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Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] sprechen. Dem Hrn. Seguier, ersten Präsidenten des könig-
lichen Gerichtshofs, antwortete der König: "Die Wünsche, die
mir der königliche Gerichtshof äußert, haben immer Ansprüche
auf mein Herz. Ich zweifle nicht, daß alle Franzosen dieselben
theilen; sie wissen, welche Liebe ich selbst für sie hege. Magi-
strate des königlichen Gerichtshofs, vergeßt niemals die wichtigen
Pflichten, die ihr zu erfüllen habt. Beweist zum wahren Glüke
meiner Unterthanen, daß ihr euch der Zeichen des Vertrauens,
die ihr von eurem Könige empfangen habt, würdig zu machen
sucht." Hrn. Belleyme, Präsidenten des Civiltribunals der
Seine antwortete der König: "Ich empfange mit großem Ver-
gnügen den Ausdruk der Gesinnungen des Civiltribunals von Pa-
ris. Es erkennt seine Pflichten, und ich kan sagen, daß es sie
mit dem Eifer erfüllt, von dem Magistrate beseelt sind, die ein-
sehen, was sie ihrem Souverain und dem Volke schuldig sind.
Fahren Sie in demselben Eifer fort, meine Herren, und seyn
Sie versichert, daß Sie sie sich dadurch immer mehr das Ver-
trauen und die Zuneigung Ihres Königs verdienen werden."

Die Gazette de France sagt unterm 1 Jan.: "Die libe-
ralen Blätter legen einen großen Werth auf die Rede des Prä-
sidenten des königlichen Gerichtshofs und die Antwort des Königs.
Man kan über den heillosen Gedanken, der sie gestern beschäftigte,
nur Vermuthungen anstellen. Er scheint durch die Verlegenheiten
der Ausdrüke durchbliken zu wollen. Der Courrier schreibt dar-
über: "Verschiedene Gerüchte liefen diesen Morgen im Pallaste
über den Empfang des königlichen Gerichtshofs bei der Neujahrs-
gratulation um. Wir wollen, ehe wir diese Gerüchte mittheilen,
die Antwort Sr. Majestät im Moniteur erwarten." Ein Jour-
nal, la France nouvelle, überschreitet alle Schranken des Anstandes,
und drükt sich folgendermaaßen aus: "Die Mitglieder des Ge-
richtshofs sollen den kältesten Empfang von Seite JJ. kk. HH.
erhalten haben. Ueberall hätte ihren ehrfurchtsvollen Glükwünschun-
gen eine düstere Stille geantwortet. Hingegen seyen die Herren Hof-
leute durch schmeichelhafte Aeußerungen und gnädiges Lächeln auf-
gemuntert worden. Vorzüglich hätte sich aber beim Empfange des
Königs das traurige Mißtrauen unverholen kund gegeben, das
man gegen die Magistratur eingeflößt habe. Se. Majestät er-
hob sich, nach Beantwortung der Rede des ersten Präsidenten durch
die gebräuchlichen Komplimente, und äußerte mit einem Ausdruk von
Strenge gegen die Mitglieder des Gerichtshofs: "Magistrate des kö-
niglichen Gerichtshofs, erinnert euch, daß die ernstesten Interessen in
euren Händen liegen; sucht euch der Zeichen der Güte, die euch
euer König gegeben hat, würdig zu machen." Liest man die Rede
des ersten Präsidenten (die übrigens nichts Ausgezeichnetes ent-
hält) und die Antwort des Königs, so wird man sich von der in
diesem Artikel herrschenden Uebertreibung überzeugen. Der ange-
führte Artikel muß aber der Magistratur beweisen, wie gefährlich
es für die öffentliche Ordnung seyn müßte, wenn man auch nur
die geringste Opposition von ihrer Seite gegen die Regierung muth-
maaßen und annehmen könnte, daß der Parteigeist auch nur den
geringsten Einfluß auf ihre Beschlüsse haben möchte. Nichts wäre
mehr im Stande, die Volksleidenschaften aufzuregen und sie zu
den ernstesten Ausschweifungen zu treiben."

