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">n.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 20. März, 10.00 <hi rendition="#aq">V.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Wie man einem hieſigen Blatt aus <hi rendition="#g">Chriſtiania</hi> meldet,<lb/> ſollen die irdiſchen Ueberreſte des verſtorbenen Komponiſten<lb/> Edward <hi rendition="#g">Grieg</hi> in einer Urne feierlichſt beigeſetzt werden, und<lb/> zwar in einer von der Familie des Toten erworbenen Grab-<lb/> ſtätte, die ebenſo weihevoll wie eigenartig iſt. Sie beſteht in einer<lb/> natürlichen Grotte, die in einem Felſen zu Troldhangen bei<lb/> Bergen an der äußerſten Spitze eines Fjords gelegen iſt. Vom<lb/> Lande aus iſt die Grotte nicht zu erreichen, ſondern nur vom<lb/> Waſſer aus, aus dem der Felſen ſchroff emporſteigt. Man kann<lb/> nur in einem Kahn zu ihr gelangen. In dieſer Grotte, die auch<lb/> nur vom Waſſer aus ſichtbar iſt, wird die Urne Aufſtellung finden<lb/> und dann die Grotte für immer geſchloſſen werden. Eine<lb/> Marmortafel ſoll ihren Eingang ſchmücken. Auch zu einem<lb/><hi rendition="#g">Denkmal</hi> ſind ſchon die erſten Schritte getan. Das Komitee<lb/> hat keinen Denkſtein, ſondern eine große <hi rendition="#g">Konzerthalle</hi> im<lb/> Auge, die in Griegs Geburtsort Bergen errichtet wird und in<lb/> der vor allem Griegs Werke in Feſtdarbietungen zu Gehör ge-<lb/> bracht werden ſollen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>† <hi rendition="#b">Kgl. Reſidenztheater.</hi></head> <p>Am Samstag, den 21. März, ge-<lb/> langt <hi rendition="#g">Ibſens</hi> dreiaktiges Schauſpiel <hi rendition="#g">Baumeiſter Solneß</hi><lb/> zur erſten Aufführung mit Frl. Schwarz, Frl. Reubke, Frl.<lb/> Valéry, den Herren Monnard, Storm, Gura, Stettner. Regie:<lb/> Herr Heine.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>† <hi rendition="#b">Theater am Gärtnerplatz.</hi></head> <p>Infolge der Gaſtſpiele und der<lb/> Prolongation der Tänzerin „<hi rendition="#g">Miß Ruth St. Denis“,</hi> welche<lb/> zu einer Zeit vereinbart wurden, zu der die kontraktliche Erſtauf-<lb/> führung von <hi rendition="#g">Jadwiga</hi> bereits feſtgeſetzt war, erleiden die<lb/> Aufführungen, der mit ſo durchſchlagendem Erfolg aufgenom-<lb/> menen Operette „Jadwiga“ in der nächſten Woche inſofern Unter-<lb/> brechungen, als dieſelbe nur Mittwoch, den 25., und Sonntag,<lb/> den 29. März, in Szene geht. Nach Beendigung der Gaſtſpiele<lb/> Ruth St. Denis wird „Jadwiga“ fortlaufend den Spielplan be-<lb/> herrſchen. Die vielen Nachfragen nach Billets zu dem nächſt-<lb/> wöchigen Gaſtſpiel der indiſchen Tänzerin Miß Ruth St. Denis<lb/> haben die Direktion veranlaßt, bereits (Samstag 21. März) mit<lb/> dem Vorverkauf der Billets für die ganze nächſte Woche zu be-<lb/> ginnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>† <hi rendition="#b">Münchener Volkstheater.</hi></head> <p>Die Sonntag-Abendvorſtellung<lb/> „<hi rendition="#g">Fauſt</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi>“ beginnt ausnahmsweiſe bereits präzis um 7½ Uhr.</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [Seite 3[3]/0003]
Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908.
geſchloſſen, daß Frhr. v. Aehrenthal ſich zum Werkzeug
dieſer nicht beſonders feinen Intrige hergegeben hat. Auch
Herr v. Schwanebach, der nun notgedrungen ſeine Autor-
ſchaft zugibt, obwohl er beſtreitet, dieſe Aufzeichnung zu
irgend einem politiſchen Zweck oder auch nur für die
Oeffentlichkeit gemacht zu haben, erklärt jetzt, daß er nie
ein Memorandum durch den Baron Aehrenthal oder eine
andere Perſon dem Kaiſer Wilhelm habe überreichen laſſen.
