Allgemeine Zeitung, Nr. 2, 2. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
Veglaubigungsschreiben, und stellte sich darauf in seiner neuen Eigenschaft auch Köln, 30 Dec. Die hiesige kgl. Regeirung hat nunmehr, bezüglich der Oesterreichisch-ungarische Monarchie. i Wien, 30 Dec. Beide Reichsrathshäuser haben sich vertagt, das Herren- Großbritannien. London, 30 Dec.In Sandringham hat eine Consultation zwischen Sir William Jenner, " Schloß Windsor, 26 Dec. Die Königin wünscht angelegentlichst ihrer Die Antrittsrede Döllingers wird von dem conservativen "Standard" mit Das Begräbniß Lord Ellenboroughs hat ohne alles Gepränge in dem roman- Officieller Ankündigung zufolge ist der Attorney General für Irland, Hr. Laut telegraphischer Meldung aus Calcutta ist Erzdechant Pratt, der be- Frankreich. Paris, 30 Dec.* Victor Hugo, der große Phrasenheld, hat glücklicherweise eine neue Phrase [Spaltenumbruch]
Veglaubigungsſchreiben, und ſtellte ſich darauf in ſeiner neuen Eigenſchaft auch ∆ Köln, 30 Dec. Die hieſige kgl. Regeirung hat nunmehr, bezüglich der Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie. ȋ Wien, 30 Dec. Beide Reichsrathshäuſer haben ſich vertagt, das Herren- Großbritannien. London, 30 Dec.In Sandringham hat eine Conſultation zwiſchen Sir William Jenner, „ Schloß Windſor, 26 Dec. Die Königin wünſcht angelegentlichſt ihrer Die Antrittsrede Döllingers wird von dem conſervativen „Standard“ mit Das Begräbniß Lord Ellenboroughs hat ohne alles Gepränge in dem roman- Officieller Ankündigung zufolge iſt der Attorney General für Irland, Hr. Laut telegraphiſcher Meldung aus Calcutta iſt Erzdechant Pratt, der be- Frankreich. Paris, 30 Dec.* Victor Hugo, der große Phraſenheld, hat glücklicherweiſe eine neue Phraſe <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="13"/><cb/> Veglaubigungsſchreiben, und ſtellte ſich darauf in ſeiner neuen Eigenſchaft auch<lb/> der Kaiſerin vor. Unmittelbar nach dem Neujahrsfeſt erwartet man die Ankunft<lb/> des neuen franzöſiſchen Botſchafters, Hrn. v. Gontaut-Biron, mit deſſen Beglaubigung<lb/> an unſerem Hofe die bisher in dem hieſigen diplomatiſchen Corps beſtandenen<lb/> Lücken wieder ausgefüllt ſein werden. Inzwiſchen iſt auch der Staatsſecretär<lb/> v. Thile von ſeinem Fußleiden wieder ſo weit geheilt, daß er ſeit Mittwoch ſich in<lb/> voller Amtsthätigkeit befindet. Während alſo der regelmäßige Verkehr zwiſchen<lb/> unſerem auswärtigen Amt und dem diplomatiſchen Corps vollſtändig wiederher-<lb/> geſtellt oder doch wenigſtens ſeiner völligen Wiederherſtellung nahe iſt, ſprechen<lb/> ſich unſere inſpirirten Organe bei ihrem Rückblick auf die Ereigniſſe und Ergebniſſe<lb/> des verfloſſenen Jahres mit der lebhafteſten Befriedigung über die Stellung des<lb/> Deutſchen Reiches in Europa und über den eminent friedlichen Charakter der gegen-<lb/> wärtigen Lage aus. Bemerkenswerth iſt in dieſer Beziehung beſonders die<lb/> äußerſt optimiſtiſche Sprache der „Prov.-Corr.,“ welche ihren Gipfelpunkt in<lb/> folgendem Satz erreicht: „Unter allen Umſtänden bietet die Friedensſtimmung<lb/> in ganz Europa, ſowie der thatſächliche Stand der politiſchen und militäriſchen<lb/> Verhältniſſe, ſo ſtarke Bürgſchaften des Friedens, wie ſie kaum jemals vorhanden<lb/> waren.“ In unſeren politiſchen Kreiſen freilich iſt man weniger geneigt ſein<lb/> Urtheil durch dieſes officiöſe Friedensgeläute beſtimmen zu laſſen. Und daran<lb/> thut man auch gewiß ſehr wohl, da die Erfahrung gelehrt hat daß die Kundgebungen<lb/> der Negierungspreſſe doch nicht immer ein ſicherer politiſcher Barometer ſind. Den<lb/> Beweis dafür liefert die Thatſache daß unſere miniſteriellen Blätter am Ausgange<lb/> des Jahres 1869 mit derſelben Zuverſicht wie heute von der Erhaltung des Friedens<lb/> in Europa ſprachen, und daß wir kaum ſechs Monate ſpäter in den welterſchüttern-<lb/> den Krieg mit Frankreich verwickelt waren. Unſere officiöſe und unſere regierungs-<lb/> freundliche Preſſe erſchüttert auch ſelbſt den Glauben an jenen troſtreichen Aus-<lb/> ſpruch der „Prov.