Die Gazette de France bezeichnet unterm 31 Dec. Fol-
gendes als Lügen des Tages: "Le Temps: Hr. v. Peyronnet
ist geduldig: "Ich darf mich, sagt er, nicht über die Wahl des
Hrn. Pastorets kümmern, dessen Alter nicht jede Hofnung ab-
[Spaltenumbruch] schneidet. Meine Zeit war noch nicht gekommen: ich werde bei
diesem Aufschub gewinnen." -- "Der Messager: Die HH.
v. Martignac und Roy haben zu Anfang der verflossenen Woche
förmliche Vorschläge erhalten, über die sie keine Zweifel mehr in
ihrem Gemüthe hegen konnten." (Die Gazette sagt dazu in einer
Note: "dis nennt der Globe Chimären. Wir fordern die Jour-
nale heraus uns zu sagen, durch wen diese Vorschläge gemacht
worden sind.") -- "Journal de Rouen: Einer unserer Freunde
schreibt uns, man sage in den Umgebungen des Hrn. v. Polignac
ganz laut, der Premierminister wünsche nichts so sehnlich, als sich
der HH. v. Bourmont, Guernon und Montbel entledigen zu kön-
nen, und man dürfe darauf rechnen, daß selbst noch vor der Si-
zung in etwa 14 Tagen die Sache gemacht seyn würde. In den
Pariser Salons cirkulirt eine etwas befremdende Aeußerung des
Hrn. Beugnot, der bekanntlich nach Tische Indiskretionen unter-
worfen ist, und diese Aeußerung würde die Idee bestätigen, daß
Hr. v. Polignac den Gedanken hegt, sich an die Spize einer kon-
stitutionellen Kombination zu stellen. Man sagt nemlich, Hr.
Beugnot habe geäußert, das was in diesem Augenblik das ganze
Konseil beschäftige, sey weniger ein Machiniren gegen die libera-
len Ideen, als dem zügellosen Liberalism seines Präsi-
denten
Einhalt zu thun."

Die Gazette erklärt auch die Angabe der France nouvelle, daß
die Generaleinnehmer Anträge zu 106 Fr. für die vierprozentige
Anleihe gemacht hätten, für falsch. "Gesezt, sagt dieselbe, die
Generaleinehmer würden Anträge machen, so könnte dis erst am
12 Jan. geschehen, und es ist wahrscheinlich, daß Niemand den
Antrag kennt, ehe er öffentlich eröfnet wird."

Die Gazette de France schrieb am 30 Dec.: "Einige
liberale Blätter wollen das, was wir über die belgischen Ange-
legenheiten äußerten, mit den Meynungen im Widerspruch finden,
die wir täglich über unsere eigenen Angelegenheiten ausdrüken.
Zur genauen Einsicht der Lage, in der sich die belgischen Deputir-
ten befanden, muß man bedenken, daß die Menschen dieser Nation
nicht geborene Unterthanen eines protestantischen Königs sind, son-
dern durch eine Verfügung des Wiener Kongresses, der sie mit
Holland unter gewissen Garantien vereinigte, die sich in der von
dem Könige gegebenen Konstitution befinden, unter dessen Scepter
gestellt wurden. Wenn diese Garantien in Bezug auf die belgi-
sche Nation verlezt wurden, wenn der religieuse Glaube durch das
in Bezug auf sie befolgte Regierungssystem verwundet ward, so ist
es möglich daß sich die Katholiken in jener äußersten Lage befan-
den, wo alles Ungemach einer Revolution nichts in Vergleichung
mit den Gefahren wäre, denen ihre Religion ausgesezt seyn könnte.
Aus diesem einzigen Beweggrunde kan man die Verweigerung des
Budgets durch 53 belgische Deputirte erklären. Wir fragen nun
alle unsere unbefangenen Leser, ob die Lage in der sich die franzö-
sischen und die belgischen Angelegenheiten befinden, auch nur die
geringste Aehnlichkeit mit einander haben, obgleich es sich in bei-
den Ländern von einer Verweigerung des Budgets handelt. Uebri-
gens darf man nicht glauben, daß troz der Beschaffenheit der Be-
schwerden der belgischen Nation die Deputirten derselben die Sa-
chen so weit getrieben haben, als die französischen Liberalen ver-
sichern sie treiben zu wollen. Man muß wissen, daß in Belgien
die Ausgaben sich in feste und veränderliche abtheilen. Die festen
Abgaben, wie die Civilliste, der Gehalt des Klerus, die Renten,
der Sold der Armee, die Justiz- und Verwaltungskosten machen

[Spaltenumbruch] ſprechen. Dem Hrn. Seguier, erſten Präſidenten des könig-
lichen Gerichtshofs, antwortete der König: „Die Wünſche, die
mir der königliche Gerichtshof äußert, haben immer Anſprüche
auf mein Herz. Ich zweifle nicht, daß alle Franzoſen dieſelben
theilen; ſie wiſſen, welche Liebe ich ſelbſt für ſie hege. Magi-
ſtrate des königlichen Gerichtshofs, vergeßt niemals die wichtigen
Pflichten, die ihr zu erfüllen habt. Beweist zum wahren Glüke
meiner Unterthanen, daß ihr euch der Zeichen des Vertrauens,
die ihr von eurem Könige empfangen habt, würdig zu machen
ſucht.“ Hrn. Belleyme, Präſidenten des Civiltribunals der
Seine antwortete der König: „Ich empfange mit großem Ver-
gnügen den Ausdruk der Geſinnungen des Civiltribunals von Pa-
ris. Es erkennt ſeine Pflichten, und ich kan ſagen, daß es ſie
mit dem Eifer erfüllt, von dem Magiſtrate beſeelt ſind, die ein-
ſehen, was ſie ihrem Souverain und dem Volke ſchuldig ſind.
