Nietzsche, Friedrich: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik. Leipzig, 1872.VORWORT AN RICHARD WAGNER. Um mir alle die möglichen Bedenklichkeiten, VORWORT AN RICHARD WAGNER. Um mir alle die möglichen Bedenklichkeiten, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0012" n="[III]"/> <div type="preface" n="1"> <head>VORWORT AN RICHARD WAGNER.<lb/></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">U</hi>m mir alle die möglichen Bedenklichkeiten,<lb/> Aufregungen und Missverständnisse ferne zu halten,<lb/> zu denen die in dieser Schrift vereinigten Gedanken<lb/> bei dem eigenthümlichen Charakter unserer ästhe¬<lb/> tischen Oeffentlichkeit Anlass geben werden, und um<lb/> auch die Einleitungsworte zu derselben mit der glei¬<lb/> chen beschaulichen Wonne schreiben zu können, deren<lb/> Zeichen sie selbst, als das Petrefact guter und er¬<lb/> hebender Stunden, auf jedem Blatte trägt, vergegen¬<lb/> wärtige ich mir den Augenblick, in dem Sie, mein<lb/> hochverehrter Freund, diese Schrift empfangen wer¬<lb/> den: wie Sie, vielleicht nach einer abendlichen Wan¬<lb/> derung im Winterschnee, den entfesselten Prometheus<lb/> auf dem Titelblatte betrachten, meinen Namen lesen<lb/> und sofort überzeugt sind, dass, mag in dieser Schrift<lb/> stehen, was da wolle, der Verfasser etwas Ernstes<lb/> und Eindringliches zu sagen hat, ebenfalls dass er,<lb/> bei allem, was er sich erdachte, mit Ihnen wie mit<lb/> einem Gegenwärtigen verkehrte und nur etwas dieser<lb/> Gegenwart Entsprechendes niederschreiben durfte.<lb/> Sie werden dabei sich erinnern, dass ich zu gleicher<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [[III]/0012]
VORWORT AN RICHARD WAGNER.
Um mir alle die möglichen Bedenklichkeiten,
Aufregungen und Missverständnisse ferne zu halten,
zu denen die in dieser Schrift vereinigten Gedanken
bei dem eigenthümlichen Charakter unserer ästhe¬
tischen Oeffentlichkeit Anlass geben werden, und um
auch die Einleitungsworte zu derselben mit der glei¬
chen beschaulichen Wonne schreiben zu können, deren
Zeichen sie selbst, als das Petrefact guter und er¬
hebender Stunden, auf jedem Blatte trägt, vergegen¬
wärtige ich mir den Augenblick, in dem Sie, mein
hochverehrter Freund, diese Schrift empfangen wer¬
den: wie Sie, vielleicht nach einer abendlichen Wan¬
derung im Winterschnee, den entfesselten Prometheus
auf dem Titelblatte betrachten, meinen Namen lesen
und sofort überzeugt sind, dass, mag in dieser Schrift
stehen, was da wolle, der Verfasser etwas Ernstes
und Eindringliches zu sagen hat, ebenfalls dass er,
bei allem, was er sich erdachte, mit Ihnen wie mit
einem Gegenwärtigen verkehrte und nur etwas dieser
Gegenwart Entsprechendes niederschreiben durfte.
Sie werden dabei sich erinnern, dass ich zu gleicher
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