-Corr.,“ indem ſie uniſono eine angebliche Stuttgarter Correſpon-<lb/> denz der „Köln. Ztg.“ als „bemerkenswerth“ reproducirt, in welcher — im ſchroff-<lb/> ſten Gegenſatz zu dem oben citirten Satz unſeres Regierungs-Organs — ausgeführt<lb/> wird daß der Friede in Europa nur an einem ſeidenen Faden hänge. Der Ver-<lb/> faſſer dieſes Aufſatzes will nämlich glauben machen daß der Friede, der — nach<lb/> der Anſicht der „Prov.-Corr.“ — niemals geſicherter war als heute, im höchſten<lb/> Grade gefährdet ſei wenn Bayern und Württemberg auf der Durchführung des<lb/> ihnen vertragsmäßig gewährleiſteten Rechts der ſellbſtändigen diplomatiſchen Ver-<lb/> tretung im Auslande beſtünden. Ja, der Artikelſchreiber behauptet ſogar daß die<lb/> Ernennung eines württembergiſchen Geſchäftsträgers in Paris ein Schritt zum<lb/> neuen Kriege, ein Frevel am Vaterland und an der neuen Heimath wäre, und daß<lb/> dasſelbe auch von der Belaſſung des bayeriſchen Geſchäftsträgers in Paris gelte.<lb/> Zur Begründung einer ſo kühnen Behauptung macht er geltend daß durch ſolche<lb/> Einrichtungen die krankhafte Einbildung der auf Deutſchlands Schwäche ſpeculiren-<lb/> den Franzoſen geſteigert werde. Ein ſo ſtarkes und mächtiges Reich wie das Deutſche<lb/> hat aber doch fürwahr wenig Urſache „der krankhaften Einbildung“ der Franzoſen<lb/> zuliebe feierlich geſchloſſene Verträge zu verletzen und den Einzelſtaaten gewiſſe<lb/> ihnen verbriefte Reſervatrechte zu nehmen. Zu dieſen Reſervatrechten gehört auch<lb/> das Recht der ſelbſtändigen diplomatiſchen Vertretung im Auslande, welchem<lb/> Recht in Bezug auf Bayern noch eine beſondere Bedeutung dadurch beigelegt<lb/> worden iſt daß, laut dem Verſailler Vertrag, in Verhinderungsfällen des<lb/> deutſchen Gefandten deſſen Vertretung dem Geſandtens Bayerns übertragen iſt.<lb/> Der praktiſche Sinn dieſer Clauſel hat ſich bereits in Rom bewährt, wo<lb/> der bayeriſche Geſandte ſeit vielen Monaten den Geſandten Deutſchlands bei<lb/> der römiſchen Curie vertritt, und vorausſichtlich auch noch ziemlich lange<lb/> vertreten wird. Eine Specialvertretung Bayerns in Paris rechtfertigt ſich außer-<lb/> dem vollkommen durch die ſtarke Zahl der in Frankreich lebenden Bayern, deren<lb/> Intereſſen nur durch einen eigenen diplomatiſchen Agenten genügend wahrgenom-<lb/> men werden können. Schwerlich würde auch Fürſt Bismarck ſich zu der Verſailler<lb/> Klauſel verſtanden haben, und im Reichstag wiederholt für das den Einzelſtaaten<lb/> gewährleiſtete Recht der ſelbſtändigen diplomatiſchen Repräſentation im Ausland<lb/> eingetreten ſein, wenn die Prämiſſen und Schlußfolgerungen der erwähnten<lb/> Correſpondenz der „Kölniſchen Zeitung“ auch nur annähernd begründet wären.<lb/> Wollen die Franzoſen durchaus den Rachekrieg, ſo werden ſie ihn entzün-<lb/> den wenn ſie ſich dazu ſtark genug fühlen. Aber der Umſtand daß neben dem<lb/> deutſchen Botſchafter in Paris noch diplomatiſche Specialagenten fungiren,<lb/> wird darauf nicht den mindeſten Einfluß üben. — Die techniſchen Vorar-<lb/> beiten für die Herſtellung des Elbe-Spree-Canals werden beginnen ſobald die<lb/> Witterung es erlaubt. Sämmtliche von der Canal-Linie berührte Ortſchaften ſind<lb/> davon bereits amtlich in Kenntniß geſetzt, und gleichzeitig aufgefordert worden den<lb/> mit dieſer Arbeit beauftragten beiden Ingenieuren keine Hinderniſſe in den Weg<lb/> zu legen. — Dieſen Abend wird Fürſt Bismarck aus der Provinz Sachſen zurück-<lb/> erwartet.