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Allgemeine Zeitung, Nr. 131, 19. März 1908.

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München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908. Nr. 131.
[Spaltenumbruch]
Politische Rundschau
Klerikale Kuckuckseier.

*** Es ist auffällig, daß gleichzeitig mit der Weser-
zeitung auch der Bayerische Kurier die inzwischen von dem
Bremer Blatte sowohl wie von der Norddeutschen Allge-
meinen Zeitung als falsch gekennzeichnete Nachricht gebracht
hat, die preußischen Konservativen wollten im Einver-
ständnis mit der Regierung und mit Unterstützung des
Zentrums die freisinnigen Parteien bei den bevorstehenden
Landtagswahlen an die Wand drücken. Diese Duplizität
der Meldung läßt den Schluß zu, daß die Quelle in beiden
Fällen die gleiche ist und im klerikalen Lager ent-
springt. Dort unterminiert man ja seit Monaten den
Block, mit mehr und meist mit weniger Geschick, immer aber
mit "Lust und Liebe". Und nichts konnte dem Zentrum
gelegener kommen, als in der kritischen Zeit der Entschei-
dung über Vereinsgesetz und Börsenreform ein bißchen
neue Aufregung ins freisinnige Lager zu tragen, und den
Konservativen das verlockende Zukunftsbild einer absoluten
Herrschaft im preußischen Parlamente vorzuhalten. Die
Zentrumspresse gibt sich denn auch mit den kategorischen
Erklärungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wie
der Weserzeitung noch nicht geschlagen. Und zwar ist es
die Germania, die jetzt den Faden weiter spinnt. Wie ihr
nämlich gemeldet wird, "hat eine Intervention
seitens einzelner politischen Beamten be-
reits gegen freisinnige Kandidaturen
statt-
gefunden, insbesondere wurde auch mit maßgebenden und
einflußreichen Mitgliedern der Zentrumspartei nach dieser
Richtung Fühlung genommen. ... Selbst auf antisemi-
tische resp. deutsch-soziale Kandidaten hat sich diese Für-
sorge der Behörden erstreckt. Demnach sollte man an-
nehmen, daß auch diese unter die Regierungsfittiche ge-
nommen werden sollen, wo es sich um den Kampf gegen die
Freisinnigen handelt."
Der Pferdefuß sieht aus der be-
sonderen Unterstreichung der angeblichen Regierungshilfe
für antisemitische Kandidaturen gegen Freisinnige gar zu
deutlich heraus, und es verrät einen bedenklichen Grad
von Nervösität, wenn die Freis. Zeitung, die bislang den
Stürmern und Drängern im freisinnigen Lager gegenüber
ihre Ruhe bewahrt hat, auf diesen klerikalen Leim sich locken
läßt und meint, "dergleichen" veröffentlicht die Germania
sicherlich nicht "ohne genaue Information". In diesem
Punkte befindet sich die Freisinnige Zeitung arg im Irr-
tum, wie die verschiedenen Kuckuckseier beweisen, die die
klerikale Presse seit Jahresfrist bald ins konservative, bald
ins liberale Nest legt; die Blockparteien sollten nachgerade
an "dergleichen" freundliche Ueberraschungen aus dem
Nachbarhause gewöhnt sein.

Am 18. März.

Heute, am 60. Jahrestag der Berliner Straßenkämpfe,
sollten bekanntlich nicht nur die üblichen Demonstrationen
an den Gräbern der sogenannten Märzgefallenen im Fried-
richshain stattfinden, sondern außerdem große Wahlrechts-
kundgebungen in ganz Preußen. Um diese Versammlungen
nicht etwa zu ermöglichen, denn sie können selbstverständ-
lich auch in den Abendstunden stattfinden, sondern demon-
strativer zu machen, haben die sozialistischen Gewerkschaften
versucht, von den Arbeitgebern auf dem Wege freundlicher
Vorstellungen die Freigabe eines Vierteltages zu erreichen,
offenbar, weil man sich von einem Aufruf zu eigenmächtiger
Arbeitseinstellung angesichts der Erfahrungen bei der Mai-
feier und der sinkenden Konjunktur wenig Erfolg versprach.
Der Versuch ist aber mißglückt, und so fragt es sich nun,
inwieweit und mit welchem Erfolg man den heutigen Tag
in Preußen trotzdem zu einem Demonstrationstag beson-
derer Art zu gestalten versuchen wird. Daß solche Demon-
strationen unter unseren Verhältnissen keinen vernünftigen
Zweck haben, sondern höchstens die reaktionären Kräfte
stärken, ist schon oft gesagt worden. Außerdem aber besteht,
wenigstens für die preußischen Großstädte, die Gefahr
ernster Zusammenstöße, da die Polizei überall Weisungen
erhalten hat, tumultuarische Kundgebungen strengstens zu
unterdrücken. So kann man dem Verlauf des heutigen
Tages nicht ohne Sorge entgegensehen. Im übrigen sei
erwähnt, daß auch hier in München eine Art Demon-
[Spaltenumbruch] strationsversammlung einberufen ist und daß der betref-
fende Aufruf unter Verleugnung seines sozialdemokratischen
Charakters sich an die freiheitlich gesinnte Bevölkerung
der bayerischen Hauptstadt wendet. Es wird aber wohl
nicht viel dabei herauskommen.


(Privattele-
gramm.
) Bereits beim frühesten Morgengrauen wurde
es heute auf dem im Friedrichshain gelegenen Friedhof
der Märzgefallenen
lebendig. In kleinen Trupps
kamen schon kurz nach 6 Uhr die ersten Demonstranten,
größtenteils Arbeiter, die sich auf dem Wege zur Arbeit
befanden. Nach und nach wurden die Scharen dichter. Der
amtierende Leutnant, der die Kranzschleifen auf zu revolu-
tionär anmutende Widmungen zu prüfen hatte, mußte
mehr als 40 Schleifen abschneiden. Besonders fielen die
von den Anarchisten niedergelegten Kränze mit schwar-
zen Schleifen auf, von denen fast ein Dutzend niedergelegt
wurde. Das Publikum verhielt sich durchweg ruhig. Für
die Nachmittagstunden wird ein größerer Andrang erwartet.

Die preußischen Landtagswahlen.

Der Germania zufolge sollen die Wahlmännerwahlen
zum preußischen Abgeordnetenhause am 4. Juni, also un-
mittelbar vor dem Pfingstfeste (7. und 8. Juni) stattfinden.
Die Nachricht ist vorerst noch mit Vorsicht aufzunehmen.

Ein singierter Kaiserbrief.

* Die Lorbeeren der Times in ihrem Flibustierzug
gegen den Brief Kaiser Wilhelms an Lord Tweedmouth
scheinen andere ausländische Blätter nicht schlafen zu
lassen. So telegraphiert der römische Korrespondent des in
Turin erscheinenden Momento über einen Vorfall, der
sich unter der Regierung König Humberts von Italien zu-
getragen haben soll, folgendes:

"Kaiser Wilhelm schrieb an König Humbert einen Brief,
der jenem ähnlich war, den er dem englischen Marineminister
gesendet hat. In diesem Briefe äußerte der Kaiser Besorgnisse
über die enorme Entwicklung der Kriegsmarinen und der da-
durch verursachten riesigen Unkosten."

Im Fall der Times war immerhin der Brief echt und
nur die Inhaltsangabe gefälscht. Im Fall des Momento
ist, wie die Süddeutsche Reichskorrespondenz feststellt,
alles falsch.

Crispi über Bismarck.

* In der Halbmonatsschrift März veröffentlicht Dr.
Diomede Carito Erinnerungen an Francesco Crispi. Es
ist interessant, was Crispi über Bismarck und die aus-
wärtige Politik äußerte. Darüber erzählt Carito:

