Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Blutzeichen schrieben sie auf den Weg, den sie Aber Blut ist der schlechteste Zeuge der Wahr¬ Und wenn Einer durch's Feuer geht für seine Schwüles Herz und kalter Kopf: wo diess zu¬ Grössere gab es wahrlich und Höher-Geborene, Und noch von Grösseren, als alle Erlöser waren, Niemals noch gab es einen Übermenschen. Nackt Allzuähnlich sind sie noch einander. Wahrlich, Also sprach Zarathustra. Blutzeichen schrieben sie auf den Weg, den sie Aber Blut ist der schlechteste Zeuge der Wahr¬ Und wenn Einer durch's Feuer geht für seine Schwüles Herz und kalter Kopf: wo diess zu¬ Grössere gab es wahrlich und Höher-Geborene, Und noch von Grösseren, als alle Erlöser waren, Niemals noch gab es einen Übermenschen. Nackt Allzuähnlich sind sie noch einander. Wahrlich, Also sprach Zarathustra. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0026" n="16"/> <p>Blutzeichen schrieben sie auf den Weg, den sie<lb/> giengen, und ihre Thorheit lehrte, dass man mit Blut<lb/> die Wahrheit beweise.</p><lb/> <p>Aber Blut ist der schlechteste Zeuge der Wahr¬<lb/> heit; Blut vergiftet die reinste Lehre noch zu Wahn<lb/> und Hass der Herzen.</p><lb/> <p>Und wenn Einer durch's Feuer geht für seine<lb/> Lehre, — was beweist diess! Mehr ist's wahrlich,<lb/> dass aus eignem Brande die eigne Lehre kommt!</p><lb/> <p>Schwüles Herz und kalter Kopf: wo diess zu¬<lb/> sammen trifft, da entsteht der Brausewind, der „Er¬<lb/> löser.“</p><lb/> <p>Grössere gab es wahrlich und Höher-Geborene,<lb/> als Die, welche das Volk Erlöser nennt, diese hin¬<lb/> reissenden Brausewinde!</p><lb/> <p>Und noch von Grösseren, als alle Erlöser waren,<lb/> müsst ihr, meine Brüder, erlöst werden, wollt ihr zur<lb/> Freiheit den Weg finden!</p><lb/> <p>Niemals noch gab es einen Übermenschen. Nackt<lb/> sah ich Beide, den grössten und den kleinsten<lb/> Menschen: —</p><lb/> <p>Allzuähnlich sind sie noch einander. Wahrlich,<lb/> auch den Grössten fand ich — allzumenschlich!</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
Blutzeichen schrieben sie auf den Weg, den sie
giengen, und ihre Thorheit lehrte, dass man mit Blut
die Wahrheit beweise.
Aber Blut ist der schlechteste Zeuge der Wahr¬
heit; Blut vergiftet die reinste Lehre noch zu Wahn
und Hass der Herzen.
Und wenn Einer durch's Feuer geht für seine
Lehre, — was beweist diess! Mehr ist's wahrlich,
dass aus eignem Brande die eigne Lehre kommt!
Schwüles Herz und kalter Kopf: wo diess zu¬
sammen trifft, da entsteht der Brausewind, der „Er¬
löser.“
Grössere gab es wahrlich und Höher-Geborene,
als Die, welche das Volk Erlöser nennt, diese hin¬
reissenden Brausewinde!
Und noch von Grösseren, als alle Erlöser waren,
müsst ihr, meine Brüder, erlöst werden, wollt ihr zur
Freiheit den Weg finden!
Niemals noch gab es einen Übermenschen. Nackt
sah ich Beide, den grössten und den kleinsten
Menschen: —
Allzuähnlich sind sie noch einander. Wahrlich,
auch den Grössten fand ich — allzumenschlich!
Also sprach Zarathustra.
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/26>, abgerufen am 25.07.2024. |