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Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

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Güldenes Schwerd.
der Leich Abner geweynet. c. 12. v. 12. bettet
Tobias mit Trähnen für die Todte/ die er
deß Tags in sein Hauß verbarge/ und deß
Nachts begrube. Ecclesiastici c. 7. v. 37. Du
solt nit verbieten einem Todten Guts
zu thun.
Mein was wäre doch das Wey-
nen und Klagen/ das Betten und Fasten
der Egypter und Jsraeliter vonnöhten ge-
wesen/ wan die Verstorbene/ zu deren Trost
solches geschahe/ damitten nit hätten kön-
nen geholffen werden? Was dürffe man
einem Todten Guts thuen/ wan alles
Guts/ so für die Todten verrichtet werde/
vergebens seyn solle?

8. Wan ein Gerechter/ welcher/ laut gött-
licher Schrifft/ alle Tag siebenmahl falt/
das ist: sieben kleine oder läßliche Sünden
begehet/ ohne Berewung solcher Sünden
hinsterben solte/ wo woltet ihr Widersage-
re desselben Seele hinschicken? Zum Him-
mel? Diß aber ist gewiß/ daß solcher See-
len der Paß zum Himmel abgeschnitten
seye/ weilen nichts Unbeflecktes darein ge-
hen mag. Zur Höllen? Auch nit; dan eine
läßliche Sünde an sich solche Bößheit nit
hat/ daß sie die ewige Verdamnus bringe/
sonsten kein Mensch/ oder doch gar wenige

ausser

Guͤldenes Schwerd.
der Leich Abner geweynet. c. 12. v. 12. bettet
Tobias mit Traͤhnen für die Todte/ die er
deß Tags in ſein Hauß verbarge/ und deß
Nachts begrube. Eccleſiaſtici c. 7. v. 37. Du
ſolt nit verbieten einem Todten Guts
zu thun.
Mein was waͤre doch das Wey-
nen und Klagen/ das Betten und Faſten
der Egypter und Jſraeliter vonnoͤhten ge-
weſen/ wan die Verſtorbene/ zu deren Troſt
ſolches geſchahe/ damitten nit haͤtten koͤn-
nen geholffen werden? Was duͤrffe man
einem Todten Guts thuen/ wan alles
Guts/ ſo fuͤr die Todten verrichtet werde/
vergebens ſeyn ſolle?

8. Wan ein Gerechter/ welcher/ laut goͤtt-
licher Schrifft/ alle Tag ſiebenmahl falt/
das iſt: ſieben kleine oder laͤßliche Suͤnden
begehet/ ohne Berewung ſolcher Suͤnden
hinſterben ſolte/ wo woltet ihr Widerſage-
re deſſelben Seele hinſchicken? Zum Him-
mel? Diß aber iſt gewiß/ daß ſolcher See-
len der Paß zum Himmel abgeſchnitten
ſeye/ weilen nichts Unbeflecktes darein ge-
hen mag. Zur Hoͤllen? Auch nit; dan eine
laͤßliche Suͤnde an ſich ſolche Boͤßheit nit
hat/ daß ſie die ewige Verdamnus bringe/
ſonſten kein Menſch/ oder doch gar wenige

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[538/0550] Guͤldenes Schwerd. der Leich Abner geweynet. c. 12. v. 12. bettet Tobias mit Traͤhnen für die Todte/ die er deß Tags in ſein Hauß verbarge/ und deß Nachts begrube. Eccleſiaſtici c. 7. v. 37. Du ſolt nit verbieten einem Todten Guts zu thun. Mein was waͤre doch das Wey- nen und Klagen/ das Betten und Faſten der Egypter und Jſraeliter vonnoͤhten ge- weſen/ wan die Verſtorbene/ zu deren Troſt ſolches geſchahe/ damitten nit haͤtten koͤn- nen geholffen werden? Was duͤrffe man einem Todten Guts thuen/ wan alles Guts/ ſo fuͤr die Todten verrichtet werde/ vergebens ſeyn ſolle? 8. Wan ein Gerechter/ welcher/ laut goͤtt- licher Schrifft/ alle Tag ſiebenmahl falt/ das iſt: ſieben kleine oder laͤßliche Suͤnden begehet/ ohne Berewung ſolcher Suͤnden hinſterben ſolte/ wo woltet ihr Widerſage- re deſſelben Seele hinſchicken? Zum Him- mel? Diß aber iſt gewiß/ daß ſolcher See- len der Paß zum Himmel abgeſchnitten ſeye/ weilen nichts Unbeflecktes darein ge- hen mag. Zur Hoͤllen? Auch nit; dan eine laͤßliche Suͤnde an ſich ſolche Boͤßheit nit hat/ daß ſie die ewige Verdamnus bringe/ ſonſten kein Menſch/ oder doch gar wenige auſſer

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Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/550>, abgerufen am 22.11.2024.