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Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 10. Januar 1924.

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Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9
[Spaltenumbruch]
Bayerischer Landtag.

Abg. Dr. Held (B. Vp.) stellte neuerdings das
Flächenprinzip für die Vertretung des flachen
Landes in den Vordergrund. Mit der wachsenden
Abminderung der Mandate und Vergrößerung der
ländlichen Stimmkreise wächst auch die Gefahr
einer ungenügenden Vertretung der ländlichen
Belange. Wir brauchen aber an sich nicht weit
in der Herabsetzung der Mandatszahl zu gehen,
nachdem mit Ausnahme Preußens in allen Län-
dern die Wählerziffer auf den Abgeordneten
kleiner ist, als bei uns. Die Stimmkreiseinteilung
befriedigt außerordentlich wenig. Die Diätenfrage
ist mit größter Vorsicht zu behandeln.

Minister des Innern Dr. Schweyer äußerte
sich zunächst zur Koburger Frage an Hand der
seinerzeitigen Abmachungen. Eine vertragsmäßige
Bindung Bayerns für die nächste Wahl liegt nicht
vor. Das Landeswahlgesetz hat aber Koburg ein
gewisses Entgegenkommen gezeigt. Dieses Entge-
genkommen mit 37 000 Wählerstimmen auf den
Abgeordneten läßt sich heute, wo nach dem Antrage
Hilpert die Ziffer allgemein 74 000 betragen soll,
nicht mehr aufrecht erhalten. Eine Listenverbin-
dung wäre nicht zweckmäßig. Nach einer Reichs-
tagswahlstatistik ist der Hundertsatz der Wahlbe-
rechtigten in den Städten 65,5 -- auf dem Lande
nur b4.8. Es empfiehlt sich daher nicht, die Wahl-
berechtigtenzahl zugrunde zu legen, wie es im
Hinblick auf die Ausländer empfohlen werden
könnte, sondern die Einwohnerzahl, um eine wei-
tere Benachteiligung des flachen Landes zu ver-
meiden.

Zur Diätenfrage bemerkte der Minister, er
wolle sich nicht in die häuslichen Angelegenheiten
des Landtags einmischen. Zweckmäßig sei wohl,
die Auszahlung der Diäten mit einem Modus zu
verknüpfen, der eine Abkürzung der Tagungen
veranlaßt.

Abg. Dr. Müller (D. D. P.) stellte fest, daß
nicht die Demokraten, sondern Vertreter sämtlicher
Parteien Bedenken gegen eine Beschränkung der
Redefreiheit geäußert haben.

Damit schloß die allgemeine Aus-
sprache
.

Fortsetzung der Beratung Donnerstag, vor-
mittags 9 Uhr.

Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der
Tagesordnung auf seine neuliche Feststellung zu-
rück, daß entgegen der Behauptung des Herrn
Held der Wahlkampf im ganzen Lande schon ein-
gesetzt hat, daß namentlich die Bayerische Volks-
partei landauf, landab, öffentliche Versammlun-
gen hält, was an sich ihr gutes Recht ist. Was
aber der Bayerischen Volkspartei erlaubt ist, wird
der Demokratischen Partei verboten. In Nürn-
berg
hat Staatskommissar Gareis rundweg
einer von der D. D. P. einberufenen öffent-
lichen Beamtenversammlung
die nach-
gesuchte Genehmigung versagt. (Hört!)
Wenn der Abg. Gebsattel in Sulzfeld i. Ufr. im
Rathaus eine öffentliche Wahlversammlung ab-
halten darf, muß es uns erlaubt sein, in einem
Lokal eine Beamtenversammlung zu halten. Wenn
Herr Gareis das nicht begreift, muß der Minister
so viel Manns sein, es ihm begreiflich zu machen.
Wir fordern gleiches Recht für alle
Staatsbürger
und wenn irgendwo Beamte
auf die Idee kommen sollten, daß wir Staatsbür-
ger minderer Güte sind, weniger vaterländisch wie
andere Leute, so bitten wir, den Herren diese Al-
bernheiten auszutreiben. Das müssen wir von
Ihnen verlangen, Herr Minister! Sie sind ver-
fassungsmäßig verpflichtet, das gleiche
Recht allen Staatsbürgern
zu sichern;
wenn Sie es nicht fertig bringen, muß jemand
her, der es fertig bringt.

Wir sind entschlossen, uns diese Dinge
nicht länger gefallen zu lassen
und
mit allen gesetzlichen Mitteln dagegen vorzugehen,
umsomehr, als die Mehrheit keine Garantien ge-
ben kann. Auch ein Teil der Presse steht unter
ganz besonderer Kontrolle, wie wir bestimmt
wissen. Es wird da mit dem Farbstift in der Hand
ganz anders gearbeitet, wie bei anderen Presse-
erzeugnissen. Es ist unerhört, daß der Chefredak-
teur einer großen Tageszeitung politischer Bera-
ter des Generalstaatskommissariats ist, obwohl das
schon aus Gründen der Konkurrenz nicht angängig
erscheine. Auch hier ist dringend Abhilfe
zu schaffen.

[Spaltenumbruch]

Wir wollen unsere volle Meinung über die
Politik der bayerischen Regierung zum Ausdruck
bringen können, selbstverständlich in gehöriger
Form. Dazu ist auch die Vehandlung der Denk-
schrift der Regierung
notwendig. Die
Schlußfolgerung eines Blattes, das sich durch
seine Verdrehungskunst besonders auszeichnet, aus
seine Verdrehungskunst besonders auszeichnet, aus
seien gegen die bayerischen Wünsche, ist eine ten-
denziöse Fälschung
. Auf den Inhalt sind
wir noch in keiner Weise eingegangen, wir haben
lediglich eine Besprechung dieser schwerwiegenden
politischen Aktion im Landtag gefordert. Diese
Forderung wiederholen wir heute
;
auch muß uns die Denkschrift so rasch als möglich
zugehen.

Vorsitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er
werde den Wunsch der Demokraten dem auf einer
Dienstreise begriffenen Ministerpräsidenten neu-
erlich übermitteln.

Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er-
klärten, sie würden das Vorgehen des Staats-
kommissars, wenn die Dinge sich so abgespielt
haben, bedauern.

Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger
Verbot sei eine Provokation des Land-
tags
. Die Versammlung mit Delius und Bühler
als Rednern wurde mit der Begründung verboten,
daß sie als Wahlauftakt anzusehen sei. Es ist voll
bewiesen, daß keine Garantien bestehen, daß der
Staatskommissär tut, was er will, auf Landtag
und Regierung pfeift. Wir protestieren vor allem
gegen diese merkwürdige Begründung.

Minister des Innern Dr. Schwyer bezwei-
felt nicht, daß der Ministerpräsident dem demo-
kratischen Wunsch entsprechen wird. Das von Dr.
Dirr kritisierte Verbot muß erst untersucht werden.

1. Der Landtag wolle beschließen: Die Staats-
regierung ist zu ersuchen, unverzüglich eine Neu-
festsetzung bezw. Ueberprüfung
des
Grundbetrages der zur Erhebung gelangenden
4. Rate der bayerischen Gewebesteuer
für 1923 eintreten zu lassen. Bis dahin soll eine
Stundung von 3/4 der Steuerschuld ermöglicht
werden.

2. Die Verordnung über den Handel mit
Lebens- und Futtermitteln
vom
20. September 1923 (Bayerische Sonderverord-
nung) ist aufzuheben, da sie unter den heutigen
wirtschaftlichen Verhältnissen überflüssig, ja
schädlich geworden ist, indem ihre praktische Durch-
führung Wirtschaft und Verkehr zwischen Erzeugern
und Verbrauchern unnötig belastet, waren-
verteuernd wirkt und besonders auch unverhält-
nismäßig hohe Verwaltungskosten verursacht.

Anträge der demokratischen Landtagsfraktion.

Außerdem hat die Partei folgende kurze An-
frage
gestellt: Die zweite Steuernotverordnung
der Reichsregierung vom 19. Dezember 1923
(Reichsgesetzblatt Nr. 130) setzt in § 5 die Vor-
auszahlungen für Einkommen aus
Gewerbe
auf das Jahr 1924 allgemein auf
2. v. H. der Betriebseinnahmen (Roheinnahmen)
abzüglich der Lohn- und Gehaltsaufwendungen
sowie des Steuerabzuges vom Arbeitslohn fest.

Die Festsetzung bedeutet für viele Erwerbs-
gruppen eine unerträgliche Belastung, insofern als
bei einer Reihe von Wirtschaftszweigen der heutige
Gewinn nicht entfernt die Höhe der verlangten
Steuersummen ausmacht. Wenn auch die Reichs-
regierung für gewisse Erwerbsgruppen geson-
derte Bestimmungen angekündigt hat, so ist doch
bei der heutigen schwierigen wirtschaftlichen Lage
deren baldige Bekanntgabe besonders dringend.

Ist die Staatsregierung in der Lage, in diesem
Sinn auf die Reichsregierung einzuwirken? Ist
sie bereit, für Erleichterungen einzutreten, die
insbesondere den Schwierigkeiten der bayerischen
Wirtschaftslage Rechnung tragen?

Vergütung der Notare.

Durch eine gemeinsame Bekanntmachung des
Justiz- und Finanzministeriums wird angeord-
net, daß die Notare für die Besorgung des
Kosten- und Stempelwesens
und zur
Bestreitung der damit verbundenen Auslagen
eine Vergütung von 2 Prozent der von ihnen an
Stempel- und Staatsgebühren eingehobenen und
an die Staatskasse abgelieferten Beträge erhalten.

