Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 10. Januar 1924.Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9 [Spaltenumbruch]
Bayerischer Landtag. Abg. Dr. Held (B. Vp.) stellte neuerdings das Minister des Innern Dr. Schweyer äußerte Zur Diätenfrage bemerkte der Minister, er Abg. Dr. Müller (D. D. P.) stellte fest, daß Damit schloß die allgemeine Aus- Fortsetzung der Beratung Donnerstag, vor- Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der Wir sind entschlossen, uns diese Dinge Wir wollen unsere volle Meinung über die Vorsitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er- Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger Minister des Innern Dr. Schwyer bezwei- 1. Der Landtag wolle beschließen: Die Staats- 2. Die Verordnung über den Handel mit Anträge der demokratischen Landtagsfraktion. Außerdem hat die Partei folgende kurze An- Die Festsetzung bedeutet für viele Erwerbs- Ist die Staatsregierung in der Lage, in diesem Vergütung der Notare. Durch eine gemeinsame Bekanntmachung des Um die Staatsform. Die Landesleitung des Bayerischen Heimat- Für die Erhaltung des Sozialministeriums. Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Zuständigkeit der Wuchergerichte. Der Generalstaatskommissar hat mit sofortiger [Spaltenumbruch] Letzte Telegramme. Dr. Petersen Bürgermeister von * Hamburg, 9. Jan.Hamburg. Der Senat wählte Dieser nahm das Amt an und erklärte, Dr. Karl Petersen wurde am 31, Ja- Kurz vor der Revolution, im November In der Weimarer demokratischen Frak- Als Friedrich Naumann starb, wurde er Sein Ausscheiden bedeutet für die Demo- Aufnahme der Kontrolle. Berlin, 9. Januar.Die interalli- Es muß darauf hingewiesen werden, daß Reichsindex und Großhandelsindex. *Berlin, 9. Januar.Die Reichsin- Die Großhandelsindexziffer Von den Hauptgruppen gingen Lebens- Einheitliche Richtlinien für den Preis- * Berlin, 9. Januar.abbau. Das Reichs- [Spaltenumbruch] Neu und stark ist der Eindruck der Deutschen: Es ist der Dresdener Galerie gelungen, gleich- Aehnlich verhält es sich mit dem Kölner Das neue Ausstellungsprinzip bricht sich überall Deutsche Theaterkunst in Frankreich. Aus Kleine Nachrichten. Auswärts. Straußfeste. München, Wien, Amsterdam, Eine deutsche Schauspieltournee nach Esthland und Finnland. Die Haaß-Berkow-Truppe, die Das Nationaltheater in Weimar In Essey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeister Der Wiener Komponist Erich Wolfgang Korn- München. Nationaltheater. In der Aufführung "Tann- Münchener Kammerspiele. Mit Rücksicht auf Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und Das 5. Abonnement-Konzert der Musikalischen Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar, Das Graphische Kabinett G. m. b. H., Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9 [Spaltenumbruch]
Bayeriſcher Landtag. Abg. Dr. Held (B. Vp.) ſtellte neuerdings das Miniſter des Innern Dr. Schweyer äußerte Zur Diätenfrage bemerkte der Miniſter, er Abg. Dr. Müller (D. D. P.) ſtellte feſt, daß Damit ſchloß die allgemeine Aus- Fortſetzung der Beratung Donnerstag, vor- Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der Wir ſind entſchloſſen, uns dieſe Dinge Wir wollen unſere volle Meinung über die Vorſitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er- Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger Miniſter des Innern Dr. Schwyer bezwei- 1. Der Landtag wolle beſchließen: Die Staats- 2. Die Verordnung über den Handel mit Anträge der demokratiſchen Landtagsfraktion. Außerdem hat die Partei folgende kurze An- Die Feſtſetzung bedeutet für viele Erwerbs- Iſt die Staatsregierung in der Lage, in dieſem Vergütung der Notare. Durch eine gemeinſame Bekanntmachung des Um die Staatsform. Die Landesleitung des Bayeriſchen Heimat- Für die Erhaltung des Sozialminiſteriums. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund in Zuſtändigkeit der Wuchergerichte. Der Generalſtaatskommiſſar hat mit ſofortiger [Spaltenumbruch] Letzte Telegramme. Dr. Peterſen Bürgermeiſter von * Hamburg, 9. Jan.Hamburg. Der Senat wählte Dieſer nahm das Amt an und erklärte, Dr. Karl Peterſen wurde am 31, Ja- Kurz vor der Revolution, im November In der Weimarer demokratiſchen Frak- Als Friedrich Naumann ſtarb, wurde er Sein Ausſcheiden bedeutet für die Demo- Aufnahme der Kontrolle. Berlin, 9. Januar.Die interalli- Es muß darauf hingewieſen werden, daß Reichsindex und Großhandelsindex. *Berlin, 9. Januar.Die Reichsin- Die Großhandelsindexziffer Von den Hauptgruppen gingen Lebens- Einheitliche Richtlinien für den Preis- * Berlin, 9. Januar.abbau. Das Reichs- [Spaltenumbruch] Neu und ſtark iſt der Eindruck der Deutſchen: Es iſt der Dresdener Galerie gelungen, gleich- Aehnlich verhält es ſich mit dem Kölner Das neue Ausſtellungsprinzip bricht ſich überall Deutſche Theaterkunſt in Frankreich. Aus Kleine Nachrichten. Auswärts. Straußfeſte. München, Wien, Amſterdam, Eine deutſche Schauſpieltournee nach Eſthland und Finnland. Die Haaß-Berkow-Truppe, die Das Nationaltheater in Weimar In Eſſey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeiſter Der Wiener Komponiſt Erich Wolfgang Korn- München. Nationaltheater. In der Aufführung „Tann- Münchener Kammerſpiele. Mit Rückſicht auf Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und Das 5. Abonnement-Konzert der Muſikaliſchen Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar, Das Graphiſche Kabinett G. m. b. H., <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Donnerstag, den 10. Januar 1924. <hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung</hi>. Nr. 9</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </head> <div xml:id="a02b" prev="#a02a" type="jArticle" n="3"> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Held</hi> (B. Vp.) ſtellte neuerdings das<lb/> Flächenprinzip für die Vertretung des flachen<lb/> Landes in den Vordergrund. Mit der wachſenden<lb/> Abminderung der Mandate und Vergrößerung der<lb/> ländlichen Stimmkreiſe wächſt auch die Gefahr<lb/> einer ungenügenden Vertretung der ländlichen<lb/> Belange. Wir brauchen aber an ſich nicht weit<lb/> in der Herabſetzung der Mandatszahl zu gehen,<lb/> nachdem mit Ausnahme Preußens in allen Län-<lb/> dern die Wählerziffer auf den Abgeordneten<lb/> kleiner iſt, als bei uns. Die Stimmkreiseinteilung<lb/> befriedigt außerordentlich wenig. Die Diätenfrage<lb/> iſt mit größter Vorſicht zu behandeln.