Allgemeine Zeitung, Nr. 8, vom 9. Januar 1924.Allgemeine Zeitung Süddeutsches Tagblatt Großdeutsche Rundschau 127. Jahrgang. Nr. 8 München, Mittwoch den 9. Januar 1924. Einzelpreis 10 Pfennig. Hauptschriftleitung und verantwortlich für Deutsche und Bayerische Politik: Max Heilgemayr. -- Wirtschaftszeitung u. Auswärtige Politik: Josef Schrepfer. -- Unpolitische Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. -- Kunst u. Musik: Albin v. Prybram-Gladona. -- Feuilleton u. Theater: Walter Foitzick. -- Anzeigenteil: Josef Spiegel, sämtl. in München. -- Redaktion: München, Baaderstr. 1, Tel. 27940. -- Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerstr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erscheint täglich. Bei Störung des Erscheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks besteht kein Anspruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-spaltige Millimeterzeile im Inseratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Postscheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderstraße 1 und 1a. Telefon 24287. [Spaltenumbruch]
Wiederaufnahme der Militär- London, 8. Januar.kontrolle. "Daily Telegraph" alles versucht werden, um diese Wiederaufnahme der völlig überflüssigen Kontrolle zu verhindern. Es gibt bei uns nichts mehr zu kontrollieren und man sollte nicht durch immer neue Herausforde- rungen unsere Lage immer noch drückender ge- stalten. Wenn die Vertreter Frankreichs in Deutschland kein Gefühl der Sicherheit haben, ist daran nur Poincares dauernde Gewaltpolitik selbst schuld. Die englische Reparations- London, 8. Jan.politik. Amtlich wird gemeldet: In der Presse des Festlandes sind Nach- In Verbindung hiermit schreibt der di- Eine der wenigen feststehenden Tatsachen Die amerikanischen Sachverständigen in Paris. * Paris, 8. Januar.Die amerikani- Daß der erste Ausschuß, der sich mit den Die italienischen Sachverständigen. Rom, 8. Januar.Die italienischen Eröffnung des englischen Parlaments. Forderung einer internationalen Abrüstungskonferenz. Das englische Macdonald wird bei der Eröffnung Führende Kreise der Arbeiterpartei ver- Um die rheinische Goldnotenbank. Sonderdienst der Allgemeinen Zeitung. Die heutige Sit- Morgen oder übermorgen werden die Sache der rheinischen Vertreter würde es Sitzungen des Reichskabinetts. (Eigener Bericht der "Allg. Ztg.") Das Reichskabi- Zu diesen Fragen gehört unter anderem Weiter wird die Frage der rheini- Dr. Schacht hat aus dem Auslande zu- Die belgische Antwortnote. Paris, 8. Januar.Aus einer Brüsseler Herr von Hoesch berichtet. Berlin, 8. Januar.Der deutsche Geschäfts- Seipels Hoffnungen. * Wien, 8. Jan.In einer Rede im christlich- Die allernächste Zeit werde auch die Frage der Eine schwere Anklage gegen Nitti. * Rom, 8. Jan."Popolo d'Italia", das Organ "Popolo d'Italia" bemerkt dazu, daß Nitti vor Anschlag auf Venizelos? * Rom, 8. Jan.Das Mailänder Blatt "Am- Das Blatt fügt dieser Meldung hinzu, es sei Irrwege der Reparations-Politik. Eigener Drahtbericht unserer Während der deutsche Außenminister Gerade die im Vordergrund der Reichspolitik Die Inangriffnahme dieser Aufgabe ist von Von amtlicher Seite ist zwar noch während Man muß zunächst feststellen, daß Herr Rech- Wenn Rechberg jetzt seinen Verhandlungen Der Reparationsplan Rechbergs Wie die damals führenden politischen Kreise Allgemeine Zeitung Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau 127. Jahrgang. Nr. 8 München, Mittwoch den 9. Januar 1924. Einzelpreis 10 Pfennig. Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik: Max Heilgemayr. — Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik: Joſef Schrepfer. — Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v. Prybram-Gladona. — Feuilleton u. Theater: Walter Foitzick. — Anzeigenteil: Joſef Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-ſpaltige Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287. [Spaltenumbruch]