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>∆ <hi rendition="#b">Köln,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <p>Die hieſige kgl. Regeirung hat nunmehr, bezüglich der<lb/> Oppoſition welche zwei hieſige Altkatholiken gegen die fernere Zahlung von Kirchen-<lb/> ſteuern angemeldet hatten, den Competenz-Conflict erhoben. Was dieſe Frage<lb/> wegen der Kirchenſteuer anbetrifft, ſo ſagt einem doch ſchon der geſunde Menſchen-<lb/> verſtand daß, wenn die bedingten Rechte wider Willen entzogen werden, ſo auch die<lb/> bedingenden Pflichten von ſelbſt wegfallen müſſen, und wir ſind feſt überzeugt<lb/> daß genug Juriſten vom Fach dieſe Anſicht theilen werden. So hat denn auch An-<lb/> fangs November das Friedensgericht zu Elberfeld bei einem Evangeliſchen und<lb/> Ende desſelben Monats das Friedensgericht Nr. 2 hieſelbſt bei dem Präſidenten<lb/> des „Kölner Local-Vereins der Altkatholiken,“ Hrn. Appellationsgerichtsrath Not-<lb/> tels, nachdem er zuvor die vorgeſchützte Incompetenz-Einrede in weitläuftiger<lb/> Motivirung verworfen, ſein Urtheil dahin abgegeben: daß die Vetreffenden zur fer-<lb/> neren Zahlung der Kirchenſteuer nicht verpflichtet ſeien, und das hieſige Stadtver-<lb/> ordneten-Collegium hat darauf mit überwältigender Mehrheit (19 gegen 4 Stimmen)<lb/> beſchloſſen: von dem Rechtsmittel der Berufung Abſtand zu nehmen, um ſo mehr<lb/> als die ganze Sache nur die betreffende Pfarrgemeinde als ſolche, gar nicht aber<lb/> die Civilgemeinde angehe. Hoffentlich werden die anläßlich der kirchlichen Wirren<lb/> in Ausſicht geſtellten neuen Geſetze einen ähnlichen Geiſt athmen: „Trennung von<lb/> Staat und Kirche.“</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>ȋ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <p>Beide Reichsrathshäuſer haben ſich vertagt, das Herren-<lb/> haus auf unbeſtimmte Zeit, aber wohl jedenfalls bis dahin wo die Adreßcommiſ-<lb/> ſion ihren Entwurf vorzulegen in der Lage iſt, das Abgeordnetenhaus ausgeſproche-<lb/> nermaßen bis der Commiſſionsentwurf der Adreſſe fertig vorliegt. Vor der Ver-<lb/> tagung hat das Herrenhaus auch ſeinerſeits die Forterhebung der Steuern für die<lb/> nächſten drei Monate bewilligt, fünf Stimmen jedoch — nicht allzu viele — mit<lb/> der ausdrücklich beigefügten Verwahrung daß dieſe Bewilligung kein Vertrauens-<lb/> votum in ſich ſchließe; das Abgeordnetenhaus aber hat bereits die Polen in die<lb/> Action treten und die Reſolution des galiziſchen Landtags als ſelbſtändige Vor-<lb/> lage einbringen ſehen, und damit iſt dieſe wichtige Frage in die richtige Bahn ge-<lb/> lenkt, und wird die Regierung und wird das Haus auf dem Boden der Verfaſſung<lb/> ſowohl zu der principiellen Entſcheidung ob eine ſtaatsrechtliche Sonderſtellung<lb/> Galiziens möglich und zuläſſig, als eventuell zu den Vorausſetzungen und Bedin-<lb/> gungen ihrer Durchführung feſte Stellung zu nehmen haben. Die „Deutſche<lb/> Zeitung“ aber weiß die parlamentariſche Pauſe nicht beſſer auszufüllen als daß ſie ſich<lb/> zu dem Antrag erhitzt: das Miniſterium Hohenwart mit aller Beſchleunigung in<lb/> Anklageſtand zu verſetzen. Ob übrigens eine Meldung richtig iſt daß der<lb/> Juſtizminiſter mit Zurücklegung der betreffenden bereits fertig gearbeiteten Vor-<lb/> lagen einfach das Strafgeſetzbuch und die Civilproceßordnung des Deutſchen Reichs<lb/> zur Annahme empfehlen werde, vermag ich nicht zu ſagen; wäre ſie richtig, ſo<lb/> würde ſie ſelbſt einer politiſchen Bedeutung ſicher nicht entbehren. — Graf Andraſſy<lb/> iſt zu der Ehren-Stellung eines Vicepräſidenten der Welt-Ausſtellungscommiſſion<lb/> berufen. Präſident iſt bekanntlich der Erzherzog Rainer.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In <hi rendition="#g">Sandringham</hi> hat eine Conſultation zwiſchen Sir William Jenner,<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Gull und Sir James Paget, bezüglich der localen Complication an welcher<lb/> der Prinz von Wales ſeit einigen Tagen leidet, ſtattgefunden. Wie das mediciniſche<lb/> Fachblatt „Lancet“ mittheilt, war das Reſultat dieſer Berathung günſtig, und<lb/> wurde feſtgeſtellt daß der Prinz nicht allein im allgemeinen einigen Fortſchritt ge-<lb/> macht hatte, ſondern daß auch die Complication über der linken Hüfte bereits an-<lb/> ſehnlich nachgelaſſen habe. Inzwiſchen hat die Königin, welche vorerſt noch in<lb/> Sandringham bleibt, ohne die Eröffnung des Parlaments abzuwarten, welche kaum<lb/> noch einen Monat entfernt iſt, und ohne Rückſichtnahme auf die herkömmliche For-<lb/> malität, die folgende Proclamation erlaſſen:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <dateline>„ <hi rendition="#g">Schloß Windſor,</hi> 26 Dec.