</p><lb/> <p>Miniſter des Innern Dr. <hi rendition="#g">Schweyer</hi> äußerte<lb/> ſich zunächſt zur Koburger Frage an Hand der<lb/> ſeinerzeitigen Abmachungen. Eine vertragsmäßige<lb/> Bindung Bayerns für die nächſte Wahl liegt nicht<lb/> vor. Das Landeswahlgeſetz hat aber Koburg ein<lb/> gewiſſes Entgegenkommen gezeigt. Dieſes Entge-<lb/> genkommen mit 37 000 Wählerſtimmen auf den<lb/> Abgeordneten läßt ſich heute, wo nach dem Antrage<lb/> Hilpert die Ziffer allgemein 74 000 betragen ſoll,<lb/> nicht mehr aufrecht erhalten. Eine Liſtenverbin-<lb/> dung wäre nicht zweckmäßig. Nach einer Reichs-<lb/> tagswahlſtatiſtik iſt der Hundertſatz der Wahlbe-<lb/> rechtigten in den Städten 65,5 — auf dem Lande<lb/> nur <hi rendition="#aq">b</hi>4.8. Es empfiehlt ſich daher nicht, die Wahl-<lb/> berechtigtenzahl zugrunde zu legen, wie es im<lb/> Hinblick auf die Ausländer empfohlen werden<lb/> könnte, ſondern die Einwohnerzahl, um eine wei-<lb/> tere Benachteiligung des flachen Landes zu ver-<lb/> meiden.</p><lb/> <p>Zur Diätenfrage bemerkte der Miniſter, er<lb/> wolle ſich nicht in die häuslichen Angelegenheiten<lb/> des Landtags einmiſchen. Zweckmäßig ſei wohl,<lb/> die Auszahlung der Diäten mit einem Modus zu<lb/> verknüpfen, der eine Abkürzung der Tagungen<lb/> veranlaßt.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (D. D. P.) ſtellte feſt, daß<lb/> nicht die Demokraten, ſondern Vertreter ſämtlicher<lb/> Parteien Bedenken gegen eine Beſchränkung der<lb/> Redefreiheit geäußert haben.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Damit ſchloß die allgemeine Aus-<lb/> ſprache</hi>.</p><lb/> <p>Fortſetzung der Beratung Donnerstag, vor-<lb/> mittags 9 Uhr.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Dirr</hi> (D. D. P.) kam außerhalb der<lb/> Tagesordnung auf ſeine neuliche Feſtſtellung zu-<lb/> rück, daß entgegen der Behauptung des Herrn<lb/> Held der Wahlkampf im ganzen Lande ſchon ein-<lb/> geſetzt hat, daß namentlich die Bayeriſche Volks-<lb/> partei landauf, landab, öffentliche Verſammlun-<lb/> gen hält, was an ſich ihr gutes Recht iſt. Was<lb/> aber der Bayeriſchen Volkspartei erlaubt iſt, wird<lb/> der Demokratiſchen Partei verboten. In <hi rendition="#g">Nürn-<lb/> berg</hi> hat Staatskommiſſar <hi rendition="#g">Gareis</hi> rundweg<lb/> einer von der D. D. P. einberufenen <hi rendition="#g">öffent-<lb/> lichen Beamtenverſammlung</hi> die nach-<lb/> geſuchte <hi rendition="#g">Genehmigung verſagt</hi>. (Hört!)<lb/> Wenn der Abg. Gebſattel in Sulzfeld i. Ufr. im<lb/> Rathaus eine öffentliche Wahlverſammlung ab-<lb/> halten darf, muß es uns erlaubt ſein, in einem<lb/> Lokal eine Beamtenverſammlung zu halten. Wenn<lb/> Herr Gareis das nicht begreift, muß der Miniſter<lb/> ſo viel Manns ſein, es ihm begreiflich zu machen.<lb/> Wir fordern <hi rendition="#g">gleiches Recht für alle<lb/> Staatsbürger</hi> und wenn irgendwo Beamte<lb/> auf die Idee kommen ſollten, daß wir Staatsbür-<lb/> ger minderer Güte ſind, weniger vaterländiſch wie<lb/> andere Leute, ſo bitten wir, den Herren dieſe Al-<lb/> bernheiten auszutreiben. Das müſſen wir von<lb/> Ihnen verlangen, Herr Miniſter! Sie ſind ver-<lb/> faſſungsmäßig <hi rendition="#g">verpflichtet</hi>, das <hi rendition="#g">gleiche<lb/> Recht allen Staatsbürgern</hi> zu ſichern;<lb/> wenn Sie es nicht fertig bringen, muß jemand<lb/> her, der es fertig bringt.</p><lb/> <p>Wir ſind entſchloſſen, <hi rendition="#g">uns dieſe Dinge<lb/> nicht länger gefallen zu laſſen</hi> und<lb/> mit allen geſetzlichen Mitteln dagegen vorzugehen,<lb/> umſomehr, als die Mehrheit keine Garantien ge-<lb/> ben kann. Auch ein Teil der Preſſe ſteht unter<lb/> ganz beſonderer Kontrolle, wie wir beſtimmt<lb/> wiſſen. Es wird da mit dem Farbſtift in der Hand<lb/> ganz anders gearbeitet, wie bei anderen Preſſe-<lb/> erzeugniſſen. Es iſt unerhört, daß der Chefredak-<lb/> teur einer großen Tageszeitung politiſcher Bera-<lb/> ter des Generalſtaatskommiſſariats iſt, obwohl das<lb/> ſchon aus Gründen der Konkurrenz nicht angängig<lb/> erſcheine. Auch hier iſt <hi rendition="#g">dringend Abhilfe</hi><lb/> zu ſchaffen.</p><lb/> <cb/> <p>Wir wollen unſere volle Meinung über die<lb/> Politik der bayeriſchen Regierung zum Ausdruck<lb/> bringen können, ſelbſtverſtändlich in gehöriger<lb/> Form. Dazu iſt auch die Vehandlung der <hi rendition="#g">Denk-<lb/> ſchrift der Regierung</hi> notwendig. Die<lb/> Schlußfolgerung eines Blattes, das ſich durch<lb/> ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus<lb/> ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus<lb/> ſeien gegen die bayeriſchen Wünſche, iſt eine <hi rendition="#g">ten-<lb/> denziöſe Fälſchung</hi>. Auf den Inhalt ſind<lb/> wir noch in keiner Weiſe eingegangen, wir haben<lb/> lediglich eine Beſprechung dieſer ſchwerwiegenden<lb/> politiſchen Aktion im Landtag gefordert. <hi rendition="#g">Dieſe<lb/> Forderung wiederholen wir heute</hi>;<lb/> auch muß uns die Denkſchrift ſo raſch als möglich<lb/> zugehen.</p><lb/> <p>Vorſitzender Abg. Dr. <hi rendition="#g">Wohlmuth</hi> erklärte, er<lb/> werde den Wunſch der Demokraten dem auf einer<lb/> Dienſtreiſe begriffenen Miniſterpräſidenten neu-<lb/> erlich übermitteln.</p><lb/> <p>Die Abgg. Dr. <hi rendition="#g">Held</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Hilpert</hi> er-<lb/> klärten, ſie würden das Vorgehen des Staats-<lb/> kommiſſars, wenn die Dinge ſich ſo abgeſpielt<lb/> haben, bedauern.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> betonte, das Nürnberger<lb/> Verbot ſei eine <hi rendition="#g">Provokation des Land-<lb/> tags</hi>. Die Verſammlung mit Delius und Bühler<lb/> als Rednern wurde mit der Begründung verboten,<lb/> daß ſie als Wahlauftakt anzuſehen ſei. Es iſt voll<lb/> bewieſen, daß keine Garantien beſtehen, daß der<lb/> Staatskommiſſär tut, was er will, auf Landtag<lb/> und Regierung pfeift. Wir proteſtieren vor allem<lb/> gegen dieſe merkwürdige Begründung.</p><lb/> <p>Miniſter des Innern Dr. <hi rendition="#g">Schwyer</hi> bezwei-<lb/> felt nicht, daß der Miniſterpräſident dem demo-<lb/> kratiſchen Wunſch entſprechen wird. Das von Dr.<lb/> Dirr kritiſierte Verbot muß erſt unterſucht werden.</p><lb/> <p>1. Der Landtag wolle beſchließen: Die Staats-<lb/> regierung iſt zu erſuchen, unverzüglich eine <hi rendition="#g">Neu-<lb/> feſtſetzung bezw. Ueberprüfung</hi> des<lb/> Grundbetrages der zur Erhebung gelangenden<lb/> 4. Rate der <hi rendition="#g">bayeriſchen Gewebeſteuer</hi><lb/> für 1923 eintreten zu laſſen. Bis dahin ſoll eine<lb/> Stundung von ¾ der Steuerſchuld ermöglicht<lb/> werden.</p><lb/> <p>2. Die Verordnung über den <hi rendition="#g">Handel mit<lb/> Lebens- und Futtermitteln</hi> vom<lb/> 20. September 1923 (Bayeriſche Sonderverord-<lb/> nung) iſt aufzuheben, da ſie unter den heutigen<lb/> wirtſchaftlichen Verhältniſſen überflüſſig, ja<lb/> ſchädlich geworden iſt, indem ihre praktiſche Durch-<lb/> führung Wirtſchaft und Verkehr zwiſchen Erzeugern<lb/> und Verbrauchern unnötig belaſtet, waren-<lb/> verteuernd wirkt und beſonders auch unverhält-<lb/> nismäßig hohe Verwaltungskoſten verurſacht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Anträge der demokratiſchen Landtagsfraktion.