[Spaltenumbruch]
Um die Staatsform.

Die Landesleitung des Bayerischen Heimat-
und Königsbundes
hat zu dem Antrag
der Bayerischen Volkspartei auf Durchführung
einer Volksabstimmung zwecks Aenderung der
Verfassung eine Entschließung gefaßt, in der be-
dauert wird, daß dabei die wichtigste Verfassungs-
frage, die Frage der Staatsform Bayerns,
gänzlich außer acht gelassen werde. -- Der Königs-
bund scheint also die gegenwärtige Zeit schwer-
ster politischer und wirtschaftlicher Bedrückung für
geeignet zu halten, durch Aufrollung der Frage
Monarchie oder Republik noch heftigere Erschütte-
rungen des politischen Lebens in Bayern herbei-
zuführen, als es durch die Taktik der Bayerischen
Volkspartei ohnedies schon geschieht. Im übrigen
ist die Staatsform der deutschen Länder, also auch
Bayerns, durch die deutsche Reichsverfassung fest-
gelegt, die in ihrem Art. 17 bestimmt: Jedes Land
muß eine freistaatliche Verfassung haben.

[Spaltenumbruch]
Für die Erhaltung des Sozialministeriums.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in
Bayern (christlich-national) hat eine Entschließung
gefaßt, in der es heißt: Der Deutsche Gewerk-
schaftsbund erhebt gegen die etwa beabsichtigte
Aufhebung des Ministeriums für Soziale Für-
sorge schärfsten Protest. Er fordert mit Nachdruck
dessen Erhaltung zur Berücksichtigung und Pflege
dringender sozialer Notwendigkeiten, denen sich
auch ein verarmtes Staatswesen erst recht nicht
entschlagen kann.

Zuständigkeit der Wuchergerichte.

Der Generalstaatskommissar hat mit sofortiger
Wirksamkeit angeordnet: Für Zuwiderhandlun-
gen gegen die Anordnung vom 8. Oktober 1923
über Milchablieferungspflicht und Ver-
sand von Milcherzeugnissen kann der Staats-
anwalt durch Antrag auf Erlaß eines Strafbe-
fehls oder auf Anberaumung der Hauptverhand-
lung die Zuständigkeit des Wuchergerichtes be-
gründen.



[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
Dr. Petersen Bürgermeister von
Hamburg.

Der Senat wählte
heute als Nachfolger für den verstorbenen
1. Bürgermeister Dr. Diestel den Sena-
tor Dr. Karl Petersen.

Dieser nahm das Amt an und erklärte,
daß die Wahl zum Bürgermeister seinen
Abschied aus der aktiven Parteipolitik be-
deute. Er scheide aus dem Reichstage aus,
lege den Vorsitz in der Deutsch-demokrati-
schen Partei nieder und werde fortan nur
dem Wohle Hamburgs
dienen.

Dr. Karl Petersen wurde am 31, Ja-
nuar 1868 zu Hamburg als Sprosse einer
alteingesessenen Patrizierfamilie geboren.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kiel
und der Universitäten zu Heidelberg und
Leipzig ließ er sich in seiner Vaterstadt als
Rechtsanwalt nieder. Schon früh be-
schäftigte er sich mit politischen Fragen und
schloß sich bald -- auch in wachsender per-
sönlicher Freundschaft -- D. Friedrich Nau-
mann an, dessen nationales und soziales
Programm ganz seinen Ueberzeugungen
entsprach. Mit 31 Jahren bereits wurde
er zum Mitglied der Hamburger Bürger-
schaft gewählt.

Kurz vor der Revolution, im November
1918, wurde Petersen Senator. Er schied
damit aus der Bürgerschaft aus und legte
auch seine Anwaltschaft nieder.

In der Weimarer demokratischen Frak-
tion wußte man gleich von Anfang an die
Persönlichkeit des neuen Abgeordneten zu
würdigen. Er wurde zum stellvertretenden
Vorsitzenden gewählt und hatte als solcher
einen guten Teil der politischen Geschäfte
der Fraktion zu leiten.

Als Friedrich Naumann starb, wurde er
einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt.

Sein Ausscheiden bedeutet für die Demo-
kratische Partei einen schweren Verlust.

[Spaltenumbruch]
Aufnahme der Kontrolle.

Die interalli-
ierte Militärkontrollkommis-
sion
hat der Reichsregierung mitgeteilt,
daß am 10. und 12. Jan. in einer Reihe von
deutschen Städten Kontrollbesuche
stattfinden würden. 495 Besuche seien in
militärischen Instituten und 95 bei zivilen
Stellen in Aussicht genommen.

Es muß darauf hingewiesen werden, daß
die Reichsregierung in dieser Frage wenig-
stens insofern einen Erfolg hatte, als
diese Kontrollhandlungen in Zivil aus-
geführt werden. Leider besteht keine Mög-
lichkeit, diese Kontrolle im ganzen zu ver-
hindern

Reichsindex und Großhandelsindex.

Die Reichsin-
dexziffer
des statistischen Reichsamtes
beträgt auf den 7. Januar gerechnet das
1,13 Billionenfache der Vorkriegszeit ge-
genüber dem 29. Dezember (1,147 billionen-
fach), ist demnach eine Abnahme von 1,5
Prozent zu verzeichnen.

Die Großhandelsindexziffer
beträgt auf den Stichtag des 8. Januar be-
rechnet gegenüber dem 2. Januar (122,4)
einen Rückgang um 2,2 Prozent auf 119,7.

Von den Hauptgruppen gingen Lebens-
mittel
um 1,7 auf 106,9, darunter Ge-
treide um 2,5 auf 84,2 zurück. Die In-
landswaren sanken um 3,1 auf 111,7. Ein-
fuhrwaren stiegen dagegen um 1,2 auf
159,9.

Einheitliche Richtlinien für den Preis-
abbau.

Das Reichs-
wirtschaftsministerium
beabsich-
tigt für den Preisabbau einheit-
liche Richtlinien
für das ganze Reich
zu schaffen unter Hinzuziehung der Polizei
und der Wucherbehörden. Heute haben be-
reits Besprechungen mit den Vertretern
des Fleischandels stattgefunden. Wei-
tere Besprechungen werden folgen.



[Spaltenumbruch]

Neu und stark ist der Eindruck der Deutschen:
die Kette der Meister des Achtzehnten, anschließend
ein Saal, der eine neue köstliche Note bedeutet:
der Saal mit den alten und den schönen neu-
erworbenen Werken Caspar David Friedrichs und
Ludwig Richters.

Es ist der Dresdener Galerie gelungen, gleich-
zeitig ihren Bestand zu verbessern und an Wir-
kung wie an Bedeutung zu gewinnen. Das Rezept
ist nicht mehr neu, der Erfolg seiner klugen An-
wendung immer wieder erstaunlich.

Aehnlich verhält es sich mit dem Kölner
Schnütgen-Museum
. Seine Ueberfüllung
war sprichwörtlich. Auch hier hat man gesiebt, viel
Minderwertiges und Nebensächliches weggetan.
Statt dessen besten Neu-Zuwachs aufgestellt, das
Ganze geordnet, geeignete Farben als Hinter-
grund gewählt. So wirkt auch diese Sammlung
verjüngt, lebendig; wo man sich bisher in einem
Wust zurechtsuchen mußte, wirkt jetzt unmittelbar
zweckmäßige Anordnung. Selbst die Kapelle, früher
ein Verlegenheitsraum, hat durch Unterbringung
der gesamten italienischen Meister ganz wesent-
lich gewonnen. Gleichzeitig wurde noch das
Kölner Kunstgewerbemuseum nach
ähnlichen Prinzipien umgestaltet. Seine reichen
Bestände kommen in der jetzigen Auslese und
Ordnung in glücklicher Weise zur Geltung.

Das neue Ausstellungsprinzip bricht sich überall
Bahn. Auch München wird einmal drankommen.
Denn auch in München gibt es ein bedeutendstes
Museum, dem solche Neuordnung dringend nottut.

Deutsche Theaterkunst in Frankreich.

Aus
Paris meldet das B. T.: Die Theaterzeitung
"Comedia" teilt mit, daß Lugne-Poe dem-
nächst Georg Kaisers "Brand im
Opernhaus
" in französischer Uebertragung
aufführen werde. In einem Interview hat
Lugne-Poe erzählt, daß ihm geraten worden sei,
aus dem Deutschen Georg Kaiser einen tschechisch-
lowakischen Dichter zu machen. Lugne-Poe hat
diese Anregung abgelehnt. Er erklärt mit Recht:
"Es wäre traurig, wenn ein engherziger Natio-
[Spaltenumbruch] nalismus uns hindern sollte, die Kunst unserer
Nachbarn zu beachten, besonders, wenn sie Neues
bringt, wie die Kunst Georg Kaisers. Die Na-
tionalität des Autors wird nicht
versteckt werden
. Wer unparteiisch seine
Ansicht sagen will, kann sich ganz in voller Kennt-
nis der Tatsachen äußern."

Kleine Nachrichten.
Auswärts.
Straußfeste.

München, Wien, Amsterdam,
Neuyork bereiten zum 60. Geburtsfeste Richard
Strauß Musikfeste. Auch Salzburg wird
den Tag seiern. Im Rahmen der Salzburger
Festspiele wird dieses Jahr ein Richard Strauß-
Fest abgehalten. Es sollen hierzu die Räume der
"alten Reitschule" benützt werden. Ein Saal ist
schon unter Max Neinhardt eingeweiht worden.
Nun soll auch der eigentliche ("gedeckte") Reit-
schulsaal, der mit den köstlichen Turnierfesten
Rottmahrs eines der Juwele Salzburgs bildet,
herangezogen werden. Hier soll die Urauffüh-
rung von Strauß' "Intermezzo" stattfinden.
(Möglicherweise kommt für eines der Strauß-
Feste auch noch die Uraufführung der Kammer-
oper "Kleopatra" in Frage, deren ersten Akt zum
Texte Hofmannsthals Strauß eben vollendet hat.)