Wiederaufnahme der Militär- London, 8. Januar.kontrolle. „Daily Telegraph“ alles verſucht werden, um dieſe Wiederaufnahme der völlig überflüſſigen Kontrolle zu verhindern. Es gibt bei uns nichts mehr zu kontrollieren und man ſollte nicht durch immer neue Herausforde- rungen unſere Lage immer noch drückender ge- ſtalten. Wenn die Vertreter Frankreichs in Deutſchland kein Gefühl der Sicherheit haben, iſt daran nur Poincarès dauernde Gewaltpolitik ſelbſt ſchuld. Die engliſche Reparations- London, 8. Jan.politik. Amtlich wird gemeldet: In der Preſſe des Feſtlandes ſind Nach- In Verbindung hiermit ſchreibt der di- Eine der wenigen feſtſtehenden Tatſachen Die amerikaniſchen Sachverſtändigen in Paris. * Paris, 8. Januar.Die amerikani- Daß der erſte Ausſchuß, der ſich mit den Die italieniſchen Sachverſtändigen. Rom, 8. Januar.Die italieniſchen Eröffnung des engliſchen Parlaments. Forderung einer internationalen Abrüſtungskonferenz. Das engliſche Macdonald wird bei der Eröffnung Führende Kreiſe der Arbeiterpartei ver- Um die rheiniſche Goldnotenbank. Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung. Die heutige Sit- Morgen oder übermorgen werden die Sache der rheiniſchen Vertreter würde es Sitzungen des Reichskabinetts. (Eigener Bericht der „Allg. Ztg.“) Das Reichskabi- Zu dieſen Fragen gehört unter anderem Weiter wird die Frage der rheini- Dr. Schacht hat aus dem Auslande zu- Die belgiſche Antwortnote. Paris, 8. Januar.Aus einer Brüſſeler Herr von Hoeſch berichtet. Berlin, 8. Januar.Der deutſche Geſchäfts- Seipels Hoffnungen. * Wien, 8. Jan.In einer Rede im chriſtlich- Die allernächſte Zeit werde auch die Frage der Eine ſchwere Anklage gegen Nitti. * Rom, 8. Jan.„Popolo d’Italia“, das Organ „Popolo d’Italia“ bemerkt dazu, daß Nitti vor Anſchlag auf Venizelos? * Rom, 8. Jan.Das Mailänder Blatt „Am- Das Blatt fügt dieſer Meldung hinzu, es ſei Irrwege der Reparations-Politik. Eigener Drahtbericht unſerer Während der deutſche Außenminiſter Gerade die im Vordergrund der Reichspolitik Die Inangriffnahme dieſer Aufgabe iſt von Von amtlicher Seite iſt zwar noch während Man muß zunächſt feſtſtellen, daß Herr Rech- Wenn Rechberg jetzt ſeinen Verhandlungen Der Reparationsplan Rechbergs Wie die damals führenden politiſchen Kreiſe <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau</hi> </titlePart> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">127. Jahrgang. Nr. 8 </hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b">München, </hi> </pubPlace> <docDate> <hi rendition="#b">Mittwoch den 9. 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Januar wieder aufge-<lb/> nommen worden ſei, und zwar von einer<lb/> Kommiſſion, beſtehend aus Vertretern Eng-<lb/> lands, Belgiens, Italiens und Frankreichs,<lb/> die in jedem Falle gemeinſam ihre Tätigkeit<lb/> und zwar in <hi rendition="#g">Zivil</hi> ausüben ſollen.</hi> </p><lb/> <trailer>* Es ſollte doch von der Reichsregierung noch<lb/> alles verſucht werden, um dieſe Wiederaufnahme<lb/> der völlig überflüſſigen Kontrolle zu verhindern.<lb/> Es gibt bei uns nichts mehr zu kontrollieren und<lb/> man ſollte nicht durch immer neue Herausforde-<lb/> rungen unſere Lage immer noch drückender ge-<lb/> ſtalten. Wenn die Vertreter Frankreichs in<lb/> Deutſchland kein Gefühl der Sicherheit haben,<lb/> iſt daran nur Poincarès dauernde Gewaltpolitik<lb/> ſelbſt ſchuld.</trailer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die engliſche Reparations-<lb/> politik.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 8. Jan.</dateline><lb/> <p>Amtlich wird gemeldet:</p><lb/> <p>In der Preſſe des Feſtlandes ſind Nach-<lb/> richten verbreitet worden, wonach die ge-<lb/> genwärtige engliſche Regierung entſchloſſen<lb/> ſei, die engliſchen <hi rendition="#g">Truppen aus dem<lb/> beſetzten Gebiet am Rhein</hi> zurück-<lb/> zuziehen und die engliſchen Vertreter aus<lb/> der Reparations- und Botſchafterkonferenz<lb/> zurückzuberufen. Dieſe Nachrichten ſind<lb/><hi rendition="#g">falſch</hi>.</p><lb/> <p>In Verbindung hiermit ſchreibt der di-<lb/> plomatiſche Mitarbeiter der „Daily News“,<lb/> die Regierung <hi rendition="#g">Baldwin</hi> habe <hi rendition="#g">niemals</hi><lb/> derartige Abſichten gehabt. Der Mitarbei-<lb/> ter beſchäftigt ſich ſodann mit der wahr-<lb/> ſcheinlichen Außenpolitik, die eine Arbeiter-<lb/> regierung in England betreiben würde. Die<lb/> künftige Reparationspolitik der Arbeiter-<lb/> partei möge nach der Tatſache beurteilt wer-<lb/> den, daß Sir John Bradbury, Ramſay Mac-<lb/> donald konſultiert habe, bevor er die Mit-<lb/> glieder für die Sachverſtändigenausſchüſſe<lb/> ausgewählt habe.</p><lb/> <p>Eine der wenigen feſtſtehenden Tatſachen<lb/> in der heutigen engliſchen Politik ſei die,<lb/> daß in der Reparationspolitik die Konti-<lb/> nuität gewahrt bleibe und daß die jetzt ein-<lb/> geleitete Reparationsunterſuchung durch-<lb/> geführt werde, bis eine endgültige Löſung<lb/> möglich ſei. Die <hi rendition="#g">Arbeiterpartei</hi> werde<lb/> keineswegs die engliſchen Truppen aus dem<lb/> Rheinlande zurückziehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die amerikaniſchen Sachverſtändigen in Paris.