</hi> </head><lb/> <p>Außerdem hat die Partei folgende <hi rendition="#g">kurze An-<lb/> frage</hi> geſtellt: Die zweite Steuernotverordnung<lb/> der Reichsregierung vom 19. Dezember 1923<lb/> (Reichsgeſetzblatt Nr. 130) ſetzt in § 5 die <hi rendition="#g">Vor-<lb/> auszahlungen für Einkommen aus<lb/> Gewerbe</hi> auf das Jahr 1924 allgemein auf<lb/> 2. v. H. der Betriebseinnahmen (Roheinnahmen)<lb/> abzüglich der Lohn- und Gehaltsaufwendungen<lb/> ſowie des Steuerabzuges vom Arbeitslohn feſt.</p><lb/> <p>Die Feſtſetzung bedeutet für viele Erwerbs-<lb/> gruppen eine unerträgliche Belaſtung, inſofern als<lb/> bei einer Reihe von Wirtſchaftszweigen der heutige<lb/> Gewinn nicht entfernt die Höhe der verlangten<lb/> Steuerſummen ausmacht. Wenn auch die Reichs-<lb/> regierung für gewiſſe Erwerbsgruppen geſon-<lb/> derte Beſtimmungen angekündigt hat, ſo iſt doch<lb/> bei der heutigen ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage<lb/> deren baldige Bekanntgabe beſonders dringend.</p><lb/> <p>Iſt die Staatsregierung in der Lage, in dieſem<lb/> Sinn auf die Reichsregierung einzuwirken? Iſt<lb/> ſie bereit, für Erleichterungen einzutreten, die<lb/> insbeſondere den Schwierigkeiten der bayeriſchen<lb/> Wirtſchaftslage Rechnung tragen?</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vergütung der Notare.</hi> </head><lb/> <p>Durch eine gemeinſame Bekanntmachung des<lb/> Juſtiz- und Finanzminiſteriums wird angeord-<lb/> net, daß die Notare für die <hi rendition="#g">Beſorgung des<lb/> Koſten- und Stempelweſens</hi> und zur<lb/> Beſtreitung der damit verbundenen Auslagen<lb/> eine Vergütung von 2 Prozent der von ihnen an<lb/> Stempel- und Staatsgebühren eingehobenen und<lb/> an die Staatskaſſe abgelieferten Beträge erhalten.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Um die Staatsform.</hi> </head><lb/> <p>Die Landesleitung des Bayeriſchen <hi rendition="#g">Heimat-<lb/> und Königsbundes</hi> hat zu dem Antrag<lb/> der Bayeriſchen Volkspartei auf Durchführung<lb/> einer Volksabſtimmung zwecks Aenderung der<lb/> Verfaſſung eine Entſchließung gefaßt, in der be-<lb/> dauert wird, daß dabei die wichtigſte Verfaſſungs-<lb/> frage, die Frage der <hi rendition="#g">Staatsform Bayerns</hi>,<lb/> gänzlich außer acht gelaſſen werde. — Der Königs-<lb/> bund ſcheint alſo die gegenwärtige Zeit ſchwer-<lb/> ſter politiſcher und wirtſchaftlicher Bedrückung für<lb/> geeignet zu halten, durch Aufrollung der Frage<lb/> Monarchie oder Republik noch heftigere Erſchütte-<lb/> rungen des politiſchen Lebens in Bayern herbei-<lb/> zuführen, als es durch die Taktik der Bayeriſchen<lb/> Volkspartei ohnedies ſchon geſchieht. Im übrigen<lb/> iſt die Staatsform der deutſchen Länder, alſo auch<lb/> Bayerns, durch die deutſche Reichsverfaſſung feſt-<lb/> gelegt, die in ihrem Art. 17 beſtimmt: Jedes Land<lb/> muß eine freiſtaatliche Verfaſſung haben.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Für die Erhaltung des Sozialminiſteriums.</hi> </head><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Deutſche Gewerkſchaftsbund</hi> in<lb/> Bayern (chriſtlich-national) hat eine Entſchließung<lb/> gefaßt, in der es heißt: Der Deutſche Gewerk-<lb/> ſchaftsbund erhebt gegen die etwa beabſichtigte<lb/> Aufhebung des Miniſteriums für Soziale Für-<lb/> ſorge ſchärfſten Proteſt. Er fordert mit Nachdruck<lb/> deſſen Erhaltung zur Berückſichtigung und Pflege<lb/> dringender ſozialer Notwendigkeiten, denen ſich<lb/> auch ein verarmtes Staatsweſen erſt recht nicht<lb/> entſchlagen kann.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zuſtändigkeit der Wuchergerichte.</hi> </head><lb/> <p>Der Generalſtaatskommiſſar hat mit ſofortiger<lb/> Wirkſamkeit angeordnet: Für Zuwiderhandlun-<lb/> gen gegen die Anordnung vom 8. Oktober 1923<lb/> über <hi rendition="#g">Milchablieferungspflicht</hi> und Ver-<lb/> ſand von Milcherzeugniſſen kann der Staats-<lb/> anwalt durch Antrag auf Erlaß eines Strafbe-<lb/> fehls oder auf Anberaumung der Hauptverhand-<lb/> lung die Zuſtändigkeit des Wuchergerichtes be-<lb/> gründen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letzte Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Dr. Peterſen Bürgermeiſter von<lb/> Hamburg.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Hamburg,</hi> 9. Jan.</dateline><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Senat</hi> wählte<lb/> heute als Nachfolger für den verſtorbenen<lb/> 1. Bürgermeiſter Dr. <hi rendition="#g">Dieſtel</hi> den Sena-<lb/> tor Dr. Karl <hi rendition="#g">Peterſen</hi>.</p><lb/> <p>Dieſer nahm das Amt an und erklärte,<lb/> daß die Wahl zum Bürgermeiſter ſeinen<lb/> Abſchied aus der aktiven Parteipolitik be-<lb/> deute. Er ſcheide aus dem Reichstage aus,<lb/> lege den Vorſitz in der Deutſch-demokrati-<lb/> ſchen Partei nieder und werde fortan <hi rendition="#g">nur<lb/> dem Wohle Hamburgs</hi> dienen.</p><lb/> <p>Dr. Karl <hi rendition="#g">Peterſen</hi> wurde am 31, Ja-<lb/> nuar 1868 zu Hamburg als Sproſſe einer<lb/> alteingeſeſſenen Patrizierfamilie geboren.<lb/> Nach dem Beſuch des Gymnaſiums in Kiel<lb/> und der Univerſitäten zu Heidelberg und<lb/> Leipzig ließ er ſich in ſeiner Vaterſtadt als<lb/><hi rendition="#g">Rechtsanwalt</hi> nieder. Schon früh be-<lb/> ſchäftigte er ſich mit politiſchen Fragen und<lb/> ſchloß ſich bald — auch in wachſender per-<lb/> ſönlicher Freundſchaft — D. Friedrich Nau-<lb/> mann an, deſſen nationales und ſoziales<lb/> Programm ganz ſeinen Ueberzeugungen<lb/> entſprach. Mit 31 Jahren bereits wurde<lb/> er zum Mitglied der Hamburger Bürger-<lb/> ſchaft gewählt.</p><lb/> <p>Kurz vor der Revolution, im November<lb/> 1918, wurde Peterſen Senator. Er ſchied<lb/> damit aus der Bürgerſchaft aus und legte<lb/> auch ſeine Anwaltſchaft nieder.</p><lb/> <p>In der Weimarer demokratiſchen Frak-<lb/> tion wußte man gleich von Anfang an die<lb/> Perſönlichkeit des neuen Abgeordneten zu<lb/> würdigen. Er wurde zum ſtellvertretenden<lb/> Vorſitzenden gewählt und hatte als ſolcher<lb/> einen guten Teil der politiſchen Geſchäfte<lb/> der Fraktion zu leiten.</p><lb/> <p>Als Friedrich Naumann ſtarb, wurde er<lb/> einſtimmig zu ſeinem Nachfolger gewählt.</p><lb/> <p>Sein Ausſcheiden bedeutet für die Demo-<lb/> kratiſche Partei einen ſchweren Verluſt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Aufnahme der Kontrolle.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">interalli-<lb/> ierte Militärkontrollkommiſ-<lb/> ſion</hi> hat der Reichsregierung mitgeteilt,<lb/> daß am 10. und 12. Jan. in einer Reihe von<lb/> deutſchen Städten <hi rendition="#g">Kontrollbeſuche</hi><lb/> ſtattfinden würden. 