Es fragt ſich alſo nur noch, wer das Schriftſtück an den
Kaiſer gelangen ließ. Der Exminiſter Goremykin ſchwimmt
in ſeiner Jacht auf dem Mittelländiſchen Meer und wird
wenig Neigung verſpüren, ſich zu dem intereſſanten Thema
zu äußern. Daß er ein Todfeind des Grafen Witte iſt, weiß
alle Welt. Ebenſo bekannt iſt die Feindſchaft zwiſchen
Witte und Schwanebach. Wenn Herr v. Schwanebach, der
Intimus der reaktionären Hochariſtokratie am ruſſiſchen
Hofe, heute nicht wiſſen will, wie das Memorandum in die
Revue, wie es ins deutſche Kaiſerſchloß gelangt iſt, ſo wird
anzunehmen ſein, daß Schwanebachs Buſenfreund Gore-
mykin darüber Aufklärung geben könnte.
Aus dem Ganzen geht die intereſſante Tatſache hervor,
daß die ruſſiſche Hofpartei große Hoffnungen auf den per-
ſönlichen Einfluß Kaiſer Wilhelms dem Zaren gegenüber
ſetzte, während ſie naiv die Gebote des Taktes gar nicht in
den Kreis ihrer Berechnungen zog. Der Kaiſer wäre jeden-
falls nie in die Verſuchung geraten, dem Zaren von einer
nochmaligen Berufung Wittes an die leitende Stelle im
Miniſterium (was die Hofpartei fürchtete) abzuraten oder
dazu zu raten. Die Gegner des Grafen Witte haben ſich
mit der Memorandum-Affäre recht lächerlich gemacht.
Frankreich und die Balkanpolitik.
Man ſchreibt uns: In Paris iſt man offenbar ſtark
enttäuſcht von dem Weg, den die Diplomatie Ruß-
lands und Italiens in Sachen der Sandſchak-
bahn zu gehen entſchloſſen iſt. Vermutlich war damit ge-
rechnet worden, daß der Lärm der panſlawiſtiſchen Preſſe
womöglich überboten durch das Geſchrei der Pariſer Zei-
tungen, praktiſchen Einfluß auf die Politik der Regierun-
gen in St. Petersburg und in Rom üben werde. Statt
deſſen erfolgte das ruhig-nüchterne Rundſchreiben der ruſſi-
ſchen Regierung und die Erklärung des Miniſters Tittoni.
Die beiden amtlichen Kundgebungen laufen darauf
hinaus, daß der öſterreichiſche Eiſenbahnplan ſowohl von
Rußland wie von Italien unterſtützt wird. Infolgedeſſen
bemüht ſich der Figaro, ganz unbekümmert um die klare
Beſtimmung des Artikels 25 des Berliner Vertrages, das
Vorgehen Oeſterreichs ſo ſchwarz wie möglich zu malen.
Was bisher in Mazedonien auf Grund des Mürz-
ſtegers Programms erreicht wurde, gilt dem Figaro
nur als ein fortwährender Mißerfolg, und als das unaus-
bleibliche Ende der ruſſiſch-öſterreichiſchen Abmachungen
wird der Mandatsmißbrauch bezeichnet, den Oeſter-
reich mit ſeinem Bahnprojekt angeblich beging. Halb mit-
leidig, halb höhniſch beurteilt der Figaro das St. Peters-
burger Rundſchreiben dahin, daß es gute Miene zum böſen
Spiel mache, während er zu eigenem Troſte aus ihm heraus
hört, wie „myſtifiziert“ das St. Petersburger Kabinett
durch die Mürzſteger Abmachungen ſich vorkomme. Aehn-
liche Deutungskünſte läßt der Figaro auch in bezug auf die
Rede Tittonis ſpielen, obwohl ſie wahrlich unzwei-
deutig genug zugunſten Oeſterreichs gehalten iſt. Der Groll
über die Haltung Tittonis verrät ſich aber im Figaro durch
die Wendung: Der Gedanke Sir Edward Greys über
das mazedoniſche Reformwerk ſei für Tittoni wohl „zu
umfaſſend und zu ehrgeizig“. In Wahrheit findet das bri-
tiſche Projekt deshalb den Beifall des Figaro, weil er ſich
eine Sprengung des europäiſchen Konzertes
davon verſpricht. Je mehr dieſe Sprengung auf das Ver-
hältnis der Dreibundmächte zu einander zurückwirken
würde, um ſo willkommener wäre ſie in Paris. Und darum
wird man an der Seine noch manchen Artikel vom Schlage
deſſen, den eben der Figaro veröffentlicht hat, in die Welt
ſchicken.
