Allgemeine Zeitung, Nr. 2, 2. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
Blatte soll in der letzten Sitzung des Kammerausschusses, welchem die Beschwerden München, 1 Jan. Das Gutachten der Kreisregierung von Ober- Dresden, 31 Dec. In diesen Tagen hat der Verein "Vaterlands- ya Bremen, 30 Dec. Der "Deutsche Nautische Verein," dessen Vorstand i Wien, 31 Dec. Wenn sonst der Adreß-Ausschuß verhandelte, war es London, 31 Dec. Ueber den Verlauf der Krankheit des Prinzen von London, 31 Dec. Der "Observer," welcher in seiner heutigen Nummer Verschiedenes. Paris, 25 Dec. Der letzte deutsche Verwundete. Der Militärattache Madrid. (Altkatholisches). Antonio Aguayo, welcher den jüngst er- Industrie, Handel und Verkehr. * London, 30 Dec. Handelsübersicht der Woche.) Obwohl die hinter * Verloosungskalender für den Monat Januar 1872. 2 Jan. Oesterreichische 250 fl.-Loose a 4% von 1854. Serien-Ziehung. 2 " Oesterreichische Credit 100 fl.-L. von 1858. Anszahlung am 1 Juli 1872. 2 " Großy. Hessische 50 fl.-Loose. Prämienztehung. 2 " Stadt Lübeck 50 Thlr.-L. a 31/2%. Auszahlung am 1 April 1872. 2 " Stadt Madrid 3proc. 100 Fr.-Loose. Prämienziehung. 2 " Mailand-Como Rentenscheine a 14 fl. Conv.-M. Ausz. 1 Febr. 1872. 2 " Stadt Mailand 45 Frc.-Loose. Auszahlung am 1 Juli 1872. 2 " Stadt Bordeaux 100 Frc. Loose a 3%. Anszahl. 1 Mar 1872. 2 " Stadt Bukarest a 20 Fr. Auszahlung 5 März 1872. 2 " Hamourger 50 Thaler-Loose. Prämien-Ziehung. 2 " Meininger 100 Thlr.-Pfaudbriese der Hypothekenbank. Prämienziehung. 2 " Stuhlweißenburg-Raab G. 150 fl. Eisenb.-Loose. Prämtenziehung. 2 " Stadt Triest 50 fl.-Loose a 4%. Auszahl. 8 Tage nach der Ziehung. 10 " Bart 100 Francs Loose. Pramienziehung. 14 " Russische 100 S.R.-L. a 5%. Auszaht. am 14 April 1872. 15 " Anhalt-Dessauer 100 Gulden-Loose. 15 " Stadt Geut 3% 100 Fr.-Loose von 1868. Prämienziehung. 15 " Preußische 100 Thaler-Loose. Prämienziehung. 15 " Fürst Salm-Reifferscheid 40 Gulden-Loose. Auszahlung am 15 Juli 1872. 30 " Clary 40 Gulden Loose. Prämienziehung. Druckfehler. * In dem der heutigen Zeitung vorgedruckten "Avis" lese man H. Hengst statt [Spaltenumbruch]
Blatte ſoll in der letzten Sitzung des Kammerausſchuſſes, welchem die Beſchwerden ⌙ München, 1 Jan. Das Gutachten der Kreisregierung von Ober- ⦶ Dresden, 31 Dec. In dieſen Tagen hat der Verein „Vaterlands- ᔭ Bremen, 30 Dec. Der „Deutſche Nautiſche Verein,“ deſſen Vorſtand ȋ Wien, 31 Dec. Wenn ſonſt der Adreß-Ausſchuß verhandelte, war es London, 31 Dec. Ueber den Verlauf der Krankheit des Prinzen von London, 31 Dec. Der „Obſerver,“ welcher in ſeiner heutigen Nummer Verſchiedenes. Paris, 25 Dec. Der letzte deutſche Verwundete. Der Militärattache Madrid. (Altkatholiſches). Antonio Aguayo, welcher den jüngſt er- Induſtrie, Handel und Verkehr. * London, 30 Dec. Handelsüberſicht der Woche.) Obwohl die hinter * Verlooſungskalender für den Monat Januar 1872. 2 Jan. Oeſterreichiſche 250 fl.-Looſe à 4% von 1854. Serien-Ziehung. 2 „ Oeſterreichiſche Credit 100 fl.-L. von 1858. Anszahlung am 1 Juli 1872. 2 „ Großy. Heſſiſche 50 fl.-Looſe. Prämienztehung. 2 „ Stadt Lübeck 50 Thlr.-L. à 3½%. Auszahlung am 1 April 1872. 2 „ Stadt Madrid 3proc. 100 Fr.-Looſe. Prämienziehung. 2 „ Mailand-Como Rentenſcheine à 14 fl. Conv.-M. Ausz. 1 Febr. 1872. 2 „ Stadt Mailand 45 Frc.-Looſe. Auszahlung am 1 Juli 1872. 2 „ Stadt Bordeaux 100 Frc. Looſe à 3%. Anszahl. 1 Mar 1872. 2 „ Stadt Bukareſt à 20 Fr. Auszahlung 5 März 1872. 2 „ Hamourger 50 Thaler-Looſe. Prämien-Ziehung. 2 „ Meininger 100 Thlr.-Pfaudbrieſe der Hypothekenbank. Prämienziehung. 2 „ Stuhlweißenburg-Raab G. 150 fl. Eiſenb.-Looſe. Prämtenziehung. 2 „ Stadt Trieſt 50 fl.-Looſe à 4%. Auszahl. 8 Tage nach der Ziehung. 10 „ Bart 100 Francs Looſe. Pramienziehung. 14 „ Ruſſiſche 100 S.R.-L. à 5%. Auszaht. am 14 April 1872. 15 „ Anhalt-Deſſauer 100 Gulden-Looſe. 15 „ Stadt Geut 3% 100 Fr.-Looſe von 1868. Prämienziehung. 15 „ Preußiſche 100 Thaler-Looſe. Prämienziehung. 15 „ Fürſt Salm-Reifferſcheid 40 Gulden-Looſe. Auszahlung am 15 Juli 1872. 