Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Vom Vorübergehen. Also, durch viel Volk und vielerlei Städte langsam Oh Zarathustra, hier ist die grosse Stadt: hier Warum wolltest du durch diesen Schlamm waten? Hier ist die Hölle für Einsiedler-Gedanken: hier Hier verwesen alle grossen Gefühle: hier dürfen Riechst du nicht schon die Schlachthäuser und Vom Vorübergehen. Also, durch viel Volk und vielerlei Städte langsam Oh Zarathustra, hier ist die grosse Stadt: hier Warum wolltest du durch diesen Schlamm waten? Hier ist die Hölle für Einsiedler-Gedanken: hier Hier verwesen alle grossen Gefühle: hier dürfen Riechst du nicht schon die Schlachthäuser und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0046" n="36"/> <div n="1"> <head>Vom Vorübergehen.<lb/></head> <p>Also, durch viel Volk und vielerlei Städte langsam<lb/> hindurchschreitend, gieng Zarathustra auf Umwegen<lb/> zurück zu seinem Gebirge und seiner Höhle. Und<lb/> siehe, dabei kam er unversehens auch an das Stadtthor<lb/> der <hi rendition="#g">grossen Stadt</hi>: hier aber sprang ein schäumender<lb/> Narr mit ausgebreiteten Händen auf ihn zu und trat<lb/> ihm in den Weg. Diess aber war der selbige Narr,<lb/> welchen das Volk „den Affen Zarathustra's“ hiess:<lb/> denn er hatte ihm Etwas vom Satz und Fall der Rede<lb/> abgemerkt und borgte wohl auch gerne vom Schatze<lb/> seiner Weisheit. Der Narr aber redete also zu Zara¬<lb/> thustra:</p><lb/> <p>Oh Zarathustra, hier ist die grosse Stadt: hier<lb/> hast du Nichts zu suchen und Alles zu verlieren.</p><lb/> <p>Warum wolltest du durch diesen Schlamm waten?<lb/> Habe doch Mitleiden mit deinem Fusse! Speie lieber<lb/> auf das Stadtthor und — kehre um!</p><lb/> <p>Hier ist die Hölle für Einsiedler-Gedanken: hier<lb/> werden grosse Gedanken lebendig gesotten und klein<lb/> gekocht.</p><lb/> <p>Hier verwesen alle grossen Gefühle: hier dürfen<lb/> nur klapperdürre Gefühlchen klappern!</p><lb/> <p>Riechst du nicht schon die Schlachthäuser und<lb/> Garküchen des Geistes? Dampft nicht diese Stadt vom<lb/> Dunst geschlachteten Geistes?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
Vom Vorübergehen.
Also, durch viel Volk und vielerlei Städte langsam
hindurchschreitend, gieng Zarathustra auf Umwegen
zurück zu seinem Gebirge und seiner Höhle. Und
siehe, dabei kam er unversehens auch an das Stadtthor
der grossen Stadt: hier aber sprang ein schäumender
Narr mit ausgebreiteten Händen auf ihn zu und trat
ihm in den Weg. Diess aber war der selbige Narr,
welchen das Volk „den Affen Zarathustra's“ hiess:
denn er hatte ihm Etwas vom Satz und Fall der Rede
abgemerkt und borgte wohl auch gerne vom Schatze
seiner Weisheit. Der Narr aber redete also zu Zara¬
thustra:
Oh Zarathustra, hier ist die grosse Stadt: hier
hast du Nichts zu suchen und Alles zu verlieren.
Warum wolltest du durch diesen Schlamm waten?
Habe doch Mitleiden mit deinem Fusse! Speie lieber
auf das Stadtthor und — kehre um!
Hier ist die Hölle für Einsiedler-Gedanken: hier
werden grosse Gedanken lebendig gesotten und klein
gekocht.
Hier verwesen alle grossen Gefühle: hier dürfen
nur klapperdürre Gefühlchen klappern!
Riechst du nicht schon die Schlachthäuser und
Garküchen des Geistes? Dampft nicht diese Stadt vom
Dunst geschlachteten Geistes?
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