Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite
Güldenes Schwerd.

3. Einwurff. Wan der Sünder Buß
thut/ so soll seiner Ubertrettung/ die er be-
gangen hat/ nit gedacht werden/ wie Ezech.
18. v.
22. geschrieben stehet: Wan aber der
Sünder annoch zeitlich im Fegfewer her-
halten müste/ wäre das nit an seine Uber-
trettung gedacht?

Antwort: Solcher Sünder soll mit
dem ewigen Todt/ den er sonst verdient
hatte/ nit gestrafft/ und in so weit seiner U-
bertrettung vergessen werden; daß aber die
göttliche Gerechtigkeit seiner Ubertrettung
durch eine zeitliche Abstraffung geden-
cke/ solches lehrnen wir vielfältig auß gött-
licher Schrifft/ und der täglicher Erfahr-
nus. Und mein was eine gemächliche Sach
wäre das/ wan ein grober Sünder durch
das alleine Poenitet oder mea Culpa alles
widerumb zurecht machte/ und schnur recht
zum Himmel hineingienge! Wan das/
was brauchte man dan deß Fastens/ deß
Allmusens/ und anderer Wercker/ so uns
von Gott und der Kirchen so hoch und
thewr aufferlegt werden? Was wären dan
die Ablässe/ die Jubilea, daß H. Meeß-Opf-
fer und dergleichen vonnöhten? Man könne
also dieses alles frey kühn fahren lassen/

und
Guͤldenes Schwerd.

3. Einwurff. Wan der Suͤnder Buß
thut/ ſo ſoll ſeiner Ubertrettung/ die er be-
gangen hat/ nit gedacht werden/ wie Ezech.
18. v.
22. geſchrieben ſtehet: Wan aber der
Suͤnder annoch zeitlich im Fegfewer her-
halten muͤſte/ waͤre das nit an ſeine Uber-
trettung gedacht?

Antwort: Solcher Suͤnder ſoll mit
dem ewigen Todt/ den er ſonſt verdient
hatte/ nit geſtrafft/ und in ſo weit ſeiner U-
bertrettung vergeſſen werden; daß aber die
goͤttliche Gerechtigkeit ſeiner Ubertrettung
durch eine zeitliche Abſtraffung geden-
cke/ ſolches lehrnen wir vielfaͤltig auß goͤtt-
licher Schrifft/ und der taͤglicher Erfahr-
nus. Und mein was eine gemaͤchliche Sach
waͤre das/ wan ein grober Suͤnder durch
das alleine Pœnitet oder mea Culpa alles
widerumb zurecht machte/ und ſchnur recht
zum Himmel hineingienge! Wan das/
was brauchte man dan deß Faſtens/ deß
Allmuſens/ und anderer Wercker/ ſo uns
von Gott und der Kirchen ſo hoch und
thewr aufferlegt werden? Was waͤren dan
die Ablaͤſſe/ die Jubilea, daß H. Meeß-Opf-
fer und dergleichen vonnoͤhten? Man koͤnne
alſo dieſes alles frey kuͤhn fahren laſſen/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="4">
            <pb facs="#f0557" n="545"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gu&#x0364;ldenes Schwerd.</hi> </fw><lb/>
            <p>3. <hi rendition="#fr">Einwurff.</hi> Wan der Su&#x0364;nder Buß<lb/>
thut/ &#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;einer Ubertrettung/ die er be-<lb/>
gangen hat/ nit gedacht werden/ wie <hi rendition="#aq">Ezech.<lb/>
18. v.</hi> 22. ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet: Wan aber der<lb/>
Su&#x0364;nder annoch zeitlich im Fegfewer her-<lb/>
halten mu&#x0364;&#x017F;te/ wa&#x0364;re das nit an &#x017F;eine Uber-<lb/>
trettung gedacht?</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Antwort:</hi> Solcher Su&#x0364;nder &#x017F;oll mit<lb/>
dem ewigen Todt/ den er &#x017F;on&#x017F;t verdient<lb/>
hatte/ nit ge&#x017F;trafft/ und in &#x017F;o weit &#x017F;einer U-<lb/>
bertrettung verge&#x017F;&#x017F;en werden; daß aber die<lb/>
go&#x0364;ttliche Gerechtigkeit &#x017F;einer Ubertrettung<lb/>
durch eine zeitliche Ab&#x017F;traffung geden-<lb/>
cke/ &#x017F;olches lehrnen wir vielfa&#x0364;ltig auß go&#x0364;tt-<lb/>
licher Schrifft/ und der ta&#x0364;glicher Erfahr-<lb/>
nus. Und mein was eine gema&#x0364;chliche Sach<lb/>
wa&#x0364;re das/ wan ein grober Su&#x0364;nder durch<lb/>
das alleine <hi rendition="#aq">P&#x0153;nitet</hi> oder <hi rendition="#aq">mea Culpa</hi> alles<lb/>
widerumb zurecht machte/ und &#x017F;chnur recht<lb/>
zum Himmel hineingienge! Wan das/<lb/>
was brauchte man dan deß Fa&#x017F;tens/ deß<lb/>
Allmu&#x017F;ens/ und anderer Wercker/ &#x017F;o uns<lb/>
von Gott und der Kirchen &#x017F;o hoch und<lb/>
thewr aufferlegt werden? Was wa&#x0364;ren dan<lb/>
die Abla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ die <hi rendition="#aq">Jubilea,</hi> daß H. Meeß-Opf-<lb/>
fer und dergleichen vonno&#x0364;hten? Man ko&#x0364;nne<lb/>
al&#x017F;o die&#x017F;es alles frey ku&#x0364;hn fahren la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0557] Guͤldenes Schwerd. 3. Einwurff. Wan der Suͤnder Buß thut/ ſo ſoll ſeiner Ubertrettung/ die er be- gangen hat/ nit gedacht werden/ wie Ezech. 18. v. 22. geſchrieben ſtehet: Wan aber der Suͤnder annoch zeitlich im Fegfewer her- halten muͤſte/ waͤre das nit an ſeine Uber- trettung gedacht? Antwort: Solcher Suͤnder ſoll mit dem ewigen Todt/ den er ſonſt verdient hatte/ nit geſtrafft/ und in ſo weit ſeiner U- bertrettung vergeſſen werden; daß aber die goͤttliche Gerechtigkeit ſeiner Ubertrettung durch eine zeitliche Abſtraffung geden- cke/ ſolches lehrnen wir vielfaͤltig auß goͤtt- licher Schrifft/ und der taͤglicher Erfahr- nus. Und mein was eine gemaͤchliche Sach waͤre das/ wan ein grober Suͤnder durch das alleine Pœnitet oder mea Culpa alles widerumb zurecht machte/ und ſchnur recht zum Himmel hineingienge! Wan das/ was brauchte man dan deß Faſtens/ deß Allmuſens/ und anderer Wercker/ ſo uns von Gott und der Kirchen ſo hoch und thewr aufferlegt werden? Was waͤren dan die Ablaͤſſe/ die Jubilea, daß H. Meeß-Opf- fer und dergleichen vonnoͤhten? Man koͤnne alſo dieſes alles frey kuͤhn fahren laſſen/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/557
Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/557>, abgerufen am 25.11.2024.