Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.weiche Bett, und von den Weichlichen euch nicht Wenn ihr Eines Willens Wollende seid, und diese Wahrlich, ein neues Gutes und Böses ist sie! Macht ist sie, diese neue Tugend; ein herrschender 2. Hier schwieg Zarathustra eine Weile und sah mit Bleibt mir der Erde treu, meine Brüder, mit der Lasst sie nicht davon fliegen vom Irdischen und Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde Hundertfältig verflog und vergriff sich bisher so weiche Bett, und von den Weichlichen euch nicht Wenn ihr Eines Willens Wollende seid, und diese Wahrlich, ein neues Gutes und Böses ist sie! Macht ist sie, diese neue Tugend; ein herrschender 2. Hier schwieg Zarathustra eine Weile und sah mit Bleibt mir der Erde treu, meine Brüder, mit der Lasst sie nicht davon fliegen vom Irdischen und Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde Hundertfältig verflog und vergriff sich bisher so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> weiche Bett, und von den Weichlichen euch nicht<lb/> weit genug betten könnt: da ist der Ursprung eurer<lb/> Tugend.</p><lb/> <p>Wenn ihr Eines Willens Wollende seid, und diese<lb/> Wende aller Noth euch Nothwendigkeit heisst: da ist<lb/> der Ursprung eurer Tugend.</p><lb/> <p>Wahrlich, ein neues Gutes und Böses ist sie!<lb/> Wahrlich, ein neues tiefes Rauschen und eines neuen<lb/> Quelles Stimme!</p><lb/> <p>Macht ist sie, diese neue Tugend; ein herrschender<lb/> Gedanke ist sie und um ihn eine kluge Seele: eine<lb/> goldene Sonne und um sie die Schlange der Erkenntniss.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/></head> <p>Hier schwieg Zarathustra eine Weile und sah mit<lb/> Liebe auf seine Jünger. Dann fuhr er also fort zu<lb/> reden: — und seine Stimme hatte sich verwandelt.</p><lb/> <p>Bleibt mir der Erde treu, meine Brüder, mit der<lb/> Macht eurer Tugend! Eure schenkende Liebe und<lb/> eure Erkenntniss diene dem Sinn der Erde! Also<lb/> bitte und beschwöre ich euch.</p><lb/> <p>Lasst sie nicht davon fliegen vom Irdischen und<lb/> mit den Flügeln gegen ewige Wände schlagen! Ach,<lb/> es gab immer so viel verflogene Tugend!</p><lb/> <p>Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde<lb/> zurück — ja, zurück zu Leib und Leben: dass sie der<lb/> Erde ihren Sinn gebe, einen Menschen-Sinn!</p><lb/> <p>Hundertfältig verflog und vergriff sich bisher so<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
weiche Bett, und von den Weichlichen euch nicht
weit genug betten könnt: da ist der Ursprung eurer
Tugend.
Wenn ihr Eines Willens Wollende seid, und diese
Wende aller Noth euch Nothwendigkeit heisst: da ist
der Ursprung eurer Tugend.
Wahrlich, ein neues Gutes und Böses ist sie!
Wahrlich, ein neues tiefes Rauschen und eines neuen
Quelles Stimme!
Macht ist sie, diese neue Tugend; ein herrschender
Gedanke ist sie und um ihn eine kluge Seele: eine
goldene Sonne und um sie die Schlange der Erkenntniss.
2.
Hier schwieg Zarathustra eine Weile und sah mit
Liebe auf seine Jünger. Dann fuhr er also fort zu
reden: — und seine Stimme hatte sich verwandelt.
Bleibt mir der Erde treu, meine Brüder, mit der
Macht eurer Tugend! Eure schenkende Liebe und
eure Erkenntniss diene dem Sinn der Erde! Also
bitte und beschwöre ich euch.
Lasst sie nicht davon fliegen vom Irdischen und
mit den Flügeln gegen ewige Wände schlagen! Ach,
es gab immer so viel verflogene Tugend!
Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde
zurück — ja, zurück zu Leib und Leben: dass sie der
Erde ihren Sinn gebe, einen Menschen-Sinn!
Hundertfältig verflog und vergriff sich bisher so
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Zitationshilfe: | Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra01_1883/115>, abgerufen am 22.02.2025. |