— In militäriſchen Kreiſen des 9. Armeekorps wird behaup-
tet, zum beſſeren militäriſchen Schutz der Weſtküſte Schleswig-
Holſteins ſolle das ſchleswig-holſteiniſche Dragoner-
Regiment Nr. 19, das zurzeit in Metz garniſoniert, nach
Tondern und Apenrade verſetzt werden.
Politiſche Nachrichten.
Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.
Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabe
„Allg Ztg.“ geſtattet.
Miniſterwechſel in Württemberg.
w. Stuttgart, 19. März. 5.50 N. (Privattelegr.)
Finanzminiſter v. Zeyer iſt, wie ſicher verlautet,
um ſeinen Abſchied eingekommen und hat ihn erhalten.
Zum Nachfolger iſt der ſeitherige Hofkammerpräſident
v. Geßler ernannt worden.
Reichstagserſatzwahl.
* Emden, 20. März. Amtliches Wahlreſul-
tat. Bei der geſtrigen Reichstagserſatzwahl im
erſten hannoverſchen Wahlkreiſe wurden 23,422 Stimmen
abgegeben. Es erhielten Fegter (Frſ. Vgg.) 8816 Stim-
men, Groeneveld (deutſch-ſoz.) 6579 Stimmen, Fürbringer
(nat.-lib.) 4905 Stimmen und Hug (Soz.) 3115 Stimmen.
Zwiſchen Fegter und Groeneveld iſt alſo Stichwahl er-
forderlich.
Ein verluſtreiches Gefecht in Kamerun.
n. Berlin, 19. März, 10.45 N. (Privattelegr.)
Nach einem aus Kamerun eingetroffenen Telegramm fiel
bei einer Expedition des Majors Puder gegen
Muntſchi am 5. d. M. Hauptmann Glauning
nach einem ſiegreichen Gefecht. Er erhielt einen
Kopfſchuß.
Sl. Mit dem Hauptmann Hans Glauning, der dem
ſächſiſchen Ingenieurkorps entſtammte, verliert die Armee einen
ihrer älteſten Kolonialoffiziere. Als Oberleutnant
kam Glauning im November 1894 zur Schutztruppe für Oſtafrika;
in Kamerun ſtand er ſeit 1900. Im nächſten Jahre wurde er
Hauptmann. Glauning hat 1895 an dem Gefechte bei Luawa,
1896 an der Expedition gegen die Vurungi, Irangi, Ufiomi und
Tura teilgenommen; ferner machte er den Feldzug gegen
die Wahehe, 1897 die Wakumba-Expedition, 1901 die
gegen die Brafuts und Brandengs und 1902 das Gefecht bei
Deutſch-Bornu und die Verfolgung des Sultans Zuberu mit.
Neben dem Roten Adler-Orden 4. Klaſſe und dem Kronenorden
4. Klaſſe ſchmückten ſeine Bruſt der württembergiſche Friedrichs-
orden und der ſächſiſche Albrechtsorden.
Ein Attentat auf Pernerſtorfer.
a. Wien, 19. März. 7.40 N. (Privattele-
gramm.) Als der ſozialdemokratiſche Reichsratsabgeord-
nete Pernerſtorfer ſich heute nachmittag in das
Bureau der Arbeiterzeitung begab, feuerte ein Mann auf
ihn zwei Revolverſchüſſe ab, die aber nicht trafen.
Der Attentäter verwundete ſich dann ſelbſt durch einen
Schuß in den Kopf; er iſt ein ehemaliger Edelſteinhändler
Ignaz Pollack, ein vollkommen unzurechnungsfähiger
Menſch, der in dem Wahn lebt, von den Sozialdemokraten
und der Polizei verfolgt zu werden.