495 Beſuche ſeien in<lb/> militäriſchen Inſtituten und 95 bei zivilen<lb/> Stellen in Ausſicht genommen.</p><lb/> <p>Es muß darauf hingewieſen werden, daß<lb/> die Reichsregierung in dieſer Frage wenig-<lb/> ſtens inſofern einen <hi rendition="#g">Erfolg</hi> hatte, als<lb/> dieſe Kontrollhandlungen in <hi rendition="#g">Zivil</hi> aus-<lb/> geführt werden. Leider beſteht keine Mög-<lb/> lichkeit, dieſe Kontrolle im ganzen zu ver-<lb/> hindern</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Reichsindex und Großhandelsindex.</hi> </head><lb/> <dateline>*<hi rendition="#b">Berlin,</hi> 9. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Reichsin-<lb/> dexziffer</hi> des ſtatiſtiſchen Reichsamtes<lb/> beträgt auf den 7. Januar gerechnet das<lb/> 1,13 Billionenfache der Vorkriegszeit ge-<lb/> genüber dem 29. Dezember (1,147 billionen-<lb/> fach), iſt demnach eine Abnahme von 1,5<lb/> Prozent zu verzeichnen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Großhandelsindexziffer</hi><lb/> beträgt auf den Stichtag des 8. Januar be-<lb/> rechnet gegenüber dem 2. Januar (122,4)<lb/> einen Rückgang um 2,2 Prozent auf 119,7.</p><lb/> <p>Von den Hauptgruppen gingen <hi rendition="#g">Lebens-<lb/> mittel</hi> um 1,7 auf 106,9, darunter Ge-<lb/> treide um 2,5 auf 84,2 zurück. Die In-<lb/> landswaren ſanken um 3,1 auf 111,7. Ein-<lb/> fuhrwaren ſtiegen dagegen um 1,2 auf<lb/> 159,9.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Einheitliche Richtlinien für den Preis-<lb/> abbau.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Berlin,</hi> 9. Januar.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Das Reichs-<lb/> wirtſchaftsminiſterium</hi> beabſich-<lb/> tigt <hi rendition="#g">für den Preisabbau einheit-<lb/> liche Richtlinien</hi> für das ganze Reich<lb/> zu ſchaffen unter Hinzuziehung der Polizei<lb/> und der Wucherbehörden. Heute haben be-<lb/> reits Beſprechungen mit den Vertretern<lb/> des Fleiſchandels ſtattgefunden. Wei-<lb/> tere Beſprechungen werden folgen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a03b" prev="#a03a" type="jComment" n="2"> <p>Neu und ſtark iſt der Eindruck der Deutſchen:<lb/> die Kette der Meiſter des Achtzehnten, anſchließend<lb/> ein Saal, der eine neue köſtliche Note bedeutet:<lb/> der Saal mit den alten und den ſchönen neu-<lb/> erworbenen Werken Caſpar David Friedrichs und<lb/> Ludwig Richters.</p><lb/> <p>Es iſt der Dresdener Galerie gelungen, gleich-<lb/> zeitig ihren Beſtand zu verbeſſern und an Wir-<lb/> kung wie an Bedeutung zu gewinnen. Das Rezept<lb/> iſt nicht mehr neu, der Erfolg ſeiner klugen An-<lb/> wendung immer wieder erſtaunlich.</p><lb/> <p>Aehnlich verhält es ſich mit dem <hi rendition="#g">Kölner<lb/> Schnütgen-Muſeum</hi>. Seine Ueberfüllung<lb/> war ſprichwörtlich. Auch hier hat man geſiebt, viel<lb/> Minderwertiges und Nebenſächliches weggetan.<lb/> Statt deſſen beſten Neu-Zuwachs aufgeſtellt, das<lb/> Ganze geordnet, geeignete Farben als Hinter-<lb/> grund gewählt. So wirkt auch dieſe Sammlung<lb/> verjüngt, lebendig; wo man ſich bisher in einem<lb/> Wuſt zurechtſuchen mußte, wirkt jetzt unmittelbar<lb/> zweckmäßige Anordnung. Selbſt die Kapelle, früher<lb/> ein Verlegenheitsraum, hat durch Unterbringung<lb/> der geſamten italieniſchen Meiſter ganz weſent-<lb/> lich gewonnen. Gleichzeitig wurde noch das<lb/><hi rendition="#g">Kölner Kunſtgewerbemuſeum</hi> nach<lb/> ähnlichen Prinzipien umgeſtaltet. Seine reichen<lb/> Beſtände kommen in der jetzigen Ausleſe und<lb/> Ordnung in glücklicher Weiſe zur Geltung.</p><lb/> <p>Das neue Ausſtellungsprinzip bricht ſich überall<lb/> Bahn. Auch München wird einmal drankommen.<lb/> Denn auch in München gibt es ein bedeutendſtes<lb/> Muſeum, dem ſolche Neuordnung dringend nottut.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſche Theaterkunſt in Frankreich.</hi> </head><lb/> <p>Aus<lb/><hi rendition="#g">Paris</hi> meldet das B. T.: Die Theaterzeitung<lb/> „Comedia“ teilt mit, daß <hi rendition="#g">Lugne-Poe</hi> dem-<lb/> nächſt <hi rendition="#g">Georg Kaiſers „Brand im<lb/> Opernhaus</hi>“ in franzöſiſcher Uebertragung<lb/> aufführen werde. In einem Interview hat<lb/> Lugne-Poe erzählt, daß ihm geraten worden ſei,<lb/> aus dem Deutſchen Georg Kaiſer einen tſchechiſch-<lb/> lowakiſchen Dichter zu machen. Lugne-Poe hat<lb/> dieſe Anregung abgelehnt. Er erklärt mit Recht:<lb/><cit><quote>„Es wäre traurig, wenn ein engherziger Natio-<lb/><cb/> nalismus uns hindern ſollte, die Kunſt unſerer<lb/> Nachbarn zu beachten, beſonders, wenn ſie Neues<lb/> bringt, wie die Kunſt Georg Kaiſers. Die <hi rendition="#g">Na-<lb/> tionalität des Autors wird nicht<lb/> verſteckt werden</hi>. Wer unparteiiſch ſeine<lb/> Anſicht ſagen will, kann ſich ganz in voller Kennt-<lb/> nis der Tatſachen äußern.“</quote></cit></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Auswärts</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>Straußfeſte.</head><lb/> <p>München, Wien, Amſterdam,<lb/> Neuyork bereiten zum 60. Geburtsfeſte Richard<lb/> Strauß Muſikfeſte. Auch <hi rendition="#g">Salzburg</hi> wird<lb/> den Tag ſeiern. Im Rahmen der Salzburger<lb/> Feſtſpiele wird dieſes Jahr ein Richard Strauß-<lb/> Feſt abgehalten. Es ſollen hierzu die Räume der<lb/> „alten Reitſchule“ benützt werden. Ein Saal iſt<lb/> ſchon unter Max Neinhardt eingeweiht worden.<lb/> Nun ſoll auch der eigentliche („gedeckte“) Reit-<lb/> ſchulſaal, der mit den köſtlichen Turnierfeſten<lb/> Rottmahrs eines der Juwele Salzburgs bildet,<lb/> herangezogen werden. Hier ſoll die Urauffüh-<lb/> rung von Strauß’ „Intermezzo“ ſtattfinden.<lb/> (Möglicherweiſe kommt für eines der Strauß-<lb/> Feſte auch noch die Uraufführung der Kammer-<lb/> oper „Kleopatra“ in Frage, deren erſten Akt zum<lb/> Texte Hofmannsthals Strauß eben vollendet hat.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Eine deutſche Schauſpieltournee nach Eſthland<lb/> und Finnland.</hi> </head><lb/> <p>Die Haaß-Berkow-Truppe, die<lb/> ſeit einiger Zeit in <hi rendition="#g">Eſthland</hi> gaſtiert, plant<lb/> eine längere Tournee nach <hi rendition="#g">Finnland</hi>, nach<lb/> deren Abſchluß ſie wieder nach Eſthland zurück-<lb/> kehren will. In Ausſicht genommen ſind nach<lb/> den großen Erfolgen mittelalterlicher Myſterien-<lb/> ſpiele Aufführungen des Fauſt und des Som-<lb/> mernachtstraums.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Nationaltheater in Weimar</hi><lb/> brachte <hi rendition="#g">Muſſorgſkys „Boris Godunow</hi>“.