Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883.zu meinem Alter gekommen! Edel genug war er zum Aber ungereift war er noch. Unreif liebt der Aber im Manne ist mehr Kind als im Jünglinge, Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure Also will ich selber sterben, dass ihr Freunde Wahrlich, ein Ziel hatte Zarathustra, er warf seinen Lieber als Alles sehe ich euch, meine Freunde, Also sprach Zarathustra. zu meinem Alter gekommen! Edel genug war er zum Aber ungereift war er noch. Unreif liebt der Aber im Manne ist mehr Kind als im Jünglinge, Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure Also will ich selber sterben, dass ihr Freunde Wahrlich, ein Ziel hatte Zarathustra, er warf seinen Lieber als Alles sehe ich euch, meine Freunde, Also sprach Zarathustra. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="105"/> zu meinem Alter gekommen! Edel genug war er zum<lb/> Widerrufen!</p><lb/> <p>Aber ungereift war er noch. Unreif liebt der<lb/> Jüngling und unreif hasst er auch Mensch und Erde.<lb/> Angebunden und schwer ist ihm noch Gemüth und<lb/> Geistesflügel.</p><lb/> <p>Aber im Manne ist mehr Kind als im Jünglinge,<lb/> und weniger Schwermuth: besser versteht er sich auf<lb/> Tod und Leben.</p><lb/> <p>Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger<lb/> Nein-sager, wenn es nicht Zeit mehr ist zum Ja: also<lb/> versteht er sich auf Tod und Leben.</p><lb/> <p>Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch<lb/> und Erde, meine Freunde: das erbitte ich mir von dem<lb/> Honig eurer Seele.</p><lb/> <p>In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure<lb/> Tugend glühn, gleich einem Abendroth um die Erde:<lb/> oder aber das Sterben ist euch schlecht gerathen.</p><lb/> <p>Also will ich selber sterben, dass ihr Freunde<lb/> um meinetwillen die Erde mehr liebt; und zur Erde<lb/> will ich wieder werden, dass ich in Der Ruhe habe,<lb/> die mich gebar.</p><lb/> <p>Wahrlich, ein Ziel hatte Zarathustra, er warf seinen<lb/> Ball: nun seid ihr Freunde meines Zieles Erbe, euch<lb/> werfe ich den goldenen Ball zu.</p><lb/> <p>Lieber als Alles sehe ich euch, meine Freunde,<lb/> den goldenen Ball werfen! Und so verziehe ich noch<lb/> ein Wenig auf Erden: verzeiht es mir!</p><lb/> <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0111]
zu meinem Alter gekommen! Edel genug war er zum
Widerrufen!
Aber ungereift war er noch. Unreif liebt der
Jüngling und unreif hasst er auch Mensch und Erde.
Angebunden und schwer ist ihm noch Gemüth und
Geistesflügel.
Aber im Manne ist mehr Kind als im Jünglinge,
und weniger Schwermuth: besser versteht er sich auf
Tod und Leben.
Frei zum Tode und frei im Tode, ein heiliger
Nein-sager, wenn es nicht Zeit mehr ist zum Ja: also
versteht er sich auf Tod und Leben.
Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch
und Erde, meine Freunde: das erbitte ich mir von dem
Honig eurer Seele.
In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure
Tugend glühn, gleich einem Abendroth um die Erde:
oder aber das Sterben ist euch schlecht gerathen.
Also will ich selber sterben, dass ihr Freunde
um meinetwillen die Erde mehr liebt; und zur Erde
will ich wieder werden, dass ich in Der Ruhe habe,
die mich gebar.
Wahrlich, ein Ziel hatte Zarathustra, er warf seinen
Ball: nun seid ihr Freunde meines Zieles Erbe, euch
werfe ich den goldenen Ball zu.
Lieber als Alles sehe ich euch, meine Freunde,
den goldenen Ball werfen! Und so verziehe ich noch
ein Wenig auf Erden: verzeiht es mir!
Also sprach Zarathustra.
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