Als Graf D .... seinen Unwillen gegen den rohen Cha-
rakter des eisernen Kanzlers geäußert hatte, fixierte er Fran-
cesco Crispi, als erwarte er eine Bestätigung seiner Worte.
Crispi bemerkte, ohne sich aufzuregen, "daß solche Vorwürfe gegen
Bismarck nur den guten Glauben jener bewiesen, die ihn ver-
leumdeten, ohne ein volles Bewußtsein von der Tragweite ihrer
Worte zu haben. "Diese Meinung", fuhr er fort, "wird von
allen geteilt, die für ihre Zeit kein Verständnis haben und
wachend träumen, da sie glauben, in der schönen Zeit der Diplo-
matie des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts
zu leben, die voll von Hofintrigen, persönlichen Empfindlichkeiten
und einer Politik oft recht schlecht verstandener Interessen war.
Das war eine Diplomatie, die den Kultus der Heuchelei hoch hielt
und das Phrasendrechseln bevorzugte, weil es auf die beste Art
und Weise mindestens den Anschein erweckte, als verbärgen sich
eigene Gedanken dahinter. Heutzutage ruht die Achse der aus-
wärtigen Politik eines Landes auf vollständig unpersönlichen
Gründen, und besonders auf den historischen, geographischen,
wirtschaftlichen, industriellen Verhältnissen. Daraus setzen sich
die Elemente für die politische Orientierung eines Landes zu-
sammen. Wer berufen ist, die auswärtige Politik
eines Landes zu leiten, befindet sich heute in
der Lage eines Mechanikers, der eine gegebene
Maschine führen soll.
Er muß sich gewissenhaft an die
Regeln der Mechanik halten und darf nicht seinen eigenen Im-
pulsen und noch weniger seinen Launen folgen. Gerade hier läßt
sich der gewaltige Fortschritt in der Politik und der Diplomatie
erkennen, daß man sich einer Sprache bedient, die der Vergangen-
heit gerade entgegengesetzt ist. Man hat mit Recht hervorge-
hoben, daß die barbarischen Völker die Verstellungskunst für eine
Haupttugend halten. Wer am schlauesten vorgeht und seine Ziele
am besten zu verbergen weiß, den betrachteten sie als den
[Spaltenumbruch] Klügsten. Der Fortschritt schlägt einen entgegengesetzten Weg
ein. Die englischen Politiker vor allem haben das Verdienst,
seit der ruhmreichen fortschrittlichen Phase der Geschichte ihres
Landes das durch bestimmte Linien präzisierte Programm als
Drehpunkt für die Verfolgung ihrer Pläne eingeführt zu haben.
Der eiserne Kanzler, der das vollste Bewußtsein und den klarsten
Blick für seinen eigenen Wert und den seiner Nation besitzt und
ein rationelles, wohlbegrenztes Programm verfolgt, hat unter
anderen das Verdienst, am meisten dazu beigetragen zu haben,
das politische und diplomatische Wesen von den alten Ueber-
lieferungen zu befreien, die heutzutage keine Existenzberechtigung
mehr haben. Es wird ihm immer zum Ruhme gereichen, daß er
dazu beitrug, das formalistische Element aus der diplomatischen
Welt zu verbannen, daß er es durch das rationelle -- man könnte
sagen, durch das wissenschaftliche -- ersetzte. Im Gegensatze zu
Thiers halte ich an dem Prinzip fest, daß sich die Kulturstufe eines
Landes nach der Klarheit der Sprache bestimmen läßt, die seine
politischen Männer führen. Vergleichen Sie die russische mit der
englischen Diplomatie! Sie werden dann auf der einen Seite
ein Bild des fortschreitenden, evolutionistischen Geistes im
schönsten und sympathischsten Sinne des Wortes finden, dagegen
auf der anderen Seite Anhänglichkeit an veraltete Methoden
und veraltete Systeme, Widerspenstigkeit gegen den wirklichen
Fortschrittsgeist, der die Seele des modernen Lebens ausmacht."
Ueber die Erhöhung der Offiziersgehalte in Oesterreich-
Ungarn

schreibt uns unser Wiener F.-Korrespondent:

Es ist zweckdienlich und anerkennenswert, daß sowohl
die gemeinsame Regierung wie die parlamentarischen
Körperschaften Oesterreichs mit größerem Nachdruck als bis-
her für die Ausgestaltung der Armee und damit auch für
die Erhöhung der Gehalte der Offiziere eintreten, um end-
lich den Widerstand Ungarns zu überwinden. Die Zähig-
keit, mit der man von österreichischer Seite Ungarn veran-
laßte, den zehnjährigen wirtschaftlichen Ausgleich aufs neue
einzugehen, beweist, daß billige Forderungen, energisch
vertreten, schließlich doch gegenüber dem Widerstreben Un-
garns durchdringen. Die zunächst aktuelle Frage ist die
der Erhöhung der Offiziersgehalte. Innerhalb der öster-
reichischen Delegation gab es eine Gruppe, aus konserva-
tiven und klerikalen Elementen bestehend, die den Kampf
jetzt schon aufnehmen wollte; und wenn auch zunächst eine
zuwartende Politik beschlossen wurde, so geschah dies doch
nur, um im Mai die endgültige Lösung in die Hand zu
nehmen.

Auf die Weigerung der ungarischen Delegation hin,
erklärte die Reichsregierung durch den Mund des Vor-
sitzenden im gemeinsamen Ministerrat, Frhrn. v. Aehren-
thal, daß die Delegationen im Mai zu einer Sitzung ein-
berufen und daß von der Regierung mit Nachdruck auf die
Erhöhung der Offiziersgehalte hingewirkt werden solle;
die Minister versprachen, sich mit allen Kräften für die Er-
ledigung der Frage einzusetzen. Daraufhin kam ein ein-
stimmiger Beschluß der österreichischen Delegation zustande,
der den ungarischen Standpunkt für unhaltbar erklärte,
und konstatierte, daß man nur deshalb zuwarte, weil man
die Angelegenheit in wenigen Monaten zu beenden hoffe.
Will sich die ungarische Parlamentsmehrheit demgegenüber
noch immer spröde verhalten? Will die regierende Koa-
lition den Unwillen des Offizierkorps und zwar insbeson-
dere der ungarischen Offiziere der gemeinsamen Armee wie
der Landwehr noch vergrößern? Wäre politische Klugheit
der Ratgeber der Parlamentsmehrheit, so hätte sie bereits
früher eingelenkt. So wird sie nach langem Sträuben doch
keine andere Wahl haben als zurückzuweichen.

Besuch deutscher Geistlichen in England.

-- Wie es kürzlich hieß, sieht man in England einem Besuch
deutscher Geistlichen entgegen. Der Besuch soll vom 26. Mai bis
zum 3. Juni dauern und man nimmt an, daß sich etwa 120 Geist-
liche daran beteiligen werden. Wie mehrere Blätter mitteilen,
sollten an der Fahrt nach England Vertreter der beiden christlichen
Konfessionen aber auch Rabbiner teilnehmen, bezw. zur Teil-
nahme aufgefordert werden, wobei die Zahlenverhältnisse der
Konfessionen als Grundlage für die Anzahl der Vertreter dienen.
Wie die Koblenzer Zentral-Auskunftsstelle der katholischen Presse
erfährt, ist an deutsche Bischöfe das Ersuchen gestellt worden,
katholische Geistliche zur Beteiligung an der Fahrt nach England
aufzufordern. Diese Bitte ist aber abschlägig beschieden wor-
den. Der Gedanke dieser Fahrt scheint auch uns ziemlich abstrus.

(Letzte Nachrichten siehe Seite 7.)


[Spaltenumbruch]
Pariser Brief.

Kleinkrieg auf dem Theater. -- Chantecler, -- Ein neuer Tristan.

Der nahende Frühling erhitzt, erregt die Gemüter: die
alten Rosinanten vor den noch älteren Vehikeln spitzen die
Ohren, wenn "sie" vorüberzieht; "sie" wird begrüßt mit,
freudig sein sollendem Gewieher; ein Luftsprung; und
dann stehen sie wieder fad und langweilig da, so stumpf-
sinnig wie in den schwärzesten Wintertagen. Die Herren
Straßenköter sind von einer schrecklichen Nervosität, ebenso
die Schoßhündchen und der sauber gewaschene Salonhund.
Und die Menschen? Da gärt und sprudelt es ge-
waltig. Man liebt und haßt mit größerer Intensität; die
Diskussionen nehmen gewaltige Dimensionen an; ein Wort
gibt das andere; die Gegner, sei es in der Liebe oder im
Haß, werden immer hitziger, bis nach langem Ringen der
Gipfel, in dem einen Falle der Kuß, im anderen aber das
Zerwürfnis, die "Todfeindschaft" erreicht ist. Dem Bürger
wird in einem solchen Falle der erreichte Gipfel ziemlich
egal sein, denn er ist sicher, daß er und sein Gegner, oder
seine Gegnerin, Arm in Arm in größter Eintracht von der
Höhe wieder absteigen in das Tal der Alltäglichkeit. Nicht
so dürfte es mit der "species homo" sein, die den Bürger
durch die Malerei, die Bildhauerei, die Musik oder das
Theater erheitern, erheben oder erschüttern soll. Da nimmt
jede Angelegenheit eine ungleich bedeutendere Gestalt an;
in dem Liebeslebensschifflein will jede der zwei Personen
den Kapitän spielen (soll bei den Bürgern auch vorkom-
men); das gebrechliche Fahrzeug wird von den bösen
Wellen gar arg hin und her geschleudert, solange, bis es
halb wrack nicht in den Hafen der Ehe, sondern dicht da-
neben auf den öden Strand geworfen wird. Und wenn sie
erst hassen und sich streiten, daß die Federn fliegen: Fast
jeder Konflikt wird tragisch und -- der Prozeß ist da. Dies
alles muß einem gerade dort auffallen, wo eigentlich die
größte Eintracht und -- Selbstlosigkeit herrschen sollte: --
auf den Brettern, die die Welt bedeuten sollten, streiten
sich die Leute herum, daß man seine wahre Freude daran
haben kann.