30 „ Clary 40 Gulden Looſe. Prämienziehung. Druckfehler. * In dem der heutigen Zeitung vorgedruckten „Avis“ leſe man H. Hengſt ſtatt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <floatingText> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="21"/><cb/> Blatte ſoll in der letzten Sitzung des Kammerausſchuſſes, welchem die Beſchwerden<lb/> der Biſchöfe zur Vorberathung zugewieſen ſind, ſelbſt der Abg. Völk zugegeben haben<lb/> daß eine formelle Verfaſſungsverletzung vorliege; Völk ſei ſogar der Anſicht, ſtatt<lb/> einer einfachen Beſchwerde den Weg der <hi rendition="#g">Miniſteranklage</hi> einzuſchlagen. —<lb/> Auf der Tagesordnung der übermorgen ſtattfindenden Sitzung der Kammer der<lb/> Abgeordneten ſteht Berathung und Beſchlußfaſſung: 1) über den Vortrag des<lb/> Abg. Kühlmann bezüglich der Rechnungsnachweiſungen über den Betrieb der<lb/> Verkehrsanſtalten für das Jahr 1869; 2) über den Vortrag desſelben Abgeord-<lb/> neten über den Antrag des k. Staatsminiſteriums der Finanzen, dann des Handels<lb/> und der öffentlichen Arbeiten, „außerordentliche Leiſtungen des Perſonals der<lb/> Verkehrsanſtalten während der Kriegszeit betreffend;“ dann ſchließlich Vortrag<lb/> des ſechsten Ausſchuſſes über geprüfte Anträge.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <dateline>⌙ <hi rendition="#b">München,</hi> 1 Jan.</dateline><lb/> <p>Das Gutachten der Kreisregierung von Ober-<lb/> bayern bezüglich der Ueberlaſſung der Studienkirche an die Altkatholiken zur Be-<lb/> nützung für ihren Gottesdienſt iſt, wie man weiß, zuſtimmend ausgefallen; hin-<lb/> gegen ſoll der Cultusminiſter, bei welchem die Sache jetzt zur Entſcheidung liegt,<lb/> wenig geneigt ſein dieſelbe den Altkatholiken einzuräumen. — Wenn einer oder<lb/> der andere Ihrer Leſer ſich informiren will, was man heutzutage in den katholiſchen<lb/> Geſellenvereinen den „Gläubigen“ zu bieten ſich nicht entblödet, ſo leſe er einen<lb/> am 25 Sept. 1871 im kathol. Geſellenverein dahier von Joh. Leipold gehaltenen,<lb/> jetzt (in der Weiß’ſchen Univerſitäts-Druckerei hier) im Druck erſchienenen Vortrag<lb/> „über die gegenwärtige religiöſe Bewegung unter den Moslemiten in Damaskus<lb/> und Syrien“ nach. Chriſtus und die Jungfrau Maria erſcheinen den Bekehrten<lb/> oder zu Bekehrenden leibhaftig, reden mit ihnen, helfen ihnen ihre Feſſeln zer-<lb/> brechen, ja die Jungfrau Maria nimmt einem Gefeſſelten eigenhändig den hölzernen<lb/> Handblock ab ꝛc. Den Zweifeln an der Möglichkeit ſolcher Wunder wird durch die ein-<lb/> fache „logiſche“ Erwägung begegnet daß, wenn Gott ſie vor Jahrtauſenden gewirkt<lb/> habe, kein Grund ſei mit den „Proteſtanten und andern leichtſinnigen Menſchen“<lb/> anzunehmen er werde es heute nicht auch thun. Das Hauptwunder erwartet der<lb/> Verfaſſer an den ſogenannten Altkatholiken, „um ihre ſtolzen aufgeblaſenen An-<lb/> hänger“ vollends um das bißchen Glauben zu bringen welches in dem Hefenſatz<lb/> ihres Zweifels- und Gährungsproceſſes bis jetzt noch übriggeblieben ſei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>⦶ <hi rendition="#b">Dresden,</hi> 31 Dec.</dateline><lb/> <p>In dieſen Tagen hat der Verein „Vaterlands-<lb/> dank“ in Dresden und Leipzig 100 Unterofficieren und Mannſchaften, beziehungs-<lb/> weiſe deren Hinterlaſſenen, die ihm vom Generalcommando des königl. ſächſiſchen<lb/> Armeecorps vorgeſchlagen worden waren, je 100 Thaler gewidmet, ſowie noch<lb/> einige andere anſehnliche Ehrengaben vertheilt. — Vorgeſtern iſt der Redacteur<lb/> des hieſigen ſocial-demokratiſchen Organs „Dresdener Volksbote,“ <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Otto<lb/> Walſter, auf Requiſition des Bezirksgerichts Mitweida verhaftet und dorthin ab-<lb/> geführt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>ᔭ <hi rendition="#b">Bremen,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <p>Der „Deutſche Nautiſche Verein,“ deſſen Vorſtand<lb/> hier von Beginn der nun vierjährigen Agitation an ſeinen Sitz hat, wird in den<lb/> drei letzten Tagen des kommenden Monats in Berlin ſeine Jahresverſammlung ab-<lb/> halten. Wenn er an dem Syndikus der hieſigen Handelskammer <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Schumacher<lb/> mit deſſen Uebertritt in den diplomatiſchen Reichsdienſt einen werthvollen Rath-<lb/> geber verliert, ſo darf er andrerſeits friſche Hoffnungen ſchöpfen aus der Neu-<lb/> beſetzung des Marineminiſteriums; denn nur von dort her, nicht aus dem rein mit<lb/> „Landratten“ beſetzten Reichskanzleramt, kann ſeinen Anliegen das wünſchenswerthe<lb/> Maß von Verſtändniß und Eifer entgegenkommen. Das Verzeichniß ſeiner Wünſche<lb/> aber iſt noch ſehr lang, wie die Tagesordnung der Verſammlung vom 29—31 Jan.