Fahren Sie in demſelben Eifer fort, meine Herren, und ſeyn
Sie verſichert, daß Sie ſie ſich dadurch immer mehr das Ver-
trauen und die Zuneigung Ihres Königs verdienen werden.“

Die Gazette de France ſagt unterm 1 Jan.: „Die libe-
ralen Blätter legen einen großen Werth auf die Rede des Prä-
ſidenten des königlichen Gerichtshofs und die Antwort des Königs.
Man kan über den heilloſen Gedanken, der ſie geſtern beſchäftigte,
nur Vermuthungen anſtellen. Er ſcheint durch die Verlegenheiten
der Ausdrüke durchbliken zu wollen. Der Courrier ſchreibt dar-
über: „Verſchiedene Gerüchte liefen dieſen Morgen im Pallaſte
über den Empfang des königlichen Gerichtshofs bei der Neujahrs-
gratulation um. Wir wollen, ehe wir dieſe Gerüchte mittheilen,
die Antwort Sr. Majeſtät im Moniteur erwarten.“ Ein Jour-
nal, la France nouvelle, überſchreitet alle Schranken des Anſtandes,
und drükt ſich folgendermaaßen aus: „Die Mitglieder des Ge-
richtshofs ſollen den kälteſten Empfang von Seite JJ. kk. HH.
erhalten haben. Ueberall hätte ihren ehrfurchtsvollen Glükwünſchun-
gen eine düſtere Stille geantwortet. Hingegen ſeyen die Herren Hof-
leute durch ſchmeichelhafte Aeußerungen und gnädiges Lächeln auf-
gemuntert worden. Vorzüglich hätte ſich aber beim Empfange des
Königs das traurige Mißtrauen unverholen kund gegeben, das
man gegen die Magiſtratur eingeflößt habe. Se. Majeſtät er-
hob ſich, nach Beantwortung der Rede des erſten Präſidenten durch
die gebräuchlichen Komplimente, und äußerte mit einem Ausdruk von
Strenge gegen die Mitglieder des Gerichtshofs: „Magiſtrate des kö-
niglichen Gerichtshofs, erinnert euch, daß die ernſteſten Intereſſen in
euren Händen liegen; ſucht euch der Zeichen der Güte, die euch
euer König gegeben hat, würdig zu machen.“ Liest man die Rede
des erſten Präſidenten (die übrigens nichts Ausgezeichnetes ent-
hält) und die Antwort des Königs, ſo wird man ſich von der in
dieſem Artikel herrſchenden Uebertreibung überzeugen. Der ange-
führte Artikel muß aber der Magiſtratur beweiſen, wie gefährlich
es für die öffentliche Ordnung ſeyn müßte, wenn man auch nur
die geringſte Oppoſition von ihrer Seite gegen die Regierung muth-
maaßen und annehmen könnte, daß der Parteigeiſt auch nur den
geringſten Einfluß auf ihre Beſchlüſſe haben möchte. Nichts wäre
mehr im Stande, die Volksleidenſchaften aufzuregen und ſie zu
den ernſteſten Ausſchweifungen zu treiben.“

Die Gazette de France bezeichnet unterm 31 Dec. Fol-
gendes als Lügen des Tages: „Le Temps: Hr. v. Peyronnet
iſt geduldig: „Ich darf mich, ſagt er, nicht über die Wahl des
Hrn. Paſtorets kümmern, deſſen Alter nicht jede Hofnung ab-
[Spaltenumbruch] ſchneidet. Meine Zeit war noch nicht gekommen: ich werde bei
dieſem Aufſchub gewinnen.“ — „Der Meſſager: Die HH.