Da haben wir es jetzt erleben müssen, daß zwischen
Herrn Claretie, dem Verwalter der Comedie Francaise,
und den Herren Mirbeau und Natanson der heilige Krieg
[Spaltenumbruch] erklärt ist. Claretie hatte das neueste Werk der beiden
Herren "le Foyer" angenommen, ließ schon Proben ab-
halten; das Bild Josephinens, das den Salon des Helden
Baron Courtin, Senator und Mitglied der obersten "Vier-
zig" (natürlich bloß im Stücke), schmücken sollte, wurde schon
im Louvre kopiert: die Kostüme waren in Arbeit, kurz alles
ging den Gang, wie er gegangen werden wollte und sollte;
da fiel es Herrn Claretie plötzlich ein, daß der Charakter
des Barons Courtin dort ein wenig zu viel bei den wirk-
lichen obersten "Vierzig" Anstoß erregen würde. Mir-
beau und Natanson verweigerten jede Umarbeitung: das
Stück war angenommen worden, die Proben im Gange;
wenn Claretie etwas am "Foyer" auszusetzen gehabt hätte,
so hätte er dies vor den Proben tun sollen. Wie in der
wirklichen Welt wurde ein Ultimatum gestellt und Mirbeau
mit samt Natanson aus den geheiligten Hallen der Comedie
Francaise hinauskomplimentiert. Was folgt? Prozeß.
Natürlich auf großen Schadenersatz. Man spricht von
300,000 Franken! Wer zahlt aber nun die Ausgaben, die
für die Inßenierung des "Foyer" schon gemacht worden
waren? Lassen es sich die Aktionäre der Comedie Francaise
gefallen, daß der Herr Direktor des ersten Theaters Frank-
reichs, G. m. b. H., unnütz Tausende von Franken aus dem
Fenster wirft, dazu noch einen Prozeß auf dem Halse hat,
dessen Kosten er auch noch berappen muß? Wahrscheinlich
wird Herr Claretie die ganze Suppe, die er sich da ein-
gebrockt hat, allein auslöffeln müssen. Jedenfalls sind sie
jetzt so weit, daß "le Foyer" vom Spielplan des Hauses
Molieres verschwunden ist, an seine Stelle wird ein Schau-
spiel von Henri Lavedan treten, und außerdem wird
"Marion Delorme" von Viktor Hugo wieder gegeben
werden.

Daß der Sängerinnenkrieg zwischen Madame Litvinne,
Mademoiselle Breval und Mademoiselle Grandjean lustig
weiter geht, und die bizarrsten Blüten treibt, ist selbstver-
ständlich. Großes Erstaunen im Kriegslager der Parteien.
Pierre Lato, der Musikkritiker, war an Stelle Gustave
Dorets als musikalischer Ratgeber für die "Alceste" be-
stimmt worden. Bemerkt muß werden, daß Lalo der größte
Feind Madame Litvinnes ist, die er bei jeder Gelegenheit
in sehr ungalanter Weise in den Schmutz zieht. "Alceste"
soll aber von Madame Litvinne in der Opera Comique
gesungen werden, und jetzt der Schlag aus dem Lager
[Spaltenumbruch] Mademoiselle Brevals, zu deren Feldherren Pierre Lalo
gehört! Wie wird Mme. Litvinne sich aus der Affäre
ziehen? Zu aller Welt Erstaunen sang sie jedoch "Alceste",
erzielte wie immer den größten Erfolg und schien gar nichts
von Pierre Lalo zu wissen! Doch des Rätsels Lösung er-
folgte heute: Es erschien eine Notiz, wo die "Gaffe", die
Carre, der Leiter der Opera Comique, gemacht hatte, ver-
tuscht wurde, indem man dementierte, daß Pierre Lalo an
der Opera Comique irgendwelche Funktionen inne hätte.
Man darf gespannt sein, wie der Krieg zwischen Litvinne
und Breval erst sein wird, wenn die erstere ihr Engage-
ment an der Großen Oper im April antritt und dort die
Rolle singen wird, die Mademoiselle Breval bis jetzt inne
gehabt hat. Den Herren, die jetzt das Ruder in der Hand
haben, soll's recht schlecht gehen, und vielleicht gewinnt so-
gar Pedro Gailhard, der frühere Leiter, seine Wette. Er
hat gewettet, daß er vor Ablauf des Jahres 1908 wieder
in die Große Oper einziehen wird! Man bedenke, daß jedes
neue Werk 150,000 Fanken der Großen Oper kostet (Opera
Comique gibt 80,000--100,000 Franken aus). Gefällt das
Werk nicht, so sind 150,000 Franken beim Teufel! Ein
ganz nettes Risiko! Broussan und Messager wollen jetzt
wieder "Hyppolyte und Aricie" von Rameau geben, das
vor 120 Jahren volle Theater gemacht hatte. Doch ver-
langen sie, daß diese Oper ihnen als "neues Werk" gerech-
net wird, um so wenigstens an wirklichen Uraufführungen
sparen zu können.

Kehren wir wieder zum Schauspiel zurück. Am
31. März wird in Paris eine Premiere stattfinden, die
Sensation erregen wird, die Uraufführung von Edmond
Rostands "Chantecler"! Und zwar hat das Theater der
Porte St. Martin das Glück (?), den neuesten Rostand, der
immerhin schon seine drei Jahre alt ist, aus der Taufe zu
heben. "Chantecler" ist ein Stück, in dem kein Mensch eine
Rolle spielt. Das klingt bizarr; dem ist aber so, denn es
sind die Tiere, die dort philosophische Dialoge, wahr-
scheinlich über uns Menschen, halten werden. Coquelin
der Aeltere wird, wie schon sein Name sagt, den Hahn
spielen, während sich Jean Coquelin des Hofhundes an-
nimmt. Die Inßenierung soll ungeheure Schwierigkeiten
bieten, doch wird wohl alles bis zum 31. März fertig sein.
Zum Schluß noch eine große Neuigkeit: Debussy, der Kom-
ponist von "Pelleas und Melisande", will einen neuen

München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908. Nr. 131.
[Spaltenumbruch]
Politiſche Rundſchau
Klerikale Kuckuckseier.

*** Es iſt auffällig, daß gleichzeitig mit der Weſer-
zeitung auch der Bayeriſche Kurier die inzwiſchen von dem
Bremer Blatte ſowohl wie von der Norddeutſchen Allge-
meinen Zeitung als falſch gekennzeichnete Nachricht gebracht
hat, die preußiſchen Konſervativen wollten im Einver-
ſtändnis mit der Regierung und mit Unterſtützung des
Zentrums die freiſinnigen Parteien bei den bevorſtehenden
Landtagswahlen an die Wand drücken. Dieſe Duplizität
der Meldung läßt den Schluß zu, daß die Quelle in beiden
Fällen die gleiche iſt und im klerikalen Lager ent-
ſpringt. Dort unterminiert man ja ſeit Monaten den
Block, mit mehr und meiſt mit weniger Geſchick, immer aber
mit „Luſt und Liebe“. Und nichts konnte dem Zentrum
gelegener kommen, als in der kritiſchen Zeit der Entſchei-
dung über Vereinsgeſetz und Börſenreform ein bißchen
neue Aufregung ins freiſinnige Lager zu tragen, und den
Konſervativen das verlockende Zukunftsbild einer abſoluten
Herrſchaft im preußiſchen Parlamente vorzuhalten. Die
Zentrumspreſſe gibt ſich denn auch mit den kategoriſchen
Erklärungen der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung wie
der Weſerzeitung noch nicht geſchlagen. Und zwar iſt es
die Germania, die jetzt den Faden weiter ſpinnt. Wie ihr
nämlich gemeldet wird, „hat eine Intervention
ſeitens einzelner politiſchen Beamten be-
reits gegen freiſinnige Kandidaturen
ſtatt-
gefunden, insbeſondere wurde auch mit maßgebenden und
einflußreichen Mitgliedern der Zentrumspartei nach dieſer
Richtung Fühlung genommen. ... Selbſt auf antiſemi-
tiſche reſp. deutſch-ſoziale Kandidaten hat ſich dieſe Für-
ſorge der Behörden erſtreckt. Demnach ſollte man an-
nehmen, daß auch dieſe unter die Regierungsfittiche ge-
nommen werden ſollen, wo es ſich um den Kampf gegen die
Freiſinnigen handelt.“
Der Pferdefuß ſieht aus der be-
ſonderen Unterſtreichung der angeblichen Regierungshilfe
für antiſemitiſche Kandidaturen gegen Freiſinnige gar zu
deutlich heraus, und es verrät einen bedenklichen Grad
von Nervöſität, wenn die Freiſ. Zeitung, die bislang den
Stürmern und Drängern im freiſinnigen Lager gegenüber
ihre Ruhe bewahrt hat, auf dieſen klerikalen Leim ſich locken
läßt und meint, „dergleichen“ veröffentlicht die Germania
ſicherlich nicht „ohne genaue Information“. In dieſem
Punkte befindet ſich die Freiſinnige Zeitung arg im Irr-
tum, wie die verſchiedenen Kuckuckseier beweiſen, die die
klerikale Preſſe ſeit Jahresfriſt bald ins konſervative, bald
ins liberale Neſt legt; die Blockparteien ſollten nachgerade
an „dergleichen“ freundliche Ueberraſchungen aus dem
Nachbarhauſe gewöhnt ſein.

Am 18. März.

