andern Sinn wird jener sein Berufsstudium ansehen und treiben, als dieser?
Was man also auch einwenden möge; es bleibt unumstößlich: für alle Arten und Classen von Lehrlin- gen nach den verschiednen Abstufungen derselben ist Menschenbildung der ausschließende Zweck des Erziehungsunterrichts. Sonach läßt sich die Frage: ob die Gegenstände des Erziehungsunterrichts geistig oder materiell seyn sollen? nicht nach der obigen Voraussetzung entscheiden: daß die Gegenstände nach den verschiednen Berufsbestimmungen der Lehr- linge verschieden zu wählen seyen; vielmehr müssen wir diese Voraussetzung selbst, als irrig erkannt, verlassen, und die Frage nunmehr unmittelbar darauf stellen: erfordert die Menschenbildung geistige oder materielle Unterrichtsgegenstände?
Sehen wir dabei, nach der obigen Unterscheidung, bloß auf die nothwendige Menschenbildung, so müssen wir den geistigen Unterrichtsgegen- ständen, wie ebenfalls schon oben bemerkt worden, wenn auch nicht den ausschließenden Vorzug doch die erste Stelle einräumen. Es fordert an und für sich schon die Natur der Vernunftbildung die Beschäf- tigung mit Vernunftgegenständen, inwiefern durch Be- trachtung derselben das Bewußtseyn der Vernunft in dem Individuum geweckt und belebt wird. Außerdem aber machen es auch noch andre Gründe nöthig, gerade diejenigen Lehrlinge, bei denen der Erziehungsunterricht
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Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
andern Sinn wird jener ſein Berufsſtudium anſehen und treiben, als dieſer?
Was man alſo auch einwenden moͤge; es bleibt unumſtoͤßlich: fuͤr alle Arten und Claſſen von Lehrlin- gen nach den verſchiednen Abſtufungen derſelben iſt Menſchenbildung der ausſchließende Zweck des Erziehungsunterrichts. Sonach laͤßt ſich die Frage: ob die Gegenſtaͤnde des Erziehungsunterrichts geiſtig oder materiell ſeyn ſollen? nicht nach der obigen Vorausſetzung entſcheiden: daß die Gegenſtaͤnde nach den verſchiednen Berufsbeſtimmungen der Lehr- linge verſchieden zu waͤhlen ſeyen; vielmehr muͤſſen wir dieſe Vorausſetzung ſelbſt, als irrig erkannt, verlaſſen, und die Frage nunmehr unmittelbar darauf ſtellen: erfordert die Menſchenbildung geiſtige oder materielle Unterrichtsgegenſtaͤnde?
Sehen wir dabei, nach der obigen Unterſcheidung, bloß auf die nothwendige Menſchenbildung, ſo muͤſſen wir den geiſtigen Unterrichtsgegen- ſtaͤnden, wie ebenfalls ſchon oben bemerkt worden, wenn auch nicht den ausſchließenden Vorzug doch die erſte Stelle einraͤumen. Es fordert an und fuͤr ſich ſchon die Natur der Vernunftbildung die Beſchaͤf- tigung mit Vernunftgegenſtaͤnden, inwiefern durch Be- trachtung derſelben das Bewußtſeyn der Vernunft in dem Individuum geweckt und belebt wird. Außerdem aber machen es auch noch andre Gruͤnde noͤthig, gerade diejenigen Lehrlinge, bei denen der Erziehungsunterricht
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Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
andern Sinn wird jener ſein Berufsſtudium anſehen
und treiben, als dieſer?
Was man alſo auch einwenden moͤge; es bleibt
unumſtoͤßlich: fuͤr alle Arten und Claſſen von Lehrlin-
gen nach den verſchiednen Abſtufungen derſelben iſt
Menſchenbildung der ausſchließende Zweck des
Erziehungsunterrichts. Sonach laͤßt ſich die Frage: ob
die Gegenſtaͤnde des Erziehungsunterrichts geiſtig
oder materiell ſeyn ſollen? nicht nach der obigen
Vorausſetzung entſcheiden: daß die Gegenſtaͤnde nach
den verſchiednen Berufsbeſtimmungen der Lehr-
linge verſchieden zu waͤhlen ſeyen; vielmehr muͤſſen wir
dieſe Vorausſetzung ſelbſt, als irrig erkannt, verlaſſen,
und die Frage nunmehr unmittelbar darauf ſtellen:
erfordert die Menſchenbildung geiſtige oder
materielle Unterrichtsgegenſtaͤnde?
Sehen wir dabei, nach der obigen Unterſcheidung,
bloß auf die nothwendige Menſchenbildung,
ſo muͤſſen wir den geiſtigen Unterrichtsgegen-
ſtaͤnden, wie ebenfalls ſchon oben bemerkt worden,
wenn auch nicht den ausſchließenden Vorzug doch die
erſte Stelle einraͤumen. Es fordert an und fuͤr ſich
ſchon die Natur der Vernunftbildung die Beſchaͤf-
tigung mit Vernunftgegenſtaͤnden, inwiefern durch Be-
trachtung derſelben das Bewußtſeyn der Vernunft in
dem Individuum geweckt und belebt wird. Außerdem
aber machen es auch noch andre Gruͤnde noͤthig, gerade
diejenigen Lehrlinge, bei denen der Erziehungsunterricht
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/207>, abgerufen am 21.07.2024.
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