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Paris,</hi> 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">amerikani-<lb/> ſchen Sachverſtändigen</hi>, General<lb/><hi rendition="#g">Dawes</hi> und Owen <hi rendition="#g">Young</hi>, die zu den<lb/> erſten der beiden Ausſchüſſe der Reparati-<lb/> onskommiſſion gehören, ſind geſtern hier<lb/> eingetroffen. Die Sitzungen des erſten Aus-<lb/> ſchuſſes werden am 14., die des zweiten am<lb/> 21. Januar beginnen.</p><lb/> <p>Daß der erſte Ausſchuß, der ſich mit den<lb/> Währungs- und Budgetfragen zu beſchäfti-<lb/> gen hat, ſeine Unterſuchungen in <hi rendition="#g">Berlin</hi><lb/> führen wird, iſt jetzt ſicher.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die italieniſchen Sachverſtändigen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">italieniſchen<lb/> Sachverſtändigen</hi> in den Ausſchüſſen<lb/> der Reparationskommiſſion zur Unterſu-<lb/> chung der deutſchen Zahlungsfähigkeit wur-<lb/> den am Mittwoch vom Miniſterpräſidenten<lb/> Muſſolini zur Entgegennahme ihrer In-<lb/> ſtruktionen empfangen worden. Sie reiſen<lb/> am Samstag nach <hi rendition="#g">Paris</hi> ab.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eröffnung des<lb/> engliſchen Parlaments.</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#b">Forderung einer internationalen Abrüſtungskonferenz.</hi><lb/><hi rendition="#g">Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung</hi>.</p> </argument><lb/> <cb/> <dateline>* <hi rendition="#g">London</hi>, 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">engliſche<lb/> Parlament</hi> tritt heute zum erſten Male<lb/> zuſammen. Es wird ſich in dieſer Woche<lb/> nur mit <hi rendition="#g">formalen</hi> Fragen beſchäftigen.<lb/> Die eigentliche <hi rendition="#g">Eröffnung</hi> am 17. Ja-<lb/> nuar wird nach der Thronrede den <hi rendition="#g">Sturz</hi><lb/> der <hi rendition="#g">bisherigen Regierung</hi> ſicher<lb/> bringen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Macdonald</hi> wird bei der Eröffnung<lb/> des Parlamentes die offizielle <hi rendition="#g">Anerken-<lb/><cb/> nung der Sowjetrepublik</hi> fordern<lb/> und zwar auf der Grundlage, daß dieſe<lb/> 20 Millionen Pfund Sterling an England<lb/> zahlt, während England eine Anleihe von<lb/> 50 Millionen Pfund zur Verfügung ſtellt.</p><lb/> <p>Führende Kreiſe der Arbeiterpartei ver-<lb/> folgen übrigens neben dem Plan einer in-<lb/> ternationalen Reparationskonferenz den<lb/> weiteren Plan einer internationalen <hi rendition="#g">Ab-<lb/> rüſtungskonferenz</hi>.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Um die rheiniſche Goldnotenbank.</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#g">Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung</hi>.</p> </argument><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Berlin</hi></hi>, 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Die heutige <hi rendition="#g">Sit-<lb/> zung des Reichskabinetts</hi> über die<lb/> Frage der <hi rendition="#g">rheiniſchen Goldnoten-<lb/> bank</hi> hatte das Ergebnis, daß das Kabi-<lb/> nett an der Auffaſſung feſthielt, daß die<lb/> Gründung dieſer Bank nur unter den von<lb/> deutſcher Seite aufgeſtellten <hi rendition="#g">Voraus-<lb/> ſetzungen</hi> ſtattfinden kann.</p><lb/> <p>Morgen oder übermorgen werden die<lb/> Perſönlichkeiten aus dem Rheinlande, die<lb/> für diſe Gründung beſonders in Betracht<lb/> kommen, wie der Kölner Bankier Louis<lb/><hi rendition="#g">Hagen</hi>, nach Berlin kommen und mit der<lb/> Reichsregierung ſich beſprechen.</p><lb/> <p>Sache der rheiniſchen Vertreter würde es<lb/> dann ſein, mit den Beſatzungsbehörden in<lb/> Verbindung zu treten und feſtzuſtellen, ob<lb/> die Gründung einer ſolchen Bank <hi rendition="#g">noch in<lb/> Frage kommen</hi> kann, oder ob das nicht<lb/> mehr der Fall iſt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sitzungen des Reichskabinetts.</hi> </head><lb/> <argument> <p>(Eigener Bericht der „Allg. Ztg.“)</p> </argument><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Reichskabi-<lb/> nett</hi> wird in dieſer Woche mehrere Sitzun-<lb/> gen abhalten, in denen in erſter Linie die<lb/><hi rendition="#g">Fragen der äußeren Politik</hi> zur<lb/> Beratung kommen ſollen. Man hat deshalb<lb/> die Rückkehr des Außenminiſters Dr. Stre-<lb/> ſemann abgewartet.</p><lb/> <p>Zu dieſen Fragen gehört unter anderem<lb/> die Forderung der Entente nach <hi rendition="#g">Wieder-<lb/> aufnahme der Militärkontrolle</hi><lb/> in Deutſchland. Die Londoner Meldung<lb/> hierüber ſcheint ſich zu beſtätigen, doch ſteht<lb/> noch nicht feſt, in welcher Form ſie ausge-<lb/> übt werden ſoll. Der Stand der Reichsregie-<lb/> rung zu dieſer Frage iſt vor kurzem durch<lb/> den Außenminiſter in öffentlicher Rede dar-<lb/> gelegt worden. Eine Entſcheidung des<lb/> Reichskabinetts iſt noch nicht getroffen.