<lb/> ergibt. Die Seemanns-Ordnung (<hi rendition="#aq">Merchant Shipping Act</hi>), zu welcher die Hanſe-<lb/> ſtädte in Gemeinſchaft mit Oldenburg einen Entwurf ausgearbeitet haben, iſt nicht<lb/> einmal mehr darunter, da es heißt, ſie ſolle der nächſten Reichstagsſeſſion zur<lb/> Verabſchiedung vorgelegt werden. Dagegen werden beſprochen werden: eine ge-<lb/> meinſchaftliche deutſche Strandungs-Ordnung, ein Tiefladegeſetz, Seemannscaſſen,<lb/> der Schutz des Privateigenthums im Seekriege, eine oberſte deutſche Seebehörde,<lb/> Zeitbälle, Nebelſignale, die Farbe der Signallichter, neue Leuchtthürme u. ſ. ſ.<lb/> Das Leuchthurmweſen iſt bekanntlich nirgends in Europa verwahrloster als an<lb/> den deutſchen Küſten, aber es ſoll jetzt endlich Ausſicht ſein daß die Reichsregierung<lb/> dem darauf bezüglichen ſchon ziemlich alten Reichstagsbeſchluſſe (Grumbrecht’ſchen<lb/> Antrag) praktiſche Folge gibt. Schließlich ſteht auf der Tagesordnung auch noch<lb/> der vielſagende Punkt „Helgoland als Nothhafen,“ welcher vorausſichtlich zu einem<lb/> rein fachmänniſchen politiſch ganz neutralen Votum des „Deutſchen Nautiſchen<lb/> Vereins“ dahingehend: daß Helgoland entweder in engliſchem oder in deutſchem<lb/> Beſitz zu einem Nothhafen für die hafenloſe deutſche Nordſeeküſte ausgebaut werden<lb/> müſſe, führen wird. Wenigſtens iſt dieß die täglich entſchiedener hervortretende An-<lb/> ſchauung in Seemanns- und Rhederkreiſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>ȋ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 31 Dec.</dateline><lb/> <p>Wenn ſonſt der Adreß-Ausſchuß verhandelte, war es<lb/> jedem draußen ſtehenden Abgeordneten vergönnt den Verhandlungen als ſtummer<lb/> Zuhörer beizuwohnen; die Praxis hatte aber den Nachtheil daß am Tage nach der<lb/> Sitzung, allen feierlichſt beträftigten Schweigensverpflichtungen zum Trotz, das<lb/> eine oder das andere — nach dem Grundſatz daß eine Hand die andere wäſcht —<lb/> protegirte Blatt regelmäßig im Stande war die geſammten Verhandlungen wort-<lb/> getreu wiederzugeben. Dieſer nichtsnutzigen Praxis iſt jetzt ein Ziel geſetzt: der<lb/> Ausſchuß bleibt dießmal ſtreng unter ſich, und ſo hat er denn ſchon geſtern unter<lb/> Clauſur ſeine Verathungen eröffnet. Daß das ganze Miniſterium der Sitzung bei-<lb/> wohnte, iſt ein Geheimniß, das nicht verſchwiegen bleiben konnte; wenn aber unter<lb/> den gegebenen Umſtänden abermals verſchiedene Blätter Mittheilungen über den<lb/> Gegenſtand und den Gang der Debatte zu Tage fördern, und wenn ſie namentlich<lb/> bereits verſichern zu dürfen glauben daß die vom Cabinet erbetenen und ertheilten<lb/> näheren Aufklärungen über ſeine Stellung ſowohl zu der Wahlreform als zu der<lb/> galiziſchen Frage „höchſt befriedigend“ erachtet ſind, ſo iſt das eine gewiß ſehr<lb/> wohlwollende Vermuthung, aber ebenſo gewiß auch eine bloße Vermuthung,<lb/> die ſich erwahren kann und hoffentlich erwahrt, die aber möglicherweiſe auch<lb/> ganz oder theilweiſe aus der Luft gegriffen iſt. Ob übrigens das Cabinet<lb/> die gedachte Neuerung lediglich im Intereſſe der Sache angeregt und durch-<lb/> geſetzt, oder ob es, zarteſt beſaitet wie es ſich in dieſer Richtung bereits<lb/> mehrfach bekundete, damit weſentlich nur der perſönlichen Empfindlichkeit ſeiner<lb/> Mitglieder Nechnung getragen, will ich unentſchieden laſſen. Die Redaction der<lb/><cb/> Adreſſe iſt dem Abg. Herbſt übertragen hat. — Mit dem morgigen Tage tritt ein<lb/> Inſtitut ins Leben welches den Londoner Detectives nachgebildet worden, und<lb/> obwohl als beſonderes Corps organiſirt, doch einen integrirenden Theil der Sicher-<lb/> heitsmannſchafts darſtellt. Das Corps ſcheint namentlich im Hinblick auf die<lb/> Weltausſtellung ins Leben gerufen zu ſein. Die alten „Vertrauten“ hören auf zu<lb/> exiſtiren. — Am 10 Januar findet der erſte Hofball ſtätt. Tags vorher kehrt die<lb/> Kaiſerin aus Meran zurück, um — ein lang’ entbehrter Gaſt — ihm mit der An-<lb/> muth ihrer Perſon die ſchönſte Zierde zu geben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 31 Dec.