Eine Reform der franzöſiſchen Bewaffnung.
u. Paris, 19. März. 2.10 N. (Privattele-
gramm.) Aus der geſtrigen Senatsrede des Kriegsmini-
ſters Piquart verdient hervorgehoben zu werden, daß die
politiſche Lage Frankreichs jetzt geſtatte, an die Ver-
mehrung und Verbeſſerung ſeiner Bewaff-
nung zu ſchreiten. Eine gewiſſenhafte Prüfung aller
Modelle müſſe der Forderung von einer halben
Milliarde vorausgehen; die wichtigſten Ausgaben be-
treffen das Infanterie-Gewehr.
Die Unruhen in Haiti.
* Port au Prince, 19. März. Hier ſind weiterhin
der britiſche Panzerkreuzer Creſſy und die Kreu-
zer des Moines und Paducah der Vereinigten
Staaten eingetroffen.
v. A. St. Petersburg, 20. März, 10.05 V. (Privattele-
gramm.) Dieſer Tage wird das ruſſiſche Reformpro-
jekt bezüglich Mazedoniens im Regierungsanzeiger ver-
öffentlicht werden.
(Weitere Nachrichten ſiehe Seite 7.)
Deutſcher Reichstag.
129. Plenarſitzung.
(Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung.)
* Berlin, 19. März.
Kolonialetat.
Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär Dernburg.
Die Beratung des Etats für das Reichskolonialamt in Ver-
bindung mit der erſten Leſung des Ergänzungsetats und
der Eiſenbahnvorlagen wird fortgeſetzt.
Die Debatte über den erſten Ausgabetitel „Gehalt des
Staatsſekretärs, 44,000 M“ wird wieder aufgenommen.
Abg. Erzberger (Zentr.): Wir ſtehen jetzt am Wende-
punkt der ganzen deutſchen Kolonialpolitik. Der neue Staats-
ſekretär hat ſich in allen weſentlichen Punkten mit ſeinem Pro-
gramm auf den Standpunkt geſtellt, den das Zentrum in der
Kolonialpolitik von jeher vertreten hat. Das bereitet uns gerade
in der Zeit, wo das Zentrum als ausgeſchaltete Partei gilt,
doppelte Genugtuung. Ohne unſere Haltung hätte das Syſtem
der Vertuſchung und Bemäntelung nicht ſobald ein Ende ge-
funden. Es iſt ein Umſchwung in der Rechtspflege angebahnt,
wie ihn Abg. Roeren wiederholt verlangt hat. Es war ein
Schauſpiel für Götter, in der Kommiſſion beobachten zu können,
wie der Staatsſekretär gerade von den Kreiſen am heſtigſten
angegriffen wurde, die ſich als die Nationalen par excellence
gebärden. Daß das Zentrum die einzig richtige Politik vertreten
hat, iſt jetzt vor aller Welt klargeſtellt. (Lebhafte Zuſtimmung
im Zentrum, große Unruhe rechts und links.) Ich, der ich auch
die Abſicht habe, einmal nach den Kolonien zu gehen und dort
zu lernen (Heiterkeit), kann Lieberts Autorität nicht gelten
laſſen. Dazu hat ſich Abg. v. Liebert zu oft widerſprochen. Der
Redner geht näher auf die geſamte bisherige Tätigkeit v. Lie-
berts ein und beſpricht dann in zuſtimmender Weiſe das neue
Kolonialprogramm. Im Verlauf ſeiner Ausführungen erklärt
er u. a.: Der Eingeborene iſt ein Menſch, ausgeſtattet mit einer
unſterblichen Seele. (Ohorufe auf der Tribüne. Prä-
ſident Graf Stolberg: Ich bitte, alle Beifalls- oder Miß-
fallensbezeigungen auf der Zuſchauertribüne zu unterlaſſen; ich
müßte ſonſt zu meinem Bedauern die Tribünen räumen laſſen!)
Ueber die Kolonialanleihe äußert ſich der Redner ſchließlich:
Nachdem hier der Weg einer Kolonialanleihe mit 150 Millionen
beſchritten werden ſoll, befürchte ich, daß das Reich in zehn
Jahren 6 ſtatt 4 Milliarden Schulden haben wird. Eine ganz
gefährliche Beſtimmung in der Vorlage des Staatsſekretärs iſt
die, daß die Kolonien als Geſamtſchuldner betrachtet werden.
Man will damit der Anleihe einen beſſeren Abſatz ſichern. Togo
aber braucht doch keinen Reichszuſchuß, es erzielt vielmehr einen
Ueberſchuß.
