Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.Ich selber freilich -- ich sah noch keinen grossen So Manchen fand ich schon, der streckte und blähte Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies: Diess Heute ist des Pöbels: wer weiss da noch, Du suchst nach grossen Menschen, du wunder¬ Also sprach Zarathustra, getrösteten Herzens, und Ich selber freilich — ich sah noch keinen grossen So Manchen fand ich schon, der streckte und blähte Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies: Diess Heute ist des Pöbels: wer weiss da noch, Du suchst nach grossen Menschen, du wunder¬ Also sprach Zarathustra, getrösteten Herzens, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0041" n="34"/> <p>Ich selber freilich — ich sah noch keinen grossen<lb/> Menschen. Was gross ist, dafür ist das Auge der<lb/> Feinsten heute grob. Es ist das Reich des Pöbels.</p><lb/> <p>So Manchen fand ich schon, der streckte und blähte<lb/> sich, und das Volk schrie: „Seht da, einen grossen<lb/> Menschen!“ Aber was helfen alle Blasebälge! Zuletzt<lb/> fährt der Wind heraus.</p><lb/> <p>Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies:<lb/> da fährt der Wind heraus. Einem Geschwollnen in den<lb/> Bauch stechen, das heisse ich eine brave Kurzweil.<lb/> Hört das, ihr Knaben!</p><lb/> <p>Diess Heute ist des Pöbels: wer <hi rendition="#g">weiss</hi> da noch,<lb/> was gross, was klein ist! Wer suchte da mit Glück<lb/> nach Grösse! Ein Narr allein: den Narren glückt's.</p><lb/> <p>Du suchst nach grossen Menschen, du wunder¬<lb/> licher Narr? Wer <hi rendition="#g">lehrte's</hi> dich? Ist heute dazu die<lb/> Zeit? Oh du schlimmer Sucher, was — versuchst du<lb/> mich?“ — —</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra, getrösteten Herzens, und<lb/> gieng lachend seines Wegs fürbass.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0041]
Ich selber freilich — ich sah noch keinen grossen
Menschen. Was gross ist, dafür ist das Auge der
Feinsten heute grob. Es ist das Reich des Pöbels.
So Manchen fand ich schon, der streckte und blähte
sich, und das Volk schrie: „Seht da, einen grossen
Menschen!“ Aber was helfen alle Blasebälge! Zuletzt
fährt der Wind heraus.
Zuletzt platzt ein Frosch, der sich zu lange aufblies:
da fährt der Wind heraus. Einem Geschwollnen in den
Bauch stechen, das heisse ich eine brave Kurzweil.
Hört das, ihr Knaben!
Diess Heute ist des Pöbels: wer weiss da noch,
was gross, was klein ist! Wer suchte da mit Glück
nach Grösse! Ein Narr allein: den Narren glückt's.
Du suchst nach grossen Menschen, du wunder¬
licher Narr? Wer lehrte's dich? Ist heute dazu die
Zeit? Oh du schlimmer Sucher, was — versuchst du
mich?“ — —
Also sprach Zarathustra, getrösteten Herzens, und
gieng lachend seines Wegs fürbass.
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/41>, abgerufen am 16.07.2024. |