Heute, am 60. Jahrestag der Berliner Straßenkämpfe,
ſollten bekanntlich nicht nur die üblichen Demonſtrationen
an den Gräbern der ſogenannten Märzgefallenen im Fried-
richshain ſtattfinden, ſondern außerdem große Wahlrechts-
kundgebungen in ganz Preußen. Um dieſe Verſammlungen
nicht etwa zu ermöglichen, denn ſie können ſelbſtverſtänd-
lich auch in den Abendſtunden ſtattfinden, ſondern demon-
ſtrativer zu machen, haben die ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften
verſucht, von den Arbeitgebern auf dem Wege freundlicher
Vorſtellungen die Freigabe eines Vierteltages zu erreichen,
offenbar, weil man ſich von einem Aufruf zu eigenmächtiger
Arbeitseinſtellung angeſichts der Erfahrungen bei der Mai-
feier und der ſinkenden Konjunktur wenig Erfolg verſprach.
Der Verſuch iſt aber mißglückt, und ſo fragt es ſich nun,
inwieweit und mit welchem Erfolg man den heutigen Tag
in Preußen trotzdem zu einem Demonſtrationstag beſon-
derer Art zu geſtalten verſuchen wird. Daß ſolche Demon-
ſtrationen unter unſeren Verhältniſſen keinen vernünftigen
Zweck haben, ſondern höchſtens die reaktionären Kräfte
ſtärken, iſt ſchon oft geſagt worden. Außerdem aber beſteht,
wenigſtens für die preußiſchen Großſtädte, die Gefahr
ernſter Zuſammenſtöße, da die Polizei überall Weiſungen
erhalten hat, tumultuariſche Kundgebungen ſtrengſtens zu
unterdrücken. So kann man dem Verlauf des heutigen
Tages nicht ohne Sorge entgegenſehen. Im übrigen ſei
erwähnt, daß auch hier in München eine Art Demon-
[Spaltenumbruch] ſtrationsverſammlung einberufen iſt und daß der betref-
fende Aufruf unter Verleugnung ſeines ſozialdemokratiſchen
Charakters ſich an die freiheitlich geſinnte Bevölkerung
der bayeriſchen Hauptſtadt wendet. Es wird aber wohl
nicht viel dabei herauskommen.


(Privattele-
gramm.
) Bereits beim früheſten Morgengrauen wurde
es heute auf dem im Friedrichshain gelegenen Friedhof
der Märzgefallenen
lebendig. In kleinen Trupps
kamen ſchon kurz nach 6 Uhr die erſten Demonſtranten,
größtenteils Arbeiter, die ſich auf dem Wege zur Arbeit
befanden. Nach und nach wurden die Scharen dichter. Der
amtierende Leutnant, der die Kranzſchleifen auf zu revolu-
tionär anmutende Widmungen zu prüfen hatte, mußte
mehr als 40 Schleifen abſchneiden. Beſonders fielen die
von den Anarchiſten niedergelegten Kränze mit ſchwar-
zen Schleifen auf, von denen faſt ein Dutzend niedergelegt
wurde. Das Publikum verhielt ſich durchweg ruhig. Für
die Nachmittagſtunden wird ein größerer Andrang erwartet.

Die preußiſchen Landtagswahlen.

Der Germania zufolge ſollen die Wahlmännerwahlen
zum preußiſchen Abgeordnetenhauſe am 4. Juni, alſo un-
mittelbar vor dem Pfingſtfeſte (7. und 8. Juni) ſtattfinden.
Die Nachricht iſt vorerſt noch mit Vorſicht aufzunehmen.

Ein ſingierter Kaiſerbrief.

* Die Lorbeeren der Times in ihrem Flibuſtierzug
gegen den Brief Kaiſer Wilhelms an Lord Tweedmouth
ſcheinen andere ausländiſche Blätter nicht ſchlafen zu
laſſen. So telegraphiert der römiſche Korreſpondent des in
Turin erſcheinenden Momento über einen Vorfall, der
ſich unter der Regierung König Humberts von Italien zu-
getragen haben ſoll, folgendes:

„Kaiſer Wilhelm ſchrieb an König Humbert einen Brief,
der jenem ähnlich war, den er dem engliſchen Marineminiſter
geſendet hat. In dieſem Briefe äußerte der Kaiſer Beſorgniſſe
über die enorme Entwicklung der Kriegsmarinen und der da-
durch verurſachten rieſigen Unkoſten.“

Im Fall der Times war immerhin der Brief echt und
nur die Inhaltsangabe gefälſcht. Im Fall des Momento
iſt, wie die Süddeutſche Reichskorreſpondenz feſtſtellt,
alles falſch.

Crispi über Bismarck.

* In der Halbmonatsſchrift März veröffentlicht Dr.
Diomede Carito Erinnerungen an Francesco Crispi. Es
iſt intereſſant, was Crispi über Bismarck und die aus-
wärtige Politik äußerte. Darüber erzählt Carito:

Als Graf D .... ſeinen Unwillen gegen den rohen Cha-
rakter des eiſernen Kanzlers geäußert hatte, fixierte er Fran-
cesco Crispi, als erwarte er eine Beſtätigung ſeiner Worte.
Crispi bemerkte, ohne ſich aufzuregen, „daß ſolche Vorwürfe gegen
Bismarck nur den guten Glauben jener bewieſen, die ihn ver-
leumdeten, ohne ein volles Bewußtſein von der Tragweite ihrer
Worte zu haben. „Dieſe Meinung“, fuhr er fort, „wird von
allen geteilt, die für ihre Zeit kein Verſtändnis haben und
wachend träumen, da ſie glauben, in der ſchönen Zeit der Diplo-
matie des ſechzehnten, ſiebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts
zu leben, die voll von Hofintrigen, perſönlichen Empfindlichkeiten
und einer Politik oft recht ſchlecht verſtandener Intereſſen war.
Das war eine Diplomatie, die den Kultus der Heuchelei hoch hielt
und das Phraſendrechſeln bevorzugte, weil es auf die beſte Art
und Weiſe mindeſtens den Anſchein erweckte, als verbärgen ſich
eigene Gedanken dahinter. Heutzutage ruht die Achſe der aus-
wärtigen Politik eines Landes auf vollſtändig unperſönlichen
Gründen, und beſonders auf den hiſtoriſchen, geographiſchen,
wirtſchaftlichen, induſtriellen Verhältniſſen. Daraus ſetzen ſich
die Elemente für die politiſche Orientierung eines Landes zu-
ſammen. Wer berufen iſt, die auswärtige Politik
eines Landes zu leiten, befindet ſich heute in
der Lage eines Mechanikers, der eine gegebene
Maſchine führen ſoll.
Er muß ſich gewiſſenhaft an die
Regeln der Mechanik halten und darf nicht ſeinen eigenen Im-
pulſen und noch weniger ſeinen Launen folgen. Gerade hier läßt
ſich der gewaltige Fortſchritt in der Politik und der Diplomatie
erkennen, daß man ſich einer Sprache bedient, die der Vergangen-
heit gerade entgegengeſetzt iſt. Man hat mit Recht hervorge-
hoben, daß die barbariſchen Völker die Verſtellungskunſt für eine
Haupttugend halten. Wer am ſchlaueſten vorgeht und ſeine Ziele
am beſten zu verbergen weiß, den betrachteten ſie als den
[Spaltenumbruch] Klügſten. Der Fortſchritt ſchlägt einen entgegengeſetzten Weg
ein. Die engliſchen Politiker vor allem haben das Verdienſt,
ſeit der ruhmreichen fortſchrittlichen Phaſe der Geſchichte ihres
Landes das durch beſtimmte Linien präziſierte Programm als
Drehpunkt für die Verfolgung ihrer Pläne eingeführt zu haben.
Der eiſerne Kanzler, der das vollſte Bewußtſein und den klarſten
Blick für ſeinen eigenen Wert und den ſeiner Nation beſitzt und
ein rationelles, wohlbegrenztes Programm verfolgt, hat unter
anderen das Verdienſt, am meiſten dazu beigetragen zu haben,
das politiſche und diplomatiſche Weſen von den alten Ueber-
lieferungen zu befreien, die heutzutage keine Exiſtenzberechtigung
mehr haben. Es wird ihm immer zum Ruhme gereichen, daß er
dazu beitrug, das formaliſtiſche Element aus der diplomatiſchen
Welt zu verbannen, daß er es durch das rationelle — man könnte
ſagen, durch das wiſſenſchaftliche — erſetzte. Im Gegenſatze zu
Thiers halte ich an dem Prinzip feſt, daß ſich die Kulturſtufe eines
Landes nach der Klarheit der Sprache beſtimmen läßt, die ſeine
politiſchen Männer führen. Vergleichen Sie die ruſſiſche mit der
engliſchen Diplomatie! Sie werden dann auf der einen Seite
ein Bild des fortſchreitenden, evolutioniſtiſchen Geiſtes im
ſchönſten und ſympathiſchſten Sinne des Wortes finden, dagegen
auf der anderen Seite Anhänglichkeit an veraltete Methoden
und veraltete Syſteme, Widerſpenſtigkeit gegen den wirklichen
Fortſchrittsgeiſt, der die Seele des modernen Lebens ausmacht.“
Ueber die Erhöhung der Offiziersgehalte in Oeſterreich-
Ungarn

ſchreibt uns unſer Wiener F.-Korreſpondent:

Es iſt zweckdienlich und anerkennenswert, daß ſowohl
die gemeinſame Regierung wie die parlamentariſchen
Körperſchaften Oeſterreichs mit größerem Nachdruck als bis-
her für die Ausgeſtaltung der Armee und damit auch für
die Erhöhung der Gehalte der Offiziere eintreten, um end-
lich den Widerſtand Ungarns zu überwinden. Die Zähig-
keit, mit der man von öſterreichiſcher Seite Ungarn veran-
laßte, den zehnjährigen wirtſchaftlichen Ausgleich aufs neue
einzugehen, beweiſt, daß billige Forderungen, energiſch
vertreten, ſchließlich doch gegenüber dem Widerſtreben Un-
garns durchdringen. Die zunächſt aktuelle Frage iſt die
der Erhöhung der Offiziersgehalte. Innerhalb der öſter-
reichiſchen Delegation gab es eine Gruppe, aus konſerva-
tiven und klerikalen Elementen beſtehend, die den Kampf
jetzt ſchon aufnehmen wollte; und wenn auch zunächſt eine
zuwartende Politik beſchloſſen wurde, ſo geſchah dies doch
nur, um im Mai die endgültige Löſung in die Hand zu
nehmen.