</dateline> <p>Die Königin wünſcht angelegentlichſt ihrer<lb/> tiefen Erkenntlichkeit für die rührende Theilnahme Ausdruck zu geben welche<lb/> die ganze Nation bei Gelegenheit der beſorgnißerregenden Krankheit ihres theuern<lb/> Sohnes, des Prinzen von Wales, an den Tag gelegt hat. Die allgemeine Stimmung<lb/> ihres Volkes während dieſer peinlichen ſchrecklichen Tage und die ihn und ihrer ge-<lb/> liebten Tochter, der Prinzeſſin von Wales, bewieſene Theilnahme, ſowie die allgemeine<lb/> Freude über die Beſſerung im Zuſtande des Prinzen von Wales haben einen tiefen und<lb/> dauernden Eindruck auf ihr Herz gemacht, der niemals verwiſcht werden kann. Es war<lb/> ihr allerdings nichts neues, denn die Königin hatte die nämliche Theilnahme ange-<lb/> troffen als — gerade vor zehn Jahren — eine ähnliche Krankheit den Gefährten ihres<lb/> Lebens, den beſten, weiſeſten und liebevollſten Gatten, von ihrer Seite riß. Die Königin<lb/> wünſcht zu gleicher Zeit im Namen der Prinzeſſin von Wales den Gefühlen herzlicher<lb/> Dankbarleit Ausdruck zu geben, denn ſie wurde durch die große und allgemeine Kund-<lb/> gebung von Loyalität und Theilnahme ebenſo tief gerührt wie die Königin. Die Königin<lb/> kann nicht ſchließen ohne ihre Hoffnung auszuſprechen daß ihre getreuen Unterthanen<lb/> in ihren Gebeten zu Gott um vollſtändige Wiederherſtellung ihres theuern Sohnes zu<lb/> Geſundheit und Körperkraft fortfahren werden.“</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die Antrittsrede Döllingers wird von dem conſervativen „Standard“ mit<lb/> großem Beifall beſprochen: <cit><quote>„Es iſt unmöglich — heißt es in dem betreffenden Ar-<lb/> tikel unter anderem — ſich etwas zu denken was paſſender unter den Verhältniſſen<lb/> wäre als dieſe Anſprache des Mannes welchen man den Neſtor der Theologie ge-<lb/> nannt hat. Nach den jüngſten politiſchen Ereigniſſen iſt die Rede voll von deut-<lb/> ſcher Nationalität, allein es hallt in derſelben ein Ton des nationalen Triumphes<lb/> nach wie er eines Gelehrten und eines Chriſten würdig iſt. In ſeinem heutigen<lb/> perſönlichen Ringen mit Rom war es ferner natürlich daß die Erhebung gegen den<lb/> Vatican ausdrückliche Erwähnung finden ſollte. Die einſchneidende und zuverſicht-<lb/> liche Sprache rückſichtlich dieſes Punktes erledigt ein für allemal die von einem<lb/> Theil der deutſchen Preſſe gemachten und von einzelnen engliſchen Blättern wie-<lb/> derholten boshaften Anſpielungen. Es iſt augenſcheinlich daß Hr. v. Döllinger<lb/> nicht durch den Münchener Congreß entmuthigt iſt. Der ausgeſprochene deutſche<lb/> Charakter der Rede beweist den praktiſchen Ernſt des Mannes. Er weiß daß,<lb/> wenn einmal die Maſſen in Deutſchland ein volles Intereſſe an der Bewegung<lb/> genommen, die Wirkung auf die ganze katholiſche Kirche eine gewaltige ſein muß.<lb/> Es iſt allgemein — bekannt und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Döllinger beruft ſich auf die Thatſache — daß der<lb/> im Anfang des Jahrhunderts in Deutſchland herrſchende Unglaube einem tiefen<lb/> religiöſen Gefühle Platz gemacht hat, und von dieſem Gefühl erwartet Döllinger<lb/> daß es den Vatican überwältigen und der Welt die Katholicität zurückgeben werde.“</quote></cit></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das Begräbniß Lord Ellenboroughs hat ohne alles Gepränge in dem roman-<lb/> tiſch gelegenen Dörfchen Oxenton bei Cheltenham ſtattgefunden. Die Leiche wurde<lb/> in der von dem Verſtorbenen vor langer Zeit erbauten einfachen Gruft beigeſetzt,<lb/> und zwar an der Seite ſeines Sohnes, welcher vor dreißig Jahren in zartem Kin-<lb/> desalter ſtarb.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Officieller Ankündigung zufolge iſt der Attorney General für Irland, Hr.