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Allgemeine Zeitung, Nr. 107, 17. April 1849.

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[Spaltenumbruch] Strom der Auswanderung unvermindert zieht, scheint wenigstens so viel
allgemeiner Grundsatz der amerikanischen Einwanderer werden zu wollen
daß nur Bürger oder Schutzverwandte der Union das Recht
haben auf den noch nicht im Privatbesitz befindlichen Län-
dereien nach Gold zu graben oder zu waschen
. Der Militär-
gouverneur General Persifor Smith hat diesen Grundsatz in Panama
ausdrücklich erklärt, und eine Mehrzahl der damals gerade anwesenden
Auswanderer aus den Vereinigten Staaten hat denselben aufgenommen,
und beschlossen die Militärbehörde in Aufrechthaltung desselben nach Kräf-
ten zu unterstützen. Der amerikanische Geschäftsträger in Lima, Hr. F.
Randolph Clay, hat in demselben Sinne unter dem 23 Dec. 1848 an den
Minister des Auswärtigen, D. Felipe Pardo, eine Note gerichtet, und in
Bezug auf in Peru zu Ausbeutung der californischen Goldminen ge-
bildete Gesellschaften auf die Congreßacte vom 5 Mai 1807 ver-
wiesen, nach welcher jede andere Gebahrung mit vereinigten Staatenlän-
dereien als die der Beurbarung und Niederlassung auf denselben nicht zu
dulden ist. Für alle von Europa aber nach Californien abgehenden Gold-
sucher ist dieß von nicht geringer Wichtigkeit, und sollte daher wohl be-
herzigt werden. Vom Senat ist der bisherige Gefandte am Berliner
Hofe, Major Donelson, zum Gesandten bei dem deutschen Reiche ernannt
worden. Senator Hannegan wird an dessen Stelle nach Berlin gehen. Der
Herald vom 7 März bemerkt über letztern daß von einer besondern Befähi-
gung desselben zu Uebernahme des ihm übertragenen Postens bisher noch
nichts verlautet habe, jedenfalls aber werde er besser fortkommen als un-
ser Geschäftsträger Todd in Brasilien, und dieß sey doch schon etwas. Man
hatte vorher vielfach Hrn. Marsh von Vermont an diesen Posten ge-
wünscht, zuletzt aber den Obersten Webb, Herausgeber des New-Yorker
Courier and Enquirer, mit ziemlicher Gewißheit als Gesandten nach Ber-
lin bezeichnet; es ist aber weder das eine noch das andere erfolgt, und Hr.
Hannegan wurde demnach vom Senat einstimmig zu der Berliner Stelle
in Vorschlag gebracht, vom Präsidenten auch hierauf bestätigt. Unsere
praktische Diplomatie liegt übrigens, wie bisher, noch sehr im Argen. Je-
dem Congresse wird eine Umgestaltung wenigstens unserer Consularver-
fassung als dringend nothwendig anempfohlen, und in der Regel auch als
bevorstehend pomphaft angekündigt, allein es bleibt immer beim Alten,
und man kann sich von dem europäischen Schlendrian durchaus nicht los
machen, obgleich sich derselbe bei unseren republicanischen Politikern ganz
unpassend ausnimmt. Eine angebliche grobe Schmuggelei welche sich ei-
ner unserer Geschäftsträger an einem nordischen Hofe, sagt man, hat zu
Schulden kommen lassen, wurde in mehreren unserer Tagesblätter myste-
riös besprochen, und soll selbst in Pravatbriefen erwähnt worden seyn,
wie sie denn auch in Washington ein paar Tage lang das Tagesgespräch
abgab. Allein die Union versichert auf die allerunbefangenste Weise sie
wisse nichts davon, und da muß es das Publicum ja doch wohl glauben.



Niederländisch-Indien.

