Geschäft keinen andern Trieb, als den des gröbern oder feinern Eigennutzes, kennt, und im Unglück keine andre Resignation, als den verbißnen Unmuth der Verzweiflung. So wird die Bildung für das Zeitliche selbst durch die zu Grund gelegte Bildung für das Ewige veredelt.
Fürs zweite aber, auch sogar die Bildung für die Welt und das Leben wird gründlicher, als nach dem Grundsatze des Philanthropinismus geschieht, vorbereitet, wenn die Bildung zur Vernunft im Erziehungsunterricht vorausgeschickt und zur Grundlage von jener gemacht wird. Ihr fürchtet den Unterricht des Humanismus, weil sich gar kein Gegenstand, mit dem er es zu thun hätte, sehen läßt, und es den An- schein hat, daß er am Ende sich nur mit Träumereien abgebe. Allein, was der Humanismus will, ist ja nicht ein Umtreiben des Lehrlings in gehalt- und form- losen Phantasieen von einer unsichtbaren Welt. Ist gleich der Gegenstand des Unterrichts, mit dem er sich beschäftiget, nicht ein roher Stoff, mehr das leibliche Auge im Betasten, als das geistige Auge im Fixiren zu üben tauglich, so ist er doch nichts desto weniger ein Gegenstand, und, obschon nur in Worten dargestellt, doch nicht ein bloßes Wort: das Wort ist nur die Form, in der sich die Ideen, die hier die Sachen sind, dem Bewußtseyn darstellen; und es wird Niemand, der die Gesetze der Entwickelung des Geistes kennt, zu läugnen wagen, daß dem Blicke, der an solchen Gegenständen der Innenwelt im Auffassen
Dritter Abſchnitt.
Geſchaͤft keinen andern Trieb, als den des groͤbern oder feinern Eigennutzes, kennt, und im Ungluͤck keine andre Reſignation, als den verbißnen Unmuth der Verzweiflung. So wird die Bildung fuͤr das Zeitliche ſelbſt durch die zu Grund gelegte Bildung fuͤr das Ewige veredelt.
Fuͤrs zweite aber, auch ſogar die Bildung fuͤr die Welt und das Leben wird gruͤndlicher, als nach dem Grundſatze des Philanthropiniſmus geſchieht, vorbereitet, wenn die Bildung zur Vernunft im Erziehungsunterricht vorausgeſchickt und zur Grundlage von jener gemacht wird. Ihr fuͤrchtet den Unterricht des Humaniſmus, weil ſich gar kein Gegenſtand, mit dem er es zu thun haͤtte, ſehen laͤßt, und es den An- ſchein hat, daß er am Ende ſich nur mit Traͤumereien abgebe. Allein, was der Humaniſmus will, iſt ja nicht ein Umtreiben des Lehrlings in gehalt- und form- loſen Phantaſieen von einer unſichtbaren Welt. Iſt gleich der Gegenſtand des Unterrichts, mit dem er ſich beſchaͤftiget, nicht ein roher Stoff, mehr das leibliche Auge im Betaſten, als das geiſtige Auge im Fixiren zu uͤben tauglich, ſo iſt er doch nichts deſto weniger ein Gegenſtand, und, obſchon nur in Worten dargeſtellt, doch nicht ein bloßes Wort: das Wort iſt nur die Form, in der ſich die Ideen, die hier die Sachen ſind, dem Bewußtſeyn darſtellen; und es wird Niemand, der die Geſetze der Entwickelung des Geiſtes kennt, zu laͤugnen wagen, daß dem Blicke, der an ſolchen Gegenſtaͤnden der Innenwelt im Auffaſſen
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Dritter Abſchnitt.
Geſchaͤft keinen andern Trieb, als den des groͤbern
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andre Reſignation, als den verbißnen Unmuth der
Verzweiflung. So wird die Bildung fuͤr das Zeitliche
ſelbſt durch die zu Grund gelegte Bildung fuͤr das
Ewige veredelt.
Fuͤrs zweite aber, auch ſogar die Bildung fuͤr
die Welt und das Leben wird gruͤndlicher, als
nach dem Grundſatze des Philanthropiniſmus geſchieht,
vorbereitet, wenn die Bildung zur Vernunft im
Erziehungsunterricht vorausgeſchickt und zur Grundlage
von jener gemacht wird. Ihr fuͤrchtet den Unterricht
des Humaniſmus, weil ſich gar kein Gegenſtand, mit
dem er es zu thun haͤtte, ſehen laͤßt, und es den An-
ſchein hat, daß er am Ende ſich nur mit Traͤumereien
abgebe. Allein, was der Humaniſmus will, iſt ja
nicht ein Umtreiben des Lehrlings in gehalt- und form-
loſen Phantaſieen von einer unſichtbaren Welt. Iſt
gleich der Gegenſtand des Unterrichts, mit dem er ſich
beſchaͤftiget, nicht ein roher Stoff, mehr das leibliche
Auge im Betaſten, als das geiſtige Auge im Fixiren
zu uͤben tauglich, ſo iſt er doch nichts deſto weniger
ein Gegenſtand, und, obſchon nur in Worten
dargeſtellt, doch nicht ein bloßes Wort: das Wort
iſt nur die Form, in der ſich die Ideen, die hier
die Sachen ſind, dem Bewußtſeyn darſtellen; und es
wird Niemand, der die Geſetze der Entwickelung des
Geiſtes kennt, zu laͤugnen wagen, daß dem Blicke, der
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/114>, abgerufen am 16.07.2024.
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