</dateline><lb/> <p>Ueber den Verlauf der Krankheit des Prinzen von<lb/> Wales wird gemeldet daß die Schmerzen nachgelaſſen haben; im Befinden des<lb/> Prinzen iſt keine Aenderung eingetreten. (T. N.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 31 Dec.</dateline><lb/> <p>Der „Obſerver,“ welcher in ſeiner heutigen Nummer<lb/> die Bismarck’ſche Note vom 7 d. beſpricht, bezeichnet dieſelbe als ein „Meiſterſtück<lb/> diplomatiſcher Strategie.“ — Der Sprecher des Unterhauſes, Dennyſon, wird,<lb/> wie man hört, bei ſeinem Rücktritte zum Viscount ernannt werden. (T. N.)</p> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verſchiedenes.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 25 Dec.</dateline><lb/> <head>Der <hi rendition="#g">letzte deutſche Verwundete.</hi></head><lb/> <p>Der Militärattache<lb/> der deutſchen Geſandtſchaft, Hauptmann v. <hi rendition="#g">Bülow,</hi> hatte vorgeſtern einen angenehmen.<lb/> Auftrag auszuführen, indem er dem letzten hier noch in Pflege befindlichen deutſchen.<lb/> Krieger das eiſerne Kreuz überbrachte. Hr. Moderſitzki aus Danzig, Kaufmann in Leip-<lb/> zig, war als Reſerve-Unterofficier im kgl. ſächſiſchen Schützenregiment am 2 Dec. 1870<lb/> bei Champigny, aus drei ſchweren Wunden blutend, in Gefangenſchaft gerathen. Der<lb/> Arme iſt noch nicht vollſtändig geheilt, hat alſo ein dreizehnmonatliches Schmerzens-<lb/> lager überſtanden. Seit 14 Tagen iſt Hr. Moderſitzki in einer Privatwohnung unter-<lb/> gebracht: bis dahin war er in dem Schweizer-Aſyl in aufopferndſter Pflege geweſen.<lb/> In dieſem Schweizer-Aſyl ſind die deutſchen Verwundeten auf eine wahrhaft rührende<lb/> Weiſe gepflegt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">Madrid.</hi> </dateline><lb/> <head>(<hi rendition="#g">Altkatholiſches</hi>).</head><lb/> <p>Antonio Aguayo, welcher den jüngſt er-<lb/> wähnten Aufruf zur Bildung einer ſpaniſchen Nationalkirche an der Spitze unterzeichnet<lb/> hat, beabſichtigt demnächſt eine Miſſionsreiſe durch Spanien zu machen, um ſeine Grund-<lb/> ſätze zu verbreiten. Zu den vielen Geiſtlichen welche ihren Namen unter den Aufruf<lb/> geſetzt haben ſind noch zwei hinzugetreten, und in den Provinzen ſind 48 Prieſter für<lb/> die Bewegung thätig. Doch ſagt Aguayo ſelbſt: „Der beklagenswerthe Ultramontanis-<lb/> mus hat in unſerm Lande die Folge gehabt daß es nur noch Bigotte und Ungläubige<lb/> gibt, und es wird uns ſehr ſchwer werden das reine Chriſtenthum wieder herzuſtellen,<lb/> wenn nicht fromme Chriſten anderer Länder uns unterſtützen.“ Der Secretär des Aus-<lb/> ſchuſſes, Escudero, hat neulich einen Brief an Döllinger gerichtet, worin er Sympathien<lb/> für den Altkatholicismus in Deutſchland kundgibt und ein gleiches von den Deutſchen<lb/> für die ſpaniſche Bewegung fordert. Die ſpaniſche Reformbewegung hat ſich übrigens<lb/> ſofort in einen viel ſchärfern Gegenſatz zu den Inſtitutionen des hiſtoriſchen Katholicis-<lb/> mus geſetzt, als die deutſchen Altkatholiken. Am nächſten kamen dem Aufrufe Aguayo’s<lb/> noch die bekannten Stuttgarter Beſchlüſſe.</p> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Induſtrie, Handel und Verkehr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 30 Dec.</dateline><lb/> <head><hi rendition="#g">Handelsüberſicht der Woche.</hi>)</head><lb/> <p>Obwohl die hinter<lb/> uns liegende Geſchäftswoche erſt mit Mittwoch begann, ſo müſſen doch die Trausactionen<lb/> auf allen Gebieten bedeutend genannt werden. Auf dem Geldmarkte zunächſt hielt die<lb/> ſchon heute vor acht Tagen verzetchnete Spannung nicht nur an, ſondern ſie wurde durch<lb/> den Bedarf für die ungemein ſtarke Börſenliquidation noch vergrößert daß ſie aber nur<lb/> vorübergehender Natur iſt, geht ans dem Umſtande hervor daß die Markerate für feinſtes<lb/> Papter (3 Proc.) nach wie vor auch für lange Sichten gang und gäde iſt, und ſo können<lb/> wir denn mit dem neuen Jahre, nachdem die gegenwärtig obwaltende