Der in einem früheren Briefe erwähnte Vor-
schlag des Hrn. Sloet tot Oldhuis wurde vom Colonialminister sehr
bestritten und dessen Annahme zur Portefeuillefrage gemacht. Die bei
dieser Rede angeführten statistischen Notizen beweisen wie sich die Reich-
thümer welche Holland aus Java bezog, stets vermehrten, und bei besserer
Verwaltung noch immer steigen können. Auch die Bevölkerung ist in
ansehnlichem Zuwachse begriffen. So zählten Java und Madura im Jahre
1815 nach Raffles 4,615,270 Seelen, jetzt über 10 Millionen Ein-
geborne. Vor 1830 warfen die ostindischen Colonien wenig oder
beinahe nichts ab; in späterer Zeit, seit dem Generalgouverneur van den
[Spaltenumbruch] Bosch, bildeten sie bekanntlich die Krücke (Stütze kann man nicht sagen)
der niederländischen Finanzen. Die Productenausfuhr stieg von 1824 bis
1847 um das Dreifache, während der Ertrag von 16,900,000 Gulden
auf 59,400,000 sich erhob. Auch der Werth der eingeführten Producte
verdoppelte sich beinahe. Das Einnahmebudget belief sich im Jahre 1824
auf 27,000,000, und ebensoviel betrugen die Ausgaben. Seit einer
Reihe von Jahren werden 56 Millionen ausgegeben, während über
70,000,000 eingenommen wird, sohin ein Ueberschuß von 14,000,000
in die Danaidentonnen des holländischen Staatsschatzes fließt. Das Jahr
1848 hat aber einen fatalen Strich von zehn Millionen durch diese Rech-
nung gemacht. Die Anzahl holländischer Ostindienfahrer ist in gleicher
Zeit von 30 auf 215 gestiegen. Der Minister sprach noch von den Mil-
lionen indirecter Vortheile, doch möchten diese, wenn wir den unermeß-
lichen Gewinn der Actionäre der Handelsmaatschappy bei dem noch blühen-
den Monopole abziehen, sehr spärlich seyn. Hr. Baud bestritt den An-
trag aus denselben Gründen welche Hr. Sloet dafür angegeben: der
Plan dünke ihm der Colonialpolitik und dem Cultursysteme gleich nach-
theilig, auch habe man durchaus kein Recht zum Verkaufe von Land, da
fast überall nur Contracte über Cultur und Maximum mit den Eingebor-
nen oder deren Oberhäuptern abgeschlossen seyen. Die Ausführung obi-
gen Planes würde binnen kurzem allgemeine Unzufriedenheit erwecken
und den Verlust der Colonien nach sich ziehen, man würde so den Baum
fällen, um die Früchte zu genießen. Das gegenwärtige Cultursystem
müsse allerdings verbessert und modificirt werden, worüber der Redner
nähere Betrachtungen anstellt; allein es umzustoßen, dazu könne er
sich nimmer entschließen, und würde dann abtreten. Ein leichtes wäre
den Ertrag der Producte von 59 Millionen auf 168 zu erhöhen, wie der
Minister in ausführlichen Erörterungen darthut. Sie sehen, wie sich
auch Zeiten und Personen ändern, die Colonialpolitik bleibt doch dieselbe.
Ob wirklich Niederlands Interesse diesem ne touchez pas a la reine zu
Grunde liegt, oder ob anderwärtige Rücksichten im Spiele sind, ob man
sich nicht vor den Interessen einer an Zahl geringen, aber an Einfluß
reichen Classe bückt und ihr freiwillig oder unfreiwillig das allgemeine
Wohl opfert, lasse ich für heute dahingestellt seyn, um in einem andern
Artikel diesen Gegenstand ausführlich zu behandeln. Bis jetzt huldigen
die meisten Staatsmänner in Colonialsachen noch immer dem Principe
der Diarchie (des Colonialministers und des Generalgouverneurs); ja
manche, wie General Michiels, gehen noch weiter und wollen die unbe-
dingte Autokratie des Letztern.



Neuestes.

Die deutsche Reform vom 14 April sagt, in Be-
treff der jüngsten österreichischen Note, die am 11 April in Ber-
lin eingegangen sey: "Die preußische Regierung hat auf so viele
Anmaßung die gebührende Antwort ertheilt, und ist auf den Kern
der Circularnote vom 3 April mit einer Entschiedenheit zurück-
gegangen, daß man annehmen kann die Politik unserer Regierung
in der deutschen Frage habe eine entschieden günstige Wendung
genommen."


Auch in der zweiten Kammer ist jetzt (von
Schaffrath) der Antrag auf unbedingte Anerkennung der Reichs-
verfassung gestellt. Er wird, wie in der ersten, angenommen
werden.

