Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu
Ende: -- und wahrlich, ein gutes fröhliches Götter-
Ende hatten sie!

Sie "dämmerten" sich nicht zu Tode, -- das lügt
man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal
zu Tode -- gelacht!

Das geschah, als das gottloseste Wort von einem
Gotte selber ausgieng, -- das Wort: "Es ist Ein Gott!
Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!" --

-- ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger
vergass sich also: --

Und alle Götter lachten damals und wackelten auf
ihren Stühlen und riefen: "Ist das nicht eben Göttlich¬
keit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?"

Wer Ohren hat, der höre. --

Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte
und welche zubenannt ist "die bunte Kuh." Von hier
nämlich hatte er nur noch zwei Tage zu gehen, dass
er wieder in seine Höhle käme und zu seinen Thieren;
seine Seele aber frohlockte beständig ob der Nähe
seiner Heimkehr. --


Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu
Ende: — und wahrlich, ein gutes fröhliches Götter-
Ende hatten sie!

Sie „dämmerten“ sich nicht zu Tode, — das lügt
man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal
zu Tode — gelacht!

Das geschah, als das gottloseste Wort von einem
Gotte selber ausgieng, — das Wort: „Es ist Ein Gott!
Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!“ —

— ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger
vergass sich also: —

Und alle Götter lachten damals und wackelten auf
ihren Stühlen und riefen: „Ist das nicht eben Göttlich¬
keit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?“

Wer Ohren hat, der höre. —

Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte
und welche zubenannt ist „die bunte Kuh.“ Von hier
nämlich hatte er nur noch zwei Tage zu gehen, dass
er wieder in seine Höhle käme und zu seinen Thieren;
seine Seele aber frohlockte beständig ob der Nähe
seiner Heimkehr. —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0056" n="46"/>
          <p>Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu<lb/>
Ende: &#x2014; und wahrlich, ein gutes fröhliches Götter-<lb/>
Ende hatten sie!</p><lb/>
          <p>Sie &#x201E;dämmerten&#x201C; sich nicht zu Tode, &#x2014; das lügt<lb/>
man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal<lb/>
zu Tode &#x2014; <hi rendition="#g">gelacht</hi>!</p><lb/>
          <p>Das geschah, als das gottloseste Wort von einem<lb/>
Gotte selber ausgieng, &#x2014; das Wort: &#x201E;Es ist Ein Gott!<lb/>
Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>&#x2014; ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger<lb/>
vergass sich also: &#x2014;</p><lb/>
          <p>Und alle Götter lachten damals und wackelten auf<lb/>
ihren Stühlen und riefen: &#x201E;Ist das nicht eben Göttlich¬<lb/>
keit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?&#x201C;</p><lb/>
          <p>Wer Ohren hat, der höre. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte<lb/>
und welche zubenannt ist &#x201E;die bunte Kuh.&#x201C; Von hier<lb/>
nämlich hatte er nur noch zwei Tage zu gehen, dass<lb/>
er wieder in seine Höhle käme und zu seinen Thieren;<lb/>
seine Seele aber frohlockte beständig ob der Nähe<lb/>
seiner Heimkehr. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0056] Mit den alten Göttern gieng es ja lange schon zu Ende: — und wahrlich, ein gutes fröhliches Götter- Ende hatten sie! Sie „dämmerten“ sich nicht zu Tode, — das lügt man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal zu Tode — gelacht! Das geschah, als das gottloseste Wort von einem Gotte selber ausgieng, — das Wort: „Es ist Ein Gott! Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!“ — — ein alter Grimm-Bart von Gott, ein eifersüchtiger vergass sich also: — Und alle Götter lachten damals und wackelten auf ihren Stühlen und riefen: „Ist das nicht eben Göttlich¬ keit, dass es Götter, aber keinen Gott giebt?“ Wer Ohren hat, der höre. — Also redete Zarathustra in der Stadt, die er liebte und welche zubenannt ist „die bunte Kuh.“ Von hier nämlich hatte er nur noch zwei Tage zu gehen, dass er wieder in seine Höhle käme und zu seinen Thieren; seine Seele aber frohlockte beständig ob der Nähe seiner Heimkehr. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/56
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/56>, abgerufen am 22.11.2024.