Auf die Weigerung der ungariſchen Delegation hin,
erklärte die Reichsregierung durch den Mund des Vor-
ſitzenden im gemeinſamen Miniſterrat, Frhrn. v. Aehren-
thal, daß die Delegationen im Mai zu einer Sitzung ein-
berufen und daß von der Regierung mit Nachdruck auf die
Erhöhung der Offiziersgehalte hingewirkt werden ſolle;
die Miniſter verſprachen, ſich mit allen Kräften für die Er-
ledigung der Frage einzuſetzen. Daraufhin kam ein ein-
ſtimmiger Beſchluß der öſterreichiſchen Delegation zuſtande,
der den ungariſchen Standpunkt für unhaltbar erklärte,
und konſtatierte, daß man nur deshalb zuwarte, weil man
die Angelegenheit in wenigen Monaten zu beenden hoffe.
Will ſich die ungariſche Parlamentsmehrheit demgegenüber
noch immer ſpröde verhalten? Will die regierende Koa-
lition den Unwillen des Offizierkorps und zwar insbeſon-
dere der ungariſchen Offiziere der gemeinſamen Armee wie
der Landwehr noch vergrößern? Wäre politiſche Klugheit
der Ratgeber der Parlamentsmehrheit, ſo hätte ſie bereits
früher eingelenkt. So wird ſie nach langem Sträuben doch
keine andere Wahl haben als zurückzuweichen.

Beſuch deutſcher Geiſtlichen in England.

— Wie es kürzlich hieß, ſieht man in England einem Beſuch
deutſcher Geiſtlichen entgegen. Der Beſuch ſoll vom 26. Mai bis
zum 3. Juni dauern und man nimmt an, daß ſich etwa 120 Geiſt-
liche daran beteiligen werden. Wie mehrere Blätter mitteilen,
ſollten an der Fahrt nach England Vertreter der beiden chriſtlichen
Konfeſſionen aber auch Rabbiner teilnehmen, bezw. zur Teil-
nahme aufgefordert werden, wobei die Zahlenverhältniſſe der
Konfeſſionen als Grundlage für die Anzahl der Vertreter dienen.
Wie die Koblenzer Zentral-Auskunftsſtelle der katholiſchen Preſſe
erfährt, iſt an deutſche Biſchöfe das Erſuchen geſtellt worden,
katholiſche Geiſtliche zur Beteiligung an der Fahrt nach England
aufzufordern. Dieſe Bitte iſt aber abſchlägig beſchieden wor-
den. Der Gedanke dieſer Fahrt ſcheint auch uns ziemlich abſtrus.

(Letzte Nachrichten ſiehe Seite 7.)


[Spaltenumbruch]
Pariſer Brief.

Kleinkrieg auf dem Theater. — Chantecler, — Ein neuer Triſtan.

Der nahende Frühling erhitzt, erregt die Gemüter: die
alten Roſinanten vor den noch älteren Vehikeln ſpitzen die
Ohren, wenn „ſie“ vorüberzieht; „ſie“ wird begrüßt mit,
freudig ſein ſollendem Gewieher; ein Luftſprung; und
dann ſtehen ſie wieder fad und langweilig da, ſo ſtumpf-
ſinnig wie in den ſchwärzeſten Wintertagen. Die Herren
Straßenköter ſind von einer ſchrecklichen Nervoſität, ebenſo
die Schoßhündchen und der ſauber gewaſchene Salonhund.
Und die Menſchen? Da gärt und ſprudelt es ge-
waltig. Man liebt und haßt mit größerer Intenſität; die
Diskuſſionen nehmen gewaltige Dimenſionen an; ein Wort
gibt das andere; die Gegner, ſei es in der Liebe oder im
Haß, werden immer hitziger, bis nach langem Ringen der
Gipfel, in dem einen Falle der Kuß, im anderen aber das
Zerwürfnis, die „Todfeindſchaft“ erreicht iſt. Dem Bürger
wird in einem ſolchen Falle der erreichte Gipfel ziemlich
egal ſein, denn er iſt ſicher, daß er und ſein Gegner, oder
ſeine Gegnerin, Arm in Arm in größter Eintracht von der
Höhe wieder abſteigen in das Tal der Alltäglichkeit. Nicht
ſo dürfte es mit der „species homo“ ſein, die den Bürger
durch die Malerei, die Bildhauerei, die Muſik oder das
Theater erheitern, erheben oder erſchüttern ſoll. Da nimmt
jede Angelegenheit eine ungleich bedeutendere Geſtalt an;
in dem Liebeslebensſchifflein will jede der zwei Perſonen
den Kapitän ſpielen (ſoll bei den Bürgern auch vorkom-
men); das gebrechliche Fahrzeug wird von den böſen
Wellen gar arg hin und her geſchleudert, ſolange, bis es
halb wrack nicht in den Hafen der Ehe, ſondern dicht da-
neben auf den öden Strand geworfen wird. Und wenn ſie
erſt haſſen und ſich ſtreiten, daß die Federn fliegen: Faſt
jeder Konflikt wird tragiſch und — der Prozeß iſt da. Dies
alles muß einem gerade dort auffallen, wo eigentlich die
größte Eintracht und — Selbſtloſigkeit herrſchen ſollte: —
auf den Brettern, die die Welt bedeuten ſollten, ſtreiten
ſich die Leute herum, daß man ſeine wahre Freude daran
haben kann.

Da haben wir es jetzt erleben müſſen, daß zwiſchen
Herrn Claretie, dem Verwalter der Comédie Francaiſe,
und den Herren Mirbeau und Natanſon der heilige Krieg
[Spaltenumbruch] erklärt iſt. Claretie hatte das neueſte Werk der beiden
Herren „le Foyer“ angenommen, ließ ſchon Proben ab-
halten; das Bild Joſephinens, das den Salon des Helden
Baron Courtin, Senator und Mitglied der oberſten „Vier-
zig“ (natürlich bloß im Stücke), ſchmücken ſollte, wurde ſchon
im Louvre kopiert: die Koſtüme waren in Arbeit, kurz alles
ging den Gang, wie er gegangen werden wollte und ſollte;
da fiel es Herrn Claretie plötzlich ein, daß der Charakter
des Barons Courtin dort ein wenig zu viel bei den wirk-
lichen oberſten „Vierzig“ Anſtoß erregen würde. Mir-
beau und Natanſon verweigerten jede Umarbeitung: das
Stück war angenommen worden, die Proben im Gange;
wenn Claretie etwas am „Foyer“ auszuſetzen gehabt hätte,
ſo hätte er dies vor den Proben tun ſollen. Wie in der
wirklichen Welt wurde ein Ultimatum geſtellt und Mirbeau
mit ſamt Natanſon aus den geheiligten Hallen der Comédie
Françaiſe hinauskomplimentiert. Was folgt? Prozeß.
Natürlich auf großen Schadenerſatz. Man ſpricht von
300,000 Franken! Wer zahlt aber nun die Ausgaben, die
für die Inſzenierung des „Foyer“ ſchon gemacht worden
waren? Laſſen es ſich die Aktionäre der Comédie Françaiſe
gefallen, daß der Herr Direktor des erſten Theaters Frank-
reichs, G. m. b. H., unnütz Tauſende von Franken aus dem
Fenſter wirft, dazu noch einen Prozeß auf dem Halſe hat,
deſſen Koſten er auch noch berappen muß? Wahrſcheinlich
wird Herr Claretie die ganze Suppe, die er ſich da ein-
gebrockt hat, allein auslöffeln müſſen. Jedenfalls ſind ſie
jetzt ſo weit, daß „le Foyer“ vom Spielplan des Hauſes
Molières verſchwunden iſt, an ſeine Stelle wird ein Schau-
ſpiel von Henri Lavedan treten, und außerdem wird
„Marion Delorme“ von Viktor Hugo wieder gegeben
werden.

