Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Von d. Grunds. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
ganz unabhängig, eine von allem Körperlichen, Räum-
lichen ganz verschiedne Art.

Aber auch selbst in dieser höheren Bedeutung ist
der Gegensatz noch nicht erschöpft. Der Geist ist
nicht bloß der Materie, sondern diese beiden zugleich
sind einem gemeinschaftlichen Dritten Höheren entge-
genzusetzen. Indem wir den Geist als Denkendes auch
auf dieses Höhere beziehen, finden wir den höchsten
Kreis geistiger Gegenstände. Wir können die-
ses Höchste, von dem Geist und Körper gemein-
schaftlich ausgehen oder abstammen, das Absolute,
zwar nicht unter den Begriff bringen, aber doch als
Idee fassen, und in der zweifachen Reihe seiner indi-
viduellen sowohl geistigen als körperlichen Er-
scheinungen zum Gegenstand unsrer Betrachtung, Be-
wunderung, auch wohl unsrer dynamischen oder atomi-
stischen Erklärung machen.

Diese Gegenstände alle zusammengenommen begreift
man unter der Classe von geistigen Gegenstän-
den
, wenn man sie den materiellen entgegensetzt.
Diese also, nicht jene Abstractionen von körperlichen Ge-
genständen und deren Einwirkungen auf den Geist, (ob-
gleich auch diese Abstractionen nur möglich sind durch
die Ideen, die ihnen zu Grunde liegen,) machen, im
Gegensatze von den Realien des Unterrichtsmaterials,
die Idealien desselben aus, und sollen hier aus-
schließend durch die Benennung von geistigen Un-
terrichtsgegenständen
, wie die Realien durch

Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem.
ganz unabhaͤngig, eine von allem Koͤrperlichen, Raͤum-
lichen ganz verſchiedne Art.

Aber auch ſelbſt in dieſer hoͤheren Bedeutung iſt
der Gegenſatz noch nicht erſchoͤpft. Der Geiſt iſt
nicht bloß der Materie, ſondern dieſe beiden zugleich
ſind einem gemeinſchaftlichen Dritten Hoͤheren entge-
genzuſetzen. Indem wir den Geiſt als Denkendes auch
auf dieſes Hoͤhere beziehen, finden wir den hoͤchſten
Kreis geiſtiger Gegenſtaͤnde. Wir koͤnnen die-
ſes Hoͤchſte, von dem Geiſt und Koͤrper gemein-
ſchaftlich ausgehen oder abſtammen, das Abſolute,
zwar nicht unter den Begriff bringen, aber doch als
Idee faſſen, und in der zweifachen Reihe ſeiner indi-
viduellen ſowohl geiſtigen als koͤrperlichen Er-
ſcheinungen zum Gegenſtand unſrer Betrachtung, Be-
wunderung, auch wohl unſrer dynamiſchen oder atomi-
ſtiſchen Erklaͤrung machen.