[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch] Strom der Auswanderung unvermindert zieht, ſcheint wenigſtens ſo viel
allgemeiner Grundſatz der amerikaniſchen Einwanderer werden zu wollen
daß nur Bürger oder Schutzverwandte der Union das Recht
haben auf den noch nicht im Privatbeſitz befindlichen Län-
dereien nach Gold zu graben oder zu waſchen
. Der Militär-
gouverneur General Perſifor Smith hat dieſen Grundſatz in Panama
ausdrücklich erklärt, und eine Mehrzahl der damals gerade anweſenden
Auswanderer aus den Vereinigten Staaten hat denſelben aufgenommen,
und beſchloſſen die Militärbehörde in Aufrechthaltung desſelben nach Kräf-
ten zu unterſtützen. Der amerikaniſche Geſchäftsträger in Lima, Hr. F.
Randolph Clay, hat in demſelben Sinne unter dem 23 Dec. 1848 an den
Miniſter des Auswärtigen, D. Felipe Pardo, eine Note gerichtet, und in
Bezug auf in Peru zu Ausbeutung der californiſchen Goldminen ge-
bildete Geſellſchaften auf die Congreßacte vom 5 Mai 1807 ver-
wieſen, nach welcher jede andere Gebahrung mit vereinigten Staatenlän-
dereien als die der Beurbarung und Niederlaſſung auf denſelben nicht zu
dulden iſt. Für alle von Europa aber nach Californien abgehenden Gold-
ſucher iſt dieß von nicht geringer Wichtigkeit, und ſollte daher wohl be-
herzigt werden. Vom Senat iſt der bisherige Gefandte am Berliner
Hofe, Major Donelſon, zum Geſandten bei dem deutſchen Reiche ernannt
worden. Senator Hannegan wird an deſſen Stelle nach Berlin gehen. Der
Herald vom 7 März bemerkt über letztern daß von einer beſondern Befähi-
gung desſelben zu Uebernahme des ihm übertragenen Poſtens bisher noch
nichts verlautet habe, jedenfalls aber werde er beſſer fortkommen als un-
ſer Geſchäftsträger Todd in Braſilien, und dieß ſey doch ſchon etwas. Man
hatte vorher vielfach Hrn. Marſh von Vermont an dieſen Poſten ge-
wünſcht, zuletzt aber den Oberſten Webb, Herausgeber des New-Yorker
Courier and Enquirer, mit ziemlicher Gewißheit als Geſandten nach Ber-
lin bezeichnet; es iſt aber weder das eine noch das andere erfolgt, und Hr.
Hannegan wurde demnach vom Senat einſtimmig zu der Berliner Stelle
in Vorſchlag gebracht, vom Präſidenten auch hierauf beſtätigt. Unſere
praktiſche Diplomatie liegt übrigens, wie bisher, noch ſehr im Argen. Je-
dem Congreſſe wird eine Umgeſtaltung wenigſtens unſerer Conſularver-
faſſung als dringend nothwendig anempfohlen, und in der Regel auch als
bevorſtehend pomphaft angekündigt, allein es bleibt immer beim Alten,
und man kann ſich von dem europäiſchen Schlendrian durchaus nicht los
machen, obgleich ſich derſelbe bei unſeren republicaniſchen Politikern ganz
unpaſſend ausnimmt. Eine angebliche grobe Schmuggelei welche ſich ei-
ner unſerer Geſchäftsträger an einem nordiſchen Hofe, ſagt man, hat zu
Schulden kommen laſſen, wurde in mehreren unſerer Tagesblätter myſte-
riös beſprochen, und ſoll ſelbſt in Pravatbriefen erwähnt worden ſeyn,
wie ſie denn auch in Waſhington ein paar Tage lang das Tageſgeſpräch
abgab. Allein die Union verſichert auf die allerunbefangenſte Weiſe ſie
wiſſe nichts davon, und da muß es das Publicum ja doch wohl glauben.



Niederländiſch-Indien.