Abg. Dr. Müller-Meiningen (Freiſ. Vgg.): Ich muß zu-
nächſt auf einen kleinen Zwiſchenfall mit der Tribüne
zurückkommen. Es läßt ſich nicht leugnen, daß im Hauſe eine
gewiſſe Nervoſität über das wiederholte Eingreifen der Jour-
naliſtentribüne herrſcht. Auf der anderen Seite aber iſt
zuzugeben, daß die Herren auf der Journaliſtentribüne etwas
nervöſer geworden ſind, da in der letzten Zeit Anforderungen
an ſie geſtellt wurden, wie ſie nie geſtellt worden ſind. Selbſt-
verſtändlich berechtigt die Preſſe das nicht, hier gewiſſermaßen
mitzuſpielen und ihr Urteil durch Zwiſchenrufe und ſonſtige
Zeichen abzugeben. Allein ich bin ausdrücklich gebeten worden,
hier feſtzuſtellen, daß es ſich nur um die Taktloſigkeit
eines einzelnen Herrn handelt, daß aber die Geſamtheit
der Preßvertreter dagegen proteſtiert, daß mit einer gewiſſen
Verallgemeinerung gegen die Preſſe hier Front gemacht wird.
Dieſem Wunſche eines Teiles der Preſſe glaubte ich nachkommen
zu ſollen.
Was nun den Kolonialetat anbelangt, ſo iſt unzweifelhaft
eine Stimmung der Verſöhnung zwiſchen dem Ver-
treter des Kolonialamtes und dem Zentrum
eingetreten. Ebenſogut wie Abg. Erzberger könnten wir aber
auch beweiſen, daß ſich der Staatsſekretär in den Bahnen der
Freiſinnigen bewegt. (Sehr richtig! links.) Was die Rechts-
pflege in den Kolonien betrifft, ſo knüpfe ich an das Wort des
Staatsſekretärs an, daß bei den Schwarzen die Unterſcheidung
von Recht und Unrecht vielleicht die einzige ausgebildete mora-
liſche Empfindung ſei. Der Ausgeſtaltung dieſer Rechtsempfin-
dung ſoll unſere Reſolution dienen. Unſer Antrag will ferner
zur Vorbereitung der Kodifizierung des Eingeborenenſtrafrechts
unter tunlichſter Berückſichtigung der Rechtsgebräuche der Ein-
geborenen eine allgemeine Anweiſung über die Anwendung des
deutſchen Strafrechtes erlaſſen. Die Schaffung von Eingeborenen-
Kommiſſaren iſt eine ſehr begrüßenswerte Maßregel. Die Tren-
nung zwiſchen der Juſtiz und der Verwaltung kann natürlich
nicht plötzlich, ſondern nur allmählich erfolgen. Wir hoffen, daß
der Staatsſekretär nur die Vorteile der europäiſchen Kultur nach
den Kolonien inſpiriert, nicht auch gewiſſe Nachteile und Schatten-
Joſeph Schmid ſelbſt machte ſich bei Marcellos Pſalm am Flügel
verdient und begleitete auch die beiden Damen bei ihren Solo-
nummern, mit deren ausgezeichnetem Vortrag ſie (Frln. Widen
hatte eine Arie aus Händels „Saul“, Frau Erler-Schnaudt drei
Lieder von Brahms gewählt) reichſten Beifall ernteten, ebenſo
wie der Chor und ſein hochverdienter Leiter.
—tz. Deutſche Vereinigung für alte Muſik. Die intimen
Reize der alten Tonkunſt verbürgen nach wie vor eine eigen-
artige Wirkung, deſſen wurde man ſich auch bei dem letzten Auf-
treten unſerer „Vereinigung“ wieder bewußt. Die kulturelle Be-
deutung dieſer Veranſtaltungen hat an dieſer Stelle ſchon oft ihre
Würdigung gefunden, die künſtleriſche Ausführung der Idee er-
freut ſich geſteigerter Vervollkommnung. Das Programm war,
ſoweit die Inſtrumentalmuſik in Frage kam, ebenſo geſchickt wie
intereſſant zuſammengeſtellt. Höchſtens die Kammermuſikbeſetzung
des den Abend abſchließenden Klavierkonzertes von Chriſtian
Bach konnie etwas ſtiliſtiſches Bedenken erregen, denn eigentlich
iſt das Werk mit Streich orcheſter und zwei Cembalis zu be-
ſetzen (außer dem Soloinſtrument noch ein Continuo-Cembalo).