Dieſe Gegenſtaͤnde alle zuſammengenommen begreift
man unter der Claſſe von geiſtigen Gegenſtaͤn-
den
, wenn man ſie den materiellen entgegenſetzt.
Dieſe alſo, nicht jene Abſtractionen von koͤrperlichen Ge-
genſtaͤnden und deren Einwirkungen auf den Geiſt, (ob-
gleich auch dieſe Abſtractionen nur moͤglich ſind durch
die Ideen, die ihnen zu Grunde liegen,) machen, im
Gegenſatze von den Realien des Unterrichtsmaterials,
die Idealien deſſelben aus, und ſollen hier aus-
ſchließend durch die Benennung von geiſtigen Un-
terrichtsgegenſtaͤnden
, wie die Realien durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0183" n="171"/><fw place="top" type="header">Von d. Grund&#x017F;. d. Erziehungsunterr. im Allgem.</fw><lb/>
ganz unabha&#x0364;ngig, eine von allem Ko&#x0364;rperlichen, Ra&#x0364;um-<lb/>
lichen ganz ver&#x017F;chiedne Art.</p><lb/>
                  <p>Aber auch &#x017F;elb&#x017F;t in die&#x017F;er ho&#x0364;heren Bedeutung i&#x017F;t<lb/>
der Gegen&#x017F;atz noch nicht er&#x017F;cho&#x0364;pft. Der <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t</hi> i&#x017F;t<lb/>
nicht bloß der <hi rendition="#g">Materie</hi>, &#x017F;ondern die&#x017F;e beiden zugleich<lb/>
&#x017F;ind einem gemein&#x017F;chaftlichen Dritten <hi rendition="#g">Ho&#x0364;heren</hi> entge-<lb/>
genzu&#x017F;etzen. Indem wir den Gei&#x017F;t als Denkendes auch<lb/>
auf die&#x017F;es Ho&#x0364;here beziehen, finden wir den ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Kreis <hi rendition="#g">gei&#x017F;tiger Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde</hi>. Wir ko&#x0364;nnen die-<lb/>
&#x017F;es Ho&#x0364;ch&#x017F;te, von dem <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t und Ko&#x0364;rper</hi> gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlich ausgehen oder ab&#x017F;tammen, <hi rendition="#g">das Ab&#x017F;olute</hi>,<lb/>
zwar nicht unter den <hi rendition="#g">Begriff</hi> bringen, aber doch als<lb/><hi rendition="#g">Idee</hi> fa&#x017F;&#x017F;en, und in der zweifachen Reihe &#x017F;einer indi-<lb/>
viduellen &#x017F;owohl <hi rendition="#g">gei&#x017F;tigen</hi> als <hi rendition="#g">ko&#x0364;rperlichen</hi> Er-<lb/>
&#x017F;cheinungen zum Gegen&#x017F;tand un&#x017F;rer Betrachtung, Be-<lb/>
wunderung, auch wohl un&#x017F;rer dynami&#x017F;chen oder atomi-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;chen Erkla&#x0364;rung machen.</p><lb/>
                  <p>Die&#x017F;e Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde alle zu&#x017F;ammengenommen begreift<lb/>
man unter der Cla&#x017F;&#x017F;e von <hi rendition="#g">gei&#x017F;tigen Gegen&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den</hi>, wenn man &#x017F;ie den <hi rendition="#g">materiellen</hi> entgegen&#x017F;etzt.<lb/>
Die&#x017F;e al&#x017F;o, nicht jene Ab&#x017F;tractionen von ko&#x0364;rperlichen Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nden und deren Einwirkungen auf den Gei&#x017F;t, (ob-<lb/>
gleich auch die&#x017F;e Ab&#x017F;tractionen nur mo&#x0364;glich &#x017F;ind durch<lb/>
die Ideen, die ihnen zu Grunde liegen,) machen, im<lb/>
Gegen&#x017F;atze von den <hi rendition="#g">Realien</hi> des Unterrichtsmaterials,<lb/>
die <hi rendition="#g">Idealien</hi> de&#x017F;&#x017F;elben aus, und &#x017F;ollen hier aus-<lb/>
&#x017F;chließend durch die Benennung von <hi rendition="#g">gei&#x017F;tigen Un-<lb/>
terrichtsgegen&#x017F;ta&#x0364;nden</hi>, wie die Realien durch<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0183] Von d. Grundſ. d. Erziehungsunterr. im Allgem. ganz unabhaͤngig, eine von allem Koͤrperlichen, Raͤum- lichen ganz verſchiedne Art. Aber auch ſelbſt in dieſer hoͤheren Bedeutung iſt der Gegenſatz noch nicht erſchoͤpft. Der Geiſt iſt nicht bloß der Materie, ſondern dieſe beiden zugleich ſind einem gemeinſchaftlichen Dritten Hoͤheren entge- genzuſetzen. Indem wir den Geiſt als Denkendes auch auf dieſes Hoͤhere beziehen, finden wir den hoͤchſten Kreis geiſtiger Gegenſtaͤnde. Wir koͤnnen die- ſes Hoͤchſte, von dem Geiſt und Koͤrper gemein- ſchaftlich ausgehen oder abſtammen, das Abſolute, zwar nicht unter den Begriff bringen, aber doch als Idee faſſen, und in der zweifachen Reihe ſeiner indi- viduellen ſowohl geiſtigen als koͤrperlichen Er- ſcheinungen zum Gegenſtand unſrer Betrachtung, Be- wunderung, auch wohl unſrer dynamiſchen oder atomi- ſtiſchen Erklaͤrung machen. Dieſe Gegenſtaͤnde alle zuſammengenommen begreift man unter der Claſſe von geiſtigen Gegenſtaͤn- den, wenn man ſie den materiellen entgegenſetzt. Dieſe alſo, nicht jene Abſtractionen von koͤrperlichen Ge- genſtaͤnden und deren Einwirkungen auf den Geiſt, (ob- gleich auch dieſe Abſtractionen nur moͤglich ſind durch die Ideen, die ihnen zu Grunde liegen,) machen, im Gegenſatze von den Realien des Unterrichtsmaterials, die Idealien deſſelben aus, und ſollen hier aus- ſchließend durch die Benennung von geiſtigen Un- terrichtsgegenſtaͤnden, wie die Realien durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/183
Zitationshilfe: Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/183>, abgerufen am 24.11.2024.