Allgemeine Zeitung, Nr. 106, 16. April 1849.[Spaltenumbruch]
sel Kerigo) an das Königreich Griechenland abtreten, für ganz grundlos fast leer an Neuigkeiten, mit Ausnahme einer langen Freihandelsrede von Cobden, gehalten bei einem Festmahl in Wakesield, das die Wähler von West-Yorkshire ihm zu Ehren veranstaltet. Er beharrt bei seinem mehr- erwähnten Finanzreformplan. Oberstlieutenant Head, ein verdienter Veteran der Armee, welcher während der Rebellion in Canada das Com- mando führte, ist gestorben. Vor der Queensbench in Dublin ist der Staatsproceß gegen Hrn. Duffy wieder aufgenommen. -- Die Londoner Presse scheint die heimliche Abreise des Grafen Montemolin erst aus den Pariser Blättern erfahren zu haben. Frankreich. Paris, 12 April. Die Interpellationen des Hrn. Ledru-Rollin haben zu keinem be- Die Absichten des Präsidenten L. Bonaparte auf die Tuilerien wer- Hr. Tanneguy Duchatel (der Ex-Minister des Innern unter Ludwig Ebensoviel Preßprocesse als Verurtheilungen. Dreijähriges Gefäng- Nach einer Nachricht im Moniteur ist der Präsident L. Bonaparte * Marseille, 10 April. Die Gazette du Midi meldet daß sie * Marseille, 11 April. Seit drei Tagen sind die Begebenheiten Italien. Messina, 28 März. Heute wurde die Stadt von Filangieri in Genua, 8 April. Turiner Blätter vom 10 und 11 schildern die Genua. "Erstes Bulletin des Generals La Marmora. Am 3 l. M. Vom Hauptquartier an der Porta Lanterna in Genua, 6 April 1849.Der commandirende General La Marmora." * Genua hat sich ergeben. Am 10 April besetzten die Trup- -- n Turin, 11 April. Genua's Aufstand ist beendigt" wir sehen [Spaltenumbruch]
ſel Kerigo) an das Königreich Griechenland abtreten, für ganz grundlos faſt leer an Neuigkeiten, mit Ausnahme einer langen Freihandelsrede von Cobden, gehalten bei einem Feſtmahl in Wakeſield, das die Wähler von Weſt-Yorkſhire ihm zu Ehren veranſtaltet. Er beharrt bei ſeinem mehr- erwähnten Finanzreformplan. Oberſtlieutenant Head, ein verdienter Veteran der Armee, welcher während der Rebellion in Canada das Com- mando führte, iſt geſtorben. Vor der Queensbench in Dublin iſt der Staatsproceß gegen Hrn. Duffy wieder aufgenommen. — Die Londoner Preſſe ſcheint die heimliche Abreiſe des Grafen Montemolin erſt aus den Pariſer Blättern erfahren zu haben. Frankreich. Paris, 12 April. Die Interpellationen des Hrn. Ledru-Rollin haben zu keinem be- Die Abſichten des Präſidenten L. Bonaparte auf die Tuilerien wer- Hr. Tanneguy Duchâtel (der Ex-Miniſter des Innern unter Ludwig Ebenſoviel Preßproceſſe als Verurtheilungen. Dreijähriges Gefäng- Nach einer Nachricht im Moniteur iſt der Präſident L. Bonaparte * Marſeille, 10 April. Die Gazette du Midi meldet daß ſie * Marſeille, 11 April. Seit drei Tagen ſind die Begebenheiten Italien. Meſſina, 28 März. Heute wurde die Stadt von Filangieri in Genua, 8 April. Turiner Blätter vom 10 und 11 ſchildern die Genua. „Erſtes Bulletin des Generals La Marmora. Am 3 l. M. Vom Hauptquartier an der Porta Lanterna in Genua, 6 April 1849.Der commandirende General La Marmora.“ * Genua hat ſich ergeben. Am 10 April beſetzten die Trup- — ν Turin, 11 April. Genua’s Aufſtand iſt beendigt“ wir ſehen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0007" n="1527"/><cb/> ſel Kerigo) an das Königreich Griechenland abtreten, für ganz grundlos<lb/> zu erklären.