so weit über alle menschliche Leidenschaften erhabe- nen Eigenschaften Gottes, und noch weniger mit vielen deutlichen Aussprüchen der Bibel, vereinigen können. Sie haben vielmehr das Versöhnende die- ser Leiden, davon allerdings die letztere so deutlich redet, auf die Menschen eingeschränkt, und, da das große Hinderniß der Uebereinstimmung dieser mit Gott auf keine Art in Ihm, sondern allein in Ihnen -- diesen verirrten, gefallnen, ausgearte- ten Menschen -- lag, auch geglaubt, das Haupt- geschäfft dessen, der dieß Hinderniß wegräumen sollen, würde da angefangen haben, wo es am sichtbarsten, und gewiß allein gelegen. Sie haben en dlich gefunden, daß dieß die ganze Lehr- und Handlungsart Jesu bestätige, der durch seinen Un- terricht die Menschen zu bessern, und durch die ganz einzigen Verdienste, die er sich um sie erwirbt, vor allen durch seinen schmachvollen Tod, zu überzeu- gen sucht, wie sicher der gebesserte Mensch von Gottes erbarmender Liebe seyn könne, da es ja eben Gott sey, der ihn um des Wohls der Menschen willen, zur Uebernehmung von dem allen, in die Welt ge- sandt habe. So wenig sie bey dieser Ueberzeugung ihren anders denkenden Mitbruder verachten oder richten, oder beunruhigen, so fest sind sie über-
zeugt
ſo weit über alle menſchliche Leidenſchaften erhabe- nen Eigenſchaften Gottes, und noch weniger mit vielen deutlichen Ausſprüchen der Bibel, vereinigen können. Sie haben vielmehr das Verſöhnende die- ſer Leiden, davon allerdings die letztere ſo deutlich redet, auf die Menſchen eingeſchränkt, und, da das große Hinderniß der Uebereinſtimmung dieſer mit Gott auf keine Art in Ihm, ſondern allein in Ihnen — dieſen verirrten, gefallnen, ausgearte- ten Menſchen — lag, auch geglaubt, das Haupt- geſchäfft deſſen, der dieß Hinderniß wegräumen ſollen, würde da angefangen haben, wo es am ſichtbarſten, und gewiß allein gelegen. Sie haben en dlich gefunden, daß dieß die ganze Lehr- und Handlungsart Jeſu beſtätige, der durch ſeinen Un- terricht die Menſchen zu beſſern, und durch die ganz einzigen Verdienſte, die er ſich um ſie erwirbt, vor allen durch ſeinen ſchmachvollen Tod, zu überzeu- gen ſucht, wie ſicher der gebeſſerte Menſch von Gottes erbarmender Liebe ſeyn könne, da es ja eben Gott ſey, der ihn um des Wohls der Menſchen willen, zur Uebernehmung von dem allen, in die Welt ge- ſandt habe. So wenig ſie bey dieſer Ueberzeugung ihren anders denkenden Mitbruder verachten oder richten, oder beunruhigen, ſo feſt ſind ſie über-
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[139[151]/0155]
ſo weit über alle menſchliche Leidenſchaften erhabe-
nen Eigenſchaften Gottes, und noch weniger mit
vielen deutlichen Ausſprüchen der Bibel, vereinigen
können. Sie haben vielmehr das Verſöhnende die-
ſer Leiden, davon allerdings die letztere ſo deutlich
redet, auf die Menſchen eingeſchränkt, und, da
das große Hinderniß der Uebereinſtimmung dieſer
mit Gott auf keine Art in Ihm, ſondern allein in
Ihnen — dieſen verirrten, gefallnen, ausgearte-
ten Menſchen — lag, auch geglaubt, das Haupt-
geſchäfft deſſen, der dieß Hinderniß wegräumen
ſollen, würde da angefangen haben, wo es am
ſichtbarſten, und gewiß allein gelegen. Sie haben
en dlich gefunden, daß dieß die ganze Lehr- und
Handlungsart Jeſu beſtätige, der durch ſeinen Un-
terricht die Menſchen zu beſſern, und durch die ganz
einzigen Verdienſte, die er ſich um ſie erwirbt, vor
allen durch ſeinen ſchmachvollen Tod, zu überzeu-
gen ſucht, wie ſicher der gebeſſerte Menſch von Gottes
erbarmender Liebe ſeyn könne, da es ja eben Gott
ſey, der ihn um des Wohls der Menſchen willen,
zur Uebernehmung von dem allen, in die Welt ge-
ſandt habe. So wenig ſie bey dieſer Ueberzeugung
ihren anders denkenden Mitbruder verachten oder
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 139[151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/155>, abgerufen am 29.06.2024.
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