Daß der Sängerinnenkrieg zwiſchen Madame Litvinne,
Mademoiſelle Bréval und Mademoiſelle Grandjean luſtig
weiter geht, und die bizarrſten Blüten treibt, iſt ſelbſtver-
ſtändlich. Großes Erſtaunen im Kriegslager der Parteien.
Pierre Lato, der Muſikkritiker, war an Stelle Guſtave
Dorets als muſikaliſcher Ratgeber für die „Alceſte“ be-
ſtimmt worden. Bemerkt muß werden, daß Lalo der größte
Feind Madame Litvinnes iſt, die er bei jeder Gelegenheit
in ſehr ungalanter Weiſe in den Schmutz zieht. „Alceſte“
ſoll aber von Madame Litvinne in der Opéra Comique
geſungen werden, und jetzt der Schlag aus dem Lager
[Spaltenumbruch] Mademoiſelle Brévals, zu deren Feldherren Pierre Lalo
gehört! Wie wird Mme. Litvinne ſich aus der Affäre
ziehen? Zu aller Welt Erſtaunen ſang ſie jedoch „Alceſte“,
erzielte wie immer den größten Erfolg und ſchien gar nichts
von Pierre Lalo zu wiſſen! Doch des Rätſels Löſung er-
folgte heute: Es erſchien eine Notiz, wo die „Gaffe“, die
Carré, der Leiter der Opéra Comique, gemacht hatte, ver-
tuſcht wurde, indem man dementierte, daß Pierre Lalo an
der Opéra Comique irgendwelche Funktionen inne hätte.
Man darf geſpannt ſein, wie der Krieg zwiſchen Litvinne
und Bréval erſt ſein wird, wenn die erſtere ihr Engage-
ment an der Großen Oper im April antritt und dort die
Rolle ſingen wird, die Mademoiſelle Bréval bis jetzt inne
gehabt hat. Den Herren, die jetzt das Ruder in der Hand
haben, ſoll’s recht ſchlecht gehen, und vielleicht gewinnt ſo-
gar Pedro Gailhard, der frühere Leiter, ſeine Wette. Er
hat gewettet, daß er vor Ablauf des Jahres 1908 wieder
in die Große Oper einziehen wird! Man bedenke, daß jedes
neue Werk 150,000 Fanken der Großen Oper koſtet (Opéra
Comique gibt 80,000—100,000 Franken aus). Gefällt das
Werk nicht, ſo ſind 150,000 Franken beim Teufel! Ein
ganz nettes Riſiko! Brouſſan und Meſſager wollen jetzt
wieder „Hyppolyte und Aricie“ von Rameau geben, das
vor 120 Jahren volle Theater gemacht hatte. Doch ver-
langen ſie, daß dieſe Oper ihnen als „neues Werk“ gerech-
net wird, um ſo wenigſtens an wirklichen Uraufführungen
ſparen zu können.

Kehren wir wieder zum Schauſpiel zurück. Am
31. März wird in Paris eine Premiere ſtattfinden, die
Senſation erregen wird, die Uraufführung von Edmond
Roſtands „Chantecler“! Und zwar hat das Theater der
Porte St. Martin das Glück (?), den neueſten Roſtand, der
immerhin ſchon ſeine drei Jahre alt iſt, aus der Taufe zu
heben. „Chantecler“ iſt ein Stück, in dem kein Menſch eine
Rolle ſpielt. Das klingt bizarr; dem iſt aber ſo, denn es
ſind die Tiere, die dort philoſophiſche Dialoge, wahr-
ſcheinlich über uns Menſchen, halten werden. Coquelin
der Aeltere wird, wie ſchon ſein Name ſagt, den Hahn
ſpielen, während ſich Jean Coquelin des Hofhundes an-
nimmt. Die Inſzenierung ſoll ungeheure Schwierigkeiten
bieten, doch wird wohl alles bis zum 31. März fertig ſein.
Zum Schluß noch eine große Neuigkeit: Debuſſy, der Kom-
poniſt von „Pelléas und Meliſande“, will einen neuen

