schiedenheit der menschlichen Individuen in allen Eine und dieselbe ist. Demnach wäre Men- schenbildung nichts anderes als Bildung der Vernunft in dem Individuum.
Ist aber Menschenbildung in diesem Sinne des Wortes, als Vernunftbildung, die aus- schließende Aufgabe des Erziehungsunterrichts, so folgt daraus von selbst, daß dieser Unterricht sich auch nur mit Vernunftgegenständen, also mit geistigen Gegenständen in der engsten Bedeutung des Wor- tes, zu beschäftigen habe. Die Kenntnisse, die allein nothwendig durch den Erziehungsunterricht in dem Lehrling entwickelt werden müssen, sind die Ideen der Gottheit, Nothwendigkeit und Freiheit, welche das ganze Object der Vernunft umfassen. Darinn, daß der Mensch die Idee des Ewigen und seiner Erscheinung in dem Naturreiche und dem Menschenstaate, oder -- wie es vielleicht populärer ausgedrückt wird -- ein höheres Seyn überhaupt und eine darauf gegründete und sich beziehende höhere Bedeutung sowohl der Naturwelt als der Men- schenwelt erkenne, besteht die intellectuelle Vernunftbildung; die praktische Ver- nunftbildung aber einerseits in lebendigem Glau- ben an Gott und sein unsichtbares ewiges Reich, in festem Vertrauen auf seine Regierung der Natur- und Menschenwelt und ihrer Schicksale, in tiefer Achtung der uns noch unaufgedeckten Bestimmung dieser sicht- baren Welt, und in ehrfurchtsvoller Beachtung der
Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
ſchiedenheit der menſchlichen Individuen in allen Eine und dieſelbe iſt. Demnach waͤre Men- ſchenbildung nichts anderes als Bildung der Vernunft in dem Individuum.
Iſt aber Menſchenbildung in dieſem Sinne des Wortes, als Vernunftbildung, die aus- ſchließende Aufgabe des Erziehungsunterrichts, ſo folgt daraus von ſelbſt, daß dieſer Unterricht ſich auch nur mit Vernunftgegenſtaͤnden, alſo mit geiſtigen Gegenſtaͤnden in der engſten Bedeutung des Wor- tes, zu beſchaͤftigen habe. Die Kenntniſſe, die allein nothwendig durch den Erziehungsunterricht in dem Lehrling entwickelt werden muͤſſen, ſind die Ideen der Gottheit, Nothwendigkeit und Freiheit, welche das ganze Object der Vernunft umfaſſen. Darinn, daß der Menſch die Idee des Ewigen und ſeiner Erſcheinung in dem Naturreiche und dem Menſchenſtaate, oder — wie es vielleicht populaͤrer ausgedruͤckt wird — ein hoͤheres Seyn uͤberhaupt und eine darauf gegruͤndete und ſich beziehende hoͤhere Bedeutung ſowohl der Naturwelt als der Men- ſchenwelt erkenne, beſteht die intellectuelle Vernunftbildung; die praktiſche Ver- nunftbildung aber einerſeits in lebendigem Glau- ben an Gott und ſein unſichtbares ewiges Reich, in feſtem Vertrauen auf ſeine Regierung der Natur- und Menſchenwelt und ihrer Schickſale, in tiefer Achtung der uns noch unaufgedeckten Beſtimmung dieſer ſicht- baren Welt, und in ehrfurchtsvoller Beachtung der
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Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
ſchiedenheit der menſchlichen Individuen in allen
Eine und dieſelbe iſt. Demnach waͤre Men-
ſchenbildung nichts anderes als Bildung der
Vernunft in dem Individuum.
Iſt aber Menſchenbildung in dieſem Sinne
des Wortes, als Vernunftbildung, die aus-
ſchließende Aufgabe des Erziehungsunterrichts, ſo folgt
daraus von ſelbſt, daß dieſer Unterricht ſich auch nur
mit Vernunftgegenſtaͤnden, alſo mit geiſtigen
Gegenſtaͤnden in der engſten Bedeutung des Wor-
tes, zu beſchaͤftigen habe. Die Kenntniſſe, die allein
nothwendig durch den Erziehungsunterricht in dem
Lehrling entwickelt werden muͤſſen, ſind die Ideen der
Gottheit, Nothwendigkeit und Freiheit,
welche das ganze Object der Vernunft umfaſſen.
Darinn, daß der Menſch die Idee des Ewigen und
ſeiner Erſcheinung in dem Naturreiche und dem
Menſchenſtaate, oder — wie es vielleicht populaͤrer
ausgedruͤckt wird — ein hoͤheres Seyn uͤberhaupt
und eine darauf gegruͤndete und ſich beziehende hoͤhere
Bedeutung ſowohl der Naturwelt als der Men-
ſchenwelt erkenne, beſteht die intellectuelle
Vernunftbildung; die praktiſche Ver-
nunftbildung aber einerſeits in lebendigem Glau-
ben an Gott und ſein unſichtbares ewiges Reich, in
feſtem Vertrauen auf ſeine Regierung der Natur- und
Menſchenwelt und ihrer Schickſale, in tiefer Achtung
der uns noch unaufgedeckten Beſtimmung dieſer ſicht-
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/197>, abgerufen am 20.07.2024.
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