Urſache für die<lb/> Spannung — der Bilanzabſchluß der Actienbanken — fortgefallen iſt, einer abermaligen<lb/> Plethora entgegenſehen. Auf die Fondsbörſe hat dieſer momentane Druck nicht den min-<lb/> deſten Einfluß ausgeübt, und trotz der Liquidation, die, wie bereits bemerkt, ganz ungewöhn-<lb/> lich ſtark war, fanden bedentende Umſätze ſtatt. Am meiſten gilt dieß von engliſchen Bah-<lb/> nen, in denen ſich eine vollſtändige Hauſſemanie entwickelte, und die mit Avancen bis zu<lb/> 5½ Proc. abſchließen, aber auch heimiſche Fonds und auswärtige Effecten ſchloßen ſich<lb/> der allgemeinen Bewegung an, und erzielten faſt ohne Ausnahme höhere Curſe, obwohl<lb/> das Geſchäft ſich hier hauptſächlich auf die Operationen des Anlagecapitals beſchränkte.<lb/> Für amerikaniſche Effecten machte ſich — mit der erklärlichen Ausnahme der 1862er<lb/> Bonds — gleichfalls ein guter Anlagebegehr bemerklich, welcher die Curſe um <formula notation="TeX">\frac{1}{8}</formula> bis <formula notation="TeX">\frac{3}{8}</formula><lb/> hob, während Bahnen ½—1½ anzogen. Die neue ungariſche Anleihe wird dem Ver-<lb/> nehmen nach in kommender Woche aufgelegt werden. Was die übrigen Departements<lb/> anvetrifft, ſo ſind noch Bankactien hervorzuheben, die wie gewöhnlich unmittelbar vor Er-<lb/> klärung der Dividenden ſehr begehrt waren. An der Wechſelbörſe machte ſich zunächſt eine<lb/> ſehr ſtarke Frage für Tratten auf Paris geltend; auch deutſche und holländiſche Deviſen<lb/> fielen etwas, doch war hier die Frage nicht bedeutend. Der Metallmarkt war ſehr ſtille,<lb/> in Gold fanden nur wenige Umſätze ſtatt; 182,000 Pf. St. floßen in die Bank, und den<lb/> nämlichen Weg werden vorausſichtlich etwa 500,000 Pf. St. gehen, welche mit nächſter<lb/> auſtraliſcher Poſt erwartet werden. Auch Silber iſt wieder im Preiſe gefallen, und bei<lb/> einer Einfuhr von 121,000 Pf. St., gegenüber einer Ausfuhr von 50,000 Pf. St., ſtellt<lb/> ſich die Notirung auf 60½ P. pr. Unze. — Auf dem Getreidemarkte war die Tendenz eine<lb/> weichende. Weizen konnte bei ſtarkem Import nur zu einer Reduction verkauft werden,<lb/> und ein gleiches gilt von Mehl, Hafer 1 Sh. niedriger; Gerſte unverändert, aber ebenfalls<lb/> matt. Emfuhr 12,780 Qrs. Weizen, 15,220 Q. Gerſte, 29,610 Q. Hafer, 2660 Sack,<lb/> und 6370 Faß Mehl. — Das Liverpooler Baumwollgeſchäft war wegen der Feiertage ſtille,<lb/> doch wußten die Notirungen ſich zu behaupten. Abſatz der Auctionen 53,080 B., wodon<lb/> 14,180 für Speculation und Export. Emfuhr 93,344 B., wirkliche Ausfuhr 10,501 B.,<lb/> Lagervorrath 566,901 B.</p><lb/> <list> <item>* <hi rendition="#b">Verlooſungskalender für den Monat Januar 1872.</hi></item><lb/> <item>2 Jan. Oeſterreichiſche 250 fl.-Looſe <hi rendition="#aq">à</hi> 4% von 1854. Serien-Ziehung.</item><lb/> <item>2 „ Oeſterreichiſche Credit 100 fl.-L. von 1858. Anszahlung am 1 Juli 1872.</item><lb/> <item>2 „ Großy. Heſſiſche 50 fl.-Looſe. Prämienztehung.</item><lb/> <item>2 „ Stadt Lübeck 50 Thlr.-L. <hi rendition="#aq">à</hi> 3½%. Auszahlung am 1 April 1872.</item><lb/> <item>2 „ Stadt Madrid 3proc. 100 Fr.-Looſe. Prämienziehung.</item><lb/> <item>2 „ Mailand-Como Rentenſcheine <hi rendition="#aq">à</hi> 14 fl. Conv.-M. 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Blatte ſoll in der letzten Sitzung des Kammerausſchuſſes, welchem die Beſchwerden
der Biſchöfe zur Vorberathung zugewieſen ſind, ſelbſt der Abg. Völk zugegeben haben
daß eine formelle Verfaſſungsverletzung vorliege; Völk ſei ſogar der Anſicht, ſtatt
einer einfachen Beſchwerde den Weg der Miniſteranklage einzuſchlagen. —
Auf der Tagesordnung der übermorgen ſtattfindenden Sitzung der Kammer der
Abgeordneten ſteht Berathung und Beſchlußfaſſung: 1) über den Vortrag des
Abg. Kühlmann bezüglich der Rechnungsnachweiſungen über den Betrieb der
Verkehrsanſtalten für das Jahr 1869; 2) über den Vortrag desſelben Abgeord-
neten über den Antrag des k. Staatsminiſteriums der Finanzen, dann des Handels
und der öffentlichen Arbeiten, „außerordentliche Leiſtungen des Perſonals der
Verkehrsanſtalten während der Kriegszeit betreffend;“ dann ſchließlich Vortrag
des ſechsten Ausſchuſſes über geprüfte Anträge.
⌙ München, 1 Jan.