<lb/> Generalmuſikdirektor <hi rendition="#g">Prüwer</hi>, dem man die<lb/> deutſche Uraufführung des Werkes in Breslau<lb/> verdankt, hatte nicht nur die muſikaliſche Leitung,<lb/> ſondern, ſehr zum Vorteil der einheitlichen Ge-<lb/> ſamwirkung, auch die Einrichtung und Spiel-<lb/><cb/> leitung übernommen. Die Ausſtattung mit den<lb/> Bühnenbildern Fritz <hi rendition="#g">Lewys</hi> war ſtilvoll, und<lb/> die Leiſtungen der Soliſten und Chöre waren bis<lb/> ins einzelne ausgefeilt. Der Erfolg war gewaltig.<lb/> „Boris Godunow“ beginnt ſeinen Siegeslauf über<lb/> die deutſchen Bühnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>In Eſſey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeiſter<lb/> Richard Schwarz mit <hi rendition="#g">Mahlers</hi> Kinder-Toten-<lb/> liedern ſtarken Erfolg. Dies war die erſte Auf-<lb/> führung einer Kompoſition Mahlers in Jugo-<lb/> ſlawien.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p>Der Wiener Komponiſt Erich Wolfgang <hi rendition="#g">Korn-<lb/> gold</hi>, deſſen Oper „Die tote Stadt“ im nächſten<lb/> Monat nun auch an der Staatsoper in Berlin zur<lb/> Erſtaufführung gelangt, arbeitet an einer neuen<lb/> abendfüllenden Oper. Das Buch hat Hans Müller<lb/> mit freier Benutzung eines Myſteriums des be-<lb/> kannten jungverſtorbenen Wiener Dichters Hans<lb/><hi rendition="#g">Kaltnecker</hi> geſchrieben.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">München</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Nationaltheater.</hi> </head><lb/> <p>In der Aufführung „<hi rendition="#g">Tann-<lb/> häuſer</hi>“ am Donnerstag, den 10. Jan., ſingt<lb/> Kammerſänger <hi rendition="#g">Werner Engel</hi>, Mitglied der<lb/> Wiener Staatsoper, als Gaſt auf Anſtellung die<lb/> Partie des „<hi rendition="#g">Wolfram</hi>“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Kammerſpiele.</hi> </head><lb/> <p>Mit Rückſicht auf<lb/> das am Samstag beginnende Gaſtſpiel von Albert<lb/><hi rendition="#g">Steinrück</hi> wird Unruhs „Prinz Louis Ferdi-<lb/> nand“ am Donnerstag, den 10. Januar zum<lb/> letztenmal aufgeführt. Die Titelrolle ſpielt Karl<lb/> Ludwig <hi rendition="#g">Diehl</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p><hi rendition="#b">Heute,</hi> Donnerstag, 10. Januar: <hi rendition="#g">Tonhalle</hi><lb/> (7½) drittes <hi rendition="#g">Hausegger-Konzert</hi>. Bee-<lb/> thoven-Brahms-Abend. Soliſt <hi rendition="#g">Edwin Fiſcher.<lb/> Bayer. Hof</hi> (7½): Heiterer Abend Profeſſor<lb/><hi rendition="#g">Marcell Salzer</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p><hi rendition="#g">Samstag</hi>, 12. <hi rendition="#g">Januar</hi>, 8 Uhr, in den<lb/> Räumen der Tonhalle <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#g">Promenade-Kon-<lb/> zert mit Tanz</hi>. Das Programm, ausgeführt<lb/> vom <hi rendition="#g">Konzertvereins-Orcheſter</hi> unter<lb/> Leitung von Kapellmeiſter Franz <hi rendition="#g">Werther</hi>,<lb/> enthält Orcheſtervorträge (Ouevrtüre zum Zigeu-<lb/><cb/> nerbaron von Joh. Strauß, Polonaiſe von Rich.<lb/> Wagner, Die Aufforderung zum Tanz von<lb/> Weber-Berlioz, einen ungariſchen Tanz von<lb/> Brahms) und Tänze: Walzer von Joh. Strauß<lb/> (Wiener Blut, G’ſchichten aus dem Wiener Wald),<lb/> Ziehrer (Unſere Edelknaben), Millöcker (Traum-<lb/> walzer), Polkas von Joh. Strauß (i-Tipferl),<lb/> Eduard Strauß (Schneeſternchen) und Ziehrer<lb/> (Leben heißt genießen); Quadrillen von Joh.<lb/> Strauß (Fledermaus) und Eduard Strauß (Die<lb/> ſchöne Helena).</p><lb/> <p>Karten bei <hi rendition="#g">Bauer</hi>, Hieber, Oberpollinger und<lb/> in der Tonhalle.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p><hi rendition="#b">Das 5. Abonnement-Konzert der Muſikaliſchen<lb/> Akademie</hi> unter Leitung von Generalmuſikdirek-<lb/> tor <hi rendition="#g">Hans Knappertsbuſch</hi> findet <hi rendition="#g">Mon-<lb/> tag, den 14. Januar, abends 7½ Uhr,<lb/> im Odeon</hi> ſtatt. Die öffentliche Hauptprobe<lb/> Sonntag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr. Vor-<lb/> tragsfolge: Cl. v. Franckenſtein: Variationen<lb/> über ein Thema von Meyerbeer Richard Strauß:<lb/> Don Juan. Beethoven: Eroica. Die Abonnen-<lb/> tenkartenausgabe ſowie gleichzeitig die Neuan-<lb/> meldungen für die zweite Serie der Abonnement-<lb/> Konzerte iſt Donnerstag und Freitag zwiſchen 2<lb/> bis 5 Uhr im Odeon. Der Vorverkauf für das<lb/> 5. Abonnement-Konzert iſt bei Halbreiter, Pro-<lb/> menadeplatz 16, Donnerstag bis Samstag Mittag.<lb/> Der Tagesverkauf für die Hauptprobe iſt Sonn-<lb/> tag von 9½ bis 11 Uhr, für das Konzert Montag<lb/> vormittags 11—1 Uhr und abends 6½ bis<lb/> 7½ Uhr im Odeon.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p><hi rendition="#g">Co van Geuns</hi> gibt Montag, 14. Januar,<lb/> abends 7½ Uhr, einen Lieder-Abend im <hi rendition="#g">Bayer.<lb/> Hof</hi> mit Liedern von Schubert, Schumann,<lb/> Brahms. Hugo Wolf. Am Flügel: Paul Meher.<lb/> Karten bei Schmid und Halbreiter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"><lb/> <p><hi rendition="#g">Das Graphiſche Kabinett</hi> G. m. b. H.,<lb/> Barerſtraße 46 (gegenüber der Neuen Pinakothek)<lb/> eröffnet am <hi rendition="#g">Samstag</hi>, den 12. Januar die<lb/> 8. Ausſtellung mit graphiſchen Blättern von Max<lb/><hi rendition="#g">Beckmann</hi>, Otto <hi rendition="#g">Dix</hi>, George <hi rendition="#g">Groß</hi>.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Donnerstag, den 10. Januar 1924. Allgemeine Zeitung. Nr. 9
Bayeriſcher Landtag.Abg. Dr. Held (B. Vp.) ſtellte neuerdings das
Flächenprinzip für die Vertretung des flachen
Landes in den Vordergrund. Mit der wachſenden
Abminderung der Mandate und Vergrößerung der
ländlichen Stimmkreiſe wächſt auch die Gefahr
einer ungenügenden Vertretung der ländlichen
Belange. Wir brauchen aber an ſich nicht weit
in der Herabſetzung der Mandatszahl zu gehen,
nachdem mit Ausnahme Preußens in allen Län-
dern die Wählerziffer auf den Abgeordneten
kleiner iſt, als bei uns. Die Stimmkreiseinteilung
befriedigt außerordentlich wenig. Die Diätenfrage
iſt mit größter Vorſicht zu behandeln.
Miniſter des Innern Dr. Schweyer äußerte
ſich zunächſt zur Koburger Frage an Hand der
ſeinerzeitigen Abmachungen. Eine vertragsmäßige
Bindung Bayerns für die nächſte Wahl liegt nicht
vor. Das Landeswahlgeſetz hat aber Koburg ein
gewiſſes Entgegenkommen gezeigt. Dieſes Entge-
genkommen mit 37 000 Wählerſtimmen auf den
Abgeordneten läßt ſich heute, wo nach dem Antrage
Hilpert die Ziffer allgemein 74 000 betragen ſoll,
nicht mehr aufrecht erhalten. Eine Liſtenverbin-
dung wäre nicht zweckmäßig. Nach einer Reichs-
tagswahlſtatiſtik iſt der Hundertſatz der Wahlbe-
rechtigten in den Städten 65,5 — auf dem Lande
nur b4.8. Es empfiehlt ſich daher nicht, die Wahl-
berechtigtenzahl zugrunde zu legen, wie es im
Hinblick auf die Ausländer empfohlen werden
könnte, ſondern die Einwohnerzahl, um eine wei-
tere Benachteiligung des flachen Landes zu ver-
meiden.