<lb/> Barry zum Richter am Dubliner Gerichtshofe der Queen’s Bench ernannt wor-<lb/> den; an ſeine Stelle tritt der bisherige Solicitor General, Hr. Dowſe, und als<lb/> Nachfolger des letztern bezeichnet das Gerücht den Sergeant Armſtrong oder Hrn.<lb/> Paller.</p><lb/> <p>Laut telegraphiſcher Meldung aus Calcutta iſt Erzdechant Pratt, der be-<lb/> deutende Theologe und Mathematiker in Ghaſipur an choleraartiger Diarrhöe<lb/> geſtorben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Victor Hugo, der große Phraſenheld, hat glücklicherweiſe eine neue Phraſe<lb/> in das politiſche Leben Frankreichs eingeführt: „das contractuelle Mandat,“ das-<lb/> ſelbe iſt natürlich identiſch mit dem imperativen Mandat; dieſen Ausdruck jedoch<lb/> anzunehmen verbot dem großen Schriftſteller ſein republicaniſches Gewiſſen. An ſeiner<lb/> Stelle erfand man dann den neuen Ausdruck der genau dasſelbe ſagt wie der ab-<lb/> gelehnte Ausdruck. Im engliſchen Palament beſtand jedenfalls bis zu den Zeiten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0005]
Veglaubigungsſchreiben, und ſtellte ſich darauf in ſeiner neuen Eigenſchaft auch
der Kaiſerin vor. Unmittelbar nach dem Neujahrsfeſt erwartet man die Ankunft
des neuen franzöſiſchen Botſchafters, Hrn. v. Gontaut-Biron, mit deſſen Beglaubigung
an unſerem Hofe die bisher in dem hieſigen diplomatiſchen Corps beſtandenen
Lücken wieder ausgefüllt ſein werden. Inzwiſchen iſt auch der Staatsſecretär
v. Thile von ſeinem Fußleiden wieder ſo weit geheilt, daß er ſeit Mittwoch ſich in
voller Amtsthätigkeit befindet. Während alſo der regelmäßige Verkehr zwiſchen
unſerem auswärtigen Amt und dem diplomatiſchen Corps vollſtändig wiederher-
geſtellt oder doch wenigſtens ſeiner völligen Wiederherſtellung nahe iſt, ſprechen
ſich unſere inſpirirten Organe bei ihrem Rückblick auf die Ereigniſſe und Ergebniſſe
des verfloſſenen Jahres mit der lebhafteſten Befriedigung über die Stellung des
Deutſchen Reiches in Europa und über den eminent friedlichen Charakter der gegen-
wärtigen Lage aus. Bemerkenswerth iſt in dieſer Beziehung beſonders die
äußerſt optimiſtiſche Sprache der „Prov.-Corr.,“ welche ihren Gipfelpunkt in
folgendem Satz erreicht: „Unter allen Umſtänden bietet die Friedensſtimmung
in ganz Europa, ſowie der thatſächliche Stand der politiſchen und militäriſchen
Verhältniſſe, ſo ſtarke Bürgſchaften des Friedens, wie ſie kaum jemals vorhanden
waren.“ In unſeren politiſchen Kreiſen freilich iſt man weniger geneigt ſein
Urtheil durch dieſes officiöſe Friedensgeläute beſtimmen zu laſſen. Und daran
thut man auch gewiß ſehr wohl, da die Erfahrung gelehrt hat daß die Kundgebungen
der Negierungspreſſe doch nicht immer ein ſicherer politiſcher Barometer ſind. Den
Beweis dafür liefert die Thatſache daß unſere miniſteriellen Blätter am Ausgange
des Jahres 1869 mit derſelben Zuverſicht wie heute von der Erhaltung des Friedens
in Europa ſprachen, und daß wir kaum ſechs Monate ſpäter in den welterſchüttern-
den Krieg mit Frankreich verwickelt waren. Unſere officiöſe und unſere regierungs-
freundliche Preſſe erſchüttert auch ſelbſt den Glauben an jenen troſtreichen Aus-
ſpruch der „Prov.-Corr.,“ indem ſie uniſono eine angebliche Stuttgarter Correſpon-
denz der „Köln. Ztg.“ als „bemerkenswerth“ reproducirt, in welcher — im ſchroff-
ſten Gegenſatz zu dem oben citirten Satz unſeres Regierungs-Organs — ausgeführt
wird daß der Friede in Europa nur an einem ſeidenen Faden hänge. Der Ver-
faſſer dieſes Aufſatzes will nämlich glauben machen daß der Friede, der — nach
der Anſicht der „Prov.-Corr.“ — niemals geſicherter war als heute, im höchſten
Grade gefährdet ſei wenn Bayern und Württemberg auf der Durchführung des
ihnen vertragsmäßig gewährleiſteten Rechts der ſellbſtändigen diplomatiſchen Ver-
tretung im Auslande beſtünden. Ja, der Artikelſchreiber behauptet ſogar daß die
Ernennung eines württembergiſchen Geſchäftsträgers in Paris ein Schritt zum
neuen Kriege, ein Frevel am Vaterland und an der neuen Heimath wäre, und daß
dasſelbe auch von der Belaſſung des bayeriſchen Geſchäftsträgers in Paris gelte.