Allein um ſo rückhaltloſer konnte man ſich dafür an den beiden
Soloſonaten erfreuen, an der von Herrn Meiſter trefflich ge-
ſpielten Viola d’Amour-Sonate von Arioſti und der Gamben-
Sonate von Kühnel, mit der Herr Döbereiner ſich rauſchen-
den Beifall erwarb. Kompoſitoriſch ſteht das Werk von Kühnel,
dem letzten Klaſſiker des deutſchen Gambenſpiels, das man un-
längſt ſchon einmal in einem Konzert des Chorſchulvereins hörte,
weit höher als die äußerlich vielleicht wirkungsvollere Sonate
von Arioſti, dem dereinſtigen Londoner „Rivalen“ Händels. Der
prächtige Variationenſatz Kühnels erſcheint auch heute noch als
erſtklaſſige künſtleriſche Offenbarung. Mit unſerer bekannten
und geſchätzten jungen Geigerin, Fräulein Herma Studeny,
brachten die beiden Künſtler auch eine Trioſonate von G. Ph.
Telemann, in der beſonders das ſpieleriſche und leicht gefällige
Element der alten Kunſt zu ſeinem Rechte kommt, zu anſprechen-
der Wirkung. Die bald mehr, bald weniger exponierte Partie
des Cembalo war den ganzen Abend in den bewährten Händen
von Fräulein Elfriede Schunck. Von den vokalen Darbie-
rungen mußte ich leider die von Frau Bodenſtein gebotenen
deutſchen Geſänge von Gluck und Telemann, wegen anderweitiger
Referentenpflicht verſäumen. Doch wird mir berichtet, daß die
liebenswürdige Künſtlerin auch diesmal wie ſonſt durch ihren
feinpointierten reizvollen Vortrag entzückte. Weniger einver-
ſtanden konnte man mit der Wahl zweier Händelſchen Opern-
duette ſein. Wenn ſchon eine Kompoſition dieſer Art vertreten
ſein ſollte, ſo hätte es doch näher gelegen, die ſchönen Kammer-
duette des Meiſters zu berückſichtigen. Dem herzlich ſchwachen
Stück „Deh, perdona“ aus Händels „Flavio“ läßt ſich beim beſten
Willen nicht viel abgewinnen, und auch das von Chryſander als
„wunderſchön“ bezeichnete Schlußduett des „Giulio Cesare“ wollte
nicht wirken: das iſt ein Stück, dem nur Vertreter des italieni-
ſchen Bel canto ganz gerecht zu werden vermögen, was bei aller
Anerkennung der in der künſtleriſchen Auffaſſung gewiß ſehr
ſympathiſchen Wiedergabe durch Frau Vodenſtein und die mit
ganz reſpektablen Stimmitteln begabte Altiſtin Anna Stein-
warz konſtatiert werden muß. Der zahlreiche Beſuch des Kon-
zerts und der lebhafte Beifall waren ein erfreuliches Zeugnis,
daß die ideale kulturelle Bedeutung unſerer „Vereinigung“ auch
vom großen Publikum mehr und mehr gewürdigt und anerkannt
wird.
—tz. Lamond und Dohnányi. Im großen Muſikwarenhaus
unſerer Konzertſaiſon findet gegenwärtig eine „Klavierabend-
woche“ ſtatt; nicht weniger als ſechs derartige Veranſtaltungen
ſind für die nächſten acht Tage in Ausſicht geſtellt. Mit dem
Anfang konnte man wohl zufrieden ſein. Vermittelte er auch
lediglich Eindrücke bekannter Art, ſo waren es doch ſolche, denen
man immer wieder gerne begegnet, denn was Fr. Lamond
und E. v. Dohnányi an ihren letzten Klavierabenden boten,
das gehörte zum Beſten, was die wechſelvolle Saiſon ſeither be-
ſchert hat. Welch feinfühliger Tondichter namentlich Dohnányi
iſt, daran wurde man an ſeinem Abend wieder durch die ganz
entzückend reiz- und poeſievolle Interpretation der Schubertſchen
Phantaſie-Sonate gemahnt, die an idealer weicher Klangſchönheit
des Anſchlags und edel empfindſamer Linienführung auch den
höchſt geſteigerten künſtleriſchen Anſprüchen gerecht wurde. Dieſem
Kabinettſtück der Vortragskunſt gegenüber mußte die im allge-
meinen ſicherlich ebenfalls auf ſehr achtenswerter künſtleriſcher
Höhe ſtehende Wiedergabe der Beethovenſchen D-moll-Sonate
op. 31 etwas abfallen. Außer Stücken von Chopin und Grieg
enthielt das Programm auch eine neue Kompoſition des Konzert-
gebers, eine im „hiſtoriſchen“ Stil gehaltene Klavierſuite. Auch
Lamond hatte, ſoweit ich ſeine Darbietungen hörte, einen
„guten“ Abend: außer einigen ſeiner bekannten Beethoven-
Interpretationen bot er Bachs Chromatiſche Phantaſie und
Brahms’ Paganini-Variationen. Das Bachſche Werk kam bei
aller techniſchen Bravour doch etwas trocken heraus, von den
Paganini-Variationen wirkte aber namentlich der zweite Teil,
auch kompoſitoriſch das Wertvollſte des Werkes, faszinierend.