Zur Diätenfrage bemerkte der Miniſter, er
wolle ſich nicht in die häuslichen Angelegenheiten
des Landtags einmiſchen. Zweckmäßig ſei wohl,
die Auszahlung der Diäten mit einem Modus zu
verknüpfen, der eine Abkürzung der Tagungen
veranlaßt.
Abg. Dr. Müller (D. D. P.) ſtellte feſt, daß
nicht die Demokraten, ſondern Vertreter ſämtlicher
Parteien Bedenken gegen eine Beſchränkung der
Redefreiheit geäußert haben.
Damit ſchloß die allgemeine Aus-
ſprache.
Fortſetzung der Beratung Donnerstag, vor-
mittags 9 Uhr.
Abg. Dr. Dirr (D. D. P.) kam außerhalb der
Tagesordnung auf ſeine neuliche Feſtſtellung zu-
rück, daß entgegen der Behauptung des Herrn
Held der Wahlkampf im ganzen Lande ſchon ein-
geſetzt hat, daß namentlich die Bayeriſche Volks-
partei landauf, landab, öffentliche Verſammlun-
gen hält, was an ſich ihr gutes Recht iſt. Was
aber der Bayeriſchen Volkspartei erlaubt iſt, wird
der Demokratiſchen Partei verboten. In Nürn-
berg hat Staatskommiſſar Gareis rundweg
einer von der D. D. P. einberufenen öffent-
lichen Beamtenverſammlung die nach-
geſuchte Genehmigung verſagt. (Hört!)
Wenn der Abg. Gebſattel in Sulzfeld i. Ufr. im
Rathaus eine öffentliche Wahlverſammlung ab-
halten darf, muß es uns erlaubt ſein, in einem
Lokal eine Beamtenverſammlung zu halten. Wenn
Herr Gareis das nicht begreift, muß der Miniſter
ſo viel Manns ſein, es ihm begreiflich zu machen.
Wir fordern gleiches Recht für alle
Staatsbürger und wenn irgendwo Beamte
auf die Idee kommen ſollten, daß wir Staatsbür-
ger minderer Güte ſind, weniger vaterländiſch wie
andere Leute, ſo bitten wir, den Herren dieſe Al-
bernheiten auszutreiben. Das müſſen wir von
Ihnen verlangen, Herr Miniſter! Sie ſind ver-
faſſungsmäßig verpflichtet, das gleiche
Recht allen Staatsbürgern zu ſichern;
wenn Sie es nicht fertig bringen, muß jemand
her, der es fertig bringt.
Wir ſind entſchloſſen, uns dieſe Dinge
nicht länger gefallen zu laſſen und
mit allen geſetzlichen Mitteln dagegen vorzugehen,
umſomehr, als die Mehrheit keine Garantien ge-
ben kann. Auch ein Teil der Preſſe ſteht unter
ganz beſonderer Kontrolle, wie wir beſtimmt
wiſſen. Es wird da mit dem Farbſtift in der Hand
ganz anders gearbeitet, wie bei anderen Preſſe-
erzeugniſſen. Es iſt unerhört, daß der Chefredak-
teur einer großen Tageszeitung politiſcher Bera-
ter des Generalſtaatskommiſſariats iſt, obwohl das
ſchon aus Gründen der Konkurrenz nicht angängig
erſcheine. Auch hier iſt dringend Abhilfe
zu ſchaffen.
Wir wollen unſere volle Meinung über die
Politik der bayeriſchen Regierung zum Ausdruck
bringen können, ſelbſtverſtändlich in gehöriger
Form. Dazu iſt auch die Vehandlung der Denk-
ſchrift der Regierung notwendig. Die
Schlußfolgerung eines Blattes, das ſich durch
ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus
ſeine Verdrehungskunſt beſonders auszeichnet, aus
ſeien gegen die bayeriſchen Wünſche, iſt eine ten-
denziöſe Fälſchung. Auf den Inhalt ſind
wir noch in keiner Weiſe eingegangen, wir haben
lediglich eine Beſprechung dieſer ſchwerwiegenden
politiſchen Aktion im Landtag gefordert. Dieſe
Forderung wiederholen wir heute;
auch muß uns die Denkſchrift ſo raſch als möglich
zugehen.
Vorſitzender Abg. Dr. Wohlmuth erklärte, er
werde den Wunſch der Demokraten dem auf einer
Dienſtreiſe begriffenen Miniſterpräſidenten neu-
erlich übermitteln.
Die Abgg. Dr. Held und Dr. Hilpert er-
klärten, ſie würden das Vorgehen des Staats-
kommiſſars, wenn die Dinge ſich ſo abgeſpielt
haben, bedauern.
Abg. Dr. Müller betonte, das Nürnberger
Verbot ſei eine Provokation des Land-
tags. Die Verſammlung mit Delius und Bühler
als Rednern wurde mit der Begründung verboten,
daß ſie als Wahlauftakt anzuſehen ſei. Es iſt voll
bewieſen, daß keine Garantien beſtehen, daß der
Staatskommiſſär tut, was er will, auf Landtag
und Regierung pfeift. Wir proteſtieren vor allem
gegen dieſe merkwürdige Begründung.
Miniſter des Innern Dr. Schwyer bezwei-
felt nicht, daß der Miniſterpräſident dem demo-
kratiſchen Wunſch entſprechen wird. Das von Dr.
Dirr kritiſierte Verbot muß erſt unterſucht werden.
1. Der Landtag wolle beſchließen: Die Staats-
regierung iſt zu erſuchen, unverzüglich eine Neu-
feſtſetzung bezw. Ueberprüfung des
Grundbetrages der zur Erhebung gelangenden
4. Rate der bayeriſchen Gewebeſteuer
für 1923 eintreten zu laſſen. Bis dahin ſoll eine
Stundung von ¾ der Steuerſchuld ermöglicht
werden.
2. Die Verordnung über den Handel mit
Lebens- und Futtermitteln vom
20. September 1923 (Bayeriſche Sonderverord-
nung) iſt aufzuheben, da ſie unter den heutigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſen überflüſſig, ja
ſchädlich geworden iſt, indem ihre praktiſche Durch-
führung Wirtſchaft und Verkehr zwiſchen Erzeugern
und Verbrauchern unnötig belaſtet, waren-
verteuernd wirkt und beſonders auch unverhält-
nismäßig hohe Verwaltungskoſten verurſacht.
Anträge der demokratiſchen Landtagsfraktion.
Außerdem hat die Partei folgende kurze An-
frage geſtellt: Die zweite Steuernotverordnung
der Reichsregierung vom 19. Dezember 1923
(Reichsgeſetzblatt Nr. 130) ſetzt in § 5 die Vor-
auszahlungen für Einkommen aus
Gewerbe auf das Jahr 1924 allgemein auf
2. v. H. der Betriebseinnahmen (Roheinnahmen)
abzüglich der Lohn- und Gehaltsaufwendungen
ſowie des Steuerabzuges vom Arbeitslohn feſt.
Die Feſtſetzung bedeutet für viele Erwerbs-
gruppen eine unerträgliche Belaſtung, inſofern als
bei einer Reihe von Wirtſchaftszweigen der heutige
Gewinn nicht entfernt die Höhe der verlangten
Steuerſummen ausmacht. Wenn auch die Reichs-
regierung für gewiſſe Erwerbsgruppen geſon-
derte Beſtimmungen angekündigt hat, ſo iſt doch
bei der heutigen ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage
deren baldige Bekanntgabe beſonders dringend.
Iſt die Staatsregierung in der Lage, in dieſem
Sinn auf die Reichsregierung einzuwirken? Iſt
ſie bereit, für Erleichterungen einzutreten, die
insbeſondere den Schwierigkeiten der bayeriſchen
Wirtſchaftslage Rechnung tragen?
Vergütung der Notare.
Durch eine gemeinſame Bekanntmachung des
Juſtiz- und Finanzminiſteriums wird angeord-
net, daß die Notare für die Beſorgung des
Koſten- und Stempelweſens und zur
Beſtreitung der damit verbundenen Auslagen
eine Vergütung von 2 Prozent der von ihnen an
Stempel- und Staatsgebühren eingehobenen und
an die Staatskaſſe abgelieferten Beträge erhalten.