v. Martignac und Roy haben zu Anfang der verfloſſenen Woche
förmliche Vorſchläge erhalten, über die ſie keine Zweifel mehr in
ihrem Gemüthe hegen konnten.“ (Die Gazette ſagt dazu in einer
Note: „dis nennt der Globe Chimären. Wir fordern die Jour-
nale heraus uns zu ſagen, durch wen dieſe Vorſchläge gemacht
worden ſind.“) — „Journal de Rouen: Einer unſerer Freunde
ſchreibt uns, man ſage in den Umgebungen des Hrn. v. Polignac
ganz laut, der Premierminiſter wünſche nichts ſo ſehnlich, als ſich
der HH. v. Bourmont, Guernon und Montbel entledigen zu kön-
nen, und man dürfe darauf rechnen, daß ſelbſt noch vor der Si-
zung in etwa 14 Tagen die Sache gemacht ſeyn würde. In den
Pariſer Salons cirkulirt eine etwas befremdende Aeußerung des
Hrn. Beugnot, der bekanntlich nach Tiſche Indiskretionen unter-
worfen iſt, und dieſe Aeußerung würde die Idee beſtätigen, daß
Hr. v. Polignac den Gedanken hegt, ſich an die Spize einer kon-
ſtitutionellen Kombination zu ſtellen. Man ſagt nemlich, Hr.
Beugnot habe geäußert, das was in dieſem Augenblik das ganze
Konſeil beſchäftige, ſey weniger ein Machiniren gegen die libera-
len Ideen, als dem zügelloſen Liberalism ſeines Präſi-
denten
Einhalt zu thun.“

Die Gazette erklärt auch die Angabe der France nouvelle, daß
die Generaleinnehmer Anträge zu 106 Fr. für die vierprozentige
Anleihe gemacht hätten, für falſch. „Geſezt, ſagt dieſelbe, die
Generaleinehmer würden Anträge machen, ſo könnte dis erſt am
12 Jan. geſchehen, und es iſt wahrſcheinlich, daß Niemand den
Antrag kennt, ehe er öffentlich eröfnet wird.“

Die Gazette de France ſchrieb am 30 Dec.: „Einige
liberale Blätter wollen das, was wir über die belgiſchen Ange-
legenheiten äußerten, mit den Meynungen im Widerſpruch finden,
die wir täglich über unſere eigenen Angelegenheiten ausdrüken.
Zur genauen Einſicht der Lage, in der ſich die belgiſchen Deputir-
ten befanden, muß man bedenken, daß die Menſchen dieſer Nation
nicht geborene Unterthanen eines proteſtantiſchen Königs ſind, ſon-
dern durch eine Verfügung des Wiener Kongreſſes, der ſie mit
Holland unter gewiſſen Garantien vereinigte, die ſich in der von
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geſtellt wurden. Wenn dieſe Garantien in Bezug auf die belgi-
ſche Nation verlezt wurden, wenn der religieuſe Glaube durch das
in Bezug auf ſie befolgte Regierungsſyſtem verwundet ward, ſo iſt
es möglich daß ſich die Katholiken in jener äußerſten Lage befan-
den, wo alles Ungemach einer Revolution nichts in Vergleichung
mit den Gefahren wäre, denen ihre Religion ausgeſezt ſeyn könnte.