Das Gutachten der Kreisregierung von Ober-
bayern bezüglich der Ueberlaſſung der Studienkirche an die Altkatholiken zur Be-
nützung für ihren Gottesdienſt iſt, wie man weiß, zuſtimmend ausgefallen; hin-
gegen ſoll der Cultusminiſter, bei welchem die Sache jetzt zur Entſcheidung liegt,
wenig geneigt ſein dieſelbe den Altkatholiken einzuräumen. — Wenn einer oder
der andere Ihrer Leſer ſich informiren will, was man heutzutage in den katholiſchen
Geſellenvereinen den „Gläubigen“ zu bieten ſich nicht entblödet, ſo leſe er einen
am 25 Sept. 1871 im kathol. Geſellenverein dahier von Joh. Leipold gehaltenen,
jetzt (in der Weiß’ſchen Univerſitäts-Druckerei hier) im Druck erſchienenen Vortrag
„über die gegenwärtige religiöſe Bewegung unter den Moslemiten in Damaskus
und Syrien“ nach. Chriſtus und die Jungfrau Maria erſcheinen den Bekehrten
oder zu Bekehrenden leibhaftig, reden mit ihnen, helfen ihnen ihre Feſſeln zer-
brechen, ja die Jungfrau Maria nimmt einem Gefeſſelten eigenhändig den hölzernen
Handblock ab ꝛc. Den Zweifeln an der Möglichkeit ſolcher Wunder wird durch die ein-
fache „logiſche“ Erwägung begegnet daß, wenn Gott ſie vor Jahrtauſenden gewirkt
habe, kein Grund ſei mit den „Proteſtanten und andern leichtſinnigen Menſchen“
anzunehmen er werde es heute nicht auch thun. Das Hauptwunder erwartet der
Verfaſſer an den ſogenannten Altkatholiken, „um ihre ſtolzen aufgeblaſenen An-
hänger“ vollends um das bißchen Glauben zu bringen welches in dem Hefenſatz
ihres Zweifels- und Gährungsproceſſes bis jetzt noch übriggeblieben ſei.
⦶ Dresden, 31 Dec.
In dieſen Tagen hat der Verein „Vaterlands-
dank“ in Dresden und Leipzig 100 Unterofficieren und Mannſchaften, beziehungs-
weiſe deren Hinterlaſſenen, die ihm vom Generalcommando des königl. ſächſiſchen
Armeecorps vorgeſchlagen worden waren, je 100 Thaler gewidmet, ſowie noch
einige andere anſehnliche Ehrengaben vertheilt. — Vorgeſtern iſt der Redacteur
des hieſigen ſocial-demokratiſchen Organs „Dresdener Volksbote,“ Dr. Otto
Walſter, auf Requiſition des Bezirksgerichts Mitweida verhaftet und dorthin ab-
geführt worden.
ᔭ Bremen, 30 Dec.
Der „Deutſche Nautiſche Verein,“ deſſen Vorſtand
hier von Beginn der nun vierjährigen Agitation an ſeinen Sitz hat, wird in den
drei letzten Tagen des kommenden Monats in Berlin ſeine Jahresverſammlung ab-
halten. Wenn er an dem Syndikus der hieſigen Handelskammer Dr. Schumacher
mit deſſen Uebertritt in den diplomatiſchen Reichsdienſt einen werthvollen Rath-
geber verliert, ſo darf er andrerſeits friſche Hoffnungen ſchöpfen aus der Neu-
beſetzung des Marineminiſteriums; denn nur von dort her, nicht aus dem rein mit
„Landratten“ beſetzten Reichskanzleramt, kann ſeinen Anliegen das wünſchenswerthe
Maß von Verſtändniß und Eifer entgegenkommen. Das Verzeichniß ſeiner Wünſche
aber iſt noch ſehr lang, wie die Tagesordnung der Verſammlung vom 29—31 Jan.
ergibt. Die Seemanns-Ordnung (Merchant Shipping Act), zu welcher die Hanſe-
ſtädte in Gemeinſchaft mit Oldenburg einen Entwurf ausgearbeitet haben, iſt nicht
einmal mehr darunter, da es heißt, ſie ſolle der nächſten Reichstagsſeſſion zur
Verabſchiedung vorgelegt werden. Dagegen werden beſprochen werden: eine ge-
meinſchaftliche deutſche Strandungs-Ordnung, ein Tiefladegeſetz, Seemannscaſſen,
der Schutz des Privateigenthums im Seekriege, eine oberſte deutſche Seebehörde,
Zeitbälle, Nebelſignale, die Farbe der Signallichter, neue Leuchtthürme u. ſ. ſ.
Das Leuchthurmweſen iſt bekanntlich nirgends in Europa verwahrloster als an
den deutſchen Küſten, aber es ſoll jetzt endlich Ausſicht ſein daß die Reichsregierung
dem darauf bezüglichen ſchon ziemlich alten Reichstagsbeſchluſſe (Grumbrecht’ſchen
Antrag) praktiſche Folge gibt. Schließlich ſteht auf der Tagesordnung auch noch
der vielſagende Punkt „Helgoland als Nothhafen,“ welcher vorausſichtlich zu einem
rein fachmänniſchen politiſch ganz neutralen Votum des „Deutſchen Nautiſchen
Vereins“ dahingehend: daß Helgoland entweder in engliſchem oder in deutſchem
Beſitz zu einem Nothhafen für die hafenloſe deutſche Nordſeeküſte ausgebaut werden
müſſe, führen wird. Wenigſtens iſt dieß die täglich entſchiedener hervortretende An-
ſchauung in Seemanns- und Rhederkreiſen.
ȋ Wien, 31 Dec.