Um die Staatsform.
Die Landesleitung des Bayeriſchen Heimat-
und Königsbundes hat zu dem Antrag
der Bayeriſchen Volkspartei auf Durchführung
einer Volksabſtimmung zwecks Aenderung der
Verfaſſung eine Entſchließung gefaßt, in der be-
dauert wird, daß dabei die wichtigſte Verfaſſungs-
frage, die Frage der Staatsform Bayerns,
gänzlich außer acht gelaſſen werde. — Der Königs-
bund ſcheint alſo die gegenwärtige Zeit ſchwer-
ſter politiſcher und wirtſchaftlicher Bedrückung für
geeignet zu halten, durch Aufrollung der Frage
Monarchie oder Republik noch heftigere Erſchütte-
rungen des politiſchen Lebens in Bayern herbei-
zuführen, als es durch die Taktik der Bayeriſchen
Volkspartei ohnedies ſchon geſchieht. Im übrigen
iſt die Staatsform der deutſchen Länder, alſo auch
Bayerns, durch die deutſche Reichsverfaſſung feſt-
gelegt, die in ihrem Art. 17 beſtimmt: Jedes Land
muß eine freiſtaatliche Verfaſſung haben.
Für die Erhaltung des Sozialminiſteriums.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund in
Bayern (chriſtlich-national) hat eine Entſchließung
gefaßt, in der es heißt: Der Deutſche Gewerk-
ſchaftsbund erhebt gegen die etwa beabſichtigte
Aufhebung des Miniſteriums für Soziale Für-
ſorge ſchärfſten Proteſt. Er fordert mit Nachdruck
deſſen Erhaltung zur Berückſichtigung und Pflege
dringender ſozialer Notwendigkeiten, denen ſich
auch ein verarmtes Staatsweſen erſt recht nicht
entſchlagen kann.
Zuſtändigkeit der Wuchergerichte.
Der Generalſtaatskommiſſar hat mit ſofortiger
Wirkſamkeit angeordnet: Für Zuwiderhandlun-
gen gegen die Anordnung vom 8. Oktober 1923
über Milchablieferungspflicht und Ver-
ſand von Milcherzeugniſſen kann der Staats-
anwalt durch Antrag auf Erlaß eines Strafbe-
fehls oder auf Anberaumung der Hauptverhand-
lung die Zuſtändigkeit des Wuchergerichtes be-
gründen.
Letzte Telegramme.
Dr. Peterſen Bürgermeiſter von
Hamburg.
* Hamburg, 9. Jan.
Der Senat wählte
heute als Nachfolger für den verſtorbenen
1. Bürgermeiſter Dr. Dieſtel den Sena-
tor Dr. Karl Peterſen.
Dieſer nahm das Amt an und erklärte,
daß die Wahl zum Bürgermeiſter ſeinen
Abſchied aus der aktiven Parteipolitik be-
deute. Er ſcheide aus dem Reichstage aus,
lege den Vorſitz in der Deutſch-demokrati-
ſchen Partei nieder und werde fortan nur
dem Wohle Hamburgs dienen.
Dr. Karl Peterſen wurde am 31, Ja-
nuar 1868 zu Hamburg als Sproſſe einer
alteingeſeſſenen Patrizierfamilie geboren.
Nach dem Beſuch des Gymnaſiums in Kiel
und der Univerſitäten zu Heidelberg und
Leipzig ließ er ſich in ſeiner Vaterſtadt als
Rechtsanwalt nieder. Schon früh be-
ſchäftigte er ſich mit politiſchen Fragen und
ſchloß ſich bald — auch in wachſender per-
ſönlicher Freundſchaft — D. Friedrich Nau-
mann an, deſſen nationales und ſoziales
Programm ganz ſeinen Ueberzeugungen
entſprach. Mit 31 Jahren bereits wurde
er zum Mitglied der Hamburger Bürger-
ſchaft gewählt.
Kurz vor der Revolution, im November
1918, wurde Peterſen Senator. Er ſchied
damit aus der Bürgerſchaft aus und legte
auch ſeine Anwaltſchaft nieder.
In der Weimarer demokratiſchen Frak-
tion wußte man gleich von Anfang an die
Perſönlichkeit des neuen Abgeordneten zu
würdigen. Er wurde zum ſtellvertretenden
Vorſitzenden gewählt und hatte als ſolcher
einen guten Teil der politiſchen Geſchäfte
der Fraktion zu leiten.
Als Friedrich Naumann ſtarb, wurde er
einſtimmig zu ſeinem Nachfolger gewählt.
Sein Ausſcheiden bedeutet für die Demo-
kratiſche Partei einen ſchweren Verluſt.
Aufnahme der Kontrolle.
Berlin, 9. Januar.
Die interalli-
ierte Militärkontrollkommiſ-
ſion hat der Reichsregierung mitgeteilt,
daß am 10. und 12. Jan. in einer Reihe von
deutſchen Städten Kontrollbeſuche
ſtattfinden würden. 495 Beſuche ſeien in
militäriſchen Inſtituten und 95 bei zivilen
Stellen in Ausſicht genommen.
Es muß darauf hingewieſen werden, daß
die Reichsregierung in dieſer Frage wenig-
ſtens inſofern einen Erfolg hatte, als
dieſe Kontrollhandlungen in Zivil aus-
geführt werden. Leider beſteht keine Mög-
lichkeit, dieſe Kontrolle im ganzen zu ver-
hindern
Reichsindex und Großhandelsindex.
*Berlin, 9. Januar.
Die Reichsin-
dexziffer des ſtatiſtiſchen Reichsamtes
beträgt auf den 7. Januar gerechnet das
1,13 Billionenfache der Vorkriegszeit ge-
genüber dem 29. Dezember (1,147 billionen-
fach), iſt demnach eine Abnahme von 1,5
Prozent zu verzeichnen.
Die Großhandelsindexziffer
beträgt auf den Stichtag des 8. Januar be-
rechnet gegenüber dem 2. Januar (122,4)
einen Rückgang um 2,2 Prozent auf 119,7.
Von den Hauptgruppen gingen Lebens-
mittel um 1,7 auf 106,9, darunter Ge-
treide um 2,5 auf 84,2 zurück. Die In-
landswaren ſanken um 3,1 auf 111,7. Ein-
fuhrwaren ſtiegen dagegen um 1,2 auf
159,9.
Einheitliche Richtlinien für den Preis-
abbau.
* Berlin, 9. Januar.
Das Reichs-
wirtſchaftsminiſterium beabſich-
tigt für den Preisabbau einheit-
liche Richtlinien für das ganze Reich
zu ſchaffen unter Hinzuziehung der Polizei
und der Wucherbehörden. Heute haben be-
reits Beſprechungen mit den Vertretern
des Fleiſchandels ſtattgefunden. Wei-
tere Beſprechungen werden folgen.
Neu und ſtark iſt der Eindruck der Deutſchen:
die Kette der Meiſter des Achtzehnten, anſchließend
ein Saal, der eine neue köſtliche Note bedeutet:
der Saal mit den alten und den ſchönen neu-
erworbenen Werken Caſpar David Friedrichs und
Ludwig Richters.
Es iſt der Dresdener Galerie gelungen, gleich-
zeitig ihren Beſtand zu verbeſſern und an Wir-
kung wie an Bedeutung zu gewinnen. Das Rezept
iſt nicht mehr neu, der Erfolg ſeiner klugen An-
wendung immer wieder erſtaunlich.
Aehnlich verhält es ſich mit dem Kölner
Schnütgen-Muſeum. Seine Ueberfüllung
war ſprichwörtlich. Auch hier hat man geſiebt, viel
Minderwertiges und Nebenſächliches weggetan.
Statt deſſen beſten Neu-Zuwachs aufgeſtellt, das
Ganze geordnet, geeignete Farben als Hinter-
grund gewählt. So wirkt auch dieſe Sammlung
verjüngt, lebendig; wo man ſich bisher in einem
Wuſt zurechtſuchen mußte, wirkt jetzt unmittelbar
zweckmäßige Anordnung. Selbſt die Kapelle, früher
ein Verlegenheitsraum, hat durch Unterbringung
der geſamten italieniſchen Meiſter ganz weſent-
lich gewonnen. Gleichzeitig wurde noch das
Kölner Kunſtgewerbemuſeum nach
ähnlichen Prinzipien umgeſtaltet. Seine reichen
Beſtände kommen in der jetzigen Ausleſe und
Ordnung in glücklicher Weiſe zur Geltung.