</p><lb/> <trailer>** Wir erhalten ein Londoner Abendblatt vom 12 April. 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Die ſchrecklichen Auftritte in die-<lb/> ſer Stadt und die Furcht vor deren Beſchießung hat eine große Anzahl der<lb/> Einwohner veranlaßt auf den im Hafen liegenden engliſchen und franzöſi-<lb/> ſchen Schiffen ihre Zuflucht zu ſuchen. Ein Brief von einem Officier auf<lb/> dem franzöſtſchen Dampfſchiff Tonnere, auf dem ſich wenigſtens tauſend<lb/> dieſer Flüchtlinge befinden, ſchildert das Jammern und Flehen dieſer in den<lb/> Schiffsräumen zuſammengedrängten Leute, mit denen man, um ſich von<lb/> der Batterie zu entfernen und ohne die nöthigen Lebensmittel an Bord<lb/> zu haben, bei ſehr ſtürmiſchem| Wetter vor dem Hafen kreuzen mußte.<lb/><cb/> Das Poſtſchiff Alexander erhielt bei ſeiner Abfahrt eine Kugel in ſeine<lb/> Seitenwand.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Marſeille,</hi> 11 April.</dateline><lb/> <p>Seit drei Tagen ſind die Begebenheiten<lb/> von Genua das allgemeine Tagesgeſpräch. Unſere Stadt hat ſo vielfache<lb/> Verbindungen mit dieſem Hafen daß man allen Nachrichten von dort mit<lb/> Spannung entgegenharrt. Die Ankunft des Dampfſchiffes Alexander in<lb/> dem Hafen von Genua hat beinahe zu ernſtlichen Conflicten zwiſchen der<lb/> franzöſtſchen Marine und der Stadt Veranlaſſung gegeben. Es ſcheint<lb/> daß jede der zwei Parteien welche je einen Theil der Feſtungswerke inne<lb/> hatten, vermuthete daß dieſes Schiff, auf deſſen Verdeck ſich viele Leute be-<lb/> fanden, der Gegenpartei Verſtärkung zuführen wolle, daher beide darauf<lb/> ſchoßen. Ein gleiches iſt einem engliſchen Schiffe zugeſtoßen, welches als-<lb/> bald eine vertheidigende Stellung einnahm, und den Kriegsluſtigen zu<lb/> wiſſen that daß es das Schießen erwiedern werde wenn man ſeiner Flagge<lb/> nicht die gebührende Achtung zolle. Eine ähnliche Erklärung wurde von<lb/> dem franzöſiſchen Dampfſchiff Tonnere gegeben. Man ſchildert beſonders<lb/> die mißliche Lage dieſes Schiffes, welches eine übermäßige Anzahl Flücht-<lb/> linge aufgenommen hatte, und auf welchem Waſſer und Brod mangelten.<lb/> — Retto und Morchio, beide Mitglieder der proviſoriſchen Regierung in<lb/> Genua, gehörten zu den erſten die nach den Schiffen ihre Zuflucht nahmen!<lb/> — Die zwei hier angekommenen Dampfſchiffe ſollen ungefähr 500 Perſo-<lb/> nen hieher gebracht haben, unter welchen ſich mehr Fremde als Italiener<lb/> befinden — größtentheils Engländer, Ruſſen und Deutſche. — Unter den<lb/> Italienern nennt man den Profeſſor Montanelli, einen jener Triumvirn<lb/> der toscaniſchen Republik. Er gibt in den hieſtgen Zeitungen die Erklä-<lb/> rung ab daß er nicht als Flüchtling hieherkomme, ſondern um ſich als Ge-<lb/> ſandter nach Paris und London zu begeben. — Von Sicilien wird nur<lb/> gemeldet daß die Neapolitaner Catania und Taormina beſetzt haben, ohne<lb/> daß man ihnen beſondern Widerſtand geleiſtet hätte.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Meſſina,</hi> 28 März.</dateline><lb/> <p>Heute wurde die Stadt von Filangieri in<lb/> Belagerungszuſtand erklärt, und das Martialgeſetz verkündet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Genua,</hi> 8 April.