Aus dieſem einzigen Beweggrunde kan man die Verweigerung des
Budgets durch 53 belgiſche Deputirte erklären. Wir fragen nun
alle unſere unbefangenen Leſer, ob die Lage in der ſich die franzö-
ſiſchen und die belgiſchen Angelegenheiten befinden, auch nur die
geringſte Aehnlichkeit mit einander haben, obgleich es ſich in bei-
den Ländern von einer Verweigerung des Budgets handelt. Uebri-
gens darf man nicht glauben, daß troz der Beſchaffenheit der Be-
ſchwerden der belgiſchen Nation die Deputirten derſelben die Sa-
chen ſo weit getrieben haben, als die franzöſiſchen Liberalen ver-
ſichern ſie treiben zu wollen. Man muß wiſſen, daß in Belgien
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[31/0003] ſprechen. Dem Hrn. Seguier, erſten Präſidenten des könig- lichen Gerichtshofs, antwortete der König: „Die Wünſche, die mir der königliche Gerichtshof äußert, haben immer Anſprüche auf mein Herz. Ich zweifle nicht, daß alle Franzoſen dieſelben theilen; ſie wiſſen, welche Liebe ich ſelbſt für ſie hege. Magi- ſtrate des königlichen Gerichtshofs, vergeßt niemals die wichtigen Pflichten, die ihr zu erfüllen habt. Beweist zum wahren Glüke meiner Unterthanen, daß ihr euch der Zeichen des Vertrauens, die ihr von eurem Könige empfangen habt, würdig zu machen ſucht.“ Hrn. Belleyme, Präſidenten des Civiltribunals der Seine antwortete der König: „Ich empfange mit großem Ver- gnügen den Ausdruk der Geſinnungen des Civiltribunals von Pa- ris. Es erkennt ſeine Pflichten, und ich kan ſagen, daß es ſie mit dem Eifer erfüllt, von dem Magiſtrate beſeelt ſind, die ein- ſehen, was ſie ihrem Souverain und dem Volke ſchuldig ſind. Fahren Sie in demſelben Eifer fort, meine Herren, und ſeyn Sie verſichert, daß Sie ſie ſich dadurch immer mehr das Ver- trauen und die Zuneigung Ihres Königs verdienen werden.“ Die Gazette de France ſagt unterm 1 Jan.: „Die libe- ralen Blätter legen einen großen Werth auf die Rede des Prä- ſidenten des königlichen Gerichtshofs und die Antwort des Königs. Man kan über den heilloſen Gedanken, der ſie geſtern beſchäftigte, nur Vermuthungen anſtellen. Er ſcheint durch die Verlegenheiten der Ausdrüke durchbliken zu wollen. Der Courrier ſchreibt dar- über: „Verſchiedene Gerüchte liefen dieſen Morgen im Pallaſte über den Empfang des königlichen Gerichtshofs bei der Neujahrs- gratulation um. Wir wollen, ehe wir dieſe Gerüchte mittheilen, die Antwort Sr. Majeſtät im Moniteur erwarten.“ Ein Jour- nal, la France nouvelle, überſchreitet alle Schranken des Anſtandes, und drükt ſich folgendermaaßen aus: „Die Mitglieder des Ge- richtshofs ſollen den kälteſten Empfang von Seite JJ. kk. HH. erhalten haben. Ueberall hätte ihren ehrfurchtsvollen Glükwünſchun- gen eine düſtere Stille geantwortet. Hingegen ſeyen die Herren Hof- leute durch ſchmeichelhafte Aeußerungen und gnädiges Lächeln auf- gemuntert worden. Vorzüglich hätte ſich aber beim Empfange des Königs das traurige Mißtrauen unverholen kund gegeben, das man gegen die Magiſtratur eingeflößt habe. Se. Majeſtät er- hob ſich, nach Beantwortung der Rede des erſten Präſidenten durch die gebräuchlichen Komplimente, und äußerte mit einem Ausdruk von Strenge gegen die Mitglieder des Gerichtshofs: „Magiſtrate des kö- niglichen Gerichtshofs, erinnert euch, daß die ernſteſten Intereſſen in euren Händen liegen; ſucht euch der Zeichen der Güte, die euch euer König gegeben hat, würdig zu machen.“ Liest man die Rede des erſten Präſidenten (die übrigens nichts Ausgezeichnetes ent- hält) und die Antwort des Königs, ſo wird man ſich von der in dieſem Artikel herrſchenden Uebertreibung überzeugen. Der ange- führte Artikel muß aber der Magiſtratur beweiſen, wie gefährlich es für die öffentliche Ordnung ſeyn müßte, wenn man auch nur die geringſte Oppoſition von ihrer Seite gegen die Regierung muth- maaßen und annehmen könnte, daß der Parteigeiſt auch nur den geringſten Einfluß auf ihre Beſchlüſſe haben möchte. Nichts wäre mehr im Stande, die Volksleidenſchaften aufzuregen und ſie zu den ernſteſten Ausſchweifungen zu treiben.