</p><lb/> <p>Weiter wird die Frage der <hi rendition="#g">rheini-<lb/> ſchen Goldnotenbank</hi> beraten wer-<lb/> den. Im Zuſammenhang mit dem Bericht,<lb/> den der neue Reichsbankpräſident Dr.<lb/><hi rendition="#g">Schacht</hi> über ſeine Reiſe erſtatten wird.<lb/> Die Reiſe hatte bekanntlich den Zweck,<lb/> Klarheit darüber zu ſchaffen, wie ſich die<lb/> ausländiſche Großfinanz zu der Errichtung<lb/> eines deutſchen Zentralgoldnoteninſtitutes<lb/> ſtellen würde.</p><lb/> <p>Dr. Schacht hat aus dem Auslande zu-<lb/> friedenſtellende Eindrücke mitgebracht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die belgiſche Antwortnote.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Aus einer Brüſſeler<lb/> Meldung des „Petit Journals“ geht her-<lb/> vor, daß der <hi rendition="#g">allgemeine Charakter</hi><lb/> der belgiſchen Antwortnote ſehr <hi rendition="#g">negativ</hi><lb/> iſt. In der belgiſchen Antwort werden die<lb/> Punkte des deutſchen Memorandums ange-<lb/> führt, denen keine Folge gegeben werden<lb/> könne. Dagegen tritt die belgiſche Antwort,<lb/> die in der Form ſehr entgegenkommend ge-<lb/> halten iſt, gewiſſen Anregungen der deut-<lb/> ſchen Regierung bei. Insbeſondere denjeni-<lb/> gen, die ſich auf <hi rendition="#g">Erleichterungen</hi> des<lb/> Verkehrs zwiſchen dem beſetzten und unbe-<lb/> ſetzten Gebiete beziehen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Herr von Hoeſch berichtet.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Der deutſche Geſchäfts-<lb/> träger in Paris, Herr <hi rendition="#g">von Hoeſch</hi>, wird<lb/> am Mittwoch zur Berichterſtattung in Ber-<lb/> lin eintreffen, um über die Verhandlungen<lb/> mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten<lb/> zu berichten. Man erwartet bis Mittwoch<lb/> die <hi rendition="#g">endgültige Antwort Frank-<lb/> reichs und Belgiens</hi> auf die letzten<lb/> deutſchen Vorſchläge.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Seipels Hoffnungen.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 8. Jan.</dateline><lb/> <p>In einer Rede im chriſtlich-<lb/> ſozialen Parteirat führte Bundeskanzler Dr.<lb/><hi rendition="#g">Seipel</hi> aus, das Jahr 1924 ſcheine das <hi rendition="#g">Jahr<lb/> der Wendungen</hi> zu werden, in dem allem<lb/> Anſchein nach die <hi rendition="#g">deutſche Frage</hi> gelöſt oder<lb/> wenigſtens deren Löſung eingeleitet werden wird.</p><lb/> <p>Die allernächſte Zeit werde auch die Frage der<lb/> Anerkennung der Sowjetrepublik in den Vorder-<lb/> grund rücken und der Wiedereintritt Deutſchlands<lb/> und Rußlands in die Weltwirtſchaft wird dann<lb/> das große Problem einer Organiſierung der Welt<lb/> aufrollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine ſchwere Anklage gegen Nitti.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Rom,</hi> 8. Jan.</dateline><lb/> <p>„Popolo d’Italia“, das Organ<lb/> Muſſolinis, veröffentlicht ein offiziöſes Dokument,<lb/> aus dem hervorgeht, daß der frühere Miniſter-<lb/> präſident <hi rendition="#g">Nitti</hi> während des Krieges, als er als<lb/> italieniſcher Vertreter in den Vereinigten Staaten<lb/> weilte, dem Präſidenten Wilſon beſtimmte Vor-<lb/> teile für Amerika im adriatiſchen Meere in Aus-<lb/> ſicht ſtellte und außerdem verſprach, die Einfüh-<lb/> rung der republikaniſchen Regierungsform in<lb/> Italien zu veranlaſſen.</p><lb/> <p>„Popolo d’Italia“ bemerkt dazu, daß Nitti vor<lb/> einen Staatsgerichtshof geſtellt werden müſſe, um<lb/> ihn als einen Verräter des Vaterlandes zu ver-<lb/> urteilen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Anſchlag auf Venizelos?</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Rom,</hi> 8. Jan.</dateline><lb/> <p>Das Mailänder Blatt „Am-<lb/> broſiano“ erhielt eine Meldung aus Athen, wo-<lb/> nach <hi rendition="#g">Venizelos</hi> während der Sitzung der<lb/> Nationalverſammlung von einem <hi rendition="#g">Herzkrampf</hi><lb/> befallen worden ſei und infolgedeſſen ſchleunigſt<lb/> nach Hauſe getragen werden mußte.</p><lb/> <p>Das Blatt fügt dieſer Meldung hinzu, es ſei<lb/> zwar möglich, daß Venizelos einen natürlichen<lb/> Unfall erlitten habe, es ſei jedoch wahrſcheinlicher,<lb/> daß ſeine Erkrankung die Folge eines <hi rendition="#g">Atten-<lb/> tats</hi> iſt, das man in Athen begreiflicherweiſe<lb/> geheim zu halten ſuche.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrwege der<lb/> Reparations-Politik.