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Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

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Güldenes Schwerd.
ligen bleibt. Fals ihr aber contendiren wol-
let/ daß durch diesen Baum die Seele ver-
standen werde/ so antworte ich/ daß der
Text diesen Verstand habe: Wan die See-
le gegen Mittnacht falle/ das ist: verdambt
werde/ so bleibt sie verdambt; falt sie aber
gegen Mittag/ das ist: wird sie seelig/ so
bleibt sie seelig; dieser Verstand aber
schleust das Fegfewer nit auß/ massen auch
die jenige Seel seelig wird/ und der See-
ligkeit schon einen Anfang gemacht/ die
zum Fegfewer kommt.

3. Einwurff. Der Schächer am Creutz
ist ja ohne Fegfewr zum himmlischen Pa-
radeyß hineingangen; und was der Hey-
land diesem Schächer versprochen und mit-
getheilt/ dessen hat er auch alle Gläubige
versichert/ Joan. 5. v. 24. Warlich/ war-
lich ich sage euch/ wer mein Wort hö-
ret/ und glaubet dem/ der mich gesand
hat/ der hat das ewige Leben/ und er
kombt nicht ins Gerichte/ sonderen
ist vom Todt zum Leben hinüber-
gangen.

Antwort. Nit allein der Schächer am
Creutz/ sonderen tausend und tausend an-
dere seynd ohne Fegfewer zur himmlischen

Frew-

Guͤldenes Schwerd.
ligen bleibt. Fals ihr aber contendiren wol-
let/ daß durch dieſen Baum die Seele ver-
ſtanden werde/ ſo antworte ich/ daß der
Text dieſen Verſtand habe: Wan die See-
le gegen Mittnacht falle/ das iſt: verdambt
werde/ ſo bleibt ſie verdambt; falt ſie aber
gegen Mittag/ das iſt: wird ſie ſeelig/ ſo
bleibt ſie ſeelig; dieſer Verſtand aber
ſchleuſt das Fegfewer nit auß/ maſſen auch
die jenige Seel ſeelig wird/ und der See-
ligkeit ſchon einen Anfang gemacht/ die
zum Fegfewer kommt.

3. Einwurff. Der Schaͤcher am Creutz
iſt ja ohne Fegfewr zum himmliſchen Pa-
radeyß hineingangen; und was der Hey-
land dieſem Schaͤcher verſprochen und mit-
getheilt/ deſſen hat er auch alle Glaͤubige
verſichert/ Joan. 5. v. 24. Warlich/ war-
lich ich ſage euch/ wer mein Wort hoͤ-
ret/ und glaubet dem/ der mich geſand
hat/ der hat das ewige Leben/ und er
kombt nicht ins Gerichte/ ſonderen
iſt vom Todt zum Leben hinuͤber-
gangen.

Antwort. Nit allein der Schaͤcher am
Creutz/ ſonderen tauſend und tauſend an-
dere ſeynd ohne Fegfewer zur himmliſchen

Frew-
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[543/0555] Guͤldenes Schwerd. ligen bleibt. Fals ihr aber contendiren wol- let/ daß durch dieſen Baum die Seele ver- ſtanden werde/ ſo antworte ich/ daß der Text dieſen Verſtand habe: Wan die See- le gegen Mittnacht falle/ das iſt: verdambt werde/ ſo bleibt ſie verdambt; falt ſie aber gegen Mittag/ das iſt: wird ſie ſeelig/ ſo bleibt ſie ſeelig; dieſer Verſtand aber ſchleuſt das Fegfewer nit auß/ maſſen auch die jenige Seel ſeelig wird/ und der See- ligkeit ſchon einen Anfang gemacht/ die zum Fegfewer kommt. 3. Einwurff. Der Schaͤcher am Creutz iſt ja ohne Fegfewr zum himmliſchen Pa- radeyß hineingangen; und was der Hey- land dieſem Schaͤcher verſprochen und mit- getheilt/ deſſen hat er auch alle Glaͤubige verſichert/ Joan. 5. v. 24. Warlich/ war- lich ich ſage euch/ wer mein Wort hoͤ- ret/ und glaubet dem/ der mich geſand hat/ der hat das ewige Leben/ und er kombt nicht ins Gerichte/ ſonderen iſt vom Todt zum Leben hinuͤber- gangen. Antwort. Nit allein der Schaͤcher am Creutz/ ſonderen tauſend und tauſend an- dere ſeynd ohne Fegfewer zur himmliſchen Frew-

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Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/555>, abgerufen am 22.11.2024.