“ Die Gazette de France bezeichnet unterm 31 Dec. Fol- gendes als Lügen des Tages: „Le Temps: Hr. v. Peyronnet iſt geduldig: „Ich darf mich, ſagt er, nicht über die Wahl des Hrn. Paſtorets kümmern, deſſen Alter nicht jede Hofnung ab- ſchneidet. Meine Zeit war noch nicht gekommen: ich werde bei dieſem Aufſchub gewinnen.“ — „Der Meſſager: Die HH. v. Martignac und Roy haben zu Anfang der verfloſſenen Woche förmliche Vorſchläge erhalten, über die ſie keine Zweifel mehr in ihrem Gemüthe hegen konnten.“ (Die Gazette ſagt dazu in einer Note: „dis nennt der Globe Chimären. Wir fordern die Jour- nale heraus uns zu ſagen, durch wen dieſe Vorſchläge gemacht worden ſind.“) — „Journal de Rouen: Einer unſerer Freunde ſchreibt uns, man ſage in den Umgebungen des Hrn. v. Polignac ganz laut, der Premierminiſter wünſche nichts ſo ſehnlich, als ſich der HH. v. Bourmont, Guernon und Montbel entledigen zu kön- nen, und man dürfe darauf rechnen, daß ſelbſt noch vor der Si- zung in etwa 14 Tagen die Sache gemacht ſeyn würde. In den Pariſer Salons cirkulirt eine etwas befremdende Aeußerung des Hrn. Beugnot, der bekanntlich nach Tiſche Indiskretionen unter- worfen iſt, und dieſe Aeußerung würde die Idee beſtätigen, daß Hr. v. Polignac den Gedanken hegt, ſich an die Spize einer kon- ſtitutionellen Kombination zu ſtellen. Man ſagt nemlich, Hr. Beugnot habe geäußert, das was in dieſem Augenblik das ganze Konſeil beſchäftige, ſey weniger ein Machiniren gegen die libera- len Ideen, als dem zügelloſen Liberalism ſeines Präſi- denten Einhalt zu thun.“ Die Gazette erklärt auch die Angabe der France nouvelle, daß die Generaleinnehmer Anträge zu 106 Fr. für die vierprozentige Anleihe gemacht hätten, für falſch. „Geſezt, ſagt dieſelbe, die Generaleinehmer würden Anträge machen, ſo könnte dis erſt am 12 Jan. geſchehen, und es iſt wahrſcheinlich, daß Niemand den Antrag kennt, ehe er öffentlich eröfnet wird.“ Die Gazette de France ſchrieb am 30 Dec.: „Einige liberale Blätter wollen das, was wir über die belgiſchen Ange- legenheiten äußerten, mit den Meynungen im Widerſpruch finden, die wir täglich über unſere eigenen Angelegenheiten ausdrüken. Zur genauen Einſicht der Lage, in der ſich die belgiſchen Deputir- ten befanden, muß man bedenken, daß die Menſchen dieſer Nation nicht geborene Unterthanen eines proteſtantiſchen Königs ſind, ſon- dern durch eine Verfügung des Wiener Kongreſſes, der ſie mit Holland unter gewiſſen Garantien vereinigte, die ſich in der von dem Könige gegebenen Konſtitution befinden, unter deſſen Scepter geſtellt wurden. Wenn dieſe Garantien in Bezug auf die belgi- ſche Nation verlezt wurden, wenn der religieuſe Glaube durch das in Bezug auf ſie befolgte Regierungsſyſtem verwundet ward, ſo iſt es möglich daß ſich die Katholiken in jener äußerſten Lage befan- den, wo alles Ungemach einer Revolution nichts in Vergleichung mit den Gefahren wäre, denen ihre Religion ausgeſezt ſeyn könnte. Aus dieſem einzigen Beweggrunde kan man die Verweigerung des Budgets durch 53 belgiſche Deputirte erklären. Wir fragen nun alle unſere unbefangenen Leſer, ob die Lage in der ſich die franzö- ſiſchen und die belgiſchen Angelegenheiten befinden, auch nur die geringſte Aehnlichkeit mit einander haben, obgleich es ſich in bei- den Ländern von einer Verweigerung des Budgets handelt. Uebri- gens darf man nicht glauben, daß troz der Beſchaffenheit der Be- ſchwerden der belgiſchen Nation die Deputirten derſelben die Sa- chen ſo weit getrieben haben, als die franzöſiſchen Liberalen ver- ſichern ſie treiben zu wollen. Man muß wiſſen, daß in Belgien die Ausgaben ſich in feſte und veränderliche abtheilen. Die feſten Abgaben, wie die Civilliſte, der Gehalt des Klerus, die Renten, der Sold der Armee, die Juſtiz- und Verwaltungskoſten machen

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine08_1830/3>, abgerufen am 16.07.2024.