</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#g">Eigener Drahtbericht unſerer<lb/> Berliner Schriftleitung</hi>.</p> </argument><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">Berlin</hi>, 8. Januar.</dateline><lb/> <p>Während der deutſche <hi rendition="#g">Außenminiſter</hi><lb/> ſeinen Erholungsurlaub im Ausland verlebte,<lb/> und ſich auch in dieſer Zeit damit beſchäftigte,<lb/> mit den deutſchen Vertretern in Rom, Bern und<lb/> Zürich zu konferieren, haben ſich auf dem Ge-<lb/> biet der Außenpolitik Vorgänge abgeſpielt, die<lb/> die <hi rendition="#g">ſchärfſte Aufmerkſamkeit der<lb/> Regierung</hi> erfordern, wenn nicht die ohne-<lb/> hin ſchwachen Möglichkeiten einer Löſung der<lb/> ſchwebenden Probleme gefährdet werden ſollen.</p><lb/> <p>Gerade die im Vordergrund der Reichspolitik<lb/> ſtehenden Aufgaben, in der Frage der Repara-<lb/> tion eine <hi rendition="#g">Klärung</hi> vorzubereiten, die zur<lb/> Stärkung der Regierungsautorität geeignet iſt,<lb/> ſind von verſchiedenen Seiten mit Mitteln in An-<lb/> griff genommen worden, die <hi rendition="#g">ernſte Beſorg-<lb/> nis</hi> hervorrufen und über die Klarheit geſchaf-<lb/> fen werden muß, nachdem der Außenminiſter<lb/> wieder die Leitung ſeines Reſſorts übernommen<lb/> hat.</p><lb/> <p>Die Inangriffnahme dieſer Aufgabe iſt von<lb/> privaten Kreiſen ausgegangen und in Deutſchland<lb/> hat man erſt durch die Pariſer Blätter davon<lb/> erfahren, die mit einer Wichtigkeit, wie ſie nach<lb/> deutſcher Auffaſſung dieſen privaten Bemühun-<lb/> gen nicht zukommt, wieder und immer wieder<lb/> an den <hi rendition="#g">Reparationsplan des Herrn<lb/> Arnold Rechberg</hi> und ſeine Aufnahme<lb/> bei den führenden franzöſiſchen Perſönlichkeiten<lb/> berichten.</p><lb/> <p>Von amtlicher Seite iſt zwar noch während<lb/> der Abweſenheit des Außenminiſters betont wor-<lb/> den, daß die <hi rendition="#g">Reichsregierung die<lb/> Pläne Rechbergs</hi> aus ſachlichen Gründen<lb/><hi rendition="#g">nicht billigen</hi> kann, aber die Aufmerkſam-<lb/> keit, die man ihnen in Paris ſchenkte, nötigt doch<lb/> zu einer eingehenden und genauen Stellung-<lb/> nahme.</p><lb/> <p>Man muß zunächſt feſtſtellen, daß Herr Rech-<lb/> berg ſeine Pariſer Verhandlungen vollſtändig<lb/> auf Grund eigener Verantwortung und eigener<lb/> Ermächtigung geführt hat, <hi rendition="#g">ohne die Zu-<lb/> ſtimmung einer amtlichen Stelle</hi><lb/> oder einer wirtſchaftlichen Gruppe zu haben. Es<lb/> mag zweifelhaft ſein, ob es nicht überhaupt not-<lb/> wendig iſt zu betonen, daß Herr Rechberg, der<lb/> in Paris verhandelte, nicht mit dem Induſtriellen<lb/> Rechberg verwechſelt werden darf.</p><lb/> <p>Wenn Rechberg jetzt ſeinen Verhandlungen<lb/> das Anſehen einer mindeſtens <hi rendition="#g">offiziöſen<lb/> Miſſion</hi> dadurch zu geben verſucht, daß er<lb/> eine <hi rendition="#g">Berichterſtattung</hi> beim Reichskanz-<lb/> ler ankündigt, ſo kann man ſicher ſein, daß die<lb/> zuſtändigen Stellen ihm deutlich machen werden,<lb/> daß er <hi rendition="#g">vor</hi> und <hi rendition="#g">nicht nach</hi> ſeiner Pariſer<lb/> Reiſe die Fühlung hätte aufnehmen müſſen, um<lb/> zu erfahren, wie man hier ſeine Pläne beur-<lb/> teilt.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Reparationsplan Rechbergs</hi><lb/> war im Kabinett natürlich <hi rendition="#g">bekannt</hi>. Es han-<lb/> delt ſich dabei um Pläne, die bei Rechberg nach<lb/> ſeiner eigenen Schilderung vor dem Kriege ent-<lb/> ſtanden ſind, beſonders während ſeines Pariſer<lb/> Aufenthalts — wo er damals als Zuſchauer<lb/> lebte —, und im Geſpräch mit einem engliſchen<lb/> Diplomaten, von dem er im Zuſammenhang mit<lb/><hi rendition="#g">Kriegsprophezeihungen</hi> über die An-<lb/> ſicht ſich unterhielt, daß die Kriegsgefahr nur<lb/> durch eine <hi rendition="#g">deutſch-engliſche Wirt-<lb/> ſchaftskooperation</hi> verhindert werden<lb/> könne in der Weiſe, daß deutſche Kapitalien ſich<lb/> an der engliſchen Schiffahrt, der Induſtrie von<lb/> Mancheſter uſw., engliſche Kapitalien umgekehrt<lb/> an der Hapag, dem Nordd. Lloyd und der weſt-<lb/> fäliſchen Induſtrie ſich beteiligen ſollten, um den<lb/> wirtſchaftlichen Wettbewerb und damit die<lb/> Kriegsgefahr zu mildern.</p><lb/> <p>Wie die damals führenden politiſchen Kreiſe<lb/> Deutſchlands, ſteht auch das jetzige Reichskabinett</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung
Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau127. Jahrgang. Nr. 8 München, Mittwoch den 9. Januar 1924. Einzelpreis 10 Pfennig.