</dateline><lb/> <p>Turiner Blätter vom 10 und 11 ſchildern die<lb/> Gräuel in Genua, die noch immer fortdauerten. Am 6 wurde eine Waf-<lb/> fenruhe vom General La Marmora bewilligt, aber von den Inſurgenten<lb/> nicht eingehalten. Avezzana welcher die letztern commandirt, ſoll ſchlimmer<lb/> wüthen als die Proconſuln 1793. Er hatte bereits die geringern Verbre-<lb/> cher aus den Gefängniſſen entlaſſen und drohte auch die Galeerenſklaven<lb/> zu befreien. Da begaben ſich Hülfe flehend die Bürger zu dem Commo-<lb/> dore des engliſchen Schiffes Vengeance, und dieſer drohte den Rebellen<lb/> Feuer geben zu laſſen, wenn man die Darſena forciren wollte. Ein Be-<lb/> richt ſagt über die Gräuel in der Stadt: „Es giebt fünf Claſſen bei uns,<lb/> die einen fechten, andere zahlen, andre pflegen die Verwundeten, die<lb/> Invaliden und ſolche die Alles niederſtoßen was nicht kämpfen will.“<lb/> Unterdeſſen beobachtet General La Marmora die Defenſive und wartet<lb/> noch auf die Rückkehr der Deputation aus Turin. — Die Polcevera ſoll<lb/> in Aufſtand ſeyn.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Genua.</hi> </dateline><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„<hi rendition="#g">Erſtes Bulletin</hi> des Generals La Marmora. Am 3 l. M.<lb/> traf ich bei meinen Truppen ein. Noch denſelben Tag unternahm ich eine<lb/> Recognoscirung bis S. Pier d’Arena, und da die Poſitionen ſchlecht beſetzt<lb/> waren, nahm ich andern Morgens (4) mit nur 2 Compagnien Scharf-<lb/> ſchützen am hellen Tage die Forts Belwedere, della Erocetta und della<lb/> Tanaglia weg, ebenſo wie die Baſtionen und Batterien zwiſchen S. Be-<lb/> nigno und la Tanaglia. Am 5 griff ich die Stadt mit 3 Colonnen an<lb/> und trotz des Widerſtandes von den Barricaden und Häuſern bemächtigte<lb/> ich mich doch in wenig Stunden des ganzen Stadttheils bis zum Thor<lb/> S. Tommoſo und eroberte die Batterie und das Thor la Lanterna, wäh-<lb/> rend eine andere Colonne die Baſteynen bis zum Begatto nahm. Die<lb/> Soldaten ſchlugen ſich ſehr tapfer und trieben die Rebellen überall mit<lb/> Heftigkeit zurück. Die Scharfſchützen und Artilleriſten verdienen beſon-<lb/> derer Erwähnung. Auch das 18te Infanterieregiment zeichnete ſich de-<lb/> ſonders aus. Schon waren Anſtalten getroffen den Reſt der Stadt mit<lb/> Sturm zu nehmen als von dort Parlamentäre erſchienen welche um gün-<lb/> ſtige Bedingungen und allgemeine Amneſtie baten. 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ſel Kerigo) an das Königreich Griechenland abtreten, für ganz grundlos
zu erklären.
** Wir erhalten ein Londoner Abendblatt vom 12 April. Es iſt
faſt leer an Neuigkeiten, mit Ausnahme einer langen Freihandelsrede von
Cobden, gehalten bei einem Feſtmahl in Wakeſield, das die Wähler von
Weſt-Yorkſhire ihm zu Ehren veranſtaltet. Er beharrt bei ſeinem mehr-
erwähnten Finanzreformplan. Oberſtlieutenant Head, ein verdienter
Veteran der Armee, welcher während der Rebellion in Canada das Com-
mando führte, iſt geſtorben. Vor der Queensbench in Dublin iſt der
Staatsproceß gegen Hrn. Duffy wieder aufgenommen. — Die Londoner
Preſſe ſcheint die heimliche Abreiſe des Grafen Montemolin erſt aus den
Pariſer Blättern erfahren zu haben.
