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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

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Nicht, woher ihr kommt, mache euch fürderhin
eure Ehre, sondern wohin ihr geht! Euer Wille und
euer Fuss, der über euch selber hinaus will, -- das
mache eure neue Ehre!

Wahrlich nicht, dass ihr einem Fürsten gedient
habt -- was liegt noch an Fürsten! -- oder dem, was
steht, zum Bollwerk wurdet, dass es fester stünde!

Nicht, dass euer Geschlecht an Höfen höfisch
wurde, und ihr lerntet, bunt, einem Flamingo ähnlich,
lange Stunden in flachen Teichen stehn.

-- Denn Stehen-können ist ein Verdienst bei
Höflingen; und alle Höflinge glauben, zur Seligkeit
nach dem Tode gehöre -- Sitzen-dürfen! --

Nicht auch, dass ein Geist, den sie heilig nennen,
eure Vorfahren in gelobte Länder führte, die ich
nicht lobe: denn wo der schlimmste aller Bäume wuchs,
das Kreuz, -- an dem Lande ist Nichts zu loben! --
-- und wahrlich, wohin dieser "heilige Geist"
auch seine Ritter führte, immer liefen bei solchen
Zügen -- Ziegen und Gänse und Kreuz- und Querköpfe
voran! --

Oh meine Brüder, nicht zurück soll euer Adel
schauen, sondern hinaus! Vertriebene sollt ihr sein
aus allen Vater- und Urväterländern!

Eurer Kinder Land sollt ihr lieben: diese Liebe sei
euer neuer Adel, -- das unentdeckte, im fernsten Meere!
Nach ihm heisse ich eure Segel suchen und suchen!

An euren Kindern sollt ihr gut machen, dass
ihr eurer Väter Kinder seid: alles Vergangene sollt
ihr so erlösen! Diese neue Tafel stelle ich über euch!


Nicht, woher ihr kommt, mache euch fürderhin
eure Ehre, sondern wohin ihr geht! Euer Wille und
euer Fuss, der über euch selber hinaus will, — das
mache eure neue Ehre!

Wahrlich nicht, dass ihr einem Fürsten gedient
habt — was liegt noch an Fürsten! — oder dem, was
steht, zum Bollwerk wurdet, dass es fester stünde!

Nicht, dass euer Geschlecht an Höfen höfisch
wurde, und ihr lerntet, bunt, einem Flamingo ähnlich,
lange Stunden in flachen Teichen stehn.

— Denn Stehen-können ist ein Verdienst bei
Höflingen; und alle Höflinge glauben, zur Seligkeit
nach dem Tode gehöre — Sitzen-dürfen! —

Nicht auch, dass ein Geist, den sie heilig nennen,
eure Vorfahren in gelobte Länder führte, die ich
nicht lobe: denn wo der schlimmste aller Bäume wuchs,
das Kreuz, — an dem Lande ist Nichts zu loben! —
— und wahrlich, wohin dieser „heilige Geist“
auch seine Ritter führte, immer liefen bei solchen
Zügen — Ziegen und Gänse und Kreuz- und Querköpfe
voran! —

Oh meine Brüder, nicht zurück soll euer Adel
schauen, sondern hinaus! Vertriebene sollt ihr sein
aus allen Vater- und Urväterländern!

Eurer Kinder Land sollt ihr lieben: diese Liebe sei
euer neuer Adel, — das unentdeckte, im fernsten Meere!
Nach ihm heisse ich eure Segel suchen und suchen!

An euren Kindern sollt ihr gut machen, dass
ihr eurer Väter Kinder seid: alles Vergangene sollt
ihr so erlösen! Diese neue Tafel stelle ich über euch!


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[75/0085] Nicht, woher ihr kommt, mache euch fürderhin eure Ehre, sondern wohin ihr geht! Euer Wille und euer Fuss, der über euch selber hinaus will, — das mache eure neue Ehre! Wahrlich nicht, dass ihr einem Fürsten gedient habt — was liegt noch an Fürsten! — oder dem, was steht, zum Bollwerk wurdet, dass es fester stünde! Nicht, dass euer Geschlecht an Höfen höfisch wurde, und ihr lerntet, bunt, einem Flamingo ähnlich, lange Stunden in flachen Teichen stehn. — Denn Stehen-können ist ein Verdienst bei Höflingen; und alle Höflinge glauben, zur Seligkeit nach dem Tode gehöre — Sitzen-dürfen! — Nicht auch, dass ein Geist, den sie heilig nennen, eure Vorfahren in gelobte Länder führte, die ich nicht lobe: denn wo der schlimmste aller Bäume wuchs, das Kreuz, — an dem Lande ist Nichts zu loben! — — und wahrlich, wohin dieser „heilige Geist“ auch seine Ritter führte, immer liefen bei solchen Zügen — Ziegen und Gänse und Kreuz- und Querköpfe voran! — Oh meine Brüder, nicht zurück soll euer Adel schauen, sondern hinaus! Vertriebene sollt ihr sein aus allen Vater- und Urväterländern! Eurer Kinder Land sollt ihr lieben: diese Liebe sei euer neuer Adel, — das unentdeckte, im fernsten Meere! Nach ihm heisse ich eure Segel suchen und suchen! An euren Kindern sollt ihr gut machen, dass ihr eurer Väter Kinder seid: alles Vergangene sollt ihr so erlösen! Diese neue Tafel stelle ich über euch!

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/85>, abgerufen am 24.11.2024.