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Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München, Baaderſtr. 1, Tel. 27940. — Berliner
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Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer
Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be-
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Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287.
Wiederaufnahme der Militär-
kontrolle.
London, 8. Januar.
„Daily Telegraph“
meldet, daß die Botſchafterkonfe-
renz mit dem Vorſchlag Rollets über
die Wiederaufnahme der Militärkontrolle in
Deutſchland einverſtanden ſei, wonach
die Kontrolle am 10. Januar wieder aufge-
nommen worden ſei, und zwar von einer
Kommiſſion, beſtehend aus Vertretern Eng-
lands, Belgiens, Italiens und Frankreichs,
die in jedem Falle gemeinſam ihre Tätigkeit
und zwar in Zivil ausüben ſollen.
* Es ſollte doch von der Reichsregierung noch
alles verſucht werden, um dieſe Wiederaufnahme
der völlig überflüſſigen Kontrolle zu verhindern.
Es gibt bei uns nichts mehr zu kontrollieren und
man ſollte nicht durch immer neue Herausforde-
rungen unſere Lage immer noch drückender ge-
ſtalten. Wenn die Vertreter Frankreichs in
Deutſchland kein Gefühl der Sicherheit haben,
iſt daran nur Poincarès dauernde Gewaltpolitik
ſelbſt ſchuld.
Die engliſche Reparations-
politik.
London, 8. Jan.
Amtlich wird gemeldet:
In der Preſſe des Feſtlandes ſind Nach-
richten verbreitet worden, wonach die ge-
genwärtige engliſche Regierung entſchloſſen
ſei, die engliſchen Truppen aus dem
beſetzten Gebiet am Rhein zurück-
zuziehen und die engliſchen Vertreter aus
der Reparations- und Botſchafterkonferenz
zurückzuberufen. Dieſe Nachrichten ſind
falſch.
In Verbindung hiermit ſchreibt der di-
plomatiſche Mitarbeiter der „Daily News“,
die Regierung Baldwin habe niemals
derartige Abſichten gehabt. Der Mitarbei-
ter beſchäftigt ſich ſodann mit der wahr-
ſcheinlichen Außenpolitik, die eine Arbeiter-
regierung in England betreiben würde. Die
künftige Reparationspolitik der Arbeiter-
partei möge nach der Tatſache beurteilt wer-
den, daß Sir John Bradbury, Ramſay Mac-
donald konſultiert habe, bevor er die Mit-
glieder für die Sachverſtändigenausſchüſſe
ausgewählt habe.
Eine der wenigen feſtſtehenden Tatſachen
in der heutigen engliſchen Politik ſei die,
daß in der Reparationspolitik die Konti-
nuität gewahrt bleibe und daß die jetzt ein-
geleitete Reparationsunterſuchung durch-
geführt werde, bis eine endgültige Löſung
möglich ſei. Die Arbeiterpartei werde
keineswegs die engliſchen Truppen aus dem
Rheinlande zurückziehen.
Die amerikaniſchen Sachverſtändigen in Paris.
* Paris, 8. Januar.
Die amerikani-
ſchen Sachverſtändigen, General
Dawes und Owen Young, die zu den
erſten der beiden Ausſchüſſe der Reparati-
onskommiſſion gehören, ſind geſtern hier
eingetroffen. Die Sitzungen des erſten Aus-
ſchuſſes werden am 14., die des zweiten am
21. Januar beginnen.
Daß der erſte Ausſchuß, der ſich mit den
Währungs- und Budgetfragen zu beſchäfti-
gen hat, ſeine Unterſuchungen in Berlin
führen wird, iſt jetzt ſicher.
Die italieniſchen Sachverſtändigen.
Rom, 8. Januar.
Die italieniſchen
Sachverſtändigen in den Ausſchüſſen
der Reparationskommiſſion zur Unterſu-
chung der deutſchen Zahlungsfähigkeit wur-
den am Mittwoch vom Miniſterpräſidenten
Muſſolini zur Entgegennahme ihrer In-
ſtruktionen empfangen worden. Sie reiſen
am Samstag nach Paris ab.
Eröffnung des
engliſchen Parlaments.
Forderung einer internationalen Abrüſtungskonferenz.
Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung.
* London, 8. Januar.
Das engliſche
Parlament tritt heute zum erſten Male
zuſammen. Es wird ſich in dieſer Woche
nur mit formalen Fragen beſchäftigen.
Die eigentliche Eröffnung am 17. Ja-
nuar wird nach der Thronrede den Sturz
der bisherigen Regierung ſicher
bringen.
Macdonald wird bei der Eröffnung
des Parlamentes die offizielle Anerken-
nung der Sowjetrepublik fordern
und zwar auf der Grundlage, daß dieſe
20 Millionen Pfund Sterling an England
zahlt, während England eine Anleihe von
50 Millionen Pfund zur Verfügung ſtellt.
Führende Kreiſe der Arbeiterpartei ver-
folgen übrigens neben dem Plan einer in-
ternationalen Reparationskonferenz den
weiteren Plan einer internationalen Ab-
rüſtungskonferenz.