Die feine Pikanterie, mit der da die vom Geiſt des Wiener
Walzers beſchatteten Epiſoden belebt erſchienen, ſollte man dem
herben, ſtrengen Beethoven-Interpreten kaum zutrauen.
Theater und Muſik.
n. Berlin, 20. März, 10.00 V. (Privattelegramm.)
Wie man einem hieſigen Blatt aus Chriſtiania meldet,
ſollen die irdiſchen Ueberreſte des verſtorbenen Komponiſten
Edward Grieg in einer Urne feierlichſt beigeſetzt werden, und
zwar in einer von der Familie des Toten erworbenen Grab-
ſtätte, die ebenſo weihevoll wie eigenartig iſt. Sie beſteht in einer
natürlichen Grotte, die in einem Felſen zu Troldhangen bei
Bergen an der äußerſten Spitze eines Fjords gelegen iſt. Vom
Lande aus iſt die Grotte nicht zu erreichen, ſondern nur vom
Waſſer aus, aus dem der Felſen ſchroff emporſteigt. Man kann
nur in einem Kahn zu ihr gelangen. In dieſer Grotte, die auch
nur vom Waſſer aus ſichtbar iſt, wird die Urne Aufſtellung finden
und dann die Grotte für immer geſchloſſen werden. Eine
Marmortafel ſoll ihren Eingang ſchmücken. Auch zu einem
Denkmal ſind ſchon die erſten Schritte getan. Das Komitee
hat keinen Denkſtein, ſondern eine große Konzerthalle im
Auge, die in Griegs Geburtsort Bergen errichtet wird und in
der vor allem Griegs Werke in Feſtdarbietungen zu Gehör ge-
bracht werden ſollen.
† Kgl. Reſidenztheater. Am Samstag, den 21. März, ge-
langt Ibſens dreiaktiges Schauſpiel Baumeiſter Solneß
zur erſten Aufführung mit Frl. Schwarz, Frl. Reubke, Frl.
Valéry, den Herren Monnard, Storm, Gura, Stettner. Regie:
Herr Heine.
† Theater am Gärtnerplatz. Infolge der Gaſtſpiele und der
Prolongation der Tänzerin „Miß Ruth St. Denis“, welche
zu einer Zeit vereinbart wurden, zu der die kontraktliche Erſtauf-
führung von Jadwiga bereits feſtgeſetzt war, erleiden die
Aufführungen, der mit ſo durchſchlagendem Erfolg aufgenom-
menen Operette „Jadwiga“ in der nächſten Woche inſofern Unter-
brechungen, als dieſelbe nur Mittwoch, den 25., und Sonntag,
den 29. März, in Szene geht. Nach Beendigung der Gaſtſpiele
Ruth St. Denis wird „Jadwiga“ fortlaufend den Spielplan be-
herrſchen. Die vielen Nachfragen nach Billets zu dem nächſt-
wöchigen Gaſtſpiel der indiſchen Tänzerin Miß Ruth St. Denis
haben die Direktion veranlaßt, bereits (Samstag 21. März) mit
dem Vorverkauf der Billets für die ganze nächſte Woche zu be-
ginnen.
† Münchener Volkstheater. Die Sonntag-Abendvorſtellung
„Fauſt I.“ beginnt ausnahmsweiſe bereits präzis um 7½ Uhr.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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