Frankreich.
Paris, 12 April.
Die Interpellationen des Hrn. Ledru-Rollin haben zu keinem be-
ſtimmten Reſultat geführt. Die Regierungsorgane verſicherten daß man
nur die Clubs zu überwachen, die Freiheit der Wahlverſammlungen aber
durchaus nicht zu beeinträchtigen gemeint ſey, und die Verſammlung be-
ſchloß die ziemlich hitzige Verhandlung mit dem einfachen Uebergehen zur
Tagesordnung. Heute wurde die Wahl der Staatsräthe fortgeſetzt, und
dann das Budget wieder vorgenommen. Was vom Departement der
Culte noch übrigte, war bald erledigt, es betraf einige kleine Aufbeſſerun-
gen in den Gehalten der niedern Geiſtlichkeit der verſchiedenen Confeſſto-
nen, welche leicht zugeſtanden wurden. Jetzt iſt man am Finanzdeparte-
ment, und zur Einleitung werden die verſchiedenen Finanzſyſteme theils
der Miniſterien, theils der Parteien die ſeit der Februar-Revolution über
die Bühne gegangen ſind, noch einmal durchgemuſtert. Die beantragten
Erſparniſſe belaufen ſich auf nicht ganz 3 Mill.
Die Abſichten des Präſidenten L. Bonaparte auf die Tuilerien wer-
den vorläuſig noch nicht verwirklicht werden. Die Nationalverſammlung
hat beſchloſſen daß in dieſem Schloß die auf 15 Jun. anberaumte Kunſt-
ausſtellnng ſtattfinden ſoll. Bereits hat man angefangen für dieſen
Zweck die Möbel aus den Zimmern hinauszuſchaffen. Die Induſtrieaus-
ſtellung wird ein paar Wochen früher gehalten.
Hr. Tanneguy Duchâtel (der Ex-Miniſter des Innern unter Ludwig
Philipp) hat in einem Schreiben aus London vom 25 März die ihm von
300 Wählern des Bezirks Jonzac angebotene Candidatur abgelehnt.
Ebenſoviel Preßproceſſe als Verurtheilungen. Dreijähriges Gefäng-
niß und 10,000 Fr. — das ſcheint die ſtehende Strafe zu ſeyn. Sie
wurde neulich gegen Hrn. Duchêne, Gerant des Peuple, und unmittelbar
nachher gegen Hrn. Delescluze, Gerant der Révolution démocratique et
ſociale, wegen eines Artikels: »l’echafaud politique« erkannt. Dem
Peuple ſtehen noch zwei oder drei ähnliche Proceſſe bevor. Dieſes Blatt
hat jetzt aber angezeigt daß es ſich, um nicht vor derſelben Jury erſcheinen
zu müſſen, in contumaciam verurtheilen laſſen werde. Dieß iſt ihm nun
bereits wegen eines Artikels: »la Restauration de la Guillotine« begeg-
net. Dieſe von der Staatsgewalt verfolgten Preßvergehen betreffen alle die
Hinrichtung der drei Mörder des Generals Brea. Die radicale Preſſe fin-
det in dieſer Strenge einen Angriff auf die Freiheit der Meinungen, und
die Folge iſt daß das Publicum auf dem Weg der Subſcription den Ver-
urtheilten die Strafe bezahlen wird, wie es unter der Juliusregierung der
Fall war, bis die Septembergeſetze dem öffentlichen Sammeln für dieſen
Zweck Einhalt thaten. Bereits hat der National zum Beſten des Hrn.
Delescluze eine Subſcription angekündigt, und ſie ſelbſt mit einem Bei-
trag von 100 Fr. eröffnet.
Nach einer Nachricht im Moniteur iſt der Präſident L. Bonaparte
auf ſeinem gewöhnlichen Spazierritt im Boulogner Wald geſtern vom
Pferd geſtürzt, hat ſich aber glücklicherweiſe keinen Schaden gethan.
* Marſeille, 10 April.