Zur Begründung einer ſo kühnen Behauptung macht er geltend daß durch ſolche
Einrichtungen die krankhafte Einbildung der auf Deutſchlands Schwäche ſpeculiren-
den Franzoſen geſteigert werde. Ein ſo ſtarkes und mächtiges Reich wie das Deutſche
hat aber doch fürwahr wenig Urſache „der krankhaften Einbildung“ der Franzoſen
zuliebe feierlich geſchloſſene Verträge zu verletzen und den Einzelſtaaten gewiſſe
ihnen verbriefte Reſervatrechte zu nehmen. Zu dieſen Reſervatrechten gehört auch
das Recht der ſelbſtändigen diplomatiſchen Vertretung im Auslande, welchem
Recht in Bezug auf Bayern noch eine beſondere Bedeutung dadurch beigelegt
worden iſt daß, laut dem Verſailler Vertrag, in Verhinderungsfällen des
deutſchen Gefandten deſſen Vertretung dem Geſandtens Bayerns übertragen iſt.
Der praktiſche Sinn dieſer Clauſel hat ſich bereits in Rom bewährt, wo
der bayeriſche Geſandte ſeit vielen Monaten den Geſandten Deutſchlands bei
der römiſchen Curie vertritt, und vorausſichtlich auch noch ziemlich lange
vertreten wird. Eine Specialvertretung Bayerns in Paris rechtfertigt ſich außer-
dem vollkommen durch die ſtarke Zahl der in Frankreich lebenden Bayern, deren
Intereſſen nur durch einen eigenen diplomatiſchen Agenten genügend wahrgenom-
men werden können. Schwerlich würde auch Fürſt Bismarck ſich zu der Verſailler
Klauſel verſtanden haben, und im Reichstag wiederholt für das den Einzelſtaaten
gewährleiſtete Recht der ſelbſtändigen diplomatiſchen Repräſentation im Ausland
eingetreten ſein, wenn die Prämiſſen und Schlußfolgerungen der erwähnten
Correſpondenz der „Kölniſchen Zeitung“ auch nur annähernd begründet wären.
Wollen die Franzoſen durchaus den Rachekrieg, ſo werden ſie ihn entzün-
den wenn ſie ſich dazu ſtark genug fühlen. Aber der Umſtand daß neben dem
deutſchen Botſchafter in Paris noch diplomatiſche Specialagenten fungiren,
wird darauf nicht den mindeſten Einfluß üben. — Die techniſchen Vorar-
beiten für die Herſtellung des Elbe-Spree-Canals werden beginnen ſobald die
Witterung es erlaubt. Sämmtliche von der Canal-Linie berührte Ortſchaften ſind
davon bereits amtlich in Kenntniß geſetzt, und gleichzeitig aufgefordert worden den
mit dieſer Arbeit beauftragten beiden Ingenieuren keine Hinderniſſe in den Weg
zu legen. — Dieſen Abend wird Fürſt Bismarck aus der Provinz Sachſen zurück-
erwartet.
∆ Köln, 30 Dec.
