ertragen; wie sollten sie es nicht? -- Laßt uns bey dem ruhigen Genuß des Segens seiner Lehre nie vergessen, wie viel sie ihren ersten Bekennern gekostet hat, wie sehr es auch uns noch zu gut kömmt, daß sie Bahn brachen, daß sie die Rechte der Gewissensfreyheit so muthig gegen die mächtig- sten Herrscher vertheidigten, und daß ihr Mund nie so unerschrocken und ausdaurend gewesen seyn würde, wenn sie nicht Jesu viel größeres Beyspiel vor sich gehabt hätten.
Auf diese Art ist allein schon jene theure Lehre von dem Leiden und dem Tode unsers Herrn über- aus wohlthätig für die gesellschaftliche Glückseligkeit geworden. Denn wer könnte ungerecht genug seyn, zu zweifeln, ob auch würklich die Gesellschaft bey der Ausbreitung des Evangelii gewonnen, und ob es ein Vortheil für die Menschen gewesen, von einer entweder ganz irrigen und höchst abergläu- bischen, oder von einer knechtischen Verehrung Gottes befreyet zu werden? Aber hierauf sind ihre Würkungen noch nicht allein eingeschränkt. Auch nachdem dieser Zweck erreicht ist, und es aufhört Pflicht zu seyn, nach dem Beyspiel Jesu für Brüder auch das Leben zu lassen, hören doch die Gelegen- heiten noch gar nicht auf, wo Aufopferungen von
uns
ertragen; wie ſollten ſie es nicht? — Laßt uns bey dem ruhigen Genuß des Segens ſeiner Lehre nie vergeſſen, wie viel ſie ihren erſten Bekennern gekoſtet hat, wie ſehr es auch uns noch zu gut kömmt, daß ſie Bahn brachen, daß ſie die Rechte der Gewiſſensfreyheit ſo muthig gegen die mächtig- ſten Herrſcher vertheidigten, und daß ihr Mund nie ſo unerſchrocken und ausdaurend geweſen ſeyn würde, wenn ſie nicht Jeſu viel größeres Beyſpiel vor ſich gehabt hätten.
Auf dieſe Art iſt allein ſchon jene theure Lehre von dem Leiden und dem Tode unſers Herrn über- aus wohlthätig für die geſellſchaftliche Glückſeligkeit geworden. Denn wer könnte ungerecht genug ſeyn, zu zweifeln, ob auch würklich die Geſellſchaft bey der Ausbreitung des Evangelii gewonnen, und ob es ein Vortheil für die Menſchen geweſen, von einer entweder ganz irrigen und höchſt abergläu- biſchen, oder von einer knechtiſchen Verehrung Gottes befreyet zu werden? Aber hierauf ſind ihre Würkungen noch nicht allein eingeſchränkt. Auch nachdem dieſer Zweck erreicht iſt, und es aufhört Pflicht zu ſeyn, nach dem Beyſpiel Jeſu für Brüder auch das Leben zu laſſen, hören doch die Gelegen- heiten noch gar nicht auf, wo Aufopferungen von
uns
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[148[160]/0164]
ertragen; wie ſollten ſie es nicht? — Laßt uns
bey dem ruhigen Genuß des Segens ſeiner Lehre
nie vergeſſen, wie viel ſie ihren erſten Bekennern
gekoſtet hat, wie ſehr es auch uns noch zu gut
kömmt, daß ſie Bahn brachen, daß ſie die Rechte
der Gewiſſensfreyheit ſo muthig gegen die mächtig-
ſten Herrſcher vertheidigten, und daß ihr Mund nie
ſo unerſchrocken und ausdaurend geweſen ſeyn würde,
wenn ſie nicht Jeſu viel größeres Beyſpiel vor ſich
gehabt hätten.
Auf dieſe Art iſt allein ſchon jene theure Lehre
von dem Leiden und dem Tode unſers Herrn über-
aus wohlthätig für die geſellſchaftliche Glückſeligkeit
geworden. Denn wer könnte ungerecht genug ſeyn,
zu zweifeln, ob auch würklich die Geſellſchaft bey
der Ausbreitung des Evangelii gewonnen, und ob
es ein Vortheil für die Menſchen geweſen, von
einer entweder ganz irrigen und höchſt abergläu-
biſchen, oder von einer knechtiſchen Verehrung
Gottes befreyet zu werden? Aber hierauf ſind ihre
Würkungen noch nicht allein eingeſchränkt. Auch
nachdem dieſer Zweck erreicht iſt, und es aufhört
Pflicht zu ſeyn, nach dem Beyſpiel Jeſu für Brüder
auch das Leben zu laſſen, hören doch die Gelegen-
heiten noch gar nicht auf, wo Aufopferungen von
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 148[160]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/164>, abgerufen am 17.02.2025.
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