Die Gazette du Midi meldet daß ſie
vernommen habe die Flotte unter dem Befehl des Admirals Baudin werde
ſich nächſtens von der italieniſchen Küſte zurückziehen. Die franzöſiſche
Regierung, müde ihre Vermittlungs- und Ausgleichungsverſuche überall
ſcheitern zu ſehen, wäre geſonnen ſich nirgends mehr einzumiſchen und die
Aufrührer und Wühler mit ihren Regierungen allein gewähren zu laſſen.
Das Handelsdampfſchiff la Ville de Marſeille und das Poſtdampfſchiff
Alexander ſind hier eingetroffen. Jedes dieſer Schiffe hatte ungefähr
150 Flüchtlinge von Genua an Bord. Die ſchrecklichen Auftritte in die-
ſer Stadt und die Furcht vor deren Beſchießung hat eine große Anzahl der
Einwohner veranlaßt auf den im Hafen liegenden engliſchen und franzöſi-
ſchen Schiffen ihre Zuflucht zu ſuchen. Ein Brief von einem Officier auf
dem franzöſtſchen Dampfſchiff Tonnere, auf dem ſich wenigſtens tauſend
dieſer Flüchtlinge befinden, ſchildert das Jammern und Flehen dieſer in den
Schiffsräumen zuſammengedrängten Leute, mit denen man, um ſich von
der Batterie zu entfernen und ohne die nöthigen Lebensmittel an Bord
zu haben, bei ſehr ſtürmiſchem| Wetter vor dem Hafen kreuzen mußte.
Das Poſtſchiff Alexander erhielt bei ſeiner Abfahrt eine Kugel in ſeine
Seitenwand.
* Marſeille, 11 April.
Seit drei Tagen ſind die Begebenheiten
von Genua das allgemeine Tagesgeſpräch. Unſere Stadt hat ſo vielfache
Verbindungen mit dieſem Hafen daß man allen Nachrichten von dort mit
Spannung entgegenharrt. Die Ankunft des Dampfſchiffes Alexander in
dem Hafen von Genua hat beinahe zu ernſtlichen Conflicten zwiſchen der
franzöſtſchen Marine und der Stadt Veranlaſſung gegeben. Es ſcheint
daß jede der zwei Parteien welche je einen Theil der Feſtungswerke inne
hatten, vermuthete daß dieſes Schiff, auf deſſen Verdeck ſich viele Leute be-
fanden, der Gegenpartei Verſtärkung zuführen wolle, daher beide darauf
ſchoßen. Ein gleiches iſt einem engliſchen Schiffe zugeſtoßen, welches als-
bald eine vertheidigende Stellung einnahm, und den Kriegsluſtigen zu
wiſſen that daß es das Schießen erwiedern werde wenn man ſeiner Flagge
nicht die gebührende Achtung zolle. Eine ähnliche Erklärung wurde von
dem franzöſiſchen Dampfſchiff Tonnere gegeben. Man ſchildert beſonders
die mißliche Lage dieſes Schiffes, welches eine übermäßige Anzahl Flücht-
linge aufgenommen hatte, und auf welchem Waſſer und Brod mangelten.
— Retto und Morchio, beide Mitglieder der proviſoriſchen Regierung in
Genua, gehörten zu den erſten die nach den Schiffen ihre Zuflucht nahmen!
— Die zwei hier angekommenen Dampfſchiffe ſollen ungefähr 500 Perſo-
nen hieher gebracht haben, unter welchen ſich mehr Fremde als Italiener
befinden — größtentheils Engländer, Ruſſen und Deutſche. — Unter den
Italienern nennt man den Profeſſor Montanelli, einen jener Triumvirn
der toscaniſchen Republik. Er gibt in den hieſtgen Zeitungen die Erklä-
rung ab daß er nicht als Flüchtling hieherkomme, ſondern um ſich als Ge-
ſandter nach Paris und London zu begeben. — Von Sicilien wird nur
gemeldet daß die Neapolitaner Catania und Taormina beſetzt haben, ohne
daß man ihnen beſondern Widerſtand geleiſtet hätte.
Italien.