Eine deutsche Schauspieltournee nach Esthland
und Finnland.

Die Haaß-Berkow-Truppe, die
seit einiger Zeit in Esthland gastiert, plant
eine längere Tournee nach Finnland, nach
deren Abschluß sie wieder nach Esthland zurück-
kehren will. In Aussicht genommen sind nach
den großen Erfolgen mittelalterlicher Mysterien-
spiele Aufführungen des Faust und des Som-
mernachtstraums.


Das Nationaltheater in Weimar
brachte Mussorgskys "Boris Godunow".
Generalmusikdirektor Prüwer, dem man die
deutsche Uraufführung des Werkes in Breslau
verdankt, hatte nicht nur die musikalische Leitung,
sondern, sehr zum Vorteil der einheitlichen Ge-
samwirkung, auch die Einrichtung und Spiel-
[Spaltenumbruch] leitung übernommen. Die Ausstattung mit den
Bühnenbildern Fritz Lewys war stilvoll, und
die Leistungen der Solisten und Chöre waren bis
ins einzelne ausgefeilt. Der Erfolg war gewaltig.
"Boris Godunow" beginnt seinen Siegeslauf über
die deutschen Bühnen.


In Essey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeister
Richard Schwarz mit Mahlers Kinder-Toten-
liedern starken Erfolg. Dies war die erste Auf-
führung einer Komposition Mahlers in Jugo-
slawien.


Der Wiener Komponist Erich Wolfgang Korn-
gold
, dessen Oper "Die tote Stadt" im nächsten
Monat nun auch an der Staatsoper in Berlin zur
Erstaufführung gelangt, arbeitet an einer neuen
abendfüllenden Oper. Das Buch hat Hans Müller
mit freier Benutzung eines Mysteriums des be-
kannten jungverstorbenen Wiener Dichters Hans
Kaltnecker geschrieben.

München.
Nationaltheater.

In der Aufführung "Tann-
häuser
" am Donnerstag, den 10. Jan., singt
Kammersänger Werner Engel, Mitglied der
Wiener Staatsoper, als Gast auf Anstellung die
Partie des "Wolfram".

Münchener Kammerspiele.

Mit Rücksicht auf
das am Samstag beginnende Gastspiel von Albert
Steinrück wird Unruhs "Prinz Louis Ferdi-
nand" am Donnerstag, den 10. Januar zum
letztenmal aufgeführt. Die Titelrolle spielt Karl
Ludwig Diehl.


Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle
(71/2) drittes Hausegger-Konzert. Bee-
thoven-Brahms-Abend. Solist Edwin Fischer.
Bayer. Hof
(71/2): Heiterer Abend Professor
Marcell Salzer.


Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den
Räumen der Tonhalle II. Promenade-Kon-
zert mit Tanz
. Das Programm, ausgeführt
vom Konzertvereins-Orchester unter
Leitung von Kapellmeister Franz Werther,
enthält Orchestervorträge (Ouevrtüre zum Zigeu-
[Spaltenumbruch] nerbaron von Joh. Strauß, Polonaise von Rich.
Wagner, Die Aufforderung zum Tanz von
Weber-Berlioz, einen ungarischen Tanz von
Brahms) und Tänze: Walzer von Joh. Strauß
(Wiener Blut, G'schichten aus dem Wiener Wald),
Ziehrer (Unsere Edelknaben), Millöcker (Traum-
walzer), Polkas von Joh. Strauß (i-Tipferl),
Eduard Strauß (Schneesternchen) und Ziehrer
(Leben heißt genießen); Quadrillen von Joh.
Strauß (Fledermaus) und Eduard Strauß (Die
schöne Helena).

Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und
in der Tonhalle.


Das 5. Abonnement-Konzert der Musikalischen
Akademie
unter Leitung von Generalmusikdirek-
tor Hans Knappertsbusch findet Mon-
tag, den 14. Januar, abends 71/2 Uhr,
im Odeon
statt. Die öffentliche Hauptprobe
Sonntag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr. Vor-
tragsfolge: Cl. v. Franckenstein: Variationen
über ein Thema von Meyerbeer Richard Strauß:
Don Juan. Beethoven: Eroica. Die Abonnen-
tenkartenausgabe sowie gleichzeitig die Neuan-
meldungen für die zweite Serie der Abonnement-
Konzerte ist Donnerstag und Freitag zwischen 2
bis 5 Uhr im Odeon. Der Vorverkauf für das
5. Abonnement-Konzert ist bei Halbreiter, Pro-
menadeplatz 16, Donnerstag bis Samstag Mittag.
Der Tagesverkauf für die Hauptprobe ist Sonn-
tag von 91/2 bis 11 Uhr, für das Konzert Montag
vormittags 11--1 Uhr und abends 61/2 bis
71/2 Uhr im Odeon.


Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar,
abends 71/2 Uhr, einen Lieder-Abend im Bayer.
Hof
mit Liedern von Schubert, Schumann,
Brahms. Hugo Wolf. Am Flügel: Paul Meher.
Karten bei Schmid und Halbreiter.


Das Graphische Kabinett G. m. b. H.,
Barerstraße 46 (gegenüber der Neuen Pinakothek)
eröffnet am Samstag, den 12. Januar die
8. Ausstellung mit graphischen Blättern von Max
Beckmann, Otto Dix, George Groß.

Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9
[Spaltenumbruch]
Bayeriſcher Landtag.

Abg. Dr. Held (B. Vp.) ſtellte neuerdings das
Flächenprinzip für die Vertretung des flachen
Landes in den Vordergrund. Mit der wachſenden
Abminderung der Mandate und Vergrößerung der
ländlichen Stimmkreiſe wächſt auch die Gefahr
einer ungenügenden Vertretung der ländlichen
Belange. Wir brauchen aber an ſich nicht weit
in der Herabſetzung der Mandatszahl zu gehen,
nachdem mit Ausnahme Preußens in allen Län-
dern die Wählerziffer auf den Abgeordneten
kleiner iſt, als bei uns. Die Stimmkreiseinteilung
befriedigt außerordentlich wenig. Die Diätenfrage
iſt mit größter Vorſicht zu behandeln.

Miniſter des Innern Dr. Schweyer äußerte
ſich zunächſt zur Koburger Frage an Hand der
ſeinerzeitigen Abmachungen. Eine vertragsmäßige
Bindung Bayerns für die nächſte Wahl liegt nicht
vor. Das Landeswahlgeſetz hat aber Koburg ein
gewiſſes Entgegenkommen gezeigt. Dieſes Entge-
genkommen mit 37 000 Wählerſtimmen auf den
Abgeordneten läßt ſich heute, wo nach dem Antrage
Hilpert die Ziffer allgemein 74 000 betragen ſoll,
nicht mehr aufrecht erhalten. Eine Liſtenverbin-
dung wäre nicht zweckmäßig. Nach einer Reichs-
tagswahlſtatiſtik iſt der Hundertſatz der Wahlbe-
rechtigten in den Städten 65,5 — auf dem Lande
nur b4.8. Es empfiehlt ſich daher nicht, die Wahl-
berechtigtenzahl zugrunde zu legen, wie es im
Hinblick auf die Ausländer empfohlen werden
könnte, ſondern die Einwohnerzahl, um eine wei-
tere Benachteiligung des flachen Landes zu ver-
meiden.

Zur Diätenfrage bemerkte der Miniſter, er
wolle ſich nicht in die häuslichen Angelegenheiten
des Landtags einmiſchen. Zweckmäßig ſei wohl,
die Auszahlung der Diäten mit einem Modus zu
verknüpfen, der eine Abkürzung der Tagungen
veranlaßt.

Abg. Dr. Müller (D. D. P.) ſtellte feſt, daß
nicht die Demokraten, ſondern Vertreter ſämtlicher
Parteien Bedenken gegen eine Beſchränkung der
Redefreiheit geäußert haben.

Damit ſchloß die allgemeine Aus-
ſprache
.

Fortſetzung der Beratung Donnerstag, vor-
mittags 9 Uhr.

Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der
Tagesordnung auf ſeine neuliche Feſtſtellung zu-
rück, daß entgegen der Behauptung des Herrn
Held der Wahlkampf im ganzen Lande ſchon ein-
geſetzt hat, daß namentlich die Bayeriſche Volks-
partei landauf, landab, öffentliche Verſammlun-
gen hält, was an ſich ihr gutes Recht iſt. Was
aber der Bayeriſchen Volkspartei erlaubt iſt, wird
der Demokratiſchen Partei verboten. In Nürn-
berg
hat Staatskommiſſar Gareis rundweg
einer von der D. D. P. einberufenen öffent-
lichen Beamtenverſammlung
die nach-
geſuchte Genehmigung verſagt. (Hört!)
Wenn der Abg. Gebſattel in Sulzfeld i. Ufr. im
Rathaus eine öffentliche Wahlverſammlung ab-
halten darf, muß es uns erlaubt ſein, in einem
Lokal eine Beamtenverſammlung zu halten. Wenn
Herr Gareis das nicht begreift, muß der Miniſter
ſo viel Manns ſein, es ihm begreiflich zu machen.
Wir fordern gleiches Recht für alle
Staatsbürger
und wenn irgendwo Beamte
auf die Idee kommen ſollten, daß wir Staatsbür-
ger minderer Güte ſind, weniger vaterländiſch wie
andere Leute, ſo bitten wir, den Herren dieſe Al-
bernheiten auszutreiben. Das müſſen wir von
Ihnen verlangen, Herr Miniſter! Sie ſind ver-
faſſungsmäßig verpflichtet, das gleiche
Recht allen Staatsbürgern
zu ſichern;
wenn Sie es nicht fertig bringen, muß jemand
her, der es fertig bringt.