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[2/0002] München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908. Nr. 131. Politiſche Rundſchau Klerikale Kuckuckseier. *** Es iſt auffällig, daß gleichzeitig mit der Weſer- zeitung auch der Bayeriſche Kurier die inzwiſchen von dem Bremer Blatte ſowohl wie von der Norddeutſchen Allge- meinen Zeitung als falſch gekennzeichnete Nachricht gebracht hat, die preußiſchen Konſervativen wollten im Einver- ſtändnis mit der Regierung und mit Unterſtützung des Zentrums die freiſinnigen Parteien bei den bevorſtehenden Landtagswahlen an die Wand drücken. Dieſe Duplizität der Meldung läßt den Schluß zu, daß die Quelle in beiden Fällen die gleiche iſt und im klerikalen Lager ent- ſpringt. Dort unterminiert man ja ſeit Monaten den Block, mit mehr und meiſt mit weniger Geſchick, immer aber mit „Luſt und Liebe“. Und nichts konnte dem Zentrum gelegener kommen, als in der kritiſchen Zeit der Entſchei- dung über Vereinsgeſetz und Börſenreform ein bißchen neue Aufregung ins freiſinnige Lager zu tragen, und den Konſervativen das verlockende Zukunftsbild einer abſoluten Herrſchaft im preußiſchen Parlamente vorzuhalten. Die Zentrumspreſſe gibt ſich denn auch mit den kategoriſchen Erklärungen der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung wie der Weſerzeitung noch nicht geſchlagen. Und zwar iſt es die Germania, die jetzt den Faden weiter ſpinnt. Wie ihr nämlich gemeldet wird, „hat eine Intervention ſeitens einzelner politiſchen Beamten be- reits gegen freiſinnige Kandidaturen ſtatt- gefunden, insbeſondere wurde auch mit maßgebenden und einflußreichen Mitgliedern der Zentrumspartei nach dieſer Richtung Fühlung genommen. ... Selbſt auf antiſemi- tiſche reſp. deutſch-ſoziale Kandidaten hat ſich dieſe Für- ſorge der Behörden erſtreckt. Demnach ſollte man an- nehmen, daß auch dieſe unter die Regierungsfittiche ge- nommen werden ſollen, wo es ſich um den Kampf gegen die Freiſinnigen handelt.“ Der Pferdefuß ſieht aus der be- ſonderen Unterſtreichung der angeblichen Regierungshilfe für antiſemitiſche Kandidaturen gegen Freiſinnige gar zu deutlich heraus, und es verrät einen bedenklichen Grad von Nervöſität, wenn die Freiſ. Zeitung, die bislang den Stürmern und Drängern im freiſinnigen Lager gegenüber ihre Ruhe bewahrt hat, auf dieſen klerikalen Leim ſich locken läßt und meint, „dergleichen“ veröffentlicht die Germania ſicherlich nicht „ohne genaue Information“. In dieſem Punkte befindet ſich die Freiſinnige Zeitung arg im Irr- tum, wie die verſchiedenen Kuckuckseier beweiſen, die die klerikale Preſſe ſeit Jahresfriſt bald ins konſervative, bald ins liberale Neſt legt; die Blockparteien ſollten nachgerade an „dergleichen“ freundliche Ueberraſchungen aus dem Nachbarhauſe gewöhnt ſein. Am 18. März. Heute, am 60. Jahrestag der Berliner Straßenkämpfe, ſollten bekanntlich nicht nur die üblichen Demonſtrationen an den Gräbern der ſogenannten Märzgefallenen im Fried- richshain ſtattfinden, ſondern außerdem große Wahlrechts- kundgebungen in ganz Preußen. Um dieſe Verſammlungen nicht etwa zu ermöglichen, denn ſie können ſelbſtverſtänd- lich auch in den Abendſtunden ſtattfinden, ſondern demon- ſtrativer zu machen, haben die ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften verſucht, von den Arbeitgebern auf dem Wege freundlicher Vorſtellungen die Freigabe eines Vierteltages zu erreichen, offenbar, weil man ſich von einem Aufruf zu eigenmächtiger Arbeitseinſtellung angeſichts der Erfahrungen bei der Mai- feier und der ſinkenden Konjunktur wenig Erfolg verſprach. Der Verſuch iſt aber mißglückt, und ſo fragt es ſich nun, inwieweit und mit welchem Erfolg man den heutigen Tag in Preußen trotzdem zu einem Demonſtrationstag beſon- derer Art zu geſtalten verſuchen wird. Daß ſolche Demon- ſtrationen unter unſeren Verhältniſſen keinen vernünftigen Zweck haben, ſondern höchſtens die reaktionären Kräfte ſtärken, iſt ſchon oft geſagt worden. Außerdem aber beſteht, wenigſtens für die preußiſchen Großſtädte, die Gefahr ernſter Zuſammenſtöße, da die Polizei überall Weiſungen erhalten hat, tumultuariſche Kundgebungen ſtrengſtens zu unterdrücken. So kann man dem Verlauf des heutigen Tages nicht ohne Sorge entgegenſehen. Im übrigen ſei erwähnt, daß auch hier in München eine Art Demon- ſtrationsverſammlung einberufen iſt und daß der betref- fende Aufruf unter Verleugnung ſeines ſozialdemokratiſchen Charakters ſich an die freiheitlich geſinnte Bevölkerung der bayeriſchen Hauptſtadt wendet. Es wird aber wohl nicht viel dabei herauskommen. n. Berlin, 18. März. 1.15 N. (Privattele- gramm.) Bereits beim früheſten Morgengrauen wurde es heute auf dem im Friedrichshain gelegenen Friedhof der Märzgefallenen lebendig. In kleinen Trupps kamen ſchon kurz nach 6 Uhr die erſten Demonſtranten, größtenteils Arbeiter, die ſich auf dem Wege zur Arbeit befanden. Nach und nach wurden die Scharen dichter. Der amtierende Leutnant, der die Kranzſchleifen auf zu revolu- tionär anmutende Widmungen zu prüfen hatte, mußte mehr als 40 Schleifen abſchneiden. Beſonders fielen die von den Anarchiſten niedergelegten Kränze mit ſchwar- zen Schleifen auf, von denen faſt ein Dutzend niedergelegt wurde. Das Publikum verhielt ſich durchweg ruhig. Für die Nachmittagſtunden wird ein größerer Andrang erwartet. Die preußiſchen Landtagswahlen. Der Germania zufolge ſollen die Wahlmännerwahlen zum preußiſchen Abgeordnetenhauſe am 4. Juni, alſo un- mittelbar vor dem Pfingſtfeſte (7. und 8. Juni) ſtattfinden. Die Nachricht iſt vorerſt noch mit Vorſicht aufzunehmen. Ein ſingierter Kaiſerbrief. * Die Lorbeeren der Times in ihrem Flibuſtierzug gegen den Brief Kaiſer Wilhelms an Lord Tweedmouth ſcheinen andere ausländiſche Blätter nicht ſchlafen zu laſſen. So telegraphiert der römiſche Korreſpondent des in Turin erſcheinenden Momento über einen Vorfall, der ſich unter der Regierung König Humberts von Italien zu- getragen haben ſoll, folgendes: „Kaiſer Wilhelm ſchrieb an König Humbert einen Brief, der jenem ähnlich war, den er dem engliſchen Marineminiſter geſendet hat. In dieſem Briefe äußerte der Kaiſer Beſorgniſſe über die enorme Entwicklung der Kriegsmarinen und der da- durch verurſachten rieſigen Unkoſten.“ Im Fall der Times war immerhin der Brief echt und nur die Inhaltsangabe gefälſcht. Im Fall des Momento iſt, wie die Süddeutſche Reichskorreſpondenz feſtſtellt, alles falſch. Crispi über Bismarck. * In der Halbmonatsſchrift März veröffentlicht Dr. Diomede Carito Erinnerungen an Francesco Crispi. Es iſt intereſſant, was Crispi über Bismarck und die aus- wärtige Politik äußerte. Darüber erzählt Carito: Als Graf D .... ſeinen Unwillen gegen den rohen Cha- rakter des eiſernen Kanzlers geäußert hatte, fixierte er Fran- cesco Crispi, als erwarte er eine Beſtätigung ſeiner Worte. Crispi bemerkte, ohne ſich aufzuregen, „daß ſolche Vorwürfe gegen Bismarck nur den guten Glauben jener bewieſen, die ihn ver- leumdeten, ohne ein volles Bewußtſein von der Tragweite ihrer Worte zu haben. „Dieſe Meinung“, fuhr er fort, „wird von allen geteilt, die für ihre Zeit kein Verſtändnis haben und wachend träumen, da ſie glauben, in der ſchönen Zeit der Diplo- matie des ſechzehnten, ſiebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts zu leben, die voll von Hofintrigen, perſönlichen Empfindlichkeiten und einer Politik oft recht ſchlecht verſtandener Intereſſen war. Das war eine Diplomatie, die den Kultus der Heuchelei hoch hielt und das Phraſendrechſeln bevorzugte, weil es auf die beſte Art und Weiſe mindeſtens den Anſchein erweckte, als verbärgen ſich eigene Gedanken dahinter. Heutzutage ruht die Achſe der aus- wärtigen Politik eines Landes auf vollſtändig unperſönlichen Gründen, und beſonders auf den hiſtoriſchen, geographiſchen, wirtſchaftlichen, induſtriellen Verhältniſſen. Daraus ſetzen ſich die Elemente für die politiſche Orientierung eines Landes zu- ſammen. Wer berufen iſt, die auswärtige Politik eines Landes zu leiten, befindet ſich heute in der Lage eines Mechanikers, der eine gegebene Maſchine führen ſoll. Er muß ſich gewiſſenhaft an die Regeln der Mechanik halten und darf nicht ſeinen eigenen Im- pulſen und noch weniger ſeinen Launen folgen. Gerade hier läßt ſich der gewaltige Fortſchritt in der Politik und der Diplomatie erkennen, daß man ſich einer Sprache bedient, die der Vergangen- heit gerade entgegengeſetzt iſt. Man hat mit Recht hervorge- hoben, daß die barbariſchen Völker die Verſtellungskunſt für eine Haupttugend halten. Wer am ſchlaueſten vorgeht und ſeine Ziele am beſten zu verbergen weiß, den betrachteten ſie als den Klügſten. Der Fortſchritt ſchlägt einen entgegengeſetzten Weg ein. Die engliſchen Politiker vor allem haben das Verdienſt, ſeit der ruhmreichen fortſchrittlichen Phaſe der Geſchichte ihres Landes das durch beſtimmte Linien präziſierte Programm als Drehpunkt für die Verfolgung ihrer Pläne eingeführt zu haben. Der eiſerne Kanzler, der das vollſte Bewußtſein und den klarſten Blick für ſeinen eigenen Wert und den ſeiner Nation beſitzt und ein rationelles, wohlbegrenztes Programm verfolgt, hat unter anderen das Verdienſt, am meiſten dazu beigetragen zu haben, das politiſche und diplomatiſche Weſen von den alten Ueber- lieferungen zu befreien, die heutzutage keine Exiſtenzberechtigung mehr haben. Es wird ihm immer zum Ruhme gereichen, daß er dazu beitrug, das formaliſtiſche Element aus der diplomatiſchen Welt zu verbannen, daß er es durch das rationelle — man könnte ſagen, durch das wiſſenſchaftliche — erſetzte. Im Gegenſatze zu Thiers halte ich an dem Prinzip feſt, daß ſich die Kulturſtufe eines Landes nach der Klarheit der Sprache beſtimmen läßt, die ſeine politiſchen Männer führen. Vergleichen Sie die ruſſiſche mit der engliſchen Diplomatie! Sie werden dann auf der einen Seite ein Bild des fortſchreitenden, evolutioniſtiſchen Geiſtes im ſchönſten und ſympathiſchſten Sinne des Wortes finden, dagegen auf der anderen Seite Anhänglichkeit an veraltete Methoden und veraltete Syſteme, Widerſpenſtigkeit gegen den wirklichen Fortſchrittsgeiſt, der die Seele des modernen Lebens ausmacht.“ Ueber die Erhöhung der Offiziersgehalte in Oeſterreich- Ungarn ſchreibt uns unſer Wiener F.