Die hieſige kgl. Regeirung hat nunmehr, bezüglich der
Oppoſition welche zwei hieſige Altkatholiken gegen die fernere Zahlung von Kirchen-
ſteuern angemeldet hatten, den Competenz-Conflict erhoben. Was dieſe Frage
wegen der Kirchenſteuer anbetrifft, ſo ſagt einem doch ſchon der geſunde Menſchen-
verſtand daß, wenn die bedingten Rechte wider Willen entzogen werden, ſo auch die
bedingenden Pflichten von ſelbſt wegfallen müſſen, und wir ſind feſt überzeugt
daß genug Juriſten vom Fach dieſe Anſicht theilen werden. So hat denn auch An-
fangs November das Friedensgericht zu Elberfeld bei einem Evangeliſchen und
Ende desſelben Monats das Friedensgericht Nr. 2 hieſelbſt bei dem Präſidenten
des „Kölner Local-Vereins der Altkatholiken,“ Hrn. Appellationsgerichtsrath Not-
tels, nachdem er zuvor die vorgeſchützte Incompetenz-Einrede in weitläuftiger
Motivirung verworfen, ſein Urtheil dahin abgegeben: daß die Vetreffenden zur fer-
neren Zahlung der Kirchenſteuer nicht verpflichtet ſeien, und das hieſige Stadtver-
ordneten-Collegium hat darauf mit überwältigender Mehrheit (19 gegen 4 Stimmen)
beſchloſſen: von dem Rechtsmittel der Berufung Abſtand zu nehmen, um ſo mehr
als die ganze Sache nur die betreffende Pfarrgemeinde als ſolche, gar nicht aber
die Civilgemeinde angehe. Hoffentlich werden die anläßlich der kirchlichen Wirren
in Ausſicht geſtellten neuen Geſetze einen ähnlichen Geiſt athmen: „Trennung von
Staat und Kirche.“
Oeſterreichiſch-ungariſche Monarchie.
ȋ Wien, 30 Dec.
Beide Reichsrathshäuſer haben ſich vertagt, das Herren-
haus auf unbeſtimmte Zeit, aber wohl jedenfalls bis dahin wo die Adreßcommiſ-
ſion ihren Entwurf vorzulegen in der Lage iſt, das Abgeordnetenhaus ausgeſproche-
nermaßen bis der Commiſſionsentwurf der Adreſſe fertig vorliegt. Vor der Ver-
tagung hat das Herrenhaus auch ſeinerſeits die Forterhebung der Steuern für die
nächſten drei Monate bewilligt, fünf Stimmen jedoch — nicht allzu viele — mit
der ausdrücklich beigefügten Verwahrung daß dieſe Bewilligung kein Vertrauens-
votum in ſich ſchließe; das Abgeordnetenhaus aber hat bereits die Polen in die
Action treten und die Reſolution des galiziſchen Landtags als ſelbſtändige Vor-
lage einbringen ſehen, und damit iſt dieſe wichtige Frage in die richtige Bahn ge-
lenkt, und wird die Regierung und wird das Haus auf dem Boden der Verfaſſung
ſowohl zu der principiellen Entſcheidung ob eine ſtaatsrechtliche Sonderſtellung
Galiziens möglich und zuläſſig, als eventuell zu den Vorausſetzungen und Bedin-
gungen ihrer Durchführung feſte Stellung zu nehmen haben. Die „Deutſche
Zeitung“ aber weiß die parlamentariſche Pauſe nicht beſſer auszufüllen als daß ſie ſich
zu dem Antrag erhitzt: das Miniſterium Hohenwart mit aller Beſchleunigung in
Anklageſtand zu verſetzen. Ob übrigens eine Meldung richtig iſt daß der
Juſtizminiſter mit Zurücklegung der betreffenden bereits fertig gearbeiteten Vor-
lagen einfach das Strafgeſetzbuch und die Civilproceßordnung des Deutſchen Reichs
zur Annahme empfehlen werde, vermag ich nicht zu ſagen; wäre ſie richtig, ſo
würde ſie ſelbſt einer politiſchen Bedeutung ſicher nicht entbehren. — Graf Andraſſy
iſt zu der Ehren-Stellung eines Vicepräſidenten der Welt-Ausſtellungscommiſſion
berufen. Präſident iſt bekanntlich der Erzherzog Rainer.
Großbritannien.
London, 30 Dec.