Wir ſind entſchloſſen, uns dieſe Dinge
nicht länger gefallen zu laſſen
und
mit allen geſetzlichen Mitteln dagegen vorzugehen,
umſomehr, als die Mehrheit keine Garantien ge-
ben kann. Auch ein Teil der Preſſe ſteht unter
ganz beſonderer Kontrolle, wie wir beſtimmt
wiſſen. Es wird da mit dem Farbſtift in der Hand
ganz anders gearbeitet, wie bei anderen Preſſe-
erzeugniſſen. Es iſt unerhört, daß der Chefredak-
teur einer großen Tageszeitung politiſcher Bera-
ter des Generalſtaatskommiſſariats iſt, obwohl das
ſchon aus Gründen der Konkurrenz nicht angängig
erſcheine. Auch hier iſt dringend Abhilfe
zu ſchaffen.

[Spaltenumbruch]

Wir wollen unſere volle Meinung über die
Politik der bayeriſchen Regierung zum Ausdruck
bringen können, ſelbſtverſtändlich in gehöriger
Form. Dazu iſt auch die Vehandlung der Denk-
ſchrift der Regierung
notwendig. Die
Schlußfolgerung eines Blattes, das ſich durch
ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus
ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus
ſeien gegen die bayeriſchen Wünſche, iſt eine ten-
denziöſe Fälſchung
. Auf den Inhalt ſind
wir noch in keiner Weiſe eingegangen, wir haben
lediglich eine Beſprechung dieſer ſchwerwiegenden
politiſchen Aktion im Landtag gefordert. Dieſe
Forderung wiederholen wir heute
;
auch muß uns die Denkſchrift ſo raſch als möglich
zugehen.

Vorſitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er
werde den Wunſch der Demokraten dem auf einer
Dienſtreiſe begriffenen Miniſterpräſidenten neu-
erlich übermitteln.

Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er-
klärten, ſie würden das Vorgehen des Staats-
kommiſſars, wenn die Dinge ſich ſo abgeſpielt
haben, bedauern.

Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger
Verbot ſei eine Provokation des Land-
tags
. Die Verſammlung mit Delius und Bühler
als Rednern wurde mit der Begründung verboten,
daß ſie als Wahlauftakt anzuſehen ſei. Es iſt voll
bewieſen, daß keine Garantien beſtehen, daß der
Staatskommiſſär tut, was er will, auf Landtag
und Regierung pfeift. Wir proteſtieren vor allem
gegen dieſe merkwürdige Begründung.

Miniſter des Innern Dr. Schwyer bezwei-
felt nicht, daß der Miniſterpräſident dem demo-
kratiſchen Wunſch entſprechen wird. Das von Dr.
Dirr kritiſierte Verbot muß erſt unterſucht werden.

1. Der Landtag wolle beſchließen: Die Staats-
regierung iſt zu erſuchen, unverzüglich eine Neu-
feſtſetzung bezw. Ueberprüfung
des
Grundbetrages der zur Erhebung gelangenden
4. Rate der bayeriſchen Gewebeſteuer
für 1923 eintreten zu laſſen. Bis dahin ſoll eine
Stundung von ¾ der Steuerſchuld ermöglicht
werden.

2. Die Verordnung über den Handel mit
Lebens- und Futtermitteln
vom
20. September 1923 (Bayeriſche Sonderverord-
nung) iſt aufzuheben, da ſie unter den heutigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſen überflüſſig, ja
ſchädlich geworden iſt, indem ihre praktiſche Durch-
führung Wirtſchaft und Verkehr zwiſchen Erzeugern
und Verbrauchern unnötig belaſtet, waren-
verteuernd wirkt und beſonders auch unverhält-
nismäßig hohe Verwaltungskoſten verurſacht.

Anträge der demokratiſchen Landtagsfraktion.

Außerdem hat die Partei folgende kurze An-
frage
geſtellt: Die zweite Steuernotverordnung
der Reichsregierung vom 19. Dezember 1923
(Reichsgeſetzblatt Nr. 130) ſetzt in § 5 die Vor-
auszahlungen für Einkommen aus
Gewerbe
auf das Jahr 1924 allgemein auf
2. v. H. der Betriebseinnahmen (Roheinnahmen)
abzüglich der Lohn- und Gehaltsaufwendungen
ſowie des Steuerabzuges vom Arbeitslohn feſt.

Die Feſtſetzung bedeutet für viele Erwerbs-
gruppen eine unerträgliche Belaſtung, inſofern als
bei einer Reihe von Wirtſchaftszweigen der heutige
Gewinn nicht entfernt die Höhe der verlangten
Steuerſummen ausmacht. Wenn auch die Reichs-
regierung für gewiſſe Erwerbsgruppen geſon-
derte Beſtimmungen angekündigt hat, ſo iſt doch
bei der heutigen ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage
deren baldige Bekanntgabe beſonders dringend.

Iſt die Staatsregierung in der Lage, in dieſem
Sinn auf die Reichsregierung einzuwirken? Iſt
ſie bereit, für Erleichterungen einzutreten, die
insbeſondere den Schwierigkeiten der bayeriſchen
Wirtſchaftslage Rechnung tragen?

Vergütung der Notare.

Durch eine gemeinſame Bekanntmachung des
Juſtiz- und Finanzminiſteriums wird angeord-
net, daß die Notare für die Beſorgung des
Koſten- und Stempelweſens
und zur
Beſtreitung der damit verbundenen Auslagen
eine Vergütung von 2 Prozent der von ihnen an
Stempel- und Staatsgebühren eingehobenen und
an die Staatskaſſe abgelieferten Beträge erhalten.

[Spaltenumbruch]
Um die Staatsform.

Die Landesleitung des Bayeriſchen Heimat-
und Königsbundes
hat zu dem Antrag
der Bayeriſchen Volkspartei auf Durchführung
einer Volksabſtimmung zwecks Aenderung der
Verfaſſung eine Entſchließung gefaßt, in der be-
dauert wird, daß dabei die wichtigſte Verfaſſungs-
frage, die Frage der Staatsform Bayerns,
gänzlich außer acht gelaſſen werde. — Der Königs-
bund ſcheint alſo die gegenwärtige Zeit ſchwer-
ſter politiſcher und wirtſchaftlicher Bedrückung für
geeignet zu halten, durch Aufrollung der Frage
Monarchie oder Republik noch heftigere Erſchütte-
rungen des politiſchen Lebens in Bayern herbei-
zuführen, als es durch die Taktik der Bayeriſchen
Volkspartei ohnedies ſchon geſchieht. Im übrigen
iſt die Staatsform der deutſchen Länder, alſo auch
Bayerns, durch die deutſche Reichsverfaſſung feſt-
gelegt, die in ihrem Art. 17 beſtimmt: Jedes Land
muß eine freiſtaatliche Verfaſſung haben.

[Spaltenumbruch]
Für die Erhaltung des Sozialminiſteriums.

Der Deutſche Gewerkſchaftsbund in
Bayern (chriſtlich-national) hat eine Entſchließung
gefaßt, in der es heißt: Der Deutſche Gewerk-
ſchaftsbund erhebt gegen die etwa beabſichtigte
Aufhebung des Miniſteriums für Soziale Für-
ſorge ſchärfſten Proteſt. Er fordert mit Nachdruck
deſſen Erhaltung zur Berückſichtigung und Pflege
dringender ſozialer Notwendigkeiten, denen ſich
auch ein verarmtes Staatsweſen erſt recht nicht
entſchlagen kann.

Zuſtändigkeit der Wuchergerichte.

Der Generalſtaatskommiſſar hat mit ſofortiger
Wirkſamkeit angeordnet: Für Zuwiderhandlun-
gen gegen die Anordnung vom 8. Oktober 1923
über Milchablieferungspflicht und Ver-
ſand von Milcherzeugniſſen kann der Staats-
anwalt durch Antrag auf Erlaß eines Strafbe-
fehls oder auf Anberaumung der Hauptverhand-
lung die Zuſtändigkeit des Wuchergerichtes be-
gründen.



[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
Dr. Peterſen Bürgermeiſter von
Hamburg.

Der Senat wählte
heute als Nachfolger für den verſtorbenen
1. Bürgermeiſter Dr. Dieſtel den Sena-
tor Dr. Karl Peterſen.

Dieſer nahm das Amt an und erklärte,
daß die Wahl zum Bürgermeiſter ſeinen
Abſchied aus der aktiven Parteipolitik be-
deute. Er ſcheide aus dem Reichstage aus,
lege den Vorſitz in der Deutſch-demokrati-
ſchen Partei nieder und werde fortan nur
dem Wohle Hamburgs
dienen.