Wenn ſonſt der Adreß-Ausſchuß verhandelte, war es
jedem draußen ſtehenden Abgeordneten vergönnt den Verhandlungen als ſtummer
Zuhörer beizuwohnen; die Praxis hatte aber den Nachtheil daß am Tage nach der
Sitzung, allen feierlichſt beträftigten Schweigensverpflichtungen zum Trotz, das
eine oder das andere — nach dem Grundſatz daß eine Hand die andere wäſcht —
protegirte Blatt regelmäßig im Stande war die geſammten Verhandlungen wort-
getreu wiederzugeben. Dieſer nichtsnutzigen Praxis iſt jetzt ein Ziel geſetzt: der
Ausſchuß bleibt dießmal ſtreng unter ſich, und ſo hat er denn ſchon geſtern unter
Clauſur ſeine Verathungen eröffnet. Daß das ganze Miniſterium der Sitzung bei-
wohnte, iſt ein Geheimniß, das nicht verſchwiegen bleiben konnte; wenn aber unter
den gegebenen Umſtänden abermals verſchiedene Blätter Mittheilungen über den
Gegenſtand und den Gang der Debatte zu Tage fördern, und wenn ſie namentlich
bereits verſichern zu dürfen glauben daß die vom Cabinet erbetenen und ertheilten
näheren Aufklärungen über ſeine Stellung ſowohl zu der Wahlreform als zu der
galiziſchen Frage „höchſt befriedigend“ erachtet ſind, ſo iſt das eine gewiß ſehr
wohlwollende Vermuthung, aber ebenſo gewiß auch eine bloße Vermuthung,
die ſich erwahren kann und hoffentlich erwahrt, die aber möglicherweiſe auch
ganz oder theilweiſe aus der Luft gegriffen iſt. Ob übrigens das Cabinet
die gedachte Neuerung lediglich im Intereſſe der Sache angeregt und durch-
geſetzt, oder ob es, zarteſt beſaitet wie es ſich in dieſer Richtung bereits
mehrfach bekundete, damit weſentlich nur der perſönlichen Empfindlichkeit ſeiner
Mitglieder Nechnung getragen, will ich unentſchieden laſſen. Die Redaction der
Adreſſe iſt dem Abg. Herbſt übertragen hat. — Mit dem morgigen Tage tritt ein
Inſtitut ins Leben welches den Londoner Detectives nachgebildet worden, und
obwohl als beſonderes Corps organiſirt, doch einen integrirenden Theil der Sicher-
heitsmannſchafts darſtellt. Das Corps ſcheint namentlich im Hinblick auf die
Weltausſtellung ins Leben gerufen zu ſein. Die alten „Vertrauten“ hören auf zu
exiſtiren. — Am 10 Januar findet der erſte Hofball ſtätt. Tags vorher kehrt die
Kaiſerin aus Meran zurück, um — ein lang’ entbehrter Gaſt — ihm mit der An-
muth ihrer Perſon die ſchönſte Zierde zu geben.
London, 31 Dec.
Ueber den Verlauf der Krankheit des Prinzen von
Wales wird gemeldet daß die Schmerzen nachgelaſſen haben; im Befinden des
Prinzen iſt keine Aenderung eingetreten. (T. N.)
London, 31 Dec.
Der „Obſerver,“ welcher in ſeiner heutigen Nummer
die Bismarck’ſche Note vom 7 d. beſpricht, bezeichnet dieſelbe als ein „Meiſterſtück
diplomatiſcher Strategie.“ — Der Sprecher des Unterhauſes, Dennyſon, wird,
wie man hört, bei ſeinem Rücktritte zum Viscount ernannt werden. (T. N.)
Verſchiedenes.
Paris, 25 Dec.
Der letzte deutſche Verwundete.
Der Militärattache
der deutſchen Geſandtſchaft, Hauptmann v. Bülow, hatte vorgeſtern einen angenehmen.
Auftrag auszuführen, indem er dem letzten hier noch in Pflege befindlichen deutſchen.
Krieger das eiſerne Kreuz überbrachte. Hr. Moderſitzki aus Danzig, Kaufmann in Leip-
zig, war als Reſerve-Unterofficier im kgl. ſächſiſchen Schützenregiment am 2 Dec. 1870
bei Champigny, aus drei ſchweren Wunden blutend, in Gefangenſchaft gerathen. Der
Arme iſt noch nicht vollſtändig geheilt, hat alſo ein dreizehnmonatliches Schmerzens-
lager überſtanden. Seit 14 Tagen iſt Hr. Moderſitzki in einer Privatwohnung unter-
gebracht: bis dahin war er in dem Schweizer-Aſyl in aufopferndſter Pflege geweſen.
In dieſem Schweizer-Aſyl ſind die deutſchen Verwundeten auf eine wahrhaft rührende
Weiſe gepflegt worden.
Madrid.
(Altkatholiſches).
Antonio Aguayo, welcher den jüngſt er-
wähnten Aufruf zur Bildung einer ſpaniſchen Nationalkirche an der Spitze unterzeichnet
hat, beabſichtigt demnächſt eine Miſſionsreiſe durch Spanien zu machen, um ſeine Grund-
ſätze zu verbreiten. Zu den vielen Geiſtlichen welche ihren Namen unter den Aufruf
geſetzt haben ſind noch zwei hinzugetreten, und in den Provinzen ſind 48 Prieſter für
die Bewegung thätig. Doch ſagt Aguayo ſelbſt: „Der beklagenswerthe Ultramontanis-
mus hat in unſerm Lande die Folge gehabt daß es nur noch Bigotte und Ungläubige
gibt, und es wird uns ſehr ſchwer werden das reine Chriſtenthum wieder herzuſtellen,
wenn nicht fromme Chriſten anderer Länder uns unterſtützen.“ Der Secretär des Aus-
ſchuſſes, Escudero, hat neulich einen Brief an Döllinger gerichtet, worin er Sympathien
für den Altkatholicismus in Deutſchland kundgibt und ein gleiches von den Deutſchen
für die ſpaniſche Bewegung fordert. Die ſpaniſche Reformbewegung hat ſich übrigens
ſofort in einen viel ſchärfern Gegenſatz zu den Inſtitutionen des hiſtoriſchen Katholicis-
mus geſetzt, als die deutſchen Altkatholiken. Am nächſten kamen dem Aufrufe Aguayo’s
noch die bekannten Stuttgarter Beſchlüſſe.
Induſtrie, Handel und Verkehr.
* London, 30 Dec.
Handelsüberſicht der Woche.)