Der in einem früheren Briefe erwähnte Vor-
ſchlag des Hrn. Sloet tot Oldhuis wurde vom Colonialminiſter ſehr
beſtritten und deſſen Annahme zur Portefeuillefrage gemacht. Die bei
dieſer Rede angeführten ſtatiſtiſchen Notizen beweiſen wie ſich die Reich-
thümer welche Holland aus Java bezog, ſtets vermehrten, und bei beſſerer
Verwaltung noch immer ſteigen können. Auch die Bevölkerung iſt in
anſehnlichem Zuwachſe begriffen. So zählten Java und Madura im Jahre
1815 nach Raffles 4,615,270 Seelen, jetzt über 10 Millionen Ein-
geborne. Vor 1830 warfen die oſtindiſchen Colonien wenig oder
beinahe nichts ab; in ſpäterer Zeit, ſeit dem Generalgouverneur van den
[Spaltenumbruch] Boſch, bildeten ſie bekanntlich die Krücke (Stütze kann man nicht ſagen)
der niederländiſchen Finanzen. Die Productenausfuhr ſtieg von 1824 bis
1847 um das Dreifache, während der Ertrag von 16,900,000 Gulden
auf 59,400,000 ſich erhob. Auch der Werth der eingeführten Producte
verdoppelte ſich beinahe. Das Einnahmebudget belief ſich im Jahre 1824
auf 27,000,000, und ebenſoviel betrugen die Ausgaben. Seit einer
Reihe von Jahren werden 56 Millionen ausgegeben, während über
70,000,000 eingenommen wird, ſohin ein Ueberſchuß von 14,000,000
in die Danaidentonnen des holländiſchen Staatsſchatzes fließt. Das Jahr
1848 hat aber einen fatalen Strich von zehn Millionen durch dieſe Rech-
nung gemacht. Die Anzahl holländiſcher Oſtindienfahrer iſt in gleicher
Zeit von 30 auf 215 geſtiegen. Der Miniſter ſprach noch von den Mil-
lionen indirecter Vortheile, doch möchten dieſe, wenn wir den unermeß-
lichen Gewinn der Actionäre der Handelsmaatſchappy bei dem noch blühen-
den Monopole abziehen, ſehr ſpärlich ſeyn. Hr. Baud beſtritt den An-
trag aus denſelben Gründen welche Hr. Sloet dafür angegeben: der
Plan dünke ihm der Colonialpolitik und dem Culturſyſteme gleich nach-
theilig, auch habe man durchaus kein Recht zum Verkaufe von Land, da
faſt überall nur Contracte über Cultur und Maximum mit den Eingebor-
nen oder deren Oberhäuptern abgeſchloſſen ſeyen. Die Ausführung obi-
gen Planes würde binnen kurzem allgemeine Unzufriedenheit erwecken
und den Verluſt der Colonien nach ſich ziehen, man würde ſo den Baum
fällen, um die Früchte zu genießen. Das gegenwärtige Culturſyſtem
müſſe allerdings verbeſſert und modificirt werden, worüber der Redner
nähere Betrachtungen anſtellt; allein es umzuſtoßen, dazu könne er
ſich nimmer entſchließen, und würde dann abtreten. Ein leichtes wäre
den Ertrag der Producte von 59 Millionen auf 168 zu erhöhen, wie der
Miniſter in ausführlichen Erörterungen darthut. Sie ſehen, wie ſich
auch Zeiten und Perſonen ändern, die Colonialpolitik bleibt doch dieſelbe.
Ob wirklich Niederlands Intereſſe dieſem ne touchez pas à la reine zu
Grunde liegt, oder ob anderwärtige Rückſichten im Spiele ſind, ob man
ſich nicht vor den Intereſſen einer an Zahl geringen, aber an Einfluß
reichen Claſſe bückt und ihr freiwillig oder unfreiwillig das allgemeine
Wohl opfert, laſſe ich für heute dahingeſtellt ſeyn, um in einem andern
Artikel dieſen Gegenſtand ausführlich zu behandeln. Bis jetzt huldigen
die meiſten Staatsmänner in Colonialſachen noch immer dem Principe
der Diarchie (des Colonialminiſters und des Generalgouverneurs); ja
manche, wie General Michiels, gehen noch weiter und wollen die unbe-
dingte Autokratie des Letztern.



Neueſtes.

Die deutſche Reform vom 14 April ſagt, in Be-
treff der jüngſten öſterreichiſchen Note, die am 11 April in Ber-
lin eingegangen ſey: „Die preußiſche Regierung hat auf ſo viele
Anmaßung die gebührende Antwort ertheilt, und iſt auf den Kern
der Circularnote vom 3 April mit einer Entſchiedenheit zurück-
gegangen, daß man annehmen kann die Politik unſerer Regierung
in der deutſchen Frage habe eine entſchieden günſtige Wendung
genommen.“


Auch in der zweiten Kammer iſt jetzt (von
Schaffrath) der Antrag auf unbedingte Anerkennung der Reichs-
verfaſſung geſtellt. Er wird, wie in der erſten, angenommen
werden.