Dr. Karl Peterſen wurde am 31, Ja-
nuar 1868 zu Hamburg als Sproſſe einer
alteingeſeſſenen Patrizierfamilie geboren.
Nach dem Beſuch des Gymnaſiums in Kiel
und der Univerſitäten zu Heidelberg und
Leipzig ließ er ſich in ſeiner Vaterſtadt als
Rechtsanwalt nieder. Schon früh be-
ſchäftigte er ſich mit politiſchen Fragen und
ſchloß ſich bald — auch in wachſender per-
ſönlicher Freundſchaft — D. Friedrich Nau-
mann an, deſſen nationales und ſoziales
Programm ganz ſeinen Ueberzeugungen
entſprach. Mit 31 Jahren bereits wurde
er zum Mitglied der Hamburger Bürger-
ſchaft gewählt.

Kurz vor der Revolution, im November
1918, wurde Peterſen Senator. Er ſchied
damit aus der Bürgerſchaft aus und legte
auch ſeine Anwaltſchaft nieder.

In der Weimarer demokratiſchen Frak-
tion wußte man gleich von Anfang an die
Perſönlichkeit des neuen Abgeordneten zu
würdigen. Er wurde zum ſtellvertretenden
Vorſitzenden gewählt und hatte als ſolcher
einen guten Teil der politiſchen Geſchäfte
der Fraktion zu leiten.

Als Friedrich Naumann ſtarb, wurde er
einſtimmig zu ſeinem Nachfolger gewählt.

Sein Ausſcheiden bedeutet für die Demo-
kratiſche Partei einen ſchweren Verluſt.

[Spaltenumbruch]
Aufnahme der Kontrolle.

Die interalli-
ierte Militärkontrollkommiſ-
ſion
hat der Reichsregierung mitgeteilt,
daß am 10. und 12. Jan. in einer Reihe von
deutſchen Städten Kontrollbeſuche
ſtattfinden würden. 495 Beſuche ſeien in
militäriſchen Inſtituten und 95 bei zivilen
Stellen in Ausſicht genommen.

Es muß darauf hingewieſen werden, daß
die Reichsregierung in dieſer Frage wenig-
ſtens inſofern einen Erfolg hatte, als
dieſe Kontrollhandlungen in Zivil aus-
geführt werden. Leider beſteht keine Mög-
lichkeit, dieſe Kontrolle im ganzen zu ver-
hindern

Reichsindex und Großhandelsindex.

Die Reichsin-
dexziffer
des ſtatiſtiſchen Reichsamtes
beträgt auf den 7. Januar gerechnet das
1,13 Billionenfache der Vorkriegszeit ge-
genüber dem 29. Dezember (1,147 billionen-
fach), iſt demnach eine Abnahme von 1,5
Prozent zu verzeichnen.

Die Großhandelsindexziffer
beträgt auf den Stichtag des 8. Januar be-
rechnet gegenüber dem 2. Januar (122,4)
einen Rückgang um 2,2 Prozent auf 119,7.

Von den Hauptgruppen gingen Lebens-
mittel
um 1,7 auf 106,9, darunter Ge-
treide um 2,5 auf 84,2 zurück. Die In-
landswaren ſanken um 3,1 auf 111,7. Ein-
fuhrwaren ſtiegen dagegen um 1,2 auf
159,9.

Einheitliche Richtlinien für den Preis-
abbau.

Das Reichs-
wirtſchaftsminiſterium
beabſich-
tigt für den Preisabbau einheit-
liche Richtlinien
für das ganze Reich
zu ſchaffen unter Hinzuziehung der Polizei
und der Wucherbehörden. Heute haben be-
reits Beſprechungen mit den Vertretern
des Fleiſchandels ſtattgefunden. Wei-
tere Beſprechungen werden folgen.



[Spaltenumbruch]

Neu und ſtark iſt der Eindruck der Deutſchen:
die Kette der Meiſter des Achtzehnten, anſchließend
ein Saal, der eine neue köſtliche Note bedeutet:
der Saal mit den alten und den ſchönen neu-
erworbenen Werken Caſpar David Friedrichs und
Ludwig Richters.

Es iſt der Dresdener Galerie gelungen, gleich-
zeitig ihren Beſtand zu verbeſſern und an Wir-
kung wie an Bedeutung zu gewinnen. Das Rezept
iſt nicht mehr neu, der Erfolg ſeiner klugen An-
wendung immer wieder erſtaunlich.

Aehnlich verhält es ſich mit dem Kölner
Schnütgen-Muſeum
. Seine Ueberfüllung
war ſprichwörtlich. Auch hier hat man geſiebt, viel
Minderwertiges und Nebenſächliches weggetan.
Statt deſſen beſten Neu-Zuwachs aufgeſtellt, das
Ganze geordnet, geeignete Farben als Hinter-
grund gewählt. So wirkt auch dieſe Sammlung
verjüngt, lebendig; wo man ſich bisher in einem
Wuſt zurechtſuchen mußte, wirkt jetzt unmittelbar
zweckmäßige Anordnung. Selbſt die Kapelle, früher
ein Verlegenheitsraum, hat durch Unterbringung
der geſamten italieniſchen Meiſter ganz weſent-
lich gewonnen. Gleichzeitig wurde noch das
Kölner Kunſtgewerbemuſeum nach
ähnlichen Prinzipien umgeſtaltet. Seine reichen
Beſtände kommen in der jetzigen Ausleſe und
Ordnung in glücklicher Weiſe zur Geltung.

Das neue Ausſtellungsprinzip bricht ſich überall
Bahn. Auch München wird einmal drankommen.
Denn auch in München gibt es ein bedeutendſtes
Muſeum, dem ſolche Neuordnung dringend nottut.

Deutſche Theaterkunſt in Frankreich.

Aus
Paris meldet das B. T.: Die Theaterzeitung
„Comedia“ teilt mit, daß Lugne-Poe dem-
nächſt Georg Kaiſers „Brand im
Opernhaus
“ in franzöſiſcher Uebertragung
aufführen werde. In einem Interview hat
Lugne-Poe erzählt, daß ihm geraten worden ſei,
aus dem Deutſchen Georg Kaiſer einen tſchechiſch-
lowakiſchen Dichter zu machen. Lugne-Poe hat
dieſe Anregung abgelehnt. Er erklärt mit Recht:
„Es wäre traurig, wenn ein engherziger Natio-
[Spaltenumbruch] nalismus uns hindern ſollte, die Kunſt unſerer
Nachbarn zu beachten, beſonders, wenn ſie Neues
bringt, wie die Kunſt Georg Kaiſers. Die Na-
tionalität des Autors wird nicht
verſteckt werden
. Wer unparteiiſch ſeine
Anſicht ſagen will, kann ſich ganz in voller Kennt-
nis der Tatſachen äußern.“

Kleine Nachrichten.
Auswärts.
Straußfeſte.

München, Wien, Amſterdam,
Neuyork bereiten zum 60. Geburtsfeſte Richard
Strauß Muſikfeſte. Auch Salzburg wird
den Tag ſeiern. Im Rahmen der Salzburger
Feſtſpiele wird dieſes Jahr ein Richard Strauß-
Feſt abgehalten. Es ſollen hierzu die Räume der
„alten Reitſchule“ benützt werden. Ein Saal iſt
ſchon unter Max Neinhardt eingeweiht worden.
Nun ſoll auch der eigentliche („gedeckte“) Reit-
ſchulſaal, der mit den köſtlichen Turnierfeſten
Rottmahrs eines der Juwele Salzburgs bildet,
herangezogen werden. Hier ſoll die Urauffüh-
rung von Strauß’ „Intermezzo“ ſtattfinden.
(Möglicherweiſe kommt für eines der Strauß-
Feſte auch noch die Uraufführung der Kammer-
oper „Kleopatra“ in Frage, deren erſten Akt zum
Texte Hofmannsthals Strauß eben vollendet hat.)

Eine deutſche Schauſpieltournee nach Eſthland
und Finnland.

Die Haaß-Berkow-Truppe, die
ſeit einiger Zeit in Eſthland gaſtiert, plant
eine längere Tournee nach Finnland, nach
deren Abſchluß ſie wieder nach Eſthland zurück-
kehren will. In Ausſicht genommen ſind nach
den großen Erfolgen mittelalterlicher Myſterien-
ſpiele Aufführungen des Fauſt und des Som-
mernachtstraums.


Das Nationaltheater in Weimar
brachte Muſſorgſkys „Boris Godunow“.
Generalmuſikdirektor Prüwer, dem man die
deutſche Uraufführung des Werkes in Breslau
verdankt, hatte nicht nur die muſikaliſche Leitung,
ſondern, ſehr zum Vorteil der einheitlichen Ge-
ſamwirkung, auch die Einrichtung und Spiel-
[Spaltenumbruch] leitung übernommen. Die Ausſtattung mit den
Bühnenbildern Fritz Lewys war ſtilvoll, und
die Leiſtungen der Soliſten und Chöre waren bis
ins einzelne ausgefeilt. Der Erfolg war gewaltig.
„Boris Godunow“ beginnt ſeinen Siegeslauf über
die deutſchen Bühnen.


In Eſſey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeiſter
Richard Schwarz mit Mahlers Kinder-Toten-
liedern ſtarken Erfolg. Dies war die erſte Auf-
führung einer Kompoſition Mahlers in Jugo-
ſlawien.


Der Wiener Komponiſt Erich Wolfgang Korn-
gold
, deſſen Oper „Die tote Stadt“ im nächſten
Monat nun auch an der Staatsoper in Berlin zur
Erſtaufführung gelangt, arbeitet an einer neuen
abendfüllenden Oper. Das Buch hat Hans Müller
mit freier Benutzung eines Myſteriums des be-
kannten jungverſtorbenen Wiener Dichters Hans
Kaltnecker geſchrieben.

München.
Nationaltheater.