Das neue Ausſtellungsprinzip bricht ſich überall
Bahn. Auch München wird einmal drankommen.
Denn auch in München gibt es ein bedeutendſtes
Muſeum, dem ſolche Neuordnung dringend nottut.
Deutſche Theaterkunſt in Frankreich.
Aus
Paris meldet das B. T.: Die Theaterzeitung
„Comedia“ teilt mit, daß Lugne-Poe dem-
nächſt Georg Kaiſers „Brand im
Opernhaus“ in franzöſiſcher Uebertragung
aufführen werde. In einem Interview hat
Lugne-Poe erzählt, daß ihm geraten worden ſei,
aus dem Deutſchen Georg Kaiſer einen tſchechiſch-
lowakiſchen Dichter zu machen. Lugne-Poe hat
dieſe Anregung abgelehnt. Er erklärt mit Recht:
„Es wäre traurig, wenn ein engherziger Natio-
nalismus uns hindern ſollte, die Kunſt unſerer
Nachbarn zu beachten, beſonders, wenn ſie Neues
bringt, wie die Kunſt Georg Kaiſers. Die Na-
tionalität des Autors wird nicht
verſteckt werden. Wer unparteiiſch ſeine
Anſicht ſagen will, kann ſich ganz in voller Kennt-
nis der Tatſachen äußern.“
Kleine Nachrichten.
Auswärts.
Straußfeſte.
München, Wien, Amſterdam,
Neuyork bereiten zum 60. Geburtsfeſte Richard
Strauß Muſikfeſte. Auch Salzburg wird
den Tag ſeiern. Im Rahmen der Salzburger
Feſtſpiele wird dieſes Jahr ein Richard Strauß-
Feſt abgehalten. Es ſollen hierzu die Räume der
„alten Reitſchule“ benützt werden. Ein Saal iſt
ſchon unter Max Neinhardt eingeweiht worden.
Nun ſoll auch der eigentliche („gedeckte“) Reit-
ſchulſaal, der mit den köſtlichen Turnierfeſten
Rottmahrs eines der Juwele Salzburgs bildet,
herangezogen werden. Hier ſoll die Urauffüh-
rung von Strauß’ „Intermezzo“ ſtattfinden.
(Möglicherweiſe kommt für eines der Strauß-
Feſte auch noch die Uraufführung der Kammer-
oper „Kleopatra“ in Frage, deren erſten Akt zum
Texte Hofmannsthals Strauß eben vollendet hat.)
Eine deutſche Schauſpieltournee nach Eſthland
und Finnland.
Die Haaß-Berkow-Truppe, die
ſeit einiger Zeit in Eſthland gaſtiert, plant
eine längere Tournee nach Finnland, nach
deren Abſchluß ſie wieder nach Eſthland zurück-
kehren will. In Ausſicht genommen ſind nach
den großen Erfolgen mittelalterlicher Myſterien-
ſpiele Aufführungen des Fauſt und des Som-
mernachtstraums.
Das Nationaltheater in Weimar
brachte Muſſorgſkys „Boris Godunow“.
Generalmuſikdirektor Prüwer, dem man die
deutſche Uraufführung des Werkes in Breslau
verdankt, hatte nicht nur die muſikaliſche Leitung,
ſondern, ſehr zum Vorteil der einheitlichen Ge-
ſamwirkung, auch die Einrichtung und Spiel-
leitung übernommen. Die Ausſtattung mit den
Bühnenbildern Fritz Lewys war ſtilvoll, und
die Leiſtungen der Soliſten und Chöre waren bis
ins einzelne ausgefeilt. Der Erfolg war gewaltig.
„Boris Godunow“ beginnt ſeinen Siegeslauf über
die deutſchen Bühnen.
In Eſſey (jetzt Ofijek) erzielte Kapellmeiſter
Richard Schwarz mit Mahlers Kinder-Toten-
liedern ſtarken Erfolg. Dies war die erſte Auf-
führung einer Kompoſition Mahlers in Jugo-
ſlawien.
Der Wiener Komponiſt Erich Wolfgang Korn-
gold, deſſen Oper „Die tote Stadt“ im nächſten
Monat nun auch an der Staatsoper in Berlin zur
Erſtaufführung gelangt, arbeitet an einer neuen
abendfüllenden Oper. Das Buch hat Hans Müller
mit freier Benutzung eines Myſteriums des be-
kannten jungverſtorbenen Wiener Dichters Hans
Kaltnecker geſchrieben.
München.
Nationaltheater.
In der Aufführung „Tann-
häuſer“ am Donnerstag, den 10. Jan., ſingt
Kammerſänger Werner Engel, Mitglied der
Wiener Staatsoper, als Gaſt auf Anſtellung die
Partie des „Wolfram“.
Münchener Kammerſpiele.
Mit Rückſicht auf
das am Samstag beginnende Gaſtſpiel von Albert
Steinrück wird Unruhs „Prinz Louis Ferdi-
nand“ am Donnerstag, den 10. Januar zum
letztenmal aufgeführt. Die Titelrolle ſpielt Karl
Ludwig Diehl.
Heute, Donnerstag, 10. Januar: Tonhalle
(7½) drittes Hausegger-Konzert. Bee-
thoven-Brahms-Abend. Soliſt Edwin Fiſcher.
Bayer. Hof (7½): Heiterer Abend Profeſſor
Marcell Salzer.
Samstag, 12. Januar, 8 Uhr, in den
Räumen der Tonhalle II. Promenade-Kon-
zert mit Tanz. Das Programm, ausgeführt
vom Konzertvereins-Orcheſter unter
Leitung von Kapellmeiſter Franz Werther,
enthält Orcheſtervorträge (Ouevrtüre zum Zigeu-
nerbaron von Joh. Strauß, Polonaiſe von Rich.
Wagner, Die Aufforderung zum Tanz von
Weber-Berlioz, einen ungariſchen Tanz von
Brahms) und Tänze: Walzer von Joh. Strauß
(Wiener Blut, G’ſchichten aus dem Wiener Wald),
Ziehrer (Unſere Edelknaben), Millöcker (Traum-
walzer), Polkas von Joh. Strauß (i-Tipferl),
Eduard Strauß (Schneeſternchen) und Ziehrer
(Leben heißt genießen); Quadrillen von Joh.
Strauß (Fledermaus) und Eduard Strauß (Die
ſchöne Helena).
Karten bei Bauer, Hieber, Oberpollinger und
in der Tonhalle.
Das 5. Abonnement-Konzert der Muſikaliſchen
Akademie unter Leitung von Generalmuſikdirek-
tor Hans Knappertsbuſch findet Mon-
tag, den 14. Januar, abends 7½ Uhr,
im Odeon ſtatt. Die öffentliche Hauptprobe
Sonntag, den 13. Januar, vorm. 11 Uhr. Vor-
tragsfolge: Cl. v. Franckenſtein: Variationen
über ein Thema von Meyerbeer Richard Strauß:
Don Juan. Beethoven: Eroica. Die Abonnen-
tenkartenausgabe ſowie gleichzeitig die Neuan-
meldungen für die zweite Serie der Abonnement-
Konzerte iſt Donnerstag und Freitag zwiſchen 2
bis 5 Uhr im Odeon. Der Vorverkauf für das
5. Abonnement-Konzert iſt bei Halbreiter, Pro-
menadeplatz 16, Donnerstag bis Samstag Mittag.
Der Tagesverkauf für die Hauptprobe iſt Sonn-
tag von 9½ bis 11 Uhr, für das Konzert Montag
vormittags 11—1 Uhr und abends 6½ bis
7½ Uhr im Odeon.
Co van Geuns gibt Montag, 14. Januar,
abends 7½ Uhr, einen Lieder-Abend im Bayer.
Hof mit Liedern von Schubert, Schumann,
Brahms. Hugo Wolf. Am Flügel: Paul Meher.
Karten bei Schmid und Halbreiter.
Das Graphiſche Kabinett G. m. b. H.,
Barerſtraße 46 (gegenüber der Neuen Pinakothek)
eröffnet am Samstag, den 12. Januar die
8. Ausſtellung mit graphiſchen Blättern von Max
Beckmann, Otto Dix, George Groß.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-03-29T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |