Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.Oder meynen wir vielleicht, daß selbst diese Erst da hatte Jesus seinen Geist in die Hände seyn,
Oder meynen wir vielleicht, daß ſelbſt dieſe Erſt da hatte Jeſus ſeinen Geiſt in die Hände ſeyn,
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Oder meynen wir vielleicht, daß ſelbſt dieſe
Vorſtellung nur ein ſchönes, aber leider bloß täu-
ſchendes Bild ohne innere Wahrheit ſey? Daß in
einem Zuſtande von Bewußtloſigkeit auch die Ruhe
nichts erquickendes haben könne, und daß ja doch we-
nigſtens unſer Körper nichts von dieſem Ausruhen
empfinden werde? — — So müßte auch der Schlaf,
dem doch jeder Ermüdete gern entgegen ſieht, nichts
angenehmes ſeyn? Oder man müßte das Aufhören
von Pein und Unruhe für nichts rechnen? Und end-
lich — wäre das Grab auch nur das Erinnerungs-
zeichen, daß der Geiſt des Menſchen, deſſen Leib
man da begraben habe, nun zu Gottes Ruhe einge-
gangen ſey, wenn er ihrer werth war, — würde es
noch immer Täuſchung ſeyn, wenn man ſich mehr
ſeiner freute, als darüber trauerte?
Erſt da hatte Jeſus ſeinen Geiſt in die Hände
ſeines Vaters niedergelegt, als ſeine Zurückgelaßnen
an ſein Grab denken mußten. Denn ſterbend be-
fahl er ihn dieſen Händen. Wir mögen dieß ver-
ſtehen wie wir wollen — einen frohern ungehemm-
tern Genuß der göttlichen Liebe, einen verbeſſertern
und ſeligern Zuſtand, ein freudiges Gefühl aus
den Händen undankbarer, feindſeliger und unge-
rechter Menſchen in beſſere Hände gekommen zu
ſeyn,
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