In der Aufführung „Tann-
häuſer
“ am Donnerstag, den 10. Jan., ſingt
Kammerſänger Werner Engel, Mitglied der
Wiener Staatsoper, als Gaſt auf Anſtellung die
Partie des „Wolfram“.

Münchener Kammerſpiele.

Mit Rückſicht auf
das am Samstag beginnende Gaſtſpiel von Albert
Steinrück wird Unruhs „Prinz Louis Ferdi-
nand“ am Donnerstag, den 10. Januar zum
letztenmal aufgeführt. Die Titelrolle ſpielt Karl
Ludwig Diehl.


Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle
(7½) drittes Hausegger-Konzert. Bee-
thoven-Brahms-Abend. Soliſt Edwin Fiſcher.
Bayer. Hof
(7½): Heiterer Abend Profeſſor
Marcell Salzer.


Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den
Räumen der Tonhalle II. Promenade-Kon-
zert mit Tanz
. Das Programm, ausgeführt
vom Konzertvereins-Orcheſter unter
Leitung von Kapellmeiſter Franz Werther,
enthält Orcheſtervorträge (Ouevrtüre zum Zigeu-
[Spaltenumbruch] nerbaron von Joh. Strauß, Polonaiſe von Rich.
Wagner, Die Aufforderung zum Tanz von
Weber-Berlioz, einen ungariſchen Tanz von
Brahms) und Tänze: Walzer von Joh. Strauß
(Wiener Blut, G’ſchichten aus dem Wiener Wald),
Ziehrer (Unſere Edelknaben), Millöcker (Traum-
walzer), Polkas von Joh. Strauß (i-Tipferl),
Eduard Strauß (Schneeſternchen) und Ziehrer
(Leben heißt genießen); Quadrillen von Joh.
Strauß (Fledermaus) und Eduard Strauß (Die
ſchöne Helena).

Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und
in der Tonhalle.


Das 5. Abonnement-Konzert der Muſikaliſchen
Akademie
unter Leitung von Generalmuſikdirek-
tor Hans Knappertsbuſch findet Mon-
tag, den 14. Januar, abends 7½ Uhr,
im Odeon
ſtatt. Die öffentliche Hauptprobe
Sonntag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr. Vor-
tragsfolge: Cl. v. Franckenſtein: Variationen
über ein Thema von Meyerbeer Richard Strauß:
Don Juan. Beethoven: Eroica. Die Abonnen-
tenkartenausgabe ſowie gleichzeitig die Neuan-
meldungen für die zweite Serie der Abonnement-
Konzerte iſt Donnerstag und Freitag zwiſchen 2
bis 5 Uhr im Odeon. Der Vorverkauf für das
5. Abonnement-Konzert iſt bei Halbreiter, Pro-
menadeplatz 16, Donnerstag bis Samstag Mittag.
Der Tagesverkauf für die Hauptprobe iſt Sonn-
tag von 9½ bis 11 Uhr, für das Konzert Montag
vormittags 11—1 Uhr und abends 6½ bis
7½ Uhr im Odeon.


Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar,
abends 7½ Uhr, einen Lieder-Abend im Bayer.
Hof
mit Liedern von Schubert, Schumann,
Brahms. Hugo Wolf. Am Flügel: Paul Meher.
Karten bei Schmid und Halbreiter.


Das Graphiſche Kabinett G. m. b. H.,
Barerſtraße 46 (gegenüber der Neuen Pinakothek)
eröffnet am Samstag, den 12. Januar die
8. Ausſtellung mit graphiſchen Blättern von Max
Beckmann, Otto Dix, George Groß.