Obwohl die hinter
uns liegende Geſchäftswoche erſt mit Mittwoch begann, ſo müſſen doch die Trausactionen
auf allen Gebieten bedeutend genannt werden. Auf dem Geldmarkte zunächſt hielt die
ſchon heute vor acht Tagen verzetchnete Spannung nicht nur an, ſondern ſie wurde durch
den Bedarf für die ungemein ſtarke Börſenliquidation noch vergrößert daß ſie aber nur
vorübergehender Natur iſt, geht ans dem Umſtande hervor daß die Markerate für feinſtes
Papter (3 Proc.) nach wie vor auch für lange Sichten gang und gäde iſt, und ſo können
wir denn mit dem neuen Jahre, nachdem die gegenwärtig obwaltende Urſache für die
Spannung — der Bilanzabſchluß der Actienbanken — fortgefallen iſt, einer abermaligen
Plethora entgegenſehen. Auf die Fondsbörſe hat dieſer momentane Druck nicht den min-
deſten Einfluß ausgeübt, und trotz der Liquidation, die, wie bereits bemerkt, ganz ungewöhn-
lich ſtark war, fanden bedentende Umſätze ſtatt. Am meiſten gilt dieß von engliſchen Bah-
nen, in denen ſich eine vollſtändige Hauſſemanie entwickelte, und die mit Avancen bis zu
5½ Proc. abſchließen, aber auch heimiſche Fonds und auswärtige Effecten ſchloßen ſich
der allgemeinen Bewegung an, und erzielten faſt ohne Ausnahme höhere Curſe, obwohl
das Geſchäft ſich hier hauptſächlich auf die Operationen des Anlagecapitals beſchränkte.
Für amerikaniſche Effecten machte ſich — mit der erklärlichen Ausnahme der 1862er
Bonds — gleichfalls ein guter Anlagebegehr bemerklich, welcher die Curſe um [FORMEL] bis [FORMEL]
hob, während Bahnen ½—1½ anzogen. Die neue ungariſche Anleihe wird dem Ver-
nehmen nach in kommender Woche aufgelegt werden. Was die übrigen Departements
anvetrifft, ſo ſind noch Bankactien hervorzuheben, die wie gewöhnlich unmittelbar vor Er-
klärung der Dividenden ſehr begehrt waren. An der Wechſelbörſe machte ſich zunächſt eine
ſehr ſtarke Frage für Tratten auf Paris geltend; auch deutſche und holländiſche Deviſen
fielen etwas, doch war hier die Frage nicht bedeutend. Der Metallmarkt war ſehr ſtille,
in Gold fanden nur wenige Umſätze ſtatt; 182,000 Pf. St. floßen in die Bank, und den
nämlichen Weg werden vorausſichtlich etwa 500,000 Pf. St. gehen, welche mit nächſter
auſtraliſcher Poſt erwartet werden. Auch Silber iſt wieder im Preiſe gefallen, und bei
einer Einfuhr von 121,000 Pf. St., gegenüber einer Ausfuhr von 50,000 Pf. St., ſtellt
ſich die Notirung auf 60½ P. pr. Unze. — Auf dem Getreidemarkte war die Tendenz eine
weichende. Weizen konnte bei ſtarkem Import nur zu einer Reduction verkauft werden,
und ein gleiches gilt von Mehl, Hafer 1 Sh. niedriger; Gerſte unverändert, aber ebenfalls
matt. Emfuhr 12,780 Qrs. Weizen, 15,220 Q. Gerſte, 29,610 Q. Hafer, 2660 Sack,
und 6370 Faß Mehl. — Das Liverpooler Baumwollgeſchäft war wegen der Feiertage ſtille,
doch wußten die Notirungen ſich zu behaupten. Abſatz der Auctionen 53,080 B., wodon
14,180 für Speculation und Export. Emfuhr 93,344 B., wirkliche Ausfuhr 10,501 B.,
Lagervorrath 566,901 B.
* Verlooſungskalender für den Monat Januar 1872.
2 Jan. Oeſterreichiſche 250 fl.-Looſe à 4% von 1854. Serien-Ziehung.
2 „ Oeſterreichiſche Credit 100 fl.-L. von 1858. Anszahlung am 1 Juli 1872.
2 „ Großy. Heſſiſche 50 fl.-Looſe. Prämienztehung.
2 „ Stadt Lübeck 50 Thlr.-L. à 3½%. Auszahlung am 1 April 1872.
2 „ Stadt Madrid 3proc. 100 Fr.-Looſe. Prämienziehung.
2 „ Mailand-Como Rentenſcheine à 14 fl. Conv.-M. Ausz. 1 Febr. 1872.
2 „ Stadt Mailand 45 Frc.-Looſe. Auszahlung am 1 Juli 1872.
2 „ Stadt Bordeaux 100 Frc. Looſe à 3%. Anszahl. 1 Mar 1872.
2 „ Stadt Bukareſt à 20 Fr. Auszahlung 5 März 1872.
2 „ Hamourger 50 Thaler-Looſe. Prämien-Ziehung.
2 „ Meininger 100 Thlr.-Pfaudbrieſe der Hypothekenbank. Prämienziehung.
2 „ Stuhlweißenburg-Raab G. 150 fl. Eiſenb.-Looſe. Prämtenziehung.
2 „ Stadt Trieſt 50 fl.-Looſe à 4%. Auszahl. 8 Tage nach der Ziehung.
10 „ Bart 100 Francs Looſe. Pramienziehung.
14 „ Ruſſiſche 100 S.R.-L. à 5%. Auszaht. am 14 April 1872.
15 „ Anhalt-Deſſauer 100 Gulden-Looſe.
15 „ Stadt Geut 3% 100 Fr.-Looſe von 1868. Prämienziehung.
15 „ Preußiſche 100 Thaler-Looſe. Prämienziehung.
15 „ Fürſt Salm-Reifferſcheid 40 Gulden-Looſe. Auszahlung am 15 Juli 1872.
30 „ Clary 40 Gulden Looſe. Prämienziehung.
Druckfehler.
* In dem der heutigen Zeitung vorgedruckten „Avis“ leſe man H. Hengſt ſtatt
H. Hempel, und in dem Sinprnger Brief Z. 3 v. u. verkörpere ſtatt verkürzere.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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