Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.ihn auch, gesträubt, den Kopf nach Oben, zitternd, -- also dass es mich erbarmte. Eben nämlich darob entsetzte sich damals der Hund: denn Wohin war jetzt Zwerg? Und Thorweg? Und Aber da lag ein Mensch! Und da! Der Hund, Und, wahrlich, was ich sah, desgleichen sah ich Sah ich je so viel Ekel und bleiches Grauen auf Meine Hand riss die Schlange und riss: -- um¬ Den Kopf ab! Beiss zu!" -- so schrie es aus mir, ihn auch, gesträubt, den Kopf nach Oben, zitternd, — also dass es mich erbarmte. Eben nämlich darob entsetzte sich damals der Hund: denn Wohin war jetzt Zwerg? Und Thorweg? Und Aber da lag ein Mensch! Und da! Der Hund, Und, wahrlich, was ich sah, desgleichen sah ich Sah ich je so viel Ekel und bleiches Grauen auf Meine Hand riss die Schlange und riss: — um¬ Den Kopf ab! Beiss zu!“ — so schrie es aus mir, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="11"/> ihn auch, gesträubt, den Kopf nach Oben, zitternd,<lb/> in stillster Mitternacht, wo auch Hunde an Gespenster<lb/> glauben:</p><lb/> <p>— also dass es mich erbarmte. Eben nämlich<lb/> gieng der volle Mond, todtschweigsam, über das Haus,<lb/> eben stand er still, eine runde Gluth, — still auf<lb/> flachem Dache, gleich als auf fremdem Eigenthume: —</p><lb/> <p>darob entsetzte sich damals der Hund: denn<lb/> Hunde glauben an Diebe und Gespenster. Und als ich<lb/> wieder so heulen hörte, da erbarmte es mich abermals.</p><lb/> <p>Wohin war jetzt Zwerg? Und Thorweg? Und<lb/> Spinne? Und alles Flüstern? Träumte ich denn?<lb/> Wachte ich auf? Zwischen wilden Klippen stand ich<lb/> mit Einem Male, allein, öde, im ödesten Mondscheine.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Aber da lag ein Mensch</hi>! Und da! Der <hi rendition="#g">Hund</hi>,<lb/> springend, gesträubt, winselnd, — jetzt sah er mich<lb/> kommen — da heulte er wieder, da <hi rendition="#g">schrie</hi> er: —<lb/> hörte ich je einen Hund so Hülfe schrein?</p><lb/> <p>Und, wahrlich, was ich sah, desgleichen sah ich<lb/> nie. Einen jungen Hirten sah ich, sich windend,<lb/> würgend, zuckend, verzerrten Antlitzes, dem eine<lb/> schwarze schwere Schlange aus dem Munde hieng.</p><lb/> <p>Sah ich je so viel Ekel und bleiches Grauen auf<lb/> Einem Antlitze? Er hatte wohl geschlafen? Da kroch<lb/> ihm die Schlange in den Schlund — da biss sie<lb/> sich fest.</p><lb/> <p>Meine Hand riss die Schlange und riss: — um¬<lb/> sonst! sie riss die Schlange nicht aus dem Schlunde.<lb/> Da schrie es aus mir: „Beiss zu! Beiss zu!</p><lb/> <p>Den Kopf ab! Beiss zu!“ — so schrie es aus mir,<lb/> mein Grauen, mein Hass, mein Ekel, mein Erbarmen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
ihn auch, gesträubt, den Kopf nach Oben, zitternd,
in stillster Mitternacht, wo auch Hunde an Gespenster
glauben:
— also dass es mich erbarmte. Eben nämlich
gieng der volle Mond, todtschweigsam, über das Haus,
eben stand er still, eine runde Gluth, — still auf
flachem Dache, gleich als auf fremdem Eigenthume: —
darob entsetzte sich damals der Hund: denn
Hunde glauben an Diebe und Gespenster. Und als ich
wieder so heulen hörte, da erbarmte es mich abermals.
Wohin war jetzt Zwerg? Und Thorweg? Und
Spinne? Und alles Flüstern? Träumte ich denn?
Wachte ich auf? Zwischen wilden Klippen stand ich
mit Einem Male, allein, öde, im ödesten Mondscheine.
Aber da lag ein Mensch! Und da! Der Hund,
springend, gesträubt, winselnd, — jetzt sah er mich
kommen — da heulte er wieder, da schrie er: —
hörte ich je einen Hund so Hülfe schrein?
Und, wahrlich, was ich sah, desgleichen sah ich
nie. Einen jungen Hirten sah ich, sich windend,
würgend, zuckend, verzerrten Antlitzes, dem eine
schwarze schwere Schlange aus dem Munde hieng.
Sah ich je so viel Ekel und bleiches Grauen auf
Einem Antlitze? Er hatte wohl geschlafen? Da kroch
ihm die Schlange in den Schlund — da biss sie
sich fest.
Meine Hand riss die Schlange und riss: — um¬
sonst! sie riss die Schlange nicht aus dem Schlunde.
Da schrie es aus mir: „Beiss zu! Beiss zu!
Den Kopf ab! Beiss zu!“ — so schrie es aus mir,
mein Grauen, mein Hass, mein Ekel, mein Erbarmen,
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