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[3/0003] Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9 Bayeriſcher Landtag.Abg. Dr. Held (B. Vp.) ſtellte neuerdings das Flächenprinzip für die Vertretung des flachen Landes in den Vordergrund. Mit der wachſenden Abminderung der Mandate und Vergrößerung der ländlichen Stimmkreiſe wächſt auch die Gefahr einer ungenügenden Vertretung der ländlichen Belange. Wir brauchen aber an ſich nicht weit in der Herabſetzung der Mandatszahl zu gehen, nachdem mit Ausnahme Preußens in allen Län- dern die Wählerziffer auf den Abgeordneten kleiner iſt, als bei uns. Die Stimmkreiseinteilung befriedigt außerordentlich wenig. Die Diätenfrage iſt mit größter Vorſicht zu behandeln. Miniſter des Innern Dr. Schweyer äußerte ſich zunächſt zur Koburger Frage an Hand der ſeinerzeitigen Abmachungen. Eine vertragsmäßige Bindung Bayerns für die nächſte Wahl liegt nicht vor. Das Landeswahlgeſetz hat aber Koburg ein gewiſſes Entgegenkommen gezeigt. Dieſes Entge- genkommen mit 37 000 Wählerſtimmen auf den Abgeordneten läßt ſich heute, wo nach dem Antrage Hilpert die Ziffer allgemein 74 000 betragen ſoll, nicht mehr aufrecht erhalten. Eine Liſtenverbin- dung wäre nicht zweckmäßig. Nach einer Reichs- tagswahlſtatiſtik iſt der Hundertſatz der Wahlbe- rechtigten in den Städten 65,5 — auf dem Lande nur b4.8. Es empfiehlt ſich daher nicht, die Wahl- berechtigtenzahl zugrunde zu legen, wie es im Hinblick auf die Ausländer empfohlen werden könnte, ſondern die Einwohnerzahl, um eine wei- tere Benachteiligung des flachen Landes zu ver- meiden. Zur Diätenfrage bemerkte der Miniſter, er wolle ſich nicht in die häuslichen Angelegenheiten des Landtags einmiſchen. Zweckmäßig ſei wohl, die Auszahlung der Diäten mit einem Modus zu verknüpfen, der eine Abkürzung der Tagungen veranlaßt. Abg. Dr. Müller (D. D. P.) ſtellte feſt, daß nicht die Demokraten, ſondern Vertreter ſämtlicher Parteien Bedenken gegen eine Beſchränkung der Redefreiheit geäußert haben. Damit ſchloß die allgemeine Aus- ſprache. Fortſetzung der Beratung Donnerstag, vor- mittags 9 Uhr. Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der Tagesordnung auf ſeine neuliche Feſtſtellung zu- rück, daß entgegen der Behauptung des Herrn Held der Wahlkampf im ganzen Lande ſchon ein- geſetzt hat, daß namentlich die Bayeriſche Volks- partei landauf, landab, öffentliche Verſammlun- gen hält, was an ſich ihr gutes Recht iſt. Was aber der Bayeriſchen Volkspartei erlaubt iſt, wird der Demokratiſchen Partei verboten. In Nürn- berg hat Staatskommiſſar Gareis rundweg einer von der D. D. P. einberufenen öffent- lichen Beamtenverſammlung die nach- geſuchte Genehmigung verſagt. (Hört!) Wenn der Abg. Gebſattel in Sulzfeld i. Ufr. im Rathaus eine öffentliche Wahlverſammlung ab- halten darf, muß es uns erlaubt ſein, in einem Lokal eine Beamtenverſammlung zu halten. Wenn Herr Gareis das nicht begreift, muß der Miniſter ſo viel Manns ſein, es ihm begreiflich zu machen. Wir fordern gleiches Recht für alle Staatsbürger und wenn irgendwo Beamte auf die Idee kommen ſollten, daß wir Staatsbür- ger minderer Güte ſind, weniger vaterländiſch wie andere Leute, ſo bitten wir, den Herren dieſe Al- bernheiten auszutreiben. Das müſſen wir von Ihnen verlangen, Herr Miniſter! Sie ſind ver- faſſungsmäßig verpflichtet, das gleiche Recht allen Staatsbürgern zu ſichern; wenn Sie es nicht fertig bringen, muß jemand her, der es fertig bringt. Wir ſind entſchloſſen, uns dieſe Dinge nicht länger gefallen zu laſſen und mit allen geſetzlichen Mitteln dagegen vorzugehen, umſomehr, als die Mehrheit keine Garantien ge- ben kann. Auch ein Teil der Preſſe ſteht unter ganz beſonderer Kontrolle, wie wir beſtimmt wiſſen. Es wird da mit dem Farbſtift in der Hand ganz anders gearbeitet, wie bei anderen Preſſe- erzeugniſſen. Es iſt unerhört, daß der Chefredak- teur einer großen Tageszeitung politiſcher Bera- ter des Generalſtaatskommiſſariats iſt, obwohl das ſchon aus Gründen der Konkurrenz nicht angängig erſcheine. Auch hier iſt dringend Abhilfe zu ſchaffen. Wir wollen unſere volle Meinung über die Politik der bayeriſchen Regierung zum Ausdruck bringen können, ſelbſtverſtändlich in gehöriger Form. Dazu iſt auch die Vehandlung der Denk- ſchrift der Regierung notwendig. Die Schlußfolgerung eines Blattes, das ſich durch ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus ſeien gegen die bayeriſchen Wünſche, iſt eine ten- denziöſe Fälſchung. Auf den Inhalt ſind wir noch in keiner Weiſe eingegangen, wir haben lediglich eine Beſprechung dieſer ſchwerwiegenden politiſchen Aktion im Landtag gefordert. Dieſe Forderung wiederholen wir heute; auch muß uns die Denkſchrift ſo raſch als möglich zugehen. Vorſitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er werde den Wunſch der Demokraten dem auf einer Dienſtreiſe begriffenen Miniſterpräſidenten neu- erlich übermitteln. Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er- klärten, ſie würden das Vorgehen des Staats- kommiſſars, wenn die Dinge ſich ſo abgeſpielt haben, bedauern. Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger Verbot ſei eine Provokation des Land- tags. Die Verſammlung mit Delius und Bühler als Rednern wurde mit der Begründung verboten, daß ſie als Wahlauftakt anzuſehen ſei. Es iſt voll bewieſen, daß keine Garantien beſtehen, daß der Staatskommiſſär tut, was er will, auf Landtag und Regierung pfeift. Wir proteſtieren vor allem gegen dieſe merkwürdige Begründung. Miniſter des Innern Dr. Schwyer bezwei- felt nicht, daß der Miniſterpräſident dem demo- kratiſchen Wunſch entſprechen wird. Das von Dr. Dirr kritiſierte Verbot muß erſt unterſucht werden. 1. Der Landtag wolle beſchließen: Die Staats- regierung iſt zu erſuchen, unverzüglich eine Neu- feſtſetzung bezw. Ueberprüfung des Grundbetrages der zur Erhebung gelangenden 4. Rate der bayeriſchen Gewebeſteuer für 1923 eintreten zu laſſen. Bis dahin ſoll eine Stundung von ¾ der Steuerſchuld ermöglicht werden. 2. Die Verordnung über den Handel mit Lebens- und Futtermitteln vom 20. September 1923 (Bayeriſche Sonderverord- nung) iſt aufzuheben, da ſie unter den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen überflüſſig, ja ſchädlich geworden iſt, indem ihre praktiſche Durch- führung Wirtſchaft und Verkehr zwiſchen Erzeugern und Verbrauchern unnötig belaſtet, waren- verteuernd wirkt und beſonders auch unverhält- nismäßig hohe Verwaltungskoſten verurſacht. Anträge der demokratiſchen Landtagsfraktion. Außerdem hat die Partei folgende kurze An- frage geſtellt: Die zweite Steuernotverordnung der Reichsregierung vom 19. Dezember 1923 (Reichsgeſetzblatt Nr. 130) ſetzt in § 5 die Vor- auszahlungen für Einkommen aus Gewerbe auf das Jahr 1924 allgemein auf 2. v. H. der Betriebseinnahmen (Roheinnahmen) abzüglich der Lohn- und Gehaltsaufwendungen ſowie des Steuerabzuges vom Arbeitslohn feſt. Die Feſtſetzung bedeutet für viele Erwerbs- gruppen eine unerträgliche Belaſtung, inſofern als bei einer Reihe von Wirtſchaftszweigen der heutige Gewinn nicht entfernt die Höhe der verlangten Steuerſummen ausmacht. Wenn auch die Reichs- regierung für gewiſſe Erwerbsgruppen geſon- derte Beſtimmungen angekündigt hat, ſo iſt doch bei der heutigen ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage deren baldige Bekanntgabe beſonders dringend. Iſt die Staatsregierung in der Lage, in dieſem Sinn auf die Reichsregierung einzuwirken? Iſt ſie bereit, für Erleichterungen einzutreten, die insbeſondere den Schwierigkeiten der bayeriſchen Wirtſchaftslage Rechnung tragen? Vergütung der Notare. Durch eine gemeinſame Bekanntmachung des Juſtiz- und Finanzminiſteriums wird angeord- net, daß die Notare für die Beſorgung des Koſten- und Stempelweſens und zur Beſtreitung der damit verbundenen Auslagen eine Vergütung von 2 Prozent der von ihnen an Stempel- und Staatsgebühren eingehobenen und an die Staatskaſſe abgelieferten Beträge erhalten. Um die Staatsform. Die Landesleitung des Bayeriſchen Heimat- und Königsbundes hat zu dem Antrag der Bayeriſchen Volkspartei auf Durchführung einer Volksabſtimmung zwecks Aenderung der Verfaſſung eine Entſchließung gefaßt, in der be- dauert wird, daß dabei die wichtigſte Verfaſſungs- frage, die Frage der Staatsform Bayerns, gänzlich außer acht gelaſſen werde. — Der Königs- bund ſcheint alſo die gegenwärtige Zeit ſchwer- ſter politiſcher und wirtſchaftlicher Bedrückung für geeignet zu halten, durch Aufrollung der Frage Monarchie oder Republik noch heftigere Erſchütte- rungen des politiſchen Lebens in Bayern herbei- zuführen, als es durch die Taktik der Bayeriſchen Volkspartei ohnedies ſchon geſchieht. Im übrigen iſt die Staatsform der deutſchen Länder, alſo auch Bayerns, durch die deutſche Reichsverfaſſung feſt- gelegt, die in ihrem Art. 17 beſtimmt: Jedes Land muß eine freiſtaatliche Verfaſſung haben. Für die Erhaltung des Sozialminiſteriums. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund in Bayern (chriſtlich-national) hat eine Entſchließung gefaßt, in der es heißt: Der Deutſche Gewerk- ſchaftsbund erhebt gegen die etwa beabſichtigte Aufhebung des Miniſteriums für Soziale Für- ſorge ſchärfſten Proteſt. Er fordert mit Nachdruck deſſen Erhaltung zur Berückſichtigung und Pflege dringender ſozialer Notwendigkeiten, denen ſich auch ein verarmtes Staatsweſen erſt recht nicht entſchlagen kann. Zuſtändigkeit der Wuchergerichte. Der Generalſtaatskommiſſar hat mit ſofortiger Wirkſamkeit angeordnet: Für Zuwiderhandlun- gen gegen die Anordnung vom 8. Oktober 1923 über Milchablieferungspflicht und Ver- ſand von Milcherzeugniſſen kann der Staats- anwalt durch Antrag auf Erlaß eines Strafbe- fehls oder auf Anberaumung der Hauptverhand- lung die Zuſtändigkeit des Wuchergerichtes be- gründen. Letzte Telegramme. Dr. Peterſen Bürgermeiſter von Hamburg. * Hamburg, 9. Jan. Der Senat wählte heute als Nachfolger für den verſtorbenen 1. Bürgermeiſter Dr. Dieſtel den Sena- tor Dr. Karl Peterſen. Dieſer nahm das Amt an und erklärte, daß die Wahl zum Bürgermeiſter ſeinen Abſchied aus der aktiven Parteipolitik be- deute. Er ſcheide aus dem Reichstage aus, lege den Vorſitz in der Deutſch-demokrati- ſchen Partei nieder und werde fortan nur dem Wohle Hamburgs dienen. Dr. Karl Peterſen wurde am 31, Ja- nuar 1868 zu Hamburg als Sproſſe einer alteingeſeſſenen Patrizierfamilie geboren. Nach dem Beſuch des Gymnaſiums in Kiel und der Univerſitäten zu Heidelberg und Leipzig ließ er ſich in ſeiner Vaterſtadt als Rechtsanwalt nieder. Schon früh be- ſchäftigte er ſich mit politiſchen Fragen und ſchloß ſich bald — auch in wachſender per- ſönlicher Freundſchaft — D. Friedrich Nau- mann an, deſſen nationales und ſoziales Programm ganz ſeinen Ueberzeugungen entſprach. Mit 31 Jahren bereits wurde er zum Mitglied der Hamburger Bürger- ſchaft gewählt. Kurz vor der Revolution, im November 1918, wurde Peterſen Senator. Er ſchied damit aus der Bürgerſchaft aus und legte auch ſeine Anwaltſchaft nieder. In der Weimarer demokratiſchen Frak- tion wußte man gleich von Anfang an die Perſönlichkeit des neuen Abgeordneten zu würdigen. Er wurde zum ſtellvertretenden Vorſitzenden gewählt und hatte als ſolcher einen guten Teil der politiſchen Geſchäfte der Fraktion zu leiten. Als Friedrich Naumann ſtarb, wurde er einſtimmig zu ſeinem Nachfolger gewählt. Sein Ausſcheiden bedeutet für die Demo- kratiſche Partei einen ſchweren Verluſt. Aufnahme der Kontrolle. Berlin, 9. Januar. Die interalli- ierte Militärkontrollkommiſ- ſion hat der Reichsregierung mitgeteilt, daß am 10. und 12. Jan. in einer Reihe von deutſchen Städten Kontrollbeſuche ſtattfinden würden. 495 Beſuche ſeien in militäriſchen Inſtituten und 95 bei zivilen Stellen in Ausſicht genommen. Es muß darauf hingewieſen werden, daß die Reichsregierung in dieſer Frage wenig- ſtens inſofern einen Erfolg hatte, als dieſe Kontrollhandlungen in Zivil aus- geführt werden. Leider beſteht keine Mög- lichkeit, dieſe Kontrolle im ganzen zu ver- hindern Reichsindex und Großhandelsindex. *Berlin, 9. Januar. Die Reichsin- dexziffer des ſtatiſtiſchen Reichsamtes beträgt auf den 7. Januar gerechnet das 1,13 Billionenfache der Vorkriegszeit ge- genüber dem 29. Dezember (1,147 billionen- fach), iſt demnach eine Abnahme von 1,5 Prozent zu verzeichnen. Die Großhandelsindexziffer beträgt auf den Stichtag des 8. Januar be- rechnet gegenüber dem 2. Januar (122,4) einen Rückgang um 2,2 Prozent auf 119,7. Von den Hauptgruppen gingen Lebens- mittel um 1,7 auf 106,9, darunter Ge- treide um 2,5 auf 84,2 zurück. Die In- landswaren ſanken um 3,1 auf 111,7. Ein- fuhrwaren ſtiegen dagegen um 1,2 auf 159,9. Einheitliche Richtlinien für den Preis- abbau. * Berlin, 9. Januar. Das Reichs- wirtſchaftsminiſterium beabſich- tigt für den Preisabbau einheit- liche Richtlinien für das ganze Reich zu ſchaffen unter Hinzuziehung der Polizei und der Wucherbehörden. Heute haben be- reits Beſprechungen mit den Vertretern des Fleiſchandels ſtattgefunden. Wei- tere Beſprechungen werden folgen. Neu und ſtark iſt der Eindruck der Deutſchen: die Kette der Meiſter des Achtzehnten, anſchließend ein Saal, der eine neue köſtliche Note bedeutet: der Saal mit den alten und den ſchönen neu- erworbenen Werken Caſpar David Friedrichs und Ludwig Richters. Es iſt der Dresdener Galerie gelungen, gleich- zeitig ihren Beſtand zu verbeſſern und an Wir- kung wie an Bedeutung zu gewinnen. Das Rezept iſt nicht mehr neu, der Erfolg ſeiner klugen An- wendung immer wieder erſtaunlich. Aehnlich verhält es ſich mit dem Kölner Schnütgen-Muſeum. Seine Ueberfüllung war ſprichwörtlich. Auch hier hat man geſiebt, viel Minderwertiges und Nebenſächliches weggetan. Statt deſſen beſten Neu-Zuwachs aufgeſtellt, das Ganze geordnet, geeignete Farben als Hinter- grund gewählt. So wirkt auch dieſe Sammlung verjüngt, lebendig; wo man ſich bisher in einem Wuſt zurechtſuchen mußte, wirkt jetzt unmittelbar zweckmäßige Anordnung. Selbſt die Kapelle, früher ein Verlegenheitsraum, hat durch Unterbringung der geſamten italieniſchen Meiſter ganz weſent- lich gewonnen. Gleichzeitig wurde noch das Kölner Kunſtgewerbemuſeum nach ähnlichen Prinzipien umgeſtaltet. Seine reichen Beſtände kommen in der jetzigen Ausleſe und Ordnung in glücklicher Weiſe zur Geltung. Das neue Ausſtellungsprinzip bricht ſich überall Bahn. Auch München wird einmal drankommen. Denn auch in München gibt es ein bedeutendſtes Muſeum, dem ſolche Neuordnung dringend nottut. Deutſche Theaterkunſt in Frankreich. Aus Paris meldet das B. T.: Die Theaterzeitung „Comedia“ teilt mit, daß Lugne-Poe dem- nächſt Georg Kaiſers „Brand im Opernhaus“ in franzöſiſcher Uebertragung aufführen werde. In einem Interview hat Lugne-Poe erzählt, daß ihm geraten worden ſei, aus dem Deutſchen Georg Kaiſer einen tſchechiſch- lowakiſchen Dichter zu machen. Lugne-Poe hat dieſe Anregung abgelehnt. Er erklärt mit Recht: „Es wäre traurig, wenn ein engherziger Natio- nalismus uns hindern ſollte, die Kunſt unſerer Nachbarn zu beachten, beſonders, wenn ſie Neues bringt, wie die Kunſt Georg Kaiſers. Die Na- tionalität des Autors wird nicht verſteckt werden. Wer unparteiiſch ſeine Anſicht ſagen will, kann ſich ganz in voller Kennt- nis der Tatſachen äußern.“ Kleine Nachrichten. Auswärts. Straußfeſte. München, Wien, Amſterdam, Neuyork bereiten zum 60. Geburtsfeſte Richard Strauß Muſikfeſte. Auch Salzburg wird den Tag ſeiern. Im Rahmen der Salzburger Feſtſpiele wird dieſes Jahr ein Richard Strauß- Feſt abgehalten. Es ſollen hierzu die Räume der „alten Reitſchule“ benützt werden. Ein Saal iſt ſchon unter Max Neinhardt eingeweiht worden. Nun ſoll auch der eigentliche („gedeckte“) Reit- ſchulſaal, der mit den köſtlichen Turnierfeſten Rottmahrs eines der Juwele Salzburgs bildet, herangezogen werden. Hier ſoll die Urauffüh- rung von Strauß’ „Intermezzo“ ſtattfinden. (Möglicherweiſe kommt für eines der Strauß- Feſte auch noch die Uraufführung der Kammer- oper „Kleopatra“ in Frage, deren erſten Akt zum Texte Hofmannsthals Strauß eben vollendet hat.) Eine deutſche Schauſpieltournee nach Eſthland und Finnland. Die Haaß-Berkow-Truppe, die ſeit einiger Zeit in Eſthland gaſtiert, plant eine längere Tournee nach Finnland, nach deren Abſchluß ſie wieder nach Eſthland zurück- kehren will. In Ausſicht genommen ſind nach den großen Erfolgen mittelalterlicher Myſterien- ſpiele Aufführungen des Fauſt und des Som- mernachtstraums. Das Nationaltheater in Weimar brachte Muſſorgſkys „Boris Godunow“. Generalmuſikdirektor Prüwer, dem man die deutſche Uraufführung des Werkes in Breslau verdankt, hatte nicht nur die muſikaliſche Leitung, ſondern, ſehr zum Vorteil der einheitlichen Ge- ſamwirkung, auch die Einrichtung und Spiel- leitung übernommen. Die Ausſtattung mit den Bühnenbildern Fritz Lewys war ſtilvoll, und die Leiſtungen der Soliſten und Chöre waren bis ins einzelne ausgefeilt. Der Erfolg war gewaltig. „Boris Godunow“ beginnt ſeinen Siegeslauf über die deutſchen Bühnen. In Eſſey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeiſter Richard Schwarz mit Mahlers Kinder-Toten- liedern ſtarken Erfolg. Dies war die erſte Auf- führung einer Kompoſition Mahlers in Jugo- ſlawien. Der Wiener Komponiſt Erich Wolfgang Korn- gold, deſſen Oper „Die tote Stadt“ im nächſten Monat nun auch an der Staatsoper in Berlin zur Erſtaufführung gelangt, arbeitet an einer neuen abendfüllenden Oper. Das Buch hat Hans Müller mit freier Benutzung eines Myſteriums des be- kannten jungverſtorbenen Wiener Dichters Hans Kaltnecker geſchrieben. München. Nationaltheater. In der Aufführung „Tann- häuſer“ am Donnerstag, den 10. Jan., ſingt Kammerſänger Werner Engel, Mitglied der Wiener Staatsoper, als Gaſt auf Anſtellung die Partie des „Wolfram“. Münchener Kammerſpiele. Mit Rückſicht auf das am Samstag beginnende Gaſtſpiel von Albert Steinrück wird Unruhs „Prinz Louis Ferdi- nand“ am Donnerstag, den 10. Januar zum letztenmal aufgeführt. Die Titelrolle ſpielt Karl Ludwig Diehl. Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle (7½) drittes Hausegger-Konzert. Bee- thoven-Brahms-Abend. Soliſt Edwin Fiſcher. Bayer. Hof (7½): Heiterer Abend Profeſſor Marcell Salzer. Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den Räumen der Tonhalle II. Promenade-Kon- zert mit Tanz. Das Programm, ausgeführt vom Konzertvereins-Orcheſter unter Leitung von Kapellmeiſter Franz Werther, enthält Orcheſtervorträge (Ouevrtüre zum Zigeu- nerbaron von Joh. Strauß, Polonaiſe von Rich. Wagner, Die Aufforderung zum Tanz von Weber-Berlioz, einen ungariſchen Tanz von Brahms) und Tänze: Walzer von Joh. Strauß (Wiener Blut, G’ſchichten aus dem Wiener Wald), Ziehrer (Unſere Edelknaben), Millöcker (Traum- walzer), Polkas von Joh. Strauß (i-Tipferl), Eduard Strauß (Schneeſternchen) und Ziehrer (Leben heißt genießen); Quadrillen von Joh. Strauß (Fledermaus) und Eduard Strauß (Die ſchöne Helena). Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und in der Tonhalle. Das 5. Abonnement-Konzert der Muſikaliſchen Akademie unter Leitung von Generalmuſikdirek- tor Hans Knappertsbuſch findet Mon- tag, den 14. Januar, abends 7½ Uhr, im Odeon ſtatt. Die öffentliche Hauptprobe Sonntag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr. Vor- tragsfolge: Cl. v. Franckenſtein: Variationen über ein Thema von Meyerbeer Richard Strauß: Don Juan. Beethoven: Eroica. Die Abonnen- tenkartenausgabe ſowie gleichzeitig die Neuan- meldungen für die zweite Serie der Abonnement- Konzerte iſt Donnerstag und Freitag zwiſchen 2 bis 5 Uhr im Odeon. Der Vorverkauf für das 5. Abonnement-Konzert iſt bei Halbreiter, Pro- menadeplatz 16, Donnerstag bis Samstag Mittag. Der Tagesverkauf für die Hauptprobe iſt Sonn- tag von 9½ bis 11 Uhr, für das Konzert Montag vormittags 11—1 Uhr und abends 6½ bis 7½ Uhr im Odeon. Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar, abends 7½ Uhr, einen Lieder-Abend im Bayer. Hof mit Liedern von Schubert, Schumann, Brahms. Hugo Wolf. Am Flügel: Paul Meher. Karten bei Schmid und Halbreiter. Das Graphiſche Kabinett G. m. b. H., Barerſtraße 46 (gegenüber der Neuen Pinakothek) eröffnet am Samstag, den 12. Januar die 8. Ausſtellung mit graphiſchen Blättern von Max Beckmann, Otto Dix, George Groß.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-03-29T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1924
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 10. Januar 1924, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine09_1924/3>, abgerufen am 24.11.2024.