In Sandringham hat eine Conſultation zwiſchen Sir William Jenner,
Dr. Gull und Sir James Paget, bezüglich der localen Complication an welcher
der Prinz von Wales ſeit einigen Tagen leidet, ſtattgefunden. Wie das mediciniſche
Fachblatt „Lancet“ mittheilt, war das Reſultat dieſer Berathung günſtig, und
wurde feſtgeſtellt daß der Prinz nicht allein im allgemeinen einigen Fortſchritt ge-
macht hatte, ſondern daß auch die Complication über der linken Hüfte bereits an-
ſehnlich nachgelaſſen habe. Inzwiſchen hat die Königin, welche vorerſt noch in
Sandringham bleibt, ohne die Eröffnung des Parlaments abzuwarten, welche kaum
noch einen Monat entfernt iſt, und ohne Rückſichtnahme auf die herkömmliche For-
malität, die folgende Proclamation erlaſſen:
„ Schloß Windſor, 26 Dec. Die Königin wünſcht angelegentlichſt ihrer
tiefen Erkenntlichkeit für die rührende Theilnahme Ausdruck zu geben welche
die ganze Nation bei Gelegenheit der beſorgnißerregenden Krankheit ihres theuern
Sohnes, des Prinzen von Wales, an den Tag gelegt hat. Die allgemeine Stimmung
ihres Volkes während dieſer peinlichen ſchrecklichen Tage und die ihn und ihrer ge-
liebten Tochter, der Prinzeſſin von Wales, bewieſene Theilnahme, ſowie die allgemeine
Freude über die Beſſerung im Zuſtande des Prinzen von Wales haben einen tiefen und
dauernden Eindruck auf ihr Herz gemacht, der niemals verwiſcht werden kann. Es war
ihr allerdings nichts neues, denn die Königin hatte die nämliche Theilnahme ange-
troffen als — gerade vor zehn Jahren — eine ähnliche Krankheit den Gefährten ihres
Lebens, den beſten, weiſeſten und liebevollſten Gatten, von ihrer Seite riß. Die Königin
wünſcht zu gleicher Zeit im Namen der Prinzeſſin von Wales den Gefühlen herzlicher
Dankbarleit Ausdruck zu geben, denn ſie wurde durch die große und allgemeine Kund-
gebung von Loyalität und Theilnahme ebenſo tief gerührt wie die Königin. Die Königin
kann nicht ſchließen ohne ihre Hoffnung auszuſprechen daß ihre getreuen Unterthanen
in ihren Gebeten zu Gott um vollſtändige Wiederherſtellung ihres theuern Sohnes zu
Geſundheit und Körperkraft fortfahren werden.“
Die Antrittsrede Döllingers wird von dem conſervativen „Standard“ mit
großem Beifall beſprochen: „Es iſt unmöglich — heißt es in dem betreffenden Ar-
tikel unter anderem — ſich etwas zu denken was paſſender unter den Verhältniſſen
wäre als dieſe Anſprache des Mannes welchen man den Neſtor der Theologie ge-
nannt hat. Nach den jüngſten politiſchen Ereigniſſen iſt die Rede voll von deut-
ſcher Nationalität, allein es hallt in derſelben ein Ton des nationalen Triumphes
nach wie er eines Gelehrten und eines Chriſten würdig iſt. In ſeinem heutigen
perſönlichen Ringen mit Rom war es ferner natürlich daß die Erhebung gegen den
Vatican ausdrückliche Erwähnung finden ſollte. Die einſchneidende und zuverſicht-
liche Sprache rückſichtlich dieſes Punktes erledigt ein für allemal die von einem
Theil der deutſchen Preſſe gemachten und von einzelnen engliſchen Blättern wie-
derholten boshaften Anſpielungen. Es iſt augenſcheinlich daß Hr. v. Döllinger
nicht durch den Münchener Congreß entmuthigt iſt. Der ausgeſprochene deutſche
Charakter der Rede beweist den praktiſchen Ernſt des Mannes. Er weiß daß,
wenn einmal die Maſſen in Deutſchland ein volles Intereſſe an der Bewegung
genommen, die Wirkung auf die ganze katholiſche Kirche eine gewaltige ſein muß.
Es iſt allgemein — bekannt und Dr. Döllinger beruft ſich auf die Thatſache — daß der
im Anfang des Jahrhunderts in Deutſchland herrſchende Unglaube einem tiefen
religiöſen Gefühle Platz gemacht hat, und von dieſem Gefühl erwartet Döllinger
daß es den Vatican überwältigen und der Welt die Katholicität zurückgeben werde.“
Das Begräbniß Lord Ellenboroughs hat ohne alles Gepränge in dem roman-
tiſch gelegenen Dörfchen Oxenton bei Cheltenham ſtattgefunden. Die Leiche wurde
in der von dem Verſtorbenen vor langer Zeit erbauten einfachen Gruft beigeſetzt,
und zwar an der Seite ſeines Sohnes, welcher vor dreißig Jahren in zartem Kin-
desalter ſtarb.
Officieller Ankündigung zufolge iſt der Attorney General für Irland, Hr.
Barry zum Richter am Dubliner Gerichtshofe der Queen’s Bench ernannt wor-
den; an ſeine Stelle tritt der bisherige Solicitor General, Hr. Dowſe, und als
Nachfolger des letztern bezeichnet das Gerücht den Sergeant Armſtrong oder Hrn.
Paller.
Laut telegraphiſcher Meldung aus Calcutta iſt Erzdechant Pratt, der be-
deutende Theologe und Mathematiker in Ghaſipur an choleraartiger Diarrhöe
geſtorben.
Frankreich.
Paris, 30 Dec.
* Victor Hugo, der große Phraſenheld, hat glücklicherweiſe eine neue Phraſe
in das politiſche Leben Frankreichs eingeführt: „das contractuelle Mandat,“ das-
ſelbe iſt natürlich identiſch mit dem imperativen Mandat; dieſen Ausdruck jedoch
anzunehmen verbot dem großen Schriftſteller ſein republicaniſches Gewiſſen. An ſeiner
Stelle erfand man dann den neuen Ausdruck der genau dasſelbe ſagt wie der ab-
gelehnte Ausdruck. Im engliſchen Palament beſtand jedenfalls bis zu den Zeiten
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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