Um die rheiniſche Goldnotenbank.
Sonderdienſt der Allgemeinen Zeitung.
* Berlin, 8. Januar.
Die heutige Sit-
zung des Reichskabinetts über die
Frage der rheiniſchen Goldnoten-
bank hatte das Ergebnis, daß das Kabi-
nett an der Auffaſſung feſthielt, daß die
Gründung dieſer Bank nur unter den von
deutſcher Seite aufgeſtellten Voraus-
ſetzungen ſtattfinden kann.
Morgen oder übermorgen werden die
Perſönlichkeiten aus dem Rheinlande, die
für diſe Gründung beſonders in Betracht
kommen, wie der Kölner Bankier Louis
Hagen, nach Berlin kommen und mit der
Reichsregierung ſich beſprechen.
Sache der rheiniſchen Vertreter würde es
dann ſein, mit den Beſatzungsbehörden in
Verbindung zu treten und feſtzuſtellen, ob
die Gründung einer ſolchen Bank noch in
Frage kommen kann, oder ob das nicht
mehr der Fall iſt.
Sitzungen des Reichskabinetts.
(Eigener Bericht der „Allg. Ztg.“)
* Berlin, 8. Januar.
Das Reichskabi-
nett wird in dieſer Woche mehrere Sitzun-
gen abhalten, in denen in erſter Linie die
Fragen der äußeren Politik zur
Beratung kommen ſollen. Man hat deshalb
die Rückkehr des Außenminiſters Dr. Stre-
ſemann abgewartet.
Zu dieſen Fragen gehört unter anderem
die Forderung der Entente nach Wieder-
aufnahme der Militärkontrolle
in Deutſchland. Die Londoner Meldung
hierüber ſcheint ſich zu beſtätigen, doch ſteht
noch nicht feſt, in welcher Form ſie ausge-
übt werden ſoll. Der Stand der Reichsregie-
rung zu dieſer Frage iſt vor kurzem durch
den Außenminiſter in öffentlicher Rede dar-
gelegt worden. Eine Entſcheidung des
Reichskabinetts iſt noch nicht getroffen.
Weiter wird die Frage der rheini-
ſchen Goldnotenbank beraten wer-
den. Im Zuſammenhang mit dem Bericht,
den der neue Reichsbankpräſident Dr.
Schacht über ſeine Reiſe erſtatten wird.
Die Reiſe hatte bekanntlich den Zweck,
Klarheit darüber zu ſchaffen, wie ſich die
ausländiſche Großfinanz zu der Errichtung
eines deutſchen Zentralgoldnoteninſtitutes
ſtellen würde.
Dr. Schacht hat aus dem Auslande zu-
friedenſtellende Eindrücke mitgebracht.
Die belgiſche Antwortnote.
Paris, 8. Januar.
Aus einer Brüſſeler
Meldung des „Petit Journals“ geht her-
vor, daß der allgemeine Charakter
der belgiſchen Antwortnote ſehr negativ
iſt. In der belgiſchen Antwort werden die
Punkte des deutſchen Memorandums ange-
führt, denen keine Folge gegeben werden
könne. Dagegen tritt die belgiſche Antwort,
die in der Form ſehr entgegenkommend ge-
halten iſt, gewiſſen Anregungen der deut-
ſchen Regierung bei. Insbeſondere denjeni-
gen, die ſich auf Erleichterungen des
Verkehrs zwiſchen dem beſetzten und unbe-
ſetzten Gebiete beziehen.
Herr von Hoeſch berichtet.
Berlin, 8. Januar.
Der deutſche Geſchäfts-
träger in Paris, Herr von Hoeſch, wird
am Mittwoch zur Berichterſtattung in Ber-
lin eintreffen, um über die Verhandlungen
mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
zu berichten. Man erwartet bis Mittwoch
die endgültige Antwort Frank-
reichs und Belgiens auf die letzten
deutſchen Vorſchläge.
Seipels Hoffnungen.
* Wien, 8. Jan.
In einer Rede im chriſtlich-
ſozialen Parteirat führte Bundeskanzler Dr.
Seipel aus, das Jahr 1924 ſcheine das Jahr
der Wendungen zu werden, in dem allem
Anſchein nach die deutſche Frage gelöſt oder
wenigſtens deren Löſung eingeleitet werden wird.
Die allernächſte Zeit werde auch die Frage der
Anerkennung der Sowjetrepublik in den Vorder-
grund rücken und der Wiedereintritt Deutſchlands
und Rußlands in die Weltwirtſchaft wird dann
das große Problem einer Organiſierung der Welt
aufrollen.
Eine ſchwere Anklage gegen Nitti.
* Rom, 8. Jan.
„Popolo d’Italia“, das Organ
Muſſolinis, veröffentlicht ein offiziöſes Dokument,
aus dem hervorgeht, daß der frühere Miniſter-
präſident Nitti während des Krieges, als er als
italieniſcher Vertreter in den Vereinigten Staaten
weilte, dem Präſidenten Wilſon beſtimmte Vor-
teile für Amerika im adriatiſchen Meere in Aus-
ſicht ſtellte und außerdem verſprach, die Einfüh-
rung der republikaniſchen Regierungsform in
Italien zu veranlaſſen.