[irrelevantes Material]
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[1646/0014] Strom der Auswanderung unvermindert zieht, ſcheint wenigſtens ſo viel allgemeiner Grundſatz der amerikaniſchen Einwanderer werden zu wollen daß nur Bürger oder Schutzverwandte der Union das Recht haben auf den noch nicht im Privatbeſitz befindlichen Län- dereien nach Gold zu graben oder zu waſchen. Der Militär- gouverneur General Perſifor Smith hat dieſen Grundſatz in Panama ausdrücklich erklärt, und eine Mehrzahl der damals gerade anweſenden Auswanderer aus den Vereinigten Staaten hat denſelben aufgenommen, und beſchloſſen die Militärbehörde in Aufrechthaltung desſelben nach Kräf- ten zu unterſtützen. Der amerikaniſche Geſchäftsträger in Lima, Hr. F. Randolph Clay, hat in demſelben Sinne unter dem 23 Dec. 1848 an den Miniſter des Auswärtigen, D. Felipe Pardo, eine Note gerichtet, und in Bezug auf in Peru zu Ausbeutung der californiſchen Goldminen ge- bildete Geſellſchaften auf die Congreßacte vom 5 Mai 1807 ver- wieſen, nach welcher jede andere Gebahrung mit vereinigten Staatenlän- dereien als die der Beurbarung und Niederlaſſung auf denſelben nicht zu dulden iſt. Für alle von Europa aber nach Californien abgehenden Gold- ſucher iſt dieß von nicht geringer Wichtigkeit, und ſollte daher wohl be- herzigt werden. Vom Senat iſt der bisherige Gefandte am Berliner Hofe, Major Donelſon, zum Geſandten bei dem deutſchen Reiche ernannt worden. Senator Hannegan wird an deſſen Stelle nach Berlin gehen. Der Herald vom 7 März bemerkt über letztern daß von einer beſondern Befähi- gung desſelben zu Uebernahme des ihm übertragenen Poſtens bisher noch nichts verlautet habe, jedenfalls aber werde er beſſer fortkommen als un- ſer Geſchäftsträger Todd in Braſilien, und dieß ſey doch ſchon etwas. Man hatte vorher vielfach Hrn. Marſh von Vermont an dieſen Poſten ge- wünſcht, zuletzt aber den Oberſten Webb, Herausgeber des New-Yorker Courier and Enquirer, mit ziemlicher Gewißheit als Geſandten nach Ber- lin bezeichnet; es iſt aber weder das eine noch das andere erfolgt, und Hr. Hannegan wurde demnach vom Senat einſtimmig zu der Berliner Stelle in Vorſchlag gebracht, vom Präſidenten auch hierauf beſtätigt. Unſere praktiſche Diplomatie liegt übrigens, wie bisher, noch ſehr im Argen. Je- dem Congreſſe wird eine Umgeſtaltung wenigſtens unſerer Conſularver- faſſung als dringend nothwendig anempfohlen, und in der Regel auch als bevorſtehend pomphaft angekündigt, allein es bleibt immer beim Alten, und man kann ſich von dem europäiſchen Schlendrian durchaus nicht los machen, obgleich ſich derſelbe bei unſeren republicaniſchen Politikern ganz unpaſſend ausnimmt. Eine angebliche grobe Schmuggelei welche ſich ei- ner unſerer Geſchäftsträger an einem nordiſchen Hofe, ſagt man, hat zu Schulden kommen laſſen, wurde in mehreren unſerer Tagesblätter myſte- riös beſprochen, und ſoll ſelbſt in Pravatbriefen erwähnt worden ſeyn, wie ſie denn auch in Waſhington ein paar Tage lang das Tageſgeſpräch abgab. Allein die Union verſichert auf die allerunbefangenſte Weiſe ſie wiſſe nichts davon, und da muß es das Publicum ja doch wohl glauben. Niederländiſch-Indien. ⏝ Amſterdam. Der in einem früheren Briefe erwähnte Vor- ſchlag des Hrn. Sloet tot Oldhuis wurde vom Colonialminiſter ſehr beſtritten und deſſen Annahme zur Portefeuillefrage gemacht. Die bei dieſer Rede angeführten ſtatiſtiſchen Notizen beweiſen wie ſich die Reich- thümer welche Holland aus Java bezog, ſtets vermehrten, und bei beſſerer Verwaltung noch immer ſteigen können. Auch die Bevölkerung iſt in anſehnlichem Zuwachſe begriffen. So zählten Java und Madura im Jahre 1815 nach Raffles 4,615,270 Seelen, jetzt über 10 Millionen Ein- geborne. Vor 1830 warfen die oſtindiſchen Colonien wenig oder beinahe nichts ab; in ſpäterer Zeit, ſeit dem Generalgouverneur van den Boſch, bildeten ſie bekanntlich die Krücke (Stütze kann man nicht ſagen) der niederländiſchen Finanzen. Die Productenausfuhr ſtieg von 1824 bis 1847 um das Dreifache, während der Ertrag von 16,900,000 Gulden auf 59,400,000 ſich erhob. Auch der Werth der eingeführten Producte verdoppelte ſich beinahe. Das Einnahmebudget belief ſich im Jahre 1824 auf 27,000,000, und ebenſoviel betrugen die Ausgaben. Seit einer Reihe von Jahren werden 56 Millionen ausgegeben, während über 70,000,000 eingenommen wird, ſohin ein Ueberſchuß von 14,000,000 in die Danaidentonnen des holländiſchen Staatsſchatzes fließt. Das Jahr 1848 hat aber einen fatalen Strich von zehn Millionen durch dieſe Rech- nung gemacht. Die Anzahl holländiſcher Oſtindienfahrer iſt in gleicher Zeit von 30 auf 215 geſtiegen. Der Miniſter ſprach noch von den Mil- lionen indirecter Vortheile, doch möchten dieſe, wenn wir den unermeß- lichen Gewinn der Actionäre der Handelsmaatſchappy bei dem noch blühen- den Monopole abziehen, ſehr ſpärlich ſeyn. Hr. Baud beſtritt den An- trag aus denſelben Gründen welche Hr. Sloet dafür angegeben: der Plan dünke ihm der Colonialpolitik und dem Culturſyſteme gleich nach- theilig, auch habe man durchaus kein Recht zum Verkaufe von Land, da faſt überall nur Contracte über Cultur und Maximum mit den Eingebor- nen oder deren Oberhäuptern abgeſchloſſen ſeyen. Die Ausführung obi- gen Planes würde binnen kurzem allgemeine Unzufriedenheit erwecken und den Verluſt der Colonien nach ſich ziehen, man würde ſo den Baum fällen, um die Früchte zu genießen. Das gegenwärtige Culturſyſtem müſſe allerdings verbeſſert und modificirt werden, worüber der Redner nähere Betrachtungen anſtellt; allein es umzuſtoßen, dazu könne er ſich nimmer entſchließen, und würde dann abtreten. Ein leichtes wäre den Ertrag der Producte von 59 Millionen auf 168 zu erhöhen, wie der Miniſter in ausführlichen Erörterungen darthut. Sie ſehen, wie ſich auch Zeiten und Perſonen ändern, die Colonialpolitik bleibt doch dieſelbe. Ob wirklich Niederlands Intereſſe dieſem ne touchez pas à la reine zu Grunde liegt, oder ob anderwärtige Rückſichten im Spiele ſind, ob man ſich nicht vor den Intereſſen einer an Zahl geringen, aber an Einfluß reichen Claſſe bückt und ihr freiwillig oder unfreiwillig das allgemeine Wohl opfert, laſſe ich für heute dahingeſtellt ſeyn, um in einem andern Artikel dieſen Gegenſtand ausführlich zu behandeln. Bis jetzt huldigen die meiſten Staatsmänner in Colonialſachen noch immer dem Principe der Diarchie (des Colonialminiſters und des Generalgouverneurs); ja manche, wie General Michiels, gehen noch weiter und wollen die unbe- dingte Autokratie des Letztern. Neueſtes. Berlin. Die deutſche Reform vom 14 April ſagt, in Be- treff der jüngſten öſterreichiſchen Note, die am 11 April in Ber- lin eingegangen ſey: „Die preußiſche Regierung hat auf ſo viele Anmaßung die gebührende Antwort ertheilt, und iſt auf den Kern der Circularnote vom 3 April mit einer Entſchiedenheit zurück- gegangen, daß man annehmen kann die Politik unſerer Regierung in der deutſchen Frage habe eine entſchieden günſtige Wendung genommen.“ Dresden. Auch in der zweiten Kammer iſt jetzt (von Schaffrath) der Antrag auf unbedingte Anerkennung der Reichs- verfaſſung geſtellt. Er wird, wie in der erſten, angenommen werden. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 107, 17. April 1849, S. 1646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine107_1849/14>, abgerufen am 24.11.2024.