Meſſina, 28 März.
Heute wurde die Stadt von Filangieri in
Belagerungszuſtand erklärt, und das Martialgeſetz verkündet.
Genua, 8 April.
Turiner Blätter vom 10 und 11 ſchildern die
Gräuel in Genua, die noch immer fortdauerten. Am 6 wurde eine Waf-
fenruhe vom General La Marmora bewilligt, aber von den Inſurgenten
nicht eingehalten. Avezzana welcher die letztern commandirt, ſoll ſchlimmer
wüthen als die Proconſuln 1793. Er hatte bereits die geringern Verbre-
cher aus den Gefängniſſen entlaſſen und drohte auch die Galeerenſklaven
zu befreien. Da begaben ſich Hülfe flehend die Bürger zu dem Commo-
dore des engliſchen Schiffes Vengeance, und dieſer drohte den Rebellen
Feuer geben zu laſſen, wenn man die Darſena forciren wollte. Ein Be-
richt ſagt über die Gräuel in der Stadt: „Es giebt fünf Claſſen bei uns,
die einen fechten, andere zahlen, andre pflegen die Verwundeten, die
Invaliden und ſolche die Alles niederſtoßen was nicht kämpfen will.“
Unterdeſſen beobachtet General La Marmora die Defenſive und wartet
noch auf die Rückkehr der Deputation aus Turin. — Die Polcevera ſoll
in Aufſtand ſeyn.
Genua.
„Erſtes Bulletin des Generals La Marmora. Am 3 l. M.
traf ich bei meinen Truppen ein. Noch denſelben Tag unternahm ich eine
Recognoscirung bis S. Pier d’Arena, und da die Poſitionen ſchlecht beſetzt
waren, nahm ich andern Morgens (4) mit nur 2 Compagnien Scharf-
ſchützen am hellen Tage die Forts Belwedere, della Erocetta und della
Tanaglia weg, ebenſo wie die Baſtionen und Batterien zwiſchen S. Be-
nigno und la Tanaglia. Am 5 griff ich die Stadt mit 3 Colonnen an
und trotz des Widerſtandes von den Barricaden und Häuſern bemächtigte
ich mich doch in wenig Stunden des ganzen Stadttheils bis zum Thor
S. Tommoſo und eroberte die Batterie und das Thor la Lanterna, wäh-
rend eine andere Colonne die Baſteynen bis zum Begatto nahm. Die
Soldaten ſchlugen ſich ſehr tapfer und trieben die Rebellen überall mit
Heftigkeit zurück. Die Scharfſchützen und Artilleriſten verdienen beſon-
derer Erwähnung. Auch das 18te Infanterieregiment zeichnete ſich de-
ſonders aus. Schon waren Anſtalten getroffen den Reſt der Stadt mit
Sturm zu nehmen als von dort Parlamentäre erſchienen welche um gün-
ſtige Bedingungen und allgemeine Amneſtie baten. Ich verlangte hierauf
unbedingte Uebergabe der Forts und der Stadt, bezüglich der Amneſtie
aber gab ich heute einer Deputation die Erlaubniß ſie von der Güte des
Monarchen in Turin zu erwirken, weßhalb ich die Feindſeligkeiten auf
48 Stunden einſtellte.
Vom Hauptquartier an der Porta Lanterna in
Genua, 6 April 1849.Der commandirende General La Marmora.“
* Genua
hat ſich ergeben. Am 10 April beſetzten die Trup-
pen die Thore und alle Forts und die Entwaffnung begann. Victor Ema-
nuel II hat die Amneſtie mit Ausnahme von 12 Perſonen bewilligt, um
ſeine Regierung nicht mit einem „Act der Strenge“ zu beginnen, und weil
die Genueſer „durch falſch verbreitete Gerüchte verführt worden ſeien.“
— ν Turin, 11 April.
Genua’s Aufſtand iſt beendigt“ wir ſehen
der Nachricht ſeiner Uebergabe entgegen. Der König empfing Sonntag
den 8ten die beiden Deputirten (der dritte hatte ſich wegen Kränklichkeit
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(2022-09-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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