„Popolo d’Italia“ bemerkt dazu, daß Nitti vor
einen Staatsgerichtshof geſtellt werden müſſe, um
ihn als einen Verräter des Vaterlandes zu ver-
urteilen.
Anſchlag auf Venizelos?
* Rom, 8. Jan.
Das Mailänder Blatt „Am-
broſiano“ erhielt eine Meldung aus Athen, wo-
nach Venizelos während der Sitzung der
Nationalverſammlung von einem Herzkrampf
befallen worden ſei und infolgedeſſen ſchleunigſt
nach Hauſe getragen werden mußte.
Das Blatt fügt dieſer Meldung hinzu, es ſei
zwar möglich, daß Venizelos einen natürlichen
Unfall erlitten habe, es ſei jedoch wahrſcheinlicher,
daß ſeine Erkrankung die Folge eines Atten-
tats iſt, das man in Athen begreiflicherweiſe
geheim zu halten ſuche.
Irrwege der
Reparations-Politik.
Eigener Drahtbericht unſerer
Berliner Schriftleitung.
* Berlin, 8. Januar.
Während der deutſche Außenminiſter
ſeinen Erholungsurlaub im Ausland verlebte,
und ſich auch in dieſer Zeit damit beſchäftigte,
mit den deutſchen Vertretern in Rom, Bern und
Zürich zu konferieren, haben ſich auf dem Ge-
biet der Außenpolitik Vorgänge abgeſpielt, die
die ſchärfſte Aufmerkſamkeit der
Regierung erfordern, wenn nicht die ohne-
hin ſchwachen Möglichkeiten einer Löſung der
ſchwebenden Probleme gefährdet werden ſollen.
Gerade die im Vordergrund der Reichspolitik
ſtehenden Aufgaben, in der Frage der Repara-
tion eine Klärung vorzubereiten, die zur
Stärkung der Regierungsautorität geeignet iſt,
ſind von verſchiedenen Seiten mit Mitteln in An-
griff genommen worden, die ernſte Beſorg-
nis hervorrufen und über die Klarheit geſchaf-
fen werden muß, nachdem der Außenminiſter
wieder die Leitung ſeines Reſſorts übernommen
hat.
Die Inangriffnahme dieſer Aufgabe iſt von
privaten Kreiſen ausgegangen und in Deutſchland
hat man erſt durch die Pariſer Blätter davon
erfahren, die mit einer Wichtigkeit, wie ſie nach
deutſcher Auffaſſung dieſen privaten Bemühun-
gen nicht zukommt, wieder und immer wieder
an den Reparationsplan des Herrn
Arnold Rechberg und ſeine Aufnahme
bei den führenden franzöſiſchen Perſönlichkeiten
berichten.
Von amtlicher Seite iſt zwar noch während
der Abweſenheit des Außenminiſters betont wor-
den, daß die Reichsregierung die
Pläne Rechbergs aus ſachlichen Gründen
nicht billigen kann, aber die Aufmerkſam-
keit, die man ihnen in Paris ſchenkte, nötigt doch
zu einer eingehenden und genauen Stellung-
nahme.
Man muß zunächſt feſtſtellen, daß Herr Rech-
berg ſeine Pariſer Verhandlungen vollſtändig
auf Grund eigener Verantwortung und eigener
Ermächtigung geführt hat, ohne die Zu-
ſtimmung einer amtlichen Stelle
oder einer wirtſchaftlichen Gruppe zu haben. Es
mag zweifelhaft ſein, ob es nicht überhaupt not-
wendig iſt zu betonen, daß Herr Rechberg, der
in Paris verhandelte, nicht mit dem Induſtriellen
Rechberg verwechſelt werden darf.
Wenn Rechberg jetzt ſeinen Verhandlungen
das Anſehen einer mindeſtens offiziöſen
Miſſion dadurch zu geben verſucht, daß er
eine Berichterſtattung beim Reichskanz-
ler ankündigt, ſo kann man ſicher ſein, daß die
zuſtändigen Stellen ihm deutlich machen werden,
daß er vor und nicht nach ſeiner Pariſer
Reiſe die Fühlung hätte aufnehmen müſſen, um
zu erfahren, wie man hier ſeine Pläne beur-
teilt.
Der Reparationsplan Rechbergs
war im Kabinett natürlich bekannt. Es han-
delt ſich dabei um Pläne, die bei Rechberg nach
ſeiner eigenen Schilderung vor dem Kriege ent-
ſtanden ſind, beſonders während ſeines Pariſer
Aufenthalts — wo er damals als Zuſchauer
lebte —, und im Geſpräch mit einem engliſchen
Diplomaten, von dem er im Zuſammenhang mit
Kriegsprophezeihungen über die An-
ſicht ſich unterhielt, daß die Kriegsgefahr nur
durch eine deutſch-engliſche Wirt-
ſchaftskooperation verhindert werden
könne in der Weiſe, daß deutſche Kapitalien ſich
an der engliſchen Schiffahrt, der Induſtrie von
Mancheſter uſw., engliſche Kapitalien umgekehrt
an der Hapag, dem Nordd. Lloyd und der weſt-
fäliſchen Induſtrie ſich beteiligen ſollten, um den
wirtſchaftlichen Wettbewerb und damit die
Kriegsgefahr zu mildern.
Wie die damals führenden politiſchen Kreiſe
Deutſchlands, ſteht auch das jetzige Reichskabinett
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(2022-03-29T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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