Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.2. "Halt! Zwerg! sprach ich. Ich! Oder du! Ich Da geschah, was mich leichter machte: denn der "Siehe diesen Thorweg! Zwerg! sprach ich weiter: Diese lange Gasse zurück: die währt eine Ewig¬ Sie widersprechen sich, diese Wege; sie stossen Aber wer Einen von ihnen weiter gienge -- und "Alles Gerade lügt, murmelte verächtlich der "Du Geist der Schwere! sprach ich zürnend, mache Siehe, sprach ich weiter, diesen Augenblick! Von 2. „Halt! Zwerg! sprach ich. Ich! Oder du! Ich Da geschah, was mich leichter machte: denn der „Siehe diesen Thorweg! Zwerg! sprach ich weiter: Diese lange Gasse zurück: die währt eine Ewig¬ Sie widersprechen sich, diese Wege; sie stossen Aber wer Einen von ihnen weiter gienge — und „Alles Gerade lügt, murmelte verächtlich der „Du Geist der Schwere! sprach ich zürnend, mache Siehe, sprach ich weiter, diesen Augenblick! Von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="9"/> <div n="2"> <head>2.<lb/></head> <p>„Halt! Zwerg! sprach ich. Ich! Oder du! Ich<lb/> aber bin der Stärkere von uns Beiden —: du kennst<lb/> meinen abgründlichen Gedanken nicht! <hi rendition="#g">Den</hi> — könn¬<lb/> test du nicht tragen!“ —</p><lb/> <p>Da geschah, was mich leichter machte: denn der<lb/> Zwerg sprang mir von der Schulter, der Neugierige!<lb/> Und er hockte sich auf einen Stein vor mich hin. Es<lb/> war aber gerade da ein Thorweg, wo wir hielten.</p><lb/> <p>„Siehe diesen Thorweg! Zwerg! sprach ich weiter:<lb/> der hat zwei Gesichter. Zwei Wege kommen hier zu¬<lb/> sammen: die gieng noch Niemand zu Ende.</p><lb/> <p>Diese lange Gasse zurück: die währt eine Ewig¬<lb/> keit. Und jene lange Gasse hinaus — das ist eine<lb/> andre Ewigkeit.</p><lb/> <p>Sie widersprechen sich, diese Wege; sie stossen<lb/> sich gerade vor den Kopf: — und hier, an diesem<lb/> Thorwege, ist es, wo sie zusammen kommen. Der<lb/> Name des Thorwegs steht oben geschrieben: „Augen¬<lb/> blick“.</p><lb/> <p>Aber wer Einen von ihnen weiter gienge — und<lb/> immer weiter und immer ferner: glaubst du, Zwerg,<lb/> dass diese Wege sich ewig widersprechen?“ —</p><lb/> <p>„Alles Gerade lügt, murmelte verächtlich der<lb/> Zwerg. Alle Wahrheit ist krumm, die Zeit selber ist<lb/> ein Kreis.“</p><lb/> <p>„Du Geist der Schwere! sprach ich zürnend, mache<lb/> dir es nicht zu leicht! Oder ich lasse dich hocken,<lb/> wo du hockst, Lahmfuss, — und ich trug dich <hi rendition="#g">hoch</hi>!</p><lb/> <p>Siehe, sprach ich weiter, diesen Augenblick! Von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
2.
„Halt! Zwerg! sprach ich. Ich! Oder du! Ich
aber bin der Stärkere von uns Beiden —: du kennst
meinen abgründlichen Gedanken nicht! Den — könn¬
test du nicht tragen!“ —
Da geschah, was mich leichter machte: denn der
Zwerg sprang mir von der Schulter, der Neugierige!
Und er hockte sich auf einen Stein vor mich hin. Es
war aber gerade da ein Thorweg, wo wir hielten.
„Siehe diesen Thorweg! Zwerg! sprach ich weiter:
der hat zwei Gesichter. Zwei Wege kommen hier zu¬
sammen: die gieng noch Niemand zu Ende.
Diese lange Gasse zurück: die währt eine Ewig¬
keit. Und jene lange Gasse hinaus — das ist eine
andre Ewigkeit.
Sie widersprechen sich, diese Wege; sie stossen
sich gerade vor den Kopf: — und hier, an diesem
Thorwege, ist es, wo sie zusammen kommen. Der
Name des Thorwegs steht oben geschrieben: „Augen¬
blick“.
Aber wer Einen von ihnen weiter gienge — und
immer weiter und immer ferner: glaubst du, Zwerg,
dass diese Wege sich ewig widersprechen?“ —
„Alles Gerade lügt, murmelte verächtlich der
Zwerg. Alle Wahrheit ist krumm, die Zeit selber ist
ein Kreis.“
„Du Geist der Schwere! sprach ich zürnend, mache
dir es nicht zu leicht! Oder ich lasse dich hocken,
wo du hockst, Lahmfuss, — und ich trug dich hoch!
Siehe, sprach ich weiter, diesen Augenblick! Von
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