-Korreſpondent: Es iſt zweckdienlich und anerkennenswert, daß ſowohl die gemeinſame Regierung wie die parlamentariſchen Körperſchaften Oeſterreichs mit größerem Nachdruck als bis- her für die Ausgeſtaltung der Armee und damit auch für die Erhöhung der Gehalte der Offiziere eintreten, um end- lich den Widerſtand Ungarns zu überwinden. Die Zähig- keit, mit der man von öſterreichiſcher Seite Ungarn veran- laßte, den zehnjährigen wirtſchaftlichen Ausgleich aufs neue einzugehen, beweiſt, daß billige Forderungen, energiſch vertreten, ſchließlich doch gegenüber dem Widerſtreben Un- garns durchdringen. Die zunächſt aktuelle Frage iſt die der Erhöhung der Offiziersgehalte. Innerhalb der öſter- reichiſchen Delegation gab es eine Gruppe, aus konſerva- tiven und klerikalen Elementen beſtehend, die den Kampf jetzt ſchon aufnehmen wollte; und wenn auch zunächſt eine zuwartende Politik beſchloſſen wurde, ſo geſchah dies doch nur, um im Mai die endgültige Löſung in die Hand zu nehmen. Auf die Weigerung der ungariſchen Delegation hin, erklärte die Reichsregierung durch den Mund des Vor- ſitzenden im gemeinſamen Miniſterrat, Frhrn. v. Aehren- thal, daß die Delegationen im Mai zu einer Sitzung ein- berufen und daß von der Regierung mit Nachdruck auf die Erhöhung der Offiziersgehalte hingewirkt werden ſolle; die Miniſter verſprachen, ſich mit allen Kräften für die Er- ledigung der Frage einzuſetzen. Daraufhin kam ein ein- ſtimmiger Beſchluß der öſterreichiſchen Delegation zuſtande, der den ungariſchen Standpunkt für unhaltbar erklärte, und konſtatierte, daß man nur deshalb zuwarte, weil man die Angelegenheit in wenigen Monaten zu beenden hoffe. Will ſich die ungariſche Parlamentsmehrheit demgegenüber noch immer ſpröde verhalten? Will die regierende Koa- lition den Unwillen des Offizierkorps und zwar insbeſon- dere der ungariſchen Offiziere der gemeinſamen Armee wie der Landwehr noch vergrößern? Wäre politiſche Klugheit der Ratgeber der Parlamentsmehrheit, ſo hätte ſie bereits früher eingelenkt. So wird ſie nach langem Sträuben doch keine andere Wahl haben als zurückzuweichen. Beſuch deutſcher Geiſtlichen in England. — Wie es kürzlich hieß, ſieht man in England einem Beſuch deutſcher Geiſtlichen entgegen. Der Beſuch ſoll vom 26. Mai bis zum 3. Juni dauern und man nimmt an, daß ſich etwa 120 Geiſt- liche daran beteiligen werden. Wie mehrere Blätter mitteilen, ſollten an der Fahrt nach England Vertreter der beiden chriſtlichen Konfeſſionen aber auch Rabbiner teilnehmen, bezw. zur Teil- nahme aufgefordert werden, wobei die Zahlenverhältniſſe der Konfeſſionen als Grundlage für die Anzahl der Vertreter dienen. Wie die Koblenzer Zentral-Auskunftsſtelle der katholiſchen Preſſe erfährt, iſt an deutſche Biſchöfe das Erſuchen geſtellt worden, katholiſche Geiſtliche zur Beteiligung an der Fahrt nach England aufzufordern. Dieſe Bitte iſt aber abſchlägig beſchieden wor- den. Der Gedanke dieſer Fahrt ſcheint auch uns ziemlich abſtrus. (Letzte Nachrichten ſiehe Seite 7.) Pariſer Brief. Kleinkrieg auf dem Theater. — Chantecler, — Ein neuer Triſtan. Der nahende Frühling erhitzt, erregt die Gemüter: die alten Roſinanten vor den noch älteren Vehikeln ſpitzen die Ohren, wenn „ſie“ vorüberzieht; „ſie“ wird begrüßt mit, freudig ſein ſollendem Gewieher; ein Luftſprung; und dann ſtehen ſie wieder fad und langweilig da, ſo ſtumpf- ſinnig wie in den ſchwärzeſten Wintertagen. Die Herren Straßenköter ſind von einer ſchrecklichen Nervoſität, ebenſo die Schoßhündchen und der ſauber gewaſchene Salonhund. Und die Menſchen? Da gärt und ſprudelt es ge- waltig. Man liebt und haßt mit größerer Intenſität; die Diskuſſionen nehmen gewaltige Dimenſionen an; ein Wort gibt das andere; die Gegner, ſei es in der Liebe oder im Haß, werden immer hitziger, bis nach langem Ringen der Gipfel, in dem einen Falle der Kuß, im anderen aber das Zerwürfnis, die „Todfeindſchaft“ erreicht iſt. Dem Bürger wird in einem ſolchen Falle der erreichte Gipfel ziemlich egal ſein, denn er iſt ſicher, daß er und ſein Gegner, oder ſeine Gegnerin, Arm in Arm in größter Eintracht von der Höhe wieder abſteigen in das Tal der Alltäglichkeit. Nicht ſo dürfte es mit der „species homo“ ſein, die den Bürger durch die Malerei, die Bildhauerei, die Muſik oder das Theater erheitern, erheben oder erſchüttern ſoll. Da nimmt jede Angelegenheit eine ungleich bedeutendere Geſtalt an; in dem Liebeslebensſchifflein will jede der zwei Perſonen den Kapitän ſpielen (ſoll bei den Bürgern auch vorkom- men); das gebrechliche Fahrzeug wird von den böſen Wellen gar arg hin und her geſchleudert, ſolange, bis es halb wrack nicht in den Hafen der Ehe, ſondern dicht da- neben auf den öden Strand geworfen wird. Und wenn ſie erſt haſſen und ſich ſtreiten, daß die Federn fliegen: Faſt jeder Konflikt wird tragiſch und — der Prozeß iſt da. Dies alles muß einem gerade dort auffallen, wo eigentlich die größte Eintracht und — Selbſtloſigkeit herrſchen ſollte: — auf den Brettern, die die Welt bedeuten ſollten, ſtreiten ſich die Leute herum, daß man ſeine wahre Freude daran haben kann. Da haben wir es jetzt erleben müſſen, daß zwiſchen Herrn Claretie, dem Verwalter der Comédie Francaiſe, und den Herren Mirbeau und Natanſon der heilige Krieg erklärt iſt. Claretie hatte das neueſte Werk der beiden Herren „le Foyer“ angenommen, ließ ſchon Proben ab- halten; das Bild Joſephinens, das den Salon des Helden Baron Courtin, Senator und Mitglied der oberſten „Vier- zig“ (natürlich bloß im Stücke), ſchmücken ſollte, wurde ſchon im Louvre kopiert: die Koſtüme waren in Arbeit, kurz alles ging den Gang, wie er gegangen werden wollte und ſollte; da fiel es Herrn Claretie plötzlich ein, daß der Charakter des Barons Courtin dort ein wenig zu viel bei den wirk- lichen oberſten „Vierzig“ Anſtoß erregen würde. Mir- beau und Natanſon verweigerten jede Umarbeitung: das Stück war angenommen worden, die Proben im Gange; wenn Claretie etwas am „Foyer“ auszuſetzen gehabt hätte, ſo hätte er dies vor den Proben tun ſollen. Wie in der wirklichen Welt wurde ein Ultimatum geſtellt und Mirbeau mit ſamt Natanſon aus den geheiligten Hallen der Comédie Françaiſe hinauskomplimentiert. Was folgt? Prozeß. Natürlich auf großen Schadenerſatz. Man ſpricht von 300,000 Franken! Wer zahlt aber nun die Ausgaben, die für die Inſzenierung des „Foyer“ ſchon gemacht worden waren? Laſſen es ſich die Aktionäre der Comédie Françaiſe gefallen, daß der Herr Direktor des erſten Theaters Frank- reichs, G. m. b. H., unnütz Tauſende von Franken aus dem Fenſter wirft, dazu noch einen Prozeß auf dem Halſe hat, deſſen Koſten er auch noch berappen muß? Wahrſcheinlich wird Herr Claretie die ganze Suppe, die er ſich da ein- gebrockt hat, allein auslöffeln müſſen. Jedenfalls ſind ſie jetzt ſo weit, daß „le Foyer“ vom Spielplan des Hauſes Molières verſchwunden iſt, an ſeine Stelle wird ein Schau- ſpiel von Henri Lavedan treten, und außerdem wird „Marion Delorme“ von Viktor Hugo wieder gegeben werden. Daß der Sängerinnenkrieg zwiſchen Madame Litvinne, Mademoiſelle Bréval und Mademoiſelle Grandjean luſtig weiter geht, und die bizarrſten Blüten treibt, iſt ſelbſtver- ſtändlich. Großes Erſtaunen im Kriegslager der Parteien. Pierre Lato, der Muſikkritiker, war an Stelle Guſtave Dorets als muſikaliſcher Ratgeber für die „Alceſte“ be- ſtimmt worden. Bemerkt muß werden, daß Lalo der größte Feind Madame Litvinnes iſt, die er bei jeder Gelegenheit in ſehr ungalanter Weiſe in den Schmutz zieht. „Alceſte“ ſoll aber von Madame Litvinne in der Opéra Comique geſungen werden, und jetzt der Schlag aus dem Lager Mademoiſelle Brévals, zu deren Feldherren Pierre Lalo gehört! Wie wird Mme. Litvinne ſich aus der Affäre ziehen? Zu aller Welt Erſtaunen ſang ſie jedoch „Alceſte“, erzielte wie immer den größten Erfolg und ſchien gar nichts von Pierre Lalo zu wiſſen! Doch des Rätſels Löſung er- folgte heute: Es erſchien eine Notiz, wo die „Gaffe“, die Carré, der Leiter der Opéra Comique, gemacht hatte, ver- tuſcht wurde, indem man dementierte, daß Pierre Lalo an der Opéra Comique irgendwelche Funktionen inne hätte. Man darf geſpannt ſein, wie der Krieg zwiſchen Litvinne und Bréval erſt ſein wird, wenn die erſtere ihr Engage- ment an der Großen Oper im April antritt und dort die Rolle ſingen wird, die Mademoiſelle Bréval bis jetzt inne gehabt hat. Den Herren, die jetzt das Ruder in der Hand haben, ſoll’s recht ſchlecht gehen, und vielleicht gewinnt ſo- gar Pedro Gailhard, der frühere Leiter, ſeine Wette. Er hat gewettet, daß er vor Ablauf des Jahres 1908 wieder in die Große Oper einziehen wird! Man bedenke, daß jedes neue Werk 150,000 Fanken der Großen Oper koſtet (Opéra Comique gibt 80,000—100,000 Franken aus). Gefällt das Werk nicht, ſo ſind 150,000 Franken beim Teufel! Ein ganz nettes Riſiko! Brouſſan und Meſſager wollen jetzt wieder „Hyppolyte und Aricie“ von Rameau geben, das vor 120 Jahren volle Theater gemacht hatte. Doch ver- langen ſie, daß dieſe Oper ihnen als „neues Werk“ gerech- net wird, um ſo wenigſtens an wirklichen Uraufführungen ſparen zu können. Kehren wir wieder zum Schauſpiel zurück. Am 31. März wird in Paris eine Premiere ſtattfinden, die Senſation erregen wird, die Uraufführung von Edmond Roſtands „Chantecler“! Und zwar hat das Theater der Porte St. Martin das Glück (?), den neueſten Roſtand, der immerhin ſchon ſeine drei Jahre alt iſt, aus der Taufe zu heben. „Chantecler“ iſt ein Stück, in dem kein Menſch eine Rolle ſpielt. Das klingt bizarr; dem iſt aber ſo, denn es ſind die Tiere, die dort philoſophiſche Dialoge, wahr- ſcheinlich über uns Menſchen, halten werden. Coquelin der Aeltere wird, wie ſchon ſein Name ſagt, den Hahn ſpielen, während ſich Jean Coquelin des Hofhundes an- nimmt. Die Inſzenierung ſoll ungeheure Schwierigkeiten bieten, doch wird wohl alles bis zum 31. März fertig ſein. Zum Schluß noch eine große Neuigkeit: Debuſſy, der Kom- poniſt von „Pelléas und Meliſande“, will einen neuen

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-01-12T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 131, 19. März 1908, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine131_1908/2>, abgerufen am 27.12.2024.