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Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708.

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Güldenes Schwerd.
421. geschrieben/ daß die Priestere nicht nur
die Vergebung der Sünden verkündigen/
sonderen auch warhafftig vergeben/ doch
aber (setzet er hinzu) nicht als Richtere/ die
freye Gewalt hierin hätten/ sonderen auß
der von Gott verliehner Gewalt und Be-
fehl. Jst das aber nit ein Gerstenbergischer
Redens-Art Außflüchte zu suchen? Mein!
bestehet dan das warhaffte Richter-Ambt
darin/ daß man auß eygener von sich selbst
habender Gewalt urtheile? solcher Weiß
würde kein eintziger warhaffter Richter auff
Erden seyn/ weilen keiner/ kein Käyser/ kein
König/ kein Fürst/ und wer er auch immer
an Gerichteren seyn mag/ seine Gewalt und
Authorität von ihm selbsten/ sonderen vom
König aller Königen/ vom Herrn aller
Herren/ von Gott hat.

2. Einwurff: Wan der Priester ey-
gentliche und freye Gewalt hätte zu binden
und zu lösen/ so würde kein Heuchler im
Himmel gebunden/ weilen der Beicht-
Vatter/ durch deß Heuchlers Busse betro-
gen/ solchen loß spricht. Ja der allergottlo-
seste Pabst wäre im Himmel nicht gebun-
den/ weilen solchen auff Erden niemand
bindet. Also H. Gerstenberger/ pag. 422.

Ant-
V

Güldenes Schwerd.
421. geſchrieben/ daß die Prieſtere nicht nur
die Vergebung der Suͤnden verkuͤndigen/
ſonderen auch warhafftig vergeben/ doch
aber (ſetzet er hinzu) nicht als Richtere/ die
freye Gewalt hierin haͤtten/ ſonderen auß
der von Gott verliehner Gewalt und Be-
fehl. Jſt das aber nit ein Gerſtenbergiſcher
Redens-Art Außfluͤchte zu ſuchen? Mein!
beſtehet dan das warhaffte Richter-Ambt
darin/ daß man auß eygener von ſich ſelbſt
habender Gewalt urtheile? ſolcher Weiß
wuͤrde kein eintziger warhaffter Richter auff
Erden ſeyn/ weilen keiner/ kein Kaͤyſer/ kein
Koͤnig/ kein Fuͤrſt/ und wer er auch immer
an Gerichteren ſeyn mag/ ſeine Gewalt und
Authoritaͤt von ihm ſelbſten/ ſonderen vom
Koͤnig aller Koͤnigen/ vom Herꝛn aller
Herren/ von Gott hat.

2. Einwurff: Wan der Prieſter ey-
gentliche und freye Gewalt haͤtte zu binden
und zu loͤſen/ ſo wuͤrde kein Heuchler im
Himmel gebunden/ weilen der Beicht-
Vatter/ durch deß Heuchlers Buſſe betro-
gen/ ſolchen loß ſpricht. Ja der allergottlo-
ſeſte Pabſt waͤre im Himmel nicht gebun-
den/ weilen ſolchen auff Erden niemand
bindet. Alſo H. Gerſtenberger/ pag. 422.

Ant-
V
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[457/0469] Güldenes Schwerd. 421. geſchrieben/ daß die Prieſtere nicht nur die Vergebung der Suͤnden verkuͤndigen/ ſonderen auch warhafftig vergeben/ doch aber (ſetzet er hinzu) nicht als Richtere/ die freye Gewalt hierin haͤtten/ ſonderen auß der von Gott verliehner Gewalt und Be- fehl. Jſt das aber nit ein Gerſtenbergiſcher Redens-Art Außfluͤchte zu ſuchen? Mein! beſtehet dan das warhaffte Richter-Ambt darin/ daß man auß eygener von ſich ſelbſt habender Gewalt urtheile? ſolcher Weiß wuͤrde kein eintziger warhaffter Richter auff Erden ſeyn/ weilen keiner/ kein Kaͤyſer/ kein Koͤnig/ kein Fuͤrſt/ und wer er auch immer an Gerichteren ſeyn mag/ ſeine Gewalt und Authoritaͤt von ihm ſelbſten/ ſonderen vom Koͤnig aller Koͤnigen/ vom Herꝛn aller Herren/ von Gott hat. 2. Einwurff: Wan der Prieſter ey- gentliche und freye Gewalt haͤtte zu binden und zu loͤſen/ ſo wuͤrde kein Heuchler im Himmel gebunden/ weilen der Beicht- Vatter/ durch deß Heuchlers Buſſe betro- gen/ ſolchen loß ſpricht. Ja der allergottlo- ſeſte Pabſt waͤre im Himmel nicht gebun- den/ weilen ſolchen auff Erden niemand bindet. Alſo H. Gerſtenberger/ pag. 422. Ant- V

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Zitationshilfe: Niviandts, Friedrich: Güldenes Schwerd. Köln, 1